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Time to remember

von

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Heinzelmännchen

Habe Migräne. Alle Rechtschreibfehler dürft ihr heute daher gerne für euch behalten. ^_^
 

@primavera: Entschuldige, wg Jono - Joey. *seufz* Ich habe mir dieses Kapitel xmal durchgelesen und mein Gehirn hat wohl irgendwann beschlossen, automatisch den richtigen passenden Namen einzusetzen - Hauptsache ein 'J' steht am Anfang. ;_; Böses Gehirn. Pfui. Habs aber inzwischen korrigiert. ^_^*

Ich hoffe ebenfalls sehr, dass ich dich noch öfter überraschen kann. Das macht ja das Spannende am Lesen aus - sich immer wieder von den Einfällen eines Autors überraschen lassen zu können. *G* Du sagtest ja, ich habe viel angedeutet ... Was hast du dir denn ansonsten so zusammenreimen können? Ich liebe es, mir Vermutungen anzuhören. *G*

Es freut mich, dass das Kapitel für dich nachvollziehbar war - was man nur überprüfen kann, wenn jemand es gelesen hat, der meine Hintergedanken nicht kennt. ^.~
 

@Sy: Danke, dass du von Gealt vorerst absiehst. ^_^ Was das Streiten anbelangt trifft an dieser Stelle wohl 'was sich liebt, das neckt sich' zu. *g* Ich persönlich glaube ja, dass sie sich gerne miteinander messen.

Was Atemu anbelangst, bleibt ihm ja kaum was anderes übrig. *lach* Er kann ja leider schlecht sagen: Ich befehle euch, euch zu vertragen und gern zu haben. *grübel* Obwohl... einen Versuch wäre es ja wert, nech?

Sorry, dass 'Joey' den Lesefluss gestört hat. Kannst es jetzt gern nochmal lesen. ^____^ Habs nämlich korrigiert.
 

@Anyu: Ego und Stolz als Problem? *denk* Wahrscheinlich hast du recht. "UND OB SIE RECHT HAT! SEIN EGO IST SO GROß WIE EIN VERDAMMTER WOLKENKRATZER!" *umdreh* *joey anfunkel* "Klappe. Ich rede." *grummel* "is doch so." *maul*

Entschuldige. Irgendwie mischt der sich ständig ein. ^_^*

Lachtränen? *freu* Das sind die schönsten Tränen! Ich freue mich, dass mir das mit dem kleinen Geplänkel der beiden gelungen ist.
 

@Astera: *nachles* Hast recht. Da wäre ich gar nicht drauf gekommen, dass man es auch so deuten kann. Aber ich kann dich beruhigen, um die Akte geht es jetzt. ^.~

Ich persönlich glaube allerdings, dass sich Kaibas Gesichtszüge gar nicht so sehr verändern würden. Nach außen gibt er sich schließlich routiniert kalt und distanziert.

Bin schon auf deinen Kommi zu diesem Kapitel gespannt! ^__^
 

@Rockryu: *LACH* Der Kommentar hat mir gefallen! =^____^= Mehr als passend und folgerichtig beobachtet. Aber geht es einem im Leben nicht auch oft so. Manchmal, wenn einem jemand besonders wichtig ist, dann stellt man sich tausende Fragen, tastet sich vor, strauchelt, fällt und zaudert von Neuem - bis einem andere einen Schubs in die richtige Richtung geben. Tja und die grundsätzliche Persönlichkeit hat sich bei den beiden ja auch nicht geändert - nur ein paar Kleinigkeiten. Aber dazu später...
 

@Lunata: Oh. Ein Tablet. Dann verstehe ich das. Ich habe mir gerade ein Ebook gekauft. Da habe ich auch manchmal mit zu tun, wenn es ums Eintippen von Dingen gibt. diese Touchscreens arbeiten nicht immer ideal, wie ich finde...

*maul* 'kurzes Kapitel'???!!! Ich gebe mir solche Mühe! Selbst dieser Teil hat in Word ca. *nachzähl* fünf A4 Seiten. ;_; Wo ich mir sone Mühe gebe. *schnief* *den kampf aufnehm* Gut. Das nächste Kapitel hat mindestens 6 Seiten. Jawoll!

Was Seth anbelangt, braucht er eigentlich nur den... richtigen Anreiz, um seine eigenen geheimen kleinen Wünsche bezüglich Joey zu erkennen.

aufs nächste.... Kappi? ^_^* Schenkelklopfer...
 

Viel Spaß beim Lesen.

