Time to remember von seththos ================================================================================ Kapitel 34: Galaabend --------------------- Hiho und viel Freude am nächsten Kapitel! @hammamoto: Ich habe deinen Kommentar gelesen und sofort das nächste hochgeladen. Derzeit ist der 26. März um 9.15 Uhr. ^_^ Ich hoffe, dass animexx das Kapitel schnell für dich und alle anderen lieben Kommischreiber freischaltet. ^.~ @KFutagoh89: Hi. ^_^ Dein Spitzname hier ist ganz schön schwer nachzuschreiben. *g* Deine Kommentare haben mich allerdings leicht verwirrt, da sie zeitversetzt kamen. Liege ich richtig, mit der Vermutung, dass du derzeit noch nicht beim letzten Kapitel angekommen bist sondern immer dann spontan geschrieben hast, wenn dir gerade twas gefallen hat? Oder hast du nochmal von vorne begonnen zu lesen? Genau das, was du zu Jonos Rückkehr gesagt hast, hatte ich auch bezweckt. *fg* Schön zu sehen, dass es anscheinend geklappt hat. Irgendwann, das habe ich mir fest vorgenommen, will ich mal ein Buch schreiben. Mit eigenen Charakteren. Diese FF ist eine Übung, um mich weiter zu verbessern und um zu sehen, ob das, was ich mir so bei verschiedenen Abläufen vorher überlege, auch so rüberkommt. Du kannst dir also vorstellen, dass es mich freut, durch dich und zahlreiche andere Leser auch mal detailliertere Rückmeldungen zu einzelnen Stellen zu bekommen. =^____^= @LeaGreyWolf: *lach* Siehste. Ich wusste auch erst nicht, wie ich es einordnen sollte. Aber schön zu lesen, dass es auch auf dich zutrifft - auch wenn ich das Bild irgendwie komisch und gruselig zugleich fand. Ob Seto zur Benefizgala 'muss', wirst du ja gleich sehen, dazu sage ich erstmal noch nichts. ^_~ Joey im Kellneroutfit? Ich will ja nicht wissen, was da gerade wieder in deinem Kopf für Phantasien ablaufen. *lach* @puppyshipper: Ja. Warum war dir denn klar, dass es Seto ist? *neugierig ist* Ich meine ICH wei warum. Mich interessiert, ob meine Intention auch so bei dir als Leser ankam. ^_^ Joey, der Kaiba in den Ruin treiben will? *überleg* Definitiv nein. Mit dem Datenklau will er ihm helfen - wenn auch hinter seinem Rücken und eigentlich OHNE sein Wissen. Wenn es anders rübergekommen ist, sollte ich an der Stelle wohl nochmal nachlesen und ggf. nacharbeiten. @Rockryu: ^_^ Was diese Hoffnungen anbelangt, schweige ich lieber, sonst plaudere ich noch zukünftige Details aus. @PenzenMiura: *erleichtert ist* Schön, dass seine widerstreitenden Gefühle noch halbwegs nachvollziehbar sind. Kaiba ist zwar relativ kalt, wie Joey zu Beginn immer mal wieder verlauten ließ, doch was Joey anbelangt, ist es eben genau das Gegenteil. Menschen von diesem Schlag haben nicht viele Freunde. Aber WENN sie einmal einen an sich herangelassen haben - dann gnade deren Feinden Gott. Bei Seto Kaiba gibt es nur zwei dieser Personen. Einer heißt Mokuba. Wer der andere ist, ist denke ich seit dem letzten Kapitel offensichtlich. ^_~ @Liirah: *neugierig ist* Hi. Warum hast du, wenn ich mir die Kommis ansehe, so einen kleinen Ball neben deinem Namen? Sieht aus wie ein Pokemonball - von der Farbgebung her. Es freut mich, dass du meine Geschichte magst. ^_^ Sorry, dass sie noch nicht zu Ende ist. Ich meine... eigentlich ist sie das schon. Aber nur in meinem Kopf. Allerdings steht davon noch nicht alles auf meinem Rechner. Das Schreiben dauert leider noch ein bisschen. *seufz* Dass da Komma- und Rechtschreibfehler sind, weiß ich leider nur zu gut. Rechtschreibfehler sind kleine winzige Viecher, bei denen man dazu neigt, sie auch beim 15ten Mal zu überlesen. Im