Fire von Earu (... in a world of Black Hearts & Dollar Signs) ================================================================================ Kapitel 7: Broken promises and shattered dreams ----------------------------------------------- Ich hatte Gackt also das Versprechen gegeben, nicht auf die Feier des Drachenfürsten zu gehen. Das Essen mit Akis Eltern am Sonntagabend fand dennoch statt, da ich ihnen erst einmal nur als Freund des Sohnes angekündigt worden war und nicht gleich als Freund des Sohnes, der auf eine Party mitgenommen werden wollte. Ich ließ meinen Charme wie üblich spielen, schließlich konnte man nie wissen, was das Leben noch für einen bereithielt. Und Kontakte waren nie verkehrt. Außerdem mochte ich Aki, kannte ihn schon länger und da war es im Grunde schon höchste Zeit, dass ich seinen Eltern auch einmal begegnete. Besonders hart wurde es dann allerdings, als sie mich von sich aus fragten, ob ich sie denn nicht begleiten wollte, wenn sie in der Woche darauf zu einer ganze bestimmten Geburtstagsfeier gingen, da ihre eigene Tochter sich immer noch strikt weigerte. Es war nicht einfach, noch einmal abzulehnen – das Zugeständnis gegenüber Gackt und die Erklärung an Aki hatten mich eigentlich schon genug Nerven gekostet. Am Tag danach hatte ich den kompletten Vormittag verschlafen, war gegen Mittag in ein Café gegangen, um dort etwas zu essen, und hatte mich anschließend im Buchladen nebenan mit Romanen eingedeckt, die für die nächsten paar Wochen vorhalten sollten. Sollten, denn gleich an dem ersten las ich mich so fest, dass ich den ganzen restlichen Tag damit verbrachte, das Buch förmlich zu verschlingen, und darüber hinaus alles andere vergaß. Irgendwann kurz vor eins in der Nacht machte sich mein Magen dann bemerkbar, weil er restlos leer war und wieder etwas zu tun haben wollte. Um eins in der Nacht … es erstaunte mich, da es mir lange nicht mehr passiert war, dass mich ein Buch so sehr eingenommen hatte. Und auch, wenn ich eigentlich nur weiterlesen und wissen wollte, was als Nächstes geschah, musste ich mich doch meinem Körper ergeben und die Küche nach etwas Essbarem durchsuchen. Es fand sich nichts außer Cornflakes; und dem Rumoren meines Magens zufolge würde das nicht reichen. Zum Glück war der nächste Supermarkt nicht weit weg und er hatte unter der Woche durchgehend geöffnet. Dort würde sich hoffentlich etwas finden lassen, was schnell ging und satt machte. Und bei der Gelegenheit, konnte ich mich auch gleich mit einem Vorrat für die nächsten Tage eindecken. Das Buch war dick und hatte noch einen zweiten Band – einen vollen Kühlschrank würde ich also gut gebrauchen können. Ich schlüpfte also in meine Schuhe und eine Jacke, schnappte mir den Wohnungsschlüssel und war dann auch schon durch die Tür verschwunden. Wie immer ließ ich den Fahrstuhl links liegen und benutzte stattdessen das Treppenhaus. Ich brauchte jetzt einfach 'schnell' anstelle von 'arschlangsam'. Zwanzig Minuten später bevorzugte ich es allerdings doch, als ich beladen mit einer großen Einkaufstüte wieder zurückkehrte. Eine Tüte, in der jede Menge Tiefkühlzeug, Instantramen, Cornflakes und Süßkram steckte. Und eine Wassermelone für den Gesundheitsfaktor. Mit diesen Sachen im Gepäck wollte ich mich nicht unbedingt vier ganze Stockwerke nach oben quälen. Zurück in meiner Wohnung streifte ich die Schuhe im Eingangsbereich ab und ließ sie irgendwo (a.k.a. mitten im Flur liegen), den direkten Weg zur Küche einschlagend. Der Großteil meines Einkaufes landete in Kühl- oder Küchenschrank und nur eine Packung Instantramen blieb draußen, weil das am schnellsten ging und einigermaßen satt machte – Wasser kochen, drübergießen, warten und fertig. So wie mein Magen schon wieder klang, würde ich mich später zwar sicherlich noch einmal bedienen müssen, aber für den Anfang reichte es aus. So oder so ähnlich verliefen auch die nächsten drei Tage: Lesen, lesen, lesen, bis ich nicht mehr auf das Buch schauen konnte, und zwischendurch – immer, wenn ich wirklich musste – etwas essen. Ich lief auch nur noch in lockerer Trainingshose und T-Shirt herum, was eigentlich sehr untypisch für mich war, würde man die Leute fragen, mit denen ich mich bevorzugt traf. Ein Hyde achtete stets auf sein Aussehen und dass er ja so gepflegt aussah wie jemand, der in der High Society zu Hause war. Nun ja, ich ließ mich nicht komplett gehen – ich duschte noch immer täglich und putzte mir regelmäßig die Zähne. Aber wenn ich nach dem Aufstehen (wie immer meist so um die Mittagszeit) nicht allzu schlimm auf dem Kopf aussah, dann verzichtete ich auch gern einmal darauf, mir die Haare zu kämmen. Dann eben noch die Klamotten, weil ich das Haus auch nicht verließ. Eigentlich bekam meine Wohnung das meiste ab, denn wenn man nicht ausging, konnte man auch keinen mit nach Hause bringen, und sämtliche Anrufer, die mich herauslocken oder sich bei mir einladen wollten, wimmelte ich ab: „Hallo, Hyde-Schätzchen, wie wäre es, wenn wir heute französisch essen gehen?