__________________________________________________________________________
 

Setos Augen brannten. Er hatte in dieser Nacht zusammengenommen nur zwei Stunden Schlaf bekommen, da er damit beschäftigt war, die Akte von Joey Wheeler wieder und wieder zu lesen – ohne etwas nennenswert Neues zu erfahren. Dementsprechend kurz war sein Ausflug in das Ägypten seiner Träume diesmal ausgefallen. Ohne seine Augen zu öffnen, tastete er kurz nach dem kleinen Büchlein neben seinem Bett und vermerkte die Worte „Syrien“, „Krieg?“ und „Vergangenheit“ darin. Warum ihm gerade das Wort Vergangenheit so wichtig war, dass er es in seine Wortliste aufnahm, konnte er nicht sagen. Immerhin schien so ziemlich alles aus seinen Träumen mit der Vergangenheit zu tun zu haben. Er hatte während der letzten Träume jedoch gelernt, auf sein inneres Gefühl zu hören. Vielleicht würde er dann auch irgendwann Antworten auf die vielen Fragen in seinem Kopf erhalten.
 

Antworten war auch das, was er sich durch das Lesen von Joeys Akte erhofft hatte. Bei diesem Gedanken augenblicklich wach geworden, ließ Seto sein Nachtlager umgehend hinter sich. Ohne einen weiteren Blick auf die Uhrzeit zu werfen, begab er sich wie jeden Morgen in die Küche seines Anwesens und nahm sich die Akte, welche ebenfalls neben seinem Bett gelegen hatte, gleich mit. Seit er Joey am Vortag aus seiner Firma geworfen hatte, ließ ihn der Gedanke an den Jüngeren keine Ruhe mehr. Noch am selben Tag hatte er Kirian vorerst seines Büros verwiesen und diesen wieder an die Arbeit geschickt, ehe er seine Rechner ausgeschalten hatte und nach Hause gefahren war. Derzeit konnte er in seiner Firma ohnehin nichts retten. Der Kaiba Corporation war am Ehesten geholfen, wenn er den Spion in seiner Firma unschädlich machte. Vielleicht hatte er das schon getan, indem er Joey der Firma verwiesen hatte, doch noch immer nagte ein bohrender Zweifel an ihm. Da er nicht davon ausgehen konnte, dass der Jüngere ihm die Wahrheit sagen würde, sollte er der Saboteur sein, blieb ihm keine andere Wahl, als das bisherige Leben von Joey genau zu untersuchen. Zumindest redete Kaiba sich das ein, während er bereits zum dritten Mal an diesem Morgen die Akte des Blonden durchforstete.
 

Doch durch die gut sortierte Sammlung an Urkunden, Zeugnissen und Lebensläufen erfuhr er zu einem großen Teil nur das, was er ohnehin schon wusste. Joey war als Kind bei seinem Vater aufgewachsen, während Serenity bei der Mutter geblieben war. Laut der Krankenkartei war er ein ums andere Mal, auf Grund von diversen Verletzungen, im Krankenhaus gewesen – doch nie wegen etwas Ernstem. Lediglich Prellungen, Schürfungen, Quetschungen. /Durch seine ständigen Prügeleien?/, fragte sich Kaiba stirnrunzelnd, während er weiterblätterte. Als er bereits in der Oberschule war, wurde bei seiner Schwester eine schwere Augenerkrankung diagnostiziert - auch das war ihm im Grunde nicht vollkommen neu. Interessant waren an dieser Stelle aber die zahlreichen Nebenjobs, welche Joey angenommen hatte, vermutlich, um das Geld für seine Schwester aufzutreiben.
 

/Ein Wunder, dass er da überhaupt noch Zeit für all die Duellturniere hatte…/, überlegte Kaiba im Stillen. Zur selben Zeit hatte der Vater eine Entziehungskur begonnen, um seiner Alkoholsucht Herr zu werden. /Wie zum Teufel hat Joey es in all den Jahren bloß geschafft, trotzdem immer so… fröhlich zu wirken? Bei dem ganzen Mist…/
 

Nachdenklich besah er sich die nachfolgenden Seiten. Es handelte sich vorrangig um den Unfall- und Krankenbericht. Auch die Totenscheine der Eltern waren in Kopie enthalten. Alles, was offiziell oder inoffiziell mit Hilfe diverser Datenbanken zu erfahren war, befand sich in dieser Akte. /Anscheinend saß Joey damals mit im Wagen… Einige Verletzungen, aber nichts Ernstes… Moment. 3 Wochen Koma?/ Stutzig geworden las er sich den Eintrag ein weiteres Mal durch.
 

