After Crisis von Miceyla (Final Fantasy 7) ================================================================================ Kapitel 17: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- „Schneller! Wir haben es gleich geschafft!“ Miceyla und Ayko hechteten einen begrünten Hügel hinauf, dicht gefolgt von drei Steinwesen, die ununterbrochen Felsblöcke nach ihnen warfen. „Uh, ah! Das war knapp!“ Einer hätte Ayko fast erwischt. „Jeep, beinahe wärst du dazu gezwungen worden, weiter zu `rollen`!“, rief sie ihm amüsiert durch ihren hastigen Atem rüber, angestrengt von dem schnellen Spurt. Beide lachten und steigerten noch mal ihr Tempo. „Sie sind uns viel zu nah!“, warnte Ayko mit einem Blick über die Schulter. „Gut! Dann kommt jetzt Plan B zum Einsatz: `Aufteilungs-Manöver`!“, sprach sie, als hätte sie darauf nur gewartet. „Geht klar! Du rechts und ich links. Ab die Post!“, gab er ihr die Antwort, dass er verstanden hatte und zwinkerte Miceyla noch kurz zu. Darauf teilten sie sich wie besprochen auf und jeder der beiden rannte in die entgegengesetzte Richtung. Sie erreichten ihr Ziel und verwirrten die Steinwesen dadurch, welche stehen geblieben waren und verdutzt um sich sahen, unwissend wen der zwei sie nun verfolgen sollten. Er und Miceyla könnten jetzt von beiden Seiten, einen Angriff auf sie starten. Doch das wäre nicht ausgeblieben, ohne böse Kratzer auf ihren Schwertern zu hinterlassen, als kleines Abschiedsgeschenk, der aus Stein bestehenden Kreaturen. Da half nur eins, ein ordentlicher Zauber! „Ayko! Höllenfeuga! Schnell, solange die noch auf einem Punkt versammelt sind!“, forderte sie, Auge in Auge mit ihren Gegnern und zeigte ein kampflustiges Grinsen, bereit den Zauber wirken zu lassen. Ihr Ruf erreichte Ayko und sein Gesichtsausdruck strahlte voller Bereitschaft. „Na dann mal los!“ Von jedem der zwei schoss nun ein sonnenheller, flammender Feuerball auf die Steinmonster zu. Keine Chance mehr für seine Opfer, noch rechtzeitig auszuweichen. Die Feuerbälle vereinten sich und verrichteten mit den Steinwerfern, eine kleine Explosion. Zurück blieb ein kleines Häufchen Asche. Miceyla und Ayko liefen aufeinander zu, beide mit einem triumphierenden Lächeln. „Und wieder einmal, haben die beiden erfolgreichen zweite Klasse-Soldaten gesiegt!“ Während sie sprach, schwang sie ihr Schwert durch die Luft. „Der nächste Kampf kann folgen!“, fügte er noch hinzu, den Blick schmunzelnd auf den qualmenden Aschehaufen gerichtet. In der Ferne hörte sie ein leises Wasserrauschen. „Weißt du was? Ich habe mal davon gehört, dass sich tief in einem Gewässer, ganz unten auf seinem Grunde, der Tempel des Schutzgottes von Wutai befinden soll“, überkam sie die Lust eines weiteren Abenteuers. Ayko´s Augen wurden groß vor Interesse. „Der heiligste Ort Leviathans…davon hörtest du?“ Sie folgten dem Geräusch des Wassers und tatsächlich, einen Fluss entdeckten sie, in dem sich die am Himmel umherziehenden Wolken spiegelten. Miceyla und er sahen aus der noch weiten Entfernung, zu diesem hinüber, dann tauschten sie herausfordernde Blicke miteinander. „Oh nein! Denke erst gar nicht dran!“ Beide rannten sie los und nach ihrem kleinen Wettrennen, kamen sie dort an. Wortwörtlich wollte sie nun die Tiefen des Flusses erkunden und hineinspringen. „Auf geht’s! Hineeeiiin…!“ Doch das Wasser unter ihr verschwamm und ihr Körper bekam das Gefühl, regelrecht weggezerrt zu werden. „Oje, ich ahnte es!“, sagte Ayko und sah von Miceyla weg, um dies nicht mit ansehen zu müssen. Jedoch lag ein belustigtes Grinsen auf seinen Lippen. Nachdem auch noch das gesamte Umfeld verschwunden war, landete sie mit einem dumpfen Aufprall im Trainingsraum. „Hey! Was soll denn das?