“ „Ah~ tut mir leid. Ich bin eigentlich gerade auf dem Sprung zu meiner Mutter; sie liegt im Krankenhaus. Schwächeanfall, wenn ich das richtig verstanden habe. Nichts Schlimmes, aber ich will trotzdem nach ihr sehen.“ „Schade. Dann ein andermal?“ „Natürlich, wann immer wir Zeit finden.“ „Hyde, können wir uns treffen? Ich … ich brauche dich jetzt.“ „Ist etwas passiert?“ „Also … eigentlich nicht. Ich dachte nur … ich weiß nicht …“ „Tut mir furchtbar leid, aber ich kann nicht. Ich fühle mich selbst nicht gut und will dich nicht anstecken, falls es etwas Ernstes ist.“ „Oh, wenn das so ist … dann erhol dich gut und ich … es ist auch wirklich nicht so wichtig. Trotzdem Danke, Hyde.“ „Hallo, mein Schöner. Lust auf eine Kissenschlacht? Jetzt gleich?“ „Uhm … wie spät ist es denn?“ „Gleich vierzehn Uhr.“ „Dann muss ich leider absagen. Ich muss in zwei Stunden beim Arzt sein und wenn ich nicht früh genug da bin, sitze ich dort bis morgen im Wartezimmer.“ „Ah. Nun ja, auch kein Problem. Meld dich einfach, wenn du wieder da bist, ja?“ „Ja.“ Ich hätte vielleicht nicht so sehr auf die Ich-bin-krank-Schiene machen sollen. Denn kurz vor dem Wochenende, das für mich ja nun frei war, brauchte ich tatsächlich einen Arzt. * Innerhalb von kürzester Zeit hatte ich es geschafft, meine Wohnung in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Überall lagen Klamotten herum, denn obwohl es nur ein paar Tage gewesen waren, hatte ich so den Sinn für Zeit verloren, dass ich mich mittlerweile umzog, wenn mir danach war. Dazu kamen noch Handtücher, Hausschuhe, Sofadecken und -kissen und in der Küche ein großer Sack mit dem Müll, der vom Fast Food übrigblieb. Und in all dieses Chaos platzte Aki am Donnerstag Abend – unangekündigt. Ein vergnügtes „Hi!“ war seine Begrüßung, als ich ihm die Tür öffnete – ein vollkommen überrumpeltes Starren die meine. „Alles in Ordnung, Hyde?“, folgte darauf die Frage, weil ich mich für mehrere Sekunden nicht rührte. Dabei legte er verwundert den Kopf etwas schief. „Was machst du denn hier?“ Meine Worte waren bei Weitem nicht die einladendsten, denn ich hatte nicht genau darüber nachgedacht. Ich hatte sie nur gesagt, während mein Kopf im selben Moment noch versuchte, die Situation, in der ich mich im Moment befand, möglichst schnell und möglichst genau zu erfassen. Er kam zu dem Schluss, dass es zwar Aki war, der da vor mir stand, aber selbst der hatte mich noch nie in einem so schlampigen Zustand gesehen. Es steckte einfach zu sehr in mir drin, dass ich immer tiptop aussah. „Ich komme gerade von Rika-chan und dachte, ich schau mal vorbei.“ Ausgerechnet heute! Okay, gestern wäre es vermutlich auch nicht besser gewesen und morgen hätte es sicher noch schlimmer ausgesehen, aber … kein aber. Ich war in einer lose/lose-Situation. Und obwohl es Aki war, um den es sich hier handelte, wollte ich zumindest ein wenig Schadensbegrenzung betreiben: „Kleinen Moment, bitte“, sagte ich und ließ Aki erst einmal in der Tür stehen, während ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, um alles zusammenzusammeln und erst mal notdürftig zu verstauen, sodass man zumindest wieder richtig treten konnte. Und umziehen sollte ich mich auch und vielleicht noch etwas Ordnung in meine Haare bringen und- … Gott, wäre es nur ich gewesen oder nur die Wohnung, dann wäre es mir vielleicht noch egal gewesen. Wobei … nein, die Wohnung sah einfach zu chaotisch aus, um wirklich präsentabel zu sein. Ich lief also durch das Wohnzimmer, Klamotten in der einen, Decken in der anderen Hand, und doch nicht ganz wissend, wo ich es auf die Schnelle hinräumen sollte. „Ist alles in Ordnung, Hyde?“, kam es wieder von Aki, der sich inzwischen selbst hereingelassen hatte. „Bist du krank?