Momente von Finvara (Wichtelsammlung 2013) ================================================================================ Kapitel 2: Feuer ---------------- Es war voll in der Nokturngasse. Eng und wuselig. Pansy wurde von vielen seltsamen Gestalten angesprochen, als sie sich ihren Weg durch die Gasse bahnte. „Fingernägel von Jungfrauen! Die sind gut für Ihren Teint!“ „Das Blut einer Nixe. Sie können sich gar nicht vorstellen, was Sie damit alles anstellen können!“ Doch sie ignorierte alle. Sie hatte einmal den Fehler gemacht und war stehen geblieben. Hinterher war ihr ganzes Geld weg gewesen. Gestohlen! Sie wusste, wo sie hinwollte, nämlich zu Borgin & Burke’s um nach dem Kettchen zu sehen, was ihr so gefallen hatte. Doch kurz bevor sie das zwielichtige Geschäft erreichte, fiel ihr eine alte Frau auf. Sie saß an der Mauer ihres Zieles. Langes graues Haar fiel über ihre Schultern und sie hatte das Gefühl die Frau durchbohrte sie mit ihren Blicken. Das grün ihrer Augen war unglaublich intensiv. Obwohl sie es nicht wollte, ging sie zu der Frau hinüber. Einen Moment lang blieb sie vor ihr stehen, dann ging sie in die Knie. Die beiden sahen sich schweigend an. „Hab ich dich gefunden“, flüsterte die alte Frau und griff nach Pansys Handgelenk. Bevor sie sich versah, stülpte ihr die Frau einen feinen, silbernen Armreif über die Hand. Sie wollte ihn abziehen, doch er verengte sich. Sie hatte keine Möglichkeit ihn zu lösen. Als sie aufsah, war die alte Frau verschwunden. Pansy entschied sich gegen Borgin & Burke’s, drehte sich um und floh zurück in die Winkelgasse. Vor Gringotts blieb sie stehen und besah sich noch einmal den Armreif. Jetzt, im Tageslicht, konnte sie ihn genau sehen. Er war schmaler als sie gedacht hatte. Er war kaum zu sehen, und doch konnte sie sehen, dass das Silber alt sein musste. Auf dem Reif waren feine Muster eingraviert. Sie sahen beinahe aus wie Runen, doch sie konnte sich täuschen. Sie hatte nie alte Runen belegt. In der Mitte war ein kleiner, roter Stein eingelassen, der unheimlich funkelte. Sollte sie jemandem davon berichten? Dann entschied sie sich dagegen. Ihr Zauberstabladen begann zu laufen und ihre Kunden schenkten ihr ein gewisses Vertrauen, und das obwohl der Krieg erst zehn Jahre her war. Pansy Zabini konnte ihre Lebensgrundlage nicht aufs Spiel setzen. Sie wollte gerade in Richtung ihres Ladenlokals schlendern, als sie hörte, wie jemand sie rief. Sie hatte die Stimme sofort erkannt und lächelte, als ihr Ehemann ihr entgegen kam. Sie küsste ihn auf die Wange und strahlte. Sie hatte ihn vermisst. Blaise war fast vier Monate in Mexiko gewesen. „Ich wusste gar nicht, dass du heute wiederkommst! Ich hab in frühestens vier Monaten mit dir gerechnet!“, sagte sie und lachte freudig. Ihr Mann sah sie verliebt an. Keiner der beiden war so gefühlsbetont, dass sie nun eine Szene machen würden. Das hoben sie sich für später auf, wenn sie alleine waren. „Wir haben den Stein früher gefunden als erwartet. Und da Weasley möglichst schnell zu seinen unzähligen Kindern wollte, haben wir anderen auch frei bekommen. Wir sehen uns heute Abend. Ich bin noch mit Theo verabredet.“, erklärte er kurz und küsste sie, bevor er eilig die Straße entlang ging. Einen Moment lang blieb Pansy glücklich auf der Stelle stehen und genoss den Sonnenschein, bevor sie sich wieder an die Arbeit machte. Schließlich war bald Schulbeginn. *~* Pansy hatte die Zeit mit Blaise sehr genossen, doch mittlerweile war er wieder unterwegs, diesmal in Peru. Sie war ungern alleine, aber was sollte sie machen? Ihr Ehemann liebte seinen Job und sie würde ihren Laden nicht aufgeben. Sie saß in ihrem kühl eingerichteten Wohnzimmer und las die Hexenwoche. Mal wieder wurde über Hermione Weasley berichtet. Mit einem Schnauben schlug die die Klatschzeitschrift zu und wollte sie ins Feuer werfen. Doch bevor diese den Kamin erreicht hatte, war die Zeitschrift in Flammen aufgegangen. Als sei das Feuer aus dem Kamin zu der Zeitschrift gesprungen. Blödsinn, schalt Pansy sich in Gedanken. Sowas funktioniert nicht. Oder höchstens in Büchern. Fakt war aber, dass die Zeitschrift verbrannt war, bevor sie die Flammen auch nur erreicht hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe und dachte nach. Es musste ein anderer Magier dahinter stecken. Jemand, der sie erschrecken wollte. „Draco?“, rief sie ins nichts. Er war der einzige, der diese Art von Humor hatte. Doch keine Reaktion. Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Das Feuer begann zu flackern, es zitterte förmlich. In ihrer Panik griff Pansy nach ihrem Zauberstab und ließ eine Fontäne Wasser in den Kamin spritzen. Erleichtert sah sie, wie das Feuer verlisch. Doch das Gefühl der Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Ohne das Licht und die Wärme des Feuers fühlte sie sich ungeschützt und verlassen. Frustriert sprang Pansy von ihrem Sofa auf und lief im Wohnzimmer auf und ab. Sie wusste selbst nicht, was mit ihr los war. Aber irgendetwas war anders. Es blitzte etwas rot auf und schon brannte das Feuer in ihrem Kamin wieder lichterloh. Sie sah an sich runter. Sie trug nichts Rotes. Sie trug nie rot, aus alter Gewohnheit. Sie biss sich auf die Unterlippe und dachte nach. Bis ihr einfiel, dass der Stein im Armreif rot war. Zögernd hob sie ihre Hand und schluckte, als sie sah, dass das Silber eine rötliche Färbung angenommen hatte und der Stein noch immer ein mattes Licht absonderte. Hab ich dich gefunden. Das hatte die alte Frau gesagt, fiel ihr wieder ein. Hatte der Reif etwas damit zu tun? Offensichtlich. Wo war sie da nur reingeraten? Aber da konnte sie später drüber nachdenken. Erst einmal galt es ihre Vermutung zu bestätigen. Hoffentlich zu widerlegen. Sie konzentrierte sich aufs Feuer und ließ die Flammen kleiner werden, bis sie wieder verloschen. Das matte Licht des Steines wurde immer heller und der Reif wurde immer heißer. So heiß, dass sie glaubte, er verbrenne ihre Haut. Durch die Schmerzen lies ihre Konzentration schlagartig nach. Als sie sich erholt hatte, war das Licht vollständig erloschen und das Silber hatte seinen ursprünglichen matten Glanz wieder erlangt. Erschöpft ließ sie sich auf das Sofa fallen und sah ungläubig den unscheinbaren Reif an. Das konnte nicht sein! So etwas passierte ihr nicht! Jedem anderem! Blaise, Draco, ja, sogar Potter oder Weasley. Aber nicht ihr! Sie wollte keine herausragenden Kräfte. Nein, die Zeiten waren vorbei. Sie, die mopsgesichtige Pansy Zabini, wollte ein ruhiges Leben, dass ihr ab und zu ein bisschen Luxus gönnte. Und nun? Nun saß sie hier und beherrschte Feuer. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Das war ausgemachter Humbug! Sie hatte noch nie von einem alten Artefakt gehört, dass solche Kräfte in sich trug. Gleich morgen, würde sie wieder die Nokturngasse aufsuchen. Vielleicht fand sie ein Buch dazu. Sie glaubte nicht bei Flourish & Blotts fündig zu werden. Sie glaubte, es müsse schwarze Magie im Spiel sein. Anders konnte sie sich das nicht erklären. Sie hatte sich in allen Buchhandlungen totgesucht. Bei Merlins Unterhose! Nirgends war etwas zu finden gewesen. Sie hatte sich schon damit abgefunden, Blaise die Wahrheit sagen zu müssen, wenn er wieder im Land ist. In Momenten wie diesen, als sie scheinbar entspannt und gut gelaunt durch ihren Laden schlenderte und Kunden beriet, vermisste sie ihren Ehemann und würde ihn unendlich gerne an ihrer Seite wissen. Aber da musste sie alleine durch. Dennoch versuchte Pansy alles positiv zu sehen. Sie war eine starke Frau und würde es schon schaffen. Irgendwie. Sie schloss nach einem langen Tag die Tür ab. Heute war viel los gewesen. Wie immer kurz vor Schulbeginn wenn die ganzen Schlam… Muggelstämmigen Zauberstäbe brauchten. Auch bekannte Gesichter waren da gewesen, wie Marcus Flint und sein Sohn. Manchmal machte es sie traurig, dass sie die Meisten nie wieder sehen würde. Und doch erinnerte sie sich jetzt schon an jeden einzelnen Kunden, der ihre Schwelle überschritten hatte. Mit einem Schwung ihres Zauberstabes sicherte sie die Tür magisch noch einmal ab, bevor ihr Weg sie zum Tropfenden Kessel führte. Ihre Wohnung war zwar ein ganzes Stück weit entfernt von der Winkelgasse, aber dafür hatte sie dort ihre Ruhe. Auch wenn die Blicke weniger wurden, war sie noch immer Pansy Parkinson. Auch wenn sie nie das Todessermal getragen hatte, war sie es, die Harry Potter opfern wollte. Unmerklich reckte sie ihr Kinn als sie langsam in eine Wohngegend kam. Noch immer in ihre Gedanken versunken hörte sie weder die Schreie kleiner Kinder, noch roch sie die verbrannte Luft. Erst als eine Frau sie kreischend zur Seite schubste und nach ihrem Kind rief, schreckte sie aus ihren Gedanken auf und sah, dass ein Mehrfamilienhaus in Flammen stand. Die Hexen und Zauberer rannten panisch hin und her. Wie erstarrt blieb Pansy stehen. Panik durchflutete sie. Sie wollte wegrennen, aber sie konnte es nicht. Ihr Körper war starr und sie hatte die Augen weit aufgerissen. Erst als sie einen Schatten in dem lichterloh brennenden Haus sah, schaffte sie es, sich zu bewegen. Sie hatte nie als besonders hilfsbereit oder gar mutig gegolten, doch hier ging es um einen Menschen und sie schien die einzige zu sein, die ihn bemerkt hatte. Blindlings rannte sie los, bahnte sich ihren Weg durch die panischen Massen und fingerte nach ihrem Zauberstab. Als sie ihn endlich in der Hand hatte, fühlte sie sich viel sicherer. Ihr Wasserzauber war eher witzlos und löschte das Feuer nicht. Aber da erinnerte sie sich an das, was ihr