Time to remember von seththos ================================================================================ Kapitel 10: Anoubis ------------------- Hallo an alle und einen schönen dritten Advent. ^_^ Wie viele andere stecke ich derzeit in ziemlichem Stress und kam daher ein paar Tage nicht zum Veröffentlichen, ich hoffe aber, euch mit diesem Kapitel entschädigen zu können. ^.~ @Lunata: Jup. Die Arbeit macht ihm Spaß. Auch wenn er es für Kaiba tut, denke ich, dass er auch diese Art von Versteckspiel genießt... das liegt irgendwie in seinem Charakter (zumindest mit dem Hintergrund, den ich ihm gegeben habe ^.~) Tjaja Kirian... Wie soll ich sagen... ich mag ihn nicht. ^_^ Warum und wieso, klang ja schon LECIHT an. ^^* @Closer: Tja... Kirian wird hier das erste Mal vorgestellt, sein 'richtiger Auftritt' kommt erst noch ... doch auch der ist nicht sehr lang. Lass dich überraschen. GLG an alle Leser und danke ganz besonders an Lunata und Closer, die mir lieberweise immer einen Kommi hinterlassen. __________________________________________________________ ~~~~~ 5 Tage später ~~~~~ Eine innere Unruhe befiel Kaiba, als er, frisch geduscht, sein Schlafzimmer betrat. Mokuba hatte er bereits vor einer Stunde ins Bett geschickt, auch wenn er sich nicht sicher war, ob der Kleine schon schlief. Beflissen sah er sich kurz in der Dunkelheit um. Das Mondlicht tauchte alles in weiche, ineinander überfließende Schatten. Es wirkte einladend auf ihn und sein Unterbewusstsein sehnte sich nach seinem Bett. Kaiba war sich in diesem Augenblick vollkommen sicher, dass er in der kommenden Nacht wieder träumen würde. Er hatte nun schon seit einer Woche nichts mehr zusammenfantasiert. Also ungefähr seit dem Tag, an dem Joey unbedingt den Helden hatte spielen müssen. /Dummer Köter…/ Seufzend sah der Braunhaarige sich noch einmal um, ehe er so entschlossen, als hätte er eine schwere Verhandlung vor sich, auf sein breites Bett zutrat. Beinahe andächtig legte er vorsichtshalber noch sein kleines Büchlein samt Stift neben sich und bettete sich anschließend zur Ruhe. Er konnte nicht sagen warum, aber ihn ließ das Gefühl nicht los, dass der nächste Traum in irgendeiner Weise wichtig sein könnte. Vielleicht noch wichtiger als die vorigen.   Aufgrund seiner fast schon greifbaren inneren Aufregung, befürchtete Kaiba mittlerweile, er würde vielleicht keinen Schlaf finden können. Seine Bedenken erwiesen sich jedoch als unbegründet. Bereits kurz nachdem sein Kopf leicht in das dunkelblaue Kissen eingesunken war, wurden seine Lider schwerer und der Schlaf übermannte den jungen  Firmenbesitzer.   _____________________________________________________ „Hohepriester. Man erwartet Euch.“ Noch immer ein wenig müde erhob Seth sich von seinen Knien und warf beim Aufstehen ein letztes Mal einen andächtigen Blick zu der Götterstatue des Horus, des ersten menschlichen und zugleich göttlichen Herrschers über Ägypten. Bereits seit zwei Stunden hatte er in diesem kleinen Tempel für die sichere Ankunft der Soldaten gebetet. Als neuer Hohepriester des Pharaos stellte dies nur eine seiner zahlreichen Pflichten dar.   Seufzend wandte er sich ab. Und einer weiteren Pflicht würde er nun nachgehen müssen. Mit festem Schritt begab er sich in den Thronsaal des Pharaos, des Lichtes von Ägypten. Dort ließ er sich kurz, dem offiziellen Protokoll entsprechend, einige Meter vor dem Thron auf seine Knie sinken, ehe er sich auf ein Zeichen des Pharaos wenig später erhob und zu ihm trat. „Ihr habt mich rufen lassen.“ „Ja Hohepriester. Wie ich soeben hörte, durchquerte der Rote Schakal mit seinen Männern gerade das nördliche Tor. Er wird wohl schon bald auf dem Platz der Siegreichen eintreffen und wie es seit dem Bestehen Ägyptens vereinbart ist, werden wir diesen mutigen Kämpfern unseren Segen geben, noch bevor sie die obere Stadt erreichen.