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Time to remember

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Totensonntag

Ich wünsche allen Lesern ein frohes neues Jahr und hoffe, dass ihr alle eine gute Portion Schlaf erhalten habt! ^_^
 

@Lunata: *G* 'zu alt' für das Wort 'jugendlich'? *lach* Ich sag immer, man ist so jung wie man sich fühlt. Alter Spruch, aber er stimmt. Ich freue mich ehrlich gesagt richtig, dass ich hier auf so viele Leser treffe, die NICHT jugendlich sind. Ich selbst bin 26. ^.~ Ich finde Seto in der deutschen Synchro auch toll. In der japanischen Originalfassung soll er ja noch fieser sein. Mal abgesehen von der ersten Staffel - Seto jünger und mit grünen Haaren *schüttel* ... nein, ich bin froh, dass sie das hier nie gezeigt haben. ^_^* Seto ist auch einer meiner Lieblingscharaktere. Ich habe was übrig, für Charaktere, die nach außen beherrscht, überlegt und kalt wirken, aber einen weichen Kern haben.

Was Jono angeht, so hat er tatsächlich seine ganz eigene Geschichte hinter sich - allerdings schon als kleiner Junge, was Seth damals nur nicht wusste. Aber dazu später noch mehr, sonst verrate ich hier zu viel. ^_~ Und was das Band anbelangt, das spielt später noch eine kleine Rolle. ^_^ Und wie Jono zu Anoubis wurde? *überleg* Ich weiß noch nicht... ich wollte das entweder von Jono selbst schildern lassen (Kurzfassung) oder es ihn in einer Rückblende nochmal erleben lassen (Langfassung). Würde dir auch die Kurzfassung reichen? *smile* Das Kapitel ist noch nicht geschrieben, daher überlege ich noch...
 

@Anyu: Cool. Danke, dass du mir die Frage trotzdem beantwortet hast. Ich bin auch 26! Zufall! *G* Ich bin richtig erstaunt und glücklich hier von so vielen zu lesen, die ebenfalls schon dem Jugendalter entwachsen sind. Manchmal komme ich mir doch merkwürdig vor, mit meiner Geschichte immer noch Serien aus meiner Jugendzeit hinterherzuhängen. *lach* Aber jetzt bin ich langsam beruhigt. Darf ich deine Andeutung in Bezug auf die Kita evtl so verstehen, dass du Kindergärtner bist? Das wäre dann noch ein Zufall. *lach*

Und was Joey/Jono anbelangt: Jap. Da hast du Recht. Genau so war es auch geplant. Ich mag Seth/Seto in beiden Leben (also in den Varianten, wie er bei mir im Kopf aussieht), daher muss er leiden. *fG* Das ist immer so bei meinen Lieblingscharakteren.

*neugierig ist* Warum klingt Seth für dich zur Zeit eigentlich wie eine 'Schallplatte mit Sprung'?
 

@Closer: JA! Ich LIEBE es, wenn ein Charakter eine Seite an sich hat, die kein anderer kennt, aber unheimlichen Einfluss auf die Geschichte hat. *ggg* Und besonders bei Jono hat es mir in den Fingern gejuckt, eine andere, ernste und nicht ganz so fröhliche Seite an ihm hervorzukitzeln - wobei er seine Frechheit und Dreisitgkeit natürlich nicht einbüßen sollte.

23. Nur drei Jahre jünger als ich. ^_^ Hach, schön zu wissen, dass diese Geschichte von so vielen gelesen wird, die in einem ähnlichen Altersabschnitt sind. Ich habe mir YGO früher meist nur wg. Seto oder Atemu angesehen. Die ganzen Kartenspiele waren auch nicht schlecht, aber durchgesehen habe ich da nie so ganz. Tja, außerdem mochte ich Seto in seiner Form als reicher Firmenchef mit seinem ganzen Selbstvertrauen - ich mag solche Charaktere, besonders allerdings, wenn sie von ihrem absolutem Gegenteil aus dem Konzept gebracht werden bzw. wenn es eine Person schafft, sie noch zu überraschen. Das gelang ja auch in der Serie hin und wieder. Besonders schön fand ich es - du magst mir verzeihen - wenn Seto leiden musste. ^_^ Sein trauriger Gesichtsausdruck oder sein leichtes Lächeln waren einfach toll und so selten, dass man sich immer gefreut hat, wenn er mal nicht arrogant aussah. Daher konnte ich mich auch nie mit den nachfolgenden Serien identifizieren, denke ich. Da gab es solch einen Charakter nicht mehr. Außerdem habe ich zu der Zeit mit meinem Studium begonnen. Da hat man weniger Zeit. Leider.
 