*Trotz weiterer Untersuchung konnte keine konkrete Ursache für den komatösen Zustand des Patienten gefunden werden. Da er jedoch nach 3 Wochen wieder ohne erkennbare Gedächtnislücken erwachte, wird davon ausgegangen, dass es sich lediglich um eine Folge des Unfalls handelte. Verursacht durch ein mögliches Schleudertrauma beim Aufprall auf den Vordersitz. Zur Absicherung seines emotionalen, psychischen und körperlichen Zustandes wird ein zweiwöchiger Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik angeraten.*
 

/Warum ist das niemandem aufgefallen? Nicht mal der Kindergarten hat darüber gesprochen…/

Ein forschender Blick auf das Datum des letzten ärztlichen Eintrages, brachte Klarheit.

/All das - der Unfall, das Koma, die Reha – fand innerhalb der Sommerferien statt. Deshalb hat niemand in der Schule etwas mitbekommen. Trotzdem merkwürdig, dass weder Yugi noch die anderen darüber gesprochen haben./

Kurz nur schweiften seine Gedanken ein paar Monate zurück, als er sich bereits wieder zur Ordnung rief.

/Das bringt mich letztlich auch nicht weiter. Es sagt mir immer noch nicht, was Joey in meiner Firma getan hat./
 

Resigniert schloss er die Akte wieder. Auf den letzten Seiten hatten sich lediglich seine Zeugnisse befunden. Aber außer, dass Joeys Noten kurz nach der Grundschule bedenklich in den Keller gerutscht waren, war auch dort nichts Besonderes aufgetaucht. /Beachtlich ist lediglich, dass er es mit diesen jämmerlichem Notenspiegel überhaupt jedes Jahr in die nächste Klassenstufe geschafft hat…/, überlegte Kaiba. Aber auch dieser Gedanke brachte keine neuen Erkenntnisse bei seinen Nachforschungen.
 

Circa drei Stunden später gesellte sich ein ausgiebig gähnender Mokuba zu ihm in die Küche und führte sich, die Augen reibend, zunächst drei Löffel Nutella zu Gemüte, ehe er sich zu Kaiba an den Tisch setzte. Da es bereits sehr spät gewesen war, als Kaiba nach Hause kam, hatte er von der neuesten Entwicklung bisher noch nichts mitbekommen. Seto hatte noch nicht entschieden, ob er seinem Bruder etwas davon erzählen wollte. Er wollte Mokuba vor einer eventuellen Enttäuschung bewahren. Immerhin war Joey Wheeler für seinen kleinen Bruder zu einem Freund geworden. Allerdings war er sich nicht sicher, wie lange sich der Augenblick der Wahrheit noch hinauszögern lassen würde. Er hatte vor, heute noch ein Gespräch mit dem Abteilungsleiter der Grafikabteilung zu sprechen und weitere Informationen einzuholen. Selbst in der Akte war kein Vermerk darüber zu finden, dass Joey in seiner Firma ein- und ausgegangen war. Die Frage, wie das möglich war, beschäftigte ihn bereits seit den frühen Morgenstunden.
 

In Gedanken versunken, warf er einen letzten Blick auf die zusammengetragenen Fakten, trank noch einen Schluck Kaffee und verabschiedete sich von Mokuba, ehe dieser einen Blick auf den Namen der Akte werfen konnte.
 

„Wir sehen uns später Moki. Es gibt viel zu tun.“

„Wenn ich dir irgendwie helfen kann, Seto …“

„Nein danke, diesmal nicht.“
 

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wuschelte Kaiba seinem jüngeren Bruder noch einmal durch die Haare, ehe er sich auf den Weg in seine Firma machte. Mokuba sah ihm noch einen Augenblick hinterher, schob dessen derzeitige Stimmung jedoch auf die Probleme in der Firma.
 

Wenig später erreichte Kaiba das Firmengebäude. Im Gegensatz zu sonst, wandte er sich jedoch nicht gleich zu seinem Privatfahrstuhl sondern schlug den Weg zum Chef der Grafikabteilung ein. Dieser würde bereits im morgendlichen Meeting sein. Wenn ihm irgendjemand etwas über Joey im Bezug auf seine Firma sagen konnte, war es am ehesten dieser Mann.
 