“, beschwerte sie sich, dass ihr virtuelles Abenteuer beendet worden war und kam schwankend auf die Beine. Genesis stand am Monitor der Trainingsüberwachung und verschränkte die Arme ineinander. Sein Gesichtsausdruck wirkte desinteressiert, so als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. Dies war aber nur eine Barriere, die seine innerlichen Gefühle verbarg, dass wusste sie. „Glaubt es oder nicht, aber es gibt noch Leute, die den Trainingsraum für ein ernstes Training nutzen wollen! Und nicht um darin herumzualbern!“, erinnerte er kühl. „He! Wir haben nicht herumgealbert! Jetzt beherrschen wir sogar den Angriff Höllenfeuga-Duo!“, protestierte Ayko stolz. Sie nickte zustimmend. „Ach, wirklich? Ist ja aufregend…“, nahm Genesis dies verachtend zur Kenntnis. Unwohl wurde ihr, dass er ihrem Augenkontakt auswich. „Du Ayko, in drei Tagen bist du für eine wichtige Mission eingeteilt. Da hast du wenigstens einmal etwas Vernünftiges zu tun! Wenn du überhaupt noch irgendwas ernst nehmen kannst“, teilte Genesis ihm seinen zu erledigenden Arbeitsplan mit. Es hörte sich nicht wie eine Bitte an, mehr wie eine aufgesetzte, freundliche Forderung. „Und ob ich das ernst nehme! Sir, ich werde sogleich losgehen, dass ich vorher alle zu erfüllenden Vorbereitungsmaßnahmen abhake!“ Ayko zeigte dem General schon, wie wichtig ihm sein Soldatendasein war! „Bis nachher, Mira!“, verabschiedete er sich von seiner Kameradin und trabte hinaus. Genesis` Augen folgten ihm zum Ausgang, erst jetzt in diesem Moment wo er weg war, blickte er sie an. Sie meinte den Funken eines enttäuschten, fast schon traurigen Ausdruck bei ihm zu entdecken. „Was ist mit `dir`? Muss ich dir auch noch einen Auftrag geben oder bist du im Stande, dir freiwillig etwas zu suchen?“, wandte er sich kühn an Miceyla, so als wolle er sie zu einem Gespräch heranlocken. „Ich weiß Genesis, es ist belastend als einziger erste Klasse-Soldat bei World Soldier, nun viele Aufgaben selbst in die Hand zu nehmen. Und das in unserer Situation…“, sprach sie mitfühlend, während sie hinüber zum Monitor lief, wo er stand. „Das ist nicht ganz richtig…ich meine die Sache mit dem einzigen Ersten…“, berichtigte er nachdenklich, als wäre es an der Zeit das sie etwas erfuhr, was sie schon längst hätte erfahren müssen. „Aber…“ Sie sah ihn eindringlich an, versuchte dahinter zu kommen, was sich in seinen Gedanken abspielte. Doch sie spürte nichts, es schien ein dichter Nebel würde alles verschleiern. Knapp zwei Wochen waren bereits seit dem Tod des Direktors vergangen und man glaubte es kaum, der gewöhnliche Alltag hatte sich tatsächlich wieder eingerenkt. Alles war wie bisher. Fast alles. Es gab nun viel mehr zu tun, dies bekam ein jeder bei World Soldier zu spüren. Zwar übernahm der Professor der Forschung jetzt einige der organisatorischen Aufgaben, trotz allem blieb das Meiste jedoch letztendlich an Genesis hängen. Auch Ayko hatte viel um die Ohren. Miceyla half so gut sie konnte und wo es nur ging. Da kam ihr ein kleiner Trip im Trainingsraum mal ganz gelegen, um nach all dem Stress durchatmen zu können. Und sie schwor sich für Ayko da zu sein, er musste nämlich seinen Mut beibehalten. Genesis und ihm hatte sie bereits erzählt, was ihr Direktor Karin anvertraute, jedem einzeln allerdings. Denn die Stimmung unter ihnen war einfach nicht zu ertragen. Worauf sie ganz besonders stolz war, mit ein paar Forschern entwickelte sie, mit Hilfe ihres Amulettes, die spezielle Materia. Welche einem den gleichen Effekt ermöglichte, wie das Amulett. Nun konnten auch andere den Kampf mit den Hulax aufnehmen. Das war ein großer Fortschritt, aber der Weg zum Ziel war noch weit… Immer noch sah sie ihn an und seufzte. „Wie wäre es, wenn ich