After Crisis von Miceyla (Final Fantasy 7) ================================================================================ Kapitel 22: Sonnenuntergang --------------------------- Eine zarte Brise wehte Miceyla entgegen, als sie in Kalm aus dem Zug trat und von ihrer Mission, eigentlich ja die von Ayko, zurückkehrte. Es war Mittag und die Sonne schien senkrecht vom Himmel herab. Der Auftrag hatte doch ein paar Tage länger als gedacht, in Anspruch genommen. Seit ihrer Ernennung zur ersten Klasse, war bereits eine Woche vergangen. Sie schmunzelte bei der Erinnerung, dass der Soldat, welcher ihr die Mission aufgetragen hatte, sie auf einmal von jener `niveaulosen` Mission befreien wollte. „Oh…ich bin beeindruckt, du hast jetzt den ersten Rang! Ähm…vergiss die Mission, ich suche jemand anderen dafür. Ich will nicht, dass du…entschuldige das `ihr` euch mit so Nichtigkeiten abgebt!“, unterwarf er sich vor ihr in einer Verbeugung. Perplex konnte Miceyla sich einfach kein Lachen verkneifen. „Aber, aber! Mir ist es gleichgültig, welchen Schwierigkeitsgrad eine Mission hat. Ich nehme jede an bei der ich weiß, dass ich eine gute Tat vollbringen kann! Und nun zu der Ansprache. Als erste Klasse Soldatin, fühle ich mich nicht anders als vorher und will auch nicht anders behandelt werden! Wie komme ich mir denn sonst vor? ...Kam meine Bitte an?“, fragte sie mit einem gütigen Ton. „Jawohl Sir! …Es tut gut dich hier bei World Soldier zu haben. Du bist anders, aber gerade das ist es, was dich so sehr prägt." Von der der Ehrlichkeit war sie unbeschreiblich berührt gewesen, dass sie sich schwor eine gerechte Anführerin abzugeben, die es als Geschenk ansah, bei jedem einzelnen Soldaten ein Lächeln zu sehen. Im World Soldier- Gebäude ging jeder seinen gewohnten Pflichten nach. Momentan wurden viele Missionen, an den verschiedensten Orten des Planeten vergeben, um die gefundenen Scharen der Hulax zu eliminieren. Dies war den Soldaten durch die, mit außergewöhnlichen Fähigkeiten eingehauchte Materia ja auch möglich. Dennoch nahm die Anzahl der Dämonen nicht ab. Waren jegliche Anstrengungen vergebens? Während alle bei World Soldier voller Sorge, Pläne und Strategien entwickelten, herrschte unter der Bevölkerung eine relativ entspannte Atmosphäre. Ihr Vertrauen gegenüber dem neuen Konzern, verfestigte sich langsam. Eigentlich war Miceyla ja diejenige, welche diese Last von Anfang an auf den Schultern zu tragen hatte. Doch mehr und mehr, bekam sie von Genesis’ Blicken beschwingende Gefühle, die jeden noch so kleinen finsteren Gedanken von ihr nahmen. Eine gefährliche Hingabe, die sie von allem abzuschirmen schien. „Ein uralter Zauberspruch… Ein Opfer er wird verschlingen." „Du bestreitest dein eigenes Abenteuer…ich werde dich leiten…“ „Du bist nicht allein! ... Lasse dich von deinen Träumen führen… Bewahre deine Ehre!“ „Die Seelen Verstorbener… Angst verschlingende Geister…“ „Mache dich bereit… Wir sehen uns in der Dunkelheit wieder… Ha, ha…!“ Ein dichter Nebel legte sich über all jene Erinnerungen, die ihr jüngst im Leben widerfahren waren. Doch für einen Herzschlag, meinte sie wahrhaftig die Stimme von Sephiroth gehört zu haben und sah unheilvoll umher. 'Unsinn! Du solltest dich endlich einmal ausruhen und einen klaren Kopf kriegen!' , beruhigte sie sich hastig und schlenderte seufzend aus dem Aufzug im sechsten Stock. Dort kam ihr ein Junge, mit einigen Verbänden und einer Krücke entgegen gehumpelt. „Hallo Ayko“…, murmelte sie abwesend und lief unbeirrt an ihm vorbei. „Hallo…“, gab er ihren Gruß ebenso gedankenverloren zurück. 