Time to remember von seththos ================================================================================ Kapitel 5: Sonntagsausflug -------------------------- Über die ganzen Grübeleien und einem großen Arsenal an Arbeit verging die Zeit in den folgenden Tagen schneller als gedacht. Der Sonntag brach an. Die Sonne schien vom Himmel. Die Vögel lachten und nur einige wenige Schäfchenwolken drehten auf herrlich blauem Grund ihre Runden. Ein wunderbarer ruhiger Sonntag eben, wie er im Buche stand. „SEEEEEETOOOOOOOOOOOOOO!!!!!!“ Nun ja... Vielleicht mehr laut als ruhig.... Aber es blieb unzweifelhaft Sonntag. Grummelnd erhob sich gerufene Person von seiner Bettstatt und sah sich blinzelnd um. Nein. Nein, er war definitiv nicht mehr im Tempelbezirk des Anubis und ja, er wollte unbedingt dorthin zurück. Auf der Stelle. Ganz fest kniff Kaiba die Augen zu, in der Hoffnung, der Anblick eines kleinen schwarzhaarigen Jungen in Shorts und T-Shirt würde verschwinden. Hatte schon jemand etwas von dem Fußball erwähnt, welcher unter dem linken Arm des Jungen seinen Schrecken verbreitete? Oder von der quietsch orangen Frisbeescheibe, die einem Schutzhelm gleich auf Mokubas Haupt saß? Nein? Dann sollte man das auch lieber lassen, denn es flößte gewissen Firmenchefs eine höllische Angst ein. Aufstöhnend ließ sich Kaiba sogleich wieder in seine Kissen sinken. Das hier war ein Alptraum. Und ein versprochener Alptraum noch dazu. Zumindest ahnte er, dass der Hinweis darauf nicht lange auf sich warten lassen würde. Unnütz zu erwähnen, dass er Recht behalten sollte. „SETO! Aufstehen! Los. Hopp. Raus aus den Federn. Du hast es VER. SPRO. CHEN.“ /Oh ja! Und ich frage mich noch immer was mich an jenem Tag geritten hat, diesem Todeskommando ZU.ZU.STIM.MEN…/ Aber gut. Er würde sich vor seinem Bruder keine Blöße geben und den Feigling spielen. Davon einmal abgesehen hatte er dem Kleineren gegenüber noch nie ein Versprechen gebrochen - es sei denn, es war unausweichlich. Leider hatte er vergessen seiner Sekretärin für heute entsprechende Anweisungen zu geben. Anweisungen, die sich darauf hätten belaufen können, dass diese sie auf halbem Weg zum Park anrufen sollte. Dann wäre Seto auf Grund der Tatsache, dass sein Imperium ohne seine Anwesenheit gleich den Bach runter gegangen wäre, dieses peinliche Gerenne nach einem Gummiball erspart geblieben. Aber NEIN! ER musste sich ja von diversen Träumereien und jungen Hunden ablenken lassen. /Ein Glück, dass Wheeler nichts hiervon weiß…/ Mit diesem wenig ermunternden Gedanken machte sich Kaiba letztlich doch daran, mit seinem Kleinen ein knapp bemessenes Frühstück einzunehmen und gemeinsam Brötchen fürs Picknick zu schmieren. Ganz Recht. Mokuba wollte einen Familienausflug der normalen Art. Und da gehörte gemeinschaftliches Brötchenschmieren und das Zusammenstellen eines Picknickkorbes nun einmal dazu. Ein Butler, der ihnen beim Losgehen noch schnell den fertigen Korb in die Hand drückte, um sie dann an den Chauffeur ihrer Limousine zu übergeben, passte in diese Idealvorstellung von Mokuba einfach nicht hinein. Egal, wie sehr Kaiba auch versuchte, seinen Bruder diesen Gedanken schmackhaft zu machen. Somit dauerte es noch eine weitere Stunde, bis beide soweit waren und losziehen konnten. „Mensch Seto, muss das sein?