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Time to remember

von

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Geschichten am Lagerfeuer

Hi!
 

Entschuldigt bitte. Auch wenn ich versprochen hatte, ab jetzt jedes WE zu veröffentlichen, ist es doch noch einen Tag später geworden. ;_; Ich hoffe, das Kapitel rund um die Vergangenheit eines gewissen Jemand entschädigt ein wenig dafür. ^_^*

Derzeit stehe ich etwas unter Termindruck, meine Arbeit betreffend, daher habe ich nicht viel Zeit zum Schreiben. Seht es mir bitte nach. In ca. 4 Wochen kehrt endlich wieder ein bisschen Ruhe ein, dann veröffentliche ich wieder verlässlicher und habe auch Zeit, auf Kommis zu antworten. Bitte schreibt mir auch weiterhin, wie ihr die Teile gefunden habt - denn ich lese natürlich trotzdem alle sofort, da sie mich in dieser stressigen Zeit gerade sehr motivieren.
 

GLG seththos
 

_________________________________________________________________________________
 

Unruhig warf Kaiba sich im Bett herum. Morgen würde Joey Tome das Programm installieren und erklären. Dann, so hatten sie beschlossen, würden sie noch eine Woche abwarten. In dieser Woche würde Kaiba vor den Wirtschaftausschuss treten und die Klage gegen Tome in die Wege leiten. Erst wenn das erledigt war und der Virus am Stichtag seine Arbeit aufnahm, musste er nicht mehr ständig aufpassen, wer sie eventuell beobachtete. Dann konnte sein Hündchen endlich vollständig ihm gehören. Auch wenn er nichts dagegen gehabt hätte, Joey bereits jetzt in seinem Bett neben sich liegen zu sehen, wusste er, dass dann all die vorangegangenen Mühen umsonst gewesen wären. Ein weiteres Mal drehte er sich in die andere Richtung und zog seine Bettdecke fester um sich. Er sollte lieber schlafen, umso schneller begann am nächsten Tag die Schule…
 

~~~~~~~~~~
 

Aufmerksam sah Seth sich um. Er wollte sicher gehen, dass sie an diesem Ort nichts zurückließen. Yanis hatte mit einigen der Viehtreiber inzwischen alle Leichen etwas weiter entfernt im Wüstensand vergraben. Allein den Leichen der Ägypter hatte man ein paar Grabbeigaben beigelegt. Auf Grund der Hitze war stets ein schnelles Handeln erforderlich, um nicht erst unnötige Aufmerksamkeit von diversen Aasfressern zu erregen.
 

Insgesamt zählten sie auf ägyptischer Seite dreizehn Tote. Vornehmlich Männer, die zuerst auf den Überfall aufmerksam geworden waren und daher vorzeitig den Tod durch die Klingen der Syrier gefunden hatten. Zahlreiche mitreisende Frauen waren bei der Trauerzeremonie in Tränen ausgebrochen. Er selbst war gebeten worden, die Seelen der Verstorbenen mit den üblichen Ritualen den Göttern zuzuführen. Spätestens nach Ende der schnell arrangierten Zeremonie, wussten alle Anwesenden, dass er Priester war. Dies stellte aber nur insofern ein Problem dar, als dass er am frühen Morgen bereits zum fünfundzwanzigsten Mal um eine Segnung gebeten worden war – sei es für das Vieh, einzelne Kinder, die Verstorbenen oder verwandte Seelen in weit entfernten Dörfern. Keiner von ihnen wusste sicherlich, wie viel sein Segen tatsächlich wog, da niemand seine Identität als Hohepriester kannte. Doch auch ein einfacher Priester wurde stets mit sehr viel Respekt und Ehrfurcht behandelt.
 

„Priester, ich bitte Euch, bittet die Götter um Schutz für mich auf meiner weiteren Reise.“

Stirnrunzelnd sah Seth auf die junge Frau vor ihm. Sie gehörte zu den Frauen aus Asyut und würde heute mit einem Teil der zweiten Karawane weiterziehen. Auch wenn er inzwischen ernstlich genervt von all den Bittstellern war, gewährte er ihr ihren Wunsch. Immerhin gehörte dies zu den täglichen Aufgaben eines Priesters. Schnell sprach er, begleitet von seiner auf ihrem Haupt ruhenden Hand, einen Schutzzauber über sie.
 

„Ich danke Euch, Priester! Rah möge Euch auf Eurem Weg schützen.“

„Euch ebenso“, antwortete Seth, ehe er weiterschritt.

Ein belustigtes Schnauben hinter ihm ließ ihn wissen, dass der kleine Zauber nicht ohne Beobachter stattgefunden hatte.

„Oh Priester, ehrfürchtiger, heiliger Mann, mächtiger Heiler, Botschafter der Götter…“

Übertrieben ehrfürchtig neigte Jono seinen Kopf und sah mit Schalk in den Augen zu Seth auf. Schmunzelnd warf dieser einen Blick auf das Haupt des Kleineren, welches mit einem Tuch bedeckt war, so dass seine blonden Haare nicht zu sehen waren.

„Komm zum Punkt.“

„Wäret Ihr wohl so gütig, mich zu begleiten?“

„Was? Ein Bittsteller, der nicht von mir gesegnet werden will?“

Grinsend richtete Jono sich auf.