passiert war. Das Feuer bändigen. Sie konzentrierte sich auf das die Flammen und kämpfte sie mit aller Gewalt nieder. Manchmal dachte sie, sie hätte gewonnen, doch dann brachen die Flammen mit neuer Stärke und Intensität aus. Sie atmete schwer und schwitzte. Hatte denn niemand das Ministerium verständigt? Es musste doch jemand kommen, der ihr helfen konnte. Aber in dem Chaos bemerkte sie keiner, während das Feuer sich trotz ihrer Anstrengungen weiter ausbreitete. Sie dachte an den Menschen, der vielleicht noch lebte. Kurz schoss ihr durch den Kopf, dass sie vielleicht doch nicht so sehr Slytherin war, wie sie immer gedacht hatte. Der Gedanke an das Opfer gab ihre neue Kraft. Sie konnte nicht aufgeben. Nicht, wenn sie diesmal die Chance hatte tatsächlich jemanden zu retten. Sie öffnete ihre Fäuste und das Feuer barst aus. Dann schloss sie ganz langsam und hoch konzentriert ihre Fäuste. Sie verharrte immer wieder in der Bewegung und sah, wie das Feuer langsam, aber endgültig erlosch. Als es nur noch ein wenig rauchte, betrat sie die Trümmer. Mehr war von dem Haus nicht übrig. Leise murmelte sie den Zauberspruch um Lebewesen aufzuspüren, doch er verpuffte. Sie schluckte und suchte sich ihren Weg durch die Trümmer. Ihr Gefühl sagte ihr, dass dies kein gewöhnliches Feuer gewesen war. Die Luft vibrierte noch. Lag es an der Magie? Sie stockte. An der Wand war ein Zeichen? Sie besah es sich genauer. Pansy zog die Augenbrauen zusammen. Das konnte kein Zufall sein. Es sah aus wie die Rune für Dämon. Sie wischte darüber, um zu testen ob es sich nur um Ruß handelte, doch das Zeichen blieb. Sie kauerte sich vor das Zeichen. Was hatte das zu bedeuten? Erst als sie Schritte hörte, erwachte sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand. Bevor jemand sie entdecken konnte, disapparierte sie. Pansy wollte nicht an einem Ort wie diesen gesehen werden. Das würde nur ein schlechtes Licht auf sie werfen. Und das konnte sie wirklich nicht gebrauchen ~*~ Der Defender rettet Menschenleben Von Rita Kimmkorn Unsere Welt war seit Sie-wissen-schon-wem nicht mehr in einer solchen Aufregung. Häuser, die wie aus dem nichts in Flammen aufgehen, und das am helllichten Tag! Immer sind Wohngegenden betroffen und die Menschen haben Angst. Das Ministerium, unter Führung von Kingsley Shacklebolt muss handeln. Und dennoch versagt es beinahe täglich. Und das obwohl beinahe überall Feuerschutz- und Feuermeldezauber installiert wurden. Wem soll die Bevölkerung trauen? Auf wen kann sie sich in diesen schwierigen Zeiten verlassen? Nun, ich hätte hier einen Lösungsvorschlag. Seit einiger Zeit gibt es jemanden, der diese Brände löscht und somit Menschenleben rette. Die Rede ist, wie sollte es anders sein, vom Defender. Niemand weiß, wie er die Feuer löscht oder wer dahinter steckt. Man munkelt, dass Harry Potter derjenige sei, der die Brände löscht. Ja, es gibt sogar Theorien, dass er sie selber legt, nur um wieder als Held gefeiert zu werden. Denn die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf seine Person hat stark abgenommen. Und nun braucht er sie, um zu leben. Ich unterstütze diese Theorie nicht, denn wenn es Harry Potter wäre, würde er sich mit seinem Geltungsdrang zeigen und die Massen nicht rätseln lassen. Also wer steckt dann hinter dem Defender? Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, und dennoch glaube ich, dass es sich um eine Frau handelt, die unsere Bürger vor dem sicherem Tod rettet. Dieses Foto ist am ersten Tatort entstanden. Es kann nur die Frisur einer Frau sein. Und ich werde dran bleiben und den Defender für euch enthüllen! Zudem kursieren Gerüchte, dass es sich um Brandstiftung handelt, denn an jedem Tatort wurde eine alte Rune gefunden. Nach gründlicher Recherche kann ich bestätigen, dass die Übersetzung „Dämon“ lautet. Es kann kein Zufall sein, dass sie an jedem Ort gefunden wird, und dennoch ist die Ursache des Feuers nicht geklärt Mit einem Schnauben warf Pansy den Abendpropheten in ihren Kamin. Rita Kimmkorn hatte auch schon mal besser Bericht erstattet. Sie hatte den Propheten auch nur gelesen, um die Dusche heraus schieben zu können. Irgendwie fühlte sie sich unglaublich erschöpft. Aber vielleicht wurde sie auch einfach nur krank. Nur gesellte sich zu der Frage, wie das Feuer entstand auch noch das Wissen, dass Kimmkorn ihr auf den Fersen war. Sie wollte nicht entdeckt werden und hatte bisher jeden Kontakt zu Menschen gemieden. Seit dem ersten Vorfall hatte sie immer eine schwarze, schlichte Maske dabei um sich zu schützen. Und jetzt tauchte dieses Foto von ihr auf. In der Zeitung! Sie durfte Kimmkorn nicht unterschätzen. Das durfte nicht wahr sein. Ungehalten stampfte Pansy mit dem Fuß auf. Dann schalt sie sich einen Idioten und stand auf um doch