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Time to remember

von

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Beobachtungen eines Pharaos

@Lunata: Tjaja... Jono ist eben - entgegen landläufiger Meinung - ein sehr verschwiegener in sich gekehrter Geselle, der lieber alles mit sich selbst ausmacht, statt sich anderen anzuvertrauen, um diese nicht zu belasten. Joey tickt übrigens genauso. ^.~ *G*

Keine Sorge. Nach und nach kommt alles ans Licht. Vermutlich ist es ohnehin besser, man liest die Geschichte irgendwann nochmal im Ganzen, wenn ich sie fertig geschrieben habe. ^.~
 

@Primavera: Danke für den Hinweis. Habe ihn gleich genutzt, um das Kapitel zu korrigieren. Was ahnst du denn genau? *wissen will* ^_^

Also wenn das vorige 'Gespräch' der beiden für dich nicht unter die Kategorie 'Streit' fiel, will ich ja nicht wissen, wie ein Streit bei dir sonst aussieht? *lach* Meine eigene Meinung geht genau ins Gegenteil. Alles, was sie sonst gemacht haben, fällt für mich unter 'necken'... fast alles, was im letzten Kapitel geschah, unter 'streiten'.

Soso... Du glaubst also, Jono hätte sein Gelübde gebrochen? *GGG* *pfeif* Wie du meinst...

Liebe auch an dich, deinen Kommi und dein beständiges aufmerksames Lesen! ^_~
 

___________________________________________________________________________________
 


 

~~~~~~~~~~
 

Sich in alle Richtungen streckend erhob Kaiba sich aus seinem Bett. Die Taten des Blonden erstaunten ihn ebenso wie sein Alter-Ego. Insgeheim hatte er damit begonnen, Jono mit Joey zu vergleichen, musste jedoch feststellen, dass ihre Charaktere in manchen Dingen vollkommen unterschiedlich waren. Joey würde seine Hilfe sicher niemandem verweigern. Im Gegenteil. Egal, ob es ihn selbst in Gefahr brachte oder nicht, er riskierte stets alles, um irgendwem zu helfen – selbst ihm.
 

Seufzend notierte er sich die Worte
 

Asyut – Heimatstadt

Oase

Syrier – Überfall

und die Namen der vier Begleiter der Truppe, Yanis, Ilai, Elias und Aziz in seinem Buch.
 

Er fragte sich, ob er wohl noch erfahren würde, wie sein Alter-Ego das Problem gelöst hatte. Seine Träume waren bruchstückhaft. Manchmal behielt er nur Orte und Zeiten, seltener Namen und Gesichter im Gedächtnis. Doch in jeder seiner Erinnerungen, stand die Beziehung von Seth und Jono im Vordergrund, als wollte ihm sein Alter-Ego etwas Wichtiges in Bezug auf diese Person mitteilen, etwas, das er auch fünftausend Jahre später nicht vergessen durfte.
 

Abermals aufseufzend legte er das Buch beiseite. Er sehnte den Tag herbei, an dem sich endlich alles aufklären würde. Doch bis dahin hatte er mit den Problemen der Gegenwart genug zu tun. Inzwischen war etwas mehr als eine Woche vergangen, seit Joey zurück in der Schule war. Seitdem hatten sie nicht mehr als zwei Worte miteinander gewechselt. Nein, eigentlich nicht einmal gewechselt – er hatte Joey als „Looser“ und wenig später auch als „Schwächling“ bezeichnend, doch der Blonde war auf keinen Kommentar von ihm eingegangen.
 

Zügig zog er sich um und machte sich auf den Weg in die Küche. Dort angekommen trank er einen schnellen Kaffee und schnappte sich das Bento, welches die Köchin bereits einen Tag vorher zubereitet hatte. Sein Bruder, der heute später zur Schule erscheinen durfte, schlurfte inzwischen ebenfalls gemütlich in die Küche.
 

„Heb die Füße an!“
 

Noch immer im Halbschlaf blinzelte Mokuba zu ihm auf und sah auf einen missmutig verkniffenen Mund. Kopfschüttelnd ersparte er sich einen Kommentar. Dazu war er noch zu müde. Geschickt angelte er nach der Kornflakespackung und nachdem er seine Schokoflakes in Milch ertränkt hatte, begann er seelenruhig die Küche mit Lauten des Wohlbefindens zu füllen.