“ Ich sah echte Bedenken in seinem Gesicht. War auch kein Wunder, schließlich hatte seine Familie mehrere Putzfrauen, die das Haus in Schuss hielten und dafür sorgten, dass es wie geleckt aussah. So eine Unordnung wie meine hatte er vermutlich lange nicht mehr gesehen – wenn überhaupt, denn ich konnte mir vorstellen, dass ihm seine Eltern sogar im Internat eine Putzfrau bezahlt hatten. Oder da war sowieso eine gewesen, weiß der Geier. „Ja, alles klar“, antwortete ich und ließ kurz sinken, was ich in den Händen hielt, „es sieht hier nur so chaotisch aus.“ „Aber das macht doch nichts“, entgegnete Aki lachend, „wenn du wüsstest, wie es bei mir schon ausgesehen hat.“ „Trotzdem. Ich bring das hier jetzt noch weg.“ „Tu, was du nicht lassen kannst!“ Und dann, ohne die Sachen wieder etwas zu heben, eilte ich auf mein Schlafzimmer zu, um sie kurz dort hineinzuwerfen. Ein sehr unkluger Schachzug, denn ich bemerkte nicht, dass ich eine der Decken nicht richtig festhielt und sie durch die Bewegungen aus meinen Armen gerutscht war – so weit, dass sie auf dem Boden schleifte. Und genau da musste ich drauftreten, wobei mir der Rest auch noch wegrutschte. Und ich Idiot ließ in meiner Dummheit nicht einfach alles fallen, so wie es wesentlich besser und vor allen Dingen unfallfreier gewesen wäre, sondern versuchte noch, alles aufzufangen. Dabei war es doch nur eine Sofadecke, die ich leicht in die nächste Maschine mit der Bettwäsche hätte werfen können. Aber nein, ich versuchte ein Rettungsmanöver und scheiterte dabei so gehörig, dass mir nicht nur alles aus den Händen glitt, sondern ich auch noch das Gleichgewicht verlor, über irgendetwas, was zusätzlich noch im Weg lag – Hausschuhe oder ein Knäuel Klamotten –, stolperte und hart auf dem Boden landete, obwohl ich noch versucht hatte, mich abzufangen. Der Aufprall tat so verdammt weh, besonders in meinem linken Handgelenk. Es fühlte sich an, als würde jemand mit einem Messer zwischen den Knochen herumwerkeln und versuchen, sie herauszuhebeln. „Scheiße!“, entkam es mir einfach, als ich mich wieder aufgesetzt hatte und vorsichtig besagtes Handgelenk betastete, „verdammte Scheiße!“ „Was ist passiert?“ Aki war nur einen Sekundenbruchteil danach bei mir und kniete sich neben mich. Vielleicht hatte er versucht, mich noch aufzufangen, ich hatte es nicht gesehen. Wenn er es versucht hatte, war er auf alle Fälle nicht schnell genug gewesen. Verflucht nochmal, wieso hatte ich nicht besser aufgepasst? Wieso hatte ich es überhaupt nicht einfach sein gelassen, so wie damals, als Gackt das allererste Mal hier gewesen war? Da hatte ich ihn einfach reingeschleift, ohne großartig darüber nachzudenken. Aber vermutlich hatte ich da instinktiv gewusst, dass ich und auch meine Wohnung ordentlich aussahen. Ich hatte nichts zu verbergen gehabt. Und heute schien es mich mein Handgelenk zu kosten. „Meine Hand“, zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und atmete danach erst einmal tief ein. Allein die kleinste Berührung rief Schmerzen hervor, wie ich sie noch nie gespürt hatte. Selbst, als ich mir als Kind beim Spielen das Bein gebrochen hatte, hatte es nicht so verdammt weh getan. Warum zur Hölle dann jetzt?! Bewegen konnte ich meine Hand auch nicht … zumindest wollte ich es nicht probieren, denn ich wollte mir nicht auch noch selbst weitere Schmerzen zufügen. Aki wollte sich die Misere ansehen, doch noch bevor er mein Handgelenk auch nur annähernd berühren konnte, zog ich es an mich heran. Was allerdings eine neue Welle des Schmerzes auslöste und den gesamten Arm hinaufjagte. Ich kniff die Augen zu und schnaufte, um es zu ertragen. Und allein aus meiner Reaktion schloss mein Gegenüber auf das einzig Richtige: „Du musst ins Krankenhaus. Ich fahr dich hin.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Der Weg in die Notaufnahme war ein Akt. Zwar ließ ich mir protestlos von Aki in Schuhe und Jacke helfen, doch angenehm war es auf keinen Fall. Wir waren beide sehr vorsichtig und doch trieb mir der Schmerz regelmäßig die Tränen in die Augenwinkel, wenn er mich leicht streifte oder ich die Hand auch nur falsch hielt. Dann mussten wir auch noch über eine Umleitung fahren, weil auf dem direkten Weg eine Baustelle war, und zu allem Überfluss legte der Idiot vor uns kurz vor dem Ziel eine Gefahrenbremsung allererster Güte hin, wegen der auch Aki kräftig in die Eisen gehen musste, um am Ende nicht mit mir zusammen in einem Krankenzimmer zu landen. Ich wäre am liebsten aus dem Auto gesprungen und hätte dem Fahrer des anderen Wagens den Hals