Gefährliche DNA 2.2 von Mireille_01 (Was tun, wenn Biowaffen Gefühle haben?) ================================================================================ Kapitel 2: Das Gesetz des Stärkeren ----------------------------------- Schloss Lisenka wurde von hunderten von Wölfen umkreist. Sie jaulten und knurrten den Mond an, der sich manchmal durch die Schneewolken zeigte. Sonst herrschte Ruhe und Stille. Eine unnatürliche Stille, von dieser Art, die eine Spannung in der Luft hält, die schon fast greifbar war. Die Wölfe saßen und standen allein oder in kleinen Gruppen verteilt auf dem Campus herum. Die Springbrunnen waren verfärbt vom Blut der Opfer, die bereits dieser schreckliche Virus gefordert hatte. Plötzlich hörte man ein metallisches Klicken und alarmiert hoben die Wölfe im Takt den Kopf. Sie richteten die Ohren auf und einige begannen bereits zu knurren. Das Eingangstor öffnete sich und das Fell der Wölfe sträubte sich. Eine schlanke, kleinere Gestalt schob sich durch das geöffnete Gitter. Sie hatte schöne blond-schwarz gefärbte Haare und trug eine recht frisch aussehende Kleidung. Das Mädchen fror allerdings nicht. Sie blickte fest in die Augen der Wölfe. Diese starrten wie gebannt zurück. Dieses Mädchen hatte keine menschlichen Augen - darum waren alle Wölfe wie fasziniert. Es waren die gleichen Augen, die sie alle hatten - blau und grell leuchtend. Sie war eine von ihnen. Lily spürte wie die Wölfe auf sie reagierten. Sie tat einen Schritt nach dem anderen, es bildete sich um sie eine Schneise. Die Wölfe wichen untergeben zurück. Lilys Blick blieb kalt und hart. Sie hatte keine Ahnung, ob ihr Plan funktionieren würde. "Wölfe sind Rudeltiere, aber sie können auch als Einzelgänger überleben..." hörte sie Henrys Worte in ihren Ohren widerhallen: "Wenn sie in einer Gruppe leben, suchen sie sich einen Anführer. Das ist meistens der stärkste und dominanteste Wolf des Rudels. Ich bin mir ziemlich sicher Lily, dass du deinen Bruder auch so kontrollieren kannst. Sei die dominante Rudelführerin!" Lily hoffte, dass Henry sich nicht getäuscht hatte. Sie hielt die nutzlose leere Hülle ihres zerbrochenen Schwertes immer noch in der Hand, bereit sich zu verteidigen. Doch die Wölfe wichen immer noch zurück, viele wagten es gar nicht in ihre Augen zu sehen. Lily nickte. Sie drehte sich um und rief leise: "Ihr könnt kommen!" Lange Zeit bewegte sich nichts, dann schob sich ein drahtiger Junge mit Rasterlocken durch das offenstehende Tor hindurch. Lily hatte den Mechanismus blockiert, damit sie auch ohne Schülerausweis ins Schloss kamen. Ungläubig starrte Tom auf die kriechenden Wölfe. "Wow - wie hast du-?" wollte er fragen, doch kaum hatte er den Mund geöffnet, begannen die Wölfe zu knurren, fletschten die Zähne und stellten ihr Nackenfell auf. Lilys Warnruf kam fast zu spät:" GEH ZURÜCK! SOFORT!" Tom ließ sich das nicht zweimal sagen, mit einem Satz war er wieder hinter dem Gitter und dieses hielt glücklicherweise auch die Wölfe von ihm fern. "Wartet bis ich hole!" rief Lily noch. Da griff sie bereits einer der abwartenden Wölfe an. Lily konnte elegant wegspringen und blieb schlitternd im frisch gefallenen Schnee stehen. Sie hob die leere Schwerthülle und hoffte, dass sie jetzt keinen Fehler begangen hatte. "Na kommt schon - ihr blöden Köter!" knurrte sie. Die Wölfe scharten sich zusammen, knurrend und jaulend, sie kreisten Lily ein. Diese atmete tief durch und hob ihre Schwerthülle, grinste frech und sagte leise: "Zeigt was ihr drauf habt!" Im selben Moment griffen die Wölfe an. Sie schlugen mit ihren gewaltigen Krallen nach Lily, die jedoch jedes Mal um Haaresbreite zu entkommen schien. Sie sprang über ihre Köpfe hinweg und schlug so viele Wölfe tot, wie sie mit ihrer Schwerthülle erreichen konnte. Plötzlich riss sie ein Wolf zu Boden und stürzte sich auf sie. Lily konnte noch rechtzeitig die Schwerthülle zwischen sich und den Wolf bringen. Wütend, schnappend und knurrend verbiss dieser sich darin und Lily hörte bereits das edle Holz mit Metallverzierungen knacken und Risse bröckeln. "Verdammt!" dachte sie und spürte wie die anderen Wölfe zurückwichen und den Kampf beobachteten. "Wenigsten sind sie faire Gegner!" dachte Lily sarkastisch und bemühte sich nicht den Abstand zu verlieren, der zwischen dem schnappenden Wolf und ihr noch war. Sie robbte auf dem Rücken durch den Schnee, teils aus eigener Kraft, teils weil der Wolf selbst eine gewaltige Schubkraft hatte. Außerdem war er verflucht schwer. Lily robbte immer weiter, bis sie gegen etwas stieß. Schmerzhaft die Augen zu Schlitzen verzogen, drehte sie ihren Kopf soweit es der kämpfende Wolf zuließ nach hinten und erkannte