There's a light (over at the Frankenstein place) von inkheartop (Wichtelgeschichte für Makoto17) ================================================================================ Kapitel 1: Science Fiction Double Feature ----------------------------------------- Zuerst war es nur ein Schimmern. Ein kurzes Aufblinken in der Nacht. Man hätte es übersehen können, und wenn Paige nicht im richtigen Moment aus dem Fenster geschaut hätte, wäre das wahrscheinlich auch wirklich passiert. Sie blinzelte. Das Licht war immer noch da. Huschte wie der Strahl einer Taschenlampe hinter den dunklen Fenstern des Nachbarhauses herum. Huh. Stand das nicht seit einem halben Jahr leer? „Piper?“, rief Paige, drehte sich etwas vom Fenster weg. „Kommst du…“ Sie unterbrach sich. Als Piper in die Küche kam, blinzelte Paige wieder in die Dunkelheit hinaus. „Was ist denn?“ „Ich…“ Das Licht war verschwunden. Eine Straßenlaterne tauchte das Nachbarhaus in ein beruhigendes Gelb, ein Auto fuhr vorbei. „Da war ein Licht. Im Nachbarhaus. Ich könnte schwören…“ Paige schüttelte den Kopf. Piper sah ihr über die Schulter, schob den Vorhang ein Stück beiseite. Sie runzelte die Stirn und warf Paige einen Blick zu. „Du hast zu wenig geschlafen“, stellte sie fest. „Geh ins Bett, du bist müde.“ „Aber ich hab mir das nicht eingebildet!“ „Natürlich nicht.“ Beharrlich schob Piper ihre Schwester aus der Küche. „Seltsame Lichter können trotzdem bis morgen warten.“ Paige hätte gerne widersprochen. Manche Dinge konnten nicht bis morgen warten. Schon gar keine eigenartigen Lichtern in verlassenen Häusern. Wer wusste schon, welcher Dämon dieses Mal… Sie stolperte über eine Falte im Teppich. Vielleicht sollte sie sich doch zuerst mal aufs Ohr hauen. Nur kurz. Wann hatte sie eigentlich zum letzten Mal länger als fünf Stunden am Stück geschlafen? „Gute Nacht, Paige“, sagte Piper noch. „Nacht“, murmelte Paige. In ihrem Zimmer fiel sie mit dem Gesicht voran ins Bett. Sie träumte von Glühwürmchen. Am nächsten Abend hatte Paige das Licht schon wieder vergessen. Eine gute Portion Schlaf kann so was. Sie arbeitete an einem Trank, der Energie geben sollte. Wie sehr viel Kaffee, nur stärker. Manchmal wusste sie wirklich nicht, wie sie ihr Leben ohne Zauberkräfte ausgehalten hatte. Obwohl… In der letzten Woche hatte sie drei Dämonen vernichtet, zwei Kinder aus einem brennenden Auto gezogen und eine Fee aus dem Abfluss (zu diesem Zeitpunkt stellte sie schon keine Fragen mehr). Dass es so langsam zu viel wurde, bemerkte Paige erst, als sie einschlief, während sie sich nach Hause beamte. Sie landete unsanft in einer Seitenstraße und hoffte, dass niemand das gesehen hatte. Also musste sie jetzt nachhelfen, das durfte wirklich nicht noch mal passieren. Es war peinlich. „Du wirst es nicht glauben.“ Paige zuckte zusammen. Fast ließ sie ihren Löffel in den Topf fallen. „Das bezweifle ich“, sagte Paige seufzend und legte den Löffel zur Seite. Die Pampe im Topf blubberte glucksend vor sich hin. Es roch nach schwarzem Tee. Schwungvoll warf Phoebe eine Zeitschrift auf den Tisch. Stirnrunzelnd warf Paige einen Blick aufs Titelblatt. „Seit wann kaufst du dir die Vogue?“ Phoebe winkte ab. „Hab ich aus der Redaktion mitgebracht. Ich hab einen Beweis gebraucht, sonst würdet ihr mir nie glauben.“ Paige sah sie zweifelnd an. „Seite 14“, sagte Phoebe. Fast hätte Paige aufgelacht, als sie das Magazin aufschlug. „Die 70er sind zurück?