Diablo von Gwynifer (Zorro, Sanji centric) ================================================================================ Kapitel 2: Zoro: Walking with Spiders ------------------------------------- Hallo, es geht weiter. Hat im Weihnachtsstress etwas länger gedauert, aber ich bin relativ zufrieden. Hoffe es gefällt euch. ____________________________________________________________ Zoro: Walking with Spiders Als ich wieder in die Straße zurückgerannt war, in der ich den Smutje allein gelassen hatte, wusste ich warum dieser geschrien hatte. Das hässlichste Wesen, das ich in meinem ganzen Leben je gesehen hatte, versperrte dort den Weg. Eine mindestens vier Meter große, schwarze Spinne hatte ihr Netz zwischen den Häuserzeilen gespannt. Ihr Körper bestand aus einem enorm prallen Hinterleib, acht widerlich langen, haarigen Beinen, einem kleinen Kopf und einigen Paaren weißer Augen, in denen der Schein der Flammen gespenstisch flackerte. Die Kieferklauen, so groß wie eine riesige Zange, klackten aufgeregt. Doch das war es nicht einmal, was mich schockte. Waren das lange Haare auf dem hässlichen Kopf? Irgendwie hatte dieses Scheusal etwas erschreckend Menschliches. Das war keine normale Spinne. Das war ein Zoanteufelsfruchtnutzer. Die Spinne hatte mich nicht entdeckt. Vielmehr war sie mit dem neuen Opfer in ihrem Netz beschäftigt, auf das sie in beachtlicher Geschwindigkeit zu krabbelte. Die dürren Beine bewegten sich rasend schnell über das gesponnene Netz, fast schien sie zu gleiten. Sanji stattdessen unternahm keinerlei Versuch sich zu befreien, noch schien er mich bemerkt zu haben. Er starrte die Spinne mit so einem Entsetzen an, dass ich mir sicher war, dass er sich nicht einmal rühren hätte können, würde er nicht in diesem Netz festsitzen. Und fuck wie bekam ich den da jetzt raus?! Ich musste das Netz zerstören, soviel war klar. Das würde die Spinne erst einmal von Sanji ablenken. Denn würde ich jetzt direkt auf dieses Monster losgehen, würde es wohl den Smutje genauso erwischen. Ich zog meine Schwerter, steckte mein Wado-Ichi-Monji zwischen die Zähne und preschte einfach geradeaus auf das Netz zu. Darin hingen bereits einige versponnene Klumpen und ich brauchte nicht lange darüber nachdenken, um zu wissen, dass das einmal Menschen gewesen waren. In was für einen Horror waren wir auf dieser Insel nur gestolpert?! Im Laufen registrierte ich die Fäden, mit denen das Geflecht an den Häusermauern befestigt war. Es waren viel dickere als bei gewöhnlichen Spinnen, fast so dick wie ein Kinderarm. Musste wohl auch an der Größe von dem Monstrum liegen. Ich holte mit meinen Schwertern aus, zielte auf die linke Befestigung des Netzes. Die Klingen prallten darauf zu und ich riss erstaunt die Augen auf, als ich den Widerstand spürte. Die Fäden hatten nicht wirklich die Konsistenz, die ich mir vorgestellt hatte, sondern eher die von Eisen. Trotzdem schaffte ich es, das Netz von der Hauswand zu lösen. Es kippte rechts nach vorne und nun hatte ich es endlich geschafft die Aufmerksamkeit der Spinne auf mich zu lenken. Ihr entkam ein zischendes Fauchen, die Klauen klackten bedrohlich und sie stellte die Vorderbeine auf. „Na komm schon du hässliches Vieh!“, schrie ich jetzt einfach, „Komm schon, hol mich. Hier bin ich!“ Den letzten Satz konnte ich kaum fertigbringen, denn das hässliche Vieh schoss einen Faden auf mich ab. „Fuck!“ Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es in ein Eck zu hechten und mich dort abzurollen, ohne mich dabei zu verletzen, bevor ein weiterer Faden auf mich abgefeuert wurde, der nur knapp über meinem Kopf gegen eine Häuserwand schlug. Mauerschutt bröselte auf mich herab. Dann hörte ich die Stimme des Smutjes, der sich anscheinend endlich aus seiner Schockstarre gelöst hatte. „Was machst du da!? Pass auf!