duschen zu gehen. Sie konnte jetzt sowieso nichts ausrichten. ~*~ Sie stand hinter ihrem Verkaufstresen. Heute war wenig los. Es war der erste September und es regnete. Bücher, Umhänge und Zauberstäbe waren gekauft und der Zug dampfte in Richtung Hogwarts. Auch wenn sie es selten zugab, sie vermisste das Schloss. Sie hatte überlegt Lehrerin zu werden, aber sie konnte nicht mit Kindern umgehen. Nicht über einen langen Zeitraum hinweg. Und so stand sie immerhin in Verbindung mit dem Schloss. Ohne ihre Zauberstäbe wären sie alle hilflos. Sie langweilte sich und griff in ihre Tasche. Sie hatte sich ein Buch über Runen gekauft und hoffte dort irgendetwas zu finden. Aber nirgendwo stand etwas zu dieser Rune. So, als hätte jemand versucht, alle Erinnerung an sie auszulöschen. Das war der Moment, in dem sie sich fragte, wieso sie die Rune kannte. Pansy kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum und sah in den strömenden Regen. Schließlich kam sie zu einem Entschluss. Nur ein Geschäft konnte ihr jetzt helfen, nämlich Borgin & Burke’s. Es war riskant, sicher, aber bei diesem Wetter würde sie niemand sehen. Einen Moment hielt sie inne. Sie könnte Blaise fragen. Das war sicherer. Und er wusste bestimmt schon von den Bränden. Aber sie wollte unabhängig sein und ihre Probleme ohne Blaise lösen. Sie griff nach ihrem Umhang und verließ ihr Geschäft. Doch sie war erst ein paar Schritte gegangen, als sie sich anders entschied. Sie stürmte beinahe zurück in ihren Laden und ließ den Umhang achtlos auf den Boden fallen. Ein Hauself würde ihn schon wegräumen. In ihrem Arbeitszimmer griff sie nach dem Flohpulver und baute eine Verbindung zu Blaise auf. „Was ist?“, fragte er beinahe skeptisch. Selbst im Feuer sah Pansy gehetzt und nachdenklich aus. So hatte er seine Frau nur einmal gesehen, nämlich als sie vorschlug Harry Potter auszuliefern. „Blaise, kannst du mir eine Frage beantworten?“, fragte Pansy und beruhigte sich langsam. Er nickte und sah seine Frau aufmerksam an, bis er liebevoll lächeln musste. Pansy kam selten mit ihren Problemen zu ihm. Sie machte Dinge eher mit sich aus. „Du hast von den Bränden gehört? Diese Rune die dort gefunden wurde, mit der Bedeutung Dämon. Wo kommt die her?“, fragte sie leise, als ob sie fürchtete jemand könnte sie belauschen. „Natürlich hab ich die Nachrichten verfolgt. Ich war erschreckt, als ich die Rune gesehen habe. Die wenigsten kennen sie noch. Meistens sind es Fluchbrecher. Es sind so genannte magische Runen. Sie speichern Magie, die zu einem beliebigen Zeitpunkt durch ihren Zeichner freigesetzt werden kann.“ Pansy nickte verstehend. Sie hatte begriffen, wie das Feuer entstand. Und weshalb nie ein Verdächtiger in der Nähe gewesen war. „Aber die Rune Dämon löst doch kein Feuer aus?“, fragte sie und Blaise schüttelte den Kopf. „Niemand weiß mehr, was diese Rune bewirkt.“ „Danke Blaise. Und ich liebe dich.“ „Ich dich auch, Pans“, dann war Pansy verschwunden und das Feuer in seinem Kamin prasselte wieder vor sich hin. Ob sie dem Brandstifter auf der Spur war? Eigentlich war so etwas nicht ihr Fall, aber er wusste, dass sie Herausforderungen liebte. Pansy schritt in ihrem Wohnzimmer auf und ab. Die Fotos an ihrer Wand hatte sie durch Fotos der Opfer ersetzt. Alle Häuser oder Wohnungen, die gebrannt hatten, gehörten ehemaligen Hogwartsschülern. Das war nichts besonders. Beinahe jeder in England oder Schottland war nach Hogwarts gegangen. Sie warf einen Blick auf die magischen Fotos und besah sich noch einmal die Daten. Sie alle waren bei der Schlacht um Hogwarts anwesend gewesen! Pansy sah siegesssicher aus. Das war der Durchbruch. In ihrem Kopf begann es zu arbeiten. Sie waren alle in Pansys Alter gewesen und jeder war bei der Schlacht um Hogwarts gewesen. Das grenzte die möglichen Opfer … doch nicht ein. Sie war sich so sicher gewesen, dass sie den entschiedenen Hinweis gefunden hatte. Jetzt war sie tief enttäuscht. Es hatte ihr gar nichts gebracht. Sie stand am Anfang und konnte nur hoffen, dass sie es wieder rechtzeitig schaffte und das erste Opfer das einzige bleiben würde. Außerdem hatte sie noch immer keine Ahnung, wie diese Rune Feuer entstehen ließ. Sie war sich sicher, dass es mit der Rune zusammenhing. Sie war kein einfaches Zeichen, dazu war sie zu komplex und in Vergessenheit geraten. Sie seufzte frustriert und ließ sich auf ihr Sofa fallen. Sie drehte sich im Kreis und fühlte sich so machtlos und hilflos. Sie konnte gleich aufgeben. Das Ministerium war bestimmt an dem Fall dran und viel weiter als sie. Immerhin hatten die Potter und konnten Gran… Weasley um Rat fragen, während sie auf sich gestellt war. Nein, dachte sie, ich kann jetzt nicht aufgeben. Ich bin kurz davor herauszufinden, wer die Zauberer und Hexen in Angst und