umgedreht. Aber der suchte sein Heil in der Flucht und wir hatten im Moment auch Wichtigeres zu tun. Aki fuhr auf den Besucherparkplatz des Krankenhauses, stieg aus und eilte um das Auto herum, um mir zu helfen, möglichst schmerzfrei aus seinem Wagen zu kommen. Er hätte den Gurt öffnen sollen, als er noch auf dem Fahrersitz gesessen hatte – es wäre um Welten einfacher gewesen, als sich über mich zu beugen, sodass ich schon im Voraus in Erwartung des Schmerzes die Augen zusammenkniff und tief Luft holte. „Alles gut, alles gut“, versuchte er, mich mit Eile in der Stimme zu beruhigen. Dann hielt er mir seine Hand hin und half mir heraus. Die Tür warf er hinter sich zu und betätigte die Zentralverriegelung durch einen Druck auf den einzelnen Knopf am Autoschlüssel. Ein Schließgeräusch ertönte, die Lampen blinkten zweimal auf und Aki war sofort wieder bei mir, fasste mich bei meinem gesunden Ellenbogen und lief mit mir hinüber zum Eingang des Krankenhauses. Die Frau am Empfang sah müde und gelangweilt aus. Sie brauchte eine Weile, um uns mit den Augen zu fixieren, und machte sich auch dann nicht die Mühe, sich ordentlich hinzusetzen, sondern stützte den Kopf weiterhin mit einer Hand ab. Weiß der Geier, wie lange sie keinen Schlaf mehr bekommen hatte. Hoffentlich waren die behandelnden Ärzte und Schwestern munterer. „Wir haben einen Notfall!“, sagte ich in einem Ton, der ihr deutlich machen sollte, wie dringend es war. „Meine Hand tut hölli-“ „Name, Versicherungsanstalt und Versicherungsnummer, bitte“, unterbrach sie mich jedoch mit schleppender Stimme. „Dafür habe ich jetzt keine Zeit, ich muss-“, wollte ich sie überzeugen, biss aber auf Granit. Sie wiederholte nur ihre Ansage von eben und wies mich darauf hin, dass ich ohne das alles nicht weiterkommen würde. Ich biss die Zähne zusammen und verkniff mir eine abfällige Bemerkung, ehe ich ihr meinen Namen nannte: „Takarai, Hideto. Den Rest habe ich nicht, ich bin nicht versichert.“ „Dann können Sie nicht behandelt werden“, informierte sie mich, was mich gehörig stocken ließ. Was zur …?! Ich war seit Jahren nicht mehr selbst im Krankenhaus gewesen, nur ein paar Mal zu Besuch. Aber es konnte doch nicht sein, dass Kranke nicht behandelt wurden, weil sie nicht versichert waren, oder? Mir war zum Heulen zumute, wobei ein großer Teil dieses Gefühls sicherlich von meinem Handgelenk kam, das inzwischen ganz heiß geworden war und alle paar Sekunden unangenehm pochte. „Sie verstehen nicht, ich muss behandelt werden – ich hatte einen Unfall!“, versuchte ich, ihr die Situation deutlich zu machen und vielleicht so zu einer Lösung zu kommen. Schließlich rückte sie zwar mit einem Vorschlag heraus, allerdings war der auch nicht unbedingt der beste. „In dem Fall müssen Sie die Kosten selbst tragen. Zahlen Sie gleich oder auf Rechnung?“ „Ich …“ Es wurde immer schlimmer. Nicht nur meine Hand, sondern die ganze Misere. Ich brauchte Hilfe und bekam absolut keine. Ja, verdammt, ich würde bezahlen, aber musste das unbedingt vorher geklärt werden? Ich hatte Schmerzen! „Ich zahle gleich für ihn“, mischte sich Aki dann auf einmal ein, schob mich dabei sanft ein Stück zur Seite und lehnte sich auf den Empfangstresen, die Frau direkt anblickend. „Wo bekommen wir jetzt eine Versorgung?“ „Moment“, sagte sie jedoch, sich endlich aufrecht hinsetzend, und nahm das hellgrüne Formular, auf das sie meinen Namen geschrieben hatte, machte dort ein paar Kreuze und schob es über den Tresen. „Die Notaufnahme ist den Gang entlang, am Ende nach links und dann die zweite Abzweigung rechts. Dort melden Sie sich, geben das Formular ab und warten bitte im Wartebereich.“ Wie bitte? Warten? Hallo, ich war ein Notfall! Doch noch bevor ich vor Empörung und auch Schmerz auf die Barrikaden gehen konnte, nahm Aki den Zettel, bedankte sich höflich und machte sich dann gemeinsam mit mir auf den Weg, der uns eben beschrieben worden war. Die Notaufnahme platzte fast aus allen Nähten und wir erwischten die letzten beiden freien Stühle im Wartebereich. Aki ließ mich kurz allein, um das Formular bei der Schwester, die dort an der Anmeldung saß, loszuwerden. Und dann hieß es Geduld haben. Offenbar zählte ich mit meiner Hand zu den 'leichteren Notfällen', die durchaus warten konnten, denn zweimal hasteten die Besatzungen von Krankenwagen an uns vorbei, von denen eine ihren Patienten direkt in den nächsten OP beförderte. Währenddessen wurden die Leute, die schon vor uns hier gesessen hatten, nur langsam weniger. „Danke, dass du die Rechnung übernimmst“, murmelte ich dann irgendwann. „Kein Problem“, entgegnete Aki. „Wie schlimm ist es denn? Hältst du es noch aus?