dich ein wenig unterstütze und mal in den Akten mancher Soldaten nachsehe, wer alles ein Untersuchungstraining nötig hätte. Den schicke ich dir dann vorbei“, bot sie ihm ihre Hilfe an. Genesis nickte nur, anscheinend akzeptierte er diesen Vorschlag. Zwischen ihnen gab es so viel zu sagen, warum sprachen sie nicht aus, was sie füreinander empfanden? War das eine solch schwere Bürde? Manchmal kam es Miceyla vor, sie würde sich nur einbilden, dass Genesis dieselben Gefühle auch für sie empfand. Wahrscheinlich sah es umgekehrt nicht anders aus. „Ich dachte du würdest…Vielleicht ja auch nicht. Die Dinge werden sich ändern, dass verspreche ich dir!“ Genesis sprach in Rätseln, sie konnte daraus nicht filtern, was er ihr damit mitteilen wollte. Ebenso beunruhigte sie, dass jemand wie er, trotz der ganzen Arbeit bei World Soldier momentan so gelassen war, selbst Ayko gegenüber! Innerlich beharrte sie, dass sei die Ruhe vor einem aufkommenden Sturm… Sie wollte nun, dass in die Tat umsetzten was sie ihm versprach und trottete gemächlich zur Tür. „Miceyla, warte!“, hielt er sie zurück. „Ja?“ Noch mal drehte sie sich zu ihm um und fing sein plötzlich so liebevolles Lächeln auf. „Danke, dass du mir helfen willst!“ Sie erwiderte sein Lächeln und kostete für einen Augenblick, dass Gefühl einer wohligen Wärme in ihrem Körper aus. „Gern geschehen!“ Endlich, ein weiterer Tag des Arbeitsstresses ging zuneige. In ihrem Kopf posaunte der Lärm der vergangenen Tage wider. Das kindische Verhalten mancher Soldaten, die sich ihren Untersuchungen widerstreben wollten. Die ausartenden Diskussionen, wer welche Mission übernehmen sollte. Und als wäre das nicht alles schon genug Trubel, kamen dann noch die unüberhörbaren Arbeiten am Außengebäude von World Soldier hinzu, welche diesem den letzten Schliff verpassten. 'Direktor Karin, warum sind Sie bloß nicht mehr hier?' , dachte sie immer wieder erneut verbittert. Wenn der Stress in solchem Ausmaße weiter seinen Lauf nahm, verlor man das was einen echten Soldaten ausmachte, seine zu jedem Zeitpunkt bereite Einsatzfähigkeit. Miceyla schloss die Zimmertür auf, die Augen fielen ihr schon halb zu und warf sich samt ihrer Soldaten-Uniform auf das Bett. Sie ließ es zu, dass die Müdigkeit von ihr Besitz ergriff und sie in einen tiefen Schlaf rief. Ein eisiger Wind, kälter als tiefgefrorenes Eis, wehte über ihr hinweg und zwang sie dazu aufzuwachen. Sie lag nicht mehr in ihrem Bett, sondern auf einem löchrigen Untergrund. Es sah danach aus, als sei es ein aus Zweigen und Ästen gewebtes Netz. Doch die Dunkelheit verschluckte die Details, ihres sonderbaren Umfeldes. Miceyla schüttelte den Kopf, warf die Müdigkeit ab und stellte sicher, ob sie auch wirklich wach war. Etwas ungelenk stand sie, auf dem nur schwer betretbaren Boden auf und ihr Blick wanderte in ihrem merkwürdig, schattenhaften Umfeld umher. Perplex riss sie die Augenbrauen hoch. 'Sind das hier um mich herum…Bäume? ...Aber die stehen ja alle verkehrt herum!' , fiel ihr auf und sie war mehr als nur verwirrt darüber. Jedoch war dies die Tatsache, Miceyla stand auf den Ästen der Baumkronen, praktisch konnte sie darauf spazieren gehen. 'Und die unzähligen grünlichen Stellen, sind das dann…die Blätter?' Prüfend hob sie einen Fuß an, unter welchem sich ein solches `Blatt` befand. Es sah gar nicht danach aus, mehr wie eine schwimmende, zusammenhängende Masse. Die, weil sie darauf gestanden hatte, nun in die Luft schwebte und auseinandergezerrt wurde. Diese Substanz war ein Ebenbild, für den ihr bekannten Lebensstrom. Nach kurzer Zeit, wechselten die umherschwirrenden Fäden, die Farbe von grün zu einem finsteren schwarz. Wo war sie da bloß wieder hineingeraten? Musste Miceyla sich auf einen erneuten Traum einlassen? „Komm, komm zu mir, hinein in das Herz der Dunkelheit!