Mi pajarito von Koenigsberg (PirateSpain x PriestPrussia) ================================================================================ Kapitel 1: Uno - Pilgerreise ---------------------------- Gilbert sammelte gerade seine Sachen zusammen, er hatte lange genug Pause gemacht. Er war schon seit Wochen unterwegs, sein Ziel war Santiago de Compostela am westlichen Ende von Spanien. Wo er genau war konnte er nicht sagen, aber mit Sicherheit schon irgendwo in Spanien. Die Küsten hier waren wunderschön, so hatte er es sich erlaubt heute mal ein wenig länger zu rasten. Wenn die Aussage der Frau stimmte, die er am späten Vormittag getroffen hatte, hatte er noch einen Tagesmarsch vor sich bis zum nächsten Ort. Besorgt sah er in den dunkler werdenden Himmel, das war nicht die Dämmerung, so spät war es noch nicht. Vielleicht würde er wenn er ein wenig schneller ging noch spät am Abend in der Ortschaft ankommen, er hoffte es, er wollte bei schlechtem Wetter nicht draußen schlafen müssen. Er war es gewohnt auf einiges zu verzichten, aber dennoch zog er ein Bett der freien Natur vor, egal welches Wetter. So beeilte er sich ein wenig mehr. Breit grinsend stand Antonio vorne am Bug und starrte auf die Küste Spaniens, die er schon seit einiger Zeit unsicher machte. Antonio sog tief die salzige Luft ein, gab den Befehl zum Landen und danach zum Plündern. Das Dörfchen, das er sich ausgesucht hatte, sollte genug haben - vor allem genug Wasser und Lebensmittel, beides wurde auf dem Piratenschiff langsam rar. Er freute sich schon richtig auf den Angriff, hatte er schon lange nichts mehr zu tun gehabt! Noch bevor seine Leute den Anker im Wasser versenkten, landete Antonio im weichen Sand. "LOS GEHTS!", brüllte er und stürmte voran. Mit einem breiten Grinsen sah er zu, wie die wenigen Menschen vor ihnen Panik bekamen und weg rannten, immer Richtung Dorf, dem die schlappe Schutzmauer auch nicht helfen würde. Es dauerte nicht lange und einige Häuser des Dorfes standen in Flammen. Laut lachend stieß Antonio eine verängstigte Frau zu Seite. Er würde den Rest seinen Jungs überlassen... Mit einer Flasche Rum, die er sich einfach aus einem Haus geholt hatte, ging er zum Stadttor. Gegen Abend hatte es zu regnen angefangen. Grummelig fing Gilbert an zu rennen, als er in der Ferne Lichter sah. Er wollte sein Ziel erreichen ohne dabei krank zu werden. Als er näher kam hörte er Leute schreien und irgendwo schien es zu brennen, trotz des schlechten Wetters. Gehetzt wie er war sah und hörte er allerdings nicht richtig hin, zog ein paar falsche Schlüsse. "Bei diesem Wetter feiern die hier ein Fest? Lustige Leute, aber da komm ich ja gerade richtig!" Er freute sich schon, erst würde er sich ein Zimmer suchen, sich trocknen und dann mit feiern. Bei so einer Gelegenheit durfte auch ein Priester mal einen Schluck trinken. Gerade war er am Stadttor angekommen, ein wenig außer Atem, da kam zielstrebig ein Mann auf ihn zu und grinste ihn breit an. Begrüßungskomitee? dachte er kurz belustigt, dann fiel ihm die seltsame Kleidung auf. "Na, wie hast du dich denn hierher verirrt?" Er hörte den Hohn aus der Stimme und instinktiv machte er ein paar Schritte zurück. Der andere Mann war ihm suspekt. Er lauschte nochmal, diesmal genauer, auf die Geräusche und nun nahm er war, dass das ganz sicher keine Freudenschreie waren, die meisten zumindest nicht. Er antwortete nicht auf die Frage, stellte lieber selber eine, die er sich eigentlich auch selber beantworten hätte können. "Was habt ihr getan?" Die Mundwinkel des Mannes zuckten, bis er sich krümmte vor Lachen. "Schau dich um!" Er machte einen Schritt auf ihn zu. "Wir haben das Dorf überfallen." Er hob die Rumflasche an den Mund und nahm einen tiefen Schluck. "Süßes Kleidchen..." In seinen Augen war finstere Neugierde zu sehen. Aus den Augenwinkeln nahm Gilbert das Chaos wahr, doch er wagte es nicht, den Blick von seinem Gegenüber abzuwenden. Sobald dieser einen Schritt auf ihn zu ging, machte er einen zurück. Er wusste es würde gefährlich wenn er näher kommen würde. Es war jetzt schon gefährlich und doch knurrte er: "Das ist eine Robe, kein Kleid." Und der Stoff eben dieser Robe klebte vor Nässe an seiner Haut, ließ ihn leicht frösteln. "Soso, interessant..." Antonio gefiel es, wie der Kleine immer weiter von ihm wegging. "Angst?", fragte er und legte den Kopf leicht schief. "Musst du nicht haben, sind ja gleich fertig!" "Sicher nicht..." Verdammt, warum hatte er sich nur so beeilt? Dann hätte er halt im Nassen geschlafen. Besser als einer Piratenbande in die Arme zu laufen. Er musste hier weg, irgendwie, aber seine Kräfte waren weitgehenst aufgebraucht, immerhin war er den ganzen Tag gewandert und war das letzte Stück auch noch gerannt. Beunruhigt sah er wie sich immer mehr Männer um sie versammelten und ihm schräge Blicke zuwarfen. Das war gar nicht gut. „Käpten, wir sollten weiter…“ Jedoch meinte dieser nur schmunzelnd: „Ich komme gleich nach.“ Dann wurden diese weggeschickt, was Gilbert kurz aufatmen ließ. Vielleicht war Gott ihm ja gnädig. Vielleicht war er hier um den armen Menschen im Dorf zu helfen? Er musste nur noch diesen einen Piraten loswerden. Mit einem würde er ja wohl fertig werden... mit Gottes Hilfe. Dieser eine Pirat kicherte nun leise. "Du siehst fertig aus..." Er hatte kurz auf den Boden geschaut und sah den jungen Wanderer nun wieder ins Gesicht. "Willst du dich bei uns ausruhen?" Sein Grinsen war dreckig. "Nein... Nein will ich nicht!" Seine Augen suchten die Gegend ab, doch hier war nichts. Keine Fluchtmöglichkeit, vor der Stadt waren nur flache Felder und im Tor stand der Pirat. Und keine Gegenstände mit denen er sich verteidigen konnte. Er überlegte kurz, ob er in seiner Tasche etwas nützliches hatte, kam aber zu dem Schluss, dass er den anderen nicht KO bekommen würde wenn er ihm die Bibel über den Kopf schlug. (Mal davon abgesehen, dass das keine sehr heilige Option war.) Er ging noch ein paar Schritte zurück. Wieder kicherte Antonio. „Das war keine Einladung, sondern ein Befehl~“ Mit schnellen Schritten kam er auf ihn zu. Der Kleine stolperte noch erschrocken zurück, dann hatte er ihn auch schon gepackt und über die Schulter geworfen. Pfeifend ging er zurück zum Schiff, die Schläge und das Gezappel ignorierte er gekonnt. "ABLEGEN, MÄNNER!" Rief er und lies sich samt dem Priester hochziehen. "DU WIRST IN DER HÖLLE SCHMOREN!" Der Kleine knurrte, versuchte weiterhin sich aus seinem Griff zu befreien und in einem letzten Befreiungsversuch bevor es zu spät sein würde, zog er, man könnte fast schon sagen panisch, fest an seinen Haaren. „Autsch!", grummelte Antonio. "Man, muss man dich einzeln unterbringen? Du nervst irgendwie jetzt schon..." Er kraxelte über die Reling aufs Deck. "Dann lass mich gehen, du Mistkerl." Kurz verschlug es ihm wohl die Sprache als er die ganze Mannschaft sah, die zu ihnen beiden starrte. "Ihr lasst mir ja eure dreckigen Pfoten von dem Gottesfürchtigen hier, klar?!", meinte der Pirat zu seinen Leuten und ging unter Deck. Wieder fing der Priester an auf einen Rücken einzuschlagen. "Lass" Schlag "Mich" Schlag "GEHEN!" Schlag Antonio fragte sich für einen kurzen Moment, warum er den Kleinen nochmals mitgenommen hatte. Verscheuchte den Gedanken aber schnell. Er war niemanden Rechenschaft schuldig. Aber diese Augen… die machten neugierig. "Neeeeee.... Sonst erzählst du noch irgendwelche Märchen über mich..." meinte er und stieß eine Türe zu einem kleinen Zimmer auf. "Du bist ein dreckiger Pirat, was soll man da schon für Märchen er - wahh" Bevor er zu Ende reden konnte wurde er unsanft in ein Zimmer geworfen. "Bevor ich dich hier mal alleine... ähm, BETEN lasse, würde ich gerne noch deinen Namen wissen. Sonst werd ich dir einen andren verpassen" Sofort richtete er sich wieder auf und sah ihn böse an. "Lieber schmor ich selber im Fegefeuer als dass ich dir irgendetwas verraten würde." Antonio zuckte nur mit den Schultern. "Okay, Chica, reden wir morgen darüber weiter, ja? Oh, und lass dich nicht von den Ratten beißen!" Lachend verschloss er die Türe und ging nur ein paar Räume weiter, zu der Kapitänskajüte. Irgendwie fand er es ja lustig, den kleinen Gläubigen so zu ärgern. Und einen Namen würde er für ihn noch finden. Er warf seinen Mantel über einen Stuhl und lümmelte sich auf seinem Bett. Der Tag war gelungen... Hoffentlich würde der Koch auch was Anständiges kochen. Schnell stand er nochmals auf und ging in die Küche. "Hey, vergiss nicht, für Kesare eine Portion mitzumachen!" "Wer istn das?", fragte der grob aussehende Koch verdutzt. "Ach, der kleine Priester! Da er aussieht wie n Mädchen und mir seinen Namen nicht verraten will, bekommt er fürs erste n Mädchennamen!" "Ich bin KEIN Mädchen!" Hatte Gilbert dem Piraten noch nachgeschrien, doch dann war die Türe schon zu. Schnell war er an dieser doch sie war schon verschlossen. Seufzend lehnte er den Kopf gegen das Holz. "Oh Herr, warum tust du mir das an?" Eine Weile stand er so da, dann setzte er sich an die Wand gelehnt auf den Boden. Ihm war kalt, aber wen wunderte es, seine Robe war komplett durchnässt. Brummend zog er sich das Kleidungsstück über den Kopf und legte es ausgebreitet auf den Boden, aufhängen konnte er es ja nirgends. Das Hemd und die Hosen darunter ließ er lieber an. Dann setzte er sich wieder und rubbelte seine Arme um sich etwas zu wärmen. Eine Weile blieb er noch in der Position, dann fing er wirklich an zu beten. Gott würde ihm schon irgendwie helfen, ihm einen Ausweg zeigen oder ein Zeichen geben. Der oberste Pfarrer in seinem Kloster hatte ihm zwar noch die Gefahren aufgezählt, aber er hatte nicht richtig zugehört, er hatte geglaubt, es würde schon alles gut gehen. Wie man sich doch irren konnte. Doch es beruhigte ihn, er wusste dass jemand da war, deswegen machte es ihm auch nichts aus alleine zu sein. Gott war bei ihm. Normalerweise. Aber hier in diesem kleinen Raum fühlte er sich einfach nur verlassen. Sollte das eine Strafe sein, dafür, dass er sich nicht immer ganz so christlich verhielt? Er war gläubig, natürlich, sonst wäre er nicht im Kloster oder würde den Jackobsweg entlang pilgern, er sündigte nicht, aber sein Verhalten und seine Sprache waren nicht immer die beste. Er war vorlaut, dickköpfig, impulsiv und egozentrisch. Sollte er wirklich dafür bestraft werden? "Das ist nicht lustig Herr..." Dann setzte er sich wieder an die Wand. Die Arme hatte er um seinen Oberkörper geschlungen, die Augen geschlossen. Er konnte hier nichts machen, warum also sollte er nicht versuchen zu schlafen. Wenn dieser Pirat etwas wollte würde er ihn schon wecken. Wieder in seinem Zimmer und etwas in Gedanken versunken suchte Antonio nach den Flaschen Rum, die er hier irgendwo versteckt hatte... "Wo sind die nur?", grummelte er und setzte sich dann irgendwann seufzend auf sein Bett. Am liebsten würde er nun den kleinen Priester etwas aufmischen, aber damit wartete er dann doch lieber bis nach dem Essen... Doch Antonio langweilte sich ernsthaft. Das dauerte ja mal wieder, bis der Koch endlich fertig wurde!! Nun doch zu neugierig, was der Priester gerade so machte, schlich er an die Türe und lauschte. Er kicherte über den einen Satz, den er hörte. Doch doch, es war schon amüsant. Er lauschte dem Kleinen weiter. Er blieb noch etwas länger und seufzte dann genervt, als nichts mehr kam. Man war der plötzlich still... Erneut schlenderte er in die Küche und schnappte sich schon mal die ersten zwei Teller mit Essen. Wütend rief ihm der Koch hinterher, aber was sollte er schon tun? Antonio schloss die Türe zu dem Priester auf und stellte ihm das Essen hin. "Aufwachen, Chica!" Brummend öffnete der Kleine die Augen und sah ihn genervt an. Dann jedoch stieg ihm wohl der Geruch des Essens in die Nase und sein Bauch knurrte, deutlich hörbar in dem leeren Raum. Daraufhin verzog er das Gesicht, was Antonio grinsen ließ. „Ich hab dir Essen gebracht, Kesare.“ Er schloss die Tür hinter sich, setzte sich aber davor, damit der Priester nicht auf dumme Gedanken kam. Kurz wurde er fragend angesehen, dann schnappte sich der junge Priester zögerlich den Teller. Vorsichtshalber roch er erst einmal dran, bevor er sich einen Happen in den Mund schob. „Da ist kein Gift drinnen. Wäre doch langweilig, oder?" Doch er bekam nur einen wütenden und verwirrten Blick. "Also, wie heißt du, sonst muss ich dich ewig Kesare nennen, und das willst du doch nicht?" Nun bekam er sogar wirklich mal eine Antwort. "Kesare? Was ist das denn für ein Name? Klingt ja wie ein Mädchenname..." Antonio musste grinsen. „Ist auch einer.“ Er bekam ein halblaut geknurrtes "Bastard" an den Kopf geworfen, dann aß der Kleine aber still weiter. Nach einer Weile stellte er den leeren Teller neben sich und murmelte in den Raum: „Mein Name ist Gilbert.“ Es kratzte wohl doch an seinem Stolz bei einem Mädchennamen gerufen zu werden. „Gilbert okay…“ Antonio merkte sich den Namen und grinste. Ungewissheit stand dem Kleinen ins Gesicht geschrieben. "Falls du dir Sorgen machst, was wir mit dir machen... Naja, wir ist etwas übertrieben... eigentlich ICH, naja darüber sag ich dir mal noch nichts. Am Schluss betest du, dass mir dein feiner Gott einen Strich durch die Rechnung macht…" Schnaubend wurde er nun wieder angesehen. "Wer sagt denn, dass ich das nicht sowieso mache?" Doch der Pirat lachte nur. "Schon okay, Gilbert..." Er musterte ihn erneut, ungehemmt. "Ohne Robe siehst du doch etwas männlicher aus...", stellte er grinsend fest. Gilbert folgte seinem Blick, wurde kurz etwas rot und setzte sich dann anders hin. "Bleib mir ja fern." Allein sein Blick beunruhigte ihn, er wollte nicht wissen, was der andere vorhatte. Obwohl, eigentlich würde er es schon gerne wissen, was nun mit ihm passierte. Egal was der andere vorhatte, ihm war klar, dass es ihm nicht begeistern würde. Ob er es nun wissen wollte oder nicht, das wusste er selber nicht genau. Ungewissheit konnte Segen und Fluch zugleich sein. Seine Reaktion ließ den Piraten breit grinsen. "Niedlich, wie ne Jungfer..." Kurz fragte er sich was der andere eigentlich von ihm dachte, er war immerhin Priester. Kritisch beobachtete er wie der Pirat näher kam und ihm dann die Hand hinhielt. "Wenn du willst, häng ich dein Kl... deine Robe in meiner Kajüte auf zum Trocknen und bring dir ne Decke." Die dargebotene Hand beachtete er nicht lange, griff nur nach seiner Robe und hielt sie dem anderen dann wortlos hin. "Warte einen Moment." Wenige Minuten später kam er mit einer Decke wieder. "Bitteschön. Damit du nicht völlig ohne was schlafen musst, sonst wirste krank." Er nahm auch die Teller wieder, ging damit zu Tür. Dort drehte der Pirat sich noch einmal um. "Im Übrigen gehörst du nun mir!" Dann ging er. "WAS? Das kannst du doch n..." doch dann war die Tür schon zu. Noch lange starrte er die Tür an. Das meinte er doch nicht ernst? Irgendwann kam er allerdings zu der Einsicht, dass das nichts brachte die Tür mit seinen Blicken zu durchlöchern und legte sich auf den harten Holzboden. In die Decke gekuschelt war es wenigstens nicht mehr so kalt. Eine ganze Weile noch sah er auf die dunklen Holzdielen, versuchte seine rasenden Gedanken ein wenig zu ordnen, bis er schließlich einschlief. Antonio grinste breit. Das Gesicht war unbeschreiblich gewesen. Dieses Entsetzen in den roten Augen. In seinem Zimmer hängte er die Robe wirklich zum Trocknen auf. Müde legte er sich dann auf sein Bett, schloss die Augen und ließ sich von den Wellen in den Schlaf wiegen. Morgen würden sie mitten auf dem Meer sein. Kapitel 2: Dos - Piratenheim ---------------------------- Lautes Getrampel und Geschrei weckte den Piraten. Ärgerlich verzog er das Gesicht. Mit dem Rum hatte er gestern doch etwas übertrieben. So stand er nun grummelnd auf und ging an Deck. "Meine Fresse, was SOLL DAS?!", brüllte er. "Ah Käpten, ¡perdón! Wir dachten, Sie wären schon wach und ... naja..." "Ach, Schnauze. Jetzt ist es auch egal..." Wütend stellte er sich an die Reling, um wach zu werden. Gilbert hatte nur schlecht geschlafen und dann wurde er auch noch von so einem Lärm geweckt. Murrend richtete er sich auf, sah sich verschlafen und verwirrt um. Als seine Erinnerungen dann wieder zurück waren zog das seine Laune gleich nochmal ein gutes Stück runter. Aber was war da draußen bloß los? Antonio grummelte noch immer, als er Gilbert das Frühstück und einen Krug Wasser brachte. "Morgen..." Er stellte ihm das Essen hin. "Ach verdammt, nun hab ich deine Robe vergessen...", brummelte er, machte aber keine Anstalten, sie zu holen. "Morgen...?" Das war keine Begrüßung seitens Gilberts, eher eine Feststellung, dass es eben erst morgens war. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis die Tür aufgegangen war. "Ja, morgen." Antonio schüttelte den Kopf. "Auch wach geworden, wegen dem Lärm?", fragte er und gähnte. Der Mönch seufzte, nickte dann. "Mal davon abgesehen, dass man in eurem hübschen Gästezimmer eh nicht sonderlich gut schlafen kann." Der Pirat lachte. "Haha, stimmt, kannst ja mit in mein Bett..." "Ich verzichte.", kam sofort die Antwort von Gilbert. Kurz blieb er still, dann stellte er die Frage, die er schon seit dem Aufwachen im Kopf hatte laut: "Was passiert da draußen?" Antonio sah zur Türe. "Die meisten streiten mal wieder um die Beute, wer welchen Rum bekommt und so. Andere wiederum sind betrunken..." Er grinste. "Obwohl ich mal selten nicht betrunken bin..." Es dauerte einen Moment bis Gilbert in den Sinn kam, dass das wohl normal war. Er mochte dieses Grinsen nicht. Bei jeden anderen Menschen hätte er es schön gefunden. Bei jedem anderen hätte er auch angefangen zu grinsen. Aber der Mann vor ihm war ein Pirat, so ein sonniges Grinsen konnte gar nichts Gutes bedeuten. "Oh, wie schön" murmelte er nur, mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme. "Warst ja sicher noch nie betrunken, du frommer Priester!", meinte der Spanier lachend. "Naja, das mit dem Bett kannst du dir nochmal überlegen, aber du musst ja nicht..." Etwas Verschlagenes schlich sich in seinen Blick und er kniete sich vor ihn. "Außer, ich zwing dich~" Natürlich war auch Gilbert schon mal betrunken gewesen, auch in einem Kloster gab es hin und wieder Alkohol. Aber das musste er einem Piraten ja nicht erzählen. Ein wenig rutschte er mehr an die Wand als der sich vor ihn kniete, die Nähe machte ihn irgendwie nervös. "Wag es nicht mich anzufassen." Er blieb weiterhin sitzen und sah nun genervt zu ihm rauf als er lachend wieder aufstand. "Thehehe, doch werde ich. Aber nicht jetzt. Wäre doch zu berechenbar, oder?" Er grinste noch immer. Man könnte fast meinen, dass er sich an der Unsicherheit des Priesters labte. Es verschlug dem Priester die Sprache als der Pirat ihm das mit einem breiten Grinsen ins Gesicht sagte. "Naja, frühstücke erst mal, dann sehen wir weiter. Irgendwann musst du ja mal was machen!" Er ging wieder und ließ Gilbert alleine. In Gedanken versunken merkte dieser erst, dass Antonio weg war, als er das Geräusch der sich schließenden Türe hörte. Er rührte sich nicht, sah einfach nur stumm das Frühstück an. Er wollte es eigentlich nicht essen. Nach weiteren Minuten des Nachdenkens fing er aber doch an zu essen. Er brauchte all seine Kräfte, wenn der andere sich wirklich an ihm vergehen wollte, um ihn davon abzuhalten. Als der Teller dann leer war stellte er diesen zur Seite. Was sollte er nun machen? Auch als gläubiger Mensch konnte man nicht den ganzen Tag beten und das hatte er schon getan bevor der Braunhaarige zu ihm gekommen war. Also lauschte er den Geräuschen, die mittlerweile leiser geworden waren. Noch immer breit grinsen ging Antonio an Deck, um seinen täglichen Arbeiten nachzugehen. Auch wenn die Routine manchmal langweilte, war es doch immer wieder interessant zu sehen, wie die Mannschaft zusammen hielt. Heute schweiften seine Gedanken allerdings immer wieder ab, zu Gilbert, zu seinen leuchtenden roten Augen und immer wieder wurde er auf sein Grinsen angesprochen, was ihn sichtlich nervte. Gegen Nachmittag landeten sie an der Insel Tabarca. Schon weit vorher auf dem Meer hatten sie ihren Jolly Roger abgenommen und steuerten wie ganz normale Seeleute den Hafen an. Hier würden sie, wie immer nach einer Plünderungsfahrt, eine Weile bleiben, ihre Reserven auftanken, sich ein wenig erholen. Viele würden auch zu ihren Familien gehen. Antonio würde wahrscheinlich wieder die meiste Zeit in seinem eigenen Haus sein, nur dieses Mal eben nicht alleine oder in Gesellschaft leichter Mädchen, wie sonst immer. Mit der Robe im Arm ging er zu Gilbert und gab ihn diese. "Wir landen bald und machen eine paar Wochen Pause. Oder ein paar Tage, je nachdem. Du wirst mit mir kommen!" Schnell hatte Gilbert das Kleidungsstück wieder angezogen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich mit mehr Kleidung wohler fühlte. Es fiel dem Priester schwer ein Grinsen zu unterdrücken, Gott schien doch auf seiner Seite, da war seine Möglichkeit zur Flucht. "Ach, zur Info! In dem Dorf wohnen viele Piraten. Nur zivil... mehr oder weniger. Nur als Warnung.", meinte der Pirat lächelnd, was ihn schnauben ließ, als würde ihn das aufhalten. "Ach... Das hab ich ja die ganze Zeit vergessen… dich nach deinem Namen fragen und mich nicht vorstellen... Ich heiße Antonio!" Dann ging er auch schon wieder zur Türe. Gilbert hinterher, weil er nicht wusste, was er sonst machen sollte. "Antonio, hmm?" Der Name passte zu ihm, fand Gilbert. Er hatte schon am gestrigen Abend überlegt ob er ihn auch nach seinen Namen fragen sollte, aber hatte es nicht getan. Ein Name machte alles so persönlich. Beschäftigt gab der Spanier die Befehle, damit nichts schief lief und rannte hin und her, um mitzuhelfen. Als das Schiff fest vertäut war, ging er in seine Kajüte und packte alles zusammen in eine Stofftasche, die schlecht genäht und geflickt war. Mit Gilbert an seiner Seite verließ er als Letzter das Schiff. Er betrachtete Gilbert aus den Augenwinkeln und nahm das neugierige Umsehen als Anschauen der Insel wahr. "Schön hier, nicht?", fragte er und lächelte - ganz normal. Er sorgte noch kurz dafür, dass keiner das Schiff unbemerkt klauen konnte und ging dann Richtung Dorf. "Ja" Schön war es hier wirklich, dennoch wollte Gilbert nicht hier sein. Es war auch interessant gewesen zu zusehen, wie es auf einem Schiff so ablief. Nun lief er hinter dem Piraten her. Im Moment verhielt er sich ruhig, er musste auf den richtigen Moment warten. „Ah, da vorne sieht man es schon!" Antonio drehte sich zu ihm um und deutete auf ein Haus, das nicht gerade klein aber auch nicht auffallend groß war, abgelegen hinter dem Dorf auf einem Hügel lag. "Komm. Bin sicher, du wirst es gemütlich finden." Im Dorf zogen die Beiden einiges an Aufmerksamkeit auf sich. "Und du kriegst dann gleich mal Klamotten von mir, damit du dich frei bewegen kannst. Obwohl du wegen deiner Haarfarbe und deiner Augenfarbe dann immer noch auffallen wirst..." Vielleicht war es wirklich besser ein wenig zu warten, mit anderen Klamotten und in der Nacht würde er sicher nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Über den letzten Satz musste er dennoch kurz grinsen. Er war es gewohnt Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, bis jetzt hatte ihn das nur selten gestört. Es gab Leute, die hatten ihn für einen Dämon gehalten, wegen seiner Augen und sich geweigert ihn in ihr Kloster zu lassen. Auch in seinem Dorf gab es solche, die meisten mieden ihn, kannten ihn aber und die wenigen, mit denen er sich außerhalb des Klosters traf, mochten ihn auch. Im Kloster selber war er für seine lockere Art bekannt. An die Regeln hielt Gilbert sich ja, nur ab und an reizte er sie doch gerne bis an ihre Grenzen aus. Leise war er auch nicht gerade. Ein wenig vorlaut, oder auch etwas mehr. Und oft eingebildet oder zumindest sehr von sich selber überzeugt und das zeigte er auch. An dem Haus angekommen, warf Antonio seine Tasche auf einen einfachen Stuhl. „Mach’s dir bequem.“ Gilbert sah sich einfach um. Er stellte für sich selber fest, dass er ungewohnt still war. Aber mit was sollte er sich auch mit einem Piraten unterhalten? Er ging ein paar Schritte, strich mit dem Finger durch den Staub auf einem Regal. "Warst wohl lange nicht mehr zu Hause, was?" "Nein. Merkt man, wie?", meinte der Pirat lächelnd. "Naja, hab auch niemanden, der sich ums Haus kümmert, daher muss ich immer putzen, wenn ich von einer langen Reise wieder komme." Das Sonnenscheinlächeln verschwand und wurde traurig. "Gott sieht für so einen Rüpel wie dich halt keinen Menschen an deiner Seite vor." gab Gilbert etwas schnippisch als Erwiderung. "Haha, mag sein. Ich gehe dennoch in den Gottesdienst, wenn ich hier bin...", meinte Antonio kichernd. Verwundert wurde er daraufhin angesehen. "Du gehst in den Gottesdienst?" "Ja, geh ich. Auch Piraten können gläubig sein." Mit einem breiten Grinsen holte er einen Rosenkranz unter dem Hemd hervor. „Bitte.“ "Ich muss zugeben, das überrascht mich.", meinte Gilbert und sah sich dann weiter um. "Ich hol dir mal Klamotten, ja?" Doch der Priester achtete gar nicht mehr richtig auf ihn. Bis er mit einem Arm voller Klamotten wieder kam. "Mal schauen, was dir so passt, bist ja so klein." Gilbert sah die Kleidungsstücke durch, murmelte dabei ein "So klein bin ich doch gar nicht." und suchte sich ein paar Teile zum Anprobieren raus. "Wo kann ich die Sachen anprobieren?" Er würde sich sicher nicht vor dem anderen umziehen. "In meinem Zimmer, komm mit..." Antonio führte ihn in sein Schlafzimmer. „Bitte.“ Gilbert wartete bis Antonio wieder raus ging, murmelte dann erst ein leises "Danke." Allerdings eher gegen die Decke und darauf bezogen, dass Antonio nicht da geblieben war. Ein Stück nach dem anderen probierte er an, die Sachen waren wirklich etwas zu groß für ihn, aber passen taten sie dennoch. Als er alle durch hatte behielt er das letzte gleich und ging mit den anderen Sachen und seiner Robe zurück. Antonio saß wartend auf einem Sofa. "Um Längen männlicher. Hast du außer dem noch was gefunden?", fragte er. "Willst du etwa meine Männlichkeit in Frage stellen, nur weil ich eine Robe trage?" Er legte die rausgesuchten Sachen auf einen Stuhl ab, nur ein paar Sachen behielt er im Arm. "Die passen alle, bis auf die hier." "Nein, nein, sicherlich nicht!", meinte der Pirat nur lachend. "Dann tu ich sie zurück." Er nahm ihm die Sachen ab und verstaute sie wieder. "Sag mal, wohin wolltest du eigentlich bevor ich dich mitgenommen hatte?", fragte er als er wieder kam. Doch Gilbert lachte nur kurz abfällig auf. "Mitgenommen, du bist lustig." Auch Antonio musste lachen, nur bei ihm klang es ehrlicher. "Wie soll ich es sonst ausdrücken? Hm, höfflich…?" "Verschleppt hast du mich!" stellte Gilbert ernst fest. Dann setzte er sich auf einen der Stühle und antwortete doch noch auf die vorherige Frage. "Ich wollte nach Santiago de Compostela." Er sah Antonio an, dass der kurz nachdachte. "Jacobsweg? Du warst auf Pilgerreise?" Gilbert nickte. "Was dachtest du denn will ich hier?" Er hob seine Robe hoch, zeigte auf das charakteristische Kreuz. "Schon mal was vom Deutschritterorden gehört? Ich hab einen weiten Weg hinter mir und kurz vor meinem Ziel werde ich einfach verschleppt." Genervt seufzend rutschte er etwas schief auf den Stuhl. Antonio hob eine Augenbraue hoch. "Uhm, okay... Ich kann dich ja irgendwann mit dem Schiff dort absetzen..." Er grinste wieder. ‚Irgendwann‘ könnte sehr lange sein. Schon wieder wurde er verwundert angesehen. "Das würdest du tun?" Die Gedanken des Piraten konnte der kleine Priester ja nicht lesen. "Thehehe, vielleicht ja..." Um das Thema zu wechseln meinte er dann nur: "Aber einen lustigen Kleidergeschmack habt ihr, was die Kirche betrifft!" Was ihm ein Schnauben einbrachte. "Du willst mich doch nicht erzählen, dass eure Priester und Mönche besser aussehen würden?" Antonio dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. „Naja, okay, ihre Mönchskutten sehen auch nicht besser aus, aber sie… sehen Kleidern nicht so ähnlich." Doch Gilbert zuckte nur mir den Schultern und lächelte. Antonio würde ihn zurück bringen, das erfreute ihn, daran konnte auch die Aussage, dass seine Robe wie ein Kleid aussah, nichts ändern. "Ich hab mir das nicht ausgesucht." antwortete er schlicht. Doch der Spanier setzte sich auf und grinste. "Hey, du kannst ja lächeln! Schön...", meinte er und lachte. "Aber das stimmt. So ist die Kirche halt!" Er lehnte sich wieder zurück. "Aber was soll‘s. Manchen steht‘s, manchen nicht." Gilberts Lächeln allerdings verblasste augenblicklich bei dieser Aussage. Er sollte nicht so nett sein zu einem Piraten. Nicht zu seinem Entführer. Obwohl er ihn ja zurück bringen wollte… "Mir steht es!" meinte er dann ein wenig hochmütig. "An mir sieht alles gut aus!" Das brachte den Piraten nur dazu, noch lauter zu lachen. "Ja, das sehe ich gerade." Grinsen stand er auf. Als er an Gilbert vorbei ging, wuschelte er ihm durch die Haare, der dabei zusammen zuckte und ihm dann misstrauisch hinterher sah. Selber wuschelte er sich auch noch mal durch die Haare, bei jedem anderen würde man meinen, er würde sich die Haare wieder richten, doch bei ihm wirkte es wie eine kleine Trotzaktion. "Willst du auch etwas zu trinken?" rief er fragend, bevor er die Treppe runter ging und aus Gilberts Blickfeld verschwand. Er seufzte kurz, rief ihm dann ein "Ja" hinterher. Den Kopf in die Hände gestützt dachte er nach. Wie konnte er am besten von hier verschwinden? Ob dieser Antonio die Türe nachts absperrte? Ob die Fenster verriegelt waren? Er stand auf und ging zu einem der Fenster. Gerade hatte er das Fenster geöffnet, es war mühelos aufgegangen, da kam Antonio wieder. "Man, hier oben ist ja eine Hitze!" Gilbert zuckte ertappt zusammen. Er sah zu dem anderen, doch der schien den wirklichen Grund warum er das Fenster geöffnet hatte nicht durchschaut zu haben. "Ist dir auch zu warm?", fragte Antonio grinsend und stellte den Krug auf den Tisch. "Nein, die Luft ist nur etwas abgestanden." Das stimmte sogar. "Moment..." Antonio verschwand kurz in der Küche und kam mit zwei Weingläsern wieder. "Was anderes hab ich leider nicht, aber das sollte gehen oder?" Er schenkte für beide ein. Gilbert ließ das Fenster offen und ging wieder zum Tisch. "Sollte ich denn mehr erwarten?" Er setzte sich wieder auf den Stuhl und nahm dann das Glas Wasser. "Naja… hätte ja sein können, dass du erwartest, weil ich der Kapitän einer Piratenbande bin, sei hier alles Prunk und Glitter..." Auch er nippte an dem kühlen Wasser und lächelte. "Nun ja, einen Goldschatz vergraben im Vorgarten erwarte ich..." meinte der Priester scherzhaft, auch wenn er immer noch ernst klang. Kurz sah er sich das Weinglas an. Als einfach konnte man das auch nicht bezeichnen, nicht jedes Glas hatte Verzierungen. Dann trank auch er etwas. Vor Lachen verschluckte sich der Andere an seinem Wasser. "Dann darfst du aber lange suchen!" Er kicherte noch immer. "Soll ich dir später mal das Dorf zeigen?" Eine ganze Weile sahen sie sich an. Der Typ konnte doch unmöglich wirklich so nett sein, nicht zu einem Fremden, nicht zu einem Gefangenen… "Gerne doch." Gilbert grinste ein wenig schief, spielte er halt ein wenig mit und Antonio grinste zurück. Geheuchelte Freundlichkeit war immer noch besser als Gewalt und Ärger. Da war es ihm auch egal, dass es nicht gerade die Art eines Priesters war. "Sollst dich ja später nicht verlaufen. Oder versehentlich ein paar Schlägern in die Arme laufen.