Schrecken versetzt. ~*~ Lachend saß Pansy neben Theodore Nott am Tisch. Sie war Dracos Einladung gefolgt, weil sie glaubte, es würde ihr gut tun sich mal mit etwas anderem zu beschäftigen. Und das tat es. Sie hatte nicht gewusst, dass Theodore so gut die aktuellen politischen Ereignisse mit schwarzem Humor versehen konnte und dass er so geistreich war. Sie hatte so viel Freude wie seit langem nicht mehr. Draco quittierte diese Witze mit einem müden Lächeln. Die meisten gingen zur Lasten der Malfoys. Millicent, die zu Schulzeiten Pansys Freundin war, unterhielt sich lebhaft mit Astoria. Einzig und allein Gregory sah unglücklich und einsam aus. Der Platz, auf dem sonst Vincent Crabbe gesessen hatte, war immer noch leer, und dass obwohl die Schlacht schon so lange zurück war. Pansy wusste, dass Gregory den Tod seines besten Freundes noch immer nicht verwunden hatte. Dabei hatten sie alles in ihrer Macht stehende getan, um ihm zu helfen. Doch irgendwann hatte nicht nur sie aufgegeben, sondern auch Blaise und Theo. Ganz schon zum Schluss sogar Millicent, die sehr in ihn verliebt gewesen war. Jetzt war es nur noch Draco, der ihn ab und zu einlud. Sie sah ihn nachdenklich an. Irgendwie sah er wütend aus, doch Theodore erwartete ihre Aufmerksamkeit und so hörte sie ihm wieder zu und vergaß Gregory. Im Laufe des fröhlichen Abends schlug tatsächlich ihr Ehemann auf. Er sah zerzaust aus und schien auch nicht zu Hause gewesen zu sein. Sie lächelte ihn strahlend an. Pansy wollte gerne aufspringen, doch obwohl die Menschen hier ihre Freunde waren, war es ihr peinlich. So wartete sie, bis Blaise bei ihr war und sie liebevoll küsste. Sie wechselten flüsternd ein paar Worte, dann setzte Blaise sich neben Draco und die beiden unterhielten sich lautstark über Blaises Arbeit. Der Abend schritt fort, es wurde gegessen, getrunken und gelacht. Gegen Mitternacht verabschiedete sich Astoria, kurz darauf folgten Millicent und Theodore, so dass nur noch Blaise, Pansy, Draco und Gregory anwesend waren. Sie waren zusammen gerückt und saßen mittlerweile um einen kleinen Wohnzimmertisch verteilt. Pansy hatte sich an Blaise gelehnt und die Augen geschlossen. „Ihr habt ihn vergessen. Einfach vergessen“, hörte sie Gregory mit seiner dumpfen, tiefen Stimme sagen. „Greg, wie könnten wir Vincent jemals vergessen?“, hörte sie Draco fragen. Pansy verkrampfte sich und rückte von Blaise weg. Sie hatte es geahnt. „Niemand von euch besucht sein Grab oder redet mehr von ihm. Ihr habt ihn einfach vergessen!“, Gregory klang unglaublich wütend. Es war, als hätte sich die Wut der letzten zehn Jahre in ihm angestaut und würde jetzt aus ihm heraus brechen. „Greg“, fing Blaise beruhigend an, doch Gregory unterbrach ihn: „Du hast keine Ahnung! Er war doch nie dein Freund! Du hast ihn immer nur ausgenutzt. Ihr alle habt ihn ausgenutzt und nie ernst genommen. Und nachdem er gestorben ist, habt ihr ihn einfach vergessen und seit zum Alltag zurück gekehrt!“ Keiner der Anwesenden sagte etwas. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich im Raum aus. Gregory war aufgesprungen und sah sie noch immer wütend an. Pansy biss sich auf die Unterlippe. Sie musste etwas tun. Sie war stets die Vermittlerin gewesen und sie hatte auch jetzt das Gefühl, dass sie vermitteln musste. „Gregory“, begann sie in einem sanften, leisen Tonfall, als würde sie mit einem Tier sprechen, „wir haben Vince nicht vergessen. Das könnten wir nie. Er war unser Freund. Nein, er ist unser Freund. Und ich weiß, dass er irgendwo ist, und sich darüber freut, dass wir unser Leben leben. Und das wünscht er sich auf für dich.“ Gregorys Wut wandelte sich in Trauer und er sah Pansy direkt an. „Meinst du wirklich?“, hakte er nach. Und Pansy nickte. Im Nachhinein war sie sich sicher, dass es ein Fehler gewesen war. „Lügnerin!“, brüllte er und funkelte sie an, als sei sie an allem Schuld. Einen Moment sah es so aus, als wolle er auf sie losgehen. Sie spürte, wie Blaise und Draco aufsprangen und ihre Zauberstäbe zogen. Sie selbst blieb sitzen und sah ihn an. Mit einem Knurren ließ er sich in den Sessel fallen. Und auch Draco setzte sich, während Blaise noch immer mit erhobenem Zauberstab da stand. Blaise bedrohte Gregory noch immer, während Pansy nicht verstand, warum er sich hingesetzt hatte. Er war noch immer wütend. Seine ganze Körperhaltung sagte dies. Und doch saß er. Hatte er Angst vor Draco und Blaise? Aber wenn jemand so wütend war, war es ihm normalerweise egal, ob sein Gegenüber stärker war. Außerdem, bei aller Liebe, Gregory war noch nie der Hellste gewesen. Und überlegt handelte er schon gar nicht. Also, warum hatte er sich hingesetzt? „Gregory“, es war Pansy, die das bedrohliche, angespannte Schweigen brach. Sie hatte es nicht ausgehalten. Nervös