Ernst. So oft sehe ich mir die Kapitel mindestens vorher an und überarbeite sie am laufenden Band und entdecke dabei immer wieder kleine Formulierungs- oder Rechtschreibfehler. Mir fehlt einfach ein guter Betaleser. Irgendwann wird man betriebsblind. Und was die Kommafehler anbelangt... da setze ich entweder immer zu viel an der falschen Stelle oder zu wenige. Die Regeln dazu habe ich wohl nur zur Hälfte verinnerlicht. das war schon früher mein Problem. Meist setze ich sie so, wie sich die Sätze (sprachpausentechnisch) in meinem Kopf anhören. -_-* Ich weiß, keine gute Idee... *seufz* Aber gut, dass man es trotzdem lesen kann und es nicht zu sehr den Lesefluss stört. Was das Fortschreiten der Geschichte anbelangt, befinden wir uns derzeit ungefähr inder Hälfte, würde ich vermuten. Auch für mich lässt sich das derzeit nur schwer einschätzen. Ich kenne zwar alle Eckpunkte meiner Geschichte aber manchmal machen die Charaktere einfach... was sie wollen. Und dann ist da plötzlich ein Kapitel mehr, das unglaublich gut passt... und doch nie so gedacht war. Oder ich lösche ein ganzes Kapitel, weil es doch nicht reingepasst hat, trotzdem ich es schon so schön fertig hatte. Das ist wirklich manchmal sehr anstrengend. ^_^ Umso schöner, wenn man ab und zu ein Lob für all die Mühe bekommt. Es würde mich freuen, wenn du wirklich bis zum Ende dabei bleibst. ^_~ ____________________________________________________________________________________________ **********am nächsten Abend********* „Du Joseph, der Herr von Tisch 3 hat noch einen Wunsch.“ „In Ordnung, ich gehe gleich hin.“ Elegant manövrierte sich Joey durch die zahlreichen Männer und Frauen, die sich in dem großen Saal bereits seit einer Stunde versammelt hatten. Viele der Herren waren in feinen Anzügen gekommen und trugen so ihren augenblicklichen Kontostand für alle sichtbar durch die Menge. Ähnlich machten es die Damen. Diese bevorzugten es jedoch, den größten Wert an Ohren, Hals oder Hand zu tragen. Nur wenige hatten auch ihre Kleider mit wiederverkäuflichen Werten wie winzigen Diamanten, Rubinen und Smaragden ausgestattet. Vermutlich wollten sie, da es sich um eine Spendengala für arme Waisen handelte, möglichst sparsam, schlicht und bescheiden kleiden. Nun, zumindest das ‚sparsame‘ war ihnen gelungen, stellte Joey stillschweigend fest, als er an einer Dame vorbei musste, die am kompletten Rückenteil ihres Kleides gespart hatte. Durch den Rest des Stoffes konnte man sogar fast hindurchsehen. Auch ihre Brüste wussten nicht so recht wohin, da der silbrige Fetzen Stoff, der sich um ihren vorderen Körperteil schlängelte, kaum ausreichte, um das Nötigste zu bedecken. Er hatte es bereits seit einer Stunde aufgegeben, die Augen zu verdrehen – irgendwann wurde einem davon schwindelig. Stattdessen hatte er sich auf ein leichtes und kaum sichtbares Kopfschütteln verlegt, doch auch das würde bald unangenehme Nebenwirkungen haben. Ihm blieb nur die Hoffnung darauf, heute Abend wenigstens noch EINEN vernünftig und angemessen gekleideten Menschen zu sehen. In diesem Moment fiel sein Blick auf eine der Gucci-Handtaschen. Joey war der Ansicht, dass ohne die Handtaschen vermutlich nur mit Sondergenehmigung eingelassen wurde, so viele gab es davon auf dieser Veranstaltung. Elegant beugte er sich, in der linken Hand noch immer das Tablett mit drei Sektgläsern darauf, hinunter, um die rote Tasche vom Boden wieder ihrer Besitzerin zuzuführen. Diese hätte sich kaum in irgendeine Richtung beugen können, geschweige denn nach unten. Ihr Kleid war so eng geschnitten, dass es zu