“ Eine Frau mit strengem Blick und noch strenger zurückgebundenem Haar starrte sie von Seite 14 aus an. Sie trug ein Oberteil, für das Paige getötet hätte, und… eine Schlaghose. Eine Schlaghose mit ausgesprochen ausladendem Schlag. Es war fast schon zu tragisch, um zu lachen. „Ist das ein Witz?“, fragte Paige ungläubig. Das letzte Mal, als sie nachgeschaut hatte, war November gewesen. Nicht der erste April. „Ich bete dafür“, schnaubte Phoebe. „Sonst bringen sie als nächstes die Dauerwelle zurück.“ „Oder Schulterpolster“, überlegte Paige. „Fände ich gar nicht so schlecht, ich hatte in der High School…“ Es klingelte. „Erwartest du jemanden?“ „Vielleicht hat Piper ihre Schlüssel vergessen“, murmelte Phoebe. Sie warf der Vogue in Paiges Händen einen letzten angewiderten Blick zu und ging zur Tür. Paige folgte ihrer Schwester, blätterte noch ein wenig durch die Seiten und kicherte über einen Mann in ziemlich weiten Schlaghosen, die aber an ein paar Stellen dagegen ziemlich eng waren. Wenn dieser Trend in so eine Richtung ging, dann… „Was zum Teufel?“ Phoebes Stimme riss Paige aus ihren Gedanken. Und, whoa. Was sollte denn… „Misses.“ Ein Mann mit ernstem, aber verschwitztem Gesicht, nickte ihnen zu. „Mir wurde berichtet, ich könnte hier Hilfe erwarten.“ Ein Mann mit ernstem, verschwitztem Gesicht. In einer dunkelblauen Uniform. Er stand aufrecht da, allerdings nicht lange. Ein paar Sekunden starrte er Paige und Phoebe an, blinzelte heftig und brach dann auf ihrer Türschwelle zusammen. „Der Uniform nach zu schließen“, sagte Leo eine Weile später, „kommt er aus dem Bürgerkrieg.“ Paige seufzte. „Warum überrascht mich das nicht.“ „Das übertrifft die Schlaghosensache um Längen“, meinte Phoebe trocken. „Wie kommt er hierher?“ Mit gerunzelter Stirn starrte Piper auf den Mann hinunter, der auf ihrem Sofa schlief. Leo hatte die Wunde in seiner Brust geheilt, aber er wollte nicht aufwachen. War vielleicht besser so. „Böser Zauber, Geister, Dämonen, Zeitschleifen“, zählte Phoebe auf. „Was hatten wir noch nicht, wenn’s um Zeitreisen geht.“ „Nein“, sagte Piper energisch und deutete auf den Boden vor ihren Füßen. „Wie kommt er hierher? Warum zu uns?“ „Ich seh im Buch nach.“ Phoebe schloss die Augen und hielt sich die Hand an die Stirn. „Und ich hatte auf einen ruhigen Abend gehofft.“ Paige schnaubte. Von wegen. Schön wär’s. „Gut, ich bleib bei ihm“, sagte Piper. Dabei sah sie aus, als würde sie wirklich gerne etwas anderes machen. „Aber ich lege Kristalle aus!“ Paige konnte es ihr nicht verübeln. Niemand konnte das. „Ich frage die Ältesten.“ Leo richtete sich auf. „Meldet euch, wenn er aufwacht.“ Piper winkte nur ab. Vielleicht konnte sie auch etwas von dem Energietrank gebrauchen, den Paige gebraut hatte. „Irgendwas ist seltsam an der Sache“, murmelte Paige. „Du meinst abgesehen von der Tatsache, dass ein Soldat aus dem 19. Jahrhundert auf unsere Couch blutet?“ „Ja, ich… Er kommt mir so bekannt vor.“ „Bekannt?“ Piper hob die Augenbrauen. „Du halluzinierst schon wieder.“ „Was soll das denn heißen?“ „Gestern dieses Licht, heute ein Soldat…“ „Das Licht!“ Paige riss die Augen auf. „Glaubst du, das könnte zusammenhängen?“ „Ich glaube, du holst jetzt die Kristalle vom Dachboden.“ Paige wollte protestieren, aber Piper warf ihr einen Blick zu. „Mach dich nützlich! Los!“ Schon gut… Wahrscheinlich hatte sie sich das Licht wirklich nur eingebildet. Wahrscheinlich hatte sie nur ein sehr eigenartiges Déjà-vu, was diesen Mann in Uniform anging. Wahrscheinlich. Ganz sicher. Am nächsten Morgen hatte sich die Golden Gate Bridge in Luft aufgelöst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)