Bereits kurz darauf stand er Herrn Nikoshi Harumoto, von einigen seiner Kollegen oft ‚Nici‘ genannt, gegenüber. Dieser hatte sich bereits innerlich auf dieses Gespräch vorbereitet. Es war absehbar gewesen, dass Herr Kaiba noch auf ihn zukommen würde. Sollte sein Chef jedoch glauben, dass er sich von ihm einschüchtern ließe, läge er falsch. Er hatte sich vorgenommen, den jungen Mr. Wheeler ins rechte Licht zu rücken und Kaiba seine Meinung über dessen Verhalten gegenüber dem Blonden mitzuteilen. Ihm war es egal, wenn ihn das den Job kosten sollte. Seit nunmehr 22 Jahre arbeitete er für diese Firma. Er war zu alt und zu erfahren, um vor Kaiba klein beizugeben.
 

„Herr Harumoto, ich wünsche mir von Ihnen eine umfangreiche Auskunft zu Joseph Jay Wheeler. Sie hatten die Aufsicht und die Verantwortung für Ihre Abteilung und ich gehe davon aus, dass Sie wussten, dass Herr Wheeler ohne meine Kenntnis bei Ihnen gearbeitet hat.“

„Das ist richtig.“ Herr Harumoto wich dem Blick des Jüngeren nicht aus.

„Nun, dann komme ich gleich zur Sache: WARUM wusste ich davon nichts?“ Kaiba fixierte den anderen genau. Er hatte schon immer die Gabe gehabt, Lüge und Wahrheit bei den meisten Menschen voneinander zu unterscheiden. Nur in Bezug auf Joey schien ihn sein Bauchgefühl zurzeit im Stich zu lassen.

„Weil mich Ihr Bruder darum gebeten hat.“
 

Seto atmete tief ein. Sein eigener kleiner Bruder wusste offensichtlich mehr darüber Bescheid, was in seiner Firma vor sich ging, als er selbst.
 

„Was genau hat Herr Wheeler getan, während er hier war?“

„Ich verstehe nicht, Sir?“
 

Herr Harumoto sah ihn einen Augenblick verwirrt an. Für ihn war die Antwort offensichtlich.
 

„Er hat gearbeitet.“

„Was genau hat er ‚gearbeitet‘? Haben Sie ihn etwa an einen der Rechner gelassen?“
 

Kaiba wartete ab.
 

Irritiert suchte der Chef der Grafikabteilung nach den richtigen Worten.
 

„Sicher. Er hat immerhin…“ Herr Harumoto stockte.
 

Wie konnte er am einfachsten erklären, wie umfassend die Arbeit von Joey gewesen war? Er überlegte kurz. Dann setzte er erneut an.
 

„Herr Kaiba, ich nehme an, Sie erinnern sich noch an die Probleme mit den Quellcodes und der schleppenden Übersetzung der Grafiken in eine ansprechende Spieloberfläche vor einigen Monaten?“
 

Kaiba nickte. Selbstverständlich wusste er davon. Diese Probleme hatten nicht nur ihn tage- und wochenlang an den Schreibtisch gefesselt. Es war eine zermürbende Zeit gewesen, in welcher er selbst seinen Bruder sträflich vernachlässigt hatte. Nachdem die Probleme gelöst waren, hatte er endlich den versprochenen Ausflug mit Mokuba machen können und … mit Joey bei einem Picknick Fußball gespielt. Unwirsch schob er die Erinnerung an diesen Tag beiseite.
 

„Und?“

„Nun, Herr Wheeler hat diese Probleme gelöst“, schloss Herr Harumoto seine kurze Ausführung.
 

Seto hielt inne und stellte fest, dass er Herrn Harumoto eventuell doch nicht die Leitung der Grafikabteilung hätte übertragen sollen. Offenbar war er leicht zu täuschen. Vielleicht hätten sie die Probleme vor ein paar Monaten gar nicht erst gehabt, wäre er in der Lage gewesen, kompetentes Personal von inkompetentem zu unterscheiden.
 

„Herr Harumoto, dies liegt vollkommen außerhalb der Möglichkeiten von Joey Wheeler. Ich kenne ihn bereits seit Jahren. Er ist ein, wie ich zugeben muss, sehr guter Zeichner, aber ansonsten nicht unbedingt ein Genie. Schon gar nicht auf der Ebene der digitalen Grafik und Programmierung. Um Ihnen bei der Lösung der Probleme helfen zu können, hätte es einer umfassenden Kenntnis der von mir entwickelten Programmiersprachen bedurft. Ich denke, das hätte auch Ihnen klar sein müssen.“
 

Stirnrunzelnd betrachtete Herr Harumoto seinen Chef. Offenbar schien dieser Joey für unbedarft oder gar dumm zu halten. Eine Ansicht, die er augenblicklich richtig zu stellen gedachte.
 