knetete sie ihre Hände und strengte sich an, um Gregory in die Augen zu sehen. Es fiel ihr nicht leicht. „Weshalb glaubst du, dass wir Vincent vergessen hätten? Er war unser Freund und wir vermissen ihn noch immer. Es gibt Tage…“, ihre Stimme wurde höher und schriller. Angst breitete sich durch ihre Adern aus. Plötzlich und ohne Vorwarnung. Sie begann zu zittern, „…da will ich ihn anflohen, um ihn um etwas zu bitten, zu hören, wie es ihm geht. Und dann fällt mir ein, dass er gestorben ist. Wie so viele andere, die nicht hätten sterben müssen. Ich vermisse Vincent und Tracey und so viele andere…“, sie brach ab und blickte auf ihre Knie. Sie wusste nicht wie Gregory reagieren würde. Draco hingegen saß scheinbar entspannt auf dem Sessel und verfolgte die Situation eher gelangweilt. Er glaubte, wenn er zu viele Emotionen zeigte, würde Gregory durchdrehen und wirklich Amok laufen. Und das konnte keiner von ihnen gebrauchen. Als Gregory nicht auf Pansy einging, sah er zu Blaise, der immer noch stocksteif da stand, den Zauberstab erhoben und bereit zu töten, wenn es sein musste. „Mach das Feuer im Kamin an, Blaise, und dann setz dich“, schnarrte Draco. Blaise wollte widersprechen, dass merkte man seiner Körperhaltung an, doch er riss sich zusammen. Sie konnten nicht noch mehr Schwierigkeiten brauchen. Kurz darauf flackerte das Feuer lustig im Kamin und warf gruselige, langgezogene Schatten an die Wand. Blaise setzte sich und für einen Moment schien alles normal, als Draco wie aus dem Nichts von seiner Arbeit erzählte. Niemand bemerkte das kurze Flackern in Gregorys Augen. Die Stimmung wurde wieder besser. Draco und Blaise unterhielten sich über belanglose Kleinigkeiten, wie die Quidditch-Liga oder das Wetter. Pansy hörte ihnen unaufmerksam zu. Sie war zu beschäftigt mit dem Vorgefallenen. Sie sollte mit Greg vielleicht in das St. Mungo gehen. Da konnte man ihm sicher helfen, wenn er es dann wollte. Gregory hingegen sah abwesend aus, als würde ihn das alles nichts angehen. Als sei nur sein Körper in diesem Raum und sein Geist ganz woanders. Er wirkte so nachdenklich, wie Pansy ihn noch nie erlebt hatte. Allerdings musste sie sich eingestehen, dass sie sich selten Gedanken um ihn gemacht hatte. Er war immer nur dagewesen, um die Aufgaben zu übernehmen, die sie nicht machen wollte. Ihr war nie bewusst, wie schrecklich ungerecht sie sich ihm gegenüber verhalten hatte. Sie wollte es wieder gut machen. In ihr begann es zu arbeiten, wie sie es wieder gut machen könnte. Sie bemerkte gar nicht, dass Blaise einen Arm um sie legte und sie sich an ihn lehnte, so tief war sie in ihren Gedanken versunken. Blaises und Dracos Stimmen beruhigten sie und niemand achtete mehr auf Gregory, der immer noch stumm da saß. Mit einer plötzlichen Bewegung stand er auf. Sofort richteten alle ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Er hatte erreicht was er wollte. Sie würden ihm zuhören. Endlich. „Ihr sollt mit ihm leiden und seine Schmerzen spüren. Wie die anderen auch spüren mussten, was für Ängste er ausgestanden hat. Aber ihr, ihr verdient es am allermeisten. Nur wegen euch habe ich so lange geübt!“ Draco, Blaise und Pansy sahen reichlich verwirrt aus. Pansy verstand als erstes den Zusammenhang. Schließlich hatte sie sich auch am meisten mit dem Fall beschäftig. Ihre Überraschung wandelte sich in Betroffenheit und dann in Zorn. Sie sprang auf und sah ihn rasend vor Zorn an: „Du hast nicht alle diese Menschen nur wegen uns bedroht? Ich traue dir ja vieles zu, Gregory Goyle, aber so herzlos kannst nicht einmal du sein!“ „Sagt die, die in der Schule immer Schwächere runtermachen musste, um sich stark zu fühlen“, entgegnete Gregory mit höhnischem Tonfall. Er hatte recht, und dass wusste sie ganz genau. Ihr fiel keine Erwiderung ein. Jetzt hatten auch Draco und Blaise den Zusammenhang hergestellt. Draco hechtete aufs Feuer zu, doch Gregory setzte ihn mit einem gezielten Zauber außer Gefecht. Blaise stand hinter Pansy, den Zauberstab erhoben. Keiner der beiden wusste, wie er das Feuer auslösen würde, aber sie mussten Draco weg vom Kamin schaffen, sonst würde er sterben. Unauffällig versuchte Blaise sich zum Kamin zu bewegen, doch auch er wurde von einem Stupor getroffen. Nun stand Pansy ihm ganz alleine gegenüber. Sie hatte Angst. Große Angst. Doch sie musste Draco und Blaise irgendwie retten. Ihr Hirn arbeitete fieberhaft, aber ihr fiel keine Lösung ein. Gregory sah sie die ganze Zeit über nur böse an. „Na, wie fühlt es sich an das Kaninchen zu sein und sich nicht wehren zu können?