“ „Wie ihr wünscht.“ Schon dieser kurze Dialog war Teil einer Zeremonie, die bereits seit Jahrhunderten bei der Ankunft von Soldaten abgehalten wurde. Seth wusste das und trat daher hinter den Pharao, als dieser sich auf den Weg machte, um seine Krieger auf dem großen Platz zu empfangen. Der Platz galt seit der Gründung der Hauptstadt als von den Göttern gesegnet und diente nicht das erste Mal als Stätte für heilige Segnungen. Auf eben jenem Platz hatte Atemu auch Seth auserwählt, sein neuer Hohepriester zu werden und ihn anschließend dem Volk präsentiert.   Er lag nicht weit vom Palast entfernt. Der Schatten auf der Sonnenuhr hatte sich nur ein wenig verschoben, als die kleine Gefolgschaft dort eintraf. Gleich bei seiner Ankunft begab sich der Pharao zum höchst gelegenen Teil des Platzes. Eben jener Teil ragte aus der Mitte des Areals fast eineinhalb Meter in die Höhe und konnte nur über ein paar steinerne Stufen an der rechten Seite betreten werden. Von hier aus würde Atemu von jedem Punkt der näheren Umgebung zu sehen sein. Seth stellte sich hinter ihn. Bereits jetzt konnte er aus der Ferne das Jubeln und Schreien der Menschenmassen in seinen Ohren klingen hören. Hinter dem Pharao und seinem Hohepriester hatte sich derweil die Palastwache postiert und wartete ebenfalls schweigend auf die Ankunft der Siegreichen. Es sollte jedoch noch fast eine viertel Stunde vergehen, ehe man die ersten Menschen auch mit den Augen ausmachen konnte. Selbst Leute aus den umliegenden Dörfern und Städten hatten es sich nicht nehmen lassen, am heutigen Tage in die Hauptstadt Ägyptens zu streben, um die Heimkehrer zu begrüßen. Nicht ein einziger war in seiner Hütte oder seinem Haus geblieben; sie alle umringten die Krieger, schenkten ihnen frische Blumen, überreichten ihnen kleinere Palmwedel und kühles Trinkwasser in Bechern aus Ton. Noch war alles nur schemenhaft, aber… Seth kniff die Augen leicht zu zwei Schlitzen zusammen. Dort. Ganz vorne. An der Spitze des Zuges von Kriegern saß ein Mann auf einem schwarzen Pferd und ließ sich anscheinend ebenso feiern wie seine Männer. Der ‚Rote Schakal’. Anoubis. Auch die Augen des Pharaos verengten sich, als der Tross näher kam. Im Gegensatz zu Seth jedoch kam beim Pharao noch ein verärgertes Stirnrunzeln hinzu, wie der Hohepriester nach einem kurzen Seitenblick erkennen konnte. Anscheinend hieß Atemu es nicht wirklich gut, dass der Tross sich dermaßen lange von der Menge aufhalten ließ. Und doch sagte er nichts.   /Er weiß, dass sein Volk feiern will. Sie wollen sie bejubeln. Die Toten und die Lebenden./ Endlich, nach weiteren Minuten des Wartens, betraten die ersten Menschen den weitläufigen Platz, welcher seit jeher die Begrenzung von Ober- und Unterägypten repräsentierte. Endlich, nachdem Seth schon so zahlreiche Geschichten über ihn vernommen hatte,  konnte Seth den ‚Roten Schakal’ einmal aus der Nähe ansehen. Er ließ sich nichts anmerken, doch seine Augen fixierten den heran reitenden Mann sehr genau. Das also war der Krieger, auf dessen Rückkehr der Pharao wohl schon bald länger als ein dreiviertel Jahr gewartet hatte. Ein breites rotes Band, wohl sein Markenzeichen, zierte die Rüstung des Kriegers. Langsam kam Anoubis näher und die unzähligen Menschen, die ihn bis hierher begleitet hatten, strömten nun mit ihm auf den Platz. Einige, so registrierte Seth, ergatterten sogar einen Logenplatz auf den Dächern umliegender Häuser. Alle warteten gespannt auf die Zeremonie des Segens, denn danach würde heute die Arbeit ruhen und jeder, selbst der Niedrigste unter ihnen, würde die Rückkehr der Brüder, Väter und Söhne angemessen feiern dürfen. Dabei war die Art der Rückkehr vollkommen egal. Einige kehrten nur in der Form ihrer Schwerter oder Helme wieder - waren doch viele im Kampf gefallen. Andere, die mehr Glück und Geschick gehabt hatten, hielten ihre Schwerter fest in der Hand und tiefe Dankbarkeit für den Schutz der Götter stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Eine Dankbarkeit, welche heute in langen Feiern und Gebeten ihren Höhepunkt erreichen würde.   