„Herr Kaiba. Vielleicht sollten Sie Ihre Meinung betreffend der geistigen und intellektuellen Fähigkeiten Joseph Jay Wheelers noch einmal überdenken.“
 

Gerade, als Kaiba ihn abermals unterbrechen wollte, fuhr Herr Harumoto ihm dazwischen.
 

„Ich denke nicht, dass Sie mich eben richtig verstanden haben. Er hat uns nicht ‚geholfen die Probleme zu lösen‘ er hat sie ‚gelöst‘.“
 

Die Augen des Firmenchefs weiteten sich, drückten jedoch weiterhin ernste Zweifel aus. Da Herr Harumoto merkte, dass Kaiba ihn noch immer mit Unverständnis ansah, holte er weiter aus.
 

„Herr Wheeler hat es nicht nur geschafft, binnen kürzester Zeit alle noch einzuspeisenden Grafiken zu digitalisieren, er hat sich auch um die Verbesserung der dazu verwendeten Programme gekümmert. Ihnen ist sicher aufgefallen, dass viele Programmverbesserungen, die Sie in den letzten Monaten erhalten haben, alle nahezu fehlerfrei waren. Ich schäme mich, es zuzugeben, aber bevor Herr Wheeler bei uns arbeitete, verging nur selten ein Meeting, in welchem wir nicht auf mindestens 5 Programmfehler gestoßen sind.“
 

Entgegen seiner sonstigen Art drehte Kaiba sich von seinem Gegenüber weg und begann eine kurze Strecke im Büro auf und ab zu laufen. Kurz ließ er sich das Gesagte durch den Kopf gehen.
 

„Wann hat Herr Wheeler das erste Mal zu Ihnen den Kontakt gesucht?“

„Das war … vor ungefähr sieben Monaten. Er kam mit Herrn Mokuba Kaiba zu mir.“

„Aber warum…?“

„Nun, als ich ihn einmal dazu befragte, meinte er nur, er wolle helfen. Wem auch immer… Das wollte er nicht sagen.“
 

Herr Harumoto zuckte unbeholfen die Schultern. Damals hatte Joey ihn nur mit einem breiten Grinsen im Gesicht angesehen - ein klarer Hinweis, nicht weiter nachzuforschen.
 

„Ich war vorher natürlich auch skeptisch und habe mich zunächst von seinen Fähigkeiten überzeugen wollen. Daher gab ich ihm einige Arbeitsaufträge, die er noch am selben Tag vor meinen Augen bearbeitete. Zu meiner vollen Zufriedenheit, wie ich hinzufügen möchte. Er hatte keine Hilfe.“
 

Abermals ging Kaiba ein paar Schritte. Krampfhaft rang er um Ordnung in seinen Gedanken. Er sah Harumoto an, dass er die Wahrheit sagte. Aber was war es dann, was er bisher übersehen hatte? Das, was Herr Harumoto erzählte und das, was er bisher über Joey zu wissen geglaubt hatte, passte nicht zusammen. Wo lag sein Denkfehler? In der Akte über Joey hatten auch dessen Zeugnisse gelegen. In beinahe jedem Zeugnis, außer denen der Grundschule, hatten seine Noten kurz vor „Versetzungsgefährdet“ gelegen. Langsam ging er nochmal alle Fakten durch.
 

„Sie sagen, er hat die Programmcodes, die ich in den letzten Monaten erhalten habe, mit Ihnen gemeinsam entwickelt?“
 

Ein kurzes stolzes Lächeln huschte über das Gesicht von Herrn Harumoto. Es bezeugte, wie zugetan dieser Mann Joey bereits war. Innerlich schüttelte Seto den Kopf. Joey hatte durch seine Art schon immer ein sehr einnehmendes Wesen gehabt. Die beachtliche wachsende Anzahl seiner Freunde belegte diese Tatsache.
 

„Nicht nur geholfen, Herr Kaiba. Er hat sie teilweise komplett im Alleingang entwickelt.“

„Aber dazu hätte er die Programmiersprachen kennen müssen. Mir liegen die Listen der Schulungen vor. Sein Name taucht nirgendwo auf.“
 

Herr Harumoto verlagerte sein Gewicht, nun doch etwas unsicher geworden, von einem Bein auf das andere. Selbst für ihn klang das Nachfolgende unglaubwürdig. Doch er hatte es mit eigenen Augen gesehen.
 