“, fragte er hämisch. Sie war zu keiner Antwort fähig und schwieg. Er hatte Recht. Sie konnte sich nicht wehren. Sie hatte noch nicht einmal mit bekommen, wann er die Zauber gewirkt hatte. Hoffentlich war es nur ein Stupor. Es fühlte sich für Pansy an als würden sie sich eine Ewigkeit anstarren. Sie wusste, wenn sie sich bewegte, hatten sie alle verloren. Doch es würde ihm nicht ewig diese sadistische Freude machen zu beobachten, wie sie panisch einen Fluchtweg suchte. Irgendwann würde das Malfoy-Anwesen brennen und sie würde nichts tun können. „Weißt du, Defender,“, Pansys Augen weiteten sich überrascht. Wie konnte er das wissen? „ich habe gründlich recherchiert. Das Haar auf dem Foto aus diesem Bericht konnte nur deines sein. Du warst unvorsichtig, nicht? Du bist meine einzige Bedrohung. Ich habe recherchiert…“, seine Worte klangen unheilvoll. Wenn Pansy vorher Angst gehabt hatte, dann war sie jetzt panisch. Ihr ganzer Körper war angespannt. Sie hatte eine Gänsehaut und zitterte. All ihre Gedanken, Ideen und Lösungsvorschläge hatten sich aufgelöst. Nur eine Frage war noch wichtig: Was wusste er, was sie nicht wusste? Er ließ sie zappeln. Er wusste, dass sie nicht gewinnen konnte. Dass es ihrer aller Tod sein würde. Aber das hatte er so berechnet. Ohne Vincent wollte er nicht mehr leben. Erstarrt stand sie da, die Augen weit aufgerissen. Sie war so hilflos wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Verloren, ängstlich überfordert. Sie zuckte zusammen, als Gregory den Zauberstab schwang. Was kam jetzt? Würde er sie foltern? Nichts geschah. Pansy fragte sich für einen kurzen Moment, ob sie sich die Bewegung nur eingebildet hatte als sie einen feinen Geruch wahrnahm. Erst kaum zu riechen, dann immer stärker werdend. Orchideen! In dem Moment, als sie den Geruch identifizierte, spürte sie, wie ihr schwindelig wurde. Sie konzentrierte sich darauf nicht zu fallen und hörte nur noch halb, was Gregory sagte. „Es war meine Großmutter, die du in der Nokturngasse getroffen hast, Pansy, und es ist ihr Armreif, den du da trägst. Sie wollte ihn vor mir in Sicherheit bringen. Sie dachte, du könntest mich von all dem abhalten. Wie sie sich getäuscht hat. Was meinst du, wie sie reagieren wird?“ Pansy hingegen wurde immer schwindeliger. Was war das? Ein Zauber? Mittlerweile stützte sie sich auf einem der Sessel ab, schwer atmend. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Sie war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie nicht bemerkte wie eine in den Tisch geritzte Dämonen-Rune rot aufglühte. Es war eher ein leichtes glimmen als ein richtiges glühen. Die Flammen im Kamin breiteten sich langsam aus. Nicht so plötzlich wie sonst. Er hatte Pansy geschwächt, doch sie konnte ihm immer noch gefährlich werden. Schließlich war sie schon in der Schulzeit nicht zu unterschätzen gewesen. Doch im Moment war sie eine Lachnummer, wie sie da keuchend über dem Sessel hing und nicht mitbekam, wie das Feuer sich ausbreitete und Rauch die Luft erfüllte. Blaise würde der erste sein. Er lag am dichtesten am Kamin. Dann würde sie sterben und zum Schluss Draco, auf den er es eigentlich abgesehen hatte. Sein Plan war perfekt, ausgeklügelt bis ins kleinste Detail. Gregory bemerkte seinen einzigen Fehler als Pansy sich mit gerötetem Gesicht und großer Anstrengung aufrichtete. Der Feuergeruch überdeckte den Geruch der Orchideen. Immer noch angeschlagen, war sie jetzt zumindest wieder handlungsfähig. Ohne groß nachzudenken konzentrierte sie sich auf das Feuer, um es von Blaise zu verdrängen. Im ersten Moment schien es, als könne sie das Feuer sogar zum Erlöschen bringen, doch Pansy hatte nicht mehr an Gregory gedacht. Noch einmal glühte die Rune und das Feuer gewann an Stärke. Pansy schnappte nach Luft und atmete eine Menge Rauch ein. Sie wurde von einem Hustenkrampf geschüttelt. Als sie mit tränenden Augen aufsah, merkte sie, wie dicht das Feuer an Blaise herangerückt war. Sie versuchte sich aufs Feuer zu konzentrieren. Sie musste es zurück drängen, doch immer wieder lenkte die Angst um Blaise sie ab, ebenso wie ihr eigener, schlechter Zustand. Was sollte sie tun? Das Feuer loderte hell und glühend heiß. Immer wieder hustete Pansy. Sie bekam keine Luft mehr, ihre Augen tränten. Ihr ganzer Körper zitterte. Sie musste das Feuer zum Sterben bringen. Sie musste es. Das Feuer hatte fast Blaises Füße erreicht. Durch den dichten Qualm konnte sie erkennen, dass Gregory triumphierend lächelte. In einem Bruchteil einer Sekunde hatte sie eine Entscheidung getroffen. Sie zog ihren Zauberstab und zielte. Sie zitterte. Sie hoffte, dass ihre Theorie stimmte. Sie musste stimmen, denn ansonsten war es ihr Ende. „Avada Kedavra!