“ „Mokuba. Ich habe versprochen einen Ausflug mit dir zu machen und ich halte mich daran. Was also ist dein Problem?“ „Ausflug: ja. Aber musst du unbedingt SO rumlaufen?“ „Wieso? Die einfache Jeans und das T-Shirt waren deine Idee, schon vergessen?“ Mit einem Blick, der dem seines großen Bruders schon sehr nahe kam, sah Mokuba mit mehr als kritischen Augen in Setos Gesicht – oder was davon zu sehen war. „Ich habe aber nicht gesagt: Such dir den größten Hut und die dunkelste Sonnenbrille raus.“ Erhobenen Hauptes spähte Kaiba durch die Sonnenbrille zu ihm hinunter. „Es ist notwendig. Das weißt du.“ „Es sieht bescheuert aus. Und das wiederum weißt DU.“ „Mokuba. Streite nicht mit mir. Entweder so oder gar nicht.“ Grummelnd gab sich Mokuba damit vorerst zufrieden. Er würde sich schon noch etwas einfallen lassen. Vorerst würde er seinen Bruder aber noch in Sicherheit wiegen. „Also gut. Fahren wir.“ /Na geht doch. Warum der Kleine wegen solcher Sachen immer mit mir streiten muss…/ Schnell wurde der Rest des Picknicks in den Satteltaschen verstaut, ehe beide anfingen, ordentlich in die Pedale zu treten. Noch so einer von Mokubas Geistesblitzen. Mit Fahrrad in den Park. /Ich wusste schon, warum ich auf meinen Hut und die Brille bestehe. In dieser Konstellation würde sich jeder Papparazzi die Finger lecken, wenn er ein Foto schießen könnte. Obwohl… Schon allein die Zusammenstellung… Wahrscheinlich würde eh niemand glauben, dass ich das bin. Ich meine: Wer bringt schon ein - zugegebenermaßen teures – Designerfahrrad, schwarze alte Jeans (von Boss), ein langes tiefblaues Shirt (von Geromé) und einen Picknickkorb im Gepäck mit dem Namen ‚Seto Kaiba’ zusammen? Eben. Trotzdem - man kann nie wissen./ Erst exakt 48 Minuten und 53 anstrengende und schweißtreibende Sekunden später kamen die Kaibas im Park von Domino City an und mussten noch einige Schleichwege fahren, ehe sie die größte Masse an Besuchern hinter sich lassen konnten. Doch die Mühe lohnte sich. Ein sonniges Plätzchen, eine riesige Trauerweide und ein einigermaßen vernünftiger Rasen, um darauf tatsächlich Fußball spielen zu können erwarteten sie bereits. Trotzdem die Weide mehr als verlockend war, entschieden sich die Kaibas für ein eher sonniges Plätzchen in der Nähe einiger kleinerer Sträucher. Immerhin wollten sie beim Essen nicht frieren, denn ganz gleich wie schön die Sonne vom Himmel schien, war es doch erst Frühling und noch kein Hochsommer. „Los Seto! Fußball!“ Mit lachendem Gesicht hüpfte sein kleiner Bruder vor dem Älteren auf und ab, der gerade die letzte Ecke der Decke zurechtgezupft hatte und nun keine wirkliche Ausrede mehr finden konnte. Seufzend ergab er sich somit seinem Schicksal und folgte seinem Bruder auf ein relativ ebenes Stück Wiese. Schnell wurde mit einfachen Steinen ein Tor markiert und kurz darauf pfiff Mokuba zum Anstoß. Nicht weit von ihnen entfernt, gut verdeckt durch herabhängende Zweige, saß ein blonder junger Mann und neben ihm, halb vergessen, ein Geschichtsbuch über das alte Ägypten. Joey war bereits seit einiger Zeit hier. Immerhin war dies sein Lieblingsplatz, von dem allerdings außer seiner Schwester niemand etwas wusste. Die Weide lag weitab aller gängigen Wege und kaum