„Er hat … die Sprachen gelernt, Herr Kaiba. Zu Hause. In einer Woche. Alleine.“

„Das ist unmöglich. Niemand lernt eine Programmiersprache dieser komplexen Art in nur einer Woche.“

Herr Harumoto räusperte sich.

„Nun, er hat auch nicht nur eine gelernt … sondern beide.“

„Was?!“
 

Hätte man Kaiba erzählt, dass noch heute eine Rakete mit Eisbären an Bord und von Pinguinen gebaut zum Pluto aufbrechen würde, sein Unglaube hätte nicht größer sein können.
 

/Der kleine Köter ist niemals in der Lage sich eine … zwei! so komplexe Programmiersprachen in nur einer Woche anzueignen!/
 

Ihm kam eine andere Idee. Eine, welche seinen ursprünglichen Verdacht des Verrates und des Hintergehens stützen würde. Er wusste nicht, ob ihm dieser Gedanke inzwischen sogar lieber wäre, als sich mit der Tatsache abfinden zu müssen, dass Joey ihm offensichtlich längst nicht so unterlegen war, wie er es gern glauben wollte.
 

„Sind Sie sicher, dass er die Quellcodes selbst geschrieben hat? Er hätte sie von jemand anderem schreiben lassen und mitbringen können, um Sie auszutricksen und Ihr Vertrauen zu gewinnen.“
 

Herrn Harumoto fühlte sich durch diese Unterstellung tief in seiner Ehre verletzt.
 

„Mit Verlaub, Herr Kaiba, ich bin nun schon 56 Jahre alt und arbeite bereits seit Jahren als Programmierer. Sie haben mich damals zum Chef der Grafikabteilung gemacht, weil Sie meine schnelle Auffassungsgabe und meine Mitarbeiterführung schätzten. Ich bitte Sie, mir zu vertrauen, wenn ich Ihnen sage, dass Herr Wheeler die Codes selbst verfasst hat. Ich konnte ihn, wie gesagt, selbst dabei beobachten. An einigen Codes haben wir auch gemeinsam gearbeitet. Außerdem hat er sich nicht nur mit der Programmierung befasst sondern zusätzlich auch noch einige der Grafiken beigesteuert. Er besitzt ein großes künstlerisches Talent. Ohne all diese Fähigkeiten und sein Engagement, Herr Kaiba, hätte ich ihn, trotz des Wunsches Ihres Bruders, nicht in meiner Abteilung arbeiten lassen.“
 

Der Firmenchef schüttelte entnervt den Kopf.
 

„Gibt es Ihrer Meinung nach eigentlich auch irgendetwas, dass dieses scheinbare Allroundgenie NICHT zu tun in der Lage ist?“, verlangte Kaiba mit ironischem Unterton zu wissen.
 

Der ältere Herr sah ihn ernst an.
 

„Ja. Gibt es.“
 

Stumm wartete Kaiba auf die Einschätzung des Älteren.
 

„Ich staune, Herr Kaiba, dass Sie das nicht schon selbst erkannt haben…“
 

Mit einer herrischen Handbewegung forderte Kaiba ihn zum Weitersprechen auf.
 

„Herr Wheeler ist ein Mensch, der nicht in der Lage ist, zu seinen eigenen Fähigkeiten zu stehen. Warum auch immer… er lehnt Anerkennung, Dankbarkeit oder Bewunderung in Zusammenhang mit seinem Können strikt ab.“
 

Stirnrunzelnd dachte der Firmenchef an die zwei Einsen von Joey, über die er vor einiger Zeit durch Zufall in der Schule gestolpert war. Im Stillen musste er zugestehen, dass Harumotos Einschätzung wahrscheinlich nicht ganz falsch war. Wäre Joey wirklich ein solch schlechter Schüler gewesen, wie er nach außen hin zu sein schien – hätte er dann nicht allen Freunden und Klassenkameraden seine Einsen unter die Nase gerieben? Stattdessen hatte er gereizt darauf reagiert, als er ihn vor ein paar Wochen auf seine gute Note angesprochen hatte.
 

„Sie können wieder zu Ihrem Meeting, Herr Harumoto. Bitte halten Sie sich jedoch vorerst noch im Gebäude auf, sollte ich Sie heute noch einmal benötigen.“
 

Herr Harumoto verbeugte sich kurz.
 