 

„Schmatz nicht und schließ den Mund beim Essen! Das kann sich ja keiner mit anhören“, wies sein Bruder ihn abermals zurecht.
 

Angelegentlich stützte Mokuba sein Gesicht auf seine Hand und spielte teils gedankenverloren mit ein paar seiner Kornflakes ‚Schiffe versenken‘.
 

„Spricht Joey immer noch nicht mit dir?“
 

Nachdenklich behielt er den Größeren im Blick, welcher bis eben fahrig durch die Zeitung geblättert hatte. Genervt schloss er sie wieder und warf sie geräuschvoll auf den Tisch.
 

„Das hat damit überhaupt nichts zu tun! Iss gefälligst vernünftig.“
 

Mokuba wandte sich wieder seinem Essen zu.
 

„Also nein“, stellte er fest, ehe er den nächsten Löffel voll knackender Flakes in seinen Mund schob.
 

Genervt von sich selbst und dem Geräusch knuspernder Schokokugeln schnappte Kaiba sich seine Schultasche und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Niles erwartete ihn bereits.
 

„Sir, wollen Sie heute vielleicht mit dem Wagen…“

„Niles!“, genervt unterbrach ihn sein Arbeitgeber.

„Wenn ich einen Wagen brauche, lasse ich es Sie wissen, in Ordnung?!“

Der Angesprochene nickte nur und ließ ihn, begleitet von einer kleinen Verbeugung, passieren.

„Ich wünsche Ihnen einen …angenehmen Tag, Sir.“
 

Als Kaiba die Villa längst verlassen und auf dem Weg zum Haupttor war, gesellte sich Mokuba zu ihm – in der einen Hand die Schüssel mit Kornflakes, in der anderen den Löffel. Gemeinschaftlich sahen sie Kaiba hinterher.
 

„Herr Wheeler spricht noch immer nicht mit ihm, oder?“, erkundigte sich Niles.

„Offensichtlich“, stellte Mokuba fest.

„Ja. Sehr offensichtlich“, stimmte ihm Niles zu.
 

Kurz darauf wurde die Tür geschlossen und beide begaben sich in einträchtigem Schweigen wieder in das Innere der Villa.
 

**********zwei Stunden später in der Schule**********
 

Joey starrte auf die schwarzgrüne Tafel, notierte die nächsten Ergebnisse und stützte seinen Kopf abermals auf die Bank. Frau Kurami hielt sich zurück, denn sie wusste, dass er seine Aufgaben bereits beendet und sie vermutlich auch richtig gelöst hatte. Seit das neue Schuljahr begonnen hatte, stand er zu seinem Versprechen und erfüllte alle Aufgaben zu ihrer vollen Zufriedenheit und immer mit der höchsten Punktzahl. Dennoch gönnte sie ihm lediglich fünf Minuten voll kostbarer Ruhe, ehe sie ihn wieder zur Ordnung rief.
 

„Herr Wheeler, ich möchte Sie bitten, dass Sie zu Hause schlafen und nicht in meinem Unterricht.“
 

Auch Frau Kurami stand zu ihrem Wort und maßregelte ihn weiter vor der ganzen Klasse. Von seinen guten Ergebnissen wusste niemand. Mit einem kurzen, laut hörbaren Stöhnen richtete er sich wieder auf und sah weiter stur nach vorne. Es war zermürbend, hier zu sitzen. Nicht nur, weil er mit den Aufgaben meist viel schneller fertig war, als alle anderen, daran hatte er sich mit den Jahren gewöhnt, sondern weil er sich auch kaum davon abhalten konnte, sich nach Kaiba umzublicken. Seit mehr als einer Woche hatte er kein Wort mehr mit ihm gesprochen. Einerseits kam dies seinem Plan gelegen, Tome in dem Glauben zu lassen, dass er Kaiba nicht ausstehen könne, andererseits zehrte es merklich an seinen Nerven. Er vermisste die täglichen Streitereien mit Seto.
 

Vor zwei Wochen hatte er noch  überlegt, wie er dem anderen gegenübertreten sollte. Sicher hatte es auch die Option gegeben, sich wie sonst in offen ausgetragene Streitereien zu flüchten. Als Kaiba dann jedoch an seinem ersten Schultag auf ihn zugekommen war, hatte er kein Wort herausgebracht. In gewisser Weise fürchtete er sich vor dessen Reaktion. Würde er ebenso mit ihm streiten wie früher? Oder würde er ihn ignorieren? Was würde er in seinen Augen sehen? Verachtung? Vielleicht. Er wusste es nicht.