@Primavera: Jup. Schnell schon - aber das ändert sich ja auch bald wieder. Gerade waren ja viele Tage frei. Ich bin froh zu lesen, dass du es nicht zu viel findest, was ich da so drumherum beschreibe. Ich überlege wirklich jedes Mal, ob ich das jetzt noch so stehen lassen kann und ob es wirklich wichtig ist zu wissen. *schulternzuck* Die Entscheidung fällt nie leicht, daher bin ich froh, dass es mir bisher gelungen zu sein scheint.

Was den Turm anbelangt, musst du dir einfach vorstellen, dass sich Ägypten ja zurzeit nicht im Krieg mit irgendwem befindet. Dem entsprechend sind die Türme nicht mit Wachen besetzt und es geht da auch kaum jemand rauf - vor allem bei der Hitze. Daher hat Jono da seine Ruhe und niemand stört ihn. Es ist sein Ort zum Zurückziehen und üben, ohne dass ihn jemand bemerkt. Und in einer Welt voller Sand und Wüste, in welcher selbst Gebäude eine ähnliche Farbe wie die Umgebung haben, verschwindet er mit seiner angepassten hellbraunen Tunika ebenfalls nahezu. ^_^

Danke für das viele Lob zu meinen Beschreibungen! *STRAHL*
 

_______________________________________________
 


 

Schwerfällig rieb Seto sich die Augen. Es war schon helllichter Tag. Das Sonnenlicht schimmerte sacht durch die blauen Vorhänge und ein kleiner vorwitziger Sonnenstrahl leistete ihm auf seinem Bett Gesellschaft. Er war es wohl auch gewesen, der ihn letztlich geweckt hatte, überlegte Seto träge und immer noch in Gedanken bei seinem Traum. Gähnend streckte er sich und griff, wie schon so oft, nach seinem kleinen Büchlein neben dem Bett.  
 

‚Suche. Turm. Fliesen. Tränen.’
 

4 weitere Wörter, die er den unzähligen anderen in seinem Buch hinzufügte. Es war das erste Mal, dass er eine Erinnerung gesehen hatte, die nicht seine eigene gewesen war. Sondern eine Erinnerung Jonos. Er war sich sicher, dass niemand es damals gewusst hatte.
 

Noch einmal besah er sich das letzte Wort. Kurz überlegte er. Fast wollte er es wieder durchstreichen… Doch schließlich schüttelte er den Kopf und schloss das Buch wieder. ‚Tränen’ blieb als letztes Wort in dem Buch stehen. Jono hatte geweint, als er auf die Fliesen gesunken war. Stumm und leise. Er hatte das salzige Wasser auf seinen Wangen spüren können, als wären es seine eigenen Tränen gewesen, die er aus einem ihm unerfindlichen Grund vergoss. Wenn er sich auch an sonst kaum etwas erinnerte. Hierin war er sich vollkommen sicher.
 

Einen kurzen Moment noch hielt er das Büchlein in der Hand, ehe er es wieder an seinen alten Platz zurücklegte. Heute würden bis zum Abend keine weiteren Erinnerungen dazukommen. Es war Zeit aufzustehen. Mit Schwung richtete Seto sich auf und war schon kurz darauf auf dem Weg in das an sein Zimmer angeschlossene Bad. Schnell gab er sich einer kleinen Morgenwäsche hin, ehe er sich einen seiner feineren Anzüge aus dem Kleiderschrank griff und sich für einen neuen ‚aufregenden’ Tag voller Arbeit und anderer Besorgungen, Kündigungen und Einstellungsgesprächen vorbereitete.
 

Die Ferien waren nun schon bereits seit einer Woche im Gange und viele seiner Mitschüler fuhren entweder in den Urlaub irgendwo an die Küste, verbrachten ihre Zeit auf Balkonien oder an anderen amourösen Plätzen. Nun, er gehörte nicht zu dieser Anzahl glücklicher Schüler, welche die Ferien in vollen Zügen genießen konnten. Im Gegenteil. Gerade in den allseits gepriesenen Ferien gab es ungeheuer viel für ihn zu tun. Immerhin musste schon frühzeitig an das nächste Weihnachtsgeschäft gedacht werden.
 