“, Pansys Stimme war tonlos und leer. Doch der grüne Lichtstrahl, wie sie ihn in ihrem vierten Jahr bei Professor Moody gesehen hatte, raste auf Gregory zu. Einen Moment später fiel er tot zu Boden. Pansy schluchzte auf. Sie hatte ihren Freund getötet! Ohne zu zögern. Entsetzt über ihre eigene Tat fiel sie auf ihre Knie und weinte hemmungslos. Sie bemerkte nicht, wie das Feuer kurz nach Gregorys Tod erloschen war. Sie war gefangen in ihrer grausamen, kalten Welt. Sie hatte ihn umgebracht. Sie zitterte noch mehr als zuvor. Sie verabscheute sich selbst in diesem Moment. Wieso hatte sie sich so entschieden? Was hatte sie soweit gebracht den Todesfluch zu sprechen? Sie wusste es nicht mehr. Erst als Blaise hustete, wurde ihr Kopf merkwürdig klar und leer. Sie wusste was zu tun war. Erst rief sie das St. Mungo. Sie sah wortlos zu, wie Blaise und Draco ins Hospital gebracht wurden, dann rief sie die Aurorenzentrale. Sie schilderte Harry Potter alles, was geschehen war. Den Streit, das Feuer, den Mord. Aber sie sah Harry nicht direkt an. Ihr Blick war auf den Ort gerichtet, an dem bis vor kurzem noch Gregorys Leiche gelegen hatte. „Pansy Zabini, ich muss dich festnehmen, weil du den Todesfluch angewendet hast“, sagte Harry und es klang fast bedauernd. Wortlos und ohne Widerstand ließ sie sich von ihm abführen. Kurz bevor sie disapparierten, fragte sie leise und kaum hörbar: „Blaise und Draco werden überleben, ja?“ Harry nickte, dann schüttelte sie ein heftiger Hustenkrampf und sie wurde Ohnmächtig. Pansy wachte auf. Die Luft roch sauber und steril. Die Matratze unter ihrem Rücken fühlte sich nicht wie ihre an, sondern fester. Auch das Bettzeug roch nicht wie ihres. Sie blinzelte einmal. Die Zimmerdecke war weiß. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihre silbriger war. Jetzt schlug sie Augen gänzlich auf. Ihr war bewusst geworden, wo sie war. Hektisch setzte sie sich auf. Sie war im St. Mungo, obwohl sie eigentlich in Askaban hätte sein müssen. Ihr ganzer Körper krampfte sich zusammen, als sie an Gregory dachte. Auch wenn er für all diese Feuer verantwortlich war und sie hatte töten wollen, so war sein Tod ungerechtfertigt. Durch ihre Hand. Pansy glaubte ersticken zu müssen und hustete ganz furchtbar. Erst als sie eine warme Hand auf ihrer spürte beruhigte sie sich. „Blaise“, flüsterte sie und klang heiser. Als ob sie lange nicht gesprochen hatte. Blaise strich ihr über die Wange. „Du warst so tapfer“, sagte er und sah ihr in die Augen, „du hast das Richtige getan.“ Pansy schüttelte den Kopf. Es kann nicht richtig gewesen sein, wenn jemand gestorben war. Wenn Gregory gestorben war. „Doch. Auch das Ministerium sieht das so. Sie ermitteln gegen ihn und Harry Potter plädiert auf Notwehr. Du wirst da heil rauskommen, ganz sicher. Außerdem ist viel wichtiger, dass ihr gesund seid.“ „Aber ich habe ihn getötet, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn ich ihn nicht hätte töten wollen, würde…“, sie unterbrach sich und lächelte. Blaise hielt zu ihr. Er war da. Nun würde alles gut werden. Dann stutzte sie: „Wir?“ „Du bist schwanger, Pans“, sagte Blaise und strahlte förmlich vor Freude und Zuversicht. „Ich ... ehrlich? Oh, wie schön!“ In diesem Moment hatte sie alle Sorgen vergessen. Es war als sei alles so, wie es sein sollte. Nichts konnte ihr Glück trüben. Außer Schwester Hannah Longbottom. Unwirsch scheuchte sie Blaise hinaus, mit den Worten, dass Pansy Ruhe bräuchte. Dann wuselte auch sie heraus. Nun war sie alleine. Sie blickte auf ihr Handgelenk. Da war es noch immer, das Armband. Sie wollte es abstreifen, doch noch immer saß es fest. Es sah unverändert aus, doch Pansy bemerkte den feinen Sprung in dem roten Stein. Sie spürte, dass es seine Kraft verloren hatte und es nun nichts weiter als ein Schmuckstück war. Wenn sie es abbekommen sollte, würde sie es Mrs. Goyle zurück bringen, nahm sie sich vor. Auch jetzt trug Pansy das Armband noch immer, gut elf Jahre später. Sie hatte nie rausgefunden wie sie es entfernen könnte, aber es störte sie nicht mehr. Mittlerweile war es ein Erinnerungsstück für sie geworden. Ein sehr trauriges, und dennoch wollte sie es nicht missen. Denn wann immer es ihr schlecht ging, ob nun wegen etwas banalen oder weil Schuldgefühle sie überrannten, gab es ihr die Kraft weiter zu machen. „Guten Morgen Pans“, Blaise küsste sie zu Begrüßung auf den Mund. Er sah erschöpft aus und seine Kleidung war verschmutzt. „Du hast es also doch geschafft“, lächelte sie und zog ihren Mann an sich. „Natürlich, es ist der wichtigste Tag in Gregorys und Vincents Leben…“, Blaise wurde durch einen erfreuten Schrei jäh unterbrochen und zwei Jungen, die sich einander bis ins kleinste Detail ähnelten, bis auf die Hautfarbe, stürmten die Treppe hinunter. Jeder hielt einen großen Briefumschlag in den Händen, auf dem das Hogwartssiegel prangte. „Na, dann geht Daddy jetzt duschen und danach gehen wir in die Winkelgasse“, beschloss Pansy, während sie ihre beiden Jungen fest an sich drückte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)