 

/Selbst wenn ich mit ihm reden wollte… Er weicht mir ohnehin ständig aus - geht mir aus dem Weg. Selbst wenn wir in der Schule sind, bekomme ich ihn kaum zu Gesicht./
 

Aufseufzend sah Joey nach vorn zur Tafel.
 

/Im Klassenraum sitzt er sogar hinter mir. Nicht einmal im Unterricht, kann ich ihn sehen./
 

Resigniert kritzelte er ein kleines Auge auf seinen Skizzenblock, den er für solche langweiligen Stunden vorsorglich immer dabei hatte. Frau Kurami sagte nichts. Binnen Minuten kamen zu dem Auge ein Mund, eine Nase und eine Frisur hinzu und nur wenig später starrte ihn das wütende Gesicht von Kaiba an – in Chibi-Form. Schmunzelnd zog er die Augenbrauen der kleinen Figur noch ein wenig tiefer. Vollkommen zufrieden mit seiner Zeichnung, gesellten sich wenig später noch ein leicht lächelnder, ein erstaunter, ein arbeitender (mit Brille) ein mit dem Bogen schießender und ein laufender Seto dazu. Der lächelnde gefiel ihm am besten. Flink blätterte er um, warf einen kurzen Blick zur Uhr und auf seine Mitschüler, welche noch immer mit der Lösung der Aufgaben beschäftigt waren und skizzierte das lächelnde Gesicht in größerer realistischer Form. Gedankenverloren erinnerte er sich dabei an ihre Wasserschlacht, den letzten gemeinsamen fröhlichen Tag, den sie zusammen verbracht hatten. Genau so hatte Seto ausgesehen, als es ihm gelungen war, ihn ins Wasser zu stoßen.
 

Skeptisch besah er sich sein Werk, radierte hier und da noch ein wenig und ersetzte eine der Linien um seinen Mund, ehe er halb zufrieden, halb frustriert in das Bleistiftgesicht des Firmenchefs sah. Zu gern hätte er seine Zeichnung in diesem Moment mit der realen Person verglichen. Sah er wirklich noch so aus, wie in seiner Erinnerung? Hatte sich inzwischen vielleicht eine weitere Sorgenfalte zu den anderen gesellt? Zogen sich seine Mundwinkel tatsächlich in der abgebildeten Form leicht verschmitzt nach oben, wenn er lachte? Waren die Haare vielleicht länger geworden? Er konnte es nicht sagen, denn an keinem der letzten Tage hatte er Kaiba lange genug ansehen können, um sich ganz sicher zu sein.
 

Es klingelte. Schnell schlug Joey das Skizzenbuch zu und verstaute es wieder in seiner Tasche. Das Buch war sein persönlicher Schatz. Seine wertvollsten Skizzen fanden darin einen sicheren Platz, da er es ständig bei sich trug. Gähnend und sich nach oben streckend sah er aus dem Fenster, während die anderen sich schon auf den Weg nach draußen begaben. Seto war einer der ersten, der den Klassenraum verlassen hatte – wie so oft in den letzten Tagen. Früher, in Zeiten, in denen sie noch miteinander gesprochen hatten, wäre er stets als letzter gegangen, um noch einen kleinen Kommentar fallen zu lassen. Doch ob dies je wieder so werden würde, hing sicher auch von seinem Erfolg bei der Tome Corporation ab und davon, ob Seto sich überzeugen ließ, dass er mit der Sabotage ursprünglich nichts zu tun gehabt hatte.
 

Resigniert schnappte auch er sich seine Tasche mit den Sportsachen und strebte der Umkleidekabine entgegen. Dort erwarteten ihn bereits Yugi, Thea und Tristan, welche schon umgezogen waren.
 

„Mensch Joey! Wo bleibst du denn?“

„Sorry, Leute. Hab wohl geträumt.“
 

Die anderen verziehen ihm schnell. Flugs kleidete er sich um, als er eine bekannte Stimme hinter sich vernahm.
 

„Yugi!“
 

Angesprochener wandte sich um.
 

„Atemu!“, freudig begrüßte er den ehemaligen Pharao, welcher ihm so ähnlich sah.

„Du hast dein Bento heute liegen gelassen.“

Grinsend überreichte ihm Atemu seine Lunchbox, welche Yugi, leicht rot im Gesicht, dankend entgegennahm. Seine Schusseligkeit war ihm offensichtlich selbst peinlich.