reißen drohen würde, hätte sie derlei Verrenkungen in Angriff genommen. Dem älteren Herrn neben ihr hätte er diese Tat ebenfalls nicht zugetraut. Dieser war sehr wahrscheinlich froh, noch nicht neben der Tasche zu liegen. Wenn man von der Anzahl der Falten auf sein Alter schließen konnte, hatte er die 90 mit Sicherheit schon weit überschritten. Angelegentlich reichte er der sehr viel jüngeren Begleiterin des Mannes die Tasche und hatte als Dank ein Glas Sekt weniger durch die Gegend zu tragen. Raschen Schrittes begab er sich wieder auf seinen Weg in Richtung von Tisch 3. Joey maß die dort sitzenden Herren mit einem scharfen Blick. Der Zustand der Männer war bereits nach einer Stunde Anwesenheit als leicht angetrunken zu bezeichnen. Alle fünf zählten zu der Sorte Japanern, die keinen Alkohol vertrugen. Joey schätzte sie auf ein Alter zwischen vierzig und fünfzig. Seiner Meinung nach nahmen sie an der falschen Veranstaltung teil. Zumindest nach ihrem Trinkverhalten zu urteilen, wären sie in einer Bar besser aufgehoben. Zusammen mit ihrem gestriegeltem Anzug und ihrer bisherigen Bestellliste sowie ihrem Auftreten zählten sie für ihn zur Kategorie drei. Bereits zu Beginn seines Jobs hatte Joey begonnen, all seine Gäste in Kategorien einzuteilen. Diese fielen unter „ledige egozentrische Neureiche“. Dennoch um aufgesetzte Freundlichkeit bemüht, erkundigte er sich nach ihren Wünschen. „Was kann ich Ihnen noch bringen, meine Herren?“ Sein Tablett erleichterte sich gerade um die letzten zwei Gläser. Wie praktisch. Elegant ließ er es daher unter seinen Arm gleiten, während er aus seiner Gürteltasche einen Notizblock und einen Stift zog. „Ein Gläschen Sake für mich und meine Freunde.“ „Lieblich oder trocken?“ „Trocken.“ „In Ordnung. Bitte haben Sie einen Moment Geduld.“ Schnell notierte er sich den Wunsch, verbeugte sich und wandte sich um. Ein kurzer Umweg führte ihn über die lange Tafel, die längs des Saales aufgebaut war. Neben dem 3-Gänge-Menü gab es auch ein reichhaltiges kaltes Buffet mit kleinen handgefertigten Häppchen, Sekt, Wein und anderen alkoholischen Getränken. Zügig bestückte er sein Tablett mit fünf neuen Gläsern Wein und drei weiteren Sektgläsern, ehe er es geschickt hochhob und sich auf ein weiteres Bad in der Menge vorbereitete. Er hoffte sehr, dass letztlich mehr Geld gespendet, als es an diesem Abend gegessen und getrunken wurde. Die Getränke waren allesamt von einer ausgezeichneten Marke ausgewählt worden und selbstverständlich wurde das Menü auch nicht von einem guten Koch aus Domino City zubereitet, sondern von einem Spitzenkoch aus New York, der extra eingeflogen worden war, um an diesem Abend Regie zu führen. Mit einem aufgesetzten Lächeln schob er sich weiter durch die große Anzahl an Spendewilligen, welche sich bereits bei ihrer Ankunft einem wahren Blitzlichtgewitter hatten stellen dürfen. Kurz bevor sie gingen, würden dann noch mediengerecht die hohen Beträge als kleine Schecks weitergereicht werden. Jeder, der es wollte, konnte sich dann am nächsten Tag in der aktuellen Tagespresse ansehen, welche freundlichen Menschen alles den armen Waisenkindern Teile ihrer wertvollsten Besitztümer überlassen hatten. „Seth!