“ Sie erschauderte, was war das bloß für eine ihr fremdartige Stimme? Weder sah sie jemanden, noch konnte sie die Richtung orten, aus dem der fordernde Ruf kam. „Warum zögerst du? Versuche erst gar nicht, den Fängen der Finsternis zu entkommen, sie haben dich schon längst in seiner Gewalt!“ Die schallende, lüsterne Stimme verklang wieder. Miceyla zuckte zusammen, von weit her hörte sie ein lautes Knacken. Näher kam es und immer näher. Mit angestrengten Augen erkannte sie im schwachen Licht, wie das aus Zweigen gewebte Netz in einer Kettenreaktion zerbrach. Wenige Sekunden später und das unbekannte, unendlich scheinende Nichts unter ihr, würde sie verschlingen. Unausweichlich musste sie das in Erwägung ziehen, was ihr die Situation als Auswegmöglichkeit zuließ. Rennen, so schnell wie es ihre Kondition erlaubte, in die entgegengesetzte Richtung. Dabei stolperte sie immer wieder über den eigenartigen Boden, welcher nachgab, während sie auf diesem entlang schnellte. Sie meinte sogar, die Äste wollten sich um ihre Füße schlingen und Miceyla somit aufhalten. Das erschwerte ihr nur noch mehr die Flucht, nicht in eine ewig farblose Hülle zu stürzen. Doch, wo blieb der Sinn bei der ganzen Sache? Früher oder später war ihre Ausdauer unvermeidlich am Ende. Ziellos rannte sie durch den seltsamsten Ort, den sie jemals zu Gesicht bekommen hatte. Auf dem Kopf stehende Bäume, mit aus dem leuchtenden Lebensstrom bestehende Blätter. Die Flucht endete und führte sie auf eine Art Lichtung, in dessen Mitte sah es danach aus, als würde sich dort ein spiralförmiges Schwarzes Loch auftun. Ihr rasender Atem beruhigte sich schnell und sie musterte ein auf der anderen Seite stehendes Portal, aus welchem gerade eine dunkle Gestalt heraustrat. Sie bestand aus einem einzigen Schatten, der geräuschlos über seinem Untergrund hinwegschwebte und kurz vor dem beängstigend, rauschendem Schwarzen Loch anhielt. Der Schatten löste sich langsam auf, was somit zuließ, dass sein wahres Erscheinungsbild zum Vorschein trat. „Ich wusste doch, ein kleiner Zwang würde dich zu mir locken!“ Das tiefe Lachen in der Stimme, verriet Miceyla nun endlich, um wen es sich hierbei handelte. Zwei lodernde grünlich-graue Augen mit schlitzförmigen Pupillen, blickten ihr habgierig entgegen. Es war ein Mann, seine Kleidung, eine komplett schwarze erste Klasse-Uniform von SOLDAT. Die unglaublich langen silbernen Harre die ihn zierten und sein Gesicht ebenso wie dessen Statur umrahmten, gaben ihm ein Gesamtbild, dass mehr Selbstüberzeugung ausstrahlte, als es dies je zuvor getan hatte. „Sephiroth!“, platzte es argwöhnisch aus ihr heraus. In der linken Hand hielt er wie immer sein überlanges Schwert Masamun. Der Bedacht, mit wessen Blut er es alles schon befleckt hatte, trieb ihre Augen an, es am liebsten mit dem Blick zu verbrennen. „Du bist Tod und das ein für alle mal! Akzeptiere das endlich, höre auf dich weiterhin in die Sachen außerhalb des Todes, dem Planeten einzumischen!“, blaffte Miceyla voller Zorn, dass Sephiroth es tatsächlich geschafft hatte, sich in ihre Traumwelt einzuschleichen. „Nun bist du an der Reihe, nach Zack und Cloud musst du das Böse bezwingen. Ich brenne darauf zu erfahren, wie du das anstellen wirst! Im wahren Leben sind wir uns nie vorher begegnet“, sprach Sephiroth, seine gleich bleibende Tonlage verriet nicht, was sich hinter dessen Worten verbarg. Die verabscheuende Haltung, mit der Miceyla ihm gegenüberstand, rauschte geradewegs an Sephiroth vorbei. „Sei froh darüber!