Doch noch war es nicht soweit. Stille legte sich über alle Anwesenden, als der Anführer auf seinem Pferd langsam dem Pharao und dessen neuem Hohepriester entgegen ritt. Direkt vor dem Podest zügelte der Mann sein Pferd und verweilte ruhig im Sattel. Allein sein Haupt neigte sich in Richtung des Lichtes von Ägypten. Absteigen brauchte er am heutigen Tage nicht. Auch aus praktischen Gründen. Stand doch Atemu noch immer über ihm und eine zu große Entfernung zwischen den beiden hätte eine Segnung wohl merkwürdig distanziert erscheinen lassen. Als der Pharao zum rituellen Gruß anhob, verstummte auch das letzte Flüstern in den hintersten Reihen und kaum einer der Anwesenden hatte jemals zuvor solch eine schon fast greifbare Stille erlebt.   Die Augen noch immer leicht zusammengekniffen, blickte Atemu zu seinen wartenden Truppen, sowie zum Anführer eben dieser Männer hinunter. Seth allein war es unter all den anwesenden Menschen möglich, in dem scheinbar undeutbaren Gesichtsausdruck seines Herrschers den Ärger abzulesen, der sich in seinem Inneren auszubreiten schien. Für alle anderen musste es so scheinen, als sei Atemu äußerst konzentriert, während er die heimgekehrten Männer musterte. Nun… Seth würde ihn später darauf ansprechen. Momentan war er mehr damit beschäftigt, den vor ihm sitzenden Mann genauer zu begutachten. Starke sehnige Arme lagen ruhig auf dem Rücken des gut ausgebildeten Pferdes. Die Beine, eingehüllt in einen ledernen Schutz, hingen leicht an den Seiten des schwarzen Tieres hinunter. Ebenso schwarz wie das Fell des Pferdes, schien auch das Haar des Mannes zu sein. Einzelne Haare hatten sich unter dem Helm hervor gekämpft und schmückten nun die Stirn des Mannes. Beim Heben des Kopfes, hinauf zu Atemu, konnte Seth auch ein markantes Kinn sowie blaugraue Augen erkennen, die dankend aufblitzten, als der Pharao ihn begrüßte. Die Haut von Anoubis war anscheinend eingeölt worden, wie es sich zu einer solchen Feier geziemte. Nun schimmerte sie gleich dunkler Bronze im Licht der Sonne.   Während der gesamten Zeremonie wandte Seth den Blick nur selten von dem Mann ab. Den ‚Roten Schakal’ schien das bisweilen einigermaßen nervös zu machen. Immer öfter huschten seine Augen kurz zum Hohepriester und auch das Pferd begann unruhig mit den Hufen auf dem Boden zu scharren. /Das also ist Anoubis Ano - Oobist… Seltsam. Ich hatte mir von ihm in gewisser Hinsicht… mehr erwartet. Ein Mann, der in der Lage ist, seine Truppen so rühmlich in den Sieg zu führen, sollte auch in der Lage sein, meinem Blick standzuhalten… Da dies jedoch so offensichtlich nicht der Fall ist… Wir werden sehen… inwieweit ich Atemus Wunsch Folge leisten und mich mit ihm verständigen kann…/ Noch während Seth dies dachte, beendete Atemu seinen Segen und entließ sein Volk für heute aus jeglicher Verpflichtung. Bis in die Nacht hinein sollten Gesang und Tanz die Straßen mit Leben füllen und alle eingetroffenen Krieger hatten von jedermann so viel Speise und Getränke zu erhalten, wie es ihr Wunsch war. Kaum, dass die Massen dies vernommen hatten, jubelten sie dem Pharao und den Rückkehrern lauthals zu und führten die Männer in den verschiedenen Ecken der Stadt an reich gedeckte Tische. Erst jetzt wurde Seth klar, dass er selbst seinen Segen gar nicht gesprochen hatte. Irritiert aber wortlos und auch weiterhin mit einer Maske aus Eis sah er zu Atemu. Dieser hatte sich soeben abgewandt, um im Folgenden den ‚Roten Schakal’ noch einmal persönlich in die Gemächer seines Palastes zu bitten. Ehrfurchtsvoll wurde dieses Angebot angenommen  und in einigen Schritten Abstand folgte er dem Pharao gemeinsam mit der Palastwache. Seth, sich seiner Stellung weitaus mehr bewusst, als der Rote Schakal, schloss dicht zum Licht Ägyptens auf und ging raschen Schrittes neben ihm und seinem Pferd her.   