“ „Hm … ich kann meine Hand nicht bewegen, ich will's auch gar nicht versuchen. Es tut furchtbar weh.“ „Tut mir leid für dich.“ „Wieso denn? Ich bin selbst dran schuld. Aber das Wochenende kann ich vergessen, denke ich. Haha, dann kann ich noch mehr lesen als ohnehin schon.“ „Galgenhumor, guter Trick. Wäre sicher auch schwierig gewesen, dich mit der Hand richtig auf die Geburtstagsfeier einzulassen.“ „Treib es nicht zu weit, Aki“, warnte ich und zog eine Augenbraue nach oben. „Es ist schon schon schlimm genug, dass ich das sausen lasse. Unter normalen Umständen wäre ich auch mit Gipsarm hingegangen.“ Ich seufzte. „Und wieso tust du es dann nicht? Also … du hast nur gesagt, dass es persönliche Gründe hat. Bist du in Schwierigkeiten?“ „Ach was. Zumindest jetzt noch nicht, wenn es nach Gackt geht“, sagte ich, nachdem es sich am Wochenende leider nicht ergeben hatte – entweder hatte die Zeit oder die Gelegenheit gefehlt, um es Aki ausführlich zu erklären. „Er war den Abend vorher bei mir – einfach so – und hat mir dringend davon abgeraten, hinzugehen. Er hat es so dargestellt, als würde ich mich selbst in Teufels Küche bringen, wenn ich hinginge … und er klang dabei ziemlich überzeugend. Er und dieser Dackelblick! Wenn er damit nur Geld verdienen wollen würde, wäre er in kurzer Zeit aus dem Hamsterkäfig raus, den er seine Wohnung nennt. Gott, ich würde so gerne hingehen.“ „Der Platz ist immer noch frei.“ „Danke, aber … ich hab es Gackt versprochen.“ „Was hat er dir eigentlich geboten, dass du zu Hause bleibst? Er muss sich ja ziemlich ins Zeug gelegt haben, wenn er es schaffst, dass du freiwillig diese Party sausen lässt.“ Ich lachte trocken und schüttelte den Kopf, ehe ich Aki eine Antwort gab: „Das ist es ja – nichts. Er hat zwar gesagt, dass er alles dafür tut, aber na ja, sein Rahmen dafür ist ziemlich begrenzt, also hat er mir praktisch nichts geboten. Er hat nur gesagt, dass er sich Sorgen um mich macht, und dann … hab ich es ihm versprochen.“ „Oh“, machte Aki darauf nur. Ich konnte ihm da nur zustimmen: „Ja, genau: Oh.“ „Nein, das meine ich nicht“, wandte mein Gegenüber allerdings ein, „du magst ihn einfach, das ist alles. Nicht wegen irgendwas, was er für dich tut, sondern um seiner selbst willen.“ War es das? Mochte ich Gackt inzwischen so sehr, dass er mich zu so etwas überzeugen konnte? Ich wusste mittlerweile einiges über ihn und er über mich. Und ich musste zugeben, dass ich ihn tatsächlich mochte – ihn, seine Art, die Zeit, die wir zusammen verbrachten, und was nicht noch alles. Selbst wenn er genau jetzt hier vorbeikommen und mich fragen würde, ob wir irgendetwas zusammen machen wollten, würde ich mitgehen. Obwohl ich mich eben am Handgelenk verletzt und Schmerzen hatte. Denn ich wusste, dass es sich lohnen würde. Unser letztes Treffen war ja an sich auch nichts Besonderes gewesen – mal ganz davon abgesehen, dass er mich sogar noch um die Chance meines Lebens gebracht hatte – und doch hatten wir es geschafft, so lange fernzusehen, zu zocken und zu reden, dass er dann noch bei mir übernachtet hatte. Ich sinnierte noch etwas über das, was Aki gesagt hatte, nach, bis ich schließlich ins Behandlungszimmer gerufen wurde. Dort untersuchte man mich, röntgte mein Handgelenk und teilte mir mit, dass es 'nur' verstaucht war. Verstauchung statt glatter Bruch, deshalb tat der ganze Mist auch so verflucht weh! Ich bekam dann noch einen festen Verband, eine Schiene und Anweisungen, was ich in der nächsten Zeit zu tun und zu lassen hatte: „… den Verband immer straff halten, am besten Sie bitten jemanden um Hilfe, wenn sie ihn wechseln. Und in einer Woche kommen Sie zur Nachuntersuchung wieder hierher.“ „Okay“, sagte ich, immer wieder brav nickend. Dann rutschte ich von der Pritsche herunter, auf die ich mich vor einer viertel Stunde hatte setzen sollen, und verließ den Raum. „Einen schönen Abend noch!“, rief mir die Schwester, die sich um den Verband gekümmert hatte, hinterher, worauf ich mich noch einmal kurz umdrehte und ihr ein kurzes Lächeln schenkte. Draußen empfing mich Aki, an einer Wand lehnend und mit einem fragenden Blick: „Und?