'Was ist denn jetzt los…? Ich meine nun schon, Ayko wieder hier gesehen zu haben! Sind das Halluzinationen? Aber…' Nach kurzen Schritten, drehte sie sich zögerlich um und schlug abrupt mit der Handfläche gegen die Stirn. „Ayko! Du bist es ja tatsächlich!“, rief sie und lief freudestrahlend auf ihn zu. „Oh…Mi-Miceyla! Ich habe bereits nach dir gesucht…“ Es verschlug ihm fast die Sprache, seine enge Kameradin zu sehen, da er im Krankenhaus davon erfuhr, dass dieses Mal er `ihr` sein Leben zu verdanken hatte. Die Umgebung vollkommen ausblendend, drückte er sich gegen sie. Einfach nur erleichtert darüber, dass er weiter für seinen Traum kämpfen durfte und Zalona noch beschützen konnte. Um vom Lebensstrom aufgenommen zu werden, wäre weitaus zu früh gewesen. „Ich verdanke dir mal wieder so schrecklich viel…“, schluchzte Ayko. Sie schätzte sehr an ihm, dass er nie seine Gefühle zu verbergen versuchte. „Dir war ich doch eh noch etwas schuldig. Außerdem würde ich mein Leben riskieren, um meinem besten Freund aus der Patsche zu helfen! …Übrigens musst du Reno von den Turks ja auch danken." Sanft nahm sie ihn in die Arme, darauf achtend seine Verletzungen nicht zu berühren. „…Für meine beste Freundin tue ich das genauso!“ Er nickte ausdrucksstark und nahm wieder seine, auf die Krücke gestützte Haltung ein. „Jetzt musst du mir aber mal verraten, warum du schon bei World Soldier auftauchst. Solltest du nicht eigentlich noch im Krankenhaus bleiben?“, wollte Miceyla sich über Ayko’s Gesundheit informieren. „Da war es sooo langweilig! Außerdem haben wir hier ja auch ein Lazarett, in dem ich mich natürlich wohler fühle. Mache dir keine Sorgen, ich habe mich nicht heimlich raus geschlichen, ich wurde entlassen. Jedoch werde ich ein wenig Zeit brauchen, um mein Training wieder aufzunehmen… Was ich noch loswerden wollte… Du siehst…ähm…irgendwie anders aus. Sag bloß nicht, der zweite Rang bekommt eine neue Uniform! Hab dich erst gar nicht erkannt…“ Ayko musterte sie neugierig. „Ja, du hast es noch nicht mitbekommen…“, hob sie zögerlich an und war gespannt wie er reagierte. „Neeein! Also doch eine neue Uniform!“ Er schnitt eine Grimasse die zeigte, dass ihm dies überhaupt nicht passte. Lachend schüttelte Miceyla den Kopf. „Du kannst beruhigt sein, deine alte Uniform darfst du behalten!“ Sie trug ein dunkellila-blaues Oberteil, an dessen kurzen Ärmeln, kleine Bändel herabbaumelten. Darüber den gewohnten World Soldier- Gürtel und Schulterschutz. Unterhalb des Gürtels, zierten ihre Beine ein mittellanger schräger Rock, in der gleichen Farbe wie das Oberteil und denselben Bändel. Unter dem Rock lugte eine schwarze Leggings hervor. An ihren braunen Schuhen befanden sich Bänder, welche sie an den Beinen zu einer Schleife zusammengebunden hatte. Ihre ebenfalls braunen Handschuhe, trug sie normalerweise nur im Kampf. Daher wusste Ayko, sie kam gerade von einer Mission zurück. Miceyla’s lange, leicht gewellte Haare trug sie offen, mit einem geraden Pony. Durch die bis zu ihren Ellenbogen reichenden Haare, blitzten lila-goldene Ohrringe hervor. Noch das von ihr wertgeschätzte, auf dem Rücken klemmende Schwert und das Amulett, verhalfen ihr zu einem ehrenhaften Auftreten. „Vor einer Woche, war meine Ernennungszeremonie zur ersten Klasse. Daher habe ich nun die Freiheit, mir meine Uniform selbst auswählen zu können“, enthüllte sie mit gespaltenen Gefühlen. Die Verantwortung die sie jetzt zu tragen hatte, war enorm hoch. Bei Ayko spiegelte sich ihr eigener überraschter Gesichtsausdruck wider, als sie dies erfuhr. Vorerst war er nicht dazu befähigt zu sprechen. „…Vor mir steht gerade eine neue erste Klasse Soldatin? ...Oh was freue ich mich für dich! Ich wusste, dass du diesen Status erreichst, es ist deine Bestimmung. Zack wäre von allen am meisten stolz auf dich!