“ "Wie voraussehend von dir." Er würde schon niemanden in die Arme laufen, er würde WEGlaufen von hier. Als sein Schienbein von der Fußspitze des Spaniers berührt wurde sah er kurz zu ihm, dann aber sofort wieder auf sein Glas in seinen Händen. "Na, man weiß ja nicht, wie lange du bleibst..." Nicht sehr lange, dachte er sich, da stand Antonio plötzlich auf, stellte sein Glas auf den Tisch, nahm ihm auch seines aus der Hand, stellte es ebenso auf den Tisch und packte ihn bei der Hand. Erschrocken wurde er nach draußen gezogen. Als er nicht mehr hinterher stolperte, sondern normal ein wenig schräg hinter ihm laufen konnte versuchte er seine Hand aus dem Griff zu befreien. Doch diesen Versuchen wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Erst auf dem Marktplatz kamen sie zum Stehen und seine Hand wurde losgelassen. Vor ihnen stand eine Kapelle. "Das sollte ein passender Ort für dich sein." Gilbert allerdings verstand im ersten Moment überhaupt nichts. Natürlich, das war eine Kapelle und er war ein heiliger Mann, aber was wollte Antonio hier mit ihm? Verwirrt ging er ihm hinterher, als der Pirat in das kleine Gotteshaus ging. Es war nicht wenig los. Mehr als die halbe Piratencrew war hier und viele sahen neugierig zum Eingang, als Antonio, mit Gilbert im Schlepptau, die Kapelle betrat. "Möchtest du vielleicht als Mann Gottes für unsere sichere Heimkehr danken?" Der Piratenkäpten lächelte Gilbert lieb an. Doch der war einfach für einen Moment sprachlos. Nun sollte er wirklich für dieses Piratenpack beten? Dafür danken, dass die Leute, die ihn verschleppt hatten, gut zu Hause angekommen waren? Die Leute, die dafür verantwortlich waren, dass er selber nicht so einfach wieder nach Hause gehen konnte. Es machte ihn wütend, doch es wäre nicht sehr vorteilhaft wenn er das hier zeigen würde. "Ich..." Was sollte er antworten? "So?" er zeigte auf seine jetzige Kleidung, die nun nicht mehr sehr an Kirche erinnerte. "Es stört Gott doch nicht, was du anhast...", meinte Antonio und zog eine Augenbraue hoch. Aber sein Widerwille war deutlich zu erkennen. "Schon okay, ich mach es selber..." Er ging ganz nach vorne an den Altar, nahm seinen Rosenkranz zwischen seine Finger und fing an, laut und auf Spanisch zu beten. Irritiert sah Gilbert ihm nach, dann stellte er sich in eine der Reihen, wollte doch nicht mitten im Gang stehen bleiben. Mal davon abgesehen, dass er nicht alles verstand, war er fast schon zu fasziniert um sich auf Beten zu konzentrieren. War es richtig, einen Piratenkapitän die Leitung eines Gottesdienstes übernehmen zu lassen? Natürlich durfte jeder gläubig sein, aber Gilbert fand das Bild, was sich ihm bot, doch seltsam. Als Antonio fertig war, schloss er nochmals mit einem Danke den Gottesdienst. Erst als die Crew die Kapelle verlassen hatte kam er wieder zu Gilbert. "Phu, bis mir immer die Worte einfallen!", meinte er lachend. "Und, war gar nicht so schlecht oder?" Gilbert grinste leicht. "Das war gut... für einen Piraten." Er wollte ihn nicht loben, aber Gebet war Gebet, das wollte er auch nicht schlecht machen. Und letztendlich hatte er auch nur die Hälfte mitbekommen. "Freut mich! Na dann komm, ich zeig dir noch den Rest!" Mit jedem den Antonio begrüßte wurde ihm unwohler. Er schien fast jeden hier zu kennen. Ihn durfte bei der Flucht wirklich keiner sehen. Das würde werden schwerer als gedacht. Dennoch prägte er sich alles gut ein. "So, dann hast du auch mal alles gesehen..." Lächelnd hielt Antonio Gilbert die Türe auf. "Hast du Hunger?", fragte er bevor er in der kleinen Küche verschwand. "Eh ja..." Gilbert setzte sich wieder an den Tisch, trank den letzten Schluck Wasser aus seinem Glas. Seufzend legte er die Arme auf den Tisch und den Kopf darauf. Warum war dieser verdammte Pirat nur so freundlich? Fast so, als wäre er wirklich nur ein Gast. So fiel es schwer, wütend zu sein, ihn so zu behandeln als wäre er nur ein dreckiger Pirat, wie seinen Entführer. Es rumpelte und polderte etwas aus der Küche. Mit einem schweren Brett beladen kam Antonio wieder. Darauf war eine typisch spanische Mahlzeit: Brot, Oliven, ein paar Tomaten, Käse und etwas Butter. Zwei Messer lagen daneben. "So..." Er setzte sich und grinste. "Ach eh ich es vergesse... willst du Wein oder so?" Doch der Priester schüttelte den Kopf. "Nein, nein, Wasser reicht mir." Auch Antonio setzte sich und sah dem Kleinen neugierig dabei zu, wie er leise, für sich ein Tischgebet sprach. Seinen Wein würde er sich später holen. Wahrscheinlich würde er den Priester vorher schlafen lassen und würde noch länger wach bleiben... Immerhin hatte er im Keller, versteckt für aller Augen, einen riesiger Weinkeller, ein Rumlager und natürlich auch ein sauberer Brunnen. Dann fingen beide an zu essen, schweigend. "Das ist gut" murmelte Gilbert irgendwann, als ihm die Stille zu viel wurde, ihm war es lieber, wenn immer etwas los war, jemand sprach, am besten er. Das Schweigen ging ihm auf die Nerven. Antonio zuckte mit den Schultern. "Was einfaches. Richtig gutes Essen gibt es einmal im Monat. Persönlich reicht es mir." Der Priester nickte leicht. "Und es schmeckt, ich hab schon schlimmeres gegessen." Er aß sein Brot auf und steckte sich dann noch eine Olive in den Mund. Auch Antonio nickte. Hatte er selbst auch schon... Während er noch an seinem Brot rum kaute, beobachtete er zwischendurch Gilbert, so unauffällig wie möglich. "Vielen Dank für das Essen" murmelte der als er fertig war. Es kam ihm seltsam vor sich zu bedanken, wäre aber unhöflich, es nicht zu tun. Ein wenig gedankenverloren pickte er noch ein paar Krümel vom Tisch uns leckte sie sich dann vom Finger. "Bitte. Hey, bevor du mir vom Fleisch fällst." Der Spanier lächelte und beobachtete ihn erstaunt. Interessant, dachte er und brachte, als er auch fertig war, alles wieder in die Küche rüber. Um den ‚Abwasch‘, wenn man das Bisschen so bezeichnen konnte, würde er sich morgen kümmern. Gilbert stand auch auf, ging Antonio hinterher. Was sollte er am Tisch schon noch machen? Vielleicht konnte er ihm ja helfen. Wie er auf diesen Gedanken kam wusste er nicht, aber es schien ihm angebracht zumindest mal zu fragen. Außerdem hatte er hier ja sonst nichts zu tun und nur rumsitzen wollte er nicht. Dann würde er nur wieder mit den Gedanken davon schweifen. "Kann man helfen?" "Mhmm..?" Antonio dachte kurz nach. "Kannst mir beim Entstauben helfen, wenn du willst..." Er kratzte sich am Hinterkopf. Mit so einem freundlichen Gefangenen… oder als was auch immer er Gilbert mittlerweile sah, hatte er nicht gerechnet. Der lachte kurz auf. "Ja... da brauchst du wohl wirklich Hilfe." Er nahm einen Lappen von Antonio entgegen und schellte sich in Gedanken selber einen Idioten. Staub wischen, na wunderbar. War er ein Sklave oder so was? Warum bot er diesem Piraten auch noch seine Hilfe an? Aber zurück nehmen konnte er das jetzt auch nicht mehr. Grinsend entstaubte Antonio sein Mobiliar in der Küche. Leise pfiff er vor sich hin und kümmerte sich dann wirklich noch um den Abwasch. Im Wohnzimmer fing der Priester an, die Regale abzuwischen. Er war es ja gewohnt, im Kloster mussten sie auch jede Woche putzen. Gerade war er dabei ein Regal neben dem Fenster abzustauben, da fiel sein Blick nach draußen. Die Sonne ging gerade unter, ein wirklich schöner Anblick. Verträumt stellte er sich direkt ans Fenster und sah raus. ___ Im nächsten Kapitel: Antonio stellt seine Besitzansprüche klar, sehr zu Gilberts Missfallen. (Keine Sorge, der kleine Priester wird schon noch etwas frecher. Und ewig bleiben sie auch nicht auf der Insel.) Kapitel 3: Tres - Besitzansprüche --------------------------------- "Genießt du den Sonnenuntergang?" Antonio stand ganz dicht hinter Gilbert und hauchte es in sein Ohr. Sanft legte er seine Hände an dessen Hüften und grinste. Erschrocken zuckte dieser zusammen, er hatte nicht bemerkt, dass der andere wieder ins Zimmer gekommen war. Ein paar Mal atmete er tief durch, versuchte sich wieder zu beruhigen. Es war ja nichts dabei, es war nur eine harmlose Berührung. Nur schwach nickte er auf die Frage hin. 3… 2… 1… Dann schlug er die Hände weg und drehte sich zu ihm um. Harmlos hin oder her, Antonio war immer noch ein Pirat und Entführer. Dieser ließ ihn zwar los, rückte ihn aber nicht von der Pelle. "Was ist denn?", fragte er unschuldig, konnte sich aber ein Kichern nicht verkneifen. "Aufgeregt oder irgendwas?" Das war zu nah! Dennoch meinte Gilbert: "N-nein, alles ok." Kurz sahen sie sich in die Augen, dann versuchte er ein paar Schritte seitlich zu gehen um so etwas Abstand zu bekommen. "Ts..." Dem Piraten verging das Grinsen. "Wohl ein kleiner Feigling, mhm?" Wieder drängte er sich an Gilbert heran, drückte ihn nun aber gegen eine Wand. Er beugte sich vor, ganz nah an sein Gesicht. "Komm nicht auf dumme Gedanken, klar?", zischte er. In dem Moment stellte Gilbert fest, dass es noch unangenehmer war, wenn Antonio nicht grinste. Ein wenig nervös lachte er. "Was für dumme Gedanken denn?" Er versuchte sich noch weiter an die Wand zu drücken. Definitiv zu nah. „Abhauen oder so. Wer weiß? Glaub mir, ich kann auch ganz schön wütend werden und das willst du NICHT erleben..." Er war schon so nah, dass Gilbert seinen Atem spüren konnte. "Wollte dich nur gewarnt haben~" "Ich hatte nichts dergleichen vor." Natürlich hatte er das und egal, ob der Andere wütend werden würde, er würde es durchziehen. Als dieser nun noch ein Stück näher kam, klatschte Gilbert ihm den staubigen Lappen ins Gesicht. Es war reiner Reflex. "Geh endlich weg von mir." Erschrocken machte Antonio einen Schritt zurück. "Wäh, es staubt…", meinte er hustend. Damit hatte er nicht gerechnet. Als er sich ein wenig gefangen hatte, sah er Gilbert wütend an. "Glaub mir, das wirst du noch bereuen!" Einen Moment zögerte Gilbert, wollte etwas sagen, sich rechtfertigen oder entschuldigen, genau wusste er es nicht. Jedoch ließ er es sein und nutzte den kleinen Abstand, um in den Raum hineinzulaufen. Es war wohl das Sicherste, den anderen jetzt erst recht nicht mehr in seine Nähe kommen zu lassen. Schnell war er aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Antonio knurrte. So ein dreister Priester. Er schüttelte kurz den Kopf und rannte Gilbert hinterher. Wo sollte er hin? Ohne lange zu überlegen lief er einfach in einen Gang. Am Ende war eine Tür und im Gang stand ein Schrank. Als er die Tür ein weiteres Mal zuschlagen hörte, zuckte er kurz zusammen. Er sah über die Schulter, Antonio konnte ihn gerade nicht sehen. Kurzentschlossen stellte der Priester sich hinter den Schrank und hoffte darauf, dass Antonio in den anderen Gang ging. Wütend rannte der Spanier an dem Schrank vorbei. "Wo bist du?!", rief er kochend, blieb dann kurz nach dem Schrank stehen. Wenn er nun in dem Raum gegangen wäre, wäre das ungut für den kleinen Priester, schließlich lagerte er dort seine Waffen. Er grinste fies und riss die Türe auf. Bis auf die Waffen war nichts zu sehen. "... hmpf!" Gilbert hielt den Atem an, als der Pirat an ihm vorbei lief, dann aber stehen blieb. So leise wie möglich schlich er rückwärts den Gang zurück. Vielleicht sollte er doch nicht bis zur Nacht warten, um von hier abzuhauen. Er musste zurück ins Wohnzimmer, seine Tasche holen und dann hier raus. "So ein Depp… Er kann sich doch nicht in Luft auflösen." Wütend griff Antonio nach einem kleinen Dolch und steckte ihn sich in den Hosenbund. Er würde ihn finden und dann würde es ihm an den Kragen gehen! Schnaubend ging er zurück zum Wohnzimmer. Gerade hatte der Priester seine Tasche hochgehoben und hektisch seine Robe hineingestopft, als die Türe wieder aufging. Leicht panisch sah er zu Antonio, dann sah er sich kurz um. Die Küche war keine Fluchtmöglichkeit. Aber das immer noch offene Fenster. Schnell war er an diesem, warf seine Tasche nach draußen und wollte hinterherklettern. "DU!" Er hörte ein Zischen hinter sich und sah aus dem Augenwinkel wie Antonio durch das Zimmer hechtete und ihn am Kragen packte. Er war zu langsam gewesen. "WO willst du hin?!", knurrte der Spanier und zog den Flüchtling wieder in den Raum. So leicht entkam er ihm nicht! Unsanft landete Gilbert auf dem Boden. Er mochte dieses Gefühl nicht, aber er konnte nichts machen. Ängstlich sah er zu dem anderen hoch, robbte noch ein Stück zurück. Antonio hatte Recht behalten, wütend hätte er ihn lieber nicht erlebt. Kurz musste er schlucken, murmelte dann ein kleinlautes, aber ehrliches "Weg von dir..." "Hab ich mir fast gedacht, kein normaler Mensch würde aus dem Fenster springen!", brummte Antonio. Herablassen sah er zu Gilbert. "Du weißt, was mit Ratten passiert, die das Schiff ohne Erlaubnis des Käptens verlassen wollen?" Der Priester schüttelte den Kopf, er hatte keine Ahnung, aber eigentlich wollte er es auch nicht wissen, es war sicher nichts Gutes. "Oh Gott hilf mir" murmelte er leise gegen die Decke. "Der Gute wird dir sicherlich nun nicht beistehen können...", murmelte Antonio und ging in die Knie, um den Kleinen in die Augen sehen zu können. "Normalerweise gehen solche Leute Kielholen... aber da wir ja nicht auf dem Wasser sind machen wir‘s anders!" Er packte Gilbert wieder und warf ihn sich wie schon einmal vorher über die Schulter, schloss das Fenster und ging dann zielstrebig durch das Haus. Gilbert war sich nicht sicher, ob es nun gut oder schlecht war, dass sie nicht mehr auf dem Schiff waren. Obwohl 'gut' war es wohl in keinem Fall. Im ersten Moment war er noch zu geschockt, um sich zu wehren. Dann jedoch fing er wieder an zu zappeln und auf Antonios Rücken zu schlagen. "Ich hab doch gar nichts getan!" "Ich hatte dir bereits gesagt, dass du nun mir gehörst. Und normalerweise rennt Eigentum ja nicht weg..." Der Pirat stieß die Tür zum Schlafzimmer auf und warf Gilbert aufs Bett. "Also muss ich dir wohl einprügeln, wer dein Meister ist~" Sofort widersprach der Albino. "Ich gehöre dir nicht" Etwas irritiert landete er auf dem Bett. Warum ein Bett? "W-was hast du vor?" Er hielt sein Hemd fest, als Antonio versuchte, es ihm auszuziehen, egal, was er vorhatte, er würde das nicht einfach so über sich ergehen lassen. "Wenn du mich machen lassen würdest, würdest du es sehen!" Er drückte Gilbert ins Bett und setzte sich auf dessen Hüften. "Ich will es gar nicht wissen!" Nicht unter solchen Umständen. Er wollte einfach nur weg. Sofort hielt er Antonios Hände fest, nicht gewillt, diesen weiter machen zu lassen. "Man man, zapple nicht so, sonst hol ich noch Seile und binde dich fest!" Auf die Drohung hin zappelte der Priester nur noch mehr, meckerte. Und ob es die Sache schlimmer machte oder nicht, er musste sich wehren. Zusätzlich fing er an, Antonio als Feigling zu bezeichnen, weil er es doch eh nicht wagen würde, seine Beute entkommen zu lassen. Aber sollte er doch, wenn er aufstand war das seine Chance um erneut zu türmen. "Boa, kannst du auch einmal den Mund halten?" "Hättest halt wen anderes mitnehmen sollen." fauchte der Angesprochene nur zurück. Antonio hielt kurz inne, zuckte mit den Schultern und fasste dann unter das Kopfkissen. "Glaubst du ernsthaft, ich bin so blöd und gebe dir erneut eine Chance, zu flüchten?!" Er zog einen dünnen Lederriemen hervor und band Gilberts Hände über dessen Kopf zusammen. "Und nun halt still!" Entsetzt stellte der Kleinere fest, dass er sich so gerade nur selbst noch weiter in den Mist geritten hatte. Versuchshalber zog er an seinen Händen, aber der Riemen saß fest. Kurz hielt der Albino still, atmete erst ein paar Mal tief durch, versuchte sich etwas zu beruhigen und sah Antonio dabei böse an. Doch der lachte bloß. "Alter, mit so einem bösen Blick hältst du mich nicht auf..." Grinsend legte er seine Stirn an Gilberts. "Wie sieht das eigentlich bei euch Geistlichen aus? Keuschheitsgelübde und so…?" "W-Was?" Der Priester wurde blass, als er glaubte, verstanden zu haben, auf was der Andere hinaus wollte. "Wag es nicht, meinen Körper zu beschmutzen!", zischte er leise. Mit Schlägen und Peitschenhieben hatte er gerechnet, aber damit nicht. "Warum beschmutzen? Ist doch was… mhm… Normales." Antonio grinste anzüglich und strich Gilbert über den Bauch und abwärts in seinen Schritt. Doch der Kleine schüttelte vehement den Kopf. "Für dich vielleicht, du Bastard." Es kostete ihn einige Mühen den Blick von Antonio standzuhalten. "Du weißt genau, dass das eine Sünde ist." "Ach, Sünde, weil ich Männer lieber mag als Frauen?", fragte er Gilbert und knabberte frech an seiner Nase. "Oder das an für sich, hm...?" "Beides." Gilbert drehte den Kopf zur Seite. "Du bist doch auch ein gläubiger Mann. Du solltest wissen, dass nur ein reiner Mann Gott dienen darf." "Haaa... ja schon... ich bin zwar gläubig, aber rein schon lange nicht mehr. Zu viel Alkohol, zu viele Morde, zu viele Frauen... und Männer." Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht des Piraten. "Und du, zier dich nicht so. Man kann auch befleckt sein und unter Gottes Gnade stehen..." Er machte einfach damit weiter, Gilbert auszuziehen. Fassungslos sah Gilbert den Spanier an. Für den Augenblick fehlten ihm wirklich die Worte. Verzweifelt suchte er nach etwas, mit dem er dem Piraten ins Gewissen reden konnte, auch wenn er bezweifelte, dass der so etwas überhaupt besaß. "Es ist Sünde...", murmelte er daher nur leise. "Es ist Sünde, wenn man diesen Akt vor der Ehe vollzieht. Es ist Sünde, u-und erst recht mit einem Mann." "Und? Ich lande eh in der Hölle, auch wenn ich dauernd um Vergebung bitte. Also, warum nicht ein, zwei Sünden mehr, hm...?" Bevor Gilbert nochmals widersprechen konnte, lagen schon fremde Lippen auf seinen. Er erstarrte für den Moment. Seine Gedanken fingen wieder an zu rasen. Erst als er sich selber wieder halbwegs unter Kontrolle hatte, drehte er den Kopf zur Seite. "Um dich geht es mir doch gar nicht. ICH bin ein reiner Mann!" Doch der Spanier grinste breit, ihm schien sein Einwand vollkommen egal zu sein. "Es hat dir gefallen, wie?", meinte er und kicherte. Dann leckte er Gilbert über den Hals. "Was?" Wie kam der denn jetzt da drauf? "Nein, nein es gefällt mir nicht!" Wieder versuchte er zu zappeln, doch da Antonio immer noch auf seiner Hüfte saß, brachte das rein gar nichts. "Sonst hättest du dich früher gewehrt..." Das Grinsen konnte man regelrecht aus der Stimme heraushören. "Nun sei ruhig, halt still und genieße es." Kopfschüttelnd rutschte er auf Gilberts Füße und strich ihm erneut über den Bauch, abwärts in seine Hose. Aber Gilbert schüttelte nur weiterhin den Kopf. Ihm schien nichts mehr einzufallen. Das hier ging gegen all seine Prinzipien, das war Antonio klar, man konnte es ihm ansehen. "Bitte, l-lass das sein..." Doch nur ein "Nö.", kam als knappe Antwort. Und das Alles nur, weil er die Hände auf seinen Hüften nicht aushalten wollte, schoss es Gilbert durch den Kopf. Das war doch grausam. Grinsend massierte Antonio Gilbert zwischen den Beinen. Er hatte sichtlich Spaß daran, erstmals noch mit dem Priester zu spielen. Normalerweise war er ja doch etwas anders. Aber er wollte ja auch seine Rache und den Kleinen einfach bestrafen. Und das war in seinen Augen die beste Methode. Bis jetzt hatte Gilbert es immer geschafft, nicht auf die Wünsche seines Körpers einzugehen. Doch nun schien das nicht mehr möglich und ihm wurde wärmer. "Hmm…" Augen und Mund hatte er fest zusammen gepresst und doch schaffte er es irgendwann nicht mehr, einen Laut zu unterdrücken. Dieser Pirat wusste, wie man einen Mann anfassen musste und er als Priester fand das ganz und gar nicht gut. Der Pirat dagegen schon. "Ach komm, nun lass mal hören. Wenn du ruhig bleibst, hab ich ja Langeweile. Ich will dich schon hören.", hauchte er an Gilberts Ohr und massierte ihn nur fester. Gilbert öffnete die Augen einen Spalt, funkelte den anderen an, doch den Mund presste er weiterhin zusammen. Man konnte an seinem knallroten Gesicht deutlich sehen, dass es ihm peinlich war. Aber dennoch würde er nicht so einfach nach der Pfeife des Spaniers tanzen. Auch in so einer Situation nicht. "Du stellst dich immer noch quer? Schade, dabei wollte ich dich einfach nur etwas quälen, aber nun..." Kurz seufzte Antonio, dann grinste er aber hinterlistig und zog Gilberts Hose herunter. "…muss ich wohl zu härteren Methoden greifen." Ein wenig irritiert sah der Priester ihm dabei zu. Quälte er ihn nicht schon genug? Er versuchte ruhig zu atmen, doch nach dieser Behandlung fiel ihm das extrem schwer. Warum musste er es sich auch immer noch schwerer machen? Aber in diesem Fall war es einfach zu peinlich (und immer noch falsch) um nachzugeben. Antonio schüttelte den Kopf. "Dummer, dummer Priester...", meinte er, nahm Gilberts Glied in den Mund und saugte daran. Der hatte nun wirklich Schwierigkeiten, sich jetzt noch zurückzuhalten. "Nhmmmm~" Wieder zerrte er an seinen Fesseln, nur, um erneut festzustellen, dass sie zu fest saßen. Warum tat so etwas nur so verdammt gut? Ihm wurde warn, nein heiß. Nein, ihm war schon heiß, ihm wurde noch heißer. Diese Hitze schien ihn ganz und gar einzunehmen. Und das nur, weil dieser sündige Mund, der seine Männlichkeit verwöhnte, ein verbotenes, inneres Feuer in ihm entfachte und dieses nahm ihn immer und immer mehr ein. Nur nebenbei nahm er wahr, wie Antonio anfing ihm auch noch über die Innenseite seiner Oberschenkel zu streicheln. "Ahhh~" Dieser lustverzerrte Ton, der seine Lippen verlies, der kam doch nicht mehr aus dieser Welt. Das war zu viel für ihn, er war so etwas doch nicht gewohnt. Er konnte nicht mehr. "Mhmm..." Antonio leckte sich über die Lippen. "Wäre schneller gegangen, wenn du dich nicht so geziert hättest.", meinte er grinsend. "Eigentlich sollte das Strafe genug sein..." Er beugte sich über Gilbert hinweg und öffnete den Lederriemen. "Und wenn du nicht noch mehr befleckt werden willst, bist du am besten nun schön brav, bleibst hier und hörst auf mich, verstanden?" Schnell nickte der Kleine, rieb sich dann seine Handgelenke, was Antonio grinsen ließ. "Gut. Ich bleib mal vorsichtshalber hier... nicht, dass du nochmals auf dumme Gedanken kommst. Das nächste Mal wird‘s schlimmer..." Wie zur Verdeutlichung ließ er den Dolch fallen, den er vorhin in seinen Hosenbund gesteckt hatte. Langsam normalisierte sich Gilberts Atmung wieder. Vorsichtig griff er nach seiner Hose, sehr darauf bedacht, keine falschen Bewegungen zu machen. Er nickte nochmal, als Zeichen dafür, dass er verstanden hatte. Aber es beruhigte ihn ein wenig, Antonio war nicht so weit gegangen, wie er anfangs befürchtet hatte, er war immer noch ein reiner Mann, der 'nur' bei nächster Gelegenheit in die Beichte musste. Ob er gleich fragen sollte? Er sah Antonio in die Augen, jedoch sehr schnell wieder wo anders hin. "Habt... Habt ihr einen richtigen Priester hier im Dorf?", murmelte er dann leise. Antonio schien von dem schnellen Wegschauen des Priesters weniger überrascht. "Klar, ein oder zwei schon…" Er zuckte mit den Schultern. "Man muss sie nur finden. Sie sind seltsam, aber was soll‘s, ihre Arbeit machen sie gut." Das beruhigte ihn. Nachdem Antonio vorhin den Gottesdienst geleitet hatte, hatte er fast schon erwartet, dass es keine richtigen Priester hier gab. Nachdem er seine Hose wieder anhatte und auch das Hemd übergezogen hatte, fühlte er sich schon wieder ein wenig wohler. Dennoch saß er nun mit reichlich Abstand von Antonio auf dem Bett, sah auf die Bettdecke. "Willst du im Sitzen schlafen?", fragte der Pirat ungläubig und zog an der Bettdecke. "Beweg dich hierher, sonst reicht die Decke nicht~" Gilbert sah zu ihm, schaffte es jedoch nicht, ihm in die Augen zu sehen. Er wollte zusammen mit ihm in einem Bett schlafen? In diesem Bett in dem er eben noch... Er zögerte etwas, rutschte dann aber wieder zu ihm rüber. Immerhin wollte er nicht sofort die nächste Strafe provozieren. Antonio lächelte und tätschelte ihn. Dann legte er sich hin und wartete, bis auch Gilbert lag, bevor er die Decke über sie beide schlug und sich einfach hineinkuschelte. Der Spanier gähnte und wünschte Gilbert eine gute Nacht, ehe er einschlief. Da er es einfach nicht gewohnt war, sich mit jemand das Bett zu teilen, nahm er Gilbert in der Nacht einfach in den Arm und drückte ihn an sich. Es dauerte eine ganze Weile bis Gilbert sich ein wenig entspannte und begriff, dass Antonio wohl wirklich nichts anderes vorhatte, als zu schlafen. Er musste gähnen und schloss dann auch endlich die Augen. Schlafen schien ihm mit einem Mal als ein wundervoller Vorschlag. Die letzte Nacht hatte er ja auch nicht sonderlich gut geschlafen. Obwohl er erst erwartet hatte, neben Antonio oder eher in Antonios Armen nicht schlafen zu können, schlief er sehr schnell ein. Seine Wanderung, die Entführung und vor allem die Bestrafungsaktion von eben machten ihn halt doch recht müde. Im Schlaf kuschelte er sich nur selber an den warmen Körper neben ihn. Antonio wurde am nächsten Morgen durch die Morgensonne geweckt. Es dauerte etwas, bis er begriff, dass er zu Hause und nicht mehr auf dem Schiff war und nochmals etwas länger, bis er die Person in seinen Armen identifiziert hatte. "Ach.. der Priester Gilbert...", murmelte er und wand sich vorsichtig aus dem Griff des Kleinen, um aufzustehen. Der schlief einfach weiter und brummte nur etwas. Schon lange hatte der nicht mehr in einem richtigen Bett geschlafen. Der Pirat grinste etwas, ließ ihn aber schlafen. Er zog sich frische Klamotten an, wusch sich knapp das Gesicht und ging auf den Markt, frische Lebensmittel einkaufen. Er brauchte ziemlich lange mit seinen Einkäufen. Immer wieder sprach ihn jemand auf seine lange Abwesenheit an, unterhielt sich mit ihm und als er dann endlich, endlich wieder nach Hause kam war es schon fast Mittag. Er brachte die Einkäufe teils in die Küche, teils in den Keller und machte sich dann daran Essen zu machen. Gilbert würde sich hoffentlich rühren, wenn er was bräuchte... Nur irgendwann wunderte er sich doch, warum Gilbert überhaupt nicht kam und ging ins Schlafzimmer. Das Bett war leer. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Im nächsten Kapitel: Gilbert ist nicht begeistert, dass er absofort bei diesem verrückten Piraten leben soll, er will sich damit nicht abfinden. Zusätzlich verwirren ihn Antonios plötzliche Stimmungswechel. Kapitel 4: Cuatro - Versuch --------------------------- Dank jetzt schon das neue Kapitel. Weil ich nicht zulassen kann, dass sie mit ihrer Behauptung, ich würde das nicht schaffen, recht behält. (Einfach aus Prinzip, sie darf nicht recht haben xD) Nun aber viel Spaß. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Irgendwann wachte auch Gilbert auf. Verwirrt sah er sich in dem fremden Zimmer um. Dann wurde er schlagartig rot, als die Erinnerung zurückkam, wo er war und was gestern passiert war. Suchend sah er neben sich, aber er war alleine. Ein wenig ratlos setzte er sich auf. Eine ganze Weile saß er noch auf dem Bett, dann erhob er sich endlich. Vorsichtig und suchend tapste er durch das Haus, aber Antonio war nirgends zu finden. Kurz setzte er sich wieder an den Tisch und sah aus dem Fenster, dann sprang er aber wieder auf und ging nach draußen. Seine Tasche lag schließlich immer noch außerhalb des Hauses. Gerade wollte er wieder reingehen, da blieb er stehen. Warum hörte er auf das Wort eines Piraten? Auf das Wort eines nicht anwesenden Piraten. Antonio war nicht da, er konnte ihn nichts vorschreiben. Aufhalten konnte er ihn auch nicht. Er schloss die Türe wieder, drehte sich um und ging den Weg entlang, immer auf der Hut und wenn jemand entgegen kam, möglichst darauf bedacht unauffällig zu sein. Grinsend ließ er schließlich die paar Häuser, die in der Nähe waren, hinter sich. Er würde durch den Wald zum Strand gehen und dann immer den Strand entlang bis zum nächsten Ort. Dass es so einfach werden würde, hier wegzukommen, hätte er nicht gedacht. Als er weder den Weg noch die Häuser mehr sehen konnte, beschleunigte er seine Schritte. Im nächsten Ort würde er sich einen Händler oder so suchen, der ihn ein Stück mit der Kutsche mitnahm. Er brauchte einen guten Vorsprung, ewig würde Antonio ihm ja auch nicht nachlaufen. Nach zwei oder drei Stunden sah Gilbert die ersten Häuser. Ein wenig wunderte er sich, so nah war der nächste Ort schon? Nun, das sollte ihm nur recht sein. Zielstrebig ging er auf das Dorf zu, trug dabei ein breites Grinsen im Gesicht. Am Marktplatz angekommen stolperte er allerdings geschockt zurück. Das durfte doch nicht wahr sein! Schnell verschwand er in einer eher abgelegenen Gasse und lehnte nachdenklich an der Wand hinter ihm. Die Häuser, der Marktplatz, alles kam ihm viel zu bekannt vor. Auch würde er bei ein paar Gesichtern schwören, sie gestern schon einmal gesehen zu haben. Eine Insel also? Nun gut, dann musste er halt improvisieren. Irgendwie würde er hier schon wegkommen. Nach einer Weile zog er seine Robe aus der Tasche, löste die beiden Überwürfe und zog sich an. Den weißen Überwurf mit dem charakteristischen Kreuz verstaute er wieder in seiner Tasche, den schwarzen knotete er sich wie eine Kapuze um den Kopf. Diese provisorische Kapuze zog er sich tief ins Gesicht und verließ die Gasse. Hoffentlich hatte er am Hafen Glück und fand jemanden, der ihn ans Festland mitnahm. "Dieser...." Antonio knirschte mit den Zähnen. "DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN!" Vorsichtshalber durchsuchte der Spanier das ganze Haus und ging dann nach draußen. Weit konnte Gilbert noch nicht sein. "Hach, verdammt...", meinte er grummelnd und kratzte sich am Kopf. Schließlich grinste er aber doch. "Weg kann er hier eh nicht" Früher oder später würde Gilbert wieder im Dorf landen und dann würde Antonio da sein. "Er wird bereuen, dass er weggelaufen ist...", meinte er lachend und ging in das Dorf zurück. Er unterhielt sich mit einigen, fragte, ob sie den kleinen Priester gesehen hätten und redete noch über andere Dinge. Gerade lachte er über eine Geschichte eines Dorfbewohners, als er aus den Augenwinkeln eine ihm fremde Person sah. Er schüttelte den Kopf. Nein, da war niemand. Er verabschiedete sich von seinem Gesprächspartner, klapperte die Stadt weiterhin ab und ging aus Langeweile an den Steg zu seinem Schiff. Gilbert sah er in dem Gewimmel allerdings nirgends. Suchend wanderte Gilbert den Hafen entlang. Recht am Rand, zum Glück für ihn, beluden ein paar Männer ein Fischerboot, allen Anschein nach würden die wohl bald ablegen. Perfekt, je weniger Leute, desto geringer war die Chance, dass jemand ihn erkannte und verpfiff. Schnell war er dort und sprach einen der Männer an. "Guten Tag die Herren, wohin soll denn die Reise gehen?" "Ah, hallo. Mhm, zu Verwandten aufs Festland. Wieso fragen Sie?" Innerlich war Gilbert am Jubeln. "Oh wie schön, darf ich Sie um den Gefallen bitten mich mit zunehmen?" Gott sei mir gnädig und gib mir diese Chance auf ein Entkommen, schickte er gedanklich gen Himmel. "Mhmm, sicher. Aber warum warten Sie nicht auf das Reiseschiff? Dass müsste heute oder morgen ankommen." Gott danke! "Wissen Sie, ich habe die Nachricht bekommen, mein Bruder wäre schwer krank. Ich will keine Zeit verschwenden. Wer weiß, wie lange es schon gedauert hat, bis die Nachricht überhaupt ankam?" Misstrauisch hatte Antonio wieder diesen Fremden gesehen und beobachtet. Dann knirschte er mit den Zähnen. Wer lief in Spanien ganz in Schwarz gekleidet rum? Und nicht nur mit Umhang, sondern auch noch mit Kopfbedeckung. Misstrauisch ging er ein paar Schritte näher. Beim genaueren Hinsehen erkannte er einen Teil der priesterlichen Robe. "So nicht, Freundchen!" Entschlossen stapfte er auf die Verhandelten zu. "Sagt, worum geht es hier?", fragte er freundlich. Gilbert erstarrte als er die Stimme hinter ihm hörte. Jetzt konnte er seine Mitfahrgelegenheit vergessen. Ohne wirklich nachzudenken schubste er Antonio zur Seite und rannte. Er musste hier weg, vergaß dabei total, dass es keinen anderen Weg von der Insel gab. Verdammt, dabei schien für einen Moment alles zu klappen. Er hatte echt kein Glück in letzter Zeit. Er legte noch einen Zahn zu, als er Antonios Stimme hinter sich hörte. "HEY! NA WARTE, DU BASTARD!!" Den meisten Leuten versuchte er auszuweichen, doch bei manchen schaffte er es nicht ein Anrempeln zu verhindern. Im Moment war ihm das egal, Hauptsache Antonio erwischte ihn nicht. Dem war es völlig egal, ob er jemanden um rempelte. Dafür konnte er sich immer noch später entschuldigen. "HALTET IHN AUF!", brüllte Antonio und rannte weiter. "DU DRECKIGER KLEINER MISTKERL!“ Den Ersten, der versuchte Gilbert zu packen, konnte der Priester abschütteln. Erst als sich drei nicht gerade leicht gebaute Männer in seinen Weg stellten rannte er diesen quasi in die Arme. Er hatte es nicht mehr geschafft auszuweichen oder zu bremsen. Mit alle Kraft versuchte er sich aus dem Griff der Männer zu befreien. Einer fiel dabei ins Wasser, die anderen schafften es dann aber, ihn fest zu halten. Schnaufend hielt der Pirat vor den Männern samt Gilbert an. "Ha..hah... Danke... der Kleine kann echt schnell rennen." Er grinste fies, packte Gilbert am Nacken. "Ihr könnt ihn loslassen, ich übernehme nun wieder. Und nochmals danke für die Hilfe." Bevor Gilbert sich wehren konnte, packte Antonio ein Handgelenk von ihm und verdrehte den Arm schmerzhaft, dass er kurz aufschrie. "DAS war ein Fehler, glaub mir!" Auch wenn der Griff fest und schmerzhaft war so konnte der Kleine es nicht unterlassen einen Versuch zu unternehmen, sich zu befreien. "Lass los!" "Sicherlich nicht!", zischte Antonio und schob ihn voran. "Ab nach Hause. Ich hab was zu essen auf dem Feuer gelassen!!" Essen war dem Albino im Moment jedoch mehr als egal. Knurrend und mit hängendem Kopf nahm Gilbert es hin, dass Antonio es alleine schaffte, ihn festzuhalten. Konnte er denn nicht einmal mit einem einzelnen Mann fertig werden? Er durfte sich doch nicht einfach so hängen lassen! Etwas abseits vom Stadtkern, wo weniger Leute waren, zog er dem Spanier dann ein Bein weg, dass dieser hinfiel und krachend am Boden landete. "Autsch..." Unvorteilhafter Weise packte der dafür Gilbert am Knöchel und er landete dadurch auch am Boden. "WIE tief willst du dich noch in die Scheiße reiten, Gilbert?", fragte der Pirat zischend. Verzweifelt versuchte der Priester seinen Fuß zu befreien, rutschte über den staubigen Boden und kam doch nicht los. Auf Antonios Frage wusste er nicht zu antworten. Aber selber fragte er sich, ob die Bestrafung denn noch schlimmer werden konnte, als sie eh schon ausfallen würde. Antonio rieb sich seine Knie und stand auf, dann packte er Gilbert am Kragen und hob ihn ein paar Zentimeter vom Boden hoch. "Ich muss dir wirklich einprügeln, wem du gehörst, hm?" Der Kleine versuchte sich aus seinem Griff zu lösen. "Ahrg..." Ängstlich wurde Antonio angesehen. Und der Pirat wusste genau, wovor er Angst hatte. Noch dazu erkannte er an Gilberts unsicherem Gesichtsausdruck, dass er wusste, was ihn erwartete. "Und noch nicht mal gebeichtet hast du, ts ts ts. Schäm dich, schäm dich." Er lachte leise und zerrte ihn nach Hause. Wütend warf er Gilbert wieder aufs Bett. "Freundchen... Ich hatte dich gewarnt…" Antonio nahm den Dolch, der am Boden lag und nagelte den Priester, bevor der wieder aufstehen konnte, damit an die Wand, indem er den Dolch knapp an seinen Handgelenken durch den dünnen Stoff und ins Holz der Wand bohrte. "... dass ich dieses Mal nicht so zimperlich sein werde!" Gilbert fiel es deutlich schwer ruhig zu bleiben. Unruhig huschte sein Blick immer wieder zwischen dem Dolch, der ihn festhielt, und Antonio hin und her. Warum hatte er nicht von vorneherein gemerkt, dass das hier eine Insel war? Dann hätte er sich diesen Fluchtversuch und die Strafe sparen können. Ihm war klar, jetzt hatte er noch eine Chance, er musste nur den richtigen Moment erwischen und, Gott verdammt, er musste ruhig bleiben. Aber Antonio, der nun wieder breit grinste, verschlimmerte seine Nervosität nur. "Süß, wie du Angst hast." Für einen Moment drehte der Spanier ihm den Rücken zu und kramte in einer Schublade. Genau das war der Moment, auf den Gilbert gewartet hatte! Mit einem Ruck zog er an seinen Händen, hörbar zerriss der Stoff an den Ärmeln. In der gleichen Bewegung packte er den Dolch am Griff und zog ihn aus der Wand. Im nächsten Augenblick hatte sich Antonio aber schon wieder umgedreht, er hatte ein schmales, kleines Messer in der Hand. "Bete, solange du noch kannst.", flötete er. "Bald brauchst du es nicht mehr tun~" Möglichst darauf versucht die Hände ruhig zu halten, den Dolch auf den Piraten gerichtet und festem Blick saß er ihm nun gegenüber. „Oh?