“ Als ob ich das nicht selber sehen würde! Das Monstervieh war ja schließlich kaum zu übersehen! Der Koch kotzte mich wirklich an. Da wollte man ihm das Leben retten und wurde noch dabei belehrt! Irgendwie musste ich das Vieh ja von ihm weglocken. Doch im selben Moment, als ich dachte die Spinne würde wieder mich angreifen, schien sie es sich anders überlegt zu haben. Sie hatte den Smutje erreicht, was mir bei der ganzen Ausweicherei und vor lauter Spinnenfäden irgendwie nicht aufgefallen war. Sie klackte erneut mit den Klauen und bohrte sie dann in Sanjis rechten Arm. Und verdammt, die Dinger waren echt riesig. Den Schrei des Smutjes hörte ich dabei nicht mehr wirklich, denn ich schrie selber auf und stürzte einfach geradewegs auf die Spinne zu. Jetzt ließ ich alle Vorsicht fallen, denn es war eh schon zu spät. Mit einem Satz war ich bei dem Netz. Wie von selbst schnellte mir mein Wado-Ichi-Monji in die Hand und ich sprang. Sprang genau in das Netz des Monsters und versetzte dem dicken Hinterleib einen Schlag. Ich spürte wie die Klinge meines Schwertes den Körper der Spinne durchschnitt, als würde man Butter schneiden. Stinkende, schleimige Flüssigkeit spritzte mir entgegen. Die Spinne stieß ein zorniges Fauchen aus, flog durch die Wucht meines Schlages mitsamt mir nach Hinten und riss ihr eigenes Netz entzwei. Sie landete am Rücken auf der Straße, wo die vielen Beine hilflos durch die Luft zappelten. Keuchend glitt ich von ihr, stolperte einige Schritte angeekelt zurück und versetzte dem zuckenden Körper einen erneuten Hieb, bevor es die Spinne schaffen würde, wieder auf die Beine zu kommen und mich auch noch mit ihren Klauen anzugreifen. Dieses Mal schnitt ich den Körper komplett entzwei. Es gab ein widerlich schmatzendes Geräusch. Die Spinnenbeine zuckten noch, dann erstarb jede Bewegung und sie verharrten in verschiedene Richtungen abstehend. Ich atmete erleichtert auf. Jetzt erst spürte ich, wie mein Körper vor Anspannung bebte. Langsam verlor ich die Kontrolle über die Situation. Nein, ich hatte sie bereits verloren. Als ich mich umsah, fiel mir auf, dass schier die ganze Straße eingewebt war. Alles war mit den weißen Spinnenfäden bedeckt. Und fast schien es, als wäre der Weg vor mir verschneit. Ein gutes hatte dieses Feuer. Es beleuchtete jeden einzelnen Umriss so hell, dass ich nicht Gefahr lief, mich selbst in Netzresten zu verheddern. Langsam trat ich auf die Gestalt zu, die vor mir am Boden lag. Als ich es geschafft hatte, das Netz zu zerteilen, war auch der Körper des Smutjes auf die Straße gefallen. Dort lag er jetzt, überzogen mit einer weißen Schicht Spinnennetz. Ich streckte eine Hand aus. Ich hatte keine Angst, was mich nun erwarten würde. Gut, der Koch lag hier am Boden und rührte sich nicht. Aber tot konnte er nicht sein. Nein, wir hatten doch bereits schlimmeres hinter uns. Ein wenig unsanft vielleicht packte ich ihn im Kragen und zog ihn in die Höhe, um ihn genauer zu betrachten. „Hey!“, zischte ich dabei energisch, „Komm schon, nimm dich mal zusammen.