„Nein danke, ich verlasse mich lieber auf mich selbst, statt auf den Segen der Götter.“
 

Kurz schweifte sein Blick zum Rücken der Frau, welche eben noch um Seths Segen gebeten hatte und nun etwas entfernt mit ein paar Männern aus Asyut redete. Etwas ernster fügte er hinzu: „Wer sich auf die Götter verlässt, der ist verlasen.“
 

Der Hohepriester folgte seinem Blick, ehe er ihn zurück auf die versteckten blonden Haare wandern ließ. Bereits in der Nacht zuvor hatte Jono seine Haare verhüllt. Den Grund dafür hatte er offen gelassen.
 

„Wirst du mir je sagen, was damals geschehen ist?“

Zweifelnd sah Jono ihn an.

„Ist es denn wichtig?“

Mit liebevollem Blick streifte Seth die scheinbar lockere Haltung des Blonden, welche darüber hinwegtäuschen sollte, wie wichtig diesem seine Antwort war. Seit der vergangenen Nacht… verstand… er ihn. Er spürte es intuitiv, wenn Jono etwas bewegte. Eine Bewegung, ein Blick, ein Wort oder eine Berührung reichten, um ihn ahnen zu lassen, was in ihm vorging. Dieses Verständnis seines Gegenübers kam ihm mit einmal so natürlich vor, dass er sich fragte, wie er sich je von diesem kleinen, hinterlistigen Schakal in die Irre hatte führen lassen können.
 

„Nein.“

Seth schüttelte den Kopf.

„Es ist nicht wichtig. Ich liebe dich, wie du bist – ganz egal, was damals auch immer passiert sein mag.“

Jonos Schultern entspannten sich.

„Aber ich denke, dass es für DICH wichtig ist, Jono. Ich weiß nicht, was damals geschah. Was ich aber weiß, ist, dass es dir bis heute zu schaffen macht.“

Scheinbar, um eines seiner Haare wieder unter das Tuch zu schieben, beugte sich Seth zu dem Kleineren hinunter. Ungesehen von eventuellen Beobachtern, strich er leicht mit seinem Handrücken über die Wange des Kriegers.
 

„Egal, was es ist. Eine Last wird leichter, wenn man sie mit jemandem teilen kann, Jono. Du kannst dir sicher sein: Egal, was auch immer du mir eines Tages anvertraust, nichts davon wird meine Meinung über dich ändern.“
 

Jono wandte sich ab.

„Wir sollten gehen. Die anderen warten.“

Langsam ging er an dem Hohepriester vorbei.

„Jono?“

Die Gestalt des Blonden verharrte. Ihre Blicke trafen sich.

„Werde ich je die Wahrheit erfahren?“, hakte er noch einmal nach.

Ein entschuldigendes Lächeln huschte über die Züge des Heeresführers.

„Wahrscheinlich nicht.“

Seth nickte nur. Sollte dem tatsächlich so sein, würde er es akzeptieren.
 

Wenig später trafen die zwei mächtigsten Männer Ägyptens - nach dem Pharao - bei den wartenden Soldaten ein. Diese unterhielten sich gerade mit einigen der Viehtreiber und Leuten aus Asyut. Nach allen Seiten mit einem kurzen Handzeichen und einem Senken des Kopfes grüßend, traten die beiden in den inneren Kreis der sich beratschlagenden Gruppe.
 

„Seth, wie gut, dass Ihr da seid. Einige der Leute aus Asyut haben beschlossen, ihre Reise nicht weiter fortzusetzen und in ihr Dorf zurückzukehren. Sie wollen den Verstorbenen in dem Tempel die entsprechende Ehre erweisen. Man bat uns, ihre Karawane zu begleiten – als Schutz vor eventuellen weiteren Angriffen“, erklärte Ilai, während er möglichst unauffällig auf ein Zeichen von Jono oder Seth wartete. Anscheinend hatte er nicht vor, die Rolle des Anführers wieder vollständig zu übernehmen.
 

„Ihr habt bereits viel für uns getan. Wir scheuen uns davor, Euch nun auch noch um diesen Gefallen zu bitten“, setzte Lesat, einer der Asyuter, dazu.

Unat, ein Viehtreiber, blickte entschuldigend auf die sechs Reisenden.

„Wir haben gesehen, wie gut Ihr kämpfen könnt. Bitte seid gewiss, dass wir uns für Euren Schutz erkenntlich zeigen werden.“

Bezeichnend deutete der ältere Mann auf die sechs Pferde, welche sich noch am Wasserloch gütlich taten.

„Alle haben überlegt, wie wir uns angemessen bei euch bedanken können. Ein paar von uns haben gesehen, dass Ihr reiten könnt.“
 

Bewunderung stahl sich in seinen Blick, als er zu Jono hinüber sah. Dieser sagte nichts dazu. Es wäre sinnlos gewesen, diese Fähigkeit nach seinem gestrigen Auftritt abzustreiten. Pferde waren keine gängigen Reittiere in Ägypten, wenn überhaupt nutzte man sie als Zugtiere für Streitwagen. Die Wenigsten vermochten es, sich auf dem Rücken eines Pferdes zu halten und zu reiten. Der Pharao hatte jedoch einst Gefallen an dieser sehr viel schnelleren Art der Fortbewegung gefunden und sich das Reiten von einer Reihe Handelsreisender aus einem anderen Land zeigen lassen. Von wem Jono das Reiten gelernt hatte, war nicht zu sagen. In seiner Funktion als Heeresführer hatte er jedoch darauf bestanden, dass einige der geeignetsten Männer ebenfalls das Reiten erlernten. Zweifelsfrei hatte er den Vorteil der schnellen Tiere gegenüber den Kamelen und Eseln, welche hauptsächlich als Lasttiere genutzt wurden, erkannt. Derzeit gab es im Land jedoch nur sehr wenige Pferde. Die Zucht dieser schönen Tiere ging nur langsam voran – zumal sie auch unter der glühenden Sonne Ägyptens leben können mussten. Dementsprechend großzügig war das Geschenk, welches die Viehtreiber zu machen gedachten. Letztlich waren diese Tiere weitaus wertvoller, als ihr ganzes Vieh, dass sie von einer Oase zur nächsten trieben. Die Pferde, so viel hatte Jono bereits unterwegs erfahren, waren ursprünglich dem Pharao selbst zugedacht gewesen.