“ „Verstaucht“, antwortete ich und hielt mein bandagiertes Handgelenk hoch, „ich soll es in das nächsten Tagen nicht belasten, stützen und mich nächste Woche nochmal hier blicken lassen. Wir müssen noch zur Apotheke – Schmerzmittel und Salbe holen.“ „Kein Problem.“ Er stieß sich von der Wand ab und war schon drauf und dran, das Krankenhaus zu verlassen. Ich hielt ihn aber noch zurück. „Hör mal, Aki“, begann ich, „wegen den Behandlungskosten – die zahl ich dir zurück. Ich weiß nur nicht, wann. Die Miete steht diesen Monat noch aus und … noch ein paar andere Dinge.“ „Mach dir darüber mal keinen Kopf“, tat er es allerdings lächelnd ab, „wir sind Freunde und fertig.“ „Danke dir, wirklich.“ Ich spürte, wie auch auf meine Lippen wieder ein Lächeln kroch. Ich konnte wirklich von Glück reden, dass er bei dem Unfall dabei gewesen war und keiner von meinen Lovern. Die würden mich zwar nicht schlechter behandeln, sondern vermutlich eher mit Samthandschuhen anfassen, aber ich fühlte mich wohler, in einer solchen Situation einen echten Freund bei mir zu haben. „Ach, kein Problem. Du bist doch mein Lieblings-Hyde.“ „Trotzdem danke.“ * „Na, wen haben wir denn- … was hast du mit deiner Hand gemacht?!“, fragte Gackt erst scherz- und dann ernsthaft – ernsthaft besorgt, schon wieder. Sein Blick war dabei die ganze Zeit auf den weißen verband gerichtet, der unter meinem Ärmel hervorblitzte. „Nur verstaucht“, klärte ich ihn auf, während ich umständlich auf einen der hohen Barhocker kletterte, „ist auch gar nicht so schlimm, es tut schon gar nicht mehr wirklich weh. Ich kann nur mein Handgelenk nicht bewegen.“ „Wann ist es denn passiert?“, setzte Gackt seine Fragerunde fort, die Hand nach meiner ausstreckend, sie aber nicht berührend. „Gestern, als Aki da war. Bin gestürzt.“ „Und im Krankenhaus bist du auch gewesen?“ Ich schmunzelte etwas – ich konnte mir nicht helfen, ich musste einfach schmunzeln. Irgendwie war es schon niedlich, dass er beinahe bestürzt reagierte, weil ich mit einer Bandage und einer Schiene in seiner Bar aufkreuzte. „Alles in Ordnung, mit fehlt nichts.“ „Das ist gut“, sagte er noch, ehe er tatsächlich den besorgten Blick fallen ließ, die Mundwinkel dafür zu einem Lächeln anhob und sich wieder seiner Arbeit widmete. „Willst du irgendwas trinken oder bist du nur wegen mir hier?“ „Das eine wie das andere. Für den Anfang wäre ein Orange Sun nicht schlecht.“ „Kommt sofort!“ Während Gackt den Drink fertigmachte, stützte ich das Kinn auf meine Hände – erst auf beide, merkte aber im letzten Moment noch, dass ich das besser nicht tun sollte, und nahm deshalb nur die gesunde Hand zu Hilfe. „Und? Wie war deine Woche? Außer, dass du dir die Hand verstaucht hast?“, fragte Gackt, mittlerweile die dritte Flüssigkeit in ein hohes Glas gießend. Ich mochte den Drink, den er da mixte, denn die verschiedenen Schichten waren mehr oder weniger voneinander getrennt und hatten genau die Farben eines Sonnenuntergangs. Solche Drinks hatte ich wirklich am liebsten, denn sie schmeckten nicht nur, sondern sahen auch interessant aus. „Nicht so spektakulär“, beantwortete ich schließlich Gackts Frage, „ich habe viel gelesen. Und dann kam Aki und ich hab mir das Handgelenk verletzt.“ „Das muss aber ein gutes Buch gewesen sein.“ „War eine ganze Reihe, ich bin jetzt in Band drei. Und mal sehen, wie lange ich mit der Hand noch zu Hause bleibe. Auch wenn es besser wäre, auf die eine oder andere Verabredung zu gehen. Aki hat zwar die Krankenhausrechnung übernommen, aber ich werde ihm das irgendwann zurückzahlen müssen.“ „Er scheint ein guter Freund zu sein“, meinte Gackt und stellte mir meinen fertigen und mit einem Stück Sternfrucht garnierten Drink hin, „hier, bitte.“ „Ist er.“ Nach diesen Worten wollte ich eigentlich einen Schluck von dem Orange Sun nehmen, aber es scheiterte leider allein an der simplen Handlung, das Glas in die Hand zu nehmen. Ich wollte wieder die linke benutzen, da ich mit der anderen ja noch mein Kinn stützte. Ein stechender Schmerz zuckte durch mein Handgelenk und verschwand, kaum dass er aufgekommen war. Trotzdem entkam mir ein leises „Ah!“ und ich wechselte schnell die Hand. Verdammt, ich war immer noch nicht ganz daran gewöhnt, dass ich diese Hand nicht belasten konnte – ein Umstand, der mich heute schon einiges an Schmerzen gekostet hatte. Aber von einem würde es mich ganz sicher nicht abhalten: „Übrigens“, setzte ich das Gespräch schnell wieder fort, auch um Gackt nicht merken zu lassen, was gerade passiert war – ich musste mich, weiß Gott, von ihm nicht auch noch beglucken lassen –, „was hast du morgen für uns geplant?