Was wir nie vergessen werden... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: 8... --------------- Hizumi und Tsukasa gaben sich die größte Mühe, damit es mir schnell wieder besser ging. Erst den zweiten Tag war ich nun hier und meine Kopfschmerzen waren fast weg. Auch die Stimmung zwischen uns war wieder die alte. Naja, zumindest fast. Denn Karyu hatte sich nicht ein einziges Mal im Krankenhaus blicken lassen. Wo ich gerade wieder bei Karyu war... ich war nicht mehr dazu gekommen, Tsukasa nach dem zu fragen, was danach passiert war. Warum? Wegen Hizumi. Er war kurz darauf herein gekommen. Und ich wollte einfach nicht, dass er etwas davon mitbekam, was ich zu sagen hatte. „So Leute... ich werd dann mal eben die Zeitung holen. Hab zwar überhaupt keine Ahnung, wo die hier im Krankenhaus die Tageszeitung haben, aber... naja. Wenn ich in ner Stunde nicht wieder da bin, dann gebt 'ne Vermisstenmeldung auf." Augenzwinkernd verschwand Tsukasa auf dem Flur. Es wurde still im Raum. Unauffällig sah ich Hizumi an, der rechts neben meinem Bett saß und aus dem Fenster schaute. Er sah alles andere als glücklich aus und ich konnte mir denken, woran das lag. Ansprechen wollte ich ihn darauf eigentlich nicht, aber ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen und so tat ich einfach, was mein Willen von mir verlangte. „Woran denkst du?" Kurz gehörte sein Blick mir, dann dem Boden. „Karyu... weißt du, er hat sich seit zwei Tagen nicht gemeldet. Ich hab einfach Angst, dass etwas passiert ist." Er überlegte kurz, während er nervös mit einem Kugelschreiber spielte, den er eben von dem kleinen Tisch neben sich genommen hatte. „Außerdem... ich kann ihm nicht böse sein für das, was er getan hat. Was ich nur nicht verstehe ist... warum er einfach abgehauen ist. Er ist einfach so weggerannt. Nur, weil du ihm die Sonnenbrille abgenommen hast." Ich richtete mich auf und mein Gehirn begann quasi von selbst zu arbeiten. Karyu war also weggerannt, als ich ihm die Sonnenbrille runtergerissen hatte? Das musste doch heißen, dass er nicht wollte, dass jemand seine Augen sieht. „Hast du ihn nochmal angesehen, bevor er weggelaufen ist?" Jetzt war mir alles egal. Ich wollte einfach nur noch wissen, ob Hizumi dasselbe gesehen hatte, wie Tsukasa und ich. Aber ich wurde enttäuscht. „Ja, aber... er hat sich ja sofort die Hand vors Gesicht gehalten. Weißt du das denn nicht mehr?" „Nein... ich habe keine Ahnung mehr, was passiert ist." Nur Sekunden später flog die Tür auf und Tsukasa stand im Zimmer. Vollkommen aufgelöst und aus der Puste. „Seht euch das an! Ihr werdet es mir nicht glauben! Schon wieder eine Tote! Diesmal eine siebzehn Jährige! Die gleichen Symptome, die gleiche Todesursache! Und jetzt guckt euch mal das Bild an!" Tsukasa warf mir die Zeitung auf die Beine und setzte sich mit einem auffordernden Blick wieder neben das Bett. Gespannt, aber doch irgendwie nicht, las ich, was da auf der Titelseite stand - und sofort überkamen mich unangenehme Bauchschmerzen. Mir wurde schlecht als ich sah, wem die Person auf dem Bild dort zum Verwechseln ähnlich sah. „Zeig mal her", bemerkte Hizumi und riss mir die Zeitung aus der Hand. Laut las er die Bildunterschrift und musterte dann das Bild. „Möglicher Täter von Passanten fotografiert." Einen Moment beäugte er konzentriert das Bild und sah dann Tsukasa an. Sein Gesicht glich dem eines Toten. Er hielt mir die Zeitung hin, als wolle er sie loswerden. Ich nahm sie an mich, nur, um mir das Bild noch ein zweites Mal anzusehen. Die Person dort wurde aus einer seitlichen Perspektive fotografiert. Das Licht der Parklaterne zeigte deutlich, dass die auf jeden Fall männliche Person braune Haare hatte, die schon leicht ins rötliche gingen. Der Mann war sehr groß, ich schätzte ihn auf 1,80m, aufgrund eines Mülleimers, neben dem er stand. Er trug eine schwarze Jacke, die im Dunkeln aber eher wie ein Umhang aussah. Sein Gesicht wurde von einer Kapuze und Haaren verdeckt. Ich traute mich nicht, jetzt aufzusehen. Die Gesichter der beiden hätte ich nicht ertragen. Diese Silhouette war dann doch sehr eindeutig. Es schien sich bei der Person tatsächlich um Karyu zu handeln. Tausende Dinge schossen mir in diesem Moment durch den Kopf. Angefangen von Karyu's seltsamen Kontaktlinsen, über die Blutspuren, die mich zu seinem Auto geführt hatten, bis hin zu der Aktion vor zwei Tagen. Ich ließ die Zeitung sinken und sah zu unserem Schlagzeuger auf. Sein Blick sprach Bände. Er dachte genau dasselbe wie ich. Das konnte nur Karyu sein. Nein, er war es sogar! Mein Blick wanderte zu Hizumi, der wie versteinert da saß und auf den Boden starrte. Auch aus seinem Gesichtsausdruck konnte ich alles lesen. Schock, Unsicherheit... aber... da war noch etwas. Etwas, das ich nicht auf Anhieb deuten konnte. War es Angst? Ja. Es war Angst. Hizumi hatte Angst. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich Hizumi ängstlich. Er saß dort, wie ein kleines Kind, das Angst vor den Konsequenzen einer falschen Tat hatte. Plötzlich erhob sich Tsukasa. Hizumi's und mein Blick lagen auf ihm. Sagen tat er jedoch nichts. Er verließ einfach wortlos den Raum. Was hatte er vor? Er konnte doch jetzt nicht einfach gehen! „Tsukasa!!" Ich warf die Decke zur Seite, spürte jedoch gleich eine Hand, die mein Handgelenk fest umfasste. „Lass ihn, Michi. Lass ihn gehen." „Ich kann nicht, wenn ich nicht weiß, was er vor hat!" „Lass ihn und leg dich wieder hin! Du bist noch nicht so weit! Du musst dich ausruhen! Er kommt sicher gleich wieder! Lass ihm die Zeit!" Hizumi zuliebe legte ich mich wieder hin. Auch, wenn ich unserem Drummer zu gern gefolgt wäre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)