“ Seine mutig ausgesprochene Meinung, erinnerte Miceyla daran, warum der Schicksalspfad sie eigentlich hierher rief. „Es war sein Wunsch…Ich bin hier, damit man Soldaten…`Helden` wie ihn nicht vergisst." In Gedanken reiste sie durch die Vergangenheit und versuchte seine Nähe zu spüren. „Argh!“ Ayko’s panischer Laut hinderte sie daran. „Hast du Schmerzen?“, fragte sie bestürzt und wollte ihn schon packen und zum Lazarett schleifen. „Nein, viiiel schlimmer als das! Du bist jetzt meine Vorgesetzte! …Sir!“, überkam ihn spontan diese Erkenntnis. Innerlich schwanden ihre Besorgnisse. „Jeep! Und du bist mein Untergebener! Also gehorche mir!“, bestätigte sie ironisch und kniff ernst die Augenbrauen zusammen. Länger als ein paar Sekunden, konnten die beiden ihr lautes Lachen nicht zurückhalten. Die damit auf sich ziehenden, fraglichen Blicke anderer Soldaten, interessierten sie kein bisschen. „Mit dir zu lachen, fühlt sich besser an als jeder Heiltrank!“, meinte Miceyla glückstrahlend, nach einer im Kichern untergegangenen, kleinen Ewigkeit. „Wie das stimmt! …Dann ziehst du auch einen Stockwerk höher. Und ich muss sagen, dass du richtig Geschmack hast. Keine Uniform passt besser zu dir. Ein echtes Unikat trifft auf ein echtes Individuum! Sicherlich sagt Genesis…“ Schlagartig verstummte Ayko. Sein Blick verdüsterte sich, dass er unbewusst dessen Namen ausgesprochen hatte. „Richtig…dieses Thema ist auch noch nicht abgehakt…“ In die Realität zurückgerufen, dachte sie über eine kluge Wortwahl nach, denn umgehend musste sie mit ihm genau das besprechen. „Ich weiß bereits die Wahrheit über sein Verhalten…“, flüsterte er und senkte den Blick. „Mir hat er ebenso ein Geständnis abgeliefert. Zum Glück, eine innerliche Hälfte in mir, war kurz davor in umzubringen…“ Wie erleichtert sie sich fühlte, dass den ganzen psychischen Qualen ein Ende bereitet wurde. „Und das alles nur, weil er dachte wir zwei…du weißt schon…“ Unruhig kratzte Ayko mit der Krücke am Boden herum. Hatte er etwa vorher geahnt, was in Genesis vor sich ging? Selbst wenn, sie standen gerade in der Gegenwart und nirgendwo sonst. „Ich habe ihm eine zweite Chance gegeben…“, gab sie leise zu. „Also habt ihr euch versöhnt?“, fragte er mit kritisch schiefgelegtem Kopf. „Hör zu, wenn du von mir verlangst, dass ich deinen `beinahe Mörder` zum Teufel jage, werde ich mich dem fügen!“, fuhr sie mit Selbstzwang fort. Erstaunt stellte Ayko fest, dass Genesis’ Taten sie mehr getroffen hatten, als ihn selbst. „Unsinn! Fühl dich nicht immer gezwungen, dich für andere aufzuopfern. Wenn einer dies tun müsste, käme nur ich in Frage. Der General und ich, werden bis in alle Ewigkeit Feinde sein. Dennoch begebe ich mich nicht, auf das Niveau eines Rächers herab…Joa… Und ohne, dass du es jemals ausgesprochen hast, weiß ich hundertprozentig, dass du in Genesis verliebt bist! Bei mir ist jedes Geheimnis sicher, keiner versteht deine Gefühle so gut wie ich!“ Eine besiegelnde Handbewegung unterstrich seine Worte. Es war Miceyla peinlich, so unvorbereitet auf Ayko’s plötzliche Offenheit zu sein. „Ayko…!“, hielt sie ihn verlegen davon ab, weiter darauf einzugehen. Doch die Chance bekam er sowieso nicht. Denn der General persönlich verließ gerade den Trainingsraum und die Blicke der drei kreuzten sich unvermeidlich. 