“ Pfeifend sah der Pirat ihn an. "Noch mehr Auflehnung? Du hast Mumm. Muss man dir lassen~" Doch anstatt Angst zu haben, wie Gilbert gehofft hatte, grinste er ihn an. "Und was willst du nun damit? Mich töten?" Er stellte sich direkt vor Gilbert, packte dessen Hand mit dem Dolch und drückte diesen so an seinen von der Sonne gebräunten Hals. "Los, trau dich...!" Damit hatte der Kleinere nun nicht gerechnet. Mit nun doch zitternden Händen hielt er den Dolch, zögerte kurz. Ein wenig Druck übte er aus, doch zu mehr war er nicht im Stande. Er konnte ihn nicht töten! Er war doch ein Mann Gotts, er durfte niemanden töten. Mal davon abgesehen, dass er den Mut, jemanden in den Tod zu schicken, eh nicht gehabt hätte. Kurz dachte er nach, sah zu dem Messer in Antonios Hand. Dann zog er in einer schnellen Bewegung den Dolch von seinem Hals weg, richtete sich etwas mehr auf und schlug ihm mit dem Griff auf dem Kopf. Überrascht sah der Geschlagene Gilbert an und taumelte etwas zurück. "Arg, verdammt!" Er fluchte noch etwas in Spanisch vor sich hin und sah wütend zu Gilbert hoch. "Ich weiß ja nicht wie hart du es willst, aber du wirst es härter bekommen!" Antonio riss seinen Arm hoch und stach auf Gilbert ein, doch in seiner Wut traf er nicht wirklich. Noch dazu wich Gilbert aus, er hatte lediglich einen Schnitt in die Robe gemacht. Schnell war der Kleinere vom Bett gesprungen und ging rückwärts auf Abstand, den Dolch nun wieder drohend auf den anderen gerichtet. Grimmig sah der Spanier ihm hinterher, hielt sich den schmerzenden Kopf und stand mit einem wütenden Funkeln in den Augen auf. Als er an der Tür ankam blieb Gilbert stehen, sah Antonio besorgt an. Allerdings nicht besorgt wegen der Wunde, eher weil ihm einfiel, dass er hier nicht weg kam. Selbst wenn er jetzt wieder weglaufen würde, früher oder später würde der Spanier ihn wieder in die Finger bekommen. Es hatte doch keinen Sinn. Er schluckte, musste mit seinem Stolz kämpfen, dann warf er das Messer in den Raum und sank auf die Knie. "E-es tut mir Leid..." Antonio war mehr als überrascht, als Gilbert sich plötzlich entschuldigte. "Hmpf... Und mir erst solche Probleme machen..." Kopfschüttelnd ging er zu ihm und ging vor ihn in die Hocke. "Nehm den Kopf hoch...", meinte er brummend und wartete bis der Kleine seinem Befehl nachkam. Dieser biss sich auf die Lippe, versuchte vergeblich sie so dazu zu bringen, mit dem Zittern aufzuhören. Wie süß. Es lag ein winziges Lächeln auf Antonios Lippen. "Brav…", meinte er leise, legte Daumen und Zeigefinger an Gilberts Kinn und drückte seine Lippen auf die des Priesters. Dann sank er selber auf den Boden und zog ihn schnell zu sich auf den Schoss. Erschrocken sah dieser ihm in die Augen, wehrte sich aber in keiner Weise, versteifte sich nur. Es würde ihm nicht gut tun, Antonio noch weiter zu verstimmen. "Mhmmm, jetzt entspann dich mal. Hast dich ja entschuldigt…" Kurz lachte er auf und grinste dann breit. "Damit hatte ich nicht gerechnet!" Nichtsdestotrotz legte er seine Hand an Gilberts Hintern. "Trotzdem... Strafe muss sein... sonst lernst du es nie!" Sein Grinsen wurde immer dreckiger. Kurz schien der Priester sich wirklich ein wenig zu entspannen. Doch nach seinem letzten Satz war die Anspannung mit einem Schlag und doppelt so heftig zurück. Leicht schüttelte er den Kopf. "Nein... nein... bitte nicht... nicht das..." "Warum?" Antonio grinste und drückte Gilbert zurück, bis er über dem Priester war. "Willst du lieber, mhm…? Mir fällt nicht wirklich was ein, was passender wäre..." Er lachte und strich ihm über den Hosenbund. "Außer, du nennst mir eine Alternative…" Er grinste wieder, aber er würde eh nicht von seiner Idee ablassen. Die Panik kroch wieder in Gilberts Verstand und es fiel ihm schwer, Antonio nicht gleich wieder von sich zu schubsen. Die Tatsache, dass er dem Piraten ausgeliefert war, machte ihm Angst. Er sah nichts Falsches darin, weg gelaufen zu sein, aber er hatte ihn verletzt. Es war egal, wie man es betrachtete, er war in keiner guten Lage. Seine Augen zuckten hin und her und verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. "Alles... alles... i-ich mach alles! Bitte... alles, nur nicht das!" Er dachte überhaupt nicht daran, was für Auswirkungen dieser Satz noch haben konnte. Es war ihm egal, Hauptsache er bewahrte sich seine Reinheit. "Alles..?" Antonio grinste lüstern. "Du tust alles, solange ich dich nicht nehme…?", versicherte er sich nochmals und erhob sich, als Gilbert schnell bestätigend nickte. Er zog den Priester mit und fummelte etwas an seiner eigenen Hose rum. Dann sah der Spanier ihn an. "Ich hoffe, du kannst mich genug befriedigen, damit ich dich nicht nehme~" Ein wenig verwirrt sah Gilbert Antonio bei der Ansage aber doch an, er wusste doch gar nicht was er machen sollte. Er hatte keinerlei Erfahrungen, mal von der Aktion am Vortag abgesehen. Dennoch nickte er. Er würde das machen. "Na dann...", meinte Antonio grinsend. Er sah Gilberts unentschlossenen Blick, nahm führend seine Hand und legte diese in seinen Schritt. "Mach‘s wie ich gestern. Mit der Hand oder mit dem Mund..." Lange sah er Gilbert an. "Oder soll ich es dir vormachen?" "Nein! Ich mach schon...", erwiderte der schnell. Zögerlich zog er ihm die Hose runter und legte eine Hand um Antonios Glied. Ihm war nicht ganz klar, wie fest er massieren musste, rieb ihm demnach ein wenig grob. Den Blick immer hin und her wechselnd, zwischen dem was er tat und Antonios Gesicht. "Mhmm..." Der Spanier kniff die Augen zu. Es war ungewohnt, dass es etwas gröber war, aber nicht unangenehm. "Mhhmhmhm..." Er kicherte leise. "Unerfahren, wie süß... wirst sicher noch besser..." Eigentlich wollte Gilbert gar nicht besser werden, aber es war besser als die Alternative. Mit der Erinnerung, wie es Antonio gemacht hatte, hob er nun auch die zweite Hand und massierte seine Oberschenkel. Ihn in den Mund nehmen wollte er ihn dann doch nicht, wenn es nicht sein musste. Es ging gegen seine Prinzipien. Gilbert war einfach anders aufgewachsen, er hatte andere Denkweisen als Antonio. Niemals würde er das hier für gut heißen. Dafür war ihm klar, dass die Laute, die Antonio von sich gab, etwas Gutes sein mussten. Es gefiel ihm und das war zum Vorteil für ihn selber. Sein Atem ging bereits schwer, das hörte man. Der Spanier öffnete schon wieder den Mund, um einen frechen Kommentar los zulassen, konnte dann aber nur keuchen. Er legte den Kopf etwas in den Nacken und schloss die Augen. Er leckte sich über seine schon trockenen Lippen und stöhnte leise. Vielleicht sollte der Kleine öfter abhauen und sich so entschuldigen...? Mit den Aussichten würde die Jagd zumindest Spaß machen… Konnte Antonio nicht endlich fertig werden? Bei ihm war das gestern um einiges schneller gegangen. War das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Unsicher, wie Gilbert war, massierte er noch ein wenig fester. "Uhh..." Noch ein wenig grobes Massieren und Antonio biss sich auf die Lippe, als er fertig wurde. Mit bebender Brust sah er zu dem Kleinen. "Nicht... schlecht...", meinte er grinsend und richtete sich wieder. Ein wenig angewidert sah Gilbert zur Seite, als die weiße, dickflüssige Substanz auf ihn spritzte. Er war froh, dass es nun vorbei war. Langsam stand er wieder auf. Den Kopf leicht gesenkt sah er zu dem Piraten. "Och komm, nun schau nicht so... Oder soll ich mich doch an deinem Hintern vergreifen?" Kurz lachte er etwas boshaft und streckte sich. "So... Abendessen können wir nun..." Er verharrte in der Bewegung. "Oh oh... DAS ESSEN!" Panisch rannte er aus dem Zimmer in die Küche und stieß einen spitzen Schrei aus. "NEEEIN!! ALLES VERBRANNT!!!" Verwirrt sah Gilbert ihm hinterher. Was war denn das nun? Mit deutlichem Ekel wischte er sich die Spritzer von Gesicht und Kleidung, dann ging er hinterher. Bevor er in die Küche ging musste er sich kurz besinnen, nicht, dass er mit dem breiten Grinsen zu ihm ging, das sich bei dem Schrei auf sein Gesicht geschlichen hatte. Das hatte dieser dreckige Pirat verdient. "Ach Mensch..." Hektisch versuchte Antonio zu retten, was nicht mehr zu retten war. "Man, nun muss ich neue Lebensmittel kaufen..." Seufzend drehte er sich zu Gilbert um. "Bist du am Verhungern oder kannst du ein bisschen warten? Dann gehen wir nochmals Lebensmittel kaufen." Was sollte der darauf nun antworten? Nach der ganzen Aufregung spürte er nicht ein bisschen Hunger. Wieder bemühte er sich, ein Grinsen zu unterdrücken. Stattdessen legte er eine Hand auf seinen Bauch, eigentlich ein Zeichen dafür, dass er Hunger hatte. Er wand den Blick leicht ab und meinte leise: "Ich kann noch warten... muss ich ja..." Ob Antonio drauf rein fiel und dachte, er würde gleich umfallen vor Hunger? "N...nein, musst du nicht!" Er schnappte sich Gilbert und zog ihn am Handgelenk mit, nachdem er etwas Geld geholt hatte. "Komm. Ich weiß ja nicht mal, was du so magst! Kannst du mir ja dann gleich sagen." Antonio schloss die Türe hinter sich und zog Gilbert zum Markt. Vorsichtig versuchte der sich von dem Griff um sein Handgelenk zu befreien. Er konnte selber laufen und so schnell würde er nicht wieder versuchen abzuhauen, erst musste er sich überlegen, wie er von der Insel kam. Aber jetzt fragte er sich erst mal, warum Antonio plötzlich so fürsorglich war. Diese Stimmungswechsel waren ja fast so schlimm, wie die Bestrafungen. Sie machten Antonio unglaublich unberechenbar. Antonio sah kurz über die Schulter, grinste und ließ dann auch los. An den ersten Ständen angekommen, blieb er stehen und schaute. "Wenn du was siehst, was du willst, dann sag es, ja?", meinte er und sah sich weiter um. Verwirrt sah Gilbert ihn an und blieb stehen, doch er beachtete ihn kaum, überlegte lieber, was er alles kaufen musste. War das sein Ernst? Erst, als der Priester Antonio fast nicht mehr zwischen den Leuten sehen konnte, ging er ihm nach. Es wäre wohl besser, ihn nicht zu verlieren, das würde nur wieder Ärger geben. Er dachte kurz nach. Er konnte sich also was aussuchen? Vor einem Stand mit Gemüse blieb er stehen, vieles davon kannte er nicht, aber als Antonio sich zu ihm drehte, zeigte er auf das Zweitteuerste. Das Teuerste wäre dann doch zu auffällig gewesen. Antonio sah von dem Gemüsestand zu Gilbert und zurück. Dann zuckte er mit den Schultern und kaufte ein paar von den unbekannten Lebensmitteln. "Okay... da werde ich schon was Gutes draus machen...", murmelte er und ging weiter, schon ein wenig mehr Einkäufe in den Armen. Auch Gilbert ging weiter, sah sich um, bis er ein paar Stände weiter wie angewurzelt stehen blieb. Wenn er sich was aussuchen durfte, warum nahm er dann nicht einfach das was ihm schmeckte, aber im Kloster nur selten gab? Ob es zu dreist war, wenn Antonio ihm nun noch eine schöne fette Wurst kaufte? "Hu…?" Der Spanier kam wieder zu ihm. "Was ist denn?", fragte er und sah ihn mit seinen Smaragdaugen an. Nun lief Gilbert doch das Wasser im Mund zusammen. Vielleicht hatte er doch Hunger, hatte es bei der ganzen Aufregung nur nicht gemerkt. Er zeigte auf eine dicke Wurst, die ihn anlachte. "Das schaut doch lecker aus." Der Pirat folgte Gilberts Blick und grinste. "Joa, schon." Er sah nochmals kurz zu Gilbert, bevor er sie kaufte. "Dann komm, das sollte schon fast genug sein, ab in die Küche!" Gilbert nickte und folgte ihm mit einem leichten Lächeln. Er hielt allerdings einen für ihn angemessenen Abstand. Fast war er froh, wieder zurück zu dem abgelegenen Haus zu gehen. Er war es ja gewöhnt, dass man ihn seltsam ansah, aber hier im Ort war es ihm irgendwie unangenehm. Ob das daran lag, dass er mit Antonio unterwegs war oder hatte er vorhin mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen als gedacht? Naja, auch egal. Nun freute er sich erst mal doch auf das Essen. Antonio summte leise vor sich hin, als er Gilbert ins Haus ließ. Vorsichtshalber nahm er ihn mit in die Küche und ließ ihn beim Kochen zuschauen. Nach dem Fluchtversuch würde er ihn nicht mehr so schnell aus den Augen lassen. Eine Weile schaute er Antonio beim Kochen zu, machte aber keine Anstalten zu helfen. Irgendwann zog er sich die Robe, die er sich vorhin ja wieder übergeworfen hatte, aus, setzte sich auf einen Stuhl und besah sich die Risse in dem Stoff. "Schlimmer Schaden?", fragte Antonio in die Stille hinein, als er einmal kurz an ihm vorbei lief. "Es geht..." Es waren keine sonderlich großen Risse, man konnte sie nähen, aber man würde eine unschöne Naht sehen. Unschön vielleicht auch nur, weil er nicht so gut im Nähen war. Dennoch würde er sein Bestes geben, die Robe war ihm wichtig. "Hast du Nadel und Faden?" "Ähm..." Antonio legte den Kopf schief und schien kurz nachzudenken. "Irgendwo im Schlafzimmer... glaub ich... Ansonsten auf dem Schiff hab ich sicher welchen..." Er nickte nur leicht, nicht darauf achtend, ob Antonio überhaupt hersah. Seufzend sah er sich die Risse nochmal an, dann faltete er die Robe zusammen und legte sie vorerst beiseite. Danach sah er Antonio weiter beim Arbeiten zu und wartete bis er fertig wurde. Es brauchte nur noch etwas, bis der Pirat alles auf zwei Schüsseln aufteilte und eine Gilbert hinstellte. "Wenn du willst, schau ich später mal nach.", meinte er, noch auf den Faden bezogen. Gilbert schien mit den Gedanken schon wieder wo anders zu sein, daher brauchte er einen Moment um den Zusammenhang zu verstehen, nickte dann aber. Antonio war schon wieder so nett, das verwirrte ihn. Antonio aß schweigend. Er wusste nichts mehr zu sagen. Aber irgendwann nervte ihn die Stille. "Warum bist du Priester geworden?", fragte er neugierig. "Ich bin im Kloster aufgewachsen. Und ich habe nie einen Grund gesehen auszutreten." Bis jetzt, fügte er im Kopf hinzu, verscheuchte diesen Gedanken aber sofort wieder. Antonio würde ihm seine Reinheit nicht nehmen! Der lächelte interessiert. "Soso. Also mit dem Glauben aufgewachsen." Kurz aß er weiter. "Hat dich dein Abt hierher geschickt?" "HIER her hat mich niemand geschickt..." murmelte er, aß auch erst mal weiter. Dann schüttelte er aber den Kopf. "Ich bin aus freiem Willen losgezogen." In seiner Stimme lag etwas anklagendes. Antonio zog kaum merklich den Kopf ein und grinste. "Jaa, hierher hab ich dich gebracht.", murmelte er und musste ein Lachen unterdrücken. "Aber es ist amüsant..." Er musterte den jungen Priester, der nun wütend zu ihm sah. "Amüsant...?" Er atmete einmal tief ein, er sollte Antonio lieber nicht reizen. Daher widmete Gilbert sich wieder seinem Essen und versuchte, seine Wut zurückzuhalten. "Jap… ich find‘s lustig. Naja bis auf deine Flucht ist alles recht witzig. Werde dich auch mitnehmen, wenn wir wieder losfahren.", meinte er lachend. Irgendwie fand er es lustig, Gilbert etwas zu reizen. "Ja, total witzig...", murmelte der mit einer sarkastischen Tonlage. Er fand es hier wohl alles andere als witzig. Noch dazu sah man ihm sehr genau an, was er dachte. Sobald sie Halt am Festland machten, würde er erneut versuchen abzuhauen. Antonio kaute auf seiner Gabel herum. "Kleiner Miesepeter..." Grinsend stand er auf und brachte seine Sachen weg, bevor er sich vor Gilbert aufbaute. Solange Antonio nicht wollte, dass er ging, würde er nicht von ihm wegkommen. Er war da ein wenig eigen und recht besitzergreifend. Auf jeden Fall würde er den kleinen Priester nicht gehen lassen, unter keinen Umständen. "Ich kann mir vorstellen, wie du denkst, aber seh‘s positiv: Noch lebst du. Ich hätte dich schon lange abschlachten können." Er lächelte ihn total freundlich an, seine Stimme war aber eiskalt. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Im nächsten Kapitel: Antonio greift zur Flasche. Natürlich passiert noch mehr, aber da müsst ihr euch überraschen lassen. Kapitel 5: Cinco - Alkoholnebel ------------------------------- Grinsend stand er auf und brachte seine Sachen weg, bevor er sich vor Gilbert aufbaute. Solange Antonio nicht wollte, dass er ging, würde er nicht von ihm wegkommen. Er war da ein wenig eigen und recht besitzergreifend. Auf jeden Fall würde er den kleinen Priester nicht gehen lassen, unter keinen Umständen. "Ich kann mir vorstellen, wie du denkst, aber seh‘s positiv: Noch lebst du. Ich hätte dich schon lange abschlachten können." Er lächelte ihn total freundlich an, seine Stimme war aber eiskalt. Es lief Gilbert kalt den Rücken runter. Der Typ hatte doch voll die Stimmungsschwankungen. Von gemeingefährlich (eher lüstern, aber für Gilbert war das das Gleiche), über lieb und fürsorglich hin zu total psychopathisch. "Wer sagt denn, dass mir das nicht sogar lieber gewesen wäre?" Er konnte einfach nicht seine Klappe halten und sah den Spanier wütend an. "So, soll ich?" Dieser packte Gilbert am Kragen und hob ihn ein Stückchen hoch. "Soll ich wirklich, wenn dir das lieber ist?" Er griff zu einem der Küchenmesser, die noch immer auf der Anrichte lagen und hielt es ihm an die Kehle. Erschrocken sah er ihn an. Er hatte Angst vor dem Tod, natürlich, das war doch normal für einen Menschen, aber das vor dem Piraten zugeben musste er ja auch nicht gleich. Er hatte auch Angst vor Schmerzen, aber seine größte Angst war es, vor Gott in Ungnade zu fallen, unrein zu sein und ihm nicht mehr dienen zu dürfen. Leicht verzog er den Mund zu einem gequälten Lächeln. "Willst du noch mehr sündigen? Hast du nicht schon genug Böses getan?" "Das schon. Aber was würde das schon machen? Ich lande eh in der Hölle, schon vergessen?" Der Pirat sah Gilbert in die Augen, noch immer mit dem eingefrorenen Lächeln und drückte die Klinge fester an dessen Hals. "Das würde dich ja wenig interessieren, oder? Du landest schließlich im Himmel..." der Priester versuchte sich ein wenig wegzurücken, mit geringem Erfolg. "D-du willst es doch gar nicht anders." Er musste schlucken. Es war nicht leicht seine Angst zu unterdrücken. Am liebsten würde er schon wieder weglaufen. "Kein Wunder, dass du in der Hölle landen wirst... du versuchst ja nicht mal für deine Taten Buße zu tun." "Kennst du mich wirklich schon so gut?" Das Lächeln verschwand langsam. "Bist du dir deiner sicher, was du da sagst?", knurrte Antonio und drückte ihn langsam, Stück für Stück, nach hinten. "Ich bin oft genug am Beten. DU merkst es nicht. Bist erst zwei, drei Tage hier und machst solche Bemerkungen?!" Noch mehr wollte er dem Piraten an den Kopf werfen, zögerte dann aber. Vielleicht sollte er sich nicht so viel herausnehmen. "Wenn du so etwas wie Reue empfindest... warum tust du das dann?" Seine Stimme war mittlerweile leiser geworden. Fragend sah er ihn an. "Warum?" Antonio sah ihn lange an und ließ ihn dann los. "Ich weiß es nicht so genau. Vielleicht, weil ich schon immer so gelebt habe?" Dann war es wieder da, dieses eiskalte Lächeln. "Und weil ich es mir vielleicht nicht anders vorstellen kann?" Sofort stolperte Gilbert zurück, tastete seinen Hals ab. Nun war es an ihm ihn lange anzusehen. "Du willst dein bisheriges Leben nicht aufgeben, nicht wahr? Dann haben wir ja was gemeinsam." Er konnte sich auch nicht vorstellen nicht im Kloster zu leben. "Nein. Warum auch? So bin ich frei. Es ist einfach… herrlich... Wohl die erste Gemeinsamkeit, wie?", brummte er vor sich hin und legte das Messer weg. Ob er noch weitere finden würde? Dann verzog er kurz das Gesicht. Eigentlich wollte er nur Spaß haben, aber der Kleine war mehr Mühe als Spaß. "Menschen töten und entführen, stehlen, das nennst du herrlich?" Verständnislos sah der Priester ihn an. Vielleicht wäre es besser würde er nicht weiter reden, aber er sagte einfach immer fast sofort das, was ihm in den Sinn kam, ohne groß darüber nachzudenken, was es für Folgen haben könnte. "Besitzt du eigentlich so etwas wie ein Gewissen?" "Neee... das hab ich schon lange... mhm… abgeschaltet. Das ist nur im Weg auf Raubzügen. Und sicherlich ist es herrlich. Ich meine, du kannst tun und lassen, was du willst! Aber dir brauch ich das nicht erzählen, du würdest es eh nicht verstehen, kleines Lamm." Er streckte sich bis die Wirbel knackten. Gilbert wollte ihm widersprechen, lies es dann aber. Der Pirat hatte Recht, er verstand es nicht, er wollte es aber auch nicht verstehen. Er schüttelte nur leicht den Kopf und murmelte: "Und sowas nennt sich gläubig..." "Trotz alldem, ja..." Kurz blitzte nochmals sein Lächeln auf. "Haste doch selbst gesehen..." Antonio legte den Kopf schief. "Gläubiger als die Engländer bin ich zumindest...." "Die Engländer...?" Er dachte kurz nach. Viel wusste er nicht von diesem Inselvolk, aber er erinnerte sich, was der leitende Priester mal gesagt hatte, das wären alles Teufelsanbeter und Hexen. Nichts, mit dem er sich befassen sollte. Er zuckte kurz mit den Schultern. "Irgendwann werden auch sie den richtigen Weg finden..." und wenn sie dafür wieder ihre Kreuzritter losschicken mussten. Ja, irgendwie so hatte es Wilhelm gesagt. "Hmpf. Die und den richtigen Weg? Ihre Wege kreuzen nur immer die unsren und das... naja, das geht halt nie gut aus. " Antonio setzte sich wieder und starrte aus dem Fenster. Gilbert stand noch eine Weile so rum. Schweigend. Was sollte er auch noch groß sagen? Dann setzte auch er sich wieder, stocherte in dem Rest von seinem Essen rum. Auch wenn ihm der Schreck gerade den Appetit genommen hatte, irgendwann aß er auf, viel war es ja nicht mehr. Antonio stand irgendwann wieder auf, aus seinem Tagtraum erwacht und verschwand kurz im Keller, um eine Flasche Wein zu holen. "Willst du auch ein Glas?", bot er Gilbert an, als er sich einschenkte. Der sah auf die Flasche. Eigentlich hatte er nichts gegen ein Schlückchen einzuwenden, das würde ihn vielleicht ein wenig aufheitern. "Nein danke..." Aber er sollte sich nicht so gehen lassen. Und überhaupt, war es gut, dass Antonio jetzt trank? Er war doch so schon unberechenbar. Antonio zuckte mit den Schultern. "Wie du meinst. Trink ich halt mal wieder alleine. Nichts Neues..." Er stellte die Flasche weg und nahm einen tiefen Schluck, wobei er das halbe Glas leerte und es nicht mal zurück auf den Tisch stellte. Was sollte das? Wollte der Pirat ihm ein schlechtes Gewissen einreden? Kurz sah er ihn verwirrt an, dann aber auch schon wieder weg. Es war doch Schwachsinn, er hatte doch seine Mannschaft, mit der er trinken konnte. Aber das war egal, ihn störte mehr die Tatsache, dass er überhaupt trank und das nicht gerade langsam und wenig. Das beunruhigte ihn. Antonio sah aus den Augenwinkeln zu Gilbert und grinste. "Ist was...?" Er drehte sich zu ihm, leerte das Glas und schenkte sich sofort wieder nach. "Hey, du weißt ja, wie rennen geht.", stellte er sarkastisch lachend fest. "Falls ich betrunken etwas vorhaben sollte..." Er wollte gerade verneinend den Kopf schütteln, sah dann aber erst irritiert, dann leicht geschockt zu ihm. Sollte das eine Drohung oder Warnung sein? "Was... Wie mein... Ahm... Vielleicht solltest du nicht so viel..." Er stockte ein bisschen rum. Was sollte er denn sagen? "Was ich meine? Ich weiß nicht so genau, was ich so richtig betrunken anstelle. Und du willst es sicher nicht wissen. Uuuund… was? Vielleicht sollte ich nicht so viel trinken? Mhmm, doch, schmeckt schließlich gut." Breit grinste er Gilbert an. "Und du willst sicherlich nichts? Die erste Flasche ist bald schon wieder leer..." Er sah auf die Flasche, dann wieder zu Antonio, dann wieder zu Flasche. Wenn er nun doch was trank, dann konnte Antonio weniger trinken. Aber Moment! "Die ERSTE Flasche?" Er wollte doch wohl nicht noch mehr holen? Aber wenn er schon so drohte würde es wahrscheinlich nicht bei der einen bleiben. Überrascht sah der Spanier ihn an. "Ja...? Hab ja noch mehr unten..." Nochmals hielt er ihm die Flasche hin. "Oder bist du feige?" "Ich bin nicht feige." brummte er. "Ich will nur einfach nicht." Ein wenig musternd sah er Antonio an. Er sollte Alkohol doch wohl gewohnt sein, das hieß er sollte auch nicht so schnell betrunken werden. Immerhin ein kleiner Trost… oder auch nicht. "Sagen sie alle…", meinte der Pirat kichernd und nahm den nächsten Schluck aus der Flasche. "Ich krieg dich noch dazu~" Breit grinste er Gilbert an. Das war keine Drohung, sondern ein Versprechen. Skeptisch legte der Kleine die Stirn in Falten. Er wusste wohl mit der Aussage nichts anzufangen. Er gab keine Antworten, blieb einfach still. Er wendete den Blick ab, seufzte leise, es war ihm deutlich anzusehen, dass er doch einfach nur hier weg wollte. Antonio zog eine Augenbraue hoch. Schweigend stand er auf, trat vor Gilbert und versperrte ihn den Blick. Ganz nah kam er an sein Gesicht heran. Kurz zuckte der Kleine überrascht zusammen. "Sehnsucht?", hauchte er mit nach Wein riechendem Atem. Dann aber wurde, mit festem Blick, sein Blick erwidert. Der Priester straffte seine Körperhaltung noch ein wenig mehr und zischte ihm leise entgegen: "Natürlich... aber nicht nach dir!" "Schade. Ich hatte schon Hoffnungen…", seufzte er und strich sanft über Gilberts Wange. "Soll ich dafür sorgen, dass du nach mir Sehnsucht bekommst?" Wieder grinste er dreckig und leckte sich über die rauen Lippen. Für einen kleinen Augenblick wankte der feste Blick. Tief atmete er ein, um dann hörbar wieder auszuatmen. "Kein Interesse." Langsam hob Gilbert die Hand, schob damit die von dem Piraten weg. "Mhmm, okay..." Antonio zuckte mit den Schultern, setzte sich wieder und setzte die Flasche wieder an. Er stellte diese erst weg, als sie leer war. Ob das nun ein Fehler war? Aber Antonio schien nicht wütend, zum Glück. Er sah eher enttäuscht aus... so war es ihm recht. Dennoch sah er besorgt dabei zu wie er den Wein runter kippte. Als er die Flasche wieder auf den Tisch stellte, oder eher knallte, sah er wieder zu Gilbert. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht und er stand auf. Langsam schlurfte er wieder in den Keller und kam mit einer schon angebrochenen Weinflasche zurück. Starr beobachtete er ihn dabei wie er aus der nächsten Flasche trank. Er wusste nicht was er tun sollte. Am liebsten würde er von hier verschwinden. Aber noch war Antonio klar bei Verstand, er würde ihn nicht weglassen und wenn er das nicht mehr war, war es wahrscheinlich zu spät. "Vielleicht solltest du nicht so... schnell trinken." Eigentlich wollte er ja 'viel' sagen, aber das hatten sie ja eben schon. "Wieso?" Fragend sah er Gilbert an. "Ich könnte noch schneller...", meinte er Schultern zuckend. Dann setzte er sich wieder. "Aber das kann doch nicht gut tun... und sollte man Wein nicht genießen? Und überhaupt, ist es nicht langweilig alleine zu trinken?" Kurz fragte er sich, ob es nicht eh egal war, was er sagte, Antonio würde eh das machen was er wollte. Allerdings ließ er wirklich kurz die Flasche sinken. "Ja, schon... Aber irgendwann... wird es dir egal... Hauptsache du kannst trinken...", murmelte er. "Und ich muss ja alleine trinken, wenn du nicht mittrinkst..." "Ich meinte deine Freunde. Warum gehst du nicht zu Leuten aus deiner Mannschaft?" Innerlich schüttelte er den Kopf über diese Einstellung. Selber trank er ja auch gerne Mal, aber in Maßen und wenn mal doch etwas mehr dann war das eher selten. Allerdings lag das am Kloster, wenn er könnte, würde er auch mal mehr trinken. Antonio kicherte. "Eigentlich haben so gut wie alle eine Familie... Da können sie nicht einfach mal weg und saufen." Er verzog das Gesicht. "Leider. Schon doof, wenn man alleine ist..." "Aber wochenlang auf See rumfahren können sie schon?" Er seufzte genervt. Das hatte wohl keinen Sinn ihn vom Trinken abzuhalten zu versuchen. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen. "Yoa, weil das deren Job ist. Oder sollen die Kinder hungern?!" Langsam schüttelte er den Kopf und hob erneut die Flasche an. Was für ein super Job, dachte Gilbert sich, Dörfer bestehlen, verwüsten und Leute entführen. Laut aussprechen würde er es allerdings nicht. Lieber wendete er den Blick wieder ab, dachte nach. Ob er ihn einfach fragen sollte, ob er spazieren durfte? Aber das würde so rüber kommen, als hätte er Angst... Antonio war mit den Gedanken bereits woanders. Leicht angehaucht vom Wein sah er durch ein Fenster nach draußen in den Himmel. Er mochte die Freiheit, die er hatte und trotzdem wunderte er sich, dass er immer wieder zurückkam und seinen Glauben nicht verloren hatte, auch wenn er schwach war. Hatte er sich deshalb den Priester mitgenommen? Als er wieder zu Antonio sah blickte dieser gerade weg. Bildete er sich das nur ein oder lag Sehnsucht in seinem Blick? Hatte er nicht eben noch gesagt, dass es doof wäre alleine zu sein? Er schnaubte, stand dann auf und nahm Antonio die Flasche weg. "Was auch immer du für ein Problem hast, glaubst du wirklich Alkohol ist die Lösung dafür? Wenn du dich alleine fühlst, glaubst du irgendeine Frau würde einen Alkoholiker heiraten wollen?" Genervt wie er grad war vergas er total, dass er erstens besser aufpassen sollte was er tat und zweitens, Antonio es eh nicht so mit Frauen hatte und wahrscheinlich auch genauso mit heiraten. Etwas langsam sah Antonio Gilbert an und kam wieder im Hier und Jetzt an. Angewidert verzog er das Gesicht. "Was will ich denn mit Frauen...?" Im nächsten Moment stand er auch schon und griff nach der Weinflasche. "Gib die wieder her!", zischte er. "Ehm..." Gilbert hatte mal wieder im Affekt gehandelt. Das hatte er sich schon lange mal abgewöhnen wollen. Noch dazu hatten sich seine Ansichten, dass Männer nichts mit Männern anfangen sollten vor die Tatsache, dass Antonio das anders sah, geschoben. Sofort ließ er die Flasche los, als er danach griff. Besser er gewöhnte sich nun sehr schnell diese Kurzschlusstaten ab. Mit verzogener Miene zog Antonio die Flasche an sich. "Hmpf." Etwas verächtlich schaute er auf Gilbert herab. "Wenn du sooo dringend Weiber willst, es gibt leichte Mädels hier im Dorf. Geh doch raus und such sie!", meinte er sarkastisch und beleidigt. Sein Blick wurde mit dem gleichen Ausdruck erwidert. Eigentlich sollte er doch Leuten mit Problemen helfen, aber für Antonio fühlte er im Moment wirklich nur Verachtung. So wie der an seiner Flasche hing... "Ich will ni..." Er stoppte mitten im Satz, natürlich wollte er keine Frau, auch keinen Mann, aber... „Ich darf raus gehen?" "Solange du in einer Stunde wieder da bist, kein Ding.", brummte Antonio, der einfach im Moment alleine sein wollte. "Falls du wieder versuchen solltest zu fliehen: Ich finde dich!", drohte er noch und kehrte ihm dann den Rücken zu. Es wunderte ihn, dass er einfach gehen durfte, aber mit Sicherheit auch nur, weil der Pirat wusste, dass er hier nicht weg konnte. Von dem her fragte er sich auch, wie er einen weiteren Fluchtversuch starten sollte. Natürlich wollte er weg, er wusste nur nicht wie, aber er würde jede Möglichkeit nutzen. Ein wenig zögerlich, darauf wartend, dass Antonio es sich nochmal anders überlegte, verschwand er aus dem Raum und dann aus dem Haus. Eine Weile ging er einfach planlos Richtung Dorf, Hauptsache er war weg von Antonio. Dann aber schlug den Weg zur Kapelle an. Der Pirat seufzte. Erneut und wiederholt fragte er sich, warum er Gilbert mitgenommen hatte. Sicher, ab und zu war es ganz witzig und er hatte seinen Spaß, aber der Kleine konnte ja schlimmer als jede Hausfrau der Welt sein. Nachdem ihm die Küche zu langweilig wurde, ging er ins Wohnzimmer und setzte sich dort auf seine Couch, auf der er nach kurzer Zeit auch einschlief, die Flasche hatte er auf den Boden gestellt, aber nicht gänzlich geleert. Ein paar Minuten stand er vor dem kleinen Gotteshaus bevor er hineinging. Langsam schritt er auf den Altar und das Kreuz dahinter zu. Es war ganz anders und doch erinnerte ihn alles an seine Heimat. Vorne angekommen sah er einen Mann am Rand sitzen, ein Priester, Gott sei gedankt. "Pater... ich... ich muss mit Ihnen reden." Er war schon das ein oder andere Mal beim Beichten gewesen, aber nie wegen so was. Der alte Mann drehte sich um. Neugierig musterte er Gilbert, mit seinen silbernen Haaren und den roten Augen. "Gerne mein Junge. Wie kann ich dir helfen?" Er senkte respektvoll den Kopf, setzte sich dann neben ihn. Es war ihm unangenehm darüber zu reden, aber nach kurzem fing er dann doch an. "Ich habe unsittliche Dinge getan... mit einem Mann. Er… Er hat mich dazu gezwungen." Ein wenig zögerlich fügte er hinzu: "Aber meinem Körper hat es gefallen..." Bevor der alte Mann etwas dazusagen konnte fing er ganz von vorne an zu erzählen, als Erklärung, dass Antonio ihn entführt hatte... Der Pater hörte aufmerksam zu. Er nickte am Ende der Erzählung und legte Gilbert die Hand auf die Schulter. "Es war die richtige Entscheidung zu mir zu kommen, auch wenn sie dir nicht leicht gefallen war. Wenn du Ruhe gefunden hast, betest du das Ave Maria und bittest unseren Vater darum, dir beizustehen, falls dir noch schlimmere Sachen zustoßen sollten. Wenn das der Fall ist, kannst du gerne wieder zu mir kommen. Niemand wird etwas erfahren." Er lächelte etwas. "Danke Pater..." Etwas blieb er noch sitzen, dann kniete er sich vor den Altar und fing an zu beten. Als er fertig war, wollte er noch etwas die Ruhe hier genießen. Allerdings sprang er sehr bald wieder von der Bank auf und lief nach draußen. Wie viel Zeit war vergangen? Antonio hatte ihn doch nur eine Stunde gegeben. Der Alte ließ den Jungen in Ruhe beten. Es war nicht das erste Mal, dass er von so etwas hörte. Die Geschichte war ungeheuerlich und hätte er nicht die Schweigepflicht würde er Antonio mal zur Rede stellen. Doch waren ihm die Hände gebunden. Er wünschte dem jungen Priester still viel Glück, als er panisch aus der Kapelle rannte. Total außer Atem kam er bei Antonios Haus an. Er war zu spät, das war ihm klar. Hoffentlich gab das nicht wieder Ärger. Er ging rein, ins Wohnzimmer, wo er den Piraten vermutete und auch fand, allerdings schlafend. Neben ihm noch eine fast leere Flasche, die wievielte das wohl war? Ein wenig besorgt ging er ein paar Schritte näher. Aber immerhin würde es so keinen Ärger geben können, dass er zu spät zurück war. Antonio drehte sich leise brummend um, schlief aber weiter. Eine Weile sah er ihn einfach nur an. War er deswegen hier? Um dieser armen Seele zu helfen? Immerhin war es seine Aufgabe zu helfen, auch wenn er was gegen die Leute hatte. Er nahm die Flasche wieder an sich und brachte sie in die Küche, danach ging er ins Schlafzimmer. Mit der Decke kam er wieder zurück und legte sie vorsichtig über den Piraten. Aufwachen sollte dieser nicht, der würde sich nur sonst was drauf einbilden. Leise und verschlafen murmelte Antonio einen Dank und kuschelte sich in die Decke ein. Nach diesem kurzen Moment Halbschlaf war er auch schon wieder weg, ohne etwas anderes außer der Decke registriert zu haben. Mit einem leichten Lächeln drehte er sich um, sah wieder aus dem Fenster. Die Sonne war gerade dabei unterzugehen. So spät war es nun eigentlich noch nicht, aber auch er war müde. Er nahm seine Robe und ging wieder ins Schlafzimmer. Fremde Schränke und Zimmer, auch wenn sie einem Piraten gehörten, wollte er nicht durchsuchen, deswegen legte er sich ins Bett und deckte sich einfach mit seiner Robe zu. Am nächsten Morgen erwachte Antonio mit einem schweren Kopf. Die Tage hatten ihn geschafft und der Alkohol hatte ihm den Rest gegeben. "Ach du gute Güte...", murmelte er. So viel hatte er doch nun auch wieder nicht getrunken. Er war doch mehr gewohnt... Zu faul, um gänzlich aufzustehen, legte er sich wieder hin. Da nahm er die Decke erst richtig wahr. Hatte Gilbert sie über ihn gelegt? Er wusste es nicht mehr genau, aber es wunderte ihn. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Weil die liebe Roshia uns mal aufgescheucht hat, haben wir uns aufgerafft und weiter gearbeitet. Und danke an sie fürs Fehler suchen xD° Im nächsten Kapitel: Like a Schneewittchen xD Antonio belauscht Gilbert beim Flöte spielen und macht ihm einen kleinen, unerlaubten Waldspaziergang zum Vorwurf. Und Gilbert? Der ist verwirrt, überfordert und weiß nicht recht, was er tun soll und kann. Kapitel 6: Seis - Flötenspiel ----------------------------- Als Gilbert am nächsten Morgen aufwachte blieb er noch etwas liegen. Er wusste nicht so recht, was er tun sollte. Einerseits wollte er Antonio nicht sehen, ihm nicht helfen und einfach nur hier weg, andererseits hatte er das Gefühl ihm helfen zu müssen, dass er deswegen hier war. Langsam stand er doch auf, ging ins Wohnzimmer, mal nachsehen ob der Andere schon wach war. Eigentlich hatte er gehofft noch etwas Ruhe vor Antonio zu haben, aber als der hörte, wie jemand das Zimmer betrat hob er den Kopf. "Buenos días.", murmelte Antonio, gähnte und richtete sich langsam auf. "Guten Morgen. Wie geht es dir?" Warum er fragte wusste er selber nicht und außerdem konnte man dem Braunhaarigen ansehen, dass es wohl ein weniger guter Morgen war für ihn. Erst recht, als er gequält lächelte. "Kopfschmerzen..." Er stand elend langsam auf und machte auch nur kleine Schritte. "Bin wohl selbst schuld, mhmm?" Er streckte sich kurz. Ein "Ich hatte es dir ja gesagt." konnte Gilbert sich einfach nicht zurück halten. Der Pirat nickte nur. "Ja, hattest du..." Es war schon eine kleine Genugtuung den Piraten so zu sehen. Dennoch ging er in die Küche um ihm ein Glas Wasser zu bringen. Als Gilbert wieder kam, hatte er sich bereits wieder gesetzt. Er lächelte den Priester dankbar an, als er das Wasser entgegen nahm und langsam austrank. Gilbert beobachtete ihn. "Du solltest auch etwas essen..." Dadurch würde es ihm etwas besser gehen, auch wenn Antonio wohl gerade recht wenig Hunger hatte. Man würde es dem Priester vielleicht nicht zutrauen, aber auch er kannte sich mit Räuschen und den Folgen aus. Antonio stellte das Glas weg. "Ja..." Er sah misstrauisch zu Gilbert. Warum war er plötzlich so nett zu ihm? Da steckte doch was dahinter. Mit verschränkten Armen wartete der Priester bis Antonio wieder aufstand. Ihm was machen wollte er anscheinen nicht, okay er wusste auch nicht wo er was finden sollte. Stattdessen nahm er die Decke und brachte sie zurück ins Schlafzimmer. Antonio wartete bis Gilbert verschwunden war, um in die Küche zu schlurfen. Er stellte alles, was er fand auf den Tisch, damit sich Gilbert auch etwas nehmen konnte, selber aß er aber nur wenig. Als Gilbert wieder kam, hatte er seine Robe unter dem Arm, kurz sah er ihn an, dann setzte er sich zu ihm und aß auch, deutlich mehr als Antonio. Als er fertig war sah er ein wenig überfordert aus, er wusste wohl nicht, was er nun tun sollte. Antonio war das recht egal. Kurze Zeit sah er Gilbert noch zu, wie er nachdachte, bis er sich irgendwann in sein Zimmer zurückzog. Erst nach ein paar Stunden kam er wieder heraus. "Ich geh schnell zum Schiff und such nach Nadel und Faden…", murmelte er. Gilbert kramte kurz in seiner Tasche und ging dann auch aus dem Haus. Weit ging er nicht, nur ein bisschen in den Wald hinein, der hinterm Haus war. Dort setzte er sich an einen Baum gelehnt auf den Boden. Er fing an auf einer kleinen Holzflöte zu spielen. Sein bester Freund im Kloster hatte sie ihm mal geschenkt und ihm das beigebracht. Die Melodie war seiner Stimmung entsprechend voller Sehnsucht. Er hatte schreckliches Heimweh. Total zerknittert kam Antonio von Bord seines Schiffes. Er hatte seine ganze Kajüte auf den Kopf gestellt und tatsächlich Nadel und Faden gefunden... Mit dem Ergebnis, dass er erst mal alles wieder aufräumen musste. Wieder an Land ging er nicht sofort nach Hause, sondern erstmals am Strand spazieren. Die frische Luft tat ihm gut. Von irgendwoher hörte er eine Melodie und er folgte ihr in den Wald. Inmitten dem Grün saß Gilbert und spielte Flöte. Antonio versuchte, sich zu verstecken und unauffällig zu bleiben und lauschte der sehnsüchtigen Melodie. Noch eine ganze Weile spielte er einfach so vor sich hin. Irgendwann aber hörte er auf und lehnte den Kopf kurz mit geschlossenen Augen gegen den Stamm hinter ihm. Eine Weile saß er regungslos da, lauschte dem Winde, der in den Bäumen rauschte. Allerdings hörte er bald ein leises Geräusch, das ihn wieder aufsehen ließ. Keine zwei Meter von ihm entfernt saß ein kleines Vögelchen und zwitscherte ihn an. Er nahm seine Flöte wieder an den Mund und antwortete ihm. Der Pirat beobachtete das Geschehen aus seinem Versteck aus. "Wie niedlich...", murmelte er und musste lächeln. Der Priester konnte gut spielen, dass musste er ihm lassen. Gerne würde er noch länger lauschen, aber sein Versteck war unbequem und er wollte vor Gilbert zu Hause sein. Er wusste nicht wie lange er nun schon hier saß. Aber irgendwann kam ihm wieder in den Sinn, dass es vielleicht besser wäre wenn Antonio nicht merken würde, dass er weg war. Schnell richtete er sich auf, erschrocken flog das kleine Vögelchen weg, dann ging er zurück. Hoffentlich war Antonio noch nicht wieder da. Der Pirat wartete, bis Gilbert ein Stück weg war und rannte dann zurück. Gerade riss er die Türe hinter sich zu und war in der Küche verschwunden, hörte er die Türe erneut aufgehen und Gilbert herein kommen. "Hey.", meinte er noch etwas außer Atem. "Hab Nadel und Faden gefunden..." Beides gab er Gilbert und lächelte ihn an. Der sah ihn ein wenig erschrocken und verwirrt an, versuchte es aber nicht zu deutlich zu zeigen. Er war wohl nicht begeistert, dass er vor ihm da war oder es irritierte ihn, dass er nicht wieder wütend war, dass er einfach raus gegangen war. "Danke..." murmelte er, holte sich seine Robe und setzte sich an den Tisch um die Risse zu nähen. "Wo warst du denn?", fragte Antonio ganz unschuldig nach einer Weile. Er hatte kurz zwei Gläser Wasser geholt und stellte eines für Gilbert hin. Belustigt schaute er ihm dabei zu, wie er seine Robe nähte. Die ersten Probleme hatte er schon damit den Faden einzufädeln und dann langsam und vorsichtig anfing zu nähen. "Ich war ein wenig im Wald..." "Wolltest wohl der Hitze entkommen?" Antonio grinste, schließlich wusste er, dass es auch im Haus sehr warm werden konnte. "Genau" antwortete Gilbert kurz angebunden und konzentrierte sich wieder aufs nähen. Stimmte zwar nicht wirklich, aber wenn Antonio ihm schon passende Antworten vorgab, dann nahm er sie auch an. Immerhin wollte er nur ein wenig Abstand zu dem ganzen Hier. Und Antonio sollte nicht wissen, dass er Flöte spielen konnte, das wusste nur sein bester Freund. Nun trug er die Flöte unter dem Hemd versteckt. Der Pirat setzte sich auf ein kleines Regal, das nicht weit von Gilbert weg stand und beobachtete ihn. "Wie war‘s? Im Wald, meine ich..." Mit dem ersten Loch war er fertig und es sah gar nicht mal so schlimm aus. "Naja... es war wie es in einem Wald nun mal so ist." Nun widmete er sich den Rissen an den Ärmeln. "Grün...", kicherte der Spanier und sein Lächeln wurde unanständig. "Aber... du warst unerlaubt draußen... Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst hier bleiben oder mich um Erlaubnis beten?" Erschrocken pikste Gilbert sich in den Finger. Was war denn jetzt schon wieder? Antonios Stimmung war echt wie das Wetter im April. Er sah zu ihm auf. "I-ich war doch nicht weit weg... und gestern durfte ich auch." "Gestern hattest du auch gefragt. Aber heute bist du einfach so weg... Auch noch in meiner Abwesenheit... Du hättest auch schon wieder versuchen können zu fliehen..." Während des Redens war er aufgestanden und auf ihn zugegangen. "Aber ich war doch in der Nähe... und wie hätte ich hier fliehen sollen?" Wenn er das wüsste wäre er doch schon längst weg. Aber so rutschte er nur ein Stück mit dem Stuhl zurück, bereit jeden Moment aufzuspringen. "Fliehen hmm... oder dich vor mir verstecken… Wer weiß das schon?" Er beugte sich zu Gilbert runter und legte ihm seine Hand auf die Schulter. "Du hättest mich hören könn... eh, ich hätte dich hören können." Kritisch bemerkte er die Hand auf seiner Schulter. "Vo-vorsicht... ich hab eine Nadel in der Hand." Nicht sonderlich hilfreich so eine kleine Nadel, aber die Stimmungswechsel des Piraten verwirrten ihn. Antonio dagegen fing schallend an zu lachen. "Eine Nadel… Soso... schon mal meine Waffenkammer gesehen? Da verbiegt sich die Nadel freiwillig!" Sein Druck wurde fester und er legte kichernd die Stirn an seine. "Soll ich sie dir mal zeigen? Du wirst vor Angst weiche Knie bekommen...“ Er wusste nicht was er sagen sollte. Langsam schüttelte er den Kopf, er kannte sie nicht und eigentlich wollte er sie auch nicht sehen. Ein wenig lehnte er seinen Kopf zurück. Er hätte wohl schon längst aufspringen sollen. Nun war es zu spät. Antonio leckte sich über die Lippen. "Nicht? Schade eigentlich." Er drückte Gilbert nach hinten und setzte sich rittlings auf ihn. "Nun zier dich doch nicht so." "Wenn du sie mir unbedingt zeigen willst..." Der Pirat sollte einfach nur wieder auf Abstand gehen. Antonio tat, als ob er nachdenken würde, dann schüttelte er aber doch den Kopf. "Nee... nun nicht mehr..." Er hatte seine Hände an Gilberts Hüften gelegt und schob sie nun unter den dünnen Stoff. Entsetzt sah er ihn aus großen Augen an. Wie oft wollte Antonio das noch versuchen bis er ihn endlich in Ruhe ließ? "Was tust du?" Sollte er ihn nun wegschubsen? Das würde nur wieder Ärger geben. Aber ihn einfach machen lassen konnte er ja auch nicht. "Was ich schon lange hätte tun sollen: dich mal richtig rannehmen...", murmelte er. Jeden weiteren Protest erstickte er mit einem Kuss im Keim. So leicht wollte er sich nicht schon wieder abschütteln lassen. Dieses Mal nicht...! Panik legte sich wieder in den Blick des Priesters und er krallte sich in den Stoff von Antonios Hose. Man sah ihm regelrecht an wie seine Gedanken rasten, wie er überlegte was ihn positiv stimmen könnte. Und dann ging er langsam auf den Kuss ein. Freudig bemerkte er das. Er drückte ihn fest an sich, gestaltete den Kuss langsam intensiver und ließ seine Hände über Gilberts Körper wandern. Der panische Ausdruck in Gilberts Augen versüßte ihm das Ganze noch. So recht wusste er nicht, was er tun sollte, er machte einfach das was sich richtig anfühlte. Obwohl 'richtig' war etwas anderes... Eine Gänsehaut legte sich auf seine Arme und langsam schloss er die Augen. Er wollte Antonio im Moment nicht ansehen, zu sehr schämte er sich. Dass das anders rüber kommen konnte, das kam ihm gar nicht in den Sinn. Kurz löste der Pirat sich von seinen Lippen. "Gibt's endlich zu, dass es dir gefällt...?", murmelte er und küsste ihn dann schon wieder. Er wollte keinen Protest hören. Gilberts Körper sprach da zu sehr eine andere Sprache. Dementsprechend wanderte seine Hand auch langsam in Gilberts Schritt. Und schon hatte er die Augen wieder offen, aber auch schon wieder Lippen auf seinen. Wieder zögerte er auf den Kuss einzugehen. Als er aber seine Hand spürte hielt er diese schnell fest. Auch den Kuss brach er nun ab. "Hör auf... bitte... hör doch auf..." "Warum..? Nur wegen deiner Unschuld?", hauchte der Spanier und hielt seine Hand starr da, wo sie war. "Du willst es doch... also lass mich machen, anstatt mich immer aufzuhalten..." Er beugte sich wieder vor, knabberte nun aber an Gilberts Ohr. Der schüttelte den Kopf. Einerseits um das abzustreiten, andererseits um die lästigen Zähne an seinem Ohr los zu werden. "Ich will nicht... und das weißt du genau!" Antonio seufzte. Musste er sich nun wirklich mit Gewalt holen, was er wollte? "Ja, ich weiß das... und? Soll mich das nun aufhalten?!", brummte er. "Ich wollte dir die Chance geben, dass ich mal keine Gewalt anwenden muss... entscheide du: soll ich nun zärtlich oder grob sein?!" Eine Weile wurde er einfach nur angesehen, entsetzt, panisch, ein wenig enttäuscht. Dann senkte der Kleine den Blick. "Ich dachte, du würdest es verstehen... was es heißt aus dem bisherigen Leben gerissen zu werden..." Er hielt inne. Und stand tatsächlich auf. "Schön… da liegst du auch gar nicht so falsch." Er hob Gilberts Kinn an, so dass er ihn ansehen musste. "Ich verstehe es... kannste mir glauben..." Dann ließ er ihn los und alleine. Dabei hatte er selbst es so satt, alleine zu sein! Gilbert sah ihn überrascht und mit hoffnungsvollen Blick an und ihn dann verwundert hinterher. Erleichtert ausatmend hob er seine Robe vom Boden, legte sie auf den Tisch, die Nadel daneben und lies seinen Kopf auf den weichen Stoff fallen. Wollte Antonio das nun täglich machen, versuchen ihn zu irgendwas zu zwingen? Aber er sollte wirklich aufpassen was er tat, Antonio hatte echt ein extrem wechselhaftes Gemüt. Wundern tat es ihn trotzdem. Gestern hatte er ihn fast angeschrien, ihm seine Flasche weggenommen und er hatte nur einen bösen Blick bekommen und heute war er keine 20 m vom Haus entfernt gewesen und schon fiel er wieder über ihn her. Es war unbequem so zu sitzen mit dem kleinen Holzinstrument unterm Hemd. Also zog er die Flöte wieder unter seinem Hemd hervor und legte sie halb verdeckt von der Robe auf den Tisch bevor er seinen Kopf wieder darauf legte. So saß oder eher lag er einige Zeit da. Er dachte nach, über Antonio und die ganze Situation. Über seinen Körper, das erste Mal als Antonio ihn angefasst hatte, hatte es ihm gefallen. Und auch jetzt, schlecht hatte es sich nicht angefühlt. Aber dennoch, er WUSSTE dass es falsch war. Er würde seine Prinzipien nicht aufgeben, die Situation war einfach nur verwirrend und seinen Körper hatte er schon unter Kontrolle. Irgendwann fielen ihm die Augen zu. Er war derweil in sein Schlafzimmer gegangen. Er wusste nicht, was er eigentlich nun tun sollte. Antonio hatte sich halb ein Loch in den Bauch gefreut, als er bemerkt hatte, wie Gilbert den Kuss erwidert hatte… Und dann diese Zurückweisung... Der Pirat legte sich auf sein Bett, starrte an die Decke und versuchte, nicht darüber nachzudenken. Nach einer Weile stand Antonio aber wieder auf. Das war unmöglich nicht darüber nachzudenken. Er wollte sich entschuldigen. Auch wenn es ihm nicht gefiel, zu wissen, dass es doch eine Grenze gab, die er überschritten hatte... Im Wohnzimmer fand er Gilbert - schlafend. Er seufzte und lächelte. Langsam schlich Antonio sich zu ihm, hob ihn hoch und legte den Priester in sein Bett und deckte ihn zu. Er selbst setzte sich wieder ins Wohnzimmer. Sein Blick fiel auf die halb versteckte Flöte, mit der Gilbert im Wald noch musiziert hatte. Irgendwann wachte der Priester wieder auf. Verwirrt sah er sich im Zimmer um. Wie war er denn in das Schlafzimmer gekommen? Langsam stand er auf. Hatte Antonio ihn hergebracht? Es musste ja so sein. Wer denn sonst? Nach einer Weile ging er zurück ins Wohnzimmer. Als er es betrat hob Antonio den Kopf. "Hey... ausgeschlafen...?", fragte er leise. Er nickte nur schwach, blieb noch einen Moment an der Tür stehen, bevor er wieder zum Tisch ging und nach seiner Robe griff. Die Ärmel musste er ja noch nähen. Antonio sah zu ihm, sagte und tat aber nichts. Er schien… unsicher zu sein. Nein, das war nur Einbildung. "Die Sache vorhin… tut mir... leid...", brummte er dann aber leise. Gerade wollte Gilbert sich hinsetzten, da blieb er erstarrt stehen und sah zu ihm. Der Pirat hatte sich gerade entschuldigt? Jetzt war er wirklich sprachlos. Was sollte er auch dazu sagen? Das hatte er nicht erwartet. Antonio sah ihn lange an. Er hatte nicht wirklich mit irgendwas Bestimmten gerechnet, doch dass Gilbert da so still wurde, überraschte ihn schon etwas. "Hab ich was Falsches gesagt?" Schnell schüttelte der Kleine den Kopf. "Nein, Nein." Irgendwie machte es ihn aber wütend. Was brachte ihn ein kleines 'Es tut mir leid'? Er wendete den Blick ab, setzte sich und griff wieder nach der Nadel. Schon drei Mal hatte er versucht den Faden neu einzufädeln, doch seine Hände zitterten leicht. Er war wütend. Seltsam, wenn Antonio sich nicht entschuldigt hätte wäre er es nicht gewesen. Aber so kamen ihm nur die Gedanken in den Kopf, was diese Entschuldigung ihm brachte. Nach dem vierten Versuch schmiss er die Nadel zurück auf den Tisch. "Was bringt mir das...hm?" Erschrocken zuckte Antonio zusammen. Er war nun doch leicht verwirrt, erst sagte er nichts mehr und dann war er so aufgebracht. Sollte Gilbert doch schmollen, der würde sich sicherlich wieder beruhigen. Obwohl es auch lustig mit anzusehen war, wie er sich aufregt... "Mhm? Die Entschuldigung?" Er zuckte mit den Schultern. "War gut gemeint..." Ruhig sah er den Priester an, der ihn wütend anfunkelte. Langsam aber sollte er wissen, dass es besser war, sich zurück zu halten. Und er schien sich sogar zu beherrschen. "Schön..." knurrte er. Nun fing Antonio schon wieder an zu grinsen. "Willst du die Entschuldigung schöner ausgekleidet?", stichelte er und wieder knurrte der Kleine. "Das bringt mir rein gar nichts. Was ich will ist zurück aufs Festland." "Du bist doch auf festem Land. Es ist halt nur ne Insel." Antonio betrachtete Gilbert. Dem fiel es so unglaublich schwer nun nicht aufzuspringen und den Piraten anzuschreien. Die Finger hatte er in den Stuhl gekrallt und leicht biss er sich auf die Lippen, er sollte sich ein wenig beruhigen. Antonio wusste doch ganz genau, was er meinte und wollte. Er musste ruhig bleiben, ruhig! "Stell dich nicht blöder als du bist." Nun war er doch aufgesprungen, hatte mit der Hand auf den Tisch gehauen und war mit der Stimme lauter geworden. Den Finger drohend auf ihn gerichtet ging er langsam auf ihn zu. "Du kannst mir nicht erzählen, dass du als Pirat nicht weißt, was ich mit Festland meine." Antonio lachte. "Doch doch, ich weiß, was du meinst…" Er grinste Gilbert nur weiter an. "Aber glaubst du ernsthaft, ich würde das tun?" Er blieb stehen, nahm den Finger wieder runter. Böse und wütend sah er ihn einfach nur an. Nach einiger Zeit wendete er aber auch den Blick ab, sah an die Wand und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Es wirkte ein wenig beleidigt. "Nein..." Antonio kicherte. "Siehst du? Warum verlangst du das dann von mir, wenn du ganz genau weißt, dass ich es nicht tun werde? Und nun schmoll nicht so. Du wirst schon irgendwann wieder das Festland betreten… Aber halt nur solange, wie wir auch dort sind..." Er wendete den Blick von der Wand, um ihn noch einmal wütend anzusehen. Dann schnappte er sich seine Robe und drehte sich um. Ohne ein weiteres Wort ging er nach draußen. Im Moment war es ihm egal, ob er dafür Ärger bekommen würde, aber er wollte jetzt alleine sein. Der Pirat ließ ihn ziehen. Er würde schon wiederkommen, wenn er sich beruhigt hatte. Wo sollte er auch hin? Nochmals zu fliehen wäre fatal, dass wusste der Priester bestimmt. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Nun mit als Gamma-Leserin xD Im nächsten Kapitel: Gilbert hält es nicht mehr aus, er will weg und bittet den Pater ihm zu helfen. Kapitel 7: Siete - Druckmittel ------------------------------ Nach einiger Zeit stand Antonio auf. Er wusste nicht, was er nun machen sollte, aber er wollte an den Steg, zu seinem Schiff. Auf dem Weg zur Türe wäre er fast auf Gilberts Flöte ausgerutscht. Er hob sie auf und steckte sie gedankenverloren ein, bevor er nach draußen ging und zu den Stegen schlenderte. Eine Weile ging Gilbert einfach nur ziellos umher. Er würde sich ein ruhiges Plätzchen suchen und noch ein wenig Flöte spielen. Mit diesen Gedanken langte er in die kleine Tasche der Robe. Ruckartig blieb er stehen, wo war seine Flöte? Er hatte sie doch vorhin eingesteckt...? Seufzend ging er weiter. Wahrscheinlich lag sie noch auf dem Tisch. Antonio würde damit bestimmt wenig anfangen können und einfach liegen lassen. Aber was sollte er nun tun? Er überlegte, vielleicht sollte er nochmal zu dem alten Priester. Hoffentlich war er wieder in der Kapelle. Warum war er da nicht schon früher drauf gekommen? Der alte Mann konnte ihm doch sicher helfen hier wegzukommen. Er konnte ihm bestimmt ein Boot besorgen oder eine Möglichkeit unbemerkt auf dieses Besucherschiff zu kommen. Und ihm eventuell ein wenig Geld leihen, alles was er hatte lag noch in Antonios Haus und dorthin wollte er nicht zurück, auch wäre es auffällig, wenn er mit seiner Tasche rausgehen würde. Der alte Pater sah auf, als Gilbert in die Kapelle trat. "Hat er es wieder getan, mein Junge?", fragte er sofort besorgt und eilte auf ihn zu. Doch er schüttelte den Kopf. Der Pirat hatte es zwar versucht, aber letzten Endes doch nichts getan. "Ich brauche Ihre Hilfe, Pater" Gilbert zog ihn ein wenig zur Seite und der Alte ließ sich bereitwillig mitziehen. Es waren nur eine Hand voll Leute anwesend, aber er wusste nicht, wie nah diese Antonio standen. "Sie müssen mir helfen, hier weg zu kommen!" Er staunte nicht schlecht, dass Gilbert wirklich den Mut aufbrachte. "Das könnte dir viel Ärger einbrocken, das ist dir bewusst, mein Junge?", fragte er. "Wenn ich hier bleibe handle ich mir früher oder später sowieso Ärger ein. Ob ich was 'Falsches' getan hab oder nicht." Er sprach leise und sah immer wieder zu den anderen Leuten. Ob man sie hören konnte? Ob jemand zuhörte? Er musste vorsichtig sein. Der alte Herr nickte. Auch er sprach leise. "Auch klar. Wie stellst du dir deine Flucht denn vor?" Gilbert hatte ein paar Gesichter erkannt, die Antonio sicher nur zu gerne von dem Gespräch erzählen wollen. "Komm mit zum Beichtstuhl..." Während sie gingen kam ihm die Worte Antonios wieder in den Sinn. 'Die Priester sind seltsam...' Er selber fand den alten Mann ganz normal, priestermäßig halt. "Haben Sie ein Boot, Pater? Oder wissen Sie wie ich unbemerkt auf dieses Besucherschiff kommen kann?" "Ein Boot hab ich selber nicht, aber ein Freund von mir. Er könnte dich ans Festland bringen. Unbemerkt auf ein Besucherschiff zu kommen ist in deiner Lage wegen deiner außergewöhnlichen Augenfarbe fast unmöglich." Er sah Gilbert durch das kleine Gitter im Beichtstuhl an. "Ich bewundere dich für deinen Mut." "Wenn er das machen könnte wäre das wunderbar." Dass es schwer wird ihn auf das Besucherschiff zubekommen hatte er sich schon fast gedacht. Kurz dachte er nach. "Wie lange dauert es diesen Freund zu fragen?" Er hatte recht wenig Lust noch einmal zu Antonio zurück zu müssen, auch wenn sein weniges Hab und Gut noch dort lag. "Ich könnte gleich los. Allerdings müssen wir schon etwas aufpassen, Antonio lungert oft bei seinem Schiff rum. Er liebt es über alles..." Der Pater seufzte. "Der Gute sollte sich lieber mal eine Frau suchen...", murmelte er noch und stand auf. "Hol du deine Sachen. Wir treffen uns an den Stegen." "Aber Antonio ist zu Hause" so dachte er jedenfalls. "Ich kann nicht zurück." Nicht, nachdem er vorhin ihn erst angeschrien hatte und dann unerlaubt rausgegangen war. "Was wird er denken, wenn ich mit meiner Tasche nach draußen gehe?" Das bisschen Geld, was er noch hatte, brachte ihm eh nicht mehr viel, eine Bibel würde er schon wieder bekommen, eine Trinkflasche auch. Nur um seine Flöte war es schade, aber die musste er nun halt opfern. Aus diesem Grund ging er gleich mit dem anderen Priester mit. Seine Robe hatte er ja zumindest noch. Der Pater lächelte. Bei seinem Freund angekommen, klopfte er erstmals und besprach noch etwas mit diesem. Gilbert wartete voller freudiger Erwartung vor dem kleinen Haus. Als beide herauskamen, verzog der etwas ältere Herr den Mund. Er hatte graubraunes Haar, das zu einem kleinen struppigen Pferdeschwanz gebunden war. Von der Statur her groß und breit, aber nicht dick und das Gesicht kantig, mit ein paar leichten Falten. "Bist du nicht die kleine Ratte, die mich letztens ins Wasser gestoßen hat?!" Als der fremde Mann Gilbert allerdings ansprach sah er verwirrt zurück. Etwas unsicher musterte er den Kerl. Er konnte sich nicht an das Gesicht erinnern, nur an die Situation. "Ähm... D-das war keine Absicht... Ihr habt mich festgehalten." "Ach so. Ein Unfall, mhm?!" Er trat wenige Zentimeter vor Gilbert. "Dann bist du also der Zwerg, der zu Antonio gehört? Sag, warum sollte ich DIR mein Boot leihen?!" Oh, warum hatte er in letzter Zeit nur so viel Pech? "Ich gehöre ihm nicht!" Hilfesuchen sah er zu dem Priester. Seine Stimme aber klang fest. "Weil du ein besserer Mensch bist als dieser Antonio und anderen Menschen hilfst anstatt sie zu verschleppen?" Darauf wusste der Mann scheinbar nichts zu sagen. Knurrend drehte er sich um und ging zu den Stegen. An einem kleinen Boot blieb er stehen. "Bitte. Sollte dich über Wasser halten..." Freudig sah er wie der Mann ihn zu dem Boot führte. "Vielen Dank und... es tut mir wirklich leid." Er warf seine Robe ins Boot und kletterte dann hinterher. "Vielen vielen Dank nochmal... euch beiden. Für Alles." "Kein Ding...", meinte der Pater. Der Herr stieß Gilbert vom Steg ab. Allerdings so fest, dass das Bott dabei zur Seite kippte und Gilbert ins Wasser fiel. "Verzeihung... war ein Unfall!" Erschrocken schrie er auf, als er im Wasser landete. Panisch ruderte er mit den Armen um wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. Schnell hielt er sich an dem umgekippten Boot fest. Nur am Rande nahm er wahr, dass auch der Priester erschrocken keuchte und näher zum Wasser kam, um nach ihm zu greifen, der Mann allerdings lachte nur schadenfroh. Hustend und nach Luft schnappend hing er da, versuchte sich ruhig zu halten um nicht den Halt zu verlieren. Er konnte nicht schwimmen, da wäre es unvorteilhaft nichts zum Festhalten zu haben. Lautes Gelächter einer einzelnen Person ließ den Piraten aufhorchen und neugierig werden. Er eilte zum Bug, um zu sehen was los war. Einer der Kerle, die Gilbert neulich festgehalten hatte, hielt sich vor Lachen den Bauch. Antonio konnte nicht so genau erkennen, warum, er stieg vom Schiff und kam langsam und neugierig näher, bis er Gilbert im Wasser zappelnd sehen konnte. "Ach du grüne Neune...", stöhnte er. Als Gilbert sich wieder etwas beruhigt hatte angelte er nach seiner Robe und schmiss diese an den Steg. Danach hangelte er sich ziemlich unbeholfen vom Boot auch an den Steg und zog sich an Land. Leicht zitternd vor Schreck und Kälte wrang er erst mal seine Kleidung etwas aus. Gerade wollte er sich umdrehen und den Kerl anschnauzen da blieben ihm die Worte im Halse stecken. Antonio kam auf die kleine Gruppe zu. Erschrocken darüber rutschte er ein wenig zurück, versuchte sich hinter dem älteren Priester zu verstecken. Ohne weitere Worte stieß Antonio den Lachsack ins Wasser. "Hast schon länger nicht mehr gebadet!", brummte er. "Und du?! Handelst dir nichts als Ärger ein, wie?!", wandte er sich an Gilbert. "Haaaa... Komm schon vor, ich ertränk dich schon nicht." "Ich... Ich hab nichts Falsches gemacht!" Er sah halb an dem alten Mann vorbei und fing sofort an sich zu verteidigen. Wenn der Priester und der andere Mann ihn nun nicht verrieten konnte er sich wenigstens die Strafe Antonios sparen. Der wusste ja nicht was er vor gehabt hatte. "Das war... nur eine offene Rechnung." Unsicher sah er zu dem Mann im Wasser, hoffentlich war, dass dieser wieder im Wasser gelandet war, nun nicht zum Nachteil für ihn. "Es stimmt, Antonio. Dein... Schützling wurde irregeführt und landete im Wasser...", meinte der Priester ruhig. Glatt gelogen. Antonio kratzte sich am Kopf. "Ah... okay, Pater... Komm, Gilbert. Du wirst mir sonst noch krank..." Langsam stand er auf. Im Vorbei gehen bedankte er sich bei dem Priester. Er hob seine klitschnasse Robe auf und sah nochmal zu dem anderen Mann. "Gleich..." meinte er zu Antonio gewandt und ging an Rand des Steges in die Hocke. Mit den Lippen formte er ein stummes "Es tut mir Leid" und hielt ihm seine Hand hin. Vielleicht war es besser es sich nicht total mit diesem Mann zu verscherzen, immerhin hatte er ein Boot. Antonio seufzte nur und sah schweigend zu, wie Gilbert dem Kerl aus dem Wasser half. Naja, wenn er meinte... "Nun komm aber..." Er ging mit ihm ein Stück weit, dann seufzte er erneut. "Soll ich dir was Warmes machen?" Er war froh, dass der Mann seinen Mund hielt und ging neben Antonio her. Es war schon verwunderlich, dass er ihm überhaupt sein Boot geliehen hätte, aber ob er es noch einmal tat? Dass er ein weiteres Mal im Wasser gelandet war, war ja nun wirklich nicht Gilberts Schuld. Vielleicht konnte er sich mit ihm zusammen gegen Antonio stellen? In Gedanken versunken überhörte er fast die Frage. "Ah... ähm... ja..." Schon wieder fühlte er sich von allen Seiten angestarrt. Und dann legte Antonio auch noch besitzergreifend einen Arm um seine nasse Schulter. Den Weg über hielt er den Kopf gesenkt, so dass die Haare seine Augen verdeckten, alleine dass er total nass und in Begleitung von Antonio war brachte ihm mehr Aufmerksamkeit als er wollte. "Okay… sollte ja alles daheim haben...", murmelte der Größere und ging mit ihm weiter langsam durchs Dorf, bis sie zu Hause waren. Dort wurde er zum Umziehen geschickt und der Spanier ging in die Küche um dem klatschnassen Priester eine Suppe zu machen. So Recht wusste er nicht, wo er die nassen Klamotten aufhängen sollte, also verteilte er sie im Wohnzimmer auf Stuhllehnen, nur damit Antonio sie kurz darauf wieder einsammelte und nach draußen in die Sonne hing. Davor aber hatte er ihm noch eine dampfende Schüssel voll Suppe auf den Tisch gestellt und sanft lächelnd gemurmelt: "Danach sollte dir wieder warm sein..." Als Antonio dann draußen war atmete Gilbert erst mal tief durch. Fast. Fast wäre er hier weg gewesen. Aber er durfte sich jetzt nichts anmerken lassen. Wirklich ein wenig dankbar für die warme Suppe fing er an zu essen. Der Pirat lächelte, als er Gilbert essen sah. Vorsichtig legte er die Flöte auf den Tisch. "Hier. Die musst du verloren haben. Ich spiel kein Instrument." Erstaunt sah der Kleine zu der Flöte, dann zu Antonio. "D-danke..." Das kleine Ding schien er im Moment total vergessen zu haben. Aber es wirkte froh sie wieder zu haben und vor allem, dass Antonio allen Anschein nach vorsichtig damit umgegangen war. Bevor Gilbert aber nach der Flöte greifen konnte, nahm Antonio sie wieder an sich. "Iss erst mal. Danach reden wir in aller Ruhe..." Er sah Gilbert kurz an und grinste. Der sah verwirrt zurück. Dann aß er aber weiter, sichtlich beunruhigt. Als er dann fertig war, grinste der Spanier nur noch breiter. "Ganz unter uns, so gut der Pater auch Lügen kann, du wolltest schon wieder abhauen, richtig?" Er hielt dem jungen Priester die Flöte unter die Nase. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass das nicht klappen wird?" Und bevor Gilbert nach seinem Instrument greifen konnte, zog er dieses wieder weg. "Was?" Schnell schüttelte der den Kopf. "Wir sind nur ein wenig spazieren gegangen... und dann war da dieser Mann, der vom Steg letztens..." Er wirkte entsetzt… zu entsetzt. Und hektisch. "Gilbeeeert~ Du bist n schlechter Lügner. Weißt du das?" Er hielt die Flöte in die Höhe. "Die willst du doch sicherlich wieder haben, oder?" Antonios Lächeln war vermeidlich harmlos. "Ich lüge nicht..." Er sah der Flöte hinterher und langsam nickte er. Das kleine Stück Holz war ihm wohl verdammt wichtig. Gut, das konnte man ausnutzen. "Entweder, du sagst mir die Wahrheit oder..." Er grinste nun doch anzüglich und leckte sich kurz über die Lippen. "Hast diese in unerwünschten Körperöffnungen." Fassungslos sah Gilbert ihn an. "Das ist..." Er stockte, es brauchte nichts zu fragen, ob das sein Ernst war. Kurz biss er sich auf die Lippe. "Na gut..." er wand den Blick ab und fuhr mürrisch fort. "Hast du erwartet ich würde nicht alles versuchen um hier wegzukommen?" Antonio lächelte erneut. Was hatte er vor? Wurde er nicht wütend? "Siehst du. Tut gar nicht weh, nicht?" Vor Gilbert ging er in die Hocke. "Aber damit noch nicht genug... Zieh dich aus!" Seine smaragdgrünen Augen waren fest auf Gilbert gerichtet und seine Stimme duldete keine Widerworte. "Was?" Er sprang auf, ging ein paar Schritte rückwärts weg. "Nein!" Heftig schüttelte er den Kopf. Was dachte dieser Pirat eigentlich? Er weigerte sich doch nicht ständig sich anfassen zu lassen und zog sich dann freiwillig aus! Antonio sah zu ihm hoch, seufzte gespielt bedauernd. "Ich wette, deine kleine Flöte ist super, um den Ofen drüben anzumachen, was meinst du? Wollen wir es ausprobieren?" Er summte leise vor sich hin, als er Richtung Küche tapste. Gilbert sah ihm starr hinterher. Friedrich würde es verstehen, wenn er die Flöte opfern würde. Aber es war die einzige Erinnerung die er hatte, wenn er es nicht schaffte hier weg zu kommen. Er konnte sich eine Neue kaufen… oder Friedrich fragen, ob er ihm nochmal eine schenkte. Aber sie war schon so etwas wie ein kleines Heiligtum für ihn. Er hatte sie schon Jahre. Sollte er dafür auf das Spiel eingehen? War der Preiß nicht ein wenig zu hoch? Aber… "Warte...! Was... was wirst du tun, wenn ich... wenn ich mich ausziehe?" Eigentlich konnte er es sich denken, aber vielleicht schaffte er es doch dann wieder irgendwie davon zukommen. Er musste einfach versuchen sein geliebtes Instrument zurück zubekommen. Er blieb kurz stehen, verbarg sein siegesgewisses Grinsen vor Gilbert. Seine Augen fixierten ihn gierig. "Mach‘s dir selbst." Kurz. Auf den Punkt gebracht. Er musste schon fast über den fassungslosen Blick lachen. "W-was?" "Du hast schon richtig verstanden." Auffordernd sah er den Kleineren an. „Na komm, so schwer ist das nicht.