“ Sanjis Augen waren halb geöffnet, aber sie sahen mich nicht an. Das Blau in ihnen wirkte stumpf und leblos. Das Blut, das immer noch seine Haare verklebte, machte den Anblick nicht besser. Er sah tot aus. Oh Gott! Okay, ganz ruhig! Der ist nicht tot! Ist er nicht, rief ich mich selbst zur Ordnung und kontrollierte den Puls an Sanjis Halsschlagader. Da war ein stetiges, zwar langsames, aber doch äußerst energisches Pochen, das gegen meine Finger drückte. Gott sei dank, der Idiot war am Leben! Doch mir fiel ein, wo die Spinne ihn gebissen hatte und ich packte seinen Arm und riss Sanjis blutigen Hemdärmel herunter. Da waren zwei Löcher, groß wie Hühnereier aus denen unaufhörlich Blut floss. Mir kam es so vor, als würde sich die Haut um die Wunden bereits merkwürdig verfärben. Gift, schoss es mir wie ein Pistolenschuss durch den Kopf. Und mir kamen Robins Worte wieder in den Sinn. Wir waren einmal auf dieser Tropeninsel gewesen. Da hatte es vor Spinnen nur so gewimmelt. Und sie hatte gesagt, passt auf, viele dieser Arten sind giftig und sogar tödlich für Menschen. Aber diese Spinnen hatten nicht annährend die Größe von dieser hier gehabt. Scheiße! Was sollte ich denn jetzt tun!? Ich war kein verdammter Arzt! Erstmal, Ruhe bewahren! Gut das war leicht gesagt, wie sollte man in diesem ganzen Chaos Ruhe bewahren!? Chopper! Ja! Ich musste Chopper suchen. Ich musste zum Schiff. Das war vielleicht wirklich die einzige Lösung. Zumindest die einzig logische. Während ich so mit meinen Gedanken rang, hörte ich das Geräusch hinter mir kaum. Derweil war es fast das gleiche schmatzende Geräusch, mit dem ich den Körper der Spinne durchschnitten hatte. Erst als sich die beiden Körperteile bereits wieder zusammengesetzt und die langen Beine sich entknotet hatten und das Monster erneut einen fauchenden Laut ausstieß, wirbelte ich herum. Und gefror zu einer Salzsäule. Klackende Klauen kamen auf mich zu. Acht glasige, leere Augenpaare starrten mich an. Und alle projizierten mein eigenes geschocktes Gesicht wider. Erst als ein dicker Spinnenfaden auf mich zugeschossen kam, schaffte ich es die Starre von mir abzuschütteln. Ich schnellte herum, packte den Smutje, warf ihn mir über die Schulter und sprintete los, als wäre der leibhaftige Teufel hinter mir her. Und wer weiß? Vielleicht war er das ja auch. Immerhin, so dachte ich während ich um mein und Sanjis Leben rannte, hatte der Smutje recht gehabt. Seine Worte flirrten durch meinen Kopf, wie ein Schwarm aufgeregter Motten um einen Lichtpunkt. – Nicht zu besiegen – Zellen regenerieren sich – habe es selbst gesehen – Verletzungen wieder geheilt – wir müssen zum Schiff! Ich hatte nicht einmal eine Ahnung wohin ich rannte. Und die hätte ich nicht einmal gehabt, wenn ich beim Laufen nicht vor Anstrengung die Augen zusammengekniffen hätte. Hinter mir schlugen Fädengeschosse gegen die Häuserwände. Schutt und Dreck schleuderte hinter mir her. Ich hörte den Körper den Spinne gegen Mauern und Gebäude krachen. Ihr schien alles egal. Hauptsache ihre Beute würde ihr nicht entgehen. Zu allem Überfluss war es auf den Straßen mittlerweile so heiß wie in einem Dampfkessel. Ich keuchte und spürte wie mir jeder Schritt den Atem nahm. Wahrscheinlich würde hier auch bald alles in die Luft fliegen und wir mit. Vielleicht sollte ich mich ja auch von der Spinne fressen lassen. Vielleicht war das der schönere Tod. Immerhin hatte ich eine Wahl. Verdammt, was geschah hier nur um mich rum!? Einer der Spinnenfäden schlug knapp neben mir in der Straße ein und riss mich fast von den Füßen. Ich stolperte, ruderte noch hilflos mit den Armen und knallte gegen eine Hausmauer. Sanjis Körper kam mir so ungeheuerlich schwer vor, aber ich hatte Angst den letzten meiner Nakama auch noch zu verlieren. Jetzt, wo ich nicht einmal Gewissheit darüber hatte, was mit den anderen geschehen war. Nein, ich gab so schnell nicht auf! Lebend würde mich diese Bestie nie bekommen. Ich zog den Kopf ein, stieß dabei einen vielleicht sogar fast verzweifelten, fast unglaublich wütenden Aufschrei aus und preschte