“ „Morgen?“, lautete jedoch seine verwirrte Gegenfrage. „Na, morgen. Du hältst mich von der Party meines Lebens ab und wolltest mich deshalb zum Essen einladen. Schon vergessen? Übrigens ist ein Essen das Mindeste, also streng dich an.“ „Oh!“, machte er darauf nur, und sein Ton bedeutete nichts Gutes, „ich … habe morgen leider keine Zeit. Tut mir leid, Hyde.“ „Was?!“ Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Es fühlte sich wie herbe Enttäuschung an. „Du hast mir versprochen, dass … du hast mich förmlich angefleht, dass ich nicht zu der Feier gehe, und mir stattdessen versprochen, dass wir zusammen essen gehen. Wieso … wieso habe ich die Chance meines Lebens denn sausen lassen, wenn du dich jetzt nicht an dein Wort hältst?“ „Das hast du falsch verstanden. Ich meinte, dass ich es wieder gutmachen werde. Aber eben nicht morgen“, sagte Gackt in ruhigem Ton, der wohl noch einmal betonen sollte, wie leid es ihm tat. Seine Augen und sein unverwandter Blick taten dasselbe. „An jedem anderen Tag, nur nicht morgen. Das kannst du mir glauben.“ „Hm.“ Meine Antwort war nur ein Grummeln, denn ich wusste selbst nicht so recht, was ich dazu sagen sollte. Er hatte tatsächlich nie erwähnt, dass er an genau diesem Abend mit mir essen gehen würde. Aber, verdammt nochmal, er hätte das doch auch deutlich sagen können, damit ich gleich wusste, woran ich war! Ich drehte mich etwas weg, weil … weil die Enttäuschung an mir nagte wie ich im Moment an der Innenseite meiner Unterlippe. Wer hätte gedacht, dass ich so sehr auf diese Abfuhr reagieren würde? Ich nicht, noch nicht. „Hyde, schmoll bitte nicht so.“ „Ich schmolle nicht.“ „Doch, das tust du. Du siehst mich ja nicht mal an. Hyde, bitte …“ Sein Tonfall … sein Tonfall … ich seufzte leise, kratzte mich an der Augenbraue und hob dann den Kopf, sah Gackt wieder an. Und nun war es sein Blick … sein sanfter Blick, mit dem er mich noch immer entschuldigend anschaute – und selbst die totblauen Kontaktlinsen konnten dem keinen Abbruch tun. „Ich schwöre dir, wäre es etwas anderes gewesen, irgendetwas, dann hätte ich abgesagt und die Zeit mit dir verbracht. Aber … ich kann einfach nicht absagen.“ Ich rang mir ein einlenkendes Seufzen ab und nickte. „Was ist denn morgen?“, fragte ich dann. Wenn es so wichtig für ihn war, konnte ich nicht einfach stur bleiben und mich in den Vordergrund drängen. Es würde nur schwer werden, mich selbst zurückzustellen, wo ich mir doch sonst immer der Nächste war. „Ich …“, setzte Gackt zwar an, zögerte dann aber, kratzte sich am Hals und druckste einen Moment herum, „ich treffe mich mit jemandem.“ Jemand – das konnte so ziemlich jeder sein. Und doch fühlten sich meine Ohren auf einmal ganz warm an. Es wurde auch schwerer, nach außen hin weiterhin cool zu bleiben. „Mit wem denn?“, hakte ich weiter nach, mit einem möglichst lässigen Ton. Das durfte ich ja, es war nur natürlich, so etwas zu fragen, wenn man befreundet war. Richtig? „Mit … ich weiß nicht … jemand von früher. Sie wollte mich sehen.“ „Also, ein Date?“ Auf meine Frage hin gingen seine Augen hin und her, wieder zu mir zurück und dann doch zur Theke, ehe er sagte: „Uhm, ja, denke schon.“ Es fühlte sich an, als würde mir das Blut in den Adern gefrieren. Eine Welle der Kälte durchfuhr mich und hinterließ ein taubes Gefühl in meinen Fingerspitzen. Schnell nahm ich die Hände vom Tresen und rieb sie vorsichtig über meinem Schoß gegeneinander, um wieder mehr Gefühl zu kriegen. Es klappte nicht und tat nur weh. Dafür kehrte die Enttäuschung, die vorhin an mir genagt hatte, zurück – stärker als vorher und verknotete sich in meiner Magengegend. Also … alles andere hätte er abgesagt, alles andere war ihm nicht wichtig, nur das … „Muss ja jemand sehr Besonderes sein“, murmelte ich ganz leise und nur für mich. „Wie bitte?“ „Gar nichts“, meinte ich und setzte wieder ein breites Grinsen auf, „ich wünsch dir viel Spaß dabei.“ „Danke.“ Ein ehrliches Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, ehe er sich vorbeugte und mir einen Kuss auf die Stirn setzte. Der Knoten in meinem Magen zog sich heftig zusammen und bereitete mir Bauchschmerzen. Und auch der Kuss fühlte sich nicht gut an, ganz im Gegenteil. Seine Lippen brannten auf meiner Haut und ich wollte, dass es aufhörte. Es war ein unbändiger Drang, den ich einfach nicht abstellen oder wenigstens ignorieren konnte. Ich wollte hier sofort weg. Gackt konnte sich noch nicht einmal selbst von mir lösen, als ich schon zurückzuckte und Abstand zwischen uns brachte. O viel dazu, das ich mich selbst zurückstellen wollte. Ich war im Moment einfach nur sauer, dass Gackt mich so im Stich ließ, nachdem ich wegen ihm die Chance meines Lebens hatte sausen lassen. „Was ist?