“ Leise kicherte er, als er den unentschlossenen Blick sah. Er war unsicher, versuchte es aber mit Wut zu überdenken. Provozierend wedelte der Spanier mit der Flöte in der Luft und ging noch einen Schritt weiter. Dann kam auch wieder Leben in Gilbert, auch wenn es erst nur ein Senken des Blicks war. Er hatte das noch nie gemacht. Immer hatte er körperliches Verlangen zurückgehalten. Einerseits weil es ihm sein Leben lang so eingeredet wurde und vor allem in seinen jugendlichen Jahren hatte der oberste Priester und Abt immer sehr darauf geachtet, dass er nicht auf dumme Gedanken kam. Ganz langsam fing er an sich auszuziehen. Es war besser, als dass Antonio ihn sich einfach nahm. "Na komm, so schlimm ist es nicht und erblinden tut man auch nicht~", kicherte der und schob Gilbert zum Sofa. "So ungemütlich muss es ja auch nicht sein..." Antonio setzte sich ihm gegenüber und sah ihn lüstern an. Wie konnte man nur so drauf sein? Vorsichtig legte der Priester eine Hand um sein Glied und rieb es. Das war falsch, was er hier tat. So verdammt falsch. Diese Gedanken ließen sich einfach nicht vertreiben. Den Blick hatte er auf den Boden gerichtet. Das war so unglaublich peinlich. "Soll ich es dir nochmals zeigen?", hauchte Antonio und grinste Gilbert direkt ins Gesicht. Er leckte sich provokativ über die Lippen. Nur kurz sah Gilbert den Anderen an. "Nein... nein, ich kann das." Aber irgendwie konnte er es nicht. Sein ganzes Blut schien ihm in den Kopf zu fliesen und nicht zwischen die Beine. "So? Gut, wenn du meinst... aber fang langsam mal an, sonst leg ich doch noch Hand an." Erwartungsvoll grinste der Spanier erneut und er legte endlich die Flöte aus der Hand. Hinter sich, damit Gilbert nicht ran kam. Erwartungsvoll sah er ihm zu und hielt sich mit aller Kraft zurück. Seine Hände zuckten schon. Aber er achtete gar nicht darauf was Antonio tat. War es nicht schneller gegangen als Antonio ihn angefasst hatte? Das war nicht gut. Er musste das doch hinbekommen. Er würde das packen… Hoffentlich... Was machte er falsch? Massierte er nicht fest genug? Antonio hatte ihn fester angefasst. Aber ihm war das so schon zu viel. Langsam ertrug Antonio das nicht mehr. Er beugte sich vor, half er ihm einfach etwas. "Ansatzweiße richtig... aber hier..." Er drückte fest zu und merkte, wie Gilberts Körper sofort unter seiner Hand bebte. Ein wenig zuckte er zusammen, hatte gar nicht mehr auf den anderen neben sich geachtet. Langsam zog er seine Hand weg, sah zu dem Piraten. War Antonio nun wütend? Nein, nicht wütend, aber er sah irgendwie... nicht zufrieden aus. Er murmelte alles Mögliche vor sich hin. "Wie fühlt sich das an?", fragte der Spanier Gilbert leise. Mit vor Lust glitzernden Augen sah er ihn an. Der Priester biss sich auf die Lippe. Das fühlte sich gut an, aber er wollte es nicht zugeben. Obwohl sein Körper deutlich zeigte, dass es ihm gefiel. Das war nicht gut, ganz und gar nicht gut. Warum schaffte es der Pirat ihn in kürzester Zeit zu erregen? Und das nun schon zum zweiten Mal. "Ahh~" Kurz hatte er sich nicht unter Kontrolle und ein Stöhnen kam über seine Lippen. Schnell hielt er sich eine Hand vor den Mund, das musste der andere ja dann doch nicht hören. Antonio kicherte. "Schon gut. Ich versteh es auch so..." Unnachgiebig machte er weiter. Irgendwie fand er die sture Sprachlosigkeit Gilberts niedlich. "Nein, wie süß...", murmelte er. "Dass das bei dir so schnell geht…" Er schloss die Augen, das war so peinlich und falsch und überhaupt ihm sollte das nicht gefallen. Warum reagierte sein Körper so heftig auf Antonio? Selbst mit vorgehaltener Hand schaffte er es nicht alle Geräusche zu unterdrücken. Der Pirat kicherte wieder und massierte ihn sanfter. "Mhmm, du klingst so süß… nimm doch die Hand weg." Neugierig und fast treudoof sah er zu Gilbert hoch. "Nhmmm" Leicht schüttelte der den Kopf. Er würde die Hand ganz sicher nicht wegnehmen. War es nicht schon genug, dass er das Ganze überhaupt über sich ergehen lassen musste? "Nun komm schon… Ist doch nicht schlimm…" Der Pirat lächelte und drückte wieder fester zu. "Bitte..." Je fester Antonio drückte desto fester presste Gilbert seine Hand auf den Mund. Sollte er ihn doch dazu zwingen, wenn er ihn unbedingt hören wollte. Darin war er doch gut. Und oh, verdammt, ihm war so heiß. Antonio legte den Kopf schief, legte seine freie Hand an Gilberts Handgelenk und riss die Hand zur Seite. "Nur nicht so schüchtern~" Er lächelte, richtete sich etwas auf und presste nach ein paar Sekunden seine Lippen auf die des Priesters. Der wollte sich wehren, doch ihm fehlte die Kraft dazu. Ein lautes Stöhnen kam über seine Lippen, welches dieses Mal von Antonios Lippen unterdrückt wurde. Ohne wirklich darüber nachzudenken erwiderte er den Kuss. Es war nur allzu deutlich, lange hielt er das nicht mehr durch. "Mhmm...", schnurrte der Spanier leise, ließ Gilberts Handgelenk wieder los und strich ihm über die Wange. Dass der so schwach war, gefiel dem Piraten. Eigentlich wollte er Antonio sagen, dass er aufhören sollte, sich irgendwie wehren, doch stattdessen breitete sich die Hitze in ihm aus und schließlich kam er mit einem gestöhnten "Oh Gott". Mit geschlossenen Augen und immer noch rotem Kopf lehnte er sich etwas zurück. Kichernd leckte sein Peiniger sich über die Hand. "Zwar schön gesagt, aber n Gott bin ich nicht." Er küsste Gilbert kurz auf die Stirn. "Rot wie eine Tomate, hihi." Langsam öffnete der Priester die Augen wieder. "Ich hab doch gar nicht dich gemeint, ich hab... ähm..." Eigentlich hatte er überhaupt nicht nachgedacht. Sofort drehte er den Kopf zur Seite und rutschte ein kleines Stück von Antonio weg. Der verstand die Geste, seufzte leise und stand auf. "War mir doch klar...", meinte der, immer noch lächelnd. "Ist dir so rausgerutscht, hm? Der Name deines Herren." Daraufhin wusste Gilbert nichts mehr zu antworten. Ja, es war ihm rausgerutscht und es war ihm peinlich, die ganze Sache hier war ihm peinlich. Auch er stand vom Sofa auf und sammelte seine Klamotten wieder ein, die er schnell anzog. Aus den Augenwinkeln sah er zu Antonio, ehe er zurück zum Sofa ging und seine Flöte wieder an sich nahm. "Sie bedeutet dir viel, hmm…?" Der Pirat sah Gilbert zu, wie er die Flöte an sich nahm. Er sollte nicht so mit wichtigem Eigentum anderer umgehen. Aber so war er nun mal... Einen Moment sah der Kleinere aus dem Fenster, es war mittlerweile dunkel geworden. Er dachte an sein zu Hause, an seine Freunde, an seine 'Familie'. "Sehr viel..." murmelte er dann irgendwann. Was Fritz wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, was hier passierte? Antonio nickte. Er nahm sich - vorerst - vor, ihn in Ruhe zu lassen. "Ich geh dann mal schlafen...", meinte er und streckte sich. "Kommst du mit oder... willst du lieber deine Ruhe?" Verwundert wendete Gilbert den Blick vom Fenster und sah zu Antonio. Ja, er ließ ihm die Wahl. "Ich schlafe hier." Er zeigte auf das Sofa. Der Pirat lächelte schwach. "Hab ich mir fast gedacht..." Er drehte sich auf dem Absatz um und stiefelte in sein Zimmer. Wurde er langsam zu weich? "Arg, das gibt’s doch kaum!", brummte Antonio und warf sich regelrecht aufs Bett. Wieder hatte Gilbert sich auf das Sofa gesetzt, dabei verdrängte er was eben noch hier geschehen war. Hauptsache er hatte etwas Abstand. Die Flöte hielt er in den Händen. Leise fing er an eine Melodie zu spielen. Erneut dachte er an seine Heimat. Er würde wieder dorthin zurückkehren, das nahm er sich fest vor. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Vorschau: Obwohl Gilberts Fluchtversuch gescheitert ist, lässt er sich nicht unterkriegen. Als Antonio dann sturzbesoffen nach Hause kommt, sieht Gilbert erneut eine Chance. Kapitel 8: Ocho - Trunkenheit ----------------------------- Ein paar Tage später kam Antonio total geschafft vom Markt zurück. Er hatte dort den Pater getroffen und hatte sich eine ziemliche Standpauke anhören dürfen. Er wusste, warum er weder den einen noch die anderen mochte. Noch brummend sah er nach Gilbert. "Hey du!" Er stellte den Korb mit den Einkäufen ab. "Hab dir was mitgebracht...." Der Spanier kramte etwas im Korb, bis er eine Wurst fand und sie nach oben zerrte. "Ich dachte mhmm… weil... du die ja magst..." Verwundert sah der Kleinere, der am Fenster saß und draußen ein paar Vögel zu beobachten schien, auf die Wurst, dann zu Antonio. "Äh... Danke." Langsam stand er auf und kam auf ihn zu. Seine Mundwinkel zuckten zu einem Grinsen hoch, dass er schnell wieder verscheuchte. Er wollte ausnahmsweise mal ernst bleiben und gab ihm diese. "Also, mhm... Ich mach dann mal mir selbst Essen...", brummelte er. "Und kannst dem Pater mal sagen, er soll sein Schweigegelübde einhalten und mich nicht niedermachen, wenn du bei der Beichte warst!" Gilbert hob eine Augenbraue und antwortete: "Sollte ich? Er geht doch nur seiner Aufgabe nach... Er hilft den Leuten." Gilbert sah auf die Wurst. Sollte er sie sich selber zu bereiten? Das war das erste Mal, dass Antonio nicht für sie beide kochte. Aber nun gut, er würde sie später machen. Wenn er schon die Gelegenheit geboten bekam, weniger Zeit mit Antonio verbringen zu müssen, würde er sie nutzen. Lust- und appetitlos stocherte der Pirat in seinem Essen herum. Er ließ sich doch nicht von einem Geistlichen sagen, was er zu tun hatte! Auch wenn er Gilbert in den letzten Tage ziemlich oft begrabscht hatte. Er schnaufte. Gilbert war sein Gefangener und keiner würde ihm den Spaß daran nehmen! Wütend knallte er die Faust auf den Tisch, dass es klirrte. Erschrocken zuckte Gilbert zusammen, der gerade aus dem Raum gehen wollte. Irritiert drehte er sich wieder um und sah ihn an. Antonio beobachtete ihn genau. Wieder einmal seufzte er. Er musste sich aufheitern… Bevor Antonio das tat, wollte er noch eines wissen. "GILBERT!", rief er. Noch ein weiteres Mal zuckte der erschrocken zusammen. "Ja...?" Verunsichert blieb er bei der Türe stehen, schien nicht zu wissen, was er tun sollte, ob er zurück zu Antonio gehen sollte oder doch lieber raus aus dem Zimmer, so wie er es eben noch wollte. "Komm doch mal her.", bat er, nun ruhiger und Gilbert folgte langsam dem Befehl. "Sag mal… Abgesehen von den... Zwischenfällen… und dass du deine Landsleute vermisst, geht es dir doch eigentlich recht gut, oder?" Antonio redete nicht lange um den heißen Brei herum. Als er die Frage gestellt hatte, war der Priester stehen geblieben. Sprachlos starrte Gilbert ihn an, schien eine Weile darüber nachzudenken. "Ist das von Bedeutung?", antwortete er schließlich, aber leise, als hätte er Angst vor möglichen Konsequenzen. Säuerlich verzog Antonio den Mund. "Nee. Eigentlich nicht. War nur neugierig..." Ha. Wenigstens Angst verbreitete er, ohne es zu wollen! Wütend stand er auf, ließ den Teller stehen und stapfte nach draußen. So einen schlechten Tag hatte er schon lange nicht mehr. Nun total verwirrt sah Gilbert ihm hinterher. Was war das denn nun? Er hatte ja schon gemerkt, dass der Pirat Stimmungsschwankungen hatte, aber so heftig war es bis jetzt noch nicht gewesen. Es gab keinen Grund wütend zu werden, zumindest fiel Gilbert keiner ein. Oder war seine Antwort doch eine Falsche gewesen? Ach was, er hatte nur ehrlich geantwortet. Eigentlich hatte er erst mal gar nicht gewusst, was er antworten sollte. Er hatte nie wirklich darüber nachgedacht und das wollte er auch nicht. Er wollte hier weg und damit Ende. Nun ging auch er endlich aus dem Raum. Er wollte sich ein Buch holen, die letzten Tage hatte er ein Bücherregal im Haus gefunden und irgendwas musste er ja tun. Noch immer brummelnd lief Antonio einfach durch das Dorf. Er wusste nicht viel zu machen, normalerweise, wenn er an Land war, schlief er den Tag und war die ganze Nacht auf zum Feiern. Nur Gilbert ließ ihn ja nicht trinken... Er stand vor einer kleinen Kneipe. Nach kurzem Überlegen zuckte er mit den Schultern und ging hinein, einen heben. Mittlerweile hatte er einige Seiten in einem der Bücher gelesen. Es war kompliziert, weil alles auf Spanisch war, doch verstehen konnte er es schon. Manche Sätze musste er halt öfter lesen. Was er nicht verstand versuchte er sich aus dem Textzusammenhang zu erschließen. Zwischendrin hatte er sich auch noch die Wurst gemacht. Irgendwann fragte er sich, ob er beunruhigt sein sollte, weil Antonio ziemlich lange nicht zurückkam. Dann schüttelte er aber den Kopf. Antonio war hier zu Hause, er kannte sich aus und er wusste, was er tat. Ob er es doch mal geschafft hatte, Freunde ohne Familie zu finden? Was auch immer er tat, Gilbert war es egal. Allerdings wurde er müde. Er legte das Buch zur Seite und legte sich wieder auf das Sofa. Die letzten Tage hatte er auch dort geschlafen, er war froh darüber sich nicht mehr das Bett mit Antonio teilen zu müssen. Schon ziemlich angetrunken und lachend redete er mit ein paar Kerlen aus dem Dorf. Sicher wäre es lustig, wenn Gilbert auch hier wäre... Aber er trank ja nicht, in Antonios Gegenwart zumindest. Der Spanier verscheuchte den Gedanken, er wollte einfach mal n paar Stunden fröhlich sein. Nun total dicht und kichernd schlich sich Antonio ins Haus. Er wollte Gilbert nicht aufwecken. "Am Schluss erzählt er dem Pater wieder sonst was...", kicherte er leise und schlich sich durchs Wohnzimmer, stieß sich das Schienbein dann allerdings dummerweise am kleinen Tisch. „Mierda!“ Unterdrückt fluchend humpelte er nun mehr oder weniger weiter. Dieses Geräusch ließ Gilbert hochfahren. Müde sah er sich in dem dunkeln Zimmer um. "Ist da jemand?" Bewegte sich da nicht etwas in der Dunkelheit? Angespannt versuchte er was zu erkennen. "Hmpf… N…nur ich!", lallte eine nur allzu bekannte Stimme. "Wollt dich nich aufweckn..." Wieder ein spanischer Fluch. Er verstand kaum ein Wort, aber er erkannte die Stimme als Antonios. "Bist du betrunken?" Eigentlich war die Frage unnötig. Genervt stand er vom Sofa auf und ging zu ihm, um ihn etwas stützen zu können. "Nicht, dass du noch die Kellertreppe runterfällst und die das Genick brichst..." Das konnte er dann doch nicht verantworten. "Mhmm... gracias…", murmelte er. Müde ließ Antonio sich dann, als sie in seinem Zimmer angekommen waren, ins Bett fallen und zog Gilbert mit. "Quédate aquí... por favor...", murmelte er und kuschelte sich schon halb an Gilbert, total müde vom Alkohol. So war das eigentlich nicht geplant gewesen. Gilbert versuchte sich noch aus der Umarmung zu befreien, gab dann aber auf. Diese bettelnde Stimme, mit der der Pirat ihn gebeten hatte zu bleiben, war vom Alkohol so herzzerreißend erbärmlich, dass sich Gilbert wieder fragte, ob er nicht hier war, um ihm zu helfen. Seufzend legte er sich bequemer neben ihn. Das konnte ja eine Nacht werden. Der Pirat stank furchtbar nach Alkohol. "Mhmmm..." Antonio gähnte nochmals und schien dann schon im Land der Träume. So schnell würde er nun nicht mehr aufwachen. Das war wohl einfach zu viel gewesen. Genau deswegen war Gilbert dagegen, dass dieser idiotische Spanier so viel trank. Selber konnte er nicht schlafen, er döste nur immer ein wenig weg. Immer wenn er dann kurz davor war, richtig einzuschlafen, bewegte sich Antonio im Schlaf. Irgendwann, mitten in der Nacht, oder fast schon wieder am Morgen, lockerte der Pirat endlich die Umarmung und Gilbert lag eine Weile nachdenklich neben ihm. Ob Antonio nun gut für ihn sorgte, er fühlte sich hier unwohl, er wollte weg. Mit einem Mal kam ihm dann ein Gedanke. Vorsichtig tastete er mit der Hand unter dem Kissen, bis er gefunden hatte was er gesucht hatte. Grinsend zog er den ledernen Riemen hervor. Behutsam nahm er die Hände des Anderen und band sie am Bett fest. Leise stand er auf, im Wohnzimmer packte er seine Robe, Flöte, etwas zu Essen und Trinken in seine Tasche und verschwand dann nach draußen. So leicht sollte es sein? Grinsend rannte er den Weg zum Hafen. Auch wenn Antonio ihn gerade nicht mehr aufhalten konnte, so wollte er doch keine Zeit verlieren. Er wusste noch, wo das Boot des Mannes war, den er und der ihn ins Wasser geschubst hatte. Und er hatte Glück, es war wirklich noch am selben Platz. Noch mehr Glück hatte er, dass fast niemand unterwegs war. Nur ein paar wenige Fischer, die ihn aber in der Dunkelheit nicht erkennen konnten. Müde blinzelte Antonio. Er hatte doch eben was gehört oder war das nur Einbildung? Sein Kopf tat höllisch weh, er hatte eindeutig übertrieben gestern. "Uhhm..." Er wollte seine Schläfen reiben, aber irgendwie... Erschrocken stellte der Spanier fest, dass er am Bett festgebunden war. Hatte er etwa…? Nein, nein, er war angezogen. Aber außer Gilbert war keiner im Haus. "GIIIILBEEEERT!!!", brüllte er noch ziemlich benommen und spürte nach dem Schrei einen spitzen Schmerz. "So ein Scheiß...", murmelte er. Wütend sah er sich um. Es war nichts Greifbares hier, um sich zu befreien. Auf dem Nachttisch lag zwar noch einer der Dolche, mit denen er vor einer Woche Gilbert an die Wand genagelt hatte, aber richtig kam er nicht hin. Unter schmerzhaften Verrenkungen vielleicht... Der Spanier versuchte es und hatte Glück. Er drehte sich und angelte mit dem Fuß danach, bekam ihn aber erst nach mehreren Anläufen auf das Bett. Nur wie er nun die Riemen durchtrennte, blieb die Frage. Er verstaute seine Tasche in dem Boot und versicherte sich, dass niemand auf ihn aufmerksam geworden war. Fröhlich kletterte er nun auch in das Boot, band es los und schubste sich ein wenig ab. Im Moment war es ihm egal, ob er es überhaupt haben durfte, aber es war seine einzige Möglichkeit. Er hoffte einfach, dass der Besitzer es verstand, er kannte die Situation ja. Wutschnaubend zerrte er an den Riemen. Mittlerweile hatte er den Dolch im Mund und versuchte immer wieder die Lederriemen zu durchtrennen. Endlich gaben diese mit einem Ratsch nach. Hastig stand Antonio auf, taumelte ein paar Sekunden, weil sein Kreislauf nicht nachkam und stürmte nach draußen. So schnell er konnte, lief er den Weg entlang, durch die Stadt zum Hafen. DAS würde der Preuße bitter zustehen bekommen!!! "GILBERT!", brüllte er erneut und blieb schnaufend am Steg stehen und sah ihm nach. "DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN?!", tobte er. Gilbert erkannte die Stimme am Ufer hinter sich. Als er sich umdrehte sah er die Umrisse eines wütenden Antonios. Wie hatte er sich befreien können? Egal, er war jetzt weg. Grinsend ruderte er weiter. Gott stand halt doch auf seiner Seite. Wie ein kleines Kind stampfte der Spanier mit dem Fuß auf. Seine Kopfschmerzen machten ihm zu schaffen, doch das war ihm egal. Ohne lange nachzudenken, dass um ihn mehrere kleine Boote standen und sein eigenes Schiff, sprang er ins Wasser und schwamm Gilbert nach. So wurde er wenigstens wach… Nur am Rande nahm er wahr, wie Gilbert sich herumdrehte, erst irritiert das dunkle Wasser mit den Augen absuchte und dann geschockt, als er ihn ausgemacht hatte. Nun ruderte der allerdings noch schneller. Brummend schluckte er Wasser und sah, wie sich Gilbert immer weiter entfernte. Antonio holte tief Luft und gab nochmals alles. Er wollte Gilbert NICHT damit durchkommen lassen! Er würde ihn nicht abhauen lassen! Dann bekam er tatsächlich das Heck des kleinen Bootes zu packen und zog sich hoch. "H… Hab… dich!" Gilbert konnte nicht mehr schneller, es war so schon schwer genug zu rudern und noch dazu war er es nicht gewohnt. Panisch riss er das Ruder herum und schlug damit auf die Hände des Anderen. Er war so kurz davor gewesen hier wegzukommen, jetzt würde er nicht aufgeben. "AUTSCH!" Antonio fluchte böse, ließ aber nicht los. Mit etwas Schwung zog er sich über die Bordwand, ließ das Boot heftig wackeln und fiel wie ein nasser Sack vor Gilbert. Wütend funkelte er ihn mit seinen grünen Augen durch die nassen Haare hindurch an. "Gilbert, du Bastard! DAS war ein sehr, sehr großer Fehler!" Gilbert hielt sich in diesem Moment lieber am Rand fest um nicht selber ins Wasser zu fallen. Als das Boot aber nicht mehr so sehr schwankte schlug er wieder mit dem Ruder auf ihn ein. "Ich lass mich nicht ewig festhalten. Verschwinde. Lass mich." Antonio steckte ein paar Schläge ein und packte irgendwann das Ruder. "De mierda bastardo. Este es su final!", knurrte er und riss am Paddel. "HAST DU NOCH ALLE TASSEN IM SCHRANK?! WIE WILLST DU HIER DRAUSSEN EIGENTLICH ÜBERLEBEN? WEISST DU, WO DU HIN MUSST?!!" Möglichst darauf bedacht sich nicht zu viel zu bewegen, damit das Boot nicht wieder kippte, schnappte Gilbert sich nun das zweite Ruder. Antonio war erschöpft und hoffentlich verkatert, so schwer sollte also es nicht sein ihn wieder los zu werden. Natürlich hatte der Pirat Recht, Gilbert hatte keine Ahnung, aber es war ihm egal. So lange waren sie mit dem Piratenschiff nicht unterwegs gewesen. Er hoffte einfach, dass er in die richtige Richtung unterwegs war. "Gott steht auf meiner Seite, er wird mich hier draußen nicht im Stich lassen." Mit diesen Worten rammte er das zweite Ruder in Antonios Bauch. Zischend entwich die Luft aus Antonio. Verdammter Mistpriester, der war zäh! Röchelnd holte er Luft. "D...denkst du! Ohne Lebensmittel und Wasser gehst du hier in der Nussschale ein! DA kann dir dein Gott auch nicht mehr viel helfen...!" Entschlossen sah der Kleinere ihn an. "Du wirst dich wundern, bei was er alles helfen kann." Schnell drehte er das Ruder und schlug es mit der flachen Seite gegen Antonios Kopf. "ARGH!" Nach dem Schlag flog sein Kopf zu Seite und es dauerte etwas, bis er wieder geradeaus sehen konnte. Er hatte die Schnauze endgültig voll mit dem Zwerg. Wütend stand der Spanier auf. Sein Gleichgewichtssinn kam langsam nach, als er sich vor dem Priester aufbaute, ihn am Kragen packte und hochhob. "DANN sollte er dir mal schnell helfen, ein Hirn zu finden!", zischte er und brachte das Boot ziemlich ins Wanken So war das nicht geplant gewesen! Er hatte nicht erwartet, dass der Pirat noch so viel Kraft hatte. Allerdings schaffte er es sich loszureißen, fiel dafür auf den Boden des Bootes. Kurz atmete er auf. Immerhin war er noch im Bott. Mit Tritten versuchte er nun Antonio aus dem Boot zu befördern. Gilbert bezweifelte, dass der es nochmal schaffen würde ihn mit dem Boot einzuholen. Und mit einem nicht wirklich gezielten Tritt hatte er sogar Glück. Panisch ruderte der Pirat mit den Armen und ging über Bord. Im letzten Versuch, sich zu halten, griff er nach dem Bootsrand und brachte es halbwegs zum kentern. Selber hielt der Priester sich auch an dem Holz fest und schloss kurz die Augen als das Boot so stark schwankte. Er musste ruhig bleiben. Noch einmal tief durchatmend brachte er die Ruder wieder in die richtige Position, setzte sich richtig hin und fing an zu paddeln. Blubbernd und Wasser spuckend tauchte er wieder auf. Benommen bekam Antonio mit, wie das Boot an ihm vorbeizog. Schnaufend streckte er die Hand aus, bekam den Rand allerdings nicht zu fassen. Das konnte doch nicht wahr sein! Fluchend sah er Gilbert nach. Er würde ihn wiederfinde, koste es, was es wolle! Er würde ihn zurückholen! Und dann war der Albino dran! Noch einmal drehte es sich um, stellte zufrieden fest, dass Antonio ihm nicht mehr nachkam. Danksagungen gen Himmel schickend ruderte er weiter. Sobald die Sonne aufging würde er sich auch ein wenig orientieren können. Er war zwar kein geografisches Genie, aber er kannte die Himmelsrichtungen und konnte Karten lesen. Na gut, er hatte keine Karte, aber er hatte Essen und Trinken, das hatte er vorher aus Antonios Küche entwendet, damit hatte der Pirat also Unrecht. Nun musste er nur irgendwie ans Festland kommen. Dann konnte er sicher auch mal jemanden nach einer Karte fragen. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Vorschau: Oh nein, Antonio will den Verlust seines Spielzeugs nicht akzeptieren. Er setzte alle Hebel in Bewegung und hofft einen Fehler, den Gilbert begangen hat, ausnutzen zu können. Kapitel 9: Nueve - Santiago de Compostela ----------------------------------------- Ein paar Tage später hatte Antonio genug seine Wunden geleckt. Total verärgert und brummend rief er seine Mannschaft zusammen. Sie würden aufbrechen. Noch heute! Er erzählte niemanden davon, dass er Gilbert wiederfinden wollte - und er würde ihn wiederfinden! "Und wenn ich ganz Espania absegeln muss!" Grübelnd saß der Pirat vor einer Landkarte, auf der ganz Spanien zu sehen war. Er überlegte, wo Gilbert nun gelandet war und was er nun tat? Sie waren schon ein paar Stunden unterwegs und die Crew wartete auf seine Befehle, wo es hingehen sollte. "Ganz langsam, Tonio… Gilbert ist gläubig und wo hast du ihn unterbrochen? Auf seiner Pilgerreise... also wird er vermutlich wieder unterwegs sein… Aber der Pilgerweg ist lang..." Er hatte keine Ahnung, wo er ansetzen sollte... und ob Gilbert wirklich weiter nach Santiago de Compostela unterwegs war. Irgendwann hatte er die Nase voll. Er gab den Befehl, ziemlich am Ende vom Pilgerweg zu ankern. Antonio würde warten. Er seufzte tief. Er hoffte, betete, dass Gilbert vorbei kam. Erschrocken fuhr Antonio hoch. Er war von seinem eigenen Schnarchen aufgewacht und sah sich um. Allmählich hatte er die Warterei satt. Er war noch nie hier gewesen, also wollte er sich den Ort nun auch mal anschauen. Den Ort, der Gilbert nach Spanien gelockt hatte. Nur auffallen wollte Antonio nicht und zog sich daher seine bürgerlichen Klamotten an und band die Haare nicht wie gewöhnlich zu einem kleinen Zopf zusammen. Dann schlich er sich regelrecht vom Schiff. So wollte er nicht von seiner Crew gesehen werden. Er sah sich um, doch in der Nacht regte sich nichts. Gut so. Dann ging er, machte sich auf Richtung Santiago de Compostela. Er hatte es tatsächlich geschafft wieder ans Festland zu gelangen. Wobei das wohl mehr Glück als alles andere war. Hätte ihn nicht ein Handelsschiff auf dem Meer treiben sehen und ihn eingesammelt, wäre er wohl in dem kleinen Ruderboot eingegangen. Das Meer war ruhig gewesen, als hätte Gott wirklich auf ihn aufgepasst und die Wellen gezähmt, um ihn zu schützen. Letztendlich aber war ihm das Wasser ausgegangen. Die Anstrengung vom ständigen Rudern machte ihm zu schaffen. Dazu noch die spanische Hitze. Er wäre in Mitten von Wasser verdurstet. Das Erste was er dann getan hatte, war im nächsten Dorf, in der dortigen Kirche um Asyl zu bitten. Lange blieb er allerdings nicht. Er hatte in den zwei Tagen die er dort verbracht hatte, um sich zu erholen, nachgedacht. Einerseits wollte er zurück nach Hause, aber andererseits hatte er sein Ziel dieser Reise noch nicht erreicht. Letztendlich kam er zu dem Schluss weiter nach Santiago de Compostela zu pilgern, dort würde er einfach nicht so lange wie geplant bleiben und dann erst zurück zum Deutschritterorden gehen. Er rechnete nicht damit, dass Antonio ihn suchen würde, Spanien war groß und er selber kam ja noch nicht mal aus diesem Land. Er fühlte sich also sicher. Das kleine Boot und die Klamotten, die er noch von Antonio hatte, hatte er verkauft. Beides gehörte zwar nicht ihm, aber zurückgeben war nicht mehr möglich. Wobei er eh nicht glaubte, dass Antonio die Kleidung wirklich ehrlich gekauft hatte. Von dem Geld zahlte er sich eine Mitfahrgelegenheit Richtung Westen. Einige Tage waren vergangen, er war weit gekommen. Nun stand er vor dem Portal der großen Kathedrale. Es war ein gewaltiger Anblick. Antonio und die ganzen Strapazen waren vergessen. Er hatte sein Ziel erreicht. Mit einem Lächeln im Gesicht trat er in das Gotteshaus ein. Es war wunderschön. Überall waren Bilder, Verzierungen im Stein oder Staturen. Es war später Abend, doch Gilbert war noch wach und lief durch die hübschen Gänge. Er wollte noch einmal in die Kirche und beten, irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Allem Anschein war er aber nicht der Einzige, der noch wach war, eine Hand voll anderer Priester, Mönche und Zivilisten waren unterwegs. In der großen Halle der Kathedrale war er allerdings dann alleine. Dort betete er eine Zeit lang und nahm sich vor morgen, spätestens übermorgen sich auf den Weg in die Heimat zurück zu machen. Er wollte endlich nach Hause, er vermisste seine Leute. Vor allem Fritz. Langsam erhob er sich nach seinem Gebet wieder. Es wäre wohl besser, wenn er schlafen gehen würde, er hatte die anstrengende Heimreise vor sich. So ging er wieder nach draußen. Draußen war es dunkel, das Eingangsportal und die Wege wurden nur von ein paar Laternen beleuchtet. Nichts Böses ahnend ging er zurück durch die offenen Flure. Auf die anderen Menschen achtete Gilbert nicht. Wirklich schnell ging er allerdings nicht, zu sehr war er in Gedanken versunken, in Gedanken an seine Heimat. Mit einem Mal fröstelte es ihn, da war wieder dieses ungute Gefühl. Er zog seine Robe enger um seinen Körper und ging weiter. Dann war ihm, als würde ihn jemand rufen. Suchend drehte er sich um. Diese Stimme... das war doch...? Aber dort war niemand, er stand ganz alleine in dem Gang. Was das nur Einbildung gewesen? Er seufzte, schüttelte kurz den Kopf und ging weiter. Es musste Einbildung gewesen sein. Er war wohl einfach etwas paranoid, nachdem was ihm passiert war nur verständlich. Im Zimmer angekommen schloss er die Tür und schob den Riegel vor. Sicher war sicher. Bevor es schlafen ging, packte er noch seine wenigen Sachen in die Tasche. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Er würde wirklich morgen aufbrechen. Wie ein kleines Kind staunte Antonio, als er die Kathedrale sah. Ehrfürchtig griff er zu seinen Rosenkranz und lächelte. Er fühlte sich ruhig und geborgen, warum auch immer. "Sicher ist es innen noch viel schöner..." Aber ein Sünder wie er wollte das Gotteshaus dann doch nicht beschmutzen und so bestaunte er die Schönheit von außen. Noch immer besah sich der Spanier entzückt die Kathedrale, sodass er Gilbert nicht sofort bemerkte. Doch die silbernen Haare zogen seinen neugierigen Blick schnell auf sich. Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf. Das wäre ja ein schöner Zufall... Doch neugierig wie er war, folgte er dem silbernen Haarschopf. Er wollte einfach nicht glauben, dass das Schicksal so gut zu ihm war, aber diese schlecht geflickte Robe kam ihm zu bekannt vor. Vielleicht wurde er auch einfach verrückt? Es konnte Wunschdenken sein, dass er sich das in dem schlechten Licht einbildete. Noch dazu war er müde, in letzter Zeit hatte er schlecht geschlafen. Der Wunsch, sein abhanden gekommenes Spielzeug zurück zubekommen, hatte ihn nicht gut schlafen lassen. Dazu kam noch die Wut über dessen freches Verhalten. Nun aber stand er hier und vor ihm lief ein Mann, der sein Gilbert sein konnte. Er wollte sich versichern, wollte, dass der Kerl sich zu ihm umdrehte. Schnell versteckte er sich hinter einer der vielen Säulen und rief hinter dem Mann her. "HEY! DU!" Und der Mann drehte sich um. Antonio holte tief Luft. Was für ein Glück! Solche roten Augen hatte nur Gilbert. Sein Gilbert. Verwirrt sah der sich um, drehte sich dann wieder weg und ging weiter. Antonio grinste bis über beide Ohren und ging schnellen Schrittes zurück zu seinem Schiff. Morgen würde er eine Menge Arbeit haben. Und er musste früh aufstehen… In der Nacht schlief er nicht sonderlich gut. Immer wieder schreckte Gilbert auf, weil er glaubte etwas gehört zu haben. In seine Träume hinein verfolgte ihn diese Stimme, manchmal sprach sie mit freundlichem Ton zu ihm, dann eiskalt und dann wutentbrannt. An die genauen Worte konnte er sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern. Durch diese Träume hatte er länger geschlafen als gewollt, also gesellte er sich erst am späten Morgen zu den anderen Spätaufstehermönchen und Priestern in den Speisesaal, um sich für einen langen Tag zu stärken. Nach dem Essen holte er seine Tasche, verabschiedete sich von seinen neuen Bekannten und den wichtigsten Leuten. An der Kathedrale hielt er noch einmal kurz, betete, dass die Heimreise besser verlaufen würde als die Herreise. Dann verliest er den Platz und bald auch den dazugehörenden Ort. Der Himmel war leicht bedeckt, im Allgemeinen ein angenehmer Tag zum Wandern. Viel Zeit ließ er sich aber nicht das Wetter und die Umgebung zu genießen, er wollte so bald wie möglich wieder nach Hause. Kurz wurde Gilbert noch einmal aufgehalten, ein Mönch mit dem er sich hier angefreundet hatte wollte ihn ein Stück begleiten. Zusammen gingen sie den Weg entlang. Er meinte, der Weg wäre gefährlich, aber in der Nähe von Santiago de Compostala war es noch nicht so schlimm. Die Wachen der Stadt schreckten Verbrecher ab. Gilbert sollte einfach vorsichtig sein und er musste ihm versprechen, auf seiner Reise niemals draußen zu übernachten. Gilbert lächelte nur und gab ihm dieses Versprechen. Er hatte schon die Gefahr, die von Piraten ausging, überlebt, noch einmal würde ihm so etwas nicht passieren. Nach ungefähr einer halben Stunde verabschiedete sich der andere Mann dann von ihm. Er würde für ihn beten, dann ging Gilbert alleine weiter und nach einiger Zeit war die große Kathedrale nur noch klein in der Ferne zu erkennen. Grinsend und erwartungsvoll wartete Antonio in der warmen Sonne. Er hatte seine Männer in die Stadt geschickt, um nach Gilbert Ausschau zu halten und ihn zu verfolgen. Und sobald er aus der Sichtweite von Zeugen war, würden sie zuschlagen. Der Pirat spürte eine tiefe Befriedung in sich. Bald hätte er sein Spielzeug zurück. Jedoch war ihm irgendwann langweilig geworden und bald würde es Antonio nicht mehr aushalten. Wo blieb diese Heulsuse nur? Er wollte doch so dringend heim. Angestrengt starrte er auf den Stadtausgang, fast so, als wollte er Gilbert mit bloßen Gedanken zum Auftauchen zwingen. Und tatsächlich, ein paar Augenblicke später sah er ihn. Jedoch nicht alleine. Grummelnd über den unerwarteten Begleiter schlich Antonio ihnen hinterher. Bald aber war Gilbert alleine und er grinste erleichtert. Seine Crew hatte ihn schon für verrückt, besessen und rachsüchtig erklärt, aber das war ihm egal. Er wollte seine Rache, na und? Eine Weile ging Gilbert einfach weiter. Irgendwann aber blieb er stehen und sah sich um. Irgendwas war seltsam. Aber er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Er war alleine, zumindest konnte er niemanden entdecken. Angespannt sah er zu den Bäumen und Büschen, dann schüttelte er den Kopf. Er schob seine Paranoia auf die Träume der letzten Nacht und ging weiter. So viel Pech, wie auf dem Weg hier her, würde er schon nicht nochmal haben. Antonio überkamen irgendwann Zweifel. Er hatte den jungen Priester schon einmal aus seinem Leben gerissen. Wollte er es erneut tun? "Verdammt, du wirst ECHT weich!", fluchte er leise und ging in die Offensive. Schnell pirschte er sich an Gilbert heran, presste ihm die Hand auf den Mund und zerrte ihn vom Weg weg. Erschrocken zuckte der zusammen, wollte wohl schreien, doch er brachte nur ein Murren zustande. Brummend versuchte er mit einer seiner Hände die Hand von seinem Mund wegzuziehen und mit dem anderen Arm versuchte er Antonio zu schlagen. Doch das ließ der Spanier nicht zu. "Hey hey. Jeder Fluchtversuch würde tierisch daneben gehen. Ich bin nicht alleine hier...", raunte er in Gilberts Ohr. "Ich hab dir doch gesagt, ich finde dich… Und deine Schläge bin ich gewohnt... außerdem hast du heute kein Paddel dabei.", stellte er kichernd fest und spürte wie Gilbert in seinen Bewegungen erstarrte. Da hatte wohl wer seine Stimme erkannt. Der Spanier grinste breit. "Angst? Oh ja, die solltest du haben. Ich hatte dich ja gewarnt." Gilbert schloss die Augen. Innerlich versuchte er sich zu Ruhe zu zwingen. Das war ganz eindeutig Antonios Stimme und die Worte löschten den letzten Zweifel aus. Wie hatte er ihn gefunden? Und überhaupt, er hatte wirklich nach ihm gesucht? Das hätte er niemals für möglich gehalten. Aber er konnte später darüber nachdenken, wie Antonio ihn gefunden hatte, jetzt war es wichtig, hier wieder weg zu kommen. Noch ein letztes Mal atmete er tief durch, dann rammte er dem Piraten seinen Ellenbogen in den Magen. Hier war er nicht auf einer Insel, hier konnte er wegrennen. Antonio stieß zischend Luft aus, ließ aber kaum locker. "Dieses Mal lass ich nicht so schnell los!", schnaufte er wütend hinter ihm. Er packte den Priester nur fester und pfiff kurz nach ein paar seiner Leute. Wie unfair, mehrere gegen einen. Gilbert zappelte weiter, auch wenn er sah, dass es aussichtslos war. Er war alleine. Dennoch versuchte er nochmal mit dem Ellenbogen zu schlagen und biss Antonio sogar in die Hand. Freiwillig würde er ganz sicher nicht mitgehen. "Ahhhh! Du kleines Biest!" Nun war es mal an Antonio, sich zu wehrten. Er hatte schon genug blaue Flecken - und Kopfschmerzen. Schwungvoll drehte er Gilbert zu sich um und rammte ihm die Faust in den Bauch. "So was macht man doch nicht...", säuselte er und lächelte als er sah, wie Gilbert leicht zusammen sackte und sich krümmte. "Ahrg..." Er hielt seinen Bauch und knurrend sah er zu Antonio hoch. Jetzt, da er ihn losgelassen hatte, taumelte er etwas zurück. "Nanana, wo willst du denn hin?" Lachend folgte Antonio Gilbert, verzog dann aber knurrend das Gesicht und schlug in Gilberts. "Ich hab die Schnauze voll von deinem ungehorsamen Verhalten, Gilbert! Ich bin echt verdammt wütend!" Getroffen stolperte der Priester und fiel direkt in die Arme von einem seiner Männer. Er sah ihn nicht weniger wütend an. "Ungehorsames Verhalten?" Kurz lachte er. "Egal was du sagst oder tust, ich gehöre dir NICHT!" "Sehe ich andres." Er stellte sich dicht vor Gilbert, dankbar, dass er ihn nun nicht selbst festhalten musste. "Du gehörst MIR!", hauchte er liebevoll. "Glaub mir... ich nehme mir IMMER, was ich will, das solltest du doch langsam gelernt haben..." Wieder zappelte er, versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Das wollte und würde er so nicht akzeptieren. "Lass mich los!" schrie er den Mann hinter sich an. "Niemals! Niemals werde ich dir gehören!" Und mit diesen Worten spuckte dem Piratenkäpten ihm vor die Füße. "Ts..." Schnaubend sah der ihn an und schlug Gilbert wieder ins Gesicht, dieses Mal mit der flachen Hand. "Stopft dem Kerl das Maul und dann ab aufs Schiff. Ich will endlich mal ne Nacht richtig durchschlafen. Ach ehe ich‘s vergesse, werft ihn nicht in das gemütliche Zimmerchen von letzten Mal, sondern bindet ihn im Schiffsbauch fest!" Schnaufend hing Gilbert in dem Griff des Piraten. Nach denen, die nun auf ihn zukamen, trat er. Doch letztendlich schafften sie es, ihn halbwegs ruhig zu halten und auf das Schiff zu zerren. Er schrie, er zappelte, er biss. Doch all das brachte nichts. Es waren zu viele Piraten und er war alleine, ganz alleine, es war noch nicht mal jemand in der Nähe, der ihn hören konnte. Es war zum Verzweifeln, warum passierte ihm das? Immer wieder versuchte Gilbert sich los zu reißen, doch die Piraten ließen nicht locker. Und auch als sie ihn schließlich festbanden bekamen die Männer Tritte, Schläge und Bisse ab. Als diese ihn dann jedoch alleine ließen, ließ er erschöpft den Kopf hängen. Grinsend bildete Antonio das Schlusslicht der kleinen Kolonne. Sah zu, wie Gilbert seine Kräfte, in dem zum Scheitern verurteilten Versuch noch zu entkommen, verschwendete. Er hatte, was er wollte und er würde noch seinen Spaß haben. Noch wusste der Pirat nicht genau wie er seinen Spaß haben würde, aber er wusste eines ganz genau: Gilbert würde leiden! Als alle auf dem Schiff waren gab Antonio den Befehl zum Ablegen. So schnell würde er nicht mehr an Land gehen, nicht mit dem Albino. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Vorschau: Im nächsten Kapitel kommen ein paar Gefühle ins Spiel. Und Wein. Alkohol lockert ja bekanntlich die Stimmung, zu Gilberts Missfallen aber leider nicht die Fesseln. Kapitel 10: Diez - Befleckt --------------------------- Noch wollte Antonio den kleinen Priester etwas schmoren lassen. Er sollte ruhig ein wenig im Dunkeln sitzen und sich vor Angst in die Hose machen. Antonio lachte boshaft auf, doch schon in der Nacht hielt er es kaum noch aus und schlich sich zu Gilbert herunter. Er schlief nicht. Dafür wirkte er zu angespannt, aber der Kopf war gesenkt. So, als würde er jemanden glauben machen wollen, dass er nicht wach war. Neugierig beobachtete er Gilbert. Ob der glaubte, er würde wieder gehen, wenn er sich nicht regte? Was tat er eigentlich? Betete er? Vielleicht... "Buenas noches, Gilbert.", murmelte er grinsend und kam näher. "Sprichst du gerade mit deinem Gott?" Man merkte deutlich, wie Gilbert sich bei seiner Stimme noch mehr anspannte und langsam hob er den Kopf, sah böse zu ihm hoch. Seine Männer hatten ihm ein Fetzen Stoff in den Mund gestopft, also doch kein Gespräch mit Gott. "Hihi. Stumm wie ein Fisch." Antonio kniete sich vor ihn und strich ihm durchs Haar. "So ruhig gefällst du mir... und so hilflos. Außerdem kannst du so nicht beißen." Aber knurren konnte er noch. Wut lag in seinem Blick, doch dahinter versteckte sich ganz deutlich die Panik. Schnell schüttelte der Kleine den Kopf, versuchte so die Hand abzuschütteln. Wieder kicherte Antonio. "Keine Sorge, heute bin ich zu müde, um mich an dir zu vergreifen. Ich tu dir nichts, im Moment." Er ließ seine Hand kurz an Gilberts Wange ruhen, bevor er sie wegnahm. "War deine Schiffsreise… Exusar, Bootsreise wenigstens angenehm? Keine Wellen oder so...?" Gilbert sah ihn nur weiterhin bitterböse an, mehr konnte er ja gerade auch nicht tun. Aber Antonio wollte einfach etwas mit ihm reden, auch wenn es einseitig war. Seufzend setzte er sich neben ihn. "Ich weiß ja nicht, warum du es einfach nicht verstanden hast, dass ich da nicht locker lasse… Ich meine, ich... öhm... mhmm... ich mag dich... irgendwie. Du bist lustig... Und ... naja, n Priester halt...", stammelte er. In nächsten Moment spürte er den verwirrten Blick Gilberts auf sich. Selber lächelte er schwach. "Ach Mist… Egal, nun..." Ihm fehlten die Worte. "... schlaf gut...." murmelte er dann einfach und stand auf. Schnell war er in seiner Kajüte verschwunden und hatte sich aufs Bett gesetzt. Aufgewühlt fuhr er sich durch die Haare. WARUM hatte er das gesagt und vor Gilbert Schwäche gezeigt? Oh, wie er seine Schwächen verabscheute! An Schlaf war jetzt kaum noch zu denken. Er würde eh wieder nur von Gilbert träumen und sich dann freiwillig im Meer ersaufen, weil er so verweichlicht war. Einige Zeit lang sah Gilbert dem Piraten nach. Dann schnaufte er. Selbst wenn er schlafen könnte, dann sicher nicht gut. Es war unbequem und er nun total verwirrt. Natürlich ging ihm die Frage nicht mehr aus dem Kopf, seitdem er ein zweites Mal gefangen genommen wurde, warum ausgerechnet er, aber dass Antonio von sich aus anfing überraschte ihn. Und dann diese Antwort, 'Ich mag dich' das hatte er nicht erwartet. Irgendwann jedoch schlief er doch ein. Es war heute einfach zu viel gewesen. Am nächsten Morgen würde er wegen dieser unbequemen Haltung sicher Nackenschmerzen haben, doch davon bekam er jetzt nichts mehr mit. Sein Körper verlangte einfach nach Ruhe. Antonio schlief unruhig und fuhr am nächsten Morgen erschrocken im dem Bett hoch. Das Schiff schaukelte böse hin und her. Es stürmte, an Deck war keiner der Männer und der Himmel war dunkel. Aber nicht so dunkel wie in der Nacht. Es musste bereits früher morgen sein. " Scheiße. ALLES AUFWACHEN!", brüllte er. So ein Sturm hatte ihm gerade noch gefehlt... Bald waren alle Männer an Deck und die Crew kämpfte hartnäckig gegen den Sturm an. Sie wollten und würden auch nicht untergehen. Antonio brüllte gegen den Wind an. Er war schon von oben bis unten durchweicht. Befehle, Anweisungen. Er kannte das, das war nicht ihr erster Sturm und sie hatten schon schlimmere hinter sich. So schnell wie der Sturm gekommen war, so schnell war er auch wieder weg. Erleichterung machte sich auf dem Schiff breit. Selbst so ein kleiner Sturm konnte üble Folgen haben. Antonio besah sich den Schaden, doch der hielt sich in Grenzen. Dann erst kam er überhaupt auf den Gedanken, Gilbert konnte im Schiffsbauch gut durchgeschüttelt worden sein und sah nach dem. Doch der pennte seelenruhig. Die Rufe der Mannschaft und das Schaukeln des Schiffes hatten sich in seinen Traum geschlichen. Ein verzerrtes Bild im Inneren seines Kopfes. Das Gesicht Antonios war am Himmel zu sehen, er sah wütend aus und er knurrte, was als lautes Grollen über das Meer zog. Er selber befand sich in einem kleinen Ruderboot und hatte Schwierigkeiten mit den hohen Wellen klar zu kommen. Um ihn herum waren weitere Ruderboote in denen Männer saßen, die sich immer wieder etwas zuriefen. Er verstand aber nicht was und ihn beachtete sowieso keiner. Außer Antonio, der das Meer noch mehr aufwühlte und langsam eine riesige Hand nach ihm ausstreckte. Auf der anderen Seite des Himmels erschien ein zweites Gesicht. Das von dem alten Priester. Er strahlte Ruhe aus und auf seiner Seite glättete sich das Wasser. Die anderen Boote waren mit einem Mal verschwunden und Gilbert befand sich genau in der Mitte. Der Priester und Antonio schienen sich zu streiten. Antonio schien dadurch nur noch wütender zu werden, doch das Meer beruhigte sich langsam. Die große Hand war immer noch auf ihn gerichtet. Wütend verzog der Pirat das Gesicht, ein Schrei, der die Wellen wieder aufpeitschte und mit einem Mal schmiss seine Hand Gilberts kleines Boot um. In dem Moment als er im Wasser landete wachte er auf. Er hatte sich gerade vor Gilbert gekniet, als dieser wach wurde. "Oh, Morgen... Mensch, wie kann man nur so einen Sturm verschlafen?", murmelte er und stand wieder auf. "Alles in Ordnung bei dir? Nicht seekrank oder so von dem Schaukeln?" Verwirrt sah Gilbert ihn an. Wo war er? War er nicht dabei gerade zu ertrinken? Er sah sich um. Er war in irgendeinem dunklen Raum. Er wollte sich über die Augen reiben, als ihm mit der Feststellung, dass seine Arme festgebunden waren, wieder alles einfiel was passiert war. "Mhmmm..." Eingeschnappt sah er zur Seite. Was sollte die blöde Frage ob alles in Ordnung war? Es war überhaupt gar nichts in Ordnung. Er war entführt worden, gefesselt und geknebelt. Wie sollte da alles in Ordnung sein? "Oh... Na komm mal her..." Grinsend und wie mit einem kleinen Kind sprechend nahm Antonio ihm den Knebel aus dem Mund. "So. Jetzt kannste wieder sprechen. Aber solltest du irgendetwas anderes außer sprechen und essen machen, kriegste den wieder zurück!" Er schnaufte. "Ach, reden darf ich? Wie nett." Kurz musste er husten, sein Hals fühlte sich unglaublich trocken an. "Aber warum sollte ich das wollen?" "Jup. Aber nicht mich beißen..." Offensichtlich überlegte Antonio kurz. "Mhmm... Weil dir sicher langweilig ist und du den Knebel eh nicht magst!" Da war was dran. "Das heißt nicht..." Wieder fing er an zu husten. "Das heißt nicht, dass ich mit dir reden will." Seine Stimme war kratzig. Bei jedem Wort brannte es in seinem Hals. Wirklich viel reden konnte er so gerade eh nicht. "Ach so... Alter Brummbär..." Antonio stand auf und ging, Gilbert sah ihn nur wütend hinterher. Nein, es war gar nichts in Ordnung. Kurz darauf kam Antonio mit einem Krug voll Flüssigkeit wieder. Diesen hielt er Gilbert an die Lippen. "Hier..." Erst wollte er nichts von ihm annehmen, aber er hatte seit Stunden nichts mehr getrunken und noch dazu ziemlich viel rumgeschrien. Er brauchte was zu trinken. So ließ er sich doch die Flüssigkeit in den Mund schütten. Nach ein paar Tropfen aber schon wollte er wieder abwehren, doch Antonio schüttete einfach weiter, hielt sogar sein Kinn fest, damit er den Kopf nicht drehen konnte und brachte ihn so dazu weiter zu trinken. Verdammt, das war kein Wasser! Antonio grinste als der komplette Krug leer war. "Besser?" Erwartungsvoll sah er Gilbert an und leckte die letzten Tropfen vom Rand. "Naja, zumindest deiner Stimme sollte es bald besser gehen." Liebevoll wurde ihm durchs Haar gestrichen. "Was... was war das?" Er hatte zwar schon eine Vermutung, aber diese gefiel ihm nicht. Panik jagte durch seinen Körper. Bemüht ruhig versuchte er zu atmen. Mit der Panik breitete sich Wärme aus. Das war nicht gut. Er hatte den ganzen Tag nichts mehr gegessen, wenn der Pirat ihn nun wirklich einen ganzen Krug voll Wein hatte trinken lassen würde das verdammt schnell Wirkung zeigen. „Mhmm, was denkst du denn, Gilbert? Es ist Wein, schmeckt man doch. Oder hättest du lieber Rum gehabt? Kann auch noch holen." Der Spanier grinste. Er brauchte nur noch ein klein wenig warten, dann könnte Gilbert nicht mehr klar denken. Dann hatte er ihn da, wo er ihn sicher sehr gerne haben würde. Die Erkenntnis ließ einen kalten Schauer über den Rücken des Priesters fahren. "Hol ihn ruhig, aber bleib dann weg..." Es wäre wohl besser, wenn Antonio verschwinden würde. Dann konnte er seinen Zustand nicht ausnutzen. Er lehnte den Kopf an das Holz hinter ihm und unbewusst auch ein wenig der Hand in seinen Haaren entgegen. Sie fühlte sich so angenehm an. "Nee, einer sollte schon nüchtern bleiben, oder?" Antonio lächelte und setzte sich neben ihn. "War der Wein wenigstens gut?" "Fick dich, lass mich in Ruhe." Wieder jagte Panik durch seinen Körper und der Alkohol zeigte seine Wirkung. Es war zwar normal für ihn, immer das auszusprechen, was er dachte, aber nüchtern benutzte er andere Worte. "Wein sollte man nicht so kippen... den muss man langsam genießen.", murmelte er dann aber doch als Antwort auf die Frage, als Antonio ihn total überrascht ansah. "Wow... naja, mich nicht gerade dich vielleicht später...", murmelte er vor sich hin und fing an zu lachen, was Gilbert leise zum knurren brachte. "Es ist doch total langweilig, wenn man nicht auch mal was kippt." Zufrieden grinsend legte er einen Arm um ihn. "So ist‘s doch lustiger." Sein Kopf war plötzlich so unglaublich schwer und ihm auch so verdammt warm, er konnte kaum anders, als auf die Berührung zu reagieren und seinen Kopf auf Antonios Schulter zu legen. "Fass mich ja nicht an, du dreckiger Mistkerl...", murmelte er weiter, klang dabei allerdings kein bisschen so abweisend, wie er es gewollt hätte. "Haaaw... okay, ich lass meine Finger bei mir, aber nur, weil du so richtig süß bist." Antonio kicherte, was seinen Körper leicht erzittern ließ. "Idiot. Ich bin nicht süß." Beleidigt murend plusterte er seine Backen auf. "Kleine Vögelchen sind süß, aber ich doch nicht." Nichtsdestotrotz blieb er auf Antonios Schulter liegen. Es war angenehm. Kleine Vögel, ahhh ja… Antonio mochte süße Dinge und er fand Gilbert schon ziemlich süß. Zumindest in so einem Zustand, wenn er zubiss oder mit einem Paddel nach ihm schlug, war das weniger süß. Aber wenn er schlief, brav war, wehrlos oder wie jetzt betrunken, dann war er richtig niedlich. Nach einigen Minuten fing Gilbert mit einem ganz anderen Thema an. "Du bist ja pitschnass... du Wasserratte." In so einem Zustand schien er echt nicht der schnellste zu sein. Aber süß wie er leise kicherte. "Was? Ach so. Das waren die Wellen, die über dem Schiff zusammengebrochen sind. Es war gerade ein heftiger Sturm und du hast ihn verschlafen..." Man hörte das Grinsen genau aus seiner Stimme. "Landratte~" Dann war das gar kein Traum... Leise murmelnd sah er an einen unbestimmten Punkt im Dunkeln. Dann richtete er sich wieder auf, sah den Piraten empört an. "Willst du mich beleidigen, ha?" Doch der sah Gilbert nur grinsend an. "Nein, du bist nur das Gegenteil von mir. Wenn ich ne Wasserratte bin, dann bist du halt ne Landratte..." Es war ihm deutlich anzusehen, dass er nicht sonderlich begeistert über diese Bezeichnung war. Eine Weile sah er stumm in den Raum, dann wieder zu Antonio. "Was machst du überhaut hier? Hast du nichts Besseres zu tun?" Antonio starrte an die Decke. "Wie..? Ich.. .nee, hab im Moment nichts zu tun. Außerdem ists hier unten schön kühl. Ich wette, oben ist es schon wieder brühend warm… und du bist hier, da ists gleich viel gemütlicher!" "Gemütlich haha, und wenn sie dich hier festbinden würden, würdest du wahrscheinlich immer noch lachen..." Er verdrehte die Augen, war dann aber wieder still. Irgendwie war es schon angenehm jemanden bei sich zu haben. Jemandes Nähe und Wärme zu spüren. Aber das hier war immer noch der Mann, der ihn verschleppt hatte, diese Tatsache drang sogar noch durch seinen vom Wein vernebelten Verstand. Der Spanier dachte kurz nach. Ob er es riskieren konnte, Gilbert loszubinden? Er hatte wegen seiner Naivität schon einige Schläge von ihm abbekommen... "Sag mal, kannst du auch lieb sein?", fragte er zweifelnd und erntete dafür einen verständnislosen Blick von Gilbert. Als wollte er sagen, natürlich konnte er lieb sein. Klar, er war Priester, er musste nett sein, auch wenn er manchmal schlechte Laune hatte oder Leute kamen, mit denen er eigentlich nicht so gut klar kam. "Ich..." Aber bei Antonio hielten sich seine Hilfsbereitschaft und vor allem seine Freundlichkeit wirklich in Grenzen. Das schien ihm auch gerade klar geworden zu sein und er dachte nach. "Wenn ich will ja." "Mhmmm..." Nun war er wieder dran mit nachdenken. Er würde die Folgen zu tragen haben. Aber sie waren mitten auf dem Meer, wo sollte Gilbert hin? "Wenn ich dich losmache, damit‘s bequemer ist, wirst du dann brav sein?" Eigentlich wollte Antonio nur so richtig kuscheln und so wirklich ging das mit dem eingeschnürten Gilbert nicht. Kurz musste der Kleine grinsen, aber er verkniff sich das sofort wieder. "Natürlich~", flötete er mit herzallerliebster Stimme. Als ob der wirklich brav sein würde. Unter Alkohol log er noch schlechter als nüchtern. Ganz dumm war Antonio nun auch wieder nicht oder er hatte einfach dazugelernt. Trotzdem wollte er ihn in seinen Armen halten und dazu musste er ihm wohl oder übel die Fesseln abnehmen. Bevor Gilbert richtig losgemacht war, band er allerdings sein rechtes und Gilberts linkes Handgelenk zusammen. "Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst.", schnurrte er. Man konnte Gilbert im Gesicht ablesen, was er dachte. Erleichterung zeigte sich, als er sich erst mal streckte und sich die wunden Gelenke rieb. Dann jedoch besah er sich leicht mürrisch Antonios kleine Vorsichtsmaßnahme. Er war deutlich unzufrieden damit. "Danke." Das klang ein wenig gezwungen, aber immerhin war er 'lieb'. "Bitte. Wie gesagt, etwas bequemer." So bequem, wie es in einem Schiffsbauch halt sein konnte. Der Spanier lächelte und zog Gilbert dann verschmust an sich. Überrumpelt landete er in der Umarmung. Das war irgendwie unangenehm und irgendwie... auch nicht. "Ahm... was... äh... wieso... wieso bist du... Pirat?" Irgendwie musste er ihn ablenken. Und das war das erste, was ihm eingefallen war. Doch Antonio kuschelte sich enger an Gilbert. Hoffentlich lenkte ihn seine eigene Geschichte genug ab. "Mhmmm... Lange Geschichte. Wurde als kleiner Junge mitgenommen, nachdem mein kleines Dorf von Piraten angegriffen und meine Eltern getötet wurden. Ich hab lange gebraucht, bis ich mich durchschlagen konnte. Deswegen versteh ich dich ja, wenn es um ‚Aus dem Leben gerissen‘ geht… Wurde ich ja selber… Als ich alt genug war, verließ ich die Crew und gründete eine eigene. Ich liebe meine Freiheit einfach und mag die Zeit, in der wir zu Hause sind, einfach nicht..." Vorsichtig, ganz vorsichtig bearbeitete Gilbert den Knoten an seiner Hand. Auch wenn es nur Ablenkung war, er hatte trotzdem zugehört. "Und du bist damals einfach mitgegangen oder wie?" Okay, Antonio war kleiner gewesen als er jetzt, aber wenn er jetzt ja sagen würde, wäre das etwas was er nicht verstehen könnte. "Hahaha. Wo denkst du hin? Ein kleiner Junge, der eh schon die Nachbarschaft terrorisiert wird sich da doch nicht klein machen lassen... Okay, ich habe teilweise gelitten, aber es hat auch Spaß gemacht. Vor allem, wenn ich dann fremde Piraten geärgert habe..." Nun schwelgte der Spanier voll und ganz in Erinnerungen. Irgendwie war es doch noch ein ziemlicher Unterschied zwischen ihm und dem kleinen Antonio. Sie waren anders, zu verschieden. Lag vielleicht am Alter, vielleicht an der Erziehung, vielleicht auch an etwas anderem. Wirklich in ihn hineinversetzen konnte er sich jedenfalls nicht. Aber das musste er auch nicht. Er hatte es geschafft den Knoten zu lösen. Das Antonio grad in Gedanken war nutzte er, befreite sich aus der Umarmung und sprang auf. Nur um fast sofort wieder auf die Knie zu fallen. "Oh..." Um ihn herum drehte sich alles... verdammter Alkohol. Fragend sah Antonio zu Gilbert. "Hihi, Was für n toller Fluchtversuch." Er grinste breit und verkniff sich offensichtlich das Lachen. Auch wenn Gilbert ihn gerade recht wenig beachtete. Es dauerte ein wenig bis seine Sicht nicht mehr so verschwommen war. "Verdammt..." Wieder wollte er aufstehen, dann jedoch kam ihm der Gedanke: Wo wollte er hin? So blieb er einfach sitzen und fing an zu laut lachen. Über sich zu lachen. Wie dumm war er eigentlich abzuhauen, wenn er nicht weg konnte? Was brachte ihm das? Nichts, rein gar nichts. Er war so dumm. Antonio legte den Kopf schief. Drehte Gilbert nun durch? "Du hast eine schöne Lache..." Verdammt, das war alles, was ihm einfiel? Nein, war es nicht. Gilbert war mal wieder aufmüpfig geworden. Er zog ihn wieder an sich heran, legte ihn aufs Kreuz und setzte sich auf ihn. "Wolltest du nicht lieb sein?" Langsam beruhigte der Kleine sich wieder. Den Ernst der Lange schien er nicht ganz zu verstehen und grinste zu Antonio hoch. "Hab ich das gesagt?" Interessante Reaktion. "So was ähnliches..." Er grinste auf sein Opfer herab. "Willst du etwa nicht lieb sein? Dann muss ich dich lehren, es zu sein." Er schnurrte regelrecht und malte Gilberts Lippen mit dem Zeigefinger nach. Gilberts Grinsen wandelte sich in einen fragenden Ausdruck. Ansonsten tat er nichts. Antonios Grinsen wurde breiter, als Gilbert sich nicht wehrte. Er beugte sich runter, nahm seinen Finger weg und küsste Gilbert. Er würde sich endlich nehmen, was er wollte und schob seine Hände unter Gilberts Robe und Hemd. Das war grade nicht gut, oder? Aber irgendwie fand er diese Situation... interessant. Er ließ Antonio machen, erst wollte er wissen, was er sonst noch tat, bevor er reagierte. Aber warum eigentlich sollte das nicht gut sein? Antonio tat ihm nicht weh und es fühlte sich gut an. Langsam schloss er die Augen und ging auf den Kuss ein. Vorsichtig tastete er nach Antonios Schultern und hielt sie fest. Er wusste nicht, was er machen sollte, aber Körperkontakt konnte nicht so falsch sein. Etwas unbeholfen tat er einfach das, was sich richtig anfühlte. Auch als sich Antonios Zunge sanft in seinen Mund schob und seine an stupste. Zögerlich ging er auf das Spielchen ein. Nebenbei spürte er die Hände, die weiter über seine Brust strichen, ganz liebevoll, aber auch verlangend. Das gefiel ihm, er fühlte sich so gewollt. Was das genau bedeutete, verstand er allerdings nicht. Seine eigenen Hände ruhten noch auf Antonios Schultern, aber langsam rutschten sie auf seine Brust, strichen unsicher darüber und blieben auch noch brav über dem Hemd. Leicht öffnete er die Augen wieder, um Antonio anzusehen, der den Kuss nun gelöst hatte und zog ihm die Robe aus. Auch das Hemd knöpfte er ihm auf. Dann küsste er ihn wieder. Wieder ging Gilbert willig auf den Kuss ein, auch schob er nun von sich aus die Hände unter das Hemd des Piraten. Wenn er ihm einfach alles nachmachte, konnte das doch nicht falsch sein. Aber war es nicht sowieso falsch, was sie taten? Ach was, nicht drüber nachdenken, sein Hirn war eh total vernebelt. Über Gilberts Reaktion war der Spanier freudig überrascht. Dass dessen unchristliches Verhalten am Wein lag, war ihm egal. Antonio schnurrte und erkundete vorsichtig das unbekannte Gebiet. Er freute sich riesig, Gil schien endlich aufzutauen! Er streichelte seine schmale Brust etwas und wanderte dann die Seiten abwärts, ließ seine Hände in dem gleichen Tempo wieder aufwärts wandern. Auch wenn Gilbert es anders sah, er fand ihn wirklich süß. Vor allem, wenn er unsicher sein Hemd aufknöpfte und es ihm von den Schultern strich. So unerfahren und unschuldig. Nun, bald nicht mehr… Mit vom Alkohol vernebeltem Blick sah Gilbert dem Piraten in die Augen. Der strahlte geradezu. Wie schön ihn das doch machte, dachte er, Antonio sah so schon gut aus, aber wenn er sich freute, sah er noch besser aus. Er lächelte auch leicht, unsicher. Und nun? Er kannte das nicht. Was sollte er tun? "Mhmm... sehr schön.", schnurrte Antonio und küsste seinen Hals entlang. An Gilberts Brust machte er einen kurzen Stopp und liebkoste ihn, knabberte an den Brustwarzen. "Was...?" Was meinte er? Was war schön? Die Frage war fast wieder vergessen, als Antonio sich wieder an seinen Hals zu schaffen machte. Hatte er sie überhaupt gestellt? "Hmmm~" War ja auch egal, denn DAS war schön. Wichtig war einzig und allein das Gefühl, dass Antonios Lippen und die vorsichtigen Zähne auslösten. Ein leises Geräusch des Genusses verließ seine Lippen und er merkte kaum, wie seine eigenen Hände zur Ruhe gekommen waren. Doch viel zu schnell hörten diese wundervollen Liebkosungen auf und er spürte den Blick des anderen auf sich. Langsam öffnete Gilbert die Augen, sah Antonio an. Doch der sah ihm nicht in die Augen, er betrachtete seinen Körper, schien ihn mit den Augen verschlingen zu wollen. Sein Blick jagte ihm einen Schauer durch den Körper. Er war so gierig. Das machte ihm Angst. Dazu spürte er die Hände, die tiefer wanderten. Und damit meldete sich auch sein Verstand wieder zu Wort. "A...tonio... D-das ist nicht richtig..." Sogar seine Stimme hatte er nicht mehr richtig im Griff. Er musste das hier beenden, bevor es zu spät war. Wieder legte er die Hände auf die Schultern des Piraten, dieses Mal aber, um ihn zum Aufhören zu bringen. „Jetzt schon? Jetzt, wo es gerade lustig wird?“ Er wirkte nicht begeistert und pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Warum?“ "Es… Es tut mir Leid... aber ich kann... darf das nicht." Entschuldigend sah er zu ihm hoch, versuchte aber weiterhin, ihn wegzuschieben. Jedoch wich Antonio keinen Zentimeter zurück. "Mach doch einfach mal das, was dir gefällt..." Gilbert suchte schon nach Worten, doch Antonio murmelte ein leises „Warum?“ und er hatte einfach keine Ahnung, was er darauf antworten sollte. Er bekam aber auch nicht die Gelegenheit, länger darüber nachzudenken, nach einer passenden Antwort zu suchen. "WARUM MACHST DU MIR VERDAMMT NOCHMAL IMMER WIEDER HOFFNUNGEN?!" Außer sich tastete er um sich, bis er das Seil wieder fand und band Gilbert wieder fest. "W-Was?" Er verstand nicht wirklich, was Antonio nun hatte. "An...Antonio? Was hast du?" Irgendwie machte der Pirat ihm nun nur noch mehr Angst und sehr sanft war er auch nicht gerade. "Hör auf! Aua. Vorsicht!" "Nein. Ich bin nicht vorsichtig! Nicht mehr. Ich hab lange genug irgendwie Rücksicht genommen und war vorsichtig! Und mir reißt gleich der Geduldsfaden!", knurrte Antonio und zog den Knoten zu. Erst mit einem leisen Schmerzensschrei realisierte Gilbert, was gerade passiert war. Unverständnis mischte sich in seinen ängstlichen Blick und er zog an den Seilen. "Ahh... Bitte... Antonio... Was hab ich getan?" Ihm fiel nichts ein, was er gerade falsch gemacht hatte. Nur weil er nicht weiter gehen wollte? Ehe Gilbert sich versah, machte sich Antonio an seiner Hose zu schaffen und war dabei nicht sehr rücksichtsvoll. "Immer, wirklich IMMER wenn ich das Gefühl habe, es gefällt dir und ich kann weiter gehen, du erwiderst alles, DANN willst du aufhören. Spielst du mit mir? Ist es das, was du willst, Gilbert?" Wütend sah Antonio ihn an. "Was? Nein, ich spiele nicht... ich..." Das Alles verwirrte ihn zutiefst und irgendwie fiel es ihm gerade unglaublich schwer, sich zu erklären. Dabei hatte er doch eine Erklärung, eine, die für einen Mann wie Gilbert alles und für einen wie Antonio scheinbar gar nichts bedeutete. "G-Gott sieht das... einfach nicht gerne... u-und überhaupt... ich bin Priester..." Antonio zögerte eine Millisekunde und machte dann weiter. Fast schon wieder sanft strich er über Gilberts Bauch. "Und…? Wenn‘s dir Spaß macht… Oder will dein Gott nicht, dass du ab und zu mal Spaß hast? Außerdem, irgendwie ist die Ausrede auch langsam ausgeschöpft..." "Das ist doch keine Ausrede! Und Spaß kann man auch anders haben! Es gibt vieles was man tun und dabei rein bleiben kann!" Irgendwie fühlte er sich mit einem Mal kein bisschen mehr betrunken. "So…? Was denn?" "Musik machen… o-oder... äh..." Warum verdammt fiel ihm in so einer Situation, in der es wichtig wäre, nichts ein? "Rumalbern mit Freunden...?" Der Spanier verzog das Gesicht zu einem kurzen Lächeln. "Interessant." Aber nicht interessant genug. Ihm machte es schon mehr Spaß, Gilberts Körper zu erkunden und an seiner eigenen Hose herum zu werkeln. Es fiel ihm schwer, seinen Blick nach oben zu richten und Gilbert direkt anzusehen. Doch der schien das nicht zu bemerken, er war selber zu sehr in Panik. "Du wirst nicht darum herum kommen, ich habe es dir oft genug gesagt..." Er hatte die Schnauze einfach voll. Er war wirklich wütend und irgendwie verletzt. Da waren ihm auch Gilberts Worte egal. "Hör auf. Bitte Antonio, tu das nicht." Immer wieder riss der Kleine an den Seilen, versuchte, die Knoten zu lösen. Doch die saßen zu fest. "Nein..." Antonio sah ihn fest an. "Halt einfach ruhig. Es wird dir sicherlich gefallen..." Gilbert versuchte noch zu zappeln, auch wenn es rein gar nichts brachte. "Nein, nein... Bitte nicht... nein..." Immer wieder wiederholte er die Worte, immer und immer wieder. Die Angst und Unsicherheit, gepaart mit dem Wissen, dass Gilbert vorher nie jemanden an sich rangelassen hatte, dass er der Erste sein würde, erregten ihn. Mit einem sanften Lächeln brachte er sie beide in Position und drang vorsichtig in Gilbert. Sofort verstummte dessen Flehen und er zischte gequält. Antonio strich Gilbert beruhigend über den Rücken und murmelte, dass es ihm gut tat. Er genoss die Wärme, die Gilbert ausstrahlte und seine schmerzverzerrte Stimme. "Nhh... " Dem Kleinen standen schon die Tränen in den Augen. Das machte die rebellischen, roten Augen noch anziehender. "Hör auf BITTE!" "Scht..." Antonio wischte ihm über die Wange. "Entspann dich einfach. Sonst tut es weh, ist doch logisch." Er lächelte kurz und knabberte an Gilberts Ohr. "Mit der Zeit wird es anders..." Doch Gilbert entspannte sich nicht. "Hör auf... Hör auf..." Er flüsterte nur noch und Tränen liefen über seine Wangen. Und wie, um zumindest noch ein bisschen Widerstand zu leisten, drehte er den Kopf weg. Antonio gab ein beleidigtes „Tss“ von sich, hörte aber nicht auf. Im Gegenteil, nun fing er erst richtig an. Ohne Vorwarnung drang er heftig tiefer in Gilbert und kratzte ihn dabei über die zarte, weiße Haut am Rücken. "Waahhhh!" Gilbert schrie und wieder zerrte er an seinen Fesseln. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass das jemand gefiel. Außer Antonio, der nicht die Rolle mit den Schmerzen übernahm. Er hätte nie gedacht, dass das so schmerzen würde. Und das fand Antonio wirklich schön? Es erregte ihn, dass er Schmerzen spürte, furchtbare Schmerzen? Scheinbar ja, so wie der Pirat grinste. "Selbst schuld, wenn du dich nicht entspannst, Gilbert." Er kicherte. "Und das war ein schöner Schrei." Wie sollte er sich hier auch entspannen? Vielleicht sollte er wirklich mal auf ihn hören... Aber das war gar nicht so leicht. Es war schwer genug, sich nicht zu sehr anzuspannen, mehr schaffte er einfach nicht. "Soll ich helfen? Du brauchst nämlich lange..." Kurz zog Antonio sich zurück und drang wieder in ihn, um seine Worte zu unterstreichen. Doch das brachte ihn nur dazu wieder zu schreien. Das Wimmern, was danach seine Kehle verlassen wollte, hielt er sich nur mit viel Mühe zurück. Er wollte nicht noch erbärmlicher wirken. Er fühlte sich so schon schwach und ausgeliefert. Und Antonios Grinsen machte es nur noch schlimmer. Dem gefiel das wirklich. Dazu sein Stöhnen. Furchtbar… Langsam fing Antonio wieder an seinen Hals zu liebkosen. Und auch wenn ihm die Küsse und das Knabbern an seinem Hals zusagten, so half ihm das doch durchaus wenig, um mit den Schmerzen klar zu kommen. Mit jedem Stoß, den der Pirat machte, stöhnte Gilbert gequält auf. Das war doch einfach grausam und Antonio machte ungerührt weiter, bis er fertig war. Brennende Hitze breitete sich in ihm aus und beide stöhnten auf. Antonio vor Lust und Gilbert, weil es sich so schrecklich anfühlte. Benutzt, beschmutzt, befleckt und gedemütigt. "Kopf hoch. Der Schmerzt geht vorbei..." Fast fürsorglich strich Antonio ihm über die tränennasse Wange. Selbst sah er zur Seite. Er wollte Antonio jetzt nicht sehen. Das war so demütigend. Aber andererseits war er froh, dass es jetzt vorbei war. "Aww..." Antonio grinste leicht. "Nun schmollt er...." Er strich Gilbert durchs Haar und über die Wange und langsam wand Gilbert seinen Blick wieder Antonio zu. "Bist du nun zufrieden...?“, flüsterte er, lauter sprechen war grade nicht mehr drin. In seinen Augen spiegelte sich Enttäuschung, ein wenig Trauer, aber auch Entsetzen. Doch Antonio schien das nicht zu interessieren, er sah ihn einfach an. "Schon....", hauchte er dann zusammen mit einem Kuss gegen Gilberts Lippen. "Ruh dich erst Mal aus. Ich komme dann später wieder." Er sah wieder zur Seite. Viel tun konnte er eh nicht, er wollte jetzt erst einmal Ruhe. Allerdings hätte er Antonio fast aufgehalten zu gehen. Ihn ihm regte sich der Wunsch nach jemanden, der ihn in den Arm nahm, einfach nur in den Arm nahm, nicht mehr. Aber Antonio war der Letzte, von dem er sich jetzt anfassen lassen wollte. Schön wäre es, wenn Friedrich hier wäre. Sein bester Freund, der immer für ihn da gewesen war. Er würde einfach für ihn da sein, ihm die Nähe geben, die er brauchte und wenn er sich beruhigt hatte, würde er ihn aufmuntern. Mit Sicherheit würde er auch wissen, was er nun tun sollte… Mit den Gedanken an seinen Kindheitsfreund war er recht schnell eingeschlafen, er war einfach nur fertig und sein Körper verlangte nach Ruhe. Langsam trabte Antonio nach oben. Er hatte genau gewusst, dass es Gilbert nicht gefallen hatte und das hatte ihn nur noch mehr Spaß bereitet. Die grelle Sonne, die nach dem Sturm aufgezogen war, blendete ihn regelrecht und es dauerte, bis er sich an das Licht gewohnt hatte. Er schlenderte, noch immer etwas blind, zum Bug und setzte sich teils in den Schatten, teils in die Sonne und dachte nach. Er mochte die weiche, weiße Haut des Priesters… Er mochte seine Augen, seine Haare, seinen ganzen Körper. Doch seine Gedanken verloren sich bald und irgendwann döste er ein. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Vorschau: Gilbert ist zu tiefst betroffen, von dem was passiert ist. Antonio dagegen macht den gleichen Fehler wie Gilbert und erzählt ihm etwas, was der später für sich ausnutzen wird. Kapitel 11: Once - Folgen ------------------------- Als Gilbert das nächste Mal aufwachte fühlte er sich wie gerädert. Wenn er so aussah wie er sich fühlte musste er furchtbar aussehen. Sein Kopf schmerzte, sein Hintern tat weh und ihm war kalt. Es dauerte eine Weile bis er allem eine Ursache zuordnen konnte. Alkohol, Sex und nichts an... Die Erinnerung an das Zweite ließ ihn kurz gequält Wimmern. Warum hatte er das nicht verhindern können? Warum? Hätte er nicht irgendwas tun können, um das zu verhindern? Irgendwas? Ein wenig hatte er sich zusammengerollt, soweit es ihm möglich war und starrte wie paralysiert auf irgendeinen unbestimmten Punkt. Wenn er jetzt unrein war, sein Körper so beschmutzt, was sollte er denn nun tun? Sein ganzes bisheriges Leben hatte er im Kloster verbracht. Wenn er zurück ging und Wilhelm das herausfand - und er würde es herausfinden, er fand immer alles raus - würde er ihn sicher rausschmeißen. Überhaupt, er würde nicht mehr als Priester arbeiten können... er war nicht mehr würdig. Oh Gott. Ein bisschen rollte er sich weiter zusammen. Er war beschmutzt, unrein. Antonio hatte sich genommen, was er gewollt hatte, hatte nicht auf ihn geachtet, hatte ihn verletzt, körperlich wie seelisch und er hatte Spaß dabei gehabt. Er hatte ihm etwas genommen, was ihm heilig war und nun nicht zurückbekommen konnte. Leise schniefte er. Der Schmerz an sich war schon schlimm, aber die Tatsache, dass man das nicht rückgängig machen konnte war das Schlimmste. Er würde bis zum Tode unrein und beschmutz sein. Es gab kein Zurück mehr. Etwas fröstelnd erwachte Antonio aus seinen Träumen. Die Sonne war verschwunden und es war spät und kühl geworden, auch der Himmel war wieder etwas zugezogen. Er stand auf und streckte sich. Hatte er Gilbert nicht gesagt, er würde später wiederkommen? Dann sollte er wohl zu ihm gehen. Aber er würde Essen mitbringen, schließlich hatte er selbst auch Hunger... Der Kleine freute sich sicher auch sehr über Essen und Trinken. Vollgepackt kam er wieder in den Schiffsbauch und sah dann fragend auf Gilbert. Was machte er da...? Er lag noch immer eingekullert, mit offenen Augen, da. Aber er zeigte keinerlei Reaktion. Unsicher, weil das Schiff mal wieder schwankte, kam er auf ihn zu und stellte das Essen in kurzer Distanz zu Gilbert ab. "Hey? Lebst du noch?" Vorsichtig berührte er ihn an der Schulter. Heftig zuckte Gilbert zusammen und sah ihn dann mit großen, ängstlichen Augen an. Erschrocken zog er die Hand zurück. "Um Himmels Willen, tut mir leid! Ich wollte dich nicht so erschrecken..." Er ließ sich auf seine vier Buchstaben fallen. "Ich... mhm, ich hab dir was zu Essen gebracht. Nicht, dass du mir vom Fleisch fällst..." Zu sehr war er in Gedanken versunken gewesen, hatte gar nicht mehr auf seine Umgebung geachtet. "Ich will nichts...", murmelte er ein bisschen heißer. Da hatte er wohl ein klein wenig zu viel geschrien. In Gedanken fügte er hinzu: 'Ich will nichts... von dir.' Wer wusste schon was er ihm dieses Mal unter gemischt hatte? Okay, in der Zeit, als sie auf der Insel waren hatte er nie so etwas getan. Aber im Moment war er einfach zu unsicher, nach dem Wein wohl auch berechtigt. "Mhmmm..." Antonio stand auf. "Ich will nur nicht, dass du krank wirst..." Er schlurfte davon, ließ das Essen aber stehen. Kurz sah Gilbert ihm nach, sah dann zu dem Teller und dann zu seinen Händen, die immer noch in den Seilen hingen. Leise knurrte er. Was sollte das jetzt? Wollte er ihn noch weiter quälen, wenn er dann Hunger bekam, aber das Essen nicht erreichen konnte? Eigentlich sollte er ja niemanden hassen, aber Antonio machte ihm das echt schwer. Er schloss die Augen wieder, versuchte möglichst nicht darüber nachzudenken was passiert war. Was er Gilbert eigentlich angetan hatte, war ihm noch nicht so recht bewusst. Er wusste nur, dass es Gilbert im Moment nicht gut ging, aber okay, sollte der sich erstmal etwas beruhigen und was essen. Nach einer Weile schlug der Pirat sich mit der flachen Hand gegen den Kopf und eilte zu Gilbert. Ohne groß darauf zu achten, ob er ihn wieder erschrecken würde, löste er das Seil von den Händen. "Tut mir Leid, war etwas zerstreut...", murmelte er. "Ist dir nicht kalt oder so...?" Er reichte Gilbert seine Robe, aber der sah ihn erstmal nur verwirrt an. Dann jedoch riss er ihm die Robe aus der Hand und zog sie sich schnell über. Danach sah er sich seine Handgelenke an, sie waren etwas blau und wund gescheuert. Der Knoten, den er in seiner Rage gemacht hatte, war wohl etwas zu fest gewesen. Der Blick des Spaniers hing wie magnetisch angezogen an Gilbert. Er sah so gut aus. Eben hatte man noch leichte, rote Kratzer auf seinem weißen Rücken gesehen. Und seine Augen erst. Vom Weinen waren sie gerötet und hier im Halbdunkeln sah es fast so aus, als wären sie nun komplett rot. Das ließ ihn noch dämonischer wirken. Nur der verletzte Ausdruck wollte nicht dazu passen, aber auch das ließ ihn anziehend wirken. Antonio musste sich wirklich zusammenreißen, den Blick abzuwenden. "Ich lass dich dann mal wieder in Ruhe...", meinte er leise und machte sich wieder ans Gehen. Antonio wunderte sich selbst, was er erwartete. Dass Gilbert plötzlich anschmiegsam wurde…? Hahaha, das war doch reines Wunschdenken... Den Rest des Tages über blieb er in seiner Kajüte. Er wollte niemanden sehen. Außerdem wussten alle, was sie zu tun hatten. Ob er Gilbert erst Mal für längere Zeit in Ruhe lassen sollte? Er würde das eh nicht hin bekommen, daher war das ein dämlicher Plan... Aber er hatte dem Priester ganz schön zugesetzt, das war nicht zu übersehen. Gilbert setzte sich auf, zog die Beine an, schlang die Arme darum und legte den Kopf auf die Knie. Er wusste nicht was er tun sollte... was er tun konnte. Er war verzweifelt, wollte das aber noch nicht mal vor sicher selber eingestehen. Er war doch stark, hatte immer alles durchgestanden. Aber nun fühlte er sich alleine und unsicher. Er war unrein... konnte er sich jetzt noch auf Gott verlassen? Auf Hilfe oder einen Weg hier raus hoffen? War das eine Strafe für etwas? Sollte so nun der Rest seines Lebens aussehen? Gefangen und benutzt werden von einem Piraten… Wie viel Zeit verging konnte er nicht sagen. Viel zu sehr war er in Gedanken, die er nicht denken wollte, versunken. Das war alles so negativ für seinen Geschmack. Aber dennoch wurde er die Gedanken nicht los. Er wollte einen Grund haben wieder zu lachen, aber im Moment war er kurz davor loszuheulen. Was er aber nicht tun würde, er hielt sich zurück, auch wenn er alleine war. So saß er ewig einfach nur ruhig da und dachte die Dinge, die er nicht denken wollte. Stunden später schlich sich Antonio wieder in den Schiffsbauch. Er hielt es oben einfach kaum aus. Gilberts Anblick war unerträglich. Von dem stolzen Priester war nichts mehr da. Antonio hatte es ihm genommen... Leise ging er zu ihm und setzte sich neben ihn und wartete einfach. Er schlief nicht, das sah man. Es wirkte auch so, als hätte er schon mitbekommen, dass Antonio zurückgekommen war. Jedoch reagierte er die erste Zeit nicht. "Was willst du?", fragte er dann aber leise, als es eine Weile lang still war und der Pirat ihn einfach nur angesehen hatte, ohne sonst was zu tun. Nun seufzte der leise. "Ich weiß nicht...", gab er leise zu. "Aber oben ist es so langweilig.“ Außerdem bist du hier unten, dachte er im Stillen. Eine Weile blieb er weiter so sitzen. Wie den ganzen Tag schon... oder war es Nacht? Auch das Essen hatte er nicht angerührt. Dann aber drehte er den Kopf leicht zur Seite, sah ihn mit durch die Haare halb verdeckten Augen an. "Warum freundest du dich nicht einfach mal mit deiner Mannschaft an?" Antonio schielte kurz zu ihm rüber und sah dann wieder weg. "Ich weiß es nicht. Befreundet... sind wir irgendwie, aber halt nicht so fest als das wir in unserer Freizeit zum trinken gehen würden oder so...." Er kratzte sich am Kopf. "Um genau zu sein… ich weiß nicht, warum..." "Kannst du auch was anderes antworten? Wenn du es nicht weiß, dann denk darüber nach." Das war der Priester in ihm, der Ratschläge erteilte und helfen wollte. Vielleicht tat er das aber auch nur um sich selber ein wenig abzulenken. Außerdem war er genervt. Antonio sollte ihn in Ruhe lassen. Er hatte ihm so viel getan, er sollte nicht hier bei ihm sein. "Oder lad die Männer einfach ein..." Hauptsache er ging wieder und tat ihm nicht noch mehr an. Nun lächelte der Pirat ihn an. "Was aber, wenn ich nicht darüber nachdenken will, weil ich sonst nur in die Gedanken abschweife, dass ich ein Versager bin, der keine Familie hat und obendrein schwul ist...?" Er strich sich durch die Haare. "Meine Crew weiß das nicht und das sollen die auch nicht wissen...", murmelte er. "Glaubst du, sie würden dich verachten? Wenn du kaum Bindung zu ihnen hast, glaubst du wirklich du wirst ewig an ihrer Spitze stehen?" Er sah wieder nach vorne. "Und glaubst du wirklich... dass sie das noch nicht gemerkt haben?" Er wusste nicht, wie das für Antonios Mannschaft rüber kam, aber es war schon auffällig, wenn Antonio ihm sogar hinterhersegelte um ihn ein zweites Mal gefangen zu nehmen. Und leise waren sie auch nicht gewesen gestern... oder vor ein paar Stunden. "Wenn sie es ahnen, okay, was soll‘s... Solange sie nicht meutern... Mit ein paar wenigen verstehe ich mich ja auch richtig gut... Und für die Männer bin ich einfach der Chef... naja..." Für einen Moment war Gilbert wieder voll und ganz in seine Priesterrolle hineingeschlupft. Er hatte seine Probleme verdrängt und sich auf den anderen konzentriert, ohne darauf zu achten, wer das war. Aber als Antonio vorsichtig einen Arm um ihn legte, holte er ihn wieder zurück. Erst versteifte er sich, doch dann schloss er die Augen. Vielleicht konnte er sich vorstellen, dass Antonio jemand anderes wäre... Der Pirat war doch erstaunt, als Gilbert sich erst anspannte und ganz langsam wieder lockerer wurde. Doch sich sofort richtig an ihn zu schmusen traute er sich dann doch nicht und blieb erst einmal so sitzen und schaute weiter in die Dunkelheit. Wenn er Gilbert wieder anstarren würde, würde er sich dämlich vorkommen. Ganz ruhig lag Gilbert in seinen Armen, machte fast den Anschein, als würde er schlafen. Aber dann kuschelte er sich enger an Antonio. Von sich aus! Überrascht sah er auf ihn herab. Gilbert war wirklich verkuschelt, wenn er wollte und so zu zweit ließ sich die Zeit auch mit Kuscheln totschlagen. "Ich hab dich so vermisst... Fritz...", murmelte der Kleine dann irgendwann leise. Nun war Antonio wirklich verwirrt. "Schön... Aber ich bin nicht Fritz...", meinte er. Anscheinend war der Albino in Tagträumen versunken. Ach verdammt, warum hatte er was gesagt? Gleich würde er sich sicher wieder von ihm wegdrücken... Erschrocken setzte Gilbert sich wieder auf und sah ihn an. Da war er wohl zu sehr abgedriftet. Die Vorstellung, in den Armen von seinem Freund Friedrich zu liegen war aber auch so beruhigend gewesen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen. Schloss ihn dann aber wieder und drehte sich wieder weg, sah gerade aus. Hauptsache war, Antonio nicht anzusehen. Irgendwie war ihm das peinlich. Warum war das nicht echt gewesen? Er wollte nicht, dass er nur eine Vorstellung war. Er wollte, dass es echt war. "Hey... schon… schon okay.... Macht nichts..." Traurig wurde er angesehen. Aber er wollte nicht mehr daran denken. Es war peinlich und der Gedanke an seinen Freund schmerzte. Und weil er nicht an ihn denken wollte, fing er wieder mit dem vorherigen Thema an. "Du bist nur zu feige um deinen Leuten was von dir zu erzählen." "Bitte...?!" Empört wurde er nun angesehen. "D...das stimmt doch gar ni… Ach was, ich bin einfach nur noch nicht dazu gekommen!!!", verteidigte er sich brummend. "Wissen denn deine Leute alles über dich?" "Ich bin Priester, was soll ich schon für Geheimnisse haben? Aber warum geht es um mich? Ich bin nicht derjenige, der es nicht hinbekommt, mit seinen Männern zu reden." Ihm war bewusst, dass er den Piraten reizte, aber im Moment war es ihm egal. "Ich kann mit meinen Männern reden. I...ich will nur nicht! Meistens!", brauste er auf. "Außerdem, was geht dich das an?!" "Ich bekomm es doch ab, wenn du dich alleine fühlst oder schlecht drauf bist. Darauf hab ich keine Lust!" Er war wütend, wegen allem was passiert war und nun musste er das einfach irgendwie rauslassen. Aber auch Antonio knirschte mit den Zähnen. "Und? Ich sagte dir doch, dass du mir gehörst! Damit musst du halt leben!", fauchte er. Dieses Arschloch! Wütend schlug Gilbert mit der Faust auf dem Boden. Das lies er sich nicht bieten. Darauf hatte er einfach keine Lust mehr. "Kannst du deine Komplexe nicht anders bewältigen? Musst du gleich so besitzergreifend sein? Ich bin doch kein Gegenstand, mit dem man machen kann was man will." Antonio schien es nun aber auch zu viel zu sein. Er packte ihn und verpasste ihm eine Ohrfeige. "HALT DEN MUND! ICH SAGTE ES SCHON EIN MAL. ICH NEHM MIR WAS ICH WILL UND WANN ICH ES WILL! KOMM ENDLICH DAMIT KLAR!" Wütend schnauben ließ er ihn wieder los und stand auf. Gilbert selber war im ersten Moment zu erschrocken um zu reagieren. Er sah ihn einfach nur an. Als Antonio jedoch aufstand, fing Gil an zu Grinsen. "Du schlägst wie ein Mädchen~" Der Spanier blieb wie angewurzelt stehen. "Wie war das...?!", zischte er und war in ein paar Schritten schon wieder bei ihm. "Soll ich dir mal demonstrieren, wie sehr das MÄDCHEN zuschlagen kann?!" Eine leise Stimme in seinem Kopf schrie, er sollte damit aufhören, es war blöd von ihm, ihn zu provozieren, er wusste, dass er unterlegen war. Aber dennoch grinste er ihn weiterhin frech an. "Oh~ hab ich dich in deiner 'Ehre' gekränkt?" Zusätzlich zu dem Sarkasmus in der Stimme malte er noch Gänsefüschen in die Luft. "In meiner Ehre…? HAHAHAHAHAHAAAA! Wie willst du Zwerg mich in meiner Ehre kränken? Da musst du schon mehr machen." Aber es hatte ihn wohl doch etwas gekrängt, zumindest störte es ihn und er verpasste Gilbert einen Fausthieb ins Gesicht, der ihn umfallen ließ. "Komm damit mal klar, Priesterchen~" Vorsichtig tastete er nach seiner Nase, nachdem er sich wieder aufgesetzt hatte, aber es schien noch alles in Ordnung zu sein. Er nahm die Hand wieder runter, fing wieder an zu grinsen. "War das schon alles?" "Schon… ts?" Antonio grinste ihn verzerrt an. "Du willst mehr?!" Bedrohlich grinsen stand er vor ihm und trat ihn dann wieder zu Boden. "Beschwer dich aber nicht über blaue Flecken.", lachte er höhnisch. Diesen Tritt nahm er noch hin, dem nächsten wich er aus, in dem er sich zur Seite rollte. In ihm hatte sich auch einiges an Frustration angestaut, was nun raus wollte. Mit ein, zwei gezielten Tritten trat er Antonios Beine weg. Ein wenig richtete er sich auf, verpasste nun dem überraschten Piraten ein paar Schläge. "Holla, du kannst dich ja wehren!" Antonio wehrte ein paar Schläge ab und trat Gilbert dann von sich weg. In dem Gerangel war Antonio der erste, der es schaffte, wieder auf die Beine zu kommen. "Deine Schläge sind nicht von schlechten Eltern...." Wütend schnaufte der Priester. So leicht würde er es Antonio auch nicht machen, egal ob der andere stärker war oder nicht. "Ich bin auch kein Mädchen~" Er kämpfte sich selber auf die Beine, ignorierte so gut es ging die Schmerzen und schlug wieder zu. "So…?" Durch einen Schlag wurde der Spanier kurz unterbrochen. "Aber sich wie eines kleiden!" Einige Schläge parierte er gekonnt. "Komm, gib alles!", provozierte er ihn auch noch. Aber gut, die letzten Schläge hatte Antonio zwar alle abgehalten, aber wenn dem so war, er hatte mehr als nur zwei Hände. Er zog das Knie nach oben, traf ihn direkt zwischen den Beinen. Als Antonio dann leicht zusammen sackte, schlug er gleich darauf wieder mit der Faust zu. "Autsch... Du hinterhältiger Kerl...!", fluchte der Pirat und hielt sich seinen Schritt. Es dauerte ein paar Momente und einige Schläge bis er wieder gerade stand und die Schläge hielt. "Das war… sehr heimtückisch... und raffiniert!" "Taha! Ich hab's halt drauf~" Er fühlte sich stark, richtig stark. Das leichte Zittern bemerkte er gar nicht, das durch den Adrenalinstoß, den er gerade hatte, ausgelöst wurde. Auch die Schmerzen, die er eigentlich hatte, spürte er dadurch nicht mehr. "Haha, schön, freu dich..." Antonio beobachte Gilbert und überlegte, was er nun machen sollte. Der Kleine ging etwas auf Abstand und schien selber auch zu überlegen, was er tun sollte. "Nur nicht gerade das Verhalten eines Priesters, hm…? Was soll ich nun mit dir machen?", dachte er laut und grinsend. Sollte Gilbert sich doch austoben... Der Spanier würde ihn schon die Leviten lesen lernen. Eine kurze Verschnaufpause gönnte er ihm. Sollte der sich doch einen Plan ausdenken, einfach blind zu zuschlagen würde auf Dauer nicht funktionieren. "Den Priesterlichen Rat wolltest du ja nicht... außerdem hast du mir den ja gestern netterweise ausgetrieben." Kurz wurden seine Augen vor Überraschung groß, dann flackerten sie genau so bösartig und lustvoll auf wie das kurze Grinsen. „Ah, du schmollst noch immer, weil du nicht mehr jungfräulich bist?!" Mit einem wütend verzerrten Gesicht ging Gilbert wieder auf ihn los. "Ach, so ein Wildfang bist du also...?!" Grinsend ging er kurz in die Hocke und wich so ein paar Schlägen aus, rammte Gilbert dann allerdings die Schulter in den Bauch. Er hörte ein ersticktes Keuchen. Ups, da war er wohl ein wenig brutal. Wieder wurde sein Grinsen fies und er hob ihn hoch. "Wirklich süß!" Nun sollte Gilbert sich genug ausgetobt haben. "Uff... Was soll das? Lass mich runter!", meckerte der sofort los und schlug wiedermal auf Antonios Rücken ein. "Autsch, autsch! Mensch, so hättest du mich von Anfang an schlagen müssen!", lachte er. "Aber nein, runter lass ich dich nicht... Sonst bekomme ich wirklich noch ein blaues Auge... oder werde zeugungsunfähig... was wiederum eigentlich egal wäre..." Das Lachen wurde nur noch lauter. "Aber so, wie du dich benimmst, sollten wir wohl mal in mein Zimmer gehen und die Türe abschließen, wie?" Er grinste breit, als die Schläge schwächer wurden und Gilbert entsetzt „W-was?“ stotterte. "Lass mich in Ruhe! Lass mich!" Wieder schlug er fester zu, schrie lauter. "Neee, wieso? Ich meine, hier unten ist es auch zu kalt... Und wer weiß, vielleicht habe ich gar nicht vor, Hand anzulegen...? Du denkst immer nur das Schlimmste, wie? Und selbst wenn ich es vorhabe, warum glaubst du, dass mich deine aufmüpfige Art davon nun abhalten sollte...?" Gemütlich schlenderte er zur Treppe. "Man, was erwartest du denn?" Na gut, nachdem was passiert war, war es vielleicht schon verständlich, dass er so dachte. "Ich bin immer noch kein Gegenstand! Lass mich gefälligst runter!" Das war ihm doch egal. "Ja, aber trotzdem gehörst du mir." Und nun war es Zeit, etwas Spaß mit ihm zu haben. "Ich soll dich runterlassen, hmm...? Okay, aber sag mal, Gilbert, kannst du schwimmen?" Im ersten Augenblick verstand er nicht, dann jedoch realisierte er erst, dass sie an Deck waren und an der Reling standen. Plötzlich war er ganz still. Das würde Antonio nicht tun, oder? "N-natürlich..." Vielleicht hatte er doch ein wenig übertrieben mit der Provokation, aber er konnte sich so schlecht zurück halten. "So? Gut... Dann will ich dich schwimmen sehen!" Bei dem letzten Wort hob er Gilbert über die Schulter und warf ihn über die Reling. Er schrie auf, hatte das für einen schlechten Scherz gehalten. Nun hing er da, sah entsetzt nach unten ins Wasser. Es dauerte einen Moment bis er begriff, dass er gar nicht weiter fiel, dass Antonio ihn doch noch irgendwie festhielt. "Lass den Mist. Das ist nicht lustig." schrie er nach oben. "So? Findest du?", lachte der Pirat von oben herab. "Willst doch lieber zu den Fischen runter?" Antonio sagte noch mehr, aber er bekam nur die Hälfte davon mit. Zu sehr starrte er gebannt auf das Wasser. Wenn er ihn nun fallen ließ… Er würde ertrinken! Irgendwann jedoch schaffte er es den Blick zu lösen und sah nach oben. Schnell griff er auch nach Antonios Arm und krallte sich fest. Er wollte auf keinen Fall fallen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis Antonio ihn wieder hoch zog. "Schöne Aussicht, hmm?" Lächelnd klopfte der Spanier ihm auf die Schulter. "Ist nicht gerade vorteilhaft auf dem Meer ein Nichtschwimmer zu sein~" "Ich kann schwimmen.", fauchte er sofort. Dass er es eben nicht konnte musste Antonio ja nicht wissen. Der würde sich nur über ihn lustig machen. "Außerdem bin ich ja nicht freiwillig hier.“ Aufgebracht sah er ihn an und als Antonio ihn dann los ließ, wäre er fast zusammen geklappt. Sein Hintern tat weh und nun fiel ihm auch das Zittern auf, aber wenn er sich zusammen riss, ging es. "Mhmm, stimmt...", Antonio grinste, die Tatsache, dass er Probleme hatte, belustigte ihn wohl zusätzlich. Dann legte der Spanier Gilbert eine Hand auf die Schulter und flüsterte in sein Ohr: "Und nun schau nicht so, sonst besteht die Gefahr, dass ich dich doch noch vernasche." Schnell machte er einen Schritt zurück. Weiter kam er nicht, da er immer noch an der Reling stand. Zum Glück einerseits, Pech andererseits. Aber wirklich abhauen konnte er ja eh nicht. Die Unsicherheit hinter einem leichten Lächeln versteckt stellte er sich wieder gerade hin, sah sich kurz um. Es waren einige von Antonios Männern zu sehen. Ein paar davon beobachteten sie ganz offen, andere sahen immer wieder weg, dann wieder her. Ob er Antonio etwas vorführen sollte? Was hatte er schon zu verlieren? Langsam hob er die Hand, legte sie auf Antonios Hinterkopf, zog ihn zu sich und legte ganz vorsichtig seine Lippen auf die des anderen. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Vorschau: Im nächsten Kapitel wird ein wenig Theater gespielt. Es gilt auszunutzen, was es auszunutzen gibt. Kapitel 12: Doce - Theater -------------------------- Langsam hob Gilbert die Hand, legte sie auf Antonios Hinterkopf, zog ihn zu sich und legte ganz vorsichtig seine Lippen auf die des anderen. Fragend sah der Spanier Gilbert an. Seit wann war der so offen? Er küsste ihn freiwillig? Klar, das wünschte er sich, aber irgendwas stimmte da doch nicht. Antonio brauchte etwas, bis ihm schlagartig klar wurde, dass sie an Deck standen. Sofort stieß er ihn grob von sich. "WAS SOLL DIE SCHEISSE?" Seine Männer… Oh nein. Und dieser miese, kleine Priester stand vor ihm und hatte sichtlich Mühe sich das Lachen zurückzuhalten. "Ist es nicht das, was du die ganze Zeit wolltest?" Er sprach nicht mal leise, so konnten die Männer doch alles hören. "Du verletzt mich mit deiner Zurückweisung." Und er ließ es noch dramatischer wirken, in dem er noch eine Hand auf sein Herz legte und den Kopf etwas senkte, als wäre er bedrückt. "W… was laberst du denn da...?" Ach du Scheiße, das konnte nicht gut ausgehen! "Du bist Priester... Du darfst das doch nicht...", stotterte er. Er spürte regelrecht die neugierig brennenden Blicke. Als Gilbert aufsah, sah er noch wie das Lächeln einem ernsten Gesicht wich. Klar, der fand das natürlich urkomisch. Mistkerl. "Ich weiß selber, dass mir das nicht erlaubt ist, aber glaubst du an Schicksal, Antonio? Das ist Schicksal, dass wir nun hier zusammen sind!" Er schluckte. "Ha… sicher doch...!" Dann lachte er bitter und unsicher auf. "Als ob es das Schicksal geben würde... Du bist nur hier, weil ich dich als mein Eigentum beschlagnahmt habe. Aber doch nicht für sowas… Dafür gibt’s doch die leichten Damen~" Er hatte das Gefühl, dass er sich um Kopf und Kragen redete. Und diese kleine Made wagte es tatsächlich sanft zu lächeln und sich lässig an die Reling zu lehnen, die Arme vor der Brust verschränkt. "Dafür sind sie da, ja... Aber du stehst nicht drauf, nicht wahr? Ich weiß es, du musst mir nichts vor machen~" Antonio blieb vor Sprachlosigkeit der Mund offen stehen. WIESO hatte er dem kleinen Kerl vorhin nur alles erzählt? Einige Leute räusperten sich schon erwartungsvoll. Was sollte er sagen? "A... Aber zwei Männer? Pft, das ist doch Sünde, das weißt du doch am besten..." Gilbert senkte den Kopf leicht. "Jetzt benutzt du meine Begründungen" flüsterte er. "Wie schwach~" Um es für die Umstehenden wieder etwas dramatischer aussehen zu lassen packte er Antonio nun an den Schultern. "Es wird nie jemand erfahren, das verspreche ich dir!" Das war nun wiederum nicht leise. Antonio fletschte schon die Zähne. Dieser Bastard! "Herzlichen Dank, du Idiot, dafür ist es zu spät!" Er riss sich los und stapfte von dannen, die Blicke im Rücken spürend. Er würde später Rede und Antwort stehen müssen. Oh Scheiße… "Gewonnen~", flüsterte Gilbert zu der Stelle an der eben noch Antonio gestanden hatte. Er drehte sich um, lehnte sich nun mit den Armen auf die Reling und grinste. Zum ersten Mal sah er die weiten des Meeres und konnte auch auf die Schönheit dessen achten. Nirgends war Land zu sehen, es war wunderschön und erschreckend zu gleich. Das hatte Antonio sich selbst eingebrockt. Wenn er offen zu seinen Männern gewesen wäre hätte er keine Chance gehabt ihn so bloßzustellen. Ihm war bewusst, dass das noch Konsequenzen hatte. Aber ihm war das egal, er war zufrieden für den Moment. Er hatte ein klein wenig Rache bekommen... und ihm würde noch mehr einfallen~ "Scheiße, scheiße, scheiße...!", murmelte Antonio und schloss hinter sich die Kajütentür. Es dauerte nicht lange, da hörte er die ersten Schritte näher kommen und die ersten Tuschelein. Wie sollte er das nun erklären? Unauffällig war er eh nie, aber dieses Coming Out hätte nun wirklich nicht sein müssen. Und wenn, dann doch nicht so! Und wenn er jetzt alles zugab - wobei das sein Abgang eh getan hatte - was würde seine Crew dann nur tun? Meutern? Oh Gott, was hatte der Priester da nur getan? Antonio wartete bis spät in die Nacht, bis er sich aus seinem Zimmer wieder raus traute. Er kam sich so feige vor… Er schlich Richtung Küche, weil er Hunger hatte, blieb aber abrupt stehen, als er von der Küche her Stimmen hörte. Oh, wie sie sich über ihn das Maul zerrissen... Das würde nie und nimmer gut ausgehen… Und das nur wegen Gilbert.... Gilbert war immer noch an Deck, wo sollte er auch hin? Mittlerweile hatte er sich aber auf den Boden gesetzt. Den Nachmittag über hatte er die Männer beobachtet, die ihm immer wieder seltsame Blicke zugeworfen hatten. Nun sah er in den Sternenhimmel. Überrascht sah er auf, als jemand über seine Beine stolperte, aber gerade noch das Gleichgewicht hielt bevor er fiel. Es dauerte etwas, bis er diesen jemand als Antonio erkannte, aber auch eher wegen der Stimme. "Ach du Schande!" Auch Antonio sah zu ihm. "Na, hat es dir gefallen?", zischte er dann säuerlich und baute sich vor dem auf. Bei der Frage fing er an zu grinsen. "Natürlich~" Auch er stand nun wieder auf. "Du wirst es noch bereuen, was du mir angetan hast~" "So…? Tut mir leid, auch wenn ich nun etwas in der Zwickmühle stecke, es tut mir nicht leid!" Wütend trat er nahe an ihn heran. "Du wirst schon noch sehen, alles hat Konsequenzen!" Das war etwas, was ihm von Anfang an bewusst gewesen war. Er kicherte leise. "Egal, was du jetzt noch tust... das war es wert." So leicht würde er sich jetzt nicht mehr unterkriegen lassen. Antonio schnaubte. Der Kleine hatte echt keine Angst mehr. Am liebsten würde er ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht prügeln, hielt sich aber zurück. "Schön, wenn du so denkst..." Er straffte die Schultern und machte einen Schritt zurück. "Dann solltest du in nächster Zeit gut auf dich aufpassen… Nicht, dass ein... Unfall passiert..." Bildete er sich das ein oder schwankte das selbstsichere Grinsen für einen Moment? In der Dunkelheit konnte er das nicht genau erkennen. "Hmm... vielleicht solltest eher du aufpassen, möglicherweise bist du nicht mehr lange Käpten." "Das dachte ich mir fast..." Antonio klang etwas geknickt, versuchte das aber unter einem sarkastischen Lachen zu verbergen. "Aber okay, was soll‘s?" Er sah Gilbert noch kurz im Dunkeln an. Er würde sich später noch um ihn kümmern. Nun aber würde Antonio sich - seiner Feigheit zu Trotz - an die Mannschaft wenden müssen. "Dann… bis nachher...", knurrte er. Gilbert lachte nur und meinte höhnisch: "Viel Glück~ Du wirst es brauchen." Das verunsicherte er ihn noch mehr. Trotzdem wand er sich ab und seufzend fing er an, seine Mannschaft zusammenzutrommeln. Gilbert hatte den Tag über das ein oder andere Gespräch mitbekommen. Die Männer würden ihn nicht zwangsläufig hängen lassen, dachte er. Er hatte einige Gespräche mitbekommen. Dafür, dass die Männer angeblich so christlich waren, waren sie schon recht tolerant. Der Abgang und dass Antonio sich den Rest des Tages nicht mehr blicken lassen hatte, das gefiel ihnen nicht. Aber er würde den Teufel tun und ihn das sagen. Demnach zuckte er nur mit den Schultern. Was mit ihm passieren würde, würde er dann schon sehen. Nun ging er Antonio nach. Es wurde eh langsam kühl, wenn er einfach nur rumsaß. Außerdem wollte er sehen wie Antonio sich anstellte und am besten noch total blamierte. Irgendwie merkte er aber, dass er sogar bei wem wie Antonio den Priester in sich nicht ganz abstellen konnte. Ein klein wenig war er stolz auf ihn, dass er es schaffte, mit den Männern zu reden. Als Antonio dann vor allen stand und alles erklären musste, wäre er am liebsten im Boden versunken... Am Ende seines Geständnisses wurde ihm bei einem Blick in die Runde klar, dass er einige - einige gute Leute waren darunter - verloren hatte, aber nicht alle. Erleichterung machte sich in ihm breit. Mit dem Gefühl gab er den neuen Befehl, ihre Heimatinsel anzusteuern. Die, die nicht unter einem schwulen Käpten weiter segeln wollten, sollten von Bord gehen. "Tja, lief besser, als erwartet", flüsterte er, als er an Gilbert vorbei ging, in die kühle Nachtluft hinaus. Auf die Reling gestützt sah der Pirat über das pechschwarze Meer. Sein Hochgefühl war nach dem kleinen Seitenhieb verschwunden und er fühlte sich leer. Er fragte sich, ob er noch alles im Griff hatte oder ob schon alles aus dem Ruder lief... Schließlich kämpfte Gilbert noch immer um seine Freiheit - was sein gutes Recht war - doch er wollte ihn einfach nicht gehen lassen. Er seufzte und hing seinen Gedanken nach, wie es nun weitergehen würde. Als der Priester den Befehl hörte, kam in ihm die Frage auf, wie lange sie wohl brauchen würden. Ob er sich mit denen, die gehen wollten, gutstellen konnte? Ob diese Männer ihm ein wenig Schutz bieten konnten? Antonio war vorhin doch sehr deutlich mit seiner Drohung gewesen und er war ihm hier immer noch quasi ausgeliefert. Später war er zu einem gegangen, der sichtlich gegen Schwule war. Es hatte auch nicht lange gedauert ihn zu überzeugen, ihm zu helfen, da das einer der Männer war, die ihn noch festgehalten hatten, als Antonio ihn wieder eingefangen hatte. Von ihm hatte er auch etwas zum Essen bekommen, was er dieses Mal sogar aß. Der ganze Ärger hing noch in der Luft, als sie ein paar Tage später zu Hause ankamen. Antonio wusste, dass nicht alle gehen würden, aber trotzdem schmerzte es ihn. Von der Brücke aus beobachtete er alles bedauernd. "Es hätte nicht so enden müssen...", murmelte er. Der Spanier schnaubte, als er Gilbert entdeckte. Wenn der wieder auf Insel gehen würde, würde er nur wieder abhauen. Oh, das würde er nicht zulassen! Schnell war er unten und verabschiedete sich von seinen Leuten. Böse schauend wartete er auf Gilbert und schluckte, als er dessen Begleiter sah. Aber kampflos würde er sich nicht ergeben! In den letzten Tagen hatte Gilbert sich sogar recht gut mit seinem Aufpasser verstanden. Auch mit ein paar der anderen Männer, davon sogar welche, die nicht gehen würden, kam er klar. Als sie anlegten stand er an Deck, sah an Land, sah den Männern zu wie sie vom Schiff gingen. Antonio hatte seit dem ganzen Chaos nicht mehr mit ihm gesprochen oder ihn überhaupt angesehen. Zumindest hatte er nichts davon mitbekommen. Nun grinste er. Bald war er hier weg. Er hatte nun Leute, die ihm helfen würden auf das große Besucherschiff zu kommen, um wieder zurück zum Festland zu gelangen. Als er Antonio entdeckte blieb er kurz auf Grund des bösen Blickes stehen, ging dann aber doch weiter. "Hey, Gilbert, warte mal!", rief Antonio. "Kann ich dich kurz sprechen, bevor du abhaust?" Der Priester blieb wieder stehen, hob eine Augenbraue. Was wollte er jetzt noch? Er wollte endlich hier verschwinden. Aber nachdem er Antonio vorgehalten hatte, dass er feige war, wollte er zum Schluss hin nicht derjenige sein, der feige war. Ein kurzes Gespräch, dann war er weg. Mit diesem Gedanken ging er die paar Schritte zu Antonio zurück. „Ich komm gleich nach.