 

„Wir alle hier sind der Ansicht, dass nur diese Tiere auf der Wiege der Maat wohl ein angemessenes Gegengewicht zu unserem Leben darstellen. Bitte, nehmt unseren Dank an.“
 

Leicht unsicher sahen sich die Soldaten an. Mit Pferden würden sie eher auffallen. Dieses großzügige Geschenk abzulehnen, hätte jedoch zu einem Gesichtsverlust für die Reisenden geführt. Die Ehre selbst gebot es, dass nur der wertvollste Besitz die Rettung des eigenen Lebens aufwiegen konnte. Zudem verschaffte es ihnen auf ihrer Rückreise vielleicht auch einen kleinen Vorteil.
 

Mit einer halben Verbeugung wurde das Geschenk dankend angenommen.
 

„Habt Dank. Wir werden uns gut um eure Tiere kümmern. Da wir ohnehin denselben Weg haben – in Richtung Asyut – werden wir gern Augen und Ohren offen und unsere Waffen gezogen lassen, um euch erneut zur Seite zu stehen, bis wir euch sicher an euer Ziel begleitet haben“, sprach Ilai in ihrer aller Namen.
 

Damit war es beschlossen.
 

Bereits kurz darauf waren auch die letzten Vorkehrungen getroffen und eine Gruppe von nunmehr 49 Menschen machte sich, gemeinsam mit zahlreichem Vieh, auf den Weg nach Asyut. Während der zweitägigen Reise setzte Jono sich weitgehend von der Gruppe ab. Oft ritt er auf einem der Pferde voraus, um der Karawane als Kundschafter zu dienen. Am Abend hielt er sich hingegen meist am Rande der Feuer auf und enthielt sich aller Gespräche. Seth registrierte sein Verhalten, ließ es aber unkommentiert. Um ihrer Aufgabe nachzukommen, war es nicht notwendig, mit den Asyutern zu sprechen. Größere Sorgen bereitete ihm das Verhalten von Janis, Elias und Aziz, welche nur die nötigsten Worte mit Jono wechselten. Die Gründe für ihr Verhalten waren schwer einzuschätzen, doch er ahnte, dass Jono ihre veränderte Haltung ihm gegenüber zu schaffen machte. Noch immer war unklar, ob sie ebenfalls erkannt hatten, wer sich hinter dem Rekruten Jono tatsächlich verbarg und der Blonde hielt es für unnötig, sie direkt danach zu fragen, da solche Fragen eventuell vorhandenen Vermutungen nur weitere Nahrung geben würde. Doch irgendwann, spätestens wenn sie gemeinsam die Rückreise antreten würden, wäre eine Konfrontation dieser Art wahrscheinlich nicht mehr zu vermeiden.
 

In der Nacht, bevor sie Asyut erreichten, ließen sich alle Mitglieder der Karawane ein letztes Mal um ein großes Feuer nieder. Schon am nächsten Tag, zur Mittagszeit, würden sich ihre Wege trennen. Zum Abschied hatten ein paar der Viehtreiber eines ihrer Rinder getötet und ein paar Frauen aus Asyut bereiteten eine leckere Mahlzeit für alle Anwesenden zu. Bei neunundvierzig Menschen wurde man von dem zur Verfügung stehenden Fleisch schwerlich satt, so dass noch allerhand vorhandenes Dörrfleisch, Gerstenbier und Brot aus den Taschen der Reisenden hervorgeholt werden musste. Durch die vergangenen Ereignisse zusammengewachsen, wurde die vorhandene Nahrung gleichermaßen unter allen geteilt. Selbst Jono setzte sich in dieser Nacht an das Feuer, wenn er auch ebenso schweigsam blieb, wie die Tage zuvor.
 

„Wann werden wir ankommen?“, erkundigte Yanis sich gerade bei den Leuten aus Asyut. Er selbst war noch nie in diesem Teil des Landes gewesen, so dass er die Entfernungen nicht einschätzen konnte.

„Morgen Mittag“, erklang die knappe Antwort aus unerwarteter Richtung.

Überrascht sahen einige der Leute, die in der Nähe saßen, auf Jono. In den letzten Tagen hatten sie sich mit seiner Schweigsamkeit abgefunden.

„Kennt Ihr die Gegend, Jono?“, wagte einer der Viehtreiber zu fragen.
 

Der blonde Mann war einigen von ihnen unheimlich. Seine Idee hatte dafür gesorgt, dass sie mit dem Leben davon gekommen waren, doch beim Kampf hatten sie auch gesehen, zu was er fähig war. Für Menschen, die in der Nähe der Grenze lebten und umher zogen, war der Anblick eines Kriegers nichts Ungewöhnliches, doch Jonos Art zu kämpfen war … furchteinflößend. Stille breitete sich aus, als er zu einer Antwort ansetzte.