“ Irritiert blieb Joey stehen. Gerade hatte er ein weiteres Glas auf seinem Weg in die Küche in vertrauensvolle und dankbare Hände gegeben, als abermals der bekannte Name durch die Menge seine Ohren erreichte. Der Name „Seth“ war in Japan nicht üblich und ließ ihn daer unwillkürlich aufhorchen. Unsicher drehte er sich um und spähte in alle Richtungen, um den Urheber des Rufes auszumachen. Schließlich entdeckte er ihn. Doktor Shimata. Er war sein behandelnder Arzt gewesen, als er im Koma gelegen hatte. Der Erste, der ihm damals die schlechten Nachrichten vom Tod seiner Eltern überbracht hatte, war dieser Mann gewesen. Trotz der denbkbar schlechten Umstände, in denen er ihn kennengelernt hatte, hatte er ihn bis heute als sehr sympathischen älteren Herrn in Erinnerung behalten. Mit einem ehrlichen freudigen Lächeln kam er auf ihn zu. „Seth! Fast hätte ich dich in deiner Uniform gar nicht erkannt.“ „Guten Abend, Herr Shimata. Ich freue mich, Sie wiederzusehen.“ „Ganz meinerseits, ganz meinerseits, Seth. Komm, reich mir ein Glas, dann hast du weniger zu tragen.“ Joey konnte gar nicht so schnell reagieren, da war das letzte Glas bereits wieder von seinem Tablett verschwunden, denn auch hinter ihm hatten sich inzwischen ein Herr und eine Dame am Wein bedient. Abermals ließ er sein Tablett sinken. „Nun sag mal, Seth, wie geht es dir?“ Joeys Wangen färbten sich leicht rot, als er darauf bestand, dass Her Shimata ihn nicht mehr so nennen solle. „Aber warum denn, Seth?“ Neckend zwinkerte der wesentlich Ältere ihm zu. Sich unwohl fühlend, verlagerte Joey sein Gewicht von einem Bein auf das Andere. „Sie kennen doch jetzt meinen richtigen Namen.“ „Ja schon, aber ich finde diesen einfach passender. Immerhin hast du ihn beinahe drei Wochen durchweg vor dich hingemurmelt.“ Der Rotton auf seinen Wangen vertiefte sich ein weiteres Mal. „Da lag ich im Koma!“ „Eben, junger Mann. Eben!“ Joey wusste bereits, was jetzt kam, denn Herr Shimata hatte ihn immer wieder mit der Nase darauf gestoßen. „Die wenigsten Menschen reden im Koma. Sie jedoch…“ Abwehrend hob Joey die Hände und versuchte das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. „Sie wollen also auch etwas spenden?“ „Ja! Unbedingt. Aber weißt du, Seth…“ Innerlich stöhnte Joey auf, als er erneut diesen Namen hörte. Wahrscheinlich hatte der Doktor wirklich einen Narren daran gefressen, sonst würde er ihn nicht ständig so nennen. „…ich bin sogar einer der Initiatoren dieser Gala. Ich sammele mit meiner Frau bereits seit Jahren für Waisen, aber das ist die erste große Spendengala, die wir ins Leben rufen konnten.“ „Das ist wunderbar. Das wusste ich nicht. Aber wenn Sie einer derjenigen sind, die das Geld am Ende verteilen, bin ich sicher, dass es auch ankommt.“ „Oh, da kannst du dir sicher sein, mein Junge! Ganz sicher.“ Aus einer Sichtachse, die sich durch Zufall bildete, konnte Joey einen seiner Kollegen winken sehen. Offensichtlich wollte schon wieder jemand etwas von ihm. Entschuldigend verbeugte er sich vor dem älteren Herrn. „Verzeihen Sie, aber ich muss weiterarbeiten. Und Sie müssen sicher auch noch einige wichtige Gespräche führen. Ich bin sicher, wir sehen uns heute Abend noch.“ „Ganz sicher, junger Mann. Und falls nicht, schauen Sie einfach mal wieder in der Klinik vorbei. Ich würde mich freuen.“ Joey verabschiedete sich mit einer kurzen Verbeugung und machte sich auf den Weg in Richtung Küche. Es gab noch immer fünf Gläser mit Sake zu holen. Schon bald hatte ihn die Menge wieder verschluckt und Herr Shimata war aus seinem Blickfeld verschwunden. „Herr Shimata?“ Angesprochener hatte bis eben noch seinem ehemaligen Patienten nachgesehen, wandte sich dann jedoch dem Herrn hinter ihm zu. Dieser war an diesem Abend in einem eleganten weißen Anzug erschienen und hatte bis vor wenigen Sekunden vermutlich ebenfalls dem davoneilendem Kellner nachgesehen, denn erst, als Herr Shimata ihn direkt ansah, widmete er ihm seine volle Aufmerksamkeit. „Was kann ich für Sie tun, Herr…?