“, meinte er zu seinem neuen Freund. "Wo willst du denn nun hin, hm? Ich meine, schließlich bist du nicht mehr ganz der Gilbert, der hier anfangs auf die Reise ging.“ "Ich geh nach Hause." Egal was war, zu Hause würde er sehen, wie es weiter ging. „Ah? Und willst du ohne die weg?" Antonio hob Gilberts Tasche hoch, in der sich auch die Flöte befand. Überrascht sah er auf die Tasche, er hatte gar nicht gewusst, dass die auch auf dem Schiff war. Er hatte erwartet, dass sie ihm bei dem Überfall verloren gegangen war. "Ich hab sie im Schiffsbauch gefunden..." Er sah Antonio kurz genervt an, dann griff er nach seiner Tasche, aber der Spanier zog sie grinsend aus seiner Reichweite. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich weg lasse oder dir freiwillig die Tasche gebe? Also bitte, dafür müsstest du mich dann doch gut genug kennen, oder?" Nun grinste er noch breiter. "Und lass deinen Beschützer weg, sonst landet diese hier samt Flöte bei den Haien~" Er sah zwischen der Tasche und Antonio hin und her. "Wie willst du mich jetzt noch aufhalten? Ich werd nach Hause gehen, ich kann mir eine neue Flöte schenken lassen." Er zuckte mit den Schultern, drehte sich dann zum Gehen um. "Auf Nimmerwiedersehen~" "Wenn sie dich denn wieder rein lassen... In jeder Lüge steckt auch ein klein wenig Wahrheit, Gilbert. Vergiss das nicht!" Er blieb kurz stehen. So sicher, dass sie ihn wieder aufnahmen, war er gar nicht. Aber er würde Schutz und Hilfe bekommen, sich etwas Neues aufzubauen. "Ich werde nicht lügen!" Nur da war er sich auch noch nicht ganz sicher. "Ach? Hast du doch schon. Bei deinem kleinen Theaterstück vor ein paar Tagen. DAS meine ich, Kleiner." Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, wie Antonio die Arme verschränkte. "Ich versteh eh nicht, was dir an dem Leben im Kloster so gefällt. So richtige Freiheit hat man da wirklich nicht." Weiterhin blieb er stehen, sah nur wieder stur nach vorne. Kurz musste er überlegen, was er denn gesagt hatte. Dann lachte er auf. "Oh, ich glaube genauso wenig an das Schicksal wie du. Und ich versteh auch nicht, was an dem Leben als Pirat so toll ist... anscheinend ist man zwar frei, aber dafür einsam." Er hoffte, dass man seine Unsicherheit nicht aus seiner Stimme heraushörte. Antonio seufzte. Als ob er vom Schicksal geredet hätte, oh Mann. "Wenn man es nicht gerade so wie ich macht, ist man nicht einsam..." Er machte ein paar Schritte auf Gilbert zu, der zusammen zuckte, als er ihn von hinten umarmte. "…und ehrlich gesagt, ohne dich wird es einsam...", gab er kleinlaut zu. Eine Weile war der Kleine still, stand nur angespannt da und bewegte sich nicht "D-du bist selber schuld... du hast halt einen falschen Lebensstiel..." "Nicht unbedingt...", murmelte er. Aber was sagt denn der Herr Priester? Was sollte ich denn ändern um ein… mhm… guter Pirat zu werden?" Man konnte das Grinsen hören. Er dachte gar nicht daran, Gilbert gehen zu lassen. "Du solltest keine Menschen entführen oder sie überfallen und vor allem sie nicht als dein Eigentum bezeichnen." Er schüttelte den Kopf. "Wie willst du als Pirat überhaupt gut sein, wenn du ständig gegen die Gesetze und die Gebote verstößt?" Gilbert antwortete sogar als ob es eine ernst gemeinte Frage gewesen wäre und Antonio dachte wirklich kurz über diese Antwort nach. "Naja, wirklich gut werde ich nie sein... Dafür hänge ich wohl zu sehr an meiner Freiheit. Und wenn ich dich ganz lieb bitte, zu bleiben? Was dann?" Er spannte sich noch mehr in seinen Armen an. "Was? Das meinst du doch nicht ernst? Ich werde nicht bleiben, da kannst du tun, was du willst." Nun versuchte er sich auch mal aus der Umarmung zu befreien. "Doch meine ich... Und wenn du nicht bleiben willst, kann ich deinen Rat nicht befolgen..." Er kicherte. "Du bleibst!" "Irgendwann wirst du es bereuen... Ich werde nicht bleiben. Ich gehöre dir nicht. Sieh es doch endlich ein! Und nun lass mich los!" "Nein… Okay, du gehörst mir nicht, ist angekommen... Aber ich will dich nicht gehen lassen. Sieh das doch ein." Er legte ihm den Kopf auf die Schulter und hörte Gilbert seufzen. "Und ob ich es bereue…? Irgendwann. Aber nicht heute und nicht morgen." Nun schnaufte er, was Antonio zum Grinsen brachte. "Niemals!" "Autsch... Du Kratzbürste." Antonio lachte, als Gilbert sich in seine Hände krallte, kratze und versuchte ihn loszuwerden. Zu Gilberts Missfallen tat er aber genau das Gegenteil, er drückte ihn nur fester an sich. "Sei doch froh, dass wenigstens einer einen unreinen Priester haben will..." Das war gemein, aber es saß, so wie er zusammenzuckte, als hätte man ihn geschlagen. "Das... Das ist doch völlig belanglos. Ich habe Freunde, die mich nicht abweisen werden!" Hörte er da Panik? Gut so. Noch ein bisschen Salz in die Wunde streuen, ihn verunsichern. "So sicher wäre ich mir da nicht. Es sind gerade Leute von Bord gegangen, von denen ich dachte, sie bleiben… Glaub mir, das ist nicht schön… Vor allem, wenn man dann vor verschlossenen Türen steht." Wieder krallten sich Nägel in Antonios Händen fest. Es war doch Antonios eigene Schuld, dass die Männer gegangen waren. Nicht seine! Er schüttelte den Kopf. "Hör auf." Er wollte das nicht hören. "Meine Leute sind anders. Sie werden mich nicht hängen lassen!" "Es wird aber so sein. Du weist doch, wie streng Geistliche sein können. Mach dir doch nichts vor..." Natürlich wusste er das. Und Wilhelm, der Abt in ihrem Kloster, war einer der besonders strengen Sorte. "Dann werd ich es ihnen nicht sagen! Ich werde es ihnen einfach nicht sagen! Sie werden es nie erfahren..." Mist, Antonio sollte es nicht so leicht haben, ihn zu verunsichern. Aber er wusste, wo er ansetzen musste. "Oho. Aber wäre das nicht lügen? Und du sollst doch nicht lügen, oder...?" Kurz biss er sich auf die Lippe. Antonio hatte ja Recht, aber was sollte er tun? "Nein... ich lüge nicht... ich sage es ihnen nur nicht... aber... das kann dir doch egal sein." "Kann schon sein… Aber Verschweigen ist doch auch so eine Art Lügen, oder?" War es das? Nein, nein, nein, er durfte sich nicht weiter verunsichern lassen. "Du bist ein kleiner Lügner, Gilbert." "Bin ich nicht." Sofort stritt er es ab. Wieder versuchte er sich aus der Umarmung zu lösen. Er musste endlich hier weg. "Lass mich endlich los." "Doch bist du. Du lügst, wo es geht und es dir von Nutzen ist. Wer kann sich da noch sicher sein, ob du deine Beichte überhaupt ernst meinst, Gilbert?" Er wollte das nicht hören. Er wollte nicht wahrhaben, wie Recht Antonio doch hatte. Er antwortete nicht, fing nur an zu zappeln. Irgendwann würde Antonio ihn schon loslassen. Er hörte ihn nicht, er hörte einfach nicht mehr zu. Er wollte ihn doch nur verunsichern. Der Pirat nahm Gilbert an die Hand und ging mit ihm zu den Kajüten. An seiner angekommen, öffnete er die Türe und schob den wenig Widerstand leistenden Gilbert hinein. "Bin gleich wieder für dich da~", meinte er kichernd, bevor er die Türe verschloss. Oh ja, da hatte er den Kleinen schön was zu knabbern gegeben. Aber es stimmte doch. Gilbert war ein schmutziger, kleiner Lügner. Er war sein verunsicherter, schmutziger, kleiner Lügner. Er unterdrückte ein Lachen und stapfte an Deck. Unschuldig drein blickend kam er zu den noch wartenden Leuten. Er tat total überrascht, als er nach Gilbert gefragt wurde. "Bitte? Der hat sich schon vor Minuten aus dem Staub gemacht und wollte nichts mehr von mir wissen... Tut mir leid." Und sie wollte ja noch weiter... Als alle Deserteure von und alle anderen wieder an Deck waren, gab er auch schon den Befehl zum Ablegen. Er wollte schnell wieder hier weg. Er musste nun selber viel helfen, aber grinsend sah er zu, wie der Hafen immer kleiner wurde. In der Kajüte brauchte Gilbert einen Moment um zu bemerken, dass Antonio gar nicht bei ihm geblieben war und ein paar weitere Momente um zu begreifen, was er wohl vorhatte. Schnell war er an der Tür, versuchte diese zu öffnen. Abgeschlossen. Fest schlug er gegen die Tür. Irgendjemand musste ihn doch hören! "Antonio, mach die Tür auf. Lass mich raus." Warum hatte er sich nicht mehr gewehrt? Warum hatte er sich so sehr von Antonio verwirren lassen? Warum? "Nein... das darf nicht sein." Er flüsterte nur noch, lehnte den Kopf gegen das Holz und klopfte nur noch leicht dagegen. Seine letzte Chance… vertan. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Vorschau: Gilbert ist verzweifelt und wütend, während Antonio sich fragt, ob er zu weit gegangen ist. Auf großer Fahrt mit einer kleineren Mannschaft… Na dann, Hals- und… Nasenbruch. Kapitel 13: Trece - Der Nase nach --------------------------------- Richtig müde kam Antonio am Abend in seine Kajüte. "Na, ausgetobt?", fragte er gähnend. Er hatte die Schläge gegen die Türe nicht gehört, konnte es sich aber vorstellen, dass Gilbert sich irgendwie abreagiert hatte. Zumindest saß er nun auf dem Bett und sah zerknickt aus. Allerdings hob er, kaum, dass er was gesagt hatte, den Kopf und sah ihn wütend an. "Wow wow wow... Töte mich doch nicht gleich mit Blicken!", lachte Antonio. Er war total müde und wollte sich nun eigentlich nun nur noch ausruhen. "Morgen wirst du mithelfen, müssen. Sind schließlich unterbesetzt..." Als er sich neben den Kleinen setzte, rutschte er weg. "Warum zum Teufel sollte ich das tun? Mich stört es nicht, wenn hier nichts läuft." Sah wohl so aus, als würde Gilbert nicht einsehen, warum er auf seine Befehle hören sollte. Seufzend sah er ihn von der Seite an. "Haha, ist klar. Ich meine ja auch nur, dass man hier für sein Essen schon arbeiten muss und so." Dann lächelte er und ließ sich nach hinten in die Kissen fallen. "Aber okay, ich hab‘s dir ja gesagt und bin mir dann auch keiner Schuld bewusst, wenn du hungern solltest~" Nun sprang der Priester plötzlich auf, funkelte ihn wieder wütend an. "Von wegen keiner Schuld bewusst... hättest du mit deinen Männern geredet wäre das nicht passiert." "Und hättest du den Schnabel gehalten wäre das auch nicht passiert..." Er sah ihn mit einem offenen Auge an. "Aber hey, wenn du nicht arbeitest und du nichts zu essen bekommst, bist du selber schuld. Ich hab’s dir gesagt." Er schloss die Augen wieder und grinste vor sich hin. Dem Priester war bewusst, dass er Schuld daran trug, dass nun zu wenige Leute auf dem Schiff waren. Aber dennoch versuchte er die Schuld von sich zu schieben. Früher oder später wäre Antonio doch sicherlich eh aufgeflogen. Und bei dem, was er alles gesagt und getan hatte, hatte er es doch verdient. Die ganze Zeit, als er alleine hier gesessen war, hatte er versucht, Antonios Worte aus dem Kopf zu bekommen. Aber letztendlich hatte er feststellen müssen, dass er Recht hatte. Keine schöne Sache... Trotzdem, das ließ er sich nicht alles gefallen. Und dieses blöde Grinsen, am liebsten würde er es aus dem Gesicht des Piraten wischen. Er war wütend, so verdammt wütend, weil er ihn schon wieder eingesperrt hatte, weil er ihm die knallharte Wahrheit vor Augen geführt hatte. "Du verdammtes Arschloch...", zischte er und ging mit erhobener Faust auf ihn los. "Nanana. Jetzt werd aber nicht ausfallend.", murmelte Antonio und gerade noch rechtzeitig rollte er sich vom Bett runter, sah dann zu ihm auf. "Du Schlägerpriester... Dir kann man ja keine Sünder zur Beichte vorführen, du schlägst sie ja dann zur Strafe!" "Halt den Mund, du dreckiger Pirat. Du hast doch keine Ahnung!" Er schrie ihn an und sah verächtlich auf ihn herab. Zwar war er immer sehr impulsiv, doch zugeschlagen hatte er bis jetzt in den seltensten Fällen, allerdings dann immer außerhalb der Kirchenmauern. Aber das hier war so oder so eine Ausnahme. Wieder schlug er auf den am Boden hockenden Antonio ein. "Stimmt ja auch, bin anders aufgewachsen... AUTSCH! Boa, UNFAIR! Ich bin total ko und du ausgeruht!", protestierte der Pirat und wich immer wieder aus. "Das ist nicht mein Problem." Er hatte sich über ihn gekniet, damit Antonio nicht wegkam und schlug nochmal zu. "Und überhaupt, was heißt hier unfair? Ich bin doch nur hier, weil du einen Haufen Männer hattest und ich alleine war. DAS ist unfair!!" Unter lauter Knacken hörte er seine Nase brechen. "VERFLUCHTER MISTKERL!", brüllte Antonio und stemmte sich hoch, bis Gilbert von ihm runter fiel. "Arg, verdammt nochmal...! Ha, tut das weh…“ Natürlich war das unfair, aber er war Pirat, er durfte unfair spielen. „Trotzdem hab ich dir doch nichts gebrochen!" Seine Stimme klang leicht verschnupft. "Ah.." Er verkniff sich das Schreien, als er die Nase wieder richtete. "Das wird blau...", zischte er und tastete vorsichtig seine Nase ab. Scheiße, das waren Schmerzen. Dann richtete er seinen Blick auf Gilbert. Der hockte vor ihm am Boden und starrte ihn erschrocken und mit großen Augen an. Er öffnete den Mund, suchte wohl nach ein paar Worten, fand aber keine und blieb dann still. Noch immer verzog Antonio vor Schmerzen das Gesicht, doch darunter schlich sich das altbekannte Grinsen, als er sah, dass Gilbert sogar etwas von ihm wegrutrschte. "Soso… Du bist immer noch sicher, dass du ins Kloster gehörst und nicht hierher? Meine Fresse, da bekommt man ja regelrecht Angst vor dir." Er rappelte sich hoch. "Haha... Hey, das wird schon wieder. Ist ja nicht das erste Mal..." Das Grinsen sah er gar nicht, er hielt den Blick gesenkt. Kurz lachte er, auch wenn es nicht sehr überzeugend klang. "Als ob ich jemals ein Pirat sein könnte." Gerade als er den Satz zu Ende gesprochen hatte, kam ihm in den Sinn, dass er nicht nur geschlagen und gelogen hatte, sondern auch mehr oder weniger das kleine Boot von dem Freund des alten Priesters gestohlen hatte. Aber er hatte ihm doch gar nicht die Nase brechen wollen. Was war nur los mit ihm in letzter Zeit? Er war handelte noch unüberlegter als sonst. So konnte er wirklich nicht zurück ins Kloster gehen. Das war nicht gut, das war ganz und gar nicht gut. "Mhm, vielleicht. Viel Talent braucht man ja nicht. Und selbst das hast du, so, wie du zuschlägst." Gilbert spürte genau Antonios Blick auf sich. "Mal abgesehen von den Umständen, dass du immer noch bei mir bist - stimmt etwas nicht?“ Leicht schüttelte er den Kopf. Er wollte kein Pirat sein. Er war doch ein guter Mensch... obwohl an dem 'gut' zweifelte er gerade sehr. Leicht sah er auf, sah den fragenden und neugierigen Blick und hatte Mühe, sich die Tränen zurück zuhalten. Er würde nicht weinen, nicht vor Antonio! "Gar nichts stimmt...", flüsterte er und krallte sich in den Stoff seiner Robe. Dann war es einige Augenblicke lang still. "Haaa… Leg dich hin. Schlaf erst Mal drüber. Morgen sieht alles ganz anders aus..." Er sah wie Antonio an ihm vorbei zur Tür ging. "Und ich hol mir was zum Kühlen…" Als Antonio weg war stand er auf und ging langsam zum Bett. Er zögerte kurz, legte sich dann aber doch hin. Ob morgen wirklich alles anders aussah? Hoffentlich nicht noch schlechter... er befürchtete es aber. Eine ganze Weile lag er, merkte, wie müde er war, aber Antonio kam nicht mehr, das verwirrte ihn. Aber so konnte er ihm nicht noch mehr unschöne Wahrheiten vorhalten. Nach einiger Zeit, nachdem er es endlich geschafft hatte seine Gedanken ruhig zu stellen, schlief auch er ein. Allerdings schlief er eher schlecht. Auch hatte er böse Träume, die ihn sich immer wieder im Bett herumdrehen ließen. Ausnahmsweise tat es der Käpten seiner verkleinerten Crew gleich und legte sich zu ihnen in den großen Schlafraum. Er hielt sich noch immer einen kalten nassen Lappen auf die Nase. So ein kleiner Schläger, dachte er sich, musste aber grinsen und fragte sich im nächsten Moment, ob er nicht zu weit gegangen war. Aber nein, er hatte ihm doch nur die Wahrheit gesagt. Manche Menschen vertrugen die Wahrheit halt einfach nicht. Und trotz der Schmerzen schlief er recht bald ein. Müde und verwirrt darüber, dass er da was Nasses im Gesicht hatte, wachte Antonio auf. Ach ja, der Lappen. Seine Nase war ja gebrochen... Verschlafen trotte er in sein Zimmer, beobachtete eine Weile, wie Gilbert sich schlafend im Bett rum rollte. Er zuckte, murrte und kugelte sich zusammen. Seufzend ging der Spanier zum Kleiderschrank und zog sich um, da vernahm er eine Bewegung hinter sich. Er drehte sich um und sah Gilbert im Bett sitzen. Der sah ihn erschrocken und irritiert an. Allen Anschein nach brauchte er einen Moment, um zu verstehen, dass er eben noch geträumt hatte. "Ähm, guten Morgen...", meinte er und gähnte. "Ob du gut geschlafen hast, brauch ich nicht fragen, hm?" Verschlafen lächelte er Gilbert an. Der starrte ihn einfach nur an. Dann begriff er aber, dass Antonio sich gerade umzog und wand den Blick ab. Ein leises "Morgen" nuschelte er und steckte sich etwas. Leicht lächelte der Pirat und setzte sich dann zu ihm. "Auch wenn ich nicht gerade der Richtige bin: Willst du darüber reden...?" Fragend sah er den Kleinen an und der Blick wurde verwundert erwidert. Tatsächlich schien es so, als suchte er nach den richtigen Worten. "Ich... Nein." Damit sah Gilbert wieder in eine andere Richtung. Wohl doch nicht… War ihm aber irgendwie klar gewesen. "Okay... ähm, wenn du doch reden willst… ich bin draußen..." So langsam musste er auch die Mannschaft aus den Betten jagen. Also stand er auf und ging zur Tür. "Warte!" Ah, also doch! Ups, das hatte er jetzt nicht sagen wollen. Aber alleine sein wollte er auch nicht. Nun musste er allerdings noch irgendetwas sagen. "Ähm... Warum ich? Warum hast du mich damals mitgenommen und nicht irgendwen anderen?" Noch etwas, was er eigentlich nicht tun sollte: Jemand anderen an seine Stelle wünschen. "Ähm... gute Frage..." Antonio kratzte sich am Kopf. "Hmmm... Vielleicht... ähm... naja… mich haben deine roten Augen so fasziniert...", druckste er herum. "Sowas sieht man ja nicht alle Tage. Außerdem hast du dich sofort zu Wehr gesetzt, mal was anderes als die, die immer vor einem auf die Knie fallen und rumheulen." Die Frage hatte ihn vom ersten Tag an interessiert. Aber eigentlich war es nicht das, was Gilbert hatte sagen wollen. "Das mit deiner Nase tut mir Leid..." Das war es auch nicht. "A-aber ich bin kein Pirat, egal was du sagst!" Jetzt hatte er es, zumindest ein Anfang. Antonio lachte leise. "Hey, wie schon gesagt, ist nicht das erste Mal. Und sicherlich hab ich‘s verdient..." Musternd wurde Gil aus den Augenwinkeln betrachtet. "Ich sagte, du würdest gut reinpassen, oder? Haha, ne, ne, hast schon recht, bist keiner..." Einen Moment sah er den Anderen schweigend an. Hatte er das gestern nur gesagt um ihn weiter zu verunsichern? So hatte es den Anschein, aber warum nutzte er das nun nicht weiter aus? "Du bist echt seltsam...", murmelte er, damit war für ihn das Gespräch beendet und er erhob sich von dem Bett. Antonio schnaufte und lächelte. "Danke, stehe dazu." Der Pirat folgte ihm aus dem Zimmer, bog dann aber zum Schlafsaal ab, um Mannschaft aufzuwecken. Er selber hingegen ging auf das Deck und sah auf das Meer hinaus. Er hatte Antonio gesagt, er würde nicht helfen und dieser Meinung war er jetzt immer noch, er sah nicht ein, warum er etwas tun sollte. So wartete er und sah den Männern, die nach und nach auch raus kamen, bei der Arbeit zu. Keiner kümmerte sich um ihn, nur ab und zu stand er im Weg und musste ausweichen. "Aus dem Weg oder helfen, Gilbert!", rief Antonio, als er mal wieder an ihm vorbei rannte. Gilbert seufzte. Dumme Piraten… Bis Mittag tat er nichts anderes als rumstehen und ausweichen. Dann allerdings bekam er Hunger, doch als er rein und zum Koch ging, bekam er nichts, weil er nicht half. Brummend ging er zu einem der Männer, mit denen er sich gut verstanden hatte und der nicht gegangen war. Zu Antonio gehen und ihm den Triumpf gönnen, dass er nun doch klein bei gab und mithalf, wollte er nicht. Aber er wollte was zu essen und langweilen tat er sich eh, also konnte er ja ein klein wenig helfen. Aber nur so viel, dass es reichte, um sich Essen zu verdienen. Dass er hier mehr machen sollte als nötig, sah er nicht ein. Die Frage war allerdings, ob er half oder doch eher den Piraten aufhielt. Immer wieder wurde er verbessert, weil er etwas nicht ganz richtig gemacht hatte und der andere musste es doch machen. Wirklich spaßig war das nicht. Der andere war zwar geduldig, aber ihn selber nervte es. Und noch dazu war es verdammt warm. "Sag mal, willst du dir nicht was anderes anziehen?" Antonio war grinsend hinter Gilbert aufgetaucht, es hatte gedauert, bis er gemerkt hatte, dass er nun endlich half. "Nicht, dass du uns eingehst bei der Hitze. Und du deine Robe schmutzig machst… Oder kaputt." Erschrocken drehte der Kleine sich um. "I-ich hab nichts anderes..." Wieder wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Antonio grinste, er könnte ja mit freiem Oberkörper arbeiten. Aber den Gefallen würde er ihm sicher nicht tun. "Haaaaa... Lass mich raten: Die Klamotten von mir hast du nicht mehr?" Er seufzte und nahm ihn an der Hand und zog ihn rein. "Auf ein Neues. Wirst dir halt wieder welche von mir nehmen...", meinte er grinsend und Gilbert nickte leicht, schien aber etwas überfordert. Er sah den hilfesuchenden Blick zu dem anderen Piraten, doch der zuckte nur mit den Schultern. Er würde sich nicht gegen Antonio stellen. "Nun zieh nicht so einen Flunsch. Es geht nur um Kleidung. Ich fall schon nicht über dich her und dreh mich auch um, wenn du dich umziehst!" Er grinste und schob Gilbert in die Kajüte. "Einfach bedienen, weißt du ja!" Gilbert wühlte sich ein wenig durch die Klamotten. Dieses Mals suchte er sich etwas luftiges raus und als er sich umzog, drehte sich Antonio wirklich weg. Als er sich dann wieder zu ihm umdrehte, wurde sein leichtes Grinsen richtig breit. Nun sah Gilbert wirklich aus wie ein Pirat, an dem kritischen Blick, mit dem er an sich herunter sah, konnte er erkennen, dass dem Kleinen das nicht gefiel. Aber ihm gefiel das. "Niedlich... So kommt nun kein anderer auf die Idee, unseren Priester zu klauen. Wah, äh… ich meinte dich… Excusa, gehörst ja nicht zur Mannschaft!", verbesserte er sich. "Ich seh aber aus wie einer von euch.", stellte der Kleine abschätzig fest und klang mehr als unzufrieden. "Hehe... Hast auch die Kleider eines Piraten an. Dementsprechend klar, dass du wie einer von uns aussiehst." Er klopfte Gilbert auf die Schulter. "Aber es steht dir. Wirklich. So und nun grins mal. Gibt eh gleich Essen." Er zwinkerte ihm zu, aber Gilbert wollte nicht lächeln. So ging er leicht schmollend hinter Antonio her. Dass die erste Reaktion der Männer "Hey, jetzt siehst du aus wie einer von uns." war, machte es nicht besser. Erst verfinsterte sich sein Blick, aber für die Männer legte er dann doch ein etwas sehr gequältes Grinsen auf. Antonios Grinsen kippe etwas. Dieser Junge… "Mhm, hab ich Hunger!" Ein Glück, dass der Koch nicht gegangen war. Er holte sich zwei Portionen - eine für sich, eine gab er Gilbert - und bekam wie üblich den Kochlöffel auf die Finger, als er sich zusätzlich noch etwas mopsen wollte. Brummend schüttelte er noch seine Hand als er sich hinsetzte. "Pass auf, dass passiert dir auch, wenn du um eine zweite Portion bittest! Da ist unser Küchenchef streng!", meinte er grinsend und fing an zu essen. Es freute Antonio, dass sich Gilbert zu ihm gesetzt hatte, auch wenn der sehr gedankenverloren aussah und nur leise brummte, dass er sich das merken würde. Beide fingen an zu essen. Der Spanier lag gerade auf seinem Bett und döste vor sich hin, hatte sich wieder etwas für seine Nase geholt, um sie zu kühlen. Momentan hatte er wenig Lust raus zu gehen und mit vollem Magen arbeite eh keiner, das hatte er oft genug beobachtet. Eigentlich könnte er auch bald schlafen gehen. Müde und neugierig hob er den Kopf als es klopfte. "Ja…?“ Wer war das denn jetzt? Die Tür öffnete sich und Gilbert kam rein. „Oh, hi." Er legte den Lappen weg und grinste den Kleinen an. Der kam etwas unsicher rein und hielt eine Tasse in den blassen Händen. "Hey... ähm... ich hab dir einen Tee gemacht... gegen die Schmerzen." "Danke..." Antonio war doch etwas sprachlos. "Lieb von dir..." Er nahm die Tasse an sich und klopfte neben sich auf sein Bett. "Nun steh da nicht so rum. Komm her. Ich beiß nicht!" Zögerlich setzte er sich. "Im Kloster hatten wir einen Kräutergarten…“, fing er langsam an. „Deswegen haben wir gelernt, mit den verschiedenen Kräutern umzugehen..." Schien so, als wollte er einfach irgendwas sagen. Und Antonio selber lächelte nur, hörte zu und nippte an dem Tee. Noch war er heiß. "Bäh... Sind die Kräuter immer so bitter?" Er grinste schief und kratzte sich am Kopf. "Da hast du auf jeden Fall sinnvolleres gelernt als ich." Gilbert seufzte leise. "Ja, leider... ihr habt nichts da um es etwas zu versüßen…" Und nun schien er über das Kloster nachzudenken, kein gutes Thema, so traurig wie er nun aussah. Aber Antonio legte einfach den Arm um ihn und zog ihn an sich. "Hey, einfach nicht darüber nachdenken. Dann geht das schon." Tröstend strich er ihm über die Schulter. "Wenn das so leicht wäre...", murmelte er, ließ sich aber ohne Widerworte an Antonio ziehen. "Ich hoffe der Tee wirkt...", wurde einfach wieder das Thema gewechselt. „Sicherlich. Du hast ihn schließlich gemacht!", meinte Antonio grinsend und nahm, da der Tee nun etwas abgekühlt war, einen größeren Schluck. Ihm gefiel es so. Gilbert an seiner Seite und einfach nur seinen Gedanken nachhängen. Zumindest bei ihm war das etwas Gutes. Er lehnte seinen Kopf an den von Gilbert, spürte minimale Anspannung, ignorierte sie aber. Bis sich Gilbert nach ein paar Minuten vorsichtig aus der Umarmung löste. "I-ich geh dann mal. Muss die Männer noch fragen, wo ich schlafen kann…" Antonio stellte die Tasse weg und ging ihm nach, fing ihn auch schon an der Tür ab, sah auf den Rücken des Priesters, schlang seine Arme um ihn und legte seinen Kopf auf seine Schulter. "Ich will nicht, dass du woanders schläfst. Bleib bei mir..." "Aber..." Er klang deutlich verunsichert. Dabei hatte er doch noch gar nichts gemacht. Oder war das weil er so anschmiegsam war? "Bitte...?", fragte er leise. "Ich fass dich auch nicht mehr an." Er unterstrich seine Worte, indem er ihn losließ. Verwundert drehte der Kleine sich um. Er schien zumindest darüber nachdenken. Aber dennoch schüttelte er den Kopf. "Nein." Wieder drehte er sich um und griff nach der Türklinke. Antonio schluckte. Musste er jetzt schon das Gesagte wieder vergessen? Er atmete tief ein. Sogar HÖFFLICH hatte er gebeten! Ach, scheiß doch auf das Gesagte! Er unterdrückte ein Knurren und seine Hand schoss nach vorne, packte Gilbert an der Schulter und er drehte ihn zu sich. Dann hob er ihn hoch und trug ihn zum Bett. Müde ließ er sich neben ihn fallen und beobachtete Gilbert aus halb geschlossenen Augen, bis er irgendwann einen Arm um ihn legte. Warum sollte er ihn nicht anfassen? Gilbert wollte ja auch gehen… Zu überrascht war er um sich groß zu wehren. Er hatte ihm doch nur den Tee bringen wollen und danach wieder gehen! Als er im Bett landete wagte er es allerdings nicht noch einmal, es erneut zu versuchen zu gehen. Das würde Antonio sicher nicht passen. Die Nacht würde er schon überstehen, war ja nicht das erste Mal mit Antonio in einem Bett… Unsicher war er trotzdem. Aber war er ihm das nicht sogar schuldig? Nein, eigentlich nicht. Natürlich, er hatte dem Piraten die Nase gebrochen, da war es selbstverständlich, dass er ihm einen schmerzlindernden Tee brachte. Aber dieses Kuscheln? Das musste doch nicht sein, oder? Antonio sagte doch immer wieder, dass das schon wieder werden würde! Er hatte trotzdem ein schlechtes Gewissen. Nicht direkt wegen Antonio an sich, eher wegen der allgemeinen Situation, dass er sich nicht wie ein Mann Gottes verhalten hatte… Leise seufzte er. "Gute Nacht" murmelte er sogar, wollte dadurch allerdings deutlich machen, dass sie beide nun schlafen sollten. Dann drehte sich von ihm weg. Mit einem Arm würde er schon klar kommen. Solange es nur ein Arm war... und nur eine einfache Umarmung. "Schlaf gut.", murmelte Antonio als Antwort, der schon halb eingeschlafen war. Dann musste er sich heute wohl wirklich keine Sorgen machen. Antonio war auch um einiges schneller eingeschlafen als er selber. So bekam er mit, wie sich der Spanier im Schlaf an ihn kuschelte und leise schnurrte. Vorsichtig versuchte er sich aus der Umarmung zu befreien, gab aber bald wieder auf. Er wollte Antonio auch nicht wieder aufwecken. Musste er halt so schlafen. Der Spanier wachte mal etwas später auf als sonst. Er hatte gut geschlafen und er lächelte, als er Gilbert sah. Er war wirklich hier geblieben. Allerdings zuckte er immer wieder leicht zusammen und murmelte unverständliches Zeug. Anscheinend hatte der Kleine schon wieder Alpträume. Antonio hörte ihm zu und streichelte ihn etwas. "Hey, ganz ruhig… Es ist alles okay...", flüsterte er vor sich hin und Gilbert wurde wirklich ein wenig ruhiger. Leider nicht ganz, dafür kuschelte er sich etwas an ihn, was den Pirat lächeln ließ. Gilbert war so anhänglich im Schlaf. Schade, dass er nicht immer so war... Also nutzte Antonio es jetzt aus, dass Gilbert noch kuscheln wollte und schmiegte sich ebenfalls an ihn. Langsam wurde er ruhiger. Schließlich blinzelte er etwas verschlafen. Als er Antonio dann richtig wahrnahm, murmelte er ein leises "Morgen". So richtig wach war er immer noch nicht. Aber so sah er richtig niedlich aus. "Hey... morgen.", murmelte er zurück. Wie lange Gilbert noch so liegen bleiben würde? Egal, einfach genießen, solange er konnte. Selber unterdrückte er ein Gähnen. Und Gilbert schloss nochmal die Augen. Den Kopf lehnt er sogar noch ein Stück näher an Antonio. Süß. Jetzt schien er auch ganz ruhig. "Schmusekatze...", meinte Antonio leise und lachte. Wenn es nach ihm ginge, würden sie heute gar nicht aufstehen... Gilbert murmelte nur wieder irgendwas. Das hatte er wohl gehört. Er kicherte nochmals und streichelte Gilbert wieder. "Schlaf ruhig noch etwas...", murmelte er und gähnte erneut. Ihm würde das sicherlich auch nicht schaden. Gilbert hatte es zwar verstanden, was er gesagt hatte, aber nicht das was es bedeutete. Nämlich, dass er sich gerade an Antonio kuschelte. Er wollte es auch gar nicht verstehen, er wollte weiter schlafen. Die ganze Nacht hatte sein Unterbewusstsein ihn mit Antonios Worten gequält, mit der Tatsache, dass er noch immer hier festsaß und nicht nach Hause konnte. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er wieder und dieses Mal richtig aufwachte. Aber dann war er erst mal ein wenig verwirrt, in wessen Armen er denn lag. Als er Antonio erkannte, befreite Gilbert sich gleich aus der Umarmung und setzte sich auf. Ok, die Nacht hatte er gut rumgebracht, aber er hätte sich ja nicht gleich so ankuscheln müssen. Nun blinzelte auch Antonio verschlafen, er hatte ihn wohl geweckt. "Na? Alter Schmusekater...", meinte er lächelnd. "Warst ja richtig anhänglich..." "W-was?" Er wurde ein wenig rot und sah zur Seite. "Ich hab nur geschlafen!", verteidigte er sich und versuchte dann, über ihn drüber aus dem Bett zu klettern. "Ja, wie ein Baby… richtig fest.", scherzte der Spanier. Wollte er ihn ärgern? "Aw, du willst schon weg? Ist doch gerade so kuschelig!" Er wollte ihn noch festhalten, war aber etwas zu langsam. Nun stand Gil und strich sich seine Klamotten glatt. Mit dem Satz "Du solltest nicht so faul sein als Käpten." verließ er dann schnell den Raum, ließ den Piraten verdutzt zurück. "I…ich bin nicht faul! Ich wollte dich nur nicht aufwecken!", hörte er noch, dann fiel die Tür zu. Erstmal sehen, ob er ein wenig zum Frühstück bekommen würde. Und nach einem kleinen Frühstück hatte er sich wieder an die anderen Männer gehängt. Denen half er wieder. Die Männer lenkten ihn auch ein wenig von seinen Gedanken ans Kloster ab. Im Allgemeinen fragten sie wenig über sein altes Leben oder seine Beziehung zu Antonio. Das tat eigentlich ganz gut. ✭ ✠ ๑۩۞۩๑ஐ~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~✠~ღ~☼~ღ~♥~ღ~☼~ღ~ஐ๑۩۞۩๑ ✠ ✭ Vorschau: Antonio will Gil etwas Spaß bieten und scheinbar hat er mit der Annäherung auch Erfolg, doch dann werden sie mit einer metaphorischen Bombe wieder auseinandergerissen. Aber zumindest einer der Beiden bekommt Befriedigung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)