'Du bist schockiert, dass Ayko nach jenen verheerenden Verletzungen, bereits wieder hier sein kann, nicht wahr? Tja, in ihm steckt mehr als man denkt. Ich will sehen, ob du dein Versprechen auch einhältst', erriet Miceyla wie es in Genesis aussehen musste. Er ignorierte den zweite Klasse Soldaten nicht und kam zielstrebig heran geschritten. Hielt aber zögerlich an. Sie zeigte ihm ein strenges Nicken, welches bedeutete er solle weiter laufen und zu seinen eigenwilligen Dummheiten stehen. Sofort reagierte er darauf. Derweil rückte sie ein wenig von Ayko weg. Dieser kämpfte gegen sein instinktives Zittern an. Zwar standen sich die zwei endlich gegenüber, doch ein unerträgliches Schweigen herrschte nun. 'Na los, mach den Mund auf! Sonst wird alles nur noch unangenehmer!' , flehte sie im Innern, als sich Genesis’ Augen mit einem verbitterten Leuchten, kurz mit ihren trafen. „Ayko… Ich wünschte, ich könnte meine schrecklichen Taten ungeschehen machen. Es ist unverzeihlich… Das du so bald wieder bei Kräften bist, hätte ich nicht gedacht. Anscheinend steckt doch ein echter Soldat in dir“, sprach er untröstlich. Sein immerwährender Stolz, hielt ihn aber davon ab tiefgründiger zu werden. „Was soll ich sagen… Wir sind eben auch bloß Menschen, die Fehler machen und auf ihr Gefühl hören. Lass uns nach vorn blicken, vergeben kann ich dir jedoch niemals...“, folgte Ayko’s beharrliche Antwort. „Natürlich, dass verstehe ich. Ach ja… Ich erlaube dir jeder Zeit Zalona zu besuchen, wenn du das willst. Das mindeste, was ich für dich tun muss“, akzeptierte er die Worte des jüngeren Soldaten. Ayko machte einen einwilligenden Gesichtsausdruck, auch weil er das Gespräch beenden wollte. 'Prima! Eine entspannend ausgeklungene Aussprache!' Erleichtert holte Miceyla tief Luft. Eine kurzweilige Idylle… „Denke nicht, dass du deshalb ankommen kannst, um einen Sonderwunsch nach dem nächsten zu erbetteln! Die Regeln bleiben dieselben. Mute dir nicht zu viel zu, sonst wirst du in ein tiefes Loch fallen. Und versuche nicht, dich in der Zukunft mit mir anzulegen! Falls du auf diese dumme Idee kommen solltest, werde ich deine lächerlichen Träume zum platzen bringen. Es ist aussichtslos, gegen mich jemals auch nur `den Hauch` einer Chance zu haben!“, mobbte ihn Genesis, als sei er der Mittelpunkt der Welt. Entrüstet wollte Miceyla mit einer Bemerkung dazwischen funken, da sie glaubte, Ayko wäre mal wieder in Grund und Boden beleidigt worden. Überrascht stellte sie fest, dass er bereits streitlustig zum Konter ausholte. „Pah! Etwas anderes habe ich auch nicht von dir erwartet. Im große Töne spucken bist du ein Meister. Dabei bist du nichts weiter, als ein arroganter Besserwisser, dem die Gene des Triumphs in die Wiege gelegt worden sind. Ich beweise, dass ich das alles nicht brauche, um dein Level zu erreichen. Die Herausforderung nehme ich an!“ Zwischen den beiden Soldaten, sprühten die Funken nur so bei der hitzigen Stimmung. Man bekam den Eindruck, ihre Rivalität würde der von zwei kleinen Jungen ähneln. Oder steckte doch mehr dahinter? Sie trat dazwischen und klopfte ihnen auf die Schulter. Verdutzt fingen sie langsam an wieder abzukühlen. „Genug der Friedensworte! Auf uns wartet Arbeit und Ayko muss an seine Genesung denken!“, erinnerte Miceyla mit unveränderter Stimme. Beide nutzten ihre Einmischung, traten auseinander und verschwanden mit beleidigter Miene, stur in der entgegengesetzten Richtung. „Wie werde ich das bloß weiterhin ertragen können?“, machte sie ihrem Frust Luft und verdrehte die Augen. „Abgehackt! ...Abgehackt! …Und nochmals abgehackt!