Grübelnd griff er sich einen der wichtig aussehenden schwarzen Ordner auf seinem kleinen Couchtisch, über dem er schon gestern noch bis spät … oder vielmehr früh in der Nacht gesessen hatte. Er enthielt einige Screenshots und neue Programmiercodes für sein neuestes Spiel, welches hoffentlich noch in diesem Winter auf den Markt kommen würde. Zumindest hatte Seto das geplant und wenn seine Mitarbeiter sich auch weiterhin so gut ins Zeug legten, wie bisher, würden sie das auch schaffen.
 

Gerade besah er sich einen der Gnome, die er selbst noch vor einigen Wochen in ihrem Aussehen leicht verbessert hatte. Mittlerweile hatte einer seiner Programmierer ihn bereits computertauglich gemacht und so lugte nun auf einem der Screenshots eine gehässig dreinblickende menschenähnliche Figur hinter einem herumliegenden Stein hervor. Er war sehr gut und realistisch gestaltet worden, stellte Seto zufrieden fest. Was die ihn umgebende Umgebung anging, war allerdings noch viel zu tun. Außer dem Stein und dem Gnom dahinter war auf dem Bild noch nicht viel mehr als graue Farbe zu sehen. Die Spieloberfläche und die Umgebung, in welcher der Gnom voraussichtlich zum Einsatz kommen würde, musste erst noch programmiert werden. Ein Manko, an dem er heute zu arbeiten gedachte. Doch zunächst hatte er etwas sehr viel Wichtigeres zu erledigen.
 

***********Ein paar Stunden früher an diesem Tag**********
 

Immer wieder blickte Joey auf die Uhr. Er saß nun schon seit einer geschlagenen Stunde hier herum und nichts tat sich. Nervös blickte er immer wieder zur Anzeigetafel hinauf. Ihm schien es, als wäre er hier auf einem Busbahnhof gelandet, denn er hätte schwören können, dass die Digitalanzeige vor zwei Minuten noch behauptet hätte, es wären nur noch 5 statt 7 Minuten Verspätung.
 

Warum dieser Vergleich?
 

Ganz einfach: Zuweilen bedienten sich bestimmte Busunternehmen, er wollte da keine Namen nennen, derselben Hinhaltetaktik. Joey war sich mit den Jahren immer sicherer geworden, dass in jeder Digitalanzeigetafel auch eine Kamera integriert war. Und diese registrierte es sofort, wenn man mal gerade nicht auf die Tafel sah und mogelte einem dann immer noch 2 bis 3 Minuten mehr Wartezeit unter. Irgendwann einmal würde er denen auf die Schliche kommen, diesem ganzen kriminellen Verein und dann würde er ein dickes schweres Enthüllungsbuch schreiben und die ganzen Unternehmer verkla… Aber da! Endlich! Joey stoppte seinen Gedankengang. Die Anzeige schaltete gerade auf ‚Ankunft’ um.
 

Der Blonde sprang von seinem Sitz auf und umklammerte fest die Blumen in seiner rechten Hand. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Flink wand er sich durch die ganzen Menschenmassen, die nun dem angezeigten Ausgang entgegen strebten. Geschickt wie er war, hatte er sich schon bald bis in die vorderste Reihe der Suchenden gedrängt und hielt nun ebenfalls Ausschau. Doch es sollten noch einige Minuten vergehen, ehe die ersten Menschen die Sicherheitskontrolle des Domino-Flughafens passiert hatten und das ersehnte Gesicht kurz neben der korpulenten Gestalt eines älteren Herrn aufblitzte. Kaum, dass er sie gesehen hatte, begann er auch schon wie wild mit den Armen zu winken und auf sich aufmerksam zu machen.
 

„SERENITY! SERENITY!! HIIIHIIIEER!!!“ rief er durch das ganze Terminal und störte sich überhaupt nicht daran, dass sein linker Nachbar ihn missbilligend ansah und seine rechte Nachbarin, eine kleine alte Dame, zur Sicherheit ihr Hörgerät etwas leiser stellte. Immerhin hatte sie nicht vor, sich auch noch den Rest ihres Trommelfelles zerschrei… zerstören zu lassen. Selbst Schuld. Joey interessierte das in seinem Eifer herzlich wenig. Was drängten die sich auch so neben ihn?
 