„Willst du noch ein wenig bleiben? Wir haben nur eine Stunde Sport, dann ist Mittagspause. Vielleicht hast du Lust, mit uns gemeinsam zu essen?“, erkundigte sich der Kleinere.
 

Atemu hatte nichts dagegen. Sein Dienst im städtischen Museum, in dem er inzwischen dank der Beziehungen von Yugis Großvater arbeitete, begann erst später. Dementsprechend konnte er es sich leisten, noch ein wenig in der Schule zu bleiben und seinen Freunden beim Essen Gesellschaft zu leisten. Sicherheitshalber vereinbarten sie noch den Eingang des Sportplatzes als Treffpunkt, ehe sich die Schüler in Richtung des Sportplatzes begaben. Bereits vor einer Minute hatte ein schriller Pfiff sie daran erinnert, dass es den Sportlehrer nach ihrer Anwesenheit verlangte. Am heutigen Tage stand Ausdauerlauf auf dem Trainingsplan.
 

Gleich neben dem Platz, auf einer kleinen Bank, saß Kaiba, welcher wie so oft nicht mitzumachen brauchte. Firmenchef zu sein, hatte neben allerlei Stress und Problemen eben auch ein paar winzige Vorteile. Er hasste den Schulsport. Sich mit einem Haufen nach Schweiß stinkender Teenager in eine kleine Kabine zu zwängen war nur ein Grund für seine Abneigung. An anderen Tagen hätte er vielleicht sogar am Laufen teilgenommen. Bewegung half ihm, angestaute Energie loszuwerden und einen klaren Kopf zu bekommen. Doch damit wäre er nicht mehr in der Lage gewesen, Joey zu beobachten. Die heutigen Sportstunden waren die einzigen, seit Beginn der Schule, in denen es nicht weiter auffiel, wenn er Joeys Körper einer genauen Prüfung unterzog.
 

Angelegentlich griff er nach seinem kleinen Netbook und fuhr ihn hoch, nur um ihn dann schließlich doch unangetastet auf seinem Schoß stehen zu lassen. Inzwischen lief Joey bereits das zweite Mal an ihm vorbei. Eine kaum sichtbare Zornesfalte bildete sich auf der Stirn des Firmenchefs, als er zwei weitere große blaue Flecken am rechten Oberschenkel und eine bereits verblassende grüne Prellung am rechten Oberarm ausmachen konnte. Wenn er nicht schon im Krankenhaus läge, wäre er glatt in Versuchung, diesen Haiko Kirian ein weiteres Mal persönlich dort hin zu befördern. Aber es war noch nicht aller Tage Abend. Genau genommen hatte nur Joey bisher seine Rechnung mit ihm beglichen. Sobald er aus dem Krankenhaus entlassen war, blieb sicher noch genügend Zeit, dafür zu sorgen, dass der Mann den Namen „Seto Kaiba“ nie wieder vergessen würde.
 

Derzeit verschafften ihm und Joey der Krankenhausaufenthalt von Haiko Kirian einen Vorteil gegenüber Tome. Er selbst musste Kirian nicht feuern, um ihn aus seiner Firma zu bekommen. Damit hätte er, so kurz nach dem Vorfall, unweigerlich preisgegeben, dass er den wahren Saboteur kannte. Joey hatte vielleicht nicht die eleganteste, aber in jedem Fall die schnellste und effektivste Methode gewählt, um sich als einzig möglichen Ansprechpartner in Sachen Kaiba Corporation darzustellen. Jeder würde glauben, dass Joey sich lediglich für die falschen Unterstellungen gerächt hatte. Nun musste der Blonde nur noch unter Beweis stellen, dass er ein vertrauenswürdiger und wertvoller Verbündeter war, der Kaiba ebenso gern vernichtet sehen wollte, wie Tome.