“ „Kaiba. Seto Kaiba.“ Seto zwang sich dazu, den Blick von Joeys Rücken zu wenden. Inzwischen war er ohnehin nicht mehr zu sehen. Er war vor nunmehr einer Viertelstunde in diesem Hotel eingetroffen, in dessen großem Festsaal die Spendengala stattfand. Noch am Morgen hatte er den genauen Veranstaltungsort von seiner Sekretärin ermitteln lassen. Da dies die derzeit einzige Gala dieser Art war, war ihm schnell klar, wo er Joey heute Abend finden würde. Zunächst hatte man erstaunt reagiert, auch ihn auf der Veranstaltung zu begrüßen, da er nicht eingeladen war. Zwei Millionen Yen mehr im Spendentopf verdeutlichte den Veranstaltern jedoch recht schnell, dass ein paar weitere Gäste nie schaden konnten. Um ein größeres Aufsehen seitens der Medien zu vermeiden, war er allerdings erst eine Stunde nach der offiziellen Eröffnung erschienen. Er hatte gehofft, an diesem Ort die perfekte Gelegenheit gefunden zu haben, um mit Joey zu sprechen – oder um zumindest ein Auge auf ihn zu werfen. Tome war ebenfalls nicht für seine persönliche Anwesenheit auf Spendengalas bekannt, so dass er nicht befürchten musste, dass er hier auftauchte. Ein zufälliges Zusammentreffen zwischen ihm und Joey wäre auf dieser Gala ohnehin weitaus unauffälliger. „Oh, guten Tag Herr Kaiba! Ich freue mich, Sie persönlich kennen zu lernen. Ich habe bereits viel von meinen Kolleginnen über Sie gehört.“ Kaiba kam nicht umhin nachzufragen. „Von Ihren Kolleginnen?“ Breit lachend bestätigte Herr Shimata seine Worte. „Tja, wissen Sie, Herr Kaiba. Sie sollen laut meiner Frau einer der reichsten und bestaussehenden ledigen jungen Männer dieser Stadt sein. Offensichtlich übt dies eine gewisse Anziehungskraft auf die Damenwelt aus.“ Unverblümt zwinkerte der ältere Herr ihm zu. „Das lässt unsereins schon mal neidisch werden, Herr Kaiba. Also, ich sage Ihnen, wenn ich meine Yuki nicht schon sicher bei mir hätte…“ Der reiche gutaussehende Firmenchef mit der ‚gewissen Anziehungskraft‘ ließ diese Aussage unkommentiert und lenkte das Thema lieber wieder auf den eigentlichen Grund, weshalb er den Arzt angesprochen hatte. Die Damenwelt der Stadt hatte ihn selten weniger interessiert als in den letzten Tagen. „Ich wollte mich bei Ihnen erkundigen, warum Sie den jungen Kellner gerade mit ‚Seth‘ ansprachen.“ Ein herzliches Lächeln umspielte die Lippen von Herrn Shimata, als er erneut in die Richtung sah, in welcher Joey verschwunden war. „Wenn Sie das schon so fragen, gehe ich davon aus, dass Sie wissen, dass das nicht sein richtiger Name ist?“ „Sein Name ist Joseph Jay Wheeler.“ Herr Shimata drehte nachdenklich sein Weinglas in der Hand, ehe er Kaiba eine Antwort gab. Es war ihm anzusehen, dass er seine Schweigepflicht gegen die Aussicht, eine seiner spannenden Geschichten erzählen zu können, intensiv gegeneinander abwog. Seto hoffte nur, dass er lieber redete, als zu schweigen. Dem Wein sei Dank schien genau das zum Glück am heutigen Abend der Fall zu sein. „Tja, nun, wissen Sie… Herr Wheeler war einmal ein Patient von mir.“ Der Firmenchef wartete ab. Ältere Herren liebten es, so hatte er zu seinem Leidwesen schon des Öfteren festgestellt, wenn sie Gelegenheit bekamen und man ihnen zuhörte, ihre Geschichte auszuschmücken. Für gewöhnlich mied er diese Art von Menschen, doch da ihn diese spezielle Geschichte interessierte, blieb ihm vermutlich nichts anderes übrig, als sich alles anzuhören. „Die Eltern des jungen Mannes starben vor nunmehr annähernd einem Jahr bei einem Autounfall. Das war im letzten Sommer. Bedauerlich. Beide starben noch auf der Autobahn. Der junge Mann saß damals hinten auf dem Rücksitz, wie mir die Sanitäter berichteten. So großes Glück haben die wenigsten, in einer solchen Situation. Wissen Sie, die meisten Leute sterben auf dem Rücksitz, weil die Airbags nicht ausreichen, wenn sie nach vorne geschleudert werden. Kein schöner Anblick. Nun, Herr Wheeler hatte, wie bereits gesagt, großes Glück. Er war noch halb bei Bewusstsein, als man ihn aus dem Auto geschnitten hat.