Inzwischen hatte Serenity ihn ebenfalls gesehen und kam nun freudig auf ihn zu.

„Joey! Wie schön dich zu sehen!“

Vollkommen hibbelig umarmte sie ihren Bruder und nahm dankend die schönen mitgebrachten Veilchen entgegen.

„Oh Joey, ich freue mich ja so, dich wiederzusehen! Wie geht es Mama? Wie geht es Papa? Warum sind sie nicht gleich mitgekommen? Was macht die Schule? Ihr habt hier gerade Ferien, oder? Womit fahren wir nach Hause? Ich muss noch…“

„HAAALT. Stop.“

Halb grinsend hielt Joey seine kleine Schwester in ihrem Redefluss auf.

„Ich habe nur die eine Zunge, Schwesterherz, und die breche ich mir wirklich sehr ungern, wenn ich versuche, das alles in derselben Geschwindigkeit zu beantworten, in der du gerade die Fragen gestellt hast.“

„Oh!“

Prompt schlug Serenity sich schuldbewusst die Hand auf den Mund.

„Entschuldige Joey… es ist nur… Ich freue mich einfach so, mal wieder hier zu sein! Es muss doch unheimlich viel passiert sein, seit ich vor einem Jahr weggeflogen bin.“

Kurz nur huschte ein dunkler Schatten über das Gesicht ihres Bruders, ehe er wieder ein Grinsen aufsetzte und sie in Richtung Kofferband zog.

„Du glaubst gar nicht WIE viel Schwesterherz. Aber lass uns das bitte zu Hause besprechen. Komm. Holen wir erstmal deine Koffer, einverstanden?“

Serenity hatte nichts bemerkt.

„Ja. Und dann nehmen wir uns ein Taxi und fahren erstmal nach Hause, ja? Und dann müsst ihr mir alles erzählen!“

„Ja Serenity. Ich werde dir alles erzählen, was du wissen möchtest … und auch das, was du wissen solltest.“

Kurz sah Serenity ihn noch an und wollte etwas fragen, überlegte es sich dann jedoch anders und ging dem Fließband mit ihrem Koffer entgegen. Immerhin hatte sie ihn schon einmal vorbeituckeln sehen und wollte ihn kein zweites Mal verpassen. Karussell fahren konnte der schließlich auch zu Hause.
 

********** später am Tag **********
 

Geschwind stieg Seto die Treppe hinab und fand sich wenige Stufen später seinem Bruder gegenüber.
 

„Na Seto? Aufgewacht?“, fragte ihn das kleine Schokomonster, welches noch über und über mit den Früchten seiner Vernichtungsaktion bedeckt war.

„Mokuba! Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst nicht das ganze Nutella-Glas auf einmal essen?“
 

Überlegend legte Mokuba die mit Schokolade beschmierten Finger aneinander und fing leise an zu zählen. Als er nach anderthalb Minuten immer noch nicht fertig war, gab Seto seufzend auf.
 

„Lassen wir das Thema.“

„Genau Seto. Ist doch gar nicht so wichtig.“
 

Frech grinsend blickte Mokuba zu ihm auf.

Zurechtweisend sah Seto ihn an.
 

„Gut ist es höchstens, wenn du dir nach solch einer verbotenen Tat wenigstens die Hände und den Mund waschen würdest.“
 

Völlig selbstvergessen nahm Mokuba daraufhin einen seiner Finger in den Mund und lutschte ausgiebig daran, während er mit vollem Mund die Ansicht verkündete, dass das doch „reinge verpfängung ift, daf feug abfuwaffen“.
 

Kopfschüttelnd widmete Seto sich seinem Kaffee.
 

„Also, pass auf Mokuba. Ich fahre jetzt noch einmal kurz ins Büro und hole dich dann in circa einer Stunde wieder hier ab. Bis dahin bist du bitte schokoladenfrei und ziehst etwas…“ Prüfend sah Seto ihn an. „…weniger schokobraunes an.“
 

Schmollend sah Mokuba zu ihm auf, während er dann jedoch leise zustimmte. Seto hatte ja Recht. Aber was konnte er denn dafür, wenn die das Zeug doch so lecker machten? Sollte sein großer Bruder die doch einfach verklagen… oder am besten gleich aufkaufen. Dann kam er, als armer kleiner am Frühstückstisch stets sträflich vernachlässigter kleiner Bruder, wenigstens nicht auf solch komische Gedanken. Doch alles Schmollen half nichts und somit machte sich Mokuba auf direktem Weg in das nächste Bad.
 