 

Dieses Wissen machte es Kaiba leider nicht einfacher, mit der derzeitigen Situation richtig umzugehen. Vor ein paar Tagen hatte er sich Zugriff auf die Bankkonten der Lehrer verschafft. Dabei hatte er ein paar interessante Entdeckungen gemacht. Die Erste war die notorische Unterbezahlung aller angestellten Lehrer – zumindest wenn man das Gehalt in Bezug zu ihrer täglichen Arbeit stellte, eine Arbeit, in deren Verlauf jeder andere vernunftbegabte Mensch kläglich an seine nervlichen Grenzen gestoßen wäre. Das führte wiederum dazu, dass der ein oder andere vermutlich nichts gegen einen lukrativen Nebenjob hatte, insofern es nicht gegen dessen ethische Grundsätze verstieß. Er ging davon aus, dass die Beobachtung von zwei Schülern, was ohnehin in den Aufgabenbereich eines Lehrers fiel, durchaus mit den ethischen Grundsätzen vereinbar war. Ein am vergangenen Donnerstag eingegangener höherer Betrag auf dem Konto des Schularztes, hatte schließlich seinen Verdacht bestätigt. Nach Zurückverfolgung des Geldes über drei andere Konten, konnte eindeutig die Tome Corporation als Geldgeber ausgemacht werden.
 

Zu gern hätte er mit Joey über all das, was er inzwischen herausgefunden hatte, von Angesicht zu Angesicht gesprochen. Doch dies war augenscheinlich weder in der Schule noch in der Kaiba Corporation, in Joeys Wohnung oder seinem eigenen Haus möglich. Vermutlich auch nicht auf Joeys Arbeitsstelle. Es war schwer zu sagen, wo Tome seine Finger noch alles im Spiel hatte. Ihm war keiner der Männer oder Frauen entgangen, die in letzter Zeit in seiner Näher herumlungerten. Er gab jedoch zu, dass, wenn er nicht bald eine Möglichkeit finden würde, er mit seinen Nerven am Ende wäre. Mokuba gegenüber würde er das freilich nicht eingestehen.
 

In Gedanken versunken nahm Seto kaum wahr, dass sich eine weitere Gestalt zu ihm gesellte. Fasziniert konzentrierte er sich auf das Fußballspiel, das inzwischen begonnen hatte. Mit einem übermütigen Schrei stürmte Joey gerade in diesem Augenblick auf das gegnerische Tor und versenkte den Ball, mit Hilfe von Tristan, ohne nennenswerte Gegenwehr. Jubelnd fiel er dem Braunhaarigen in die Arme und Yugi, welcher in der Gegenmannschaft spielte, gratulierte den beiden großzügig - dicht gefolgt von der Ankündigung, dass sie auf das Gegentor nicht lange würden warten müssen.
 

Grinsend wies Joey ihn darauf hin, dass er mit seiner Größe den Vorteil ja auf seiner Seite hätte und versuchen solle, unter den Beinen der Spieler hindurch zu laufen, woraufhin Yugi ihm nur spielerisch drohte. Feixend zogen Tristan und Joey sich zurück und berieten sich mit ihren Teamkameraden.
 

„Nimm endlich deinen Arm da weg, Taylor“, murmelte Seto leise zu sich selbst.
 

Die Person hinter ihm registrierte die Bemerkung stillschweigend und sah dem Treiben weiter zu.
 

Wenig später versenkten Tristan und Joey ein weiteres Tor durch eine gute Vorlage von Takiro. Abermals von Jubel und enttäuschtem Stöhnen begleitet, wertete der Lehrer das bisherige Spiel mit einem 3:1 für Joeys Mannschaft. Erneut zogen die zwei Freunde Yugi mit seinen kurzen Beinen auf.
 

Frustriert stellte Kaiba sein Netbook ganz zur Seite.
 

„Verdammt, dieses Teil ist zu nichts zu gebrauchen!“
 

Wütend warf er dem unschuldig vor sich hin rauschendem Netbook einen finsteren Blick zu.
 

Eine kleine Stimme hinter ihm brachte seine Gefühle unversehens auf den Punkt.
 

„Stört es dich etwa immer noch so sehr, wenn er sich mit jemand anderem als dir auf diese Weise ‚streitet‘, …Seto?“

„Warum ‚immer noch‘?! Als wenn es mich stören würde, wenn der Köter…“
 

Gerade wollte er die offensichtliche Wahrheit von sich weisen, als ihm bewusst wurde, wer sich da zu ihm gesellt hatte.

„…Atemu.“
 

Dieser nickte nur und sah weiter scheinbar interessiert zu Joey, während er Kaiba aus dem Augenwinkel genau im Blick behielt. Ungefragt ließ er sich neben ihm nieder.