weiter. Ich schaffe das! Ich schaffe es, murmelte ich dabei vor mich hin, fast wie ein Mantra und hatte keinerlei Ahnung wohin ich rannte. Die Straßen waren mittlerweile alle menschenleer. Vermutlich waren sie alle tot, dachte ich noch verbittert. Eine andere Erklärung gab es kaum, denn mehrfach wäre ich fast über Blutlachen am Boden geschlittert. Wohin die Körper verschwunden waren, fragte ich mich erst gar nicht. Hier lebte keiner mehr. Doch ich irrte mich. Ich schleuderte gerade um eine Häuserecke, als mir auf einmal eine Gestalt den Weg versperrte. Fast hätte ich sie über den Haufen gerannt und ich staunte nicht schlecht, als ich erkannte, dass es sich um den Wirt handelte. Sein Gesichtsausdruck musste dem meinen sehr ähnlich sein. Kurz musterte er mich. Ich sah förmlich wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Doch dann erscholl erneut das Fauchen der Spinne und der Mann fluchte, packte mich am Arm, riss eine Tür auf und schob mich unsanft hinein. Ich war viel zu verwirrt, als dass ich mich hätte wehren oder protestieren können. Es dauerte einen Moment bis ich begriff, dass ich mich wieder in der Bar befand, der ich noch vor kurzem einen Besuch abgestattet hatte. Verdammt, das fühlte sich an wie aus einem anderen Leben. Doch auch hier stand die Hälfte des Raumes bereits in Flammen. Das Dach vollkommen. Balken ächzten über unseren Köpfen und die Hitze schlug mir so extrem entgegen, als würde mir jemand eine brennend heiße Hand aufs Gesicht drücken. Ich konnte ein Husten nicht verhindern. „Was?“, brachte ich noch hervor, doch der Wirt schüttelte nur fast zornig den Kopf. „Hier her!“, antwortete er unwirsch und zog mich hinter die Bar, wo er eine eiserne Platte in die Höhe stemmte, „ Runter da! Uns fliegt hier eh gleich alles um die Ohren!“ Einen sekundenbruchteil zögerte ich. Aber dann tat ich einfach wie mir geheißen. Unter der Platte schien sich eine Art Keller zu befinden, zu dem eine steile Eisentreppe nach unten führte. Ich umklammerte den Smutje fester und stieg nun einfach in die Dunkelheit hinab. Ich hatte ja kaum eine andere Wahl. Ich hörte wie mir der Wirt folgte. Dann fiel die Falltür quietschend ins Schloss und es wurde finster um mich herum. Erst das Zischen eines Streichholzes und darauf eine angezündete Kerze brachte wieder Licht in die Dunkelheit. Der Wirt stand vor mir und starrte mich an. Im Kerzenschein wirkte sein Gesicht alt und nahezu unheimlich. Dann fiel sein Blick auf Sanji und er sagte nur: „Seid froh, dass ihr auf mich gestoßen seid. Dass hier ist mein Geheimversteck. Ich wusste ja schon immer, dass die Marine eines Tages kommen würde. Aber ich habe vorgesorgt.“ „Hören Sie“, begann ich, aber wusste nicht was ich sagen sollte. Fragen hätte ich eigentlich viele gehabt. Der Wirt stellte die Kerze nun auf einem kleinen Tisch im Raum ab und ging auf eines der Regale an der Wand zu. Im Raum befanden sich mehrere Regale. Dieser Keller schien wohl darauf ausgerichtet zu sein, um hier länger zu überleben, denn die Schränke waren vollgestopft mit Konservendosen, haltbaren Lebensmitteln, vielen Flaschen und wie ich erleichtert feststellte einem Medizinkoffer. „Mein Name ist Gero“, sagte er auf einmal und machte sich an dem Medizinkoffer zu schaffen. Gut, dann tauschten wir eben Nettigkeiten aus. „Zoro“, antwortete ich. „Und dein Freund hier?“, fragte Gero und wandte sich um, Sanji musternd, „Was ist passiert?“ „Er… ich weiß auch nicht. Naja also, schon er wurde von einer riesigen Spinne gebissen und ich… äh.