Kaum wieder im Palast angekommen, eröffnete Atemu in kleiner Runde die Tafel und hieß seine erhabenen Gäste und allen voran seinen Anführer mehr oder weniger herzlich willkommen. Sogleich, von den einladenden Worten beflügelt, bedienten sich alle nach Herzenslust an Speise und Trank, welches im Übermaß vorhanden war. Allein Atemu schien aufgrund der langen Wartezeit noch immer leicht verstimmt und wechselte wohl wenig mehr als zwei Worte mit Anoubis. Je weniger er aber mit ihm sprach, desto öfter beobachtete er den Mann, der sich in diesem Augenblick zögerlich an einer Weinrebe bediente. Inzwischen hatte er sich auch seines Helmes entledigt und Seth sah seine Vermutung bestätigt: Schwarzes kurzes Haar prangte auf dessen Haupt und buschige Augenbrauen ragten aus einem sehr männlich und grob geschnitztem Gesicht hervor.   Es vergingen fast zwei Stunden, in welchen auch Seth nicht ein einziges Wort mit dem Kommandanten wechselte. Wozu auch? Dazu würden sie später noch genügend Zeit haben und Atemu hatte seit ihrer Ankunft auch nicht darauf bestanden. Im Gegenteil. Nicht nur gegenüber Anoubis, sondern auch gegenüber allen anderen Anwesenden hüllte er sich in Schweigen. Selbst als Seth nach besagter Zeit seine vorläufige Abwesenheit kundtat, hatte er keinerlei Einwände.  Gemächlich schritt Seth daraufhin dem erst kürzlich bewunderten Garten entgegen. Schon in den riesigen Säulengängen konnte er den Geruch schwerer Blütendüfte wahrnehmen. Bewegt durch den warmen Wind der Wüste, wogten lange durchsichtige Vorhänge leicht in der schwülen Luft umher. Zielsicher ging Seth der Stille entgegen und war dankbar, als der Garten seine innere Ruhe mit ihm zu teilen schien.   Tief atmete Seth ein. Solch große Versammlungen waren nichts für ihn. Er war in der Abgeschiedenheit eines Tempels groß geworden. Da passte er nicht in solcherlei Feierlichkeiten hinein. Hier, in diesem Meer aus Grün, fühlte er sich wesentlich wohler, denn es erinnerte ihn in gewisser Weise an sein früheres Zuhause.   Gemächlich wanderte er an den zahlreichen Pflanzenarten vorbei. Rhododendren und Kakteen wechselten sich ab mit kleinen Palmen und Obstbäumen. Wie immer, wenn er hier für einige Augenblicke zu verweilen gedachte, steuerte er den nahe gelegenen Teich an und ließ sich in seiner Nähe unter einem der zahlreich vorhandenen Apfelbäume nieder. Schweigend genoss er die Ruhe um sich herum. Hier, fernab der Stadt, innerhalb der Palastmauern, drang nur wenig von dem Lärm hinüber. „AUA!“ Mit einmal landete etwas relativ hartes auf seinem Kopf und kullerte von da weiter in seine Hand. Leicht genervt rieb er sich die lädierte Stelle.   /Kaum will man einige Minuten ruhen, verschwören sich selbst die Bäume gegen einen./ Grummelnd betrachtete er sich den Apfel und schließlich, ohne weiter darüber nachzudenken, biss er hinein.   „HEY! Das war meiner!“ Der Bissen blieb Seth wortwörtlich im Halse stecken, als er die empörte Stimme über seinem Kopf vernahm. Sofort begann er kläglich zu husten und bemühte sich, das Stückchen Apfel hinunterzuschlucken. Trotzdem dauerte es noch mehrere Sekunden, ehe er wieder zu Atem kam. „Entschuldige Priester. Ich wollte dich nicht so erschrecken. Aber mal ehrlich: Wie würdest DU denn reagieren, wenn dir jemand deinen Apfel vor der Nase wegschnappt, nur weil er dir aus der Hand gefallen ist? Das war bestimmt der erste genießbare in diesem Jahr…“, drang abermals eine Stimme aus der Krone des Baumes.   /Jetzt wird es mir wahrlich zu bunt./ In einer fließenden Bewegung kam Seth auf die Beine und wandte seinen Blick nach oben. Dort, mitten in den Ästen des Baumes, hockte doch tatsächlich ein junger Mann. Gegen das Licht der bereits recht niedrig stehenden Sonne konnte er dessen Gesicht leider nicht näher sehen, aber er war sich ziemlich sicher, dass, wer auch immer da oben saß, nicht da hingehörte! „Was fällt dir eigentlich ein?! Erst lädierst du meinen Kopf mit deinem dummen Apfel und dann gibst du auch noch mir die Schuld dafür, dass ich ‚deinen’ Apfel anrühre?“ „Falsch. Du trägst die Schuld daran, dass du dich unter meinen Lieblingsbaum gesetzt hast.“ „Wie kommst du dazu mich zu duzen?“  „Wieso nicht? Du duzt mich doch auch.“ „Ich bin Hohepriester des Pharaos und stehe noch weit über dir.“ „Wenn man es genau betrachtet, dann wohl momentan eher unter mir. Immerhin sitze ICH hier oben und du meckerst da UNTEN.“ „Nun, das wird sich ändern lassen. Komm sofort herunter.“ Wenn ihm seine Augen nicht gerade einen Streich spielten, wagte es dieser Junge doch tatsächlich, mit den Schultern zu zucken! Seth täuschte sich nicht. Denn prompt erklang abermals eine mehr als belustigte Stimme aus der Krone des Baumes.   „Komm du doch herauf.“ „Ich werde gleich…!“ Nun, der oben Sitzende sollte nicht mehr erfahren, was er gleich tun würde, denn in diesem Augenblick vernahm Seth die Stimme des Pharaos im Garten. „Seth!“ Der Angesprochene wandte sich um und konnte in ein paar Metern Entfernung Atemu erkennen. Wütend funkelte er daraufhin noch einmal irgendwo in das Geäst hinein, ehe er seinen Pharao mit einem Kniefall begrüßte. Immerhin waren Fremde anwesend und solange das der Fall war, war es sein Pflicht, den alten Bräuchen zu folgen. Verwundert besah sich Atemu seinen vor ihm knienden Hohepriester und gab ihm mehr nebenbei das Zeichen, sich erheben zu dürfen. „Was soll das, Seth? Wir sind unter uns.“ „Leider nicht, Licht Ägyptens. Ihr habt einen Eindringling in Eurem geheiligten Garten.“ Eine Augenbraue verärgert hochziehend, sah Atemu seinen Priester an. Streng forderte seine Stimme den Aufenthaltsort des Eindringlings zu erfahren. „Dort oben. Er sitzt im Apfelbaum.“ „Soso. Im Baum also.“ Missmutig sah Atemu in besagte Krone und verschränkte die Arme. Schließlich jedoch, nachdem er einige Augenblicke schon beinahe wütend nach oben gestarrt hatte, lehnte er sich aufseufzend an den relativ breiten Stamm und schloss für ein paar Sekunden die Augen. Die Sonne um diese Zeit fühlte sich einfach wunderbar auf seiner Haut an und auch er genoss anscheinend die Abgeschiedenheit seines Gartens. Seth sagte nichts dazu. Zwar hätte er gedacht, Atemu würde weitaus empfindlicher auf Eindringlinge reagieren, doch letztlich war dies nicht sein Garten und somit ging es ihn nichts an. Noch einmal sah er in die Krone und konnte den Schatten mittlerweile auf einem der größeren Äste des Baumes ausmachen. Liegend. Anscheinend fühlte sich die Person nicht gerade dazu aufgefordert, seinem Pharao die entsprechende Ehrerbietung zu erweisen. Schließlich schien auch der Pharao einzusehen, dass der Junge auf dem Baum wohl nicht eher hinabsteigen würde, als bis er ihm einen direkten Befehl dazu erteilt hatte. Die Augen schräg nach oben gerichtet, erhob er in aller Ruhe seine Stimme. Nicht laut. Nur so, dass er sicher sein konnte, dass der Andere dort oben ihn verstehen würde.   „Komm da runter.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)