“ Schritt für Schritt arbeitete sich Miceyla, durch alle ihr abgeliefert bekommenen Missionsberichte, etlicher Rekruten. Schreibtischarbeit passte ihr gar nicht. Sie wollte raus an die frische Luft und sich etwas die Beine vertreten, anstatt hier am Bürostuhl festzukleben. Heimlich überlegte sie schon, von ihrem Amt abzutreten und wieder Angehörige der zweiten Klasse zu werden. Dabei lag die einfachste Lösung auf der Hand. „Wir brauchen einen neuen Direktor!“, jammerte sie. Obwohl Genesis und sie sich beide im selben Gebäude aufhielten, bekam sie ihn selten zu Gesicht. Und Ayko war noch nicht fit genug, um mit ihm den Trainingsraum unsicher zu machen. Es gab auch keine freie Mission, die ihr helfen würde, etwas Neues über die Hulax herauszubekommen. Alle vergeben. Eine erdrückende Langeweile machte sich breit. Sie gönnte sich eine Pause und ließ die Arbeit ruhen. 'Ich werde Genesis mal suchen…' Miceyla spazierte durch den Übergangstunnel und betrachtete dabei die Außenlandschaft. Aus der Vorratskammer für Materialien jeglicher Art, hörte sie seine vertraute Stimme. Sie spähte hinein und sah, wie drei Soldaten ihm gerade Bericht von ihrer letzten Mission erstatteten. Entmutigt lief sie zurück 'Warum haben wir mal nie Zeit für uns?' Traurig darüber, blieb sie im gläsern überdachten Tunnel stehen und drückte den Kopf gegen das Fenster. „Nanu? Weshalb so unmotiviert?“ Erschrocken wirbelte sie herum und erblickte Genesis, wie er den Tunnel betrat. „Mm… Sag nicht, dass `dir` etwa die ganze organisatorische Arbeit Spaß macht. An meine letzte spannende Mission, kann ich mich kaum noch erinnern…“, sprach sie ihr Elend aus. „Das ist es also… Nun, wir müssen eben sehen, dass wir alles unter einen Hut bekommen. Sonst ist unser Ansehen gefährdet“, meinte er tröstlich. „`Ansehen`? Geht es dir nur darum? …Genesis…wie wichtig bin ich dir eigentlich wirklich?“ Die Frage kam ganz ungewollt. Verblüfft überkamen ihn erste Bedenken. „Es gibt niemanden, der mir so wichtig ist wie du! Zweifelst du etwa daran? Das macht mir Angst… Ich will dich nicht verlieren. Vielleicht sollte ich es dir mehr zeigen“, überschüttete er sie mit Worten der Überzeugung. 'Wo ist nur dein wunderschönes Lächeln geblieben, welches ich damals in Banora an dir gesehen habe. Ich vermisse es… Banora!' , dachte Genesis und erhielt einen Gedankenblitz. Er packte sie bei beiden Armen und zog sie so zu sich. „Miceyla, du bedeutest mir alles. Deshalb sollten wir uns noch mal gemeinsam in Banora treffen. Nur du und ich. Da wartet sowieso ein Versprechen darauf, endlich von mir eingelöst zu werden." Aufgeweckt dreinblickend, genoss sie das Gefühl eines erwartungsvollen Kribbelns. „Ja…damit würdest du mich glücklich machen…“, bejahte sie dies mit süßlicher Stimme. „Also ist es beschlossene Sache. Lassen wir für einen halben Tag hier alles stehen und liegen. Und ich beweise dir meine Spontanität, indem wir uns schon an dem heutigen Nachmittag dort sehen." Dankbar, dass er sie von den öden Pflichten befreit hatte, versprühte sie nach außen hin eine riesige Vorfreude. „Dann bis später, ich freue mich!“ Es war bereits Mittag und an der Zeit, dass sie sich auf den Weg machte. Zwar wäre sie liebend gern mit Genesis zusammen losgegangen, aber es wäre nicht klug gewesen, wenn man sie beide World Soldier verlassen sah. Denn zwei erste Klasse Soldaten, nahmen selten an der gleichen Mission teil. Deshalb zog Miceyla alleine los. Alle wirkten ziemlich beschäftigt, ihre Abwesenheit wird wohl kaum einer bemerken. Trotzdem wollte sie auf der sicheren Seite sein und hatte Ayko im Lazarett noch schnell einen Besuch abgestattet. Um ihm für den Notfall Bescheid zu geben. „Viel Erfolg!