Derweil trat Seto seinen kurzen Weg zur Arbeit an. Durch den langen Schlaf war er später dran als sonst, was seinen eigentlichen Plan für heute zwar durcheinander brachte, doch er würde es überleben. Immerhin war heute Sonntag und noch dazu ein besonderer. Es war Totensonntag und er und sein Bruder würden heute, wie viele andere in der Stadt auch, im Laufe des Tages auf den Friedhof gehen um zum Gedenken an geliebte Verstorbene Blumen niederzulegen. Es war ein Brauch, den er und sein Bruder gepflegt hatten, seit ihre Eltern verstorben und sie in ein Waisenhaus gekommen waren. Selbst in der Zeit bei Gozaburu Kaiba hatten sie sich oft aus dem Haus geschlichen und immer einen Weg gefunden, an diesem Tag zu ihren Eltern zu gehen. So auch in diesem Jahr.
 

Kaum, dass er die letzten Aufgaben für die wenigen anwesenden Mitarbeiter verteilt und zwei Vorstellungsgespräche für die bei ihm freie Stelle als Grafiker geführt hatte, zog er sich wieder seinen Mantel über und ließ sich von seinem Chauffeur nach Hause fahren. Dort erwartete ihn bereits Mokuba mit einem leicht trotzigen Gesichtsausdruck und hatte, wie Seto innerlich lachend feststellen musste, zwar eine blaue Jeans, dazu jedoch ein braunes T-Shirt mit Nutella Aufdruck angezogen. Schmunzelnd meinte er nur:

„Trotzkopf.“

Doch Mokuba machte sich daraus nicht viel und stieg zufrieden mit sich und seiner Idee in den wartenden Wagen ein.

„Besserwisser.“
 

Schon nach knapp einer halben Stunde hatten sie den etwas außerhalb gelegenen Friedhof erreicht. Er war klein und wirkte eigentlich mehr wie ein Park, was man in Domino und auch allen anderen größeren Städten kaum noch finden konnte. Die meisten neueren Friedhöfe für die Zivilbevölkerung muteten bereits jetzt eher wie Militärfriedhöfe an. Wollte man den Stein eines Verwandten finden, musste man sich an die entsprechende Verwaltung wenden, da ein Stein aussah, wie der andere. Anders auf diesem Friedhof, auf welchem man noch die Möglichkeit hatte, kleine Steine anfertigen zu lassen, welche der Individualität der Verstorbenen mehr gerecht wurden, als die schönen aber schnöden Einheitssteine.
 

Lange mussten sie nicht suchen, ehe sie die zwei Steine ihrer Eltern fanden. Beide legten jeweils einen Kirschbaumzweig, umwunden mit einem blassgelben Band, nieder. Ihre Mutter, das hatte Seto sich als Kind einmal gut eingeprägt, hatte die Blüten der Kirschbäume geliebt, während ihr Vater eine Vorliebe für Gelb gehabt hatte.
 

Nachdem sie beide jeder ein leises Gebet für sich gesprochen hatten, ließen sie sich auf der nächsten Bank nieder und genossen für wenige Minuten die friedliche Stille um sich herum. Sie verloren schon lange keine vielen Worte mehr über den Tod ihrer Eltern. Manchmal, wenn einem von ihnen danach war, gingen sie zu dem anderen und erzählten sich Dinge, an die sie sich noch erinnern konnten.
 

Daran, wie ihre Mutter immer gerochen hatte, welche Seife ihr Vater benutzt hatte oder wie es war, als sie am Sonntag immer gemeinsam am Frühstückstisch gesessen hatten. Und dann gab es da noch die ganz persönlichen Erinnerungen. Von Mokuba zum Beispiel, der damals noch sehr klein gewesen war. Dennoch konnte er sich noch genau daran erinnern, wie er mit ihrem Vater einmal einen kleinen bunten Drachen gebaut hatte. Er war gelb gewesen. Aber er hatte einen großen langen roten Schwanz gehabt. Aus Papierfetzen. Sein Bruder gab ihm bei derlei Erinnerungen oft ein Gefühl der Sicherheit. Da er damals schon um einiges älter gewesen war, konnte er sich noch ein bisschen besser an viele Dinge erinnern und ihm versichern, dass er sich die Erinnerung an dieses oder jenes Ereignis nicht nur einbildete. Er brauchte das. Niemand sonst war da, den er hätte fragen können, ob das, an was er sich zu erinnern glaubte, Einbildung oder Wahrheit war. Seto ging es nicht anders. Er erinnerte sich zum Beispiel noch schwach daran, dass er mit seiner Mutter häufig gesungen hatte und wenn ihm keines der Lieder mehr einfiel, fragte er seinen Bruder. Dieser hatte begonnen, ihre Erinnerungen aufzuschreiben und sich auch solche Liednamen notiert. Beide hatten Angst, ihre wertvollen Erinnerungen sonst zu vergessen.
 