„Herr Kaiba, wenn Sie mir noch erlauben, Folgendes hinzuzufügen … Sie haben nicht danach gefragt, aber ich denke, dass es auch in Ihrem Interesse ist, wenn ich Ihnen sage, dass Herr Wheeler seit nunmehr drei Tagen nichts anderes getan hat, als, ebenso wie alle anderen in dieser Firma, ein Mittel gegen den Virus zu suchen. Aus Ihrem gestrigen Auftreten schließe ich, dass sie Herrn Wheeler im Verdacht haben, etwas mit der Verbreitung des Virus zu tun zu haben. Ich vertraue meiner Menschenkenntnis und versichere Ihnen, dass Herr Wheeler nichts damit zu tun hatte. Und bitte gestatten Sie mir noch zu sagen, dass ich nie einen fähigeren Mitarbeiter hatte, als Joseph Jay Wheeler. Guten Tag.“
 

Kaiba ließ seine Rede unkommentiert. Doch gerade, als er sich umdrehen wollte, kam Seto ein weiterer Gedanke.
 

„Herr Harumoto…“

„Hm?“

„…“
 

Kaiba wusste die Antwort bereits, bevor er sie stellte, trotzdem wollte er sicher gehen.
 

„Meine Buchhaltung hat keinen Geldtransfer auf das Konto von Herrn Wheeler feststellen können. Daher frage ich mich …“
 

Herr Harumoto unterbrach ihn augenblicklich.

„Nein.“
 

Fragend sah Kaiba seinen Angestellten an.
 

„Er hat kein Geld von mir erhalten. Soweit ich weiß, hat auch Ihr Bruder ihm nie Geld gegeben. Er hätte es nicht gewollt. Ich sagte bereits, er lehnte Anerkennung und Dankbarkeit – egal in welcher Form – ab. Wobei ich auch nicht weiß, inwiefern Ihrem Bruder wirklich bewusst war, was Herr Wheeler zu leisten imstande ist. Ich habe Joseph lediglich hin und wieder auf ein Mittagessen einladen können. Mehr wollte er nicht annehmen. Wie gesagt, er wollte helfen und wenn ich ihn richtig einschätze, wäre es für ihn wohl keine Hilfe gewesen, wenn er Geld genommen hätte.“
 

Mit diesen Worten verließ Herr Harumoto den Raum. Nachdenklich verweilte Kaiba noch ein paar Augenblicke in dem nun leeren Raum, ehe er sich auf den Weg in sein eigenes Büro machte. Dort ließ er sich, gefangen in seinem eigenen Gedankenstrom, in seinen Stuhl sinken und schloss erschöpft die Augen. Durch die Akte hatte er erfahren können, dass Joey seit dem Tod seiner Eltern allein in der kleinen Wohnung lebte. Die Miete schien er sich mit einem kleinen Job in einem Supermarkt zu verdienen. Ein Nebenjob, da er noch Schüler war, aber nicht unüblich. Dennoch...
 

„Nicht einen Yen … Warum wolltest du kein Geld, Joey? Du hättest es gebrauchen können …“, überlegte der Firmenchef leise murmelnd.
 

Unbewusst griff er in sein rechtes Schubfach und zog die blaue Kiste hervor, in welcher sich noch immer die zwei Geschenke von Joey befanden. Sorgfältig hob er den Deckel an, stellte ihn neben der kleinen Kiste ab und starrte auf den braunen und weißen Stoffstreifen. Vorsichtig strich er mit der rechten Hand, vollkommen in Gedanken versunken, über die weiche Seide.
 

/Was hatte Joey zu Herrn Harumoto gesagt? Er hatte ‚helfen‘ wollen? Wem helfen? Mokuba? Mir? Oder der Firma? Warum?/
 

Es gab nur zwei Personen, die ihm auf diese Frage gegenwärtig eine Antwort geben konnten. Nur einer vertraute er davon zurzeit so sehr, dass er diese augenblicklich aufsuchen und befragen würde. Er hatte ohnehin noch eine ganze Legebatterie an Hennen mit Mokuba zu rupfen. Entschlossen trat er nach nur einer halben Stunde Aufenthalt in der Firma den Heimweg an. Die Angelegenheit war zu wichtig, als dass er sie am Telefon mit Mokuba besprechen wollte. Er wollte lieber das Gesicht des Kleineren vor sich sehen, da auch sein kleiner Bruder anscheinend gelernt hatte, ihn ohne rot zu werden anzulügen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  jyorie
2013-05-19T20:59:21+00:00 19.05.2013 22:59
Hey ^_^