“, konterte sie spöttisch. Sie selbst musste eingestehen, dass ihr eigener Ton viel zu vorlaut war. Sein Zorn durfte nicht herausgefordert werden. Unbeholfen fühlte sie sich, ohne eine Waffe parat zu haben, auch wenn dies nur ein Traum war. „Sieh dich um. Bald wird es im gesamten Lebensstrom so aussehen, wie an dem Ort wo wir uns gerade befinden. Der ewige Kreislauf des Lebens wird abrupt gestoppt, auch auf dem Planeten. Und alles geschieht durch die Taten anderer Kreaturen und nicht durch meinen eigenen Willen. Das kann ich nicht zulassen! Doch glücklicherweise gibt es ja immer welche, die sich dem entgegenstellen, nicht wahr? Du glaubst gar nicht, wie viel wir beide gemeinsam haben." Das was er sagte, konnte sie aus zwei verschiedenen Sichten betrachten. Die erste: Sephiroth wolle, dass der Planet nur mit seinen Händen verrottete. Die zweite: Er will die Hulax und sie dazu missbrauchen, den Planeten zu zerstören und alles Leben mit ihm. Vielleicht lag sie auch bei beiden falsch, es war gleichgültig. „Gar nichts haben wir gemeinsam!“, protestierte sie, ohne sich zu besinnen, mit einer neutraleren Stimme zu sprechen. Aus der Vergangenheit wusste man, Sephiroth war nicht mehr zu trauen. Plötzlich schien es, als würden die Bäume zerschmelzen und sich in die durchsichtigen Hulax verwandeln. Nach und nach verschlangen sie die Blätter aus Lebensstrom, alles hier zur Ruhe gekommene, wurde von dem Schwarzen Loch aufgesaugt. Aufgeregt von dem so hastig verlaufenden Ereignis, warf sie den Kopf umher. Da ging Sephiroths Erscheinung gemächlich wieder in den vorherigen Schatten über. „Bald ist es so weit. Mache dich bereit, Miceyla Lucassen! Der Tag wird kommen, an dem ich dich lehren werde, was es heißt durch die Pfade der Dunkelheit zu wandeln!“ Ein geheimnisvolles Lächeln unterstrich seine Vorhersehung. Da kam er erneut, der fröstelnde Wind. Er blies ihr mit einer solchen Wucht in den Rücken, dass sie nach vorne stürzte und vom Schwarzen Loch angezogen wurde. Krampfhaft umklammerte sie die Äste des Bodens und versuchte so dagegen anzukämpfen. Doch die Anziehungskraft war stärker und riss sie hinein, in die unheimliche Tiefe des Schwarzen Lochs. Ihre Gedanken zerzausten völlig, bei diesem freien Fall. Miceyla wand sich gekrümmt in ihrem Bett hin und her. „Nein! Hilfe! , schrie sie panisch im Schlaf, schließlich plumpste sie zu Boden. Das verhalf ihr zum aufwachen. Sie sah alles schwarz, einen klaren Gedanken konnte sie noch nicht fassen. 'Es war nur ein Traum! Es war nur ein Traum!' , beruhigte sie sich zitternd. Ihre Gelenke taten ihr weh, da sie in der Soldaten-Uniform geschlafen hatte. Aber der sich realistisch anfühlende Traum, ließ sie das nicht spüren. Was hatte Sephiroth auf einmal mit alledem zu tun? Er meinte selbst, es seien nicht seine Taten. Tauchte er denn immer und überall auf und das ausgerechnet in `ihren` Träumen? Miceyla erinnerte sich an seine zuletzt gesprochenen Worte, weder klangen sie wie eine Drohung, noch waren sie böse gemeint. Nein, das war ein Versprechen… Niemandem durfte sie von dem Traum erzählen, wirklich niemand! Es war ihr genug, wenn sie andauernd nach der Bedeutung ihrer Träume suchen musste, kam sie im wahren Leben nicht weiter. Miceyla`s Handy läutete, Tifa hatte ihr eine Nachricht gesendet. Das lockte nur so danach, mal einen Blick darauf zu werfen, vielleicht lenkte sie das ja ein wenig ab. „Hey Miceyla! Es soll jetzt ehrlich kein Vorwurf sein, aber du bist schon genauso wenig zu erreichen wie Cloud, wenn er unterwegs ist. Früher war das mal anders…Ich brauche dich nicht zu sehen, um zu wissen, dass du eine Auszeit gebrauchen könntest! Dafür hätte ich sogar schon einen Vorschlag. Cloud ist momentan für ein paar Tage Zuhause und wir wollen ein wenig Zeit mit der `Familie` verbringen. Warum kommst du nicht