Momente von Finvara (Wichtelsammlung 2013) ================================================================================ Kapitel 3: Annäherung? ---------------------- Harry Potter hockte zwischen einem Haufen an Kisten, Kästchen und Kartons in der alten Wohnung der Dursley im Privet Drive. Draußen war es dunkel und der Regen prasselte unaufhörlich gegen die Scheiben. Er war nicht gut auf die Familie Dursley zu sprechen, doch er hatte ihnen nicht gewünscht, dass sie bei einem Autounfall starben. Nun war er als einziger Verwandter dafür zuständig die Wohnungen leer zu räumen, das Erbe zu verwalten und viele andere Dinge zu verwalten, von denen er gar nicht gewusst hatte, dass es sie gab. Ein Schauer rieselte über Harrys Rücken und er merkte, dass es ihm immer noch nicht ganz klar war, dass Petunia, Vernon und Dudley tot waren. Wie Sirius, Dumbledore, Snape, Tonks und all die anderen. Er hatte schon wieder Menschen verloren. Mit einem schweren Seufzer öffnete er einen weiteren Karton, der die Aufschrift „Petunia“ trug. Das meiste waren private Dinge, wie Briefe, Notizen und Fotos. Doch ein Buch mit einem aufgemalten Hogwartswappen ließ Harry stutzig werden. Das Wappen war schlecht gemalt und Tiere kaum zu erkennen, doch das große „H“ war eindeutig. Doch was hatte das in Petunias Karton zu suchen, wo sie Magie so verabscheute? Neugierig schlug er das kleine Notizbuch und musste feststellen, dass die ersten Seiten fehlten. Jemand hatte sie gründlich herausgetrennt. Harry biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und besah sich das Gekritzel auf der ersten Seite. „Hogwarts ist doof!“, „Niemand liebt mich. Immer nur Lily…“ und ähnliches. Er hatte gar nicht gewusst, dass seine Tante so gelitten hatte. Er verstand nun ein wenig, warum sie so verbittert gewesen war. Sie hatte Dudley bevorzugt und ihn in ihre Position gerückt, vielleicht sogar ohne es zu merken. Harry blätterte durch das Buch und hielt wahllos bei einer Seite an. Er hatte nie gewusst, dass seine Tante eine so schöne, klare Schrift gehabt hatte. Aber er hatte vieles nicht gewusst.   London – du schöne Stadt. Endlich bin ich weg von meiner Familie, weg von Lily und kann ein normales Leben führen. Ich bin nun schon seit mehreren Tagen hier und meine Ausbildung zur Stenographin ist das Beste, was ich tun kann. Mir gefällt die Freiheit außerhalb meiner Wohnung. Ich kann gehen wohin ich will, es ist immer was los. Und in meiner Wohnung bin ich beschützt und sicher. Jeden Tag freue ich mich, dass ich allem zum Trotz doch ausgebrochen bin aus meinem alten Leben. --- 6.00: Aufstehen, Zähne putzen, anziehen. Heute den grauen, engen knielangen Rock und die schwarze, süße Bluse dazu 6.45:  Eine Tasse Tee mit Pfannkuchen und Würstchen zum Frühstück – so starte ich gut in den Tag! 7.15: Guten Mutes schließe ich die Tür hinter mir ab und gehe zur Bushaltestelle. In dem Moment, an dem ich angekommen, öffnet der Bus seine Türe. Perfekt abgestimmt. 7.43: Der Bus hält mit einer Minute Verspätung vor meiner Arbeitsstelle. Der Grund war eine junge Frau mit Kinderwage. Nunja, eine Minute ist in Ordnung. Mit mir zusammen steigt ein Mädchen aus. Sie fällt auf, mit der wilden Mähne und der Blume im Haar. Ihr Rock ist zu kurz und die Bluse zu weit offen. Was die wohl in so einem seriösen Unternehmen will? Selbstsicher lächelt sie mich an und fragt überaschenderweise höflich nach dem Weg. Sie hat was Lily, diesem Freak. Aber auf positive Weise. 8.00: Arbeitsbeginn… Gelangweilt blätterte Harry weiter. Er hatte interessantere Dinge erwartet, aber offensichtlich war seine Tante schon immer so langweilig und perfektionistisch gewesen wie in seiner Kindheit. Irgendwie traurig. Er stoppte erst als ein schwarz-weiß-Foto seine Aufmerksamkeit erregte. Seine Tante war dort zu sehen, in einem schlichten Kleid, welches ihr gut stand, die Haare waren offen und sie wirkte ausgelassen, so wild. Links neben ihr stand eine junge Frau, mit einem sehr kurzen Haarschnitt und einem Männerhemd. Harry glaubte, es könnte das Mädchen aus dem Eintrag gewesen sein, den er vorhin gelesen hatte. Im Hintergrund war Vernon zu sehen. Hatte sie ihn dort vielleicht kennen gelernt? Im Nachhinein war es traurig, wie wenig er über seine Familie wusste, doch ändern konnte er es nicht mehr. Mit einem Seufzen legte er das Notizbuch beiseite, das so wichtig war, dass Petunia es so lange aufbewahrt hatte, beiseite. Er würde es später in aller Ruhe zu Hause lesen, falls James Sirius ihm ein wenig Ruhe gönnte, was er bezweifelte. Außerdem war Teddy gerade da. Als er aufstand, knackte sein Rücken ganz furchtbar, doch er lächelte, als er daran dachte schon bald wieder in Godrics Hollow zu sein und über den großen Bauch seiner schon wieder schwangeren Frau zu streicheln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)