“ Ein Schatten huschte über das Gesicht des Mannes. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er schon dort das Bewusstsein verloren hätte. Seine eigenen Eltern so zu sehen…“ Da er die Akte der Eltern bereits gelesen hatte, konnte er sich annähernd vorstellen, welch grausames blutiges Bild sich den Ersthelfern eröffnet haben musste. Dass Joey dies ebenfalls gesehen hatte, war nirgendwo vermerkt worden. Für Protokollanten waren es vermutlich Details, die nicht weiter ins Gewicht fielen. „Jedenfalls kam er dann zu mir in die Notaufnahme. Gott sei Dank nur ein paar gebrochene Rippen, einige Blessuren, … nichts Ernstes also. Trotzdem verlor er noch während der Untersuchung das Bewusstsein und erlitt einen Herzstillstand. Wissen Sie, das kann vorkommen. Bei Unfällen bleibt manchmal das Herz stehen, wenn das parasympathische Nervensystem übermäßig gereizt wird. Wir nennen das dann einen reflektorischen Herzstillstand. Gott sei Dank war er da ja schon bei mir im Krankenhaus. Wir konnten ihn wiederbeleben, aber danach fiel er ins Koma. Zunächst dachten wir, das sei vorübergehend und das Gehirn von Herrn Wheeler müsse erst noch alles verarbeiten, aber dann wurden aus den Stunden ganze Tage. Tja und erst nach drei Wochen ist er dann wieder zu sich gekommen.“ Anscheinend wollte der Mann es bereits dabei bewenden lassen und ihm seine eigentlich gewünschte Antwort vorenthalten, daher hakte Kaiba ein weiteres Mal nach. „Und warum nannten Sie ihn ‚Seth‘?“ „Oh, verzeihen Sie. Ich gerate immer so leicht ins Erzählen, wenn es um meine Arbeit geht. Nun ja… Die Ermittlung der Namen der Fahrzeughalter und des jungen Mannes nahm eine gewisse Zeit in Anspruch. Erst drei Tage später erfuhren wir, wie er hieß. Bis dahin war er für uns eigentlich ein ‚John Doe‘, wie die Amerikaner sagen würden. Allerdings hat er irgendwann im Koma angefangen zu reden, wissen Sie?“ „Zu reden? Ist das nicht eher ungewöhnlich?“ Der Arzt war ganz begeistert, einen Menschen gefunden zu haben, der das Besondere an dieser Situation sofort erkannte. Erfreut ließ er ein breites Lächeln aufblitzen. „Ja! Nicht wahr?! Es ist sogar höchst selten! Nun, aber Herr Wheeler gehörte zu diesen seltenen Menschen. Und wissen Sie, was er gesagt hat?“ Fragend sah Seto ihn an. „Seth!“ Als wäre es die logischste Erklärung von allen, wiederholte der Arzt abermals den Namen, den sein Alter-Ego in der Vergangenheit getragen hatte. „Er hat nach einem Seth gerufen! Die ganze Zeit über, hat er immer wieder vor sich hingemurmelt, das Meiste konnte man nur schwer verstehen, aber der Name ‚Seth‘ war deutlich. Verblüffend, nicht wahr? Tja und weil er das eben so oft sagte, haben wir ihn die ersten drei Tage so genannt. Aber ich gebe zu, ich fand das so faszinierend, dass ich das beibehalten habe.“ Seto wurde schwindelig. Seine Welt hatte sich ein weiteres Mal gedreht und ein neues und zugleich altes Puzzleteil rückte langsam an seinen ihm vorbestimmten Platz. „Aber wenn das so etwas Besonderes war…“ Der Firmenchef stoppte. Er sollte nicht jedem auf die Nase binden, dass er die Krankenakten eingesehen hatte. Schnell formulierte er seine Frage um. „Sie haben doch sicher sofort etwas in seiner Akte vermerkt, nicht wahr? Bei so etwas Besonderem. Für Sie als Mediziner…“ „Nein, nein.