wenigstens einen Tag vorbei, deshalb reißen sie dir bei World Soldier garantiert nicht den Kopf ab! Außerdem täte dir der Aufenthalt unter Freunden, sicherlich mal wieder gut. Also bitte besuche uns, Cloud, die Kinder und ich würden sich wahnsinnig freuen! Liebe Grüße, Tifa." Tifa sprach ihr aus der Seele, natürlich wollte Miceyla ihre Freunde sehen. Und nichts war dagegen einzuwenden, dies auch in die Tat umzusetzen. Da wurde eine alte Idee zurück in ihre Erinnerung gerufen, die sich jetzt umsetzten ließe. Sie wählte Tifa`s Nummer und wartete bis sie dran ging. „Oh, Hallo Miceyla! Wie schön das du anrufst!“ Ihre Stimme klang gleichzeitig erfreut als auch überrascht, dass sie schon am frühen Tag anrief. Das zeigte nur, sie sollte unbedingt wieder etwas mit ihren Freunden unternehmen. „Na Tifa, du bist doch bestimmt neugierig zu erfahren, wie meine Antwort auf deine Nachricht lautet!“ Kam es Miceyla nur so vor oder schlich sich da eine fröhliche Stimmung bei ihr ein? Der Gedanke an die Begegnung mit Sephiroth, in ihrem apokalyptischen Traum, löste sich auf wie Nebel in der Morgendämmerung. „Was glaubst du denn, ich warte schon gespannt darauf!“, bestätigte sie, ein freundliches Lachen unterstrich ihre Worte. „Du kannst meinen spontanen Überlegungen danken, ich komme euch morgen besuchen! Ohne ein wenn und aber, wehe mich versucht einer aufzuhalten!“ Der Elan bei dem was sie sagte, klang mehr als überzeugend. „Wunderbar! Du zauberst uns ein Lächeln auf unsere Gesichter! Ich sage Cloud Bescheid und du ahnst ja nicht, wie sich Marlene und Denzel auf dein Kommen freuen werden! …Mir fällt gerade etwas ein, dass wäre doch die Gelegenheit, uns die Materia vorbeibringen zu können…“. Die Freude bei Tifa war groß, garantiert wollte sie noch mehr sagen, aber Miceyla unterbrach sie kurz. „Sicher, mache ich. Du Tifa, eine Frage hätte ich noch. Ist es in Ordnung, wenn ich einen neuen Freund mitbringen würde?“ Sie wusste, Tifa war schon immer offen für alles und jeden gewesen. „Klar, gewiss doch! Neue Freunde bereichern uns zu jeder Zeit“, gab sie ihr eine gutmütige, bejahende Antwort. „Ich danke dir, dann bis morgen!“ Ihr Besuch in Edge stand fest. „Bis morgen, wir freuen uns auf euch!“ Nach Tifa`s Verabschiedung legte Miceyla auf. Ihre Haut kribbelte vor Vorfreude, dass es endlich mal eine Gelegenheit gab, Ayko mit Cloud bekannt zu machen. Da gab es nur noch eine Hürde zu überwinden. Sie kam nicht drumherum, Genesis vorher Bescheid zu sagen. Ohne eine Abmeldung war es ihr nicht erlaubt, einen ganzen Tag wegzubleiben und das gerade in der momentanen Ausnahmesituation. Immer noch saß sie am Boden neben ihrem Bett und sehnte sich nach einem langen ausgiebigen, traumlosen Schlaf. Nichtsdestotrotz sollte Miceyla besser frühzeitig Bescheidgeben und Ayko musste sie ebenfalls fragen, was er von ihrem gemeinsamen Ausflug hielt. Also rappelte sie sich auf und streckte die Arme in die Luft, um ihre Muskeln zu lockern. Genesis wollte heute die organisatorischen Pläne vom Direktor, für den Ablauf im Trainingsraum suchen gehen. Es war also denkbar wo sie ihn finden konnte. Im Büro von Direktor Karin hatte sich nicht sonderlich viel verändert, seit seinem Tod war der Raum unberührt gewesen. Davor stand sie und ungewohnt war es, die erfahrene Stimme des Direktors, würde Miceyla niemals wieder zu hören bekommen. „Genesis, bist du da?“ Sie bemühte sich um einen normalen, sorglosen Ton, er sollte nicht gleich erahnen, dass sie vorhatte ihn mit einer unangenehmen Frage zu konfrontieren. Und wie sie es sich gedacht hatte, dort suchte er bereits nach besagten Unterlagen. „Komm nur rein, Miceyla! Mir ist eh schon langsam langweilig. In das Ordnungssystem unseres verstorbenen Direktors, habe ich mich noch nicht wirklich rein gefunden. Welche Aufgaben kriegen wir Soldaten wohl als nächstes?