“, war seine erste Reaktion mit einem frechen Grinsen. Sie runzelte einfach nur die Stirn. 'Ob Genesis bereits hier ist?' Am warmen Spätnachmittag, traf sie auf der südlichen Insel ein. Vom Ufer aus nahm sie gleich den direkten Weg nach Banora, von wo aus sie Mideel erkennen konnte. Ein kurzer Fußmarsch später und die Stadt verbarg ein üppiger Regenwald. Als Miceyla das kleine Dorf erreichte, musste sie lächeln. Es kam ihr vor, Banora wäre niemals von Shinra zerstört worden. Sie entschied, dass der kleine Hügel mit der prächtigen Aussicht, der perfekte Ort war um auf ihn zu warten. Für ihren kleinen Ausflug, hatte sie sich ausnahmsweise einmal von der Soldatenuniform befreit und trug ein bis zu ihren Knien reichendes, dunkelblaues Kleid. Es verlieh ihr das beschwingende Gefühl, sich mal wie ein ganz normales Mädchen zu fühlen. Statt über den Pfad, lief sie lieber durch das hohe Gras, welches angenehm an den Beinen kitzelte. 'Dieser Platz gehört nur uns beiden…', dachte Miceyla, als sie von einem flüsternden Wind, auf der freien Ebene des Gipfels begrüßt wurde. Ewig könnte sie hier verweilen und all die schlimmen Dinge des Lebens vergessen. „Hoffentlich hab ich dich nicht zu lange warten lassen. Ich dachte mir, dass du hier `die schöne Landschaft` genießen würdest!“ Schwungvoll strich sie ihre Haare zurück, blickte über die Schulter und begrüßte Genesis mit einem Lächeln. „Schön, dass du da bist…“ „Hättest du Interesse daran, mal mehr von der Umgebung um Banora zu sehen? Ich könnte dich herumführen“, bot er ihr spontan an. „Sehr gerne! All zu viel habe ich ja noch nicht zu Gesicht bekommen." Und so ergab sich eine lange Wanderung, quer durch die teils unberührte Natur der Insel. Sie redeten miteinander, als würden sie sich schon seit etlichen Jahren kennen. 'Wenn man doch immer so unbekümmert sein dürfte… Es tut Geist und Seele gut', seufzte sie innerlich. Natürlich kam es dazu, dass sie die Zeit völlig vergaßen. Die warmen Sonnenstrahlen, wurden gemächlich von einem frischen Abendwind abgekühlt. Wie von Zauberhand, führte die beiden der Weg wieder den Hügel hinauf. „…Und nun geht mein Versprechen in Erfüllung“, bemerkte Genesis, wobei er einen Arm Richtung Horizont ausstreckte. Diesen färbte die untergehende Sonne, in einen kräftigen lila-rot Stich. Und nicht nur der Himmel wurde verfärbt, sondern auch jede kleinste Wolke bekam zarte rosa Töne. 'So wunderschön, habe ich es mir kaum vorstellen können…' In Miceyla’s Augen, spiegelte sich der fantastische Sonnenuntergang wider. „Wenn du ihn dir immer alleine ansiehst, ist er kein bisschen beeindruckend. Aber wenn jemand dabei ist, der…“ Dicht neben ihr stehend, dachte er nach. Und schien für das, was ihn bewegte, keine Worte zu finden. Merkwürdig war es, dass sie erst in diesen Minuten das Gefühl bekam, die Erlebnisse auf Gaia wären nur ihre persönliche Traumreise. Vollkommen irrsinnig, denn alles war die Wirklichkeit. Etwas bange zumute fragte sie sich, ob sie ein Leben hier verbringen könnte. Ein Urteil, das Miceyla jedoch nicht selbst fällen konnte. Ihre Bestimmung lag in ihrer eigenen Welt. Ein Blick auf Genesis genügte, um dies beiseite zu schieben. „Achte darauf was du tust…!“ Sie erschrak. Arjen! Nur sie war in der Lage, seine Stimme zu hören. 