“ Ja, das war ja auch so einfach zu erklären und klang fast gar nicht, als hätte ich sie nicht mehr alle! Aber Gero sagte nichts zu dieser absolut aufschlussreichen Bemerkung. Er deutete nur auf eine etwas mitgenommen aussehende Matratze, die in einem Eck lag. „Ich seh mir das gleich an.“ Okay gut, vielleicht war ich hier ja wirklich auf eine Art Hobby Doktor gestoßen. Ich trug Sanji zu der Matratze und ließ ihn vorsichtig darauf sinken. Dann sah ich ihn mir das erste Mal richtig an und erschrak. Er sah ziemlich schlecht aus. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gesammelt, die blonden Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, sein Atem ging stockend und die Augen starrten mich immer noch leer an. Doch ich hatte das Gefühl, als läge etwas Hilfesuchendes in ihnen. Oh nein, die anderen würden mich töten, wenn ich unseren Koch abkratzen ließ. Ganz davon abgesehen, dass ich mir das selber nicht verzeihen könnte. Immerhin, er hatte mit allem Recht gehabt. Und wenn ich ehrlich war, war das hier meine Schuld. Gut er hätte auch die Augen aufmachen können, bevor er in ein riesiges Spinnennetz gerannt war! Ach fuck! Ich trat einen Schritt beiseite, als ich den Doktor, nein, den Wirt, hinter mir hörte und murmelte nur noch: „Ich hoffe Sie wissen was sie da tun“, ehe ich die Arme verschränkte und auf Sanji und Gero hinabstarrte. Doch dieser schüttelte den Kopf. „Nein, nicht so wirklich.“ Na klasse! „Hier in der Gegend gibt es keine Giftspinnen. Aber ich bin in meinem Leben viel herumgekommen und hab mal gehört, was man dagegen tun kann.“ „Was denn“, fragte ich trocken, „den Arm amputieren?“ Das würde mir der Koch danken. So wie ich ihn kannte, war er dann wahrscheinlich lieber tot. Gero grinste jetzt nur schief. „Naja das wäre die letzte Möglichkeit, aber ich glaub dafür hab ich nicht das richtige Werkzeug bereit. Obwohl, deine Schwerter sehen geeignet aus.“ Okay… langsam wurde diese Unterhaltung skurril! An was für einen Irren war ich nun schon wieder geraten? Das Pech schien mich wirklich zu verfolgen. „Jetzt machen Sie schon“, sagte ich leise und hörte, dass Nervosität in meiner Stimme mitschwang. Nun ließ sich Gero nicht mehr beirren. Er riss sich den eigenen Gürtel aus der Hose und griff nach Sanjis Arm. Er verlor dabei kein Wort über die zwei riesigen Wunden, die mittlerweile eine wässrige Flüssigkeit aussonderten, sondern schnürte den Gürtel fest um den verletzten Oberarm des Smutjes. Dann stand er auf, holte eine Flasche aus einem der Regale, zog ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche und goss etwas von der Flasche auf das Messer. „Zum desinfizieren“, murmelte er an mich gerichtet, „Ich weiß nicht, wenn wir Glück haben, ist das hier nur lähmendes Gift. Das heißt dein Kumpel hier wird sich einige Zeit nicht bewegen können. In den meisten Fällen injizieren Spinnen aber eine Art Sekret, dass die Körper ihrer Opfer von innen zersetzt. Und dann saugt die Spinne, das was noch ü…“ „Schon gut“, unterbrach ich ihn jetzt und hatte Mühe mir nicht „von innen zersetzen“ vorzustellen. Und wenn es soweit war, dass sich jemand „von innen zersetzte“, hieß das wohl mit Bestimmtheit, dass er das „von innen zersetzen“ nicht überleben würde. Oh fuck…Chopper wüsste jetzt bestimmt was zu tun war. Aber ich saß hier in einem Kellerloch mit einem vielleicht etwas größenwahnsinnigen Wirt, der sich selbst für einen Arzt hielt und hoffte darauf, dass die anscheinend einprozentige Chance bestand, dass sich der Smutje nicht von innen zersetzte! Das hielt ich nicht länger aus. Ich schritt auf eines der Regale zu, schnappte mir eine x-beliebige Flasche, zog den Korken heraus und stürzte mir den Inhalt in den Rachen. Allem Anschein nach hatte ich Whiskey erwischt. Gut, das war ein guter Jahrgang! Und er räumte mein Gehirn so wunderbar frei. „Eine gute Wahl“, kam die Stimme des Doktors… des Wirts, „15 Jahre im Fass gereift. Wusstest du, dass das Wort Whiskey ursprünglich Wasser des Lebens bedeutet.