 

„Flüchtig“, ließ er einsilbig verlauten und kümmerte sich wieder um sein Fleisch.
 

Das Gespräch, wollte man es so nennen, war für ihn damit beendet. Ohne den anderen weitere Beachtung zu schenken, trank er einen Schluck aus einem Schlauch gefüllt mit Gerstenbier und versank abermals, wie so oft in letzter Zeit, in Schweigen.
 

„Da fällt mir ein, bei uns im Dorf lebte einst ein Junge, der Euren Namen trug“, erzählte ein älterer Mann, um die entstandene Stille mit Worten zu füllen.

„So? Der Name ist doch aber eher selten, nicht wahr?“

Interessiert nahm einer der Viehtreiber, ein großer, breitschultriger Mann mit Namen Lan, den Gesprächsfaden auf.

„Da habt Ihr wohl Recht. Doch auch die Umstände der Geburt des Jungen waren … außergewöhnlich.“

Neugierig sahen einige der Viehtreiber, in Erwartung einer kleinen, unterhaltsamen Geschichte zu den Asyutern.

Erfreut, sich mit so vielen aufmerksamen Ohren konfrontiert zu sehen, lehnte sich der ältere Mann ein wenig zurück und begann zu erzählen.

„Nun, es ist sicher keine schöne Geschichte… Damals, im letzten Krieg, war es unser Dorf, das nicht nur einmal überfallen worden ist. Das kam wohl daher, dass in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ein großer Tempel liegt – der letzte vor der östlichen Grenze. Vermutlich dachten die Syrier, dass die Priester dort irgendwelche Schätze verstecken würden.“

Sein kurzes Auflachen zeugte davon, dass die Asyuter nicht wussten, dass dem tatsächlich so war – bis heute.

„Einmal überfielen uns die Syrier des Nachts. Sie hatten die Truppen des Pharaos im Schutz der Dunkelheit umgangen. Wohl auch durch die Hilfe einiger Söldner, welche aus weiter im Norden liegenden Ländern stammen mussten.“

„Warum vermutet Ihr, dass sie gerade im Norden Verbündete gefunden haben?“, erkundigte sich eine junge Frau neugierig.

Vielsagend deutete der Erzähler auf seine eigenen schwarzen Haare.

„Nun, sie hatten helle, goldene Haare. Nur Nordländer bringen Männer und Frauen mit solch blondem Haar hervor. Wahrscheinlich haben die Syrier ihnen einen hohen Lohn versprochen, wenn sie auf ihrer Seite kämpfen würden.“

Verächtlich spuckte er aus.

„Dieses Söldnerpack hat uns vollkommen unvorbereitet eingekreist und einen Teil unserer Häuser und Felder angezündet.“

Von der Erzählung früherer Schlachten fasziniert, lehnten sich einige der jüngeren Kinder weiter vor. Während die Mädchen sich ein wenig enger an ihre Mütter schmiegten, versuchten mehrere Jungs, sich möglichst zwischen den Männern durchzuschlängeln, um besser hören zu können.

„Es war ein grausames Schauspiel. Viele Männer starben damals. Wir waren einfache Bauern – sicher gewohnt, uns zu wehren, doch nicht gegen diese Dämonen. Die meisten jungen und kräftigen Männer waren damals bereits im Krieg. Bei uns im Dorf waren nur wenige zurückgeblieben, um uns zu schützen. Ich war einer davon. Zu meinem Glück überlebte ich, verlor jedoch meine linke Hand.“

Bezeichnend schob er den Stoff seiner Kleidung ein Stück zurück und offenbarte einen bloßen Stumpen, welcher aber bereits seit Jahren verheilt war.

„Doch das Schlimmste taten sie unseren Frauen an. Sie vergewaltigten sie noch in jener Nacht. Einige brachten sich am Ende vor lauter Schmach um, ein paar andere versuchten, wieder zurück ins Leben zu finden.“

Mit dunkel umwölktem Blick starrte er ins Feuer. Man konnte sehen, wie ihn das damals Geschehene noch heute erzürnte.

„Ein Bote, der des Nachts stets Wache gehalten hatte, hatte damals rechtzeitig fliehen können. Im Morgengrauen kamen die Truppen des Pharao und befreiten unser Dorf. Viele waren froh, mit dem Leben davon gekommen zu sein. Danach hatten wir viel zu tun. Das Dorf musste wieder aufgebaut werden. Es verging einige Zeit und die Frontlinie verschob sich nach Westen. In den darauffolgenden Monaten gebaren fünf Frauen des Dorfes Kinder. Die Kinder dieser Dämonen, die sie vergewaltigt hatten. Wir töteten sie alle und brachten ihre Körper als Opfer für die Götter dar, als Dank, dass sie uns rechtzeitig Hilfe gesandt hatten.“
 

Seth war die Geschichte nicht unbekannt. Er hatte gewusst, dass im Tempel früher auch Menschen geopfert wurden, doch ihm war nie klar gewesen, wie wenig Zeit seitdem erst vergangen war. Er selbst trug seinen Namen nicht ohne Grund. Man hatte ihm oft erzählt, dass er zur Zeit des großen Krieges geboren worden war – in der Nacht, in welcher das Dorf überfallen wurde. Seine Eltern waren damals ums Leben gekommen und er selbst, noch ein Baby, war in den Tempel verbracht worden. Da man ihn neben seinen toten Eltern lebend vorgefunden hatte, benannten ihn die Priester des Tempels nach dem Gott des Todes, Set, auch wenn er selbst nicht für den Tod seiner Eltern verantwortlich war. Daher hatte er selbst, wenn auch dort geboren, nie in Asyut gelebt. Aufmerksam lauschte er der Geschichte des Mannes, welche in gewisser Weise auch zum Teil seine eigene war, weiter.