“, fragte er und verdrehte dabei die Augen, nahm die Angelegenheit aber ziemlich locker. Wahrscheinlich lag das an ihrer spontanen Anwesenheit, sonst hätte Genesis längst geflucht. Er musterte ihren nicht zu verbergenden schläfrigen Blick. In seinen himmelblauen Augen spiegelte sich die verlangende Lust wieder, dass sie länger in seiner Nähe blieb. „Willst du mir ein wenig Gesellschaft leisten?“ Unvermeidlich lächelte sie. „Gerne, ich hatte sowieso noch eine Frage…“ Während ihre Stimme in einem Gemurmel endete, zwang sie sich in Gedanken, ihm ihr Vorhaben mitzuteilen. 'Frag ihn einfach, egal wie er darauf reagiert…' „Natürlich, ich höre dir immer zu!“, versicherte Genesis, einfühlsamer hätte er das nicht sagen können. Miceyla betrat das Büro und durchstöberte abwesend, etliche Baupläne auf dem Schreibtisch. „Ich bin Tifa`s Vorschlag entgegen gekommen, dass wir uns morgen treffen wollen. Bei Cloud und ihr Zuhause in Edge. Ich sehe meine Freunde in der letzten Zeit so selten, ist es ein Umstand wenn ich…“ Er brauchte ihren Satz nicht bis zu seiner Vollendung zuzuhören, auch so verstand er sie. „Besuche deine Freunde ruhig, warum sollte ich da etwas dagegen haben? Jeden tut mal ein freier Tag gut!“, akzeptierte er freundlich, was sich bei Genesis schon fast unnatürlich anhörte. Gegen ihre Freizeit außerhalb von World Soldier hatte er nichts einzuwenden, weshalb auch. Gleich jedoch, würde sich das radikal ändern… Sie betrachtete weiterhin intensiv Unterlagen, nur um ihre Nervosität zu verbergen. „Ich bin noch nicht fertig…Meine Idee war, Ayko mal mitzunehmen und ihnen vorzustellen…“ Miceyla biss die Zähne zusammen, ihr Blick durchlöcherte den Schreibtisch, gezwungen auf seine Reaktion zu warten. Sie spürte wie die Wut in Genesis hervor kroch. „Du willst…Ayko, wen auch sonst…“, zischte er die Worte nur so heraus. Sein Zorn galt nicht ihr, dass war klar. Hatte sie gerade die angespannte Ruhe gebrochen? Gewiss war es dafür zu spät, dass was sie ausgesprochen hatte wieder zurückzunehmen. Andererseits verstand sie immer noch nicht, weshalb er wütend reagierte, wenn sie Zeit mit ihrem Freund und Kamerad Ayko verbringen wollte. Niemals hätte Miceyla vorgehabt Genesis damit zu ärgern. „Pah! Ein Unmensch wäre ich, würde ich mich dem widersetzten. Geht nur, amüsiert euch morgen! Interessiert mich doch nicht…!“, blaffte er voller Desinteresse. Das ließ sie erschaudern, lange war seine Reizbarkeit nicht mehr so deutlich, wie gerade zum Vorschein gekommen. „Genesis…es ist nur ein Tag, mehr nicht…“, sprach sie beruhigend, was jetzt allerdings wenig brachte. „Was stehst du noch weiter hier herum? Willst du ` ihm` nicht die positive Nachricht überbringen, er wird deine Freude mit dir teilen. Das ist es doch was du willst, nichts anderes als das!“ Sobald er mit schimpfender Stimme endete, tat er so als sei sie nicht mehr da und suchte verbissen weiter. Warum kam Miceyla einfach nicht dahinter, welches Gefühl sich hinter seiner Wut verbarg. Hätte sie es früher erahnt, wäre vielleicht einiges anders verlaufen… „Wir werden zeitig zurück sein…“, murmelte sie beim hinausgehen. Noch einen letzten, ja gar fast sehnsüchtigen Blick warf sie auf Genesis, jedoch war der mit dem Rücken zu ihr gekehrt. 