 

Seto fiel es schwer, sich das einzugestehen, doch in Gedenk seiner Träume, war er nahe daran, Atemu mit ‚Pharao‘ anzusprechen. Im letzten Moment hatte er sich gerade noch zusammenreißen können. Er hatte längst akzeptiert, dass seine Träume offenbar die Vergangenheit seines Alter-Egos zeigten. Im Stillen wunderte er sich. Bedachte er seine Träume, mussten sie sich früher gut verstanden haben. Woher kam dann diese unbestimmte Wut, wann immer er sich in der Nähe von Atemu aufhielt? Unbekannte Gefühle, die er sich nicht erklären konnte, breiteten sich in ihm aus, je länger Atemu neben ihm saß.
 

Der ehemalige Pharao spürte seinen Konflikt, ließ ihn diesen jedoch mit sich selbst austragen. Er ahnte, was Seto, oder vielmehr Seth, im Inneren bewegte – auch wenn er sich daran nicht erinnern konnte oder wollte. Er selbst wusste nur von seinem früheren Leben, weil er nie ein anderes Leben gelebt hatte – es war immer noch seins, nur mit einem kaum nennenswerten Zeitsprung von fünftausend Jahren dazwischen. Für ihn war es nicht mehr gewesen, als ein langer Schlaf. Seth und Jono jedoch, dürften eigentlich keine Erinnerung an ihr früheres Leben mehr haben, und doch hatte Jono wieder zu sich selbst gefunden. Womöglich konnte auch Seto sich – bewusst oder unbewusst – an einen Teil seiner Vergangenheit erinnern.
 

„Ich habe von Yugi gehört, dass ihr zwei euch nicht mehr streitet… euch eigentlich überhaupt nicht mehr unterhaltet…“, hakte Atemu nach.

Nicht wissend, wohin mit seiner Wut, fuhr Seto den – auf Grund der immerhin beträchtlichen fünftausend Jahre Altersunterschied – älteren Mann an.

„Das geht dich nichts an.“
 

In diesem Moment ertönte ein schmerzhafter Aufschrei. Als hätte man ihn selbst getreten, wandte Seto sich wieder dem Spielfeld zu und wurde in seinem Verdacht sofort bestätigt. Joey hatte es fertig gebracht, sich foulen zu lassen und saß nun auf dem Hosenboden. Das Knie blutete, da die oberste Hautschicht abgeschürft war. Der Fußballplatz war mit kleinen spitzen Steinen übersät und so war es nicht verwunderlich, dass solche kleinen Unfälle an der Tagesordnung waren. Dennoch explodierte Kaiba förmlich. Doch statt den Spieler anzuschreien, der gefoult hatte, richtete er seine gesamte Energie auf Joey.
 

„KANNST DU IDIOT NICHT BESSER AUFPASSEN?!“, schrie er den Blonden an, welcher von Tristan zur nächsten Bank ans Spielfeld begleitet wurde. Einer seiner Teamkameraden zu indessen los, um ein größeres Pflaster vom Schularzt zu besorgen.
 

Tristan verteidigte seinen Freund sofort.

„Nun halt mal den Ball flach, Kaiba! Es war immerhin nicht Joeys Schuld.“

Da dies der Wahrheit entsprach, hatte Kaiba dem nichts entgegenzusetzen und blieb einen entsprechenden Kommentar schuldig. Die anderen spielten inzwischen weiter und kümmerten sich nicht mehr um die zwei. Kaiba explodierte in letzter Zeit öfter und es war nicht das erste Mal, dass Joey und er sich anpflaumten. Ihr blonder Mitschüler würde es überleben.
 

Dieser sah ihn indes nur kurz an und erwiderte nichts. Ihm lagen einige Antworten auf der Zunge, doch er verkniff sie sich alle. Stur wandte er seinen Blick wieder nach vorne aufs Spielfeld. Auch Tristan war zum Spiel zurückgekehrt. In dem Blonden brodelte es derweil ebenfalls. Die ganze letzte Woche war Kaiba ihm stur aus dem Weg gegangen und jetzt ging er ihn so an?! Der hatte sie doch nicht mehr alle!
 

Ignoriert zu werden schien den Braunhaarigen aber nur noch wütender werden zu lassen.
 

Inzwischen kam ein Mitschüler in Begleitung des Schularztes wieder. Dieser registrierte zwar die aufgeladene Stimmung mit einem interessierten Blick, sagte aber nichts dazu und kniete sich stattdessen vor den Blonden, um dessen Bein näher zu untersuchen. Als die rechte Hand des Arztes die Haut rings um die Wunde untersuchte und er mit der anderen Hand den Unterschenkel festhielt, knirschte Kaiba fast unmerklich mit den Zähnen. Seine eigene Hand ballte sich zur Faust… und löste sich wieder. Vorsichtig tupfte der Arzt das meiste Blut ab und säuberte die Wunde, ehe er sie kurz desinfizierte.