 

„Doch eine Frau weigerte sich, ihr Kind herauszugeben. Kija war ihr Name. Sie gebar als letzte. Einen Sohn. Sie und ihr Mann waren bereits seit Jahren kinderlos. Er selbst war im Krieg, als der Überfall auf das Dorf stattfand. Wir haben mit allen Mitteln versucht, sie zu überzeugen, das Kind zu opfern, denn wir wollten nicht erneut das Unglück heraufbeschwören. Doch sie war uneinsichtig.“

„Ich nehme an, das war der ‚Jono‘, von dem Ihr spracht?“, erkundigte sich einer der anderen Männer.

Bestätigend nickte der Erzähler, ehe er fortfuhr.

„Ja. Ein selten gewählter Name in diesem Teil des Landes. ‚Die Götter sind gnädig‘. Ein, meiner Meinung nach, unangebrachter Name für dieses Kind. Und viele andere sahen es genauso. Und wir sollten ja auch Recht behalten. Denn ein paar Jahre später tötete er nicht nur seinen Vater, sondern auch seine Mutter, die ihn unbedingt am Leben erhalten musste. Sie hat schwer für ihren Fehler bezahlt. Dieser Dämon war kein Mensch. Er hatte das Leben nicht verdient, das ihm geschenkt worden war“, ließ der Mann verlauten.

Ein Raunen ging durch die Zuhörer. Seths Blick flog zu Jono, welcher nur weiter still ins Feuer starrte.
 

Einer der Viehtreiber wollte es genauer wissen.

„Wie das?! Sagtet ihr nicht, der Vater des Kindes sei einer der Söldner gewesen?“

Belehrend blickte der ältere Mann auf.

„Ja und nein. Der Ehemann der Frau, einer unserer besten Krieger, kehrte ein paar Jahre später in das Dorf zurück. Damals war der Junge vier Jahre alt. Er war wenig erfreut, sein Weib auf einmal mit einem Jungen zu sehen, der nicht sein eigenes Fleisch und Blut war, doch er fand sich damit ab. Er übernahm die Verantwortung und wurde der Vater des Jungen. Adham war ein gerechter Mann. Er ließ dem Jungen alle Fürsorge angedeihen, als sei es sein eigener und nicht die Brut eines ausländischen Söldners. In den folgenden Jahren trainierte er ihn, um ihn zu einem guten Soldaten, wie er einer war, heranzuziehen. Und doch verkam der Junge immer mehr. Er begann zu stehlen und war auch sonst ein sehr streitsamer, junger Bursche. Doch das war kein Wunder, hatte er doch dasselbe blonde Haar wie sein heimtückischer Vater geerbt und damit wohl auch dessen verachtenswerte Eigenschaften.“
 

Verächtlich schnaufte der Mann.
 

Die Erzählung ließ eine ferne Erinnerung in Seth erklingen. Als er Jono das erste Mal begegnet war, waren sie beide sechs Jahre alt gewesen. Auch damals hatte er geklaut. Er wusste noch genau, dass er Jono mit einer Hand voller Äpfel auf einem der Bäume im Tempel ertappt hatte. Und doch konnte er den fröhlichen Jungen von einst nur schwer mit der beschriebenen Person in Vereinbarung bringen.
 

„Doch wie kam es dazu, dass der Mann, den ihr Adham nennt, von diesem Sohn getötet wurde? So wie Ihr das erzähltet, klang es, als sei der Junge selbst damals noch nicht sehr alt gewesen.“

„Er war zwölf, als er dieses Verbrechen beging“, mischte sich eine neue Stimme in das Geschehen ein. Aset, ebenfalls eine Frau aus Asyut, trat hinzu und setzte sich neben den älteren Mann.

„Mit zwölf soll ein Junge bereits einen ausgebildeten Krieger getötet haben?“, erkundigte sich Akmal, einer der Viehtreiber, skeptisch. Er selbst hatte geschätzt bereits fünfunddreißig Jahre hinter sich und zählte somit zu den Ältesten unter ihnen.
 

Das Gesicht zu einer Maske aus purem Horror verzogen, nickte Aset ihm zu und bestätigte seine Frage.
 

„Ich habe es selbst gesehen… und gehört. Diese Schreie werde ich nie vergessen. Ihr könnt euch das Massaker nicht vorstellen, das sich meinen Augen bot, als ich in ihr Haus trat. Kija war einst eine gute Freundin…“

Unwilliges Schnauben erklang aus Jonos Richtung, doch alle waren zu fasziniert von der Erzählung Asets, um ihm Beachtung zu schenken.