“, fragte Gackt augenblicklich. Er hatte es bemerkt … Natürlich hatte er es bemerkt! „Nichts“, log ich schnell, „ich muss nur los. Taishin.“ Meine Ausrede war glaubwürdig, er würde also nicht daran zweifeln. Hoffentlich. Und wenn er sie mir abnahm, dann war ich sicher, denn dann würde er auch keine weiteren Fragen stellen. Das tat er schon lange nicht mehr. Doch um nichts zu riskieren, machte ich, dass ich Land gewann. „Wir sehen uns dann nächste Woche“, verabschiedete ich mich rasch, rutschte von dem Barhocker herunter und ging ein paar Schritte, noch bevor Gackt darauf überhaupt etwas erwidern konnte. „Tschüss!“ „Äh … ja, tschüss.“ Er klang verwirrt. Und das machte es trotz meiner Wut nur noch schlimmer. Ich war sauer auf ihn und hatte ihm etwas anderes erzählt. Er wusste also gar nicht, wieso ich so reagierte. Und wenn ich ehrlich war, dann würde ich auch erst einmal darüber nachdenken müssen, um mir über alles klarzuwerden. Aber ich konnte im Moment einfach nicht anders. Ich ging, ohne weiter auf ihn zu achten. Zu Hause angekommen warf ich die Wohnungstür hinter mir zu, streifte die Schuhe aus, ließ mich im Wohnzimmer auf die Couch fallen und schaltete den Fernseher ein. Ich sah zwar hin, registrierte aber doch nicht, was ich da sah. Meine Gedanken waren bei Gackt. Mein Abend war verdorben, er hatte ihn mir verdorben – wenn auch ungewollt und wieder Erwarten, wie ich zugeben musste. Und das enttäuschte mich noch mehr. Ich war lange nicht mehr so mies drauf gewesen, dass ich davon Bauchschmerzen bekam. Es war auch jetzt noch nicht besser, obwohl ich die Bar vor einer guten halben Stunde verlassen und unterwegs eine Schmerztablette eingeworfen hatte. Was ich dringend wollte, war Linderung. Ich wusste auch genau, woher ich die bekommen könnte. Ich wusste nur nicht, ob ich das wirklich tun sollte. Ich hatte schließlich … Aber ich brauchte jetzt einfach eine Besserung, einen kleinen Gewinn … Das Piepsen meines Handys riss mich aus meinen Gedanken, wenn auch nicht für lange. Neue Nachricht: GACKT hieß es auf dem Display. Ich drückte auf die Okay-Taste und hätte mich dafür gleich wieder schlagen können, denn was ich da las, versetzte mir einen weiteren Stich: Hi! Du bist zwar sicher grade beschäftigt, aber ich wollte trotzdem fragen, ob alles in Ordnung ist? Du sahst nicht gut aus, als du weg bist. Gott, dieser Idiot! Dieser verfluchte Idiot! Ich hatte verdammt nochmal- … … ich wusste nicht, was los war, was ich machen sollte. Immer wieder schwappte die Wut hoch und dann auch die Enttäuschung. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, in der Hoffnung, dass die Lage dadurch etwas klarer wurde und der Nebel sich endlich lichtete. Und dann entschied ich mich: Für eine Sekunde waren alle Zweifel weg und ich tat, was mir gerade in den Sinn kam. Ich schloss das Nachrichtenmenü und auch das Hauptmenü. Die Nummer war eingespeichert, also reichte ein simpler Tastendruck. Es klingelte ein paar Mal, ehe abgenommen wurde und ich loslegen konnte: „Aki? Hyde hier. Steht das Angebot noch?“ tbc. ~~~ ++ * ++ ~~~ Jep, ich gebe zu, die Szene, in der Hyde sich die Hand verletzt hat, ist nicht gerade das, was man als meine herausragendste Leistung bezeichnen könnte, aber mööö~ ich hab sie vor bestimmt einem Jahr geschrieben, war selber ziemlich unzufrieden damit, aber etwas anderes hat sich auch nicht ergeben, damit Aki Hyde ins Krankenhaus karren und ein guter Freund sein kann. Vllt hätte ich den guten nicht so viel drinnen rumhängen lassen sollen - draußen hätte so ein kleiner Unfall vllt schneller passieren können xD Und ansonsten: Ätsch bätsch, reingelegt! Natürlich geht Hyde zu der Party! Wäre doch vollkommen unlustig, wenn er es nicht tun würde. Ab dann geht es auch erst so richtig schön los, hehe >3 Ich hoffe nur, dass Hydes Einknicken nicht zu hastig war. Es kam ja schon relativ plötzlich, dass er Gackt das Versprechen so einfach gegeben hat, und jetzt ist er so schnell so beleidigt und schnappt so einfach wieder zurück ... 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