ein Besucher drang bis hierhin vor. Wie sooft in letzter Zeit kam er her, um zu lesen und zu zeichnen oder um einfach nur nachzudenken. Die stickige Luft in seiner Wohnung entriss ihm beinahe schmerzhaft die Fähigkeit zu atmen und zu viele ungeliebte Gedanken schwirrten ihm an diesem Ort durch den Kopf. Er hatte längst akzeptiert, dass er mal wieder kein wirkliches zu Hause mehr hatte. Das war nicht mehr zu ändern. Grinsend richtete er seinen Blick weiter auf die zwei tobenden Gesellen, welche den Rasen vor der Weide als persönlichen Fußballplatz auserkoren zu haben schienen. Somit hatte Joey den perfekten Logenplatz. Schon längst war er dahinter gekommen, wer sich unter dem Hut und der schwarzen Sonnenbrille zu verstecken versuchte. Immerhin hielt Mokuba sich bei ihm auf und daher war es nicht schwer zu erraten, was da vor sich ging. Heimlich, ohne dass jemand außer ihm selbst und dem alten Baum es bemerkte, schlich sich ein liebevolles Lächeln auf das Gesicht von Joey, während er Kaibas Bewegungen auf Schritt und Tritt folgte. Zu niedlich, wie er immer mal wieder affektiert hinfiel, um seinen Bruder glauben zu machen, er sei zu ungeschickt, den Ball zu treffen. Immer wieder sah er den Braunhaarigen in sich hinein lachen und auch wenn der Hut und die Brille sein Gesicht gut verbargen, konnte man doch erahnen, dass es dem Größeren sogar begann, Spaß zu machen. Genüsslich betrachtete Joey das Treiben der Beiden, während er überlegend sein mittlerweile recht langes Haar zusammenband. Und mit einmal, mitten in seinen Überlegungen, passierte es. Joey fiel überrascht zurück ins Gras, als, beinahe schon zielsicher, ein Ball in seinen Armen landete. „Entschuldige Seto! Ich hol’ ihn zurück.“ Damit wusste Joey, was gleich auf ihn zukommen würde und ehe er sich’s versah, stand Moki bereits vor ihm. „OH! HI Joey! Was machst du denn hier?“ Mit abschätzend geschürzten Lippen sah Joey zu dem Jungen auf, während er den Ball überlegend mit den Händen festhielt. Schließlich schien er zu einer Entscheidung zu kommen. „Hier Moki.“ Mit einem freundlichen Lächeln überreichte er Moki den Ball. „Aber sag IHM nichts davon, ja?“ Grinsend sah Mokuba siegessicher auf den Ball. „Und ob ich das werde. Komm einfach und spiel ne Runde mit.“ Lachend zog der kleine Schwarzhaarige an einem der langen Arme Joeys. „Nein Mokuba. Das ist nicht richtig. Das dort…“, er deutete auf die Wiese und auf Kaiba, welcher gerade einige Fressalien auf der Decke drapierte „… ist doch ein Familienausflug. Und ich denke nicht, dass Seto einverstanden wäre, wenn du MICH jetzt auf einmal mit anschleppen würdest.“ Man sah Mokuba an, dass er bereit war, alle Kräfte zu mobilisieren, um Joey zu überreden. Gerade wollte er es mit seinem treuen Chibi - Blick versuchen, als er lieber den ich-kann-kein-Wässerchen-trüben und du-musst-mich-lieb-haben-auch-wenn-dir-das-was-ich-gleich-tun-werde-gar-nicht-gefallen-wird- Blick einsetzte. Joey ahnte Schreckliches. „SETOOOOO!!! ICH KANN DEN BALL NIRGENDS FINDEN!“ rief es da auch schon, ehe Joey es verhindern konnte. /Ich bin tot. Eindeutig und unwiderruflich mausetot. Das heißt… nein. Wenn ich mich beeile und SEHR schnell laufe… vielleicht kann ich dann noch…/ „Wheeler.“ /Memo an mich selbst: Erst handeln, dann drüber nachdenken./ „Hi… Kaiba.