„…von mir. Es war später Nachmittag. Die meisten waren auf den Feldern. Ich wohnte in einem Haus neben ihr. Zuerst hörte ich sie schreien. Dann Adham. Ich habe noch nie so viel… Entsetzen und Furcht in einer Stimme gehört. Niemals zuvor und niemals danach. Ich habe mich zuerst nicht getraut, nachzusehen. Erst, als es wieder still war… bin ich in das Haus gegangen. Sie lag im Schlafzimmer. Überall war Blut. Der Junge hatte ihrem Leben mit mehreren Stichen ein qualvolles Ende gesetzt. Ihre Kehle war aufgeschlitzt und als man ihren Körper vor der Beerdigung später vom Blut befreite, konnte man sehen, dass er sie vorher schon mit Fäusten übel zugerichtet haben musste. Adham lag in einer anderen Ecke. Auch ihn hat er… einfach aufgeschlitzt. Ich… so viel Blut…“

Man konnte sehen, dass das schreckliche Bild von damals erneut vor ihrem inneren Auge zu sehen sein musste.

„Aber woher wollt ihr wissen, dass der Junge die beiden umgebracht hat?“, wagte einer der anwesenden Männer zu fragen.

Mit Grauen im Blick, sah sie zu ihm hinüber.
 

Der Hohepriester sah zu Jono. Dessen Schultern waren angespannt, sein Kopf gesenkt. Es ging ihm nicht gut. Doch er unterbrach sie auch in der nachfolgenden Schilderung nicht ein einziges Mal.
 

„Weil der Junge noch dort war, als ich kam. Er saß da, vor ihrer Leiche. Zwei Messer in den Händen, voller Blut. Alles voller Blut… er… seine Kleidung… alles war rot. Er starrte mich an. Seine Augen waren so… leer. Er war gewiss kein Mensch. Adham lag vor ihm. Und dann… dann hat er plötzlich geschrien. Niemand von euch hat je so einen Schrei vernommen. Glaubt mir, es war schrecklich.“
 

Schweigen breitete sich aus.

Forschend schweifte Seths Blick abermals zu Jono hinüber. Am liebsten hätte er die Frau unterbrochen und den Zuhörern zu verstehen gegeben, dass das, was sie gesehen hatte, nicht wahr sein konnte. Der Jono, den er damals gekannt hatte, dieser fröhliche, freche Junge, wäre zu so einer Tat niemals fähig gewesen. Doch wenn er an die Augen von Anoubis zurückdachte, an die Kälte, die diesen umgeben hatte, war er sich plötzlich nicht mehr so sicher. Aber welchen Grund hätte er gehabt? Warum sollte jemand seinen Vater und seine eigene Mutter umbringen? War diese zweite Seite an Jono vielleicht etwas, das ihn damals schon beherrscht hatte? Vielleicht ein Erbe seines leiblichen Vaters?
 

„Und dann?“
 

In Erwartung weiterer gruseliger Details hatte eines der jüngeren Kinder es endlich geschafft, sich ganz nach vorn zu drängen. Irritiert sah die Frau auf den kleinen Jungen.
 

„Wie?“

„Na, und dann? Habt ihr Jono dann auch getötet?“, wollte der kleine Junge es ganz genau wissen.

„Zuri! Sei still!“, wies ihn einer der Männer zurecht – offenbar sein Vater.

„Nein, nein. Schon gut. Der Junge verschwand einfach.“

„Verschwand?“

„Ja. Kaum, dass er mich sah, flüchtete er nach draußen. Ich sprang zur Seite, denn ich befürchtete, dass er auch mich verletzen würde, wenn ich ihn nicht passieren ließe. Später suchte das ganze Dorf noch nach ihm, doch er blieb verschwunden. Man verfolgte seine Spuren noch bis hinaus in die Wüste und wir nehmen an, wir hoffen“, verbesserte sie sich schnell, „dass sich dort die Schakale um ihn gekümmert haben.“

Grimmige Genugtuung spiegelte sich auf ihrem Gesicht, als sie in die Runde sah.

„Wir haben viele davon. Schakale. Ich bin sicher, die Götter haben seine Tat gesühnt.“
 

„Und was soll das alles beweisen?“

Erstaunt sah die Gemeinschaft in die Richtung von Yanis.

„Ja, was beweist das alles?“, hakte nun auch Elias nach.

Überrascht von ihrem unerwarteten Einwand, hob Jono den Kopf.

„Ich habe schon in zahlreichen Schlachten gekämpft und viele Menschen sterben sehen. Auch Kinder. In Blut getränkt… war fast jeder von ihnen. Was beweist schon das Blut auf der Kleidung des Jungen?“

Elias bekräftigte die Worte von Janis.

„Ebenso gut hätte jemand anderes die Eltern des Jungen töten und vorher fliehen können.“

„Unmöglich! Er hatte noch die Messer in der Hand!“, untermauerte Aset ihre Worte mit scheinbar eindeutigen Beweisen.

„Nun, dann frage ich Euch“, mischte sich nun auch Ilai ein, „was würdet Ihr tun, wenn Ihr in ein Haus kommt und Ihr findet Eure Familie ermordet vor?“

Nur erhellt vom flackernden Schein des Feuers, das Kinn auf seine gefalteten Hände gestützt, begegnete er den Augen der Frau mit ruhigem, ernstem Blick.

„Ich frage euch alle“, wandte er sich nun an die ganze Zuhörerschaft „was tut jemand als erstes in solch einer Situation?“

Niemand wusste eine Antwort.

Ilai nickte zufrieden. Nichts anderes hatte er scheinbar erwartet.

„Seht ihr, niemand weiß es. Vielleicht hat er seine Eltern getötet. Vielleicht kam er aber auch hinzu, als es bereits geschehen war. Ihr sagtet, er sei damals zwölf gewesen. Ein Kind noch. Vielleicht wusste er nicht, was er tun sollte und nahm sich aus einem ersten Impuls heraus die Messer. Womöglich, um sich zu verteidigen.“

Abermals wandte er sich an Aset.