'Hör auf den großen Bruder zu spielen. Lass mich das machen, was ´ich` für richtig halte!! Wie war das noch gleich…`du bestreitest gerade dein eigenes Abenteuer`!' , schimpfte sie in Gedanken. Sie konnte es nicht leiden, bespitzelt zu werden. Abgesehen davon, war ihre Sturheit daran schuld, einzusehen, dass Arjen immer Recht behielt. Egal um was es ging. Genesis spürte ihre Anspannung. „Hast du irgendetwas? Entspricht der Sonnenuntergang nicht deinen Vorstellungen?“, hakte er nach. „Nein, es ist nichts. Alles ist perfekt!“, log sie und versuchte entspannter auszusehen. 'Es wäre auch alles perfekt, wenn ich nur einmal meine Herkunft vergessen könnte und nicht von meinem `Schicksalsgefährten` daran erinnert werde!' „…Habe ich dir eigentlich schon jemals gesagt, wie unglaublich schön du bist? Die flammenden Abendfarben, unterstreichen das sogar noch mal." Sein Kompliment kam vollkommen unerwartet. Es raubte Miceyla den Atem und sie wurde verlegen wie noch nie. Der Augenblick schien gekommen zu sein. „Genesis…wie sehr magst du mich?“ Eine Frage, bei der sie all ihren Mut zusammen nehmen musste. Nach kurzen überraschenden Gefühlsregungen, lachte er. Machte er sich etwa über sie lustig? „`Gemocht` habe ich dich noch nie…“ Warum war er so amüsiert? „Dann verstehe ich nicht, weshalb ich überhaupt hier bin!“ Nach den scharfen Worten, machte sie ruckartig kehrt. Brach jetzt ihre ganze Welt auseinander? Wie konnte es danach noch weiter gehen? Weit kam Miceyla nicht, denn Genesis schlang von hinten die Arme um sie und hinderte sie am Fortgehen. Ihr Herz raste, von seiner plötzlichen Berührung. „Ich kann dich gar nicht `mögen`, weil ich dich `liebe`…“, gestand er ihr endlich. Sie war gelähmt, unfähig sich zu rühren, tropften von ihr Glückstränen auf das beleuchtete Gras hinab. „Ich liebe dich genauso, seit Anbeginn…“, flüsterte Miceyla und drehte sich dabei um. Die Blicke der beiden verschmolzen ineinander. Es stand fest, ihre Liebe fand nach einer langen Reise, ihr füreinander bestimmtes Ende. Für welche sich ein neuer Anfang auftat. Weitere Worte wären fehl am Platz gewesen. Dicht mit seinem Gesicht an ihrem herab gebeugt, schloss Genesis die Augen und drückte seine Lippen sanft auf ihre. Mit den Händen, die über ihren Rücken herab strichen, zog er sie heran. Die Arme um ihn legend, erwiderte sie den Kuss und nahm diesen einmaligen Gefühlsmoment in sich auf. Die grünen Fäden des Lebensstroms hüllten Genesis ein. Unter seinen Füßen, schlängelten sich die Bänder verstorbenen Lebens bis in die Ewigkeit und warteten darauf, ungeborenen Hüllen neues Leben schenken zu dürfen. Darüber schwebte eine bildschöne Frau, im eindrucksvoll güldenem Gewand. Des Planeten mächtigste Gestalt, die über Leben und Tot wachte. „Und? Hast du es nun gefunden?“ Edelmütig erklang ihre Stimme. „Ja, dass habe ich Minerva. Da bin ich mir ganz sicher“, antwortete Genesis und fasste auf sein Herz. Noch immer standen sie dicht beieinander und küssten sich innig. „Du gehörst jetzt zu mir…“ Er brach kurz ab, um ihr dies in das Ohr zu flüstern. Lächelnd lehnte sie den Kopf gegen ihn. In ihrer Welt, gab es momentan nur noch Genesis und sie selbst. Alles andere lag in einem anderen Universum. Zu weit entfernt, um es erreichen zu können. Die untergehende Sonne verabschiedete sich und gewährte den ersten Sternen, ihr leuchtendes Erscheinen. Die kühle frühnächtliche Luft, kam gegen Genesis’ Wärme die er Miceyla gab, nicht an. „Bleibe heute Nacht bei mir in Banora“, lockt er sie zum dableiben. Natürlich blieb sie, nirgendwo anders wollte sie hin. Und so spielte das Leben, ihre betörende Melodie. Keine Anzeichen ließ sie zu, welche verraten würden, dass auf liebliche Stille tobendes Geschrei folgen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)