“ „Darf man fragen, was du hier zu tun gedenkst?“ Hilflos sah Joey zum kleineren Kaiba hinüber, ehe er sich den Ball von ihm zurückschnappte und ihn beinahe zögernd empor hielt. „Ähm… Ball spielen?“ „Witzig Köter. Such dir ein anderes Herrchen.“ „Hey Seto! Er kann doch mitspielen! Ich mag es sowieso nicht, wenn du ständig mit Absicht gegen mich verlierst und wenn Joey noch mitspielt…“ Kritisch besah sich Seto den Blonden vor ihm auf dem Boden. Langsam ließ er seinen Blick über die schlanke Gestalt wandern und verweilte auch kurz auf dem Buch neben ihm. Und dann, die Argumente seines Bruders vollständig ignorierend: „Seit wann interessierst DU dich bitte für das alte Ägypten?“ „Ist das ein Verbrechen?“ trotzig erwiderte Joey den Blick Kaibas. „Nein. Wohl nicht.“ Grübelnd sah Kaiba noch einmal auf das Buch, ehe er sich abwandte und langsam dem Picknickkorb entgegen schritt. „Meinetwegen.“ Der Eine aufs höchste erfreut, der Andere unendlich zufrieden, sahen sich die zwei Fußballfans an, ehe sie sich ebenfalls zu Kaiba gesellten. Dort angekommen, zückte Joey erstmal seine Wasserflasche und begann in kleinen Schlucken zu trinken, während die Kaiba - Brüder sich über die Brötchen hermachten. Interessiert betrachtete Joey die vielen kleinen belegten Brote und auch die eine oder andere Konfitüre, die gemeinsam mit ein paar noch nicht verwerteten Stücken, eingepackt worden war. Und auch wenn er es in seinem Magen auf Grund der leckeren Aussicht merklich rumoren hörte, nahm er sich doch nichts weg, sondern sah den Anderen mehr oder minder zufrieden zu. Er war es gewohnt, weniger zu essen. „Sag mal Mokuba: Wer von uns beiden hat eigentlich DIE hier beschmiert?“ Mit einem leicht angeekeltem Gesicht besah sich Kaiba ein paar Weißbrotscheiben, welche mit einer recht ansehnlichen Portion Erdbeerkonfitüre ausgestattet waren. Fröhlich sein Brötchen mümmelnd, warf der Kleine einen fachkundigen Blick darauf. „Du.“ „Was hat mich denn da geritten?“ Überlegend wog er die Schnitten in seiner Hand, ehe er sie vor Joey ablegte. „Hier Hündchen. Da hast du ein paar Knochen.“ Irritiert sah Joey auf das leckere Brot hinunter. Er wusste nicht, ob er annehmen sollte, aber da es Kaiba anscheinend nicht schmeckte, würde es sonst wahrscheinlich ohnehin nur verkümmern. Aber so was Leckeres verkümmern lassen… Kam für ihn gar nicht in Frage. Zudem hatte sich sein Magen sowieso schon mehr als zu Wort gemeldet. Grinsend ergriff er sich somit die Leckereien, er liebte Erdbeerkonfitüre, und biss herzhaft hinein, ehe er mit vollem Mund Kaiba sein Kontra gab. „Also wenn dich öfter so was reitet, dann nur her mit dem Gaul!“ Kopfschüttelnd sah der Firmenchef zu ihm hinüber. Darauf würde er jetzt mit Sicherheit nicht näher eingehen. Gerade wollte er sich nun selbst an einer weiteren Stulle – mit Blaubeermarmelade – vergehen, als Joey entsetzt aufsprang. „Scheiße! Hab mein Buch liegen lassen.“ Und mit den Worten „Bin gleich wieder da“, sprang er auf und lief auf direktem Weg zu Mutter Weide. Mokuba ‚plagten’ indes ganz andere Dinge. „Großer Bruder.“ „Was ist?“ Fragend blickte er zu einem wie ein Honigkuchenpferd grinsenden Jungen hinunter, bei dem er sich auf Nachfragen geweigert hätte, ihn als seinen Bruder zu bezeichnen. „Erdbeerkonfitüre.