“ Nein, das wusste ich nicht. Der Wirt schien darum bemüht, mich von den ganzen Geschehnissen um mich herum abzulenken. Nett von ihm. Wirklich freundlich. Ich nahm einen erneuten Schluck und sah nun zu, wie er das Taschenmesser zückte und beide Wunden auf Sanjis Arm ausschnitt. Ich hätte erwartet, dass Sanji sich vor Schmerzen aufbäumen und den Typen wegstoßen würde, aber er regte sich überhaupt nicht. Er zuckte nicht einmal zusammen. Vielleicht stimmte das ja mit der lähmenden Wirkung des Giftes und es war wohl auch besser so. Wahrscheinlich hatte der Smutje Glück und spürte gar nichts, denn was der Wirt da machte, sah zumindest nicht besonders wohltuend aus. Das ganze endete damit, dass er beide Wunden mit einem groben Faden nähte – das würde ganz fürchterliche Narben geben – und noch einmal etwas vom Inhalt der Flasche darüber kippte. Den Rest trank er dann selber aus, wischte sich über den Mund und zog einen langen weißen Verband aus dem Medizinkoffer. Ich hatte die ganze Zeit nur schweigend dabei zu gesehen. Der Whiskey hatte irgendwie einen fast betäubenden Effekt und es schien als würden alle weiteren Geschehnisse von mir abprallen. Deswegen zuckte ich auch zusammen, als ich erneut angesprochen wurde. „So, das war alles was ich tun konnte“, sagte Gero und ließ sich ächzend auf einen nahen Stuhl fallen, „wir müssen bis morgen abwarten. Und das müssen wir ohnehin. Ich nehm an, das Gebäude stürzt gleich ein. Dann müssen wir eh schauen, wie wir hier wieder rauskommen.“ Das klang ja vielversprechend. Und miteinemmal drängten sich die vorherigen Ereignisse wieder in mein Bewusstsein. Ich kam mir in diesem Keller vor, als wäre ich auf einmal in eine andere Welt eingetaucht. Derweil tobte dort oben immer noch das Feuer. Derweil waren meine Freunde immer noch verschwunden. Und… ich saß hier und wartete bis morgen? Nein, das konnte ich nicht tun. Irgendjemand musste zum Schiff und sehen was dort los war. Vielleicht hatte es ja – wie Sanji gemeint hatte – wirklich jemand zum Schiff geschafft und war nun dort alleine und… Ja, ich musste nachsehen. Ich stellte die Whiskey Flasche am Tisch ab und warf einen Blick zu Sanji, der nun zur Wand gedreht auf der Matratze lag. Sein Atem ging keuchend und vermischte sich mit den Geräuschen von oben - den Geräuschen niederbrennender, einstürzender Häuser - zu einem gespenstischen Klang. Der Verband den Gero um seinen Arm geschlungen hatte, war auch nicht sehr lange weiß geblieben. Es bildeten sich darauf bereits dunkelrote Flecken, denen man beim Wachsen zusehen konnte. „Ich gehe jetzt hoch und versuch zum Schiff zu kommen“, sagte ich fast beruhigender zu Sanji, als ich es beabsichtigt hatte. Irgendwie hatte ich nämlich das Gefühl, dass der Smutje mich hören konnte. Und irgendwie hatte ich auch Angst, dass es das letzte Mal sein würde, dass ich ihn lebend zu Gesicht bekommen würde. Oder dass ich vielleicht auch nicht zurückkehren würde. Immerhin war diese Monsterspinne noch irgendwo dort oben und lauerte wahrscheinlich im Dunklen auf mich. Gero sah auf, aber er sagte nur. „Das ist ziemlich dumm. Aber ich werd dich nicht aufhalten Junge. Du solltest aber schnell gehen, sonst kracht dir meine Kneipe noch auf den Kopf. Ich bin hier falls du zurückkommst.“ Das machte ja richtig Mut. „Ich werde zurückkommen“, sagte ich nur und stieg die Eisentreppe zurück nach oben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)