Seto kommt langsam dahinter, was Joey alles kann, aber ich finde es schade, das er trotz des guten Leumunds des Grafik Chefs immer nich misstrauisch ist. Aber das er jetzt einiges über ihn erfahren hat hat ihn schon mal so milde gestimmt, das er das Geschenk von Joey zu schätzen beginnt :)

CuCu Jyorie

Von:  Lyrael_White
2013-01-22T06:47:46+00:00 22.01.2013 07:47
Nici ist cool.
Ich glaube jeder andere der so mit Kaiba reden würde (mal Moki aussen vor) wäre gefeuert und bis in die siebte Generation verklagt worden.
Tja Seto, was machst du jetzt mit den neuen Infos. Mal abgesehen das Hühner rupfen mit Mokuba nicht gerade tierfreundlich ist.
Ich freue mich schon auf das Gespräch der beiden. Irgendwie glaube ich das der kleine Kaiba den grossen ziemlich stauchen wird.
Das Seto in Joeys Akte in zusammenhang mit den 2 guten Noten die er bei ihm entdeckt hatte nicht eins und eins zusammen nehmen kann ist zwar komisch aber einigermassen verständlich. Ich kenne selbst viele ehemalige Klassenkameraden die in der Grundi Einser-Schüler waren und dann auf dem Gymi das erste Jahr auf ner wackligen 4 standen
Von:  Closer
2013-01-22T00:34:37+00:00 22.01.2013 01:34
Genial geschrieben ich mag den Alten herren sehr :D das is wenigstens einer der sich nicht großartig belabbern läst sondern seine eigene meinung vertrit. supi geschrieben :D

lg Closer
Von:  Lunata79
2013-01-21T22:21:15+00:00 21.01.2013 23:21
Haha, genial. Wir sind einen Schritt weiter.
Seto kommt der Sache langsam näher.
Freu mich schon riesig, wenns wieder weitergeht. Kanns kaum erwarten.
Zu deinem Kommentar: Du darfst dich geehrt fühlen, dass ich jedes deiner Worte sofort verschlinge. Da darfst du dich auch nicht wundern, dass ich dann auch nicht genug davon kriege. *gierig nach Worten lechz* XD Darum auch der sehnlichste Wunsch nach ganz viel zu lesen. Am liebsten 10 A4-Seiten auf einmal. *schlürf* Hehe!

Lg
Lunata79
Von:  Anyu
2013-01-21T20:45:25+00:00 21.01.2013 21:45
Ach ja, die Kleinen werden so schnell erwachsen.
Nur gut, dass Moki die Klappe halten kann. Dass er Seto etwas verschweigt ist das eine ... Aber da der große Kaiba eh nur Schwarz und Weiß kennt ...
Bin gespannt, was als nächstes kommt.

Und schrei Joey nicht an. Man weiß nie, was man sich einfängt wenn einen so ein 'Straßenköter' beißt. *grins*
Von: abgemeldet
2013-01-21T20:38:28+00:00 21.01.2013 21:38
Oi, Mirgäne ist ned schön. Gute Besserung!
Nun zum Kapitel^^
Ha! Ich glaube ich weiß jetzt wieso oder wann Joey sich zu erinnern begonnen hat! Es war doch schon ein wenig sehr eindeutig, das du den Unfall so betont hast^^ Ich vermute der Unfall hat seinen Erinnerungen auf die Sprünge geholfen!
Und ich hab noch mal nach gelesen, Toma C. hm.... kenn ich ned. Mal seh wen du da hinterhältiges erschaffen hast^^

UND Nici ist Toll!!! Der ist voll sympatisch!
Mal schauen, was er von seinem Bruder zu hören bekommt, zum einen die Wahrheit und zum anderen... ich denke Moki ist nicht gerade begeistert über die Handlung seines Bruders^^

Gruß Astera^^
Antwort von: abgemeldet
21.01.2013 21:43
Tome Corporation, so hieß die richtig...
Von:  Rockryu
2013-01-21T20:37:12+00:00 21.01.2013 21:37
Da hat aber jemand einen Narren an Joey gefressen. Ich mag Harumoto-san. Scheint ein sehr anständiger Mann zu sein.
Und Seto steht immer noch auf dem Schlauch. Mal sehen, wer bei dem Gespräch der Kaibabrüder wem den Kopf wäscht...


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