Langsam glitt der Blick Mokubas über die wenigen anderen Besucher. Das Grab ihrer Eltern, da es schon etwas älter war, war weiter hinten auf dem Friedhof angesiedelt. Hierher kamen nur wenige Menschen. Zumindest um diese Tageszeit. Vollkommen in seinen Erinnerungen versunken legte Seto den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Mit einmal tippte Mokuba ihn leise an.
 

„Du Seto…“

„Hm?“
 

Seto sah auf.
 

„Sind das nicht Joey und Serenity dahinten?“
 

Seto sah in die angegebene Richtung.

Tatsächlich. Sein kleiner Bruder hatte Recht.
 

„Ich wusste gar nicht, dass Serenity wieder hier ist.“

„Ich auch nicht Mokuba, ich auch nicht.“
 

Überlegend blickte Seto weiter in die Richtung der Geschwister. Joey hatte den Arm um seine Schwester gelegt und schien seine heimlichen Beobachter nicht zu bemerken. Nachdem sie noch wenige Schritte weitergewandert waren, blieb Joey mit seiner Schwester vor einem kleineren Grabstein stehen.
 

„Wen die beiden heute wohl besuchen?“ fragte Mokuba sich laut und sah weiter in die Richtung der beiden.
 

Das fragte sich auch Seto. Vielleicht eine entfernte Bekannte? Denn soweit Seto informiert war, gab es außer den Eltern der beiden keine weiteren Verwandten. Leider war von ihrem Sitzplatz aus nicht viel zu sehen. Seto bemerkte jedoch, dass es Serenity scheinbar nicht gut ging und fühlte sich schon wenig später in seiner Vermutung bestätigt, als er sie vor dem angesteuerten Grabstein niedersinken sah. Ihr Bruder hockte sich ebenfalls mit einem Bein hin und schloss sie von hinten in seine Arme.
 

„Du Seto?“

„Hm?“

„Ich glaube sie weint.“

„Hm.“
 

Anscheinend ging ihr der Tod der verstorbenen Person noch recht nahe, denn selbst sein Bruder weinte heute nicht mehr, wenn sie vor dem Grab ihrer Eltern standen. Schließlich, nach einer halben Ewigkeit wie es schien, in welcher sowohl Seto als auch Mokuba kaum ein Auge von den trauernden Geschwistern abgewandt hatten, erhob Serenity sich mit der Hilfe ihres Bruders wieder vom Boden. Ihre Schultern bebten noch immer und schutzsuchend drängte sie sich in die Arme ihres Bruders. Nachdem er sie eine zeitlang in den Arm genommen hatte, gingen sie schließlich langsam wieder in Richtung Ausgang. Keiner der beiden hatte sie bemerkt.
 

Nach weiteren Minuten des Wartens, in welchen Seto und Mokuba das Gesehene nicht weiter kommentierten, erhoben sich auch die zwei Brüder. Anstatt wie sonst den direkten Weg zurück in Richtung Ausgang zu nehmen, wählte Seto diesmal einen, der sie an der Stelle vorbeiführen würde, an der Serenity gekniet hatte. Das Verhalten von Joeys Schwester hatte ihn neugierig gemacht. Langsam ging er mit seinem kleinen Bruder die Grabsteinreihen entlang. Zwei niedergelegte Rosen schmückten das noch frisch aussehende Grab. Das Gras, das darauf wuchs, war noch jung. Interessiert sah Seto auf den Grabstein und bemerkte zunächst flüchtig, dass es sich scheinbar sogar um ein Doppelgrab handeln musste.
 