 

„Bleiben Sie noch einen Augenblick sitzen, Herr Wheeler. Zumindest bis die Wunde halbwegs getrocknet ist. Erst danach machen Sie sich bitte das Pflaster drauf. Wenn wir der Wunde zu früh die Luft nehmen, eitert sie vielleicht noch. Also am besten auch nur übergangsweise mit einem Pflaster überkleben.“

Joey nickte verständig, streckte sein Bein wieder und richtete seinen Blick zurück auf seine noch immer über den Platz rennenden Klassenkameraden.
 

Atemu kannte das Verhalten von Seto bereits – aus einer anderen Zeit. Auch im alten Ägypten hatte Seth es nur schwer ertragen, wenn jemand anderes Jono berührt hatte. Bedauernd dachte Atemu an die eine oder andere Begebenheit zwischen den beiden zurück. Damals hatte es ähnliche Phasen gegeben, in denen sie sich aus dem Weg gegangen waren und doch hatten sie einander angezogen, wie zwei Magnete. Zwei besonders starke Magnete. Er selbst hatte das schon früh erkannt, die beiden hatten sich jedoch zunächst beide gleichermaßen aus unterschiedlichen Gründen mit Händen und Füßen dagegen gewehrt.
 

Sein Blick wanderte weiter zu Jono. Dieser hatte inzwischen damit begonnen, seine Wunde noch einmal selbst einer genauen Inspektion zu unterziehen. Wenn er den Blonden richtig einschätzte, diente dies aber lediglich dazu, den eigenen Blick nicht doch auf Seth zu richten.
 

Seufzend schüttelte Atemu den Kopf.
 

/Die zwei sind kompliziert wie eh und jeh. Ich frage mich, wann sie es in diesem Leben endlich schaffen… Nochmal helfe ich ihnen jedenfalls nicht./
 

Innerlich schmunzelnd bedachte er die Reinkarnation von Seth mit einem weiteren Blick. Dieser beobachtete Jono noch immer ganz genau und ließ ihn nicht aus den Augen, ehe er schlussendlich von seinem Sitz aufsprang und hinüberging, als Jono sich gerade seinem Pflaster widmen wollte.
 

„Das sollte man dir lieber über den Mund kleben, statt über dein Knie. Gib her!“

Schnaubend entriss er Joey das Pflaster und entfernte das Plastik ringsherum.

Joey war zu verblüfft, um Einwände zu erheben.

„Was…?“

„… ach halt die Klappe, Köter! Wenn dir schon einer Schmerzen zufügt, dann bin ich das.“
 

Ein bisschen fester, als unbedingt notwendig, presste er die Hand mit dem Pflaster auf die Wunde. Joey zog zwar kurz zischend die Luft ein, doch kein weiterer Schmerzenslaut kam ihm über die Lippen. Schließlich wurde der Druck leichter und erstaunt konnte Joey sehen, dass Seto noch einmal beinahe zärtlich über sein verletztes Knie strich, ehe er seine Hand langsam den Unterschenkel entlang nach unten gleiten ließ. Es war beinahe, als wolle er ihn streicheln…. Was zum Teufel tat Seto da? Er konnte spüren, wie ihn ein warmer Schauer durchrann.
 

Ein Pfiff ertönte. Das Spiel war vorbei. Als hätte er sich verbrannt, zog Kaiba seine Hände zurück und richtete sich auf.
 

„Zieh dir beim nächsten Mal etwas Längeres an, Köter, dann passiert sowas nicht und du hältst andere nicht mehr von der Arbeit ab.“
 

Ob er damit den Schularzt oder sich selbst gemeint hatte, ließ er offen. Schnaubend wandte er sich ab, ohne eine Antwort abzuwarten.
 

Flugs machte er sich daran, Netbook und Unterlagen wieder einzupacken, während er Atemu neben sich murmeln hörte: „Ich mache mir Sorgen um dich, dass du dich nochmal verletzen könntest. Außerdem will ich nicht, dass jemand anderes so viel nackte Haut von dir sieht und dich dort berührt, wo nur ich dich berühren will.“

Interessiert richtete Atemu seinen Blick auf Seto und ergänzte: „Wäre es nicht viel ehrlicher, ihm das so zu sagen?“
 

Seto begnügte sich mit einer kaum verständlichen unwirschen Entgegnung – man hätte es als ‚kümmere dich um dich selbst‘ deuten können – und verschwand in Richtung Schulgebäude.