“ Bedauernd schüttelte der Ältere seinen Kopf. „Herr Wheeler wollte bedauerlicherweise nicht, dass etwas davon in seiner Akte erwähnt wird. Er hatte wohl Angst vor zu vielen Untersuchungen und ich gebe zu, ich konnte da nur schwer wiederstehen. Ich habe ihn auch hinterher nochmal darauf angesprochen, ob er sich noch an irgendwas erinnern würde, aber er verneinte.“ Ratlos zuckte der Herr mit der Schulter. „Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass er sich an seine Träume während des Komas erinnert. Einigen Patienten geht es so, wissen Sie? Es gibt Menschen, die können sich auch nach einem Koma noch an alles haarklein erinnern, was sie in dieser Zeit geträumt haben – fast als hätten sie es tatsächlich erlebt.“ „Was macht Sie so sicher, dass das bei ihm der Fall war?“ „Nun ja, er hat in den Tagen nachdem er aufgewacht ist, ziemlich viel gemalt. Wenn Sie ihn kennen, wissen Sie vielleicht auch, wie talentiert er in dieser Hinsicht ist. Ich war richtig erstaunt, was er alles zeichnen konnte! Wunderbare Arbeiten. Einmal konnte ich einen Blick hineinwerfen, doch mehr als den Namen in der unteren Ecke konnte ich nicht entziffern. Aber ich bin mir sicher, dass er ‚Seth‘ als Bildunterschrift gewählt hat.“ Endlich ein Hinweis, mit dem er etwas anfangen konnte. „Sie sehen also, so ganz kam er von diesem Spitznamen bei mir nicht los.“ Schmunzelnd nahm der ältere Herr einen weiteren Schluck Wein aus seinem Glas. Eine ebenfalls ältere Dame mit blondem Haar gesellte sich kurz darauf zu ihnen. „Langweilst du die armen Gäste wieder mit den Geschichten von deiner Arbeit, Schatz?“ Schmunzelnd trat sie näher. „Oh, Yuki! Wie schön, dass du da bist. Darf ich dich mit Herrn Kaiba bekannt machen?“ Interessiert warf die Dame einen Blick auf den jungen Mann vor ihr und errötete beinahe mädchenhaft. Offensichtlich übte Kaiba selbst in ihrem Alter noch eine gewisse Anziehungskraft auf sie aus. „Herr Kaiba, es freut mich, Sie kennenzulernen.“ Der Braunhaarige beugte sich elegant über ihre Hand und gab ihr einen kleinen Kuss auf ihre Hände, ehe er sich wieder aufrichtete und sein Scheckbuch und einen Stift aus einer seiner Taschen zog. Verblüfft beobachteten die Eheleute, wie Herr Kaiba einen großen Betrag in Höhe von 10 Millionen Yen in dem Scheck eintrug, seine Unterschrift daruntersetzte, und ihn an Herrn Sashimata weiterreichte. „D-Danke, Herr Kaiba. Aber…“ Der Braunhaarige unterbrach ihn. „Ich habe zu danken, Herr Shimata. Sie haben mir mehr geholfen, als Sie vermutlich je wissen werden. Ich erwarte nur zwei Dinge, als Gegenleistung. Bitte lassen Sie meinen Namen heute Abend unerwähnt. Ich schätze es nicht, wenn zu viele wissen, dass ich durchaus größere Beträge spende. Das lockt nur einen Haufen Bettler und anderes Gesindel an. Zum anderen bitte ich Sie, sich auch weiterhin für Waisenkinder einzusetzen, wie auch mein Bruder und ich einst welche waren und ihnen eine schöne Kindheit zu ermöglichen.“ Freudig und nach wie vor dankbar nahm Herr Shimata den Schein an sich. „Diesen Wunsch erfülle ich Ihnen mit dem größten Vergnügen, Herr Kaiba.“ „Ich möchte mich dann verabschieden.“ „Sie wollen schon gehen?“ „Ja. Eigentlich kam ich aus einem anderen Grund, doch dieser ist nun hinfällig geworden. Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg für Ihre heutige Gala.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)