„Seto! Sieh doch!“
 

Irritiert sah Seto in das tief erschütterte Gesicht seines kleinen Bruders und folgte dann seinem Finger, welcher in diesem Augenblick auf die Namen des Grabsteins deutete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  jyorie
2013-05-15T21:19:38+00:00 15.05.2013 23:19
Hey ^_^

*schmunzel* so eine coole Fernsteuerung und Aufzeichnung der Aktivitäten Zuhause Box, will ich auch haben!!! ;)

So wie Joey serenety begrüßt hat, wusste sie noch nicht, das ihre Eltern Tod sind? Oder wie ist die seltsame frage und Reaktion zu verstehen? Wenn alles am Grab noch frisch ist, hat man serenety nicht erreichen können?


CuCu Jyorie

Von: abgemeldet
2013-01-03T09:18:51+00:00 03.01.2013 10:18
Trauriger Kliffhänger, ich denke ich ahne wer dort liegt.
Schöne beschreibung des Friedhofes und des Nutella süchtigen Mokubas^^
Da hat Seto noch arbeit mit seinem frechen kleinen Bruder ;)

Gruß Astera
Von:  Lunata79
2013-01-02T21:49:13+00:00 02.01.2013 22:49
Uh, jetzt bin ich aber neugierig, wer dort begraben liegt.
Ich kanns kaum erwarten, zu erfahren, wie es weitergeht. Einfach zu spannend, zu fesselnd. Hehe.
Eine kurzgefasste Erzählung Jonos, was er während seiner Abwesenheit gemacht hat, sollte völlig reichen.
Schreib schnell weiter.

Lg
Lunata79
Von:  Closer
2013-01-02T21:34:19+00:00 02.01.2013 22:34
Jono ist auch so ein Chara wo man ziemlich gut machen kann. Bzw er passt einfach gut. In den YGO Folgen is Joey ja auch mehr ein Strahlemann auch wenn der seine kurzen ernsten dunkeln episoden hat :D

Ich bin mit Yugioh ja auch quasi aufgewachsen.... wobei die eher später meine zeit war ja so Sailor Moon... mitlerweile Grauenhaft XD.

Was das ansehen angeht. Ich hab zuanfang wegen Yugi und Tea eingeschaltet o.o Fand ich voll cool das son kleiner knirps sich in nen Pharao verwandelt und das lustige weibsbild xD. Später war dann nur noch Joey, Seto und Atemu meine favos xD Besonders als ich anfing Ffs zu lesen da hab ich ein narren an den drei gefressen * g*

lacht* Ich verzeih dir xDD Ich mag das auch sehr. Das hat die kalte fassade endlich mal Menschlicher werden lassen ;) Bei den Meisten Serien sind die ersten die „echten“ folgen. Was danach kommt is mumpitz. Die wolln ja nur weiter geld machen. Die hätten lieber die alten richtig in weitere folgen einbringen soll. So Shizuka, Seto, Mokuba und so o.o das wär cool gewesen... naja eeeegal xD

Jetzt etwas Seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr wichtiges!!! O.O Schreib rasch weiter Biiiiiiiiiiiiitteeeeeeeeeeee!! * bettelnd anguck* das is grade so spannend >.<

lieeebe grüße Niki :D
Von:  Rockryu
2013-01-02T20:22:50+00:00 02.01.2013 21:22
Wow, jetzt sag nicht, Joeys Eltern sind gestorben.
Von:  Anyu
2013-01-02T20:02:18+00:00 02.01.2013 21:02
Also Kindergärtnerin bin ich nicht. Ich studier Lehramt.
Aber bei uns im Dorf in der Kita hab ich meine Praktika gemacht, und in der Zeitwar YGO gerade 'in'. Mit denen die in die Schule kommen mache ich dann immer in den Ferien ein kleinen YGO-Kartenturnier. Wobei ich mir da ein Set zusammenstelle bei meinem Nachbarn (für den ich das mal angefangen hab) ...
Wobei mit der neuen Leitung geht das nicht mehr. Die hat es untersagt. Also nichts mehr mit meine Deck ...
Was die Schallplatte angeht: Er bringt immer wieder und wieder die gleichen Vorwürfe (vergessen, verpasst usw)

Das neue Kapitel fand ich so lala ... der Anfang hat nicht gepasst, wobei du dich zum Ende hin gefangen hast. Klar, nicht ihm jedem Kapitel kann was passieren, aber am Anfang hast du mit dem Grundton zum vorherigen Kapitel gebrochen.
Aber es passt schon rein in deine Story ^^


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