“ „Was ist damit?“ Seto ahnte bereits, was kommen würde. „Es ist deine Lieblingskonfitüre.“ „Und?“ gereizt und mit einem Ausdruck in der Stimme, der jeden anderen zum Schweigen gebracht hätte, nagte Kaiba weiter an seinem Brötchen. „Nur so…“ Nun auch noch schlecht gelaunt, ließ der Ältere den Rest seiner Nahrung in einem kleinen Beutelchen verschwinden und nahm sich einen Schluck Kaffee aus der Thermoskanne. /Komisch dieses Blaubeer – Zeug. Die sollte man wegen Geschmacksverirrung verklagen./ Derweil hatte sich auch der Dritte im Bunde wieder zu ihnen gesellt und gemeinsam schafften sie es, mindestens die Hälfte aller Mitbringsel zu vernichten. Doch Joey wäre nicht Joey, wenn er sich nicht gleich nach dem Essen auf etwas Anderes konzentriert hätte. „Kaiba.“ „Ja?“ „Du siehst bescheuert aus.“ Was für ein Thema für den großen Seto Kaiba! Aber dennoch traf Joey den Nagel auf den Kopf. Noch immer zierten Hut und Sonnenbrille das Haupt des Älteren. „Seit wann interessiert gerade DICH mein Aussehen?“ Verschmitzt betrachtete der Angesprochene ihn aus dem Augenwinkel. „Schon immer…“ Kurz innehaltend maß er ihn ein weiteres Mal. „Der weiße Mantel steht dir übrigens definitiv besser als das komische lila Teil, dass du früher getragen hast. Und wenn ich das eben sagen darf: OHNE Mantel – schaust du auch gar nicht mal so übel aus.“ Hatte Kaiba ihm anfangs noch ins Wort fallen wollen, hielt er nun verblüfft den Atem an. Zumindest solange, bis auf Joeys Gesicht mit einmal ein kleines aber feines belustigtes Grinsen auftauchte. Schelmisch lachte er den Braunhaarigen an, welcher sich in Folge dessen ‚leicht’ veräppelt vorkam. „Aber wie gesagt…“, der Blonde beugte sich zu dem anderen hinüber „siehst du mit dem Kram“ er führte seine Hände zu Sonnenbrille und Hut… „einfach nur scheiße aus.“ Damit schnappte er sich besagten Kram von Nase und Kopf und sprang auf, noch ehe Kaiba dessen Flucht verhindern konnte. „KÖTER! Gib das her und zwar SO.FORT.“ „Dann hol es dir doch, wenn dir deine Maskerade so wichtig ist.“ Und damit verschwand Joey in Richtung Weide. Selbstredend, dass der Firmenchef das unmöglich auf sich sitzen lassen konnte. Flugs sprang er auf die Beine, um die Kriegsbeute des Anderen zurückzuerobern. Mokuba sah dem Treiben indes eher interessiert zu und schnappte sich heimlich das Nutella Glas, um seinem Magen die nötigen Suchtmittel zuzuführen. Sollte sein Bruder ruhig mal mit jemand anderem toben, er würde schon noch zu seinem Recht kommen. Das Ganze ging jedoch – wie kaum anders zu erwarten, wenn zwei gegensätzliche Elemente aufeinanderprallen – nicht lange gut. Mittlerweile hatten Joey und Kaiba bereits eine beachtliche Strecke bis zum nahe gelegenen See hinter sich gebracht, als Joey, vollkommen unbeabsichtigt stolperte, um sich seiner Errungenschaften nur Sekunden später mit Hilfe des Sees zu entledigen. Nicht, dass er das wirklich gewollt hätte… Aber es löste einen höchst interessanten Farbeffekt bei Kaiba aus. Nicht jeden Tag kam man in den Genuss eines beinahe blau anlaufenden Konzernchefs, der stinksauer vor einem tiefen See stand, um seinem einzigen Schutz gegen den Rest der Welt nachzuschauen. Joey betrachtete sich den Farbwechsel für einen Moment hoch erfreut, war