'Das Leben meint es nicht immer gut mit einem. Zack, welch wahre Worte!' Sie seufzte bei der Erinnerung an das, was ihr verstorbener Freund gesagt hatte. Trotz allem gab er niemals auf im Leben und sie würde es ebenfalls nicht tun! Egal wie schwer es sein wird, die Zukunft zu meistern. „Es kommt mir so vor, als wolltest du deine freie Zeit lieber mit Ayko verbringen. Im Trainingsraum, bei Missionen, einfach immer…Warum nicht mit mir? Habe ich mich in allem geirrt? Nein, garantiert nicht! Seit dem ersten Tag an wo uns begegnet sind, lernte ich einen Menschen in dir kennen, der mir so nahe steht wie keiner zuvor…“, flüsterte Genesis beklommen. Hören konnte Miceyla ihn nicht mehr, sie schloss bereits die Tür hinter sich. Eigentlich sollte sie Freude empfinden für ihr morgiges Ereignis, jetzt war sie jedoch gezwungen worden, dem mit gespaltenen Gefühlen entgegenzublicken. Sie fand Ayko bei dem Missionsübersichtsmonitor und bemühte sich um eine positive Ausstrahlung. Gerade sprach er mit zwei anderen zweite Klasse-Soldaten und klang dabei überraschend hoch motiviert. „Das wäre es dann erstmal, für das Morgentraining. Ich danke euch, eure Anstrengungen waren in Höchstform! Sucht am besten nach Missionen, welche ihr in den nächsten Tagen bewältigen wollt. Nächste Woche üben wir dann mit der neuen Materia wie ihr wisst, bereitet euch darauf vor!“ Ayko`s Selbstsicherheit bei seinen Taten war enorm gestiegen und steigerte umso mehr das Vertrauen der Soldaten in ihn. Das machte Miceyla einfach nur stolz und erleichterte auf gewisse Weise ihr Herz. „Selbstverständlich!“ „Wird gemacht!“ Mit dieser viel versprechenden Abmeldung stapften sie davon, um ihren Auftrag zu erfüllen. Voller Zufriedenheit sah Ayko ihnen nach. „Wunderbar! Ihr nächstes Training, kann um eine ordentliche Schwierigkeitsstufe erhöht werden!“ Miceyla schien in seinen Augen die ganze Zeit, als sei sie unsichtbar. Ihre Anwesenheit bemerkte er nun, schweigsam und mit einem Lächeln der versteckten Vorfreude stand sie neben ihm. „Öh Miceyla, Hallo! ...Stehst du schon lange hier? Ich rede nicht oft mit mir selbst, glaube das! Manchmal muss man eben seine Überlegungen laut aussprechen, dass ist alles…!“ Ein vertuschendes Strahlen huschte über sein Gesicht, die innerliche Verlegenheit wurde somit bei ihm überspielt. „Ich muss dir etwas erzählen, hoffe das sagt dir zu! Morgen habe ich vor noch mal einen Abstecher nach Edge, zum Seventh Heaven zu machen. Und ich frage dich jetzt, ob du Lust hast mich zu begleiten, dass wäre deine Chance endlich mal Cloud und Tifa kennen zu lernen!“ Erwartungsvoll sah sie ihn an. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte sie lesen, dass er mit so einem Vorschlag überhaupt nicht gerechnet hatte und war völlig überrascht. Dennoch kroch die Aufregung bei ihm hervor. „…Cloud, keiner hat Zack so gut gekannt wie er…“, sagte Ayko und schien sich vorzustellen, wie es wäre einmal auf ihn zu treffen. „Ihr zwei könntet euch sicherlich prächtig unterhalten, davon bin ich überzeugt!“, fing Miceyla an ihn zu überreden, da sie merkte wie er zögerte. "Ich komme wirklich gerne mit dir mit, aber Genesis…“ Er flüsterte nur, Genesis könnte ja schließlich überall lauern und seinen Worten lauschen. „Die Erlaubnis wurde vom General höchstpersönlich besiegelt! Wir dürfen morgen losgehen, mach dir da mal keine Sorgen!“, versicherte sie sicherstellend. „Na sieh an…wir können von Glück sagen, das du ihn gefragt hast und nicht ich!“ Ein klein wenig erleichtert war Ayko schon, trotzdem blieb das Risiko, welches sich dadurch auftat. „Jippie! Ein Tag nicht bei World Soldier! Edge wir kommen!“, jubelte er euphorisch. Seine zweifelhafte Miene wurde ersetzt durch ein freudiges Lächeln. Genesis stand etwas weiter von ihnen weg im versteckten Abseits und beobachtete ihre fröhlichen Gesichter. Warum stand er dort und betrachtete die beiden, wo es ihn doch so sehr schmerzte? 'Freue dich ruhig, Ayko. Genieße die gemeinsame Zeit mit Miceyla, es wird ganz bestimmt deine letzte sein!' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)