den stillgelegten Brunnen. Da kam ihr eine Idee. Sie brachte ihre letzten Kräfte auf und konnte so mehr Abstand zwischen sich und den Wolf bringen. Mit einem saftigen Fußtritt in den Magen schleuderte sie die Bestie von sich weg, sprang auf und schlug einen Salto über den Brunnen. Natürlich folgte ihr der Wolf. Mitten im Salto erkannte Lily den Grund für den stillgelegten Brunnen. Beinahe wurde sogar ihr übel. Im Wasserdruckventil, das auch gleichzeitig die Hauptdüse war, steckte eine abgetrennte Hand. Lily konnte geradezu die Bissspuren erkennen. Sie biss sich wütend auf die Unterlippe und duckte sich als der Wolf auf sie zusprang. Dieser flog über sie hinweg. Schlitternd kam er zum Stehen, drehte sich abrupt um und jagte bereits wieder auf Lily zu. Diese nahm ebenfalls Anlauf, sprang erneut in einer 180° Drehung auf den Brunnen zu, sie drehte sich im Flug - der ihr wie in Zeitlupe erschien - so, dass sie sah wie der Wolf auf sie zusprang. Mit aller Kraft hakte sie die Schwerthülle in das verstopfte Düsengeflecht hinein und konnte mit einer gewaltigen Druckkraft den blockierenden Arm entfernen. Dieser wurde im hohen Bogen auf die Wiese katapultiert. Im selben Moment begann der Brunnen zu Beben und eine gewaltige Wasserfontäne spritze in die Luft. Der Wolf wurde von ihr erfasst und wurde mit aller Kraft nach hinten geschleudert. Die Druckwelle der Wasserfontäne knallte den Wolf gegen den nach wie vor elektrisch geladenen Zaun. Mit lautem Jaulen wurde er regelrecht geröstet und fiel tot zu Boden. Lily kam stöhnend auf die Beine und atmete schwer ein und aus. Sie wartete bereits auf den nächsten Angriff der Wölfe, doch als sie sich umdrehte, sahen sie alle Wölfe mit großen Augen an. Dann sank der Erste von ihnen auf die Knie, dann der Zweite, bis alle Wölfe sich vor ihr verneigten. Lily blieb mehr schlecht als Recht stehen und ruckte nur kurz mit dem Kopf. Dann hob derjenige Wolf zuerst den Kopf, der ihn auch als ersten gesenkt hatte, setzte sich auf die Hinterläufe und stieß ein lautes Jaulen aus. Dann rannte er wie von der Tarantel gestochen davon und sprang mit einem gewaltigen Satz über eine niedrigere Böschung und den Teil des eingekreisten Zaunes um das gewaltige Grundstück, das am Niedrigsten war. Die anderen Wölfe folgten ihm. Ein riesiges Rudel lief kurze Zeit darauf den Weg entlang, den Lily nur kurz zuvor erklommen hatte. "Weg sind sie..." dachte sie verdattert. Dann ließ sie sich auf ihre zittrigen Knie sinken und ein erschrockenes Lachen kam aus ihrem Mund: "Ha - sie sind echt weg...." Dann hob sie den Kopf und rief Richtung Pförtnerhaus, wo sich die anderen verkrochen hatten: "Alles okay - die Wölfe sind weg!" Kurze Zeit darauf kamen Bill, der nun Aiden mit Tess abgelöst hatte, Tom, der Daiman trug und Aidan selbst herein. "Oh wow!" kam es staunend von Daiman. Aidan nickte verblüfft: "Wie hast du das gemacht?" "Das Gesetz des Stärkeren!" meinte Lily nur knapp. "Na gut - die aus dem Garten sind weg - und glaubst du das drinnen auch...?" fragte Bill. Lilys Augen verdüsterten sich und Tess antwortete statt ihrer: "Darauf kannst du dich verlassen, Kleiner..." "Unglaublich..." wisperte Anneliese Sonnental, während sie Lilys Kampf auf dem kleinen Monitor verfolgt hatte. Neben ihr stand Direktor Koji Hanasaki, Leiter der Absalomakademie und brachte nur ein steifes Nicken zustande. "Koji-san, hast du das gesehene?" fragte sie flüsternd. "Ja Anne-chan... das habe ich..." sagte er düster. Anneliese drehte sich zu ihm um und sagte wispernd: "Ihre Kräfte sind enorm angewachsen! Das hat unser der gute Cortez anscheinend verschwiegen!" Koji nickte gelassen: "Ja - ich hatte ohnehin das Gefühl, dass er uns angelogen hat. Ich bin mir sicher, dass Lillian White bereits wesentlich weiter im Lupos-Modus ist, als wir angenommen hatten. Und das könnte ein großes Problem werden". "Vielleicht auch nicht!" meinte Anneliese zögerlich. Kojis Blick war tadelnd: "Anne-chan, nicht schon wieder..." "Verzeih - aber ich dachte, jetzt wo sich alles verändert hat, könnten wir den Plan doch aufgeben!" sagte sie leise. "NICHTS hat sich geändert." kam es hart zurück, "Verstehst du? Absolut NICHTS! Wir werden den Plan wie gefordert ausführen." Koji starrte Anneliese lange an und fügte dann fast unhörbar hinzu: "Oder willst du zulassen, dass sie sterben?" Sonnental wurde fast bleich vor Schock. "Nein, natürlich nicht..." hauchte sie. "Dann hör auf dich zu fragen, was sein könnte..." sagte Hanasaki eiskalt. Sonnental unterdrückte die aufkeimenden Tränen:" Mein Gott - was ist nur aus uns geworden, Koji?" sagte sie halblaut. Koji schwieg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)