er doch lange nicht mehr in den Genuss gekommen, dieses beachtliche Mienenspiel aus nächster Nähe zu erleben. Doch durch jahrelanges Training und Erfahrung wusste er auch, wann es Zeit war, die Beine in die Hand zu nehmen. Spätestens, wenn aus Blau Rot wurde, sollte man sich in Sicherheit bringen. Trotz allem gelang es ihm diesmal nicht, rechtzeitig das Weite zu suchen. Ein Moment der Unaufmerksamkeit und ein unbedachter Schritt in Richtung von Kaiba genügte, und dieser hatte ihn am Haken … Kragen … und zischte ihn gefährlich leise zusammen. Wortwörtlich ‚zischte’, denn vor lauter Empörung über diese Missetat, brachte er kaum mehr als ein ersticktes Flüstern hervor. Nach einigen kleineren Namen wie Gucci, Prada und Boss, konnte Joey sich dann endlich doch aus seiner Trance befreien, um lakonisch einzuwerfen: „Man, du kannst dir tausende dieser Teile leisten.“ Die Augen zu Schlitzen verengt, rückte Kaiba sein Gesicht näher an das des Anderen – ohne eine erkennbare Regung, von dem hübschen Farbmuster zuvor einmal abgesehen, durchscheinen zu lassen. „Darum geht es mir nicht.“ „Worum dann?“ „Ums Prinzip.“ „Und was ist ‚im Prinzip’ los?“ „Ein Köter wie DU hat MEINE Sachen nicht einfach in einen See zu verfrachten.“ „Ach, und ein anderer Köter dürfte das, oder was?“ „NIEMAND sollte das wagen, was du gerade verbrochen hast.“ „Mach nicht so einen Aufstand. Es war eine Brille. Und ein Hut. Ich kauf dir was Neues. Nen Astronautenhelm oder so. Damit fällst du dann bestimmt auch nicht mehr so auf.“ „Köter, bring mich nicht auf die Palme.“ „Eisblock, hier wachsen nur Eichen. Und nebenbei gesagt, stehst du auf ner Wiese. Also könnt ich dich höchstens auf einen Halm bringen.“ „Du willst also für meine Sachen zahlen?“ „Erwähnte ich das nicht bereits?“ „Dann kannst du mir auch gleich noch einen neuen Mantel und eine Krawatte besorgen.“ Argwöhnisch sah Joey ihn an. „Warum sollte ich?“ Fies grinsend: „Zinsen.“ „Also gut: Spielen wir ein Match. Gewinne ich, zahle ich gar nichts. Gewinnst du, sollst du deinen Mantel haben.“ „Mit Krawatte.“ „Jap. Mit Krawatte. Meinetwegen.“ „Abgemacht.“ „Abgemacht.“ Kaiba ließ von Joey ab und wandte sich wieder Richtung Picknick, während Joey – seinen Kragen richtend – in kleinerem Abstand hinterher trottete. „Hoffentlich gibt euer Ball auch was her." „Wieso Ball?“ Irritiert blieb der Braunhaarige stehen. „Das Ma~atch. So jung und doch schon so alt. Bedauerlich.“ „Moment mal! Du sagtest ein Match. Also spielen wir Duel Monsters.“ „Richtig. Ich sagte Match. Aber ich habe keine dazugehörigen Waffen näher spezifiziert. Da wir nun aber gerade mal auf einer so schönen Wiese hocken, ein Ball dort hinten auf der Decke liegt und zufälligerweise schon die ‚Pfosten’ gekennzeichnet wurden – bietet sich doch ein kleines Fußballmatch geradezu an.“ Es geschah - bei Rah - wirklich nicht oft: aber dies war nun eine dieser seltenen Gelegenheiten. Kaiba. War. Sprachlos. Über soviel Dreistigkeit. Aber gut. Er brach selten sein Wort und so hielt er es auch diesmal. Sollte der Köter sein anscheinend heiß ersehntes Match bekommen. Aber ER würde gewinnen. Und dann sollte das Hundchen sehen, wo es die Kohle für den Mantel überall zusammenkratzte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)