„Ihr sagtet, er habe geschrien. Welcher Mörder schreit und macht so auf sich aufmerksam, nachdem er seine Eltern getötet hat?“

Nachdenklich schweifte sein Blick kurz zu Jono, ehe er wieder zu Aset zurückkehrte.

„Vielleicht hat er auch geweint und Ihr habt es nur nicht gesehen, weil Ihr zu sehr von Euren Vorurteilen geleitet wart.“
 

Seth war Ilai und den anderen unsäglich dankbar. Er selbst hatte zunächst keine Worte für die Anschuldigungen gegenüber Jono gefunden. Dabei wäre es seine Aufgabe gewesen, für ihn zu sprechen, wenn dieser es schon nicht selbst tat.
 

„Ich weiß, was ich gesehen habe“, beharrte Aset auf ihrer Meinung.
 

Betreten sahen ein paar der Asyuter ins Feuer. Niemand sagte etwas dazu. Offenbar war die Geschichte allen Dorfbewohnern hinlänglich bekannt. Vermutlich erzählte man sogar den kleinen Kindern schon die Gruselgeschichte vom Jungen, der seine Eltern tötete. Sie würden sich nicht von ihren Vorurteilen abbringen lassen, so viel war sicher.
 

Es war möglich, dass Jono ähnliche Gedanken hatte, als er sich nach ein paar schweigsamen Momenten schließlich vom Feuer erhob. In der Annahme, ihn mit ihrer Geschichte persönlich angegriffen zu haben, versuchte Aset ihn aufzuhalten.
 

„Wartet! Ich hoffe sehr, dass Ihr Euch durch eine Geschichte aus unserem Dorf nicht gekränkt fühlt. Sie soll Euch gewiss nicht den Appetit verderben und Euch aus unserer Mitte treiben. Immerhin habt Ihr uns gerettet. Ich und auch Zayid hier“, sie deutete auf den älteren Mann neben sich, „wollten Euch sicher nicht mit diesem Jungen von damals gleichsetzen. Ihr tragt zwar denselben Namen, doch seid Ihr deshalb nicht für seine verachtenswerten, schrecklichen Taten verantwortlich.“
 

Erwartungsvoll sahen die Asyuter zu ihm auf. Auch Aziz, Janis, Ilai und Elias wandten den Blick nicht ab und verfolgten jede seiner Bewegungen genau. Ein Seufzen entrann sich seiner Brust, als Jono sich wieder zu den Leuten wandte.

„Und was, wenn es so wäre?“

„Wie?“, mit nervösem Lächeln sah Aset sich um und versuchte, den Blick zu Jono zu meiden.

Das Tuch, geschoben von Jonos Hand, glitt von seinem Kopf und gab den Blick auf sein blondes, langes Haar frei. Seit dem Kampf wussten alle, welche Farbe seine Haare hatte, und doch schienen einige der Anwesenden zusammenzuzucken, als sie ihn, nach dieser Geschichte, dort ohne schützende Kopfbedeckung stehen sahen.

„Was, wenn doch ICH für die Tat des Jungen verantwortlich wäre?“

„Aber nein. Wie könnt Ihr das…“

Jono unterbrach sie.

„WAS, wenn ICH dieser Junge bin, den das ganze Dorf für schuldig hielt, seine eigene Mutter umgebracht zu haben – die Frau, die dafür gekämpft hat, ihn am Leben zu erhalten? Was würdet ihr dann tun?“

Fragend und aufmerksam sah er jeden einzelnen nacheinander an und ließ weder Alte noch Junge dabei aus. Nicht wenige wandten sich ab und suchten seine Augen zu meiden.

„Würdet ihr“, er wandte sich an alle und breitete erwartungsvoll seine Arme aus „mich dann steinigen? Erschlagen? Um meinen Körper zu opfern, so, wie ihr es mit den fünf anderen Jungen und Mädchen getan habt?" Er holte kurz Luft. Ließ seine Worte wirken. Seine Arme sanken wieder herab. Dann fuhr er fort. "Mit fünf unschuldigen Babys, die sich nicht wehren, sich nicht aussuchen konnten, wer ihr Vater war? So wie die, die ihr den Göttern geopfert habt? Was hat das gebracht? Sagt es mir ehrlich.“
 

Seine Augen voller Fragen, blickte er in die stumme Runde. Kopfschüttelnd sah er in die Flammen. Sein blondes Haar schimmerte golden. Trauer spiegelte sich in seiner Gestalt. Bitterkeit lag in seinen Worten.
 

„Wurdet ihr danach seltener überfallen? Waren die Ernten besser? Kam weniger Vieh in der Dürre um? Gab es weniger Krankheiten?“
 

Niemand sprach.
 

„Was also bringt es, ein Menschenleben zu opfern? Was bringt es, ein Kind bereits bei seiner Geburt für etwas zu bestrafen, wenn es doch nichts Schlimmeres getan hat, als geboren zu werden? Vielleicht haben die Götter euch diese Kinder nicht geschickt, damit ihr sie opfern könnt, sondern um euch trotz aller Schwierigkeiten zu helfen, eure Bürde leichter zu tragen. Vielleicht wäre aus dem ein oder anderen ein guter Soldat geworden, der euch bei einem Überfall zur Seite gestanden hätte. Vielleicht wäre ein anderer ein guter Bauer geworden, der euch mit gutem Vieh oder Getreide versorgt hätte. Wieder ein anderer hätte ein Priester werden können, der für euch um den Schutz der Götter ersucht hätte.“
 

Zufrieden registrierte Seth die Unruhe einiger Dorfbewohner. Jono hatte Recht, mit dem was er sagte. Jedes Leben war ein Geschenk der Götter. Es zu opfern, egal welches Leben, war falsch. Er vermutete jedoch, dass Jono noch auf etwas ganz Anderes hinaus wollte.