 

Atemu lachte still in sich hinein.
 

/Ich werde ihnen nicht helfen… Aber es ist wohl besser, wenn ich sie ein wenig im Auge behalte./
 

Immer noch irritiert von seinem eigenen Verhalten, ließ Seto sich auf seinem Stuhl im Klassenraum sinken.
 

So konnte es nicht mehr weitergehen!

 

Er war vollkommen überreizt. Niemals zuvor hatte ihn das Hündchen so lange ignoriert und nicht mit ihm gesprochen. Anscheinend hatten seine nächtlichen Träume daher nun die entstandene freie Zeit genutzt, um auch den Tag für sich zu erobern. Wie sonst konnte es möglich sein, dass er selbst in den Schulstunden vor seinem inneren Auge immer wieder Joeys Körper vor sich sah? Einen Körper, der vor Erregung zitterte, mit einer Stimme, die immer wieder seinen Namen rief – mit dem einzigen Unterschied, dass der Name, der gerufen wurde, diesmal nicht ‚Seth‘ sondern ‚Seto‘ war. Es konnte doch nicht sein, dass er diesen Körper – Joeys Körper! – so anziehend fand, dass er den ganzen Tag an ihn dachte?!
 

Die leichte Erhebung in seiner Hose, welche entstanden war, während er Joeys Knie und Unterschenkel berührt hatte, deutete das Gegenteil an.
 

„Verflucht!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Akikou_Tsukishima
2021-12-24T00:37:31+00:00 24.12.2021 01:37
Oh, Atemu, du solltest den beiden echt mehr helfen XD
Von:  jyorie
2013-05-20T19:55:51+00:00 20.05.2013 21:55
Hey ^_^

Hi hi ... Hätte man das seto kurz zuvor gesagt, das er sich mal so um Joey sorgen würde, er hätte denjenigen sicher in die Irrenanstalt einweisen lassen. Aber ich denke es war ganz gut so, Joey hat es bestimmt durchschaut warum und wie ihm seto das Pflaster aufs Knie gebabbt hat :) ich bin gespannt auf seine Sicht dieses Ereignisses :)

CuCu Jyorie

Von:  Lunata79
2013-02-21T13:42:10+00:00 21.02.2013 14:42
Huiuihi! Hihihihi! *Kicher*
Sogar sein Körper reagiert schon. OMG
Seto muss ganz schön frustriert sein, weil er seinen Joey nicht bei sich haben kann. LOL
Ich liebe diese Story ganz einfach. Immer diese kleinen Szenen, bei denen sie sich fast näher kommen und dann passiert doch nix.
Freu mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79

PS: Hoffentlich tut sich bald was, was die Tome Corporation angeht und vor allem den Virus.
Von:  Rockryu
2013-02-20T13:22:39+00:00 20.02.2013 14:22
Hey. Hab eine Weile nicht gelesen.
Das wird echt immer interessanter. Aber möglicherweise hat Seto jetzt ordentlich Mist gebaut, immerhin ist der Schularzt der Spion...
Ich halte Joey nicht für einen Heiligen, da Heilige sich nicht prügeln, streiten, in Firmen einschleichen oder lügen, so einfach ist das. Joey ist nicht egoistisch, aber ein braver Junge auch nicht gerade.
Von: abgemeldet
2013-02-20T09:41:27+00:00 20.02.2013 10:41
Jaaaa hat er und wie er das hat.^-^
Oder eher...er hat ein zweites dazugemacht^^
Ja ich ahne das Jono Syrier kloppen geht....zwar nicht alleine aber ich glaube es und ich ahne das Seth ohne Stäbchen was anderes probieren muss.
*rumroll*

Ach das war ja nur was kleines und schlimm war es auch nicht, ich fand es süss und eben als ausgleich mal^.^
Zu dem Kapitel....ach das muss für Atemu wie Kino gewesen sein....oder Dejavu^^
Armer Seto das der seine Beherrschung da sooo arg unter druck gesetzt wird.

Joa....dann werde ich beim nächsten mal wenn sie sich zoffen sollten mal schauen ob du recht hast^^


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