„Wenn ICH dieser Junge von damals wäre, dann wäre ich jetzt wohl dem Tod geweiht. Denn ihr wäret bereits damals Ankläger und Richter in einem gewesen.“

Es war zu spüren, dass die Asyuter sich zusehends unwohler in ihrer Haut fühlten. Er sprach es nicht aus, doch allen war bewusst, was seine Worte bedeuteten. Hätten sie damals sein Leben genommen, wären sie selbst unlängst getötet worden - denn niemand wäre zu ihrer Rettung gekommen und hätte damit auch noch Erfolg gehabt.
 

„Doch seid unbesorgt.“
 

Ebenso langsam, wie er es abgestreift hatte, legte er sein Tuch wieder um und verbarg seine blonden Haare. Ein Merkmal, welches in Ägypten in Verbindung mit dem ohnehin seltenen Namen, schwerlich ein weiteres Mal zu finden war.
 

„Wäre ICH tatsächlich dieser Junge von damals, würde ich vermutlich einen großen Groll gegen euch alle empfinden, weil ihr mir als Kind nicht geholfen habt. Weil ihr nicht hättet sehen wollen, wie diese Tat tatsächlich zustande kam.“

Leise, beinahe flüsternd, setzte er hinzu, „Wäre ICH dieser Junge gewesen, hätte ich euch nicht geholfen und euer Leben mit meinem eigenen verteidigt. Doch da ich es getan habe, kann ich nicht dieser Junge von damals sein und ihr habt Recht und der Jono, den ihr kanntet, ist längst in der Wüste gestorben…“

Abermals an diesem Abend breitete sich Stille aus.

„Verzeiht, doch ich bin müde. Ich ziehe mich zurück, wir haben morgen noch ein gutes Stück Weg vor uns.“

Mit diesen Worten verließ er die Runde und machte sich auf den Weg zu seinem Nachtlager.



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Von:  jyorie
2013-05-25T15:50:50+00:00 25.05.2013 17:50
Hi ^_^

oh man, nach diesem Kapitel muss ich erstmal durchatmen, das ist ja echt heftig, vielleicht war das sogar der Tag an dem Jono das Band von dem Priester genommen hatte und es ihm deshalb nicht mehr zurück geben konnte. Aber was soll auch aus so einem Jungen werden, der wegen seiner bloßen Exisistens schon verstoßen wird?

Ich finde es sehr einprägsam, wie Ilia und Jono gesprochen haben, die Ayter haben sicher danach gezittert und der eine oder ander wußte wohl das es Jono war, der da vor ihnen standt, aber ob überhaupt jemand weiß, das er sogar zu Herrführer Pharaos geworden ist? Welche dunklen Flecken hat Jono noch alles, das er in seinem Päckchen mit sich erherumtragen muss *seuftz*

CuCu Jyorie

Von:  Lunata79
2013-05-22T05:30:20+00:00 22.05.2013 07:30
Gehen jetzt irgendwie die Träume von Seto weiter? Erfahren wir vielleicht sogar etwas über die Leben, an die sich Seto nicht mehr erinnern kann?
Ich bin ziemlich sicher, dass der Jono aus der Erzählung, unser Jono ist. Und mit, dass der Junge in der Wüste gestorben ist, meinte er sicher, dass er sein altes Leben hinter sich gelassen hat. Ist zumindest meine Auffassung.
Ich freue mich immer wieder über neue Infos, die die FF lenken.
Ein übel zu nehmender Fehler ist aufgefallen: 'gelassen' mit nur einem 's'.
Na, auf jeden Fall freu ich mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Von:  Rusalka
2013-05-21T13:52:43+00:00 21.05.2013 15:52
So ich melde mich auch mal zu Wort ^-^
Mir gefällt die ganze Story wirklich gut. Ich liebe dieses Paar.
Ich denke auch, dass Jono der Junge von damals ist. Doch etwas fehlt noch, was wohl noch passiert ist?

LG Athene_Chan
Von:  DarkTiger
2013-05-21T08:16:29+00:00 21.05.2013 10:16
Wie hat er den in der Wüste überlebt? Aber da er ja mit den Shakalen komunizieren kann hats wohl was mit einer Fügung Gottes zu tun.
Ich freu mich jedes mal über die Ägyptischen Kapis. Die sind toll!!!
Aber wieso sollte man wenn man die Eltern absticht seine Waffen dalassen? war doch bestimmt teuer sowas früher in Ägypten da kann man nicht ständig in nen Supermarkt gehen und sich eine neue holen.
Freu mich shcon auf nächste Woche!!

LG Y
Von:  Shakti-san
2013-05-21T03:34:59+00:00 21.05.2013 05:34
Er ist das kind. Das spuer ich.
Und zu der einen frage, was man tun wuerde, wenn man an jonos stelle gewesen waere.. Ich haette die waffen rausgezogen.
War ein schoen trauriges cap.
Gruesse shakti


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