Glimpse into the Soul von VampirePsych ================================================================================ Kapitel 11: Smoking Area...talk ------------------------------- Hiroshi, solltest du nicht bei Yuune sein?“ ich erschrak als ich die Stimme hörte. Mein Blick schweifte durch den Raum. In der dunkelsten Ecke saß Inoran und zog gerade an seiner Zigarette. Undeutlich sah ich eine Bewegung neben Inoran und erkannte J, der seinen Kopf auf den Knien des Gitarristen gelegt hatte und mit seinem Handy hantierte. „Du hast mich erschrocken Inoue.“ Ich griff in meine Tasche und stellte fest, dass ich keine Zigaretten mehr hatte. Mein Gesicht verzog sich. J hatte den Kopf in meine Richtung gedreht und grinste. „Keine Kippe für danach mehr Hiroshi?“ Ich warf dem Bassisten einen bösen Blick zu. „Hier fang.“ Noch bevor ich die Chance bekam Jun etwas gegen den Kopf zu werfen, prallte ein kleines Päckchen an meiner Brust ab und fiel in meine geöffneten Hände.  Selig zog ich mir eine der Zigaretten raus und gab die Packung dann an Inoue zurück. „Danke.“ Nachdem ich mir die Kippe angezündet hatte, lehnte ich mich in dem weichen Leder der Couch zurück und schloss für einen Moment die Augen. Lange würde ich mich nicht mehr wach halten können. Mir Juns Blick nur allzu bewusst, hob ich den Kopf und sah ihn an. „ Yu schläft. Weiß der Himmel wie es ihm morgen früh gehen wird. Zum Glück ist euer Konzert erst in ein paar Tagen.“ Jun setzte sich auf und schaute mich zu eindringlich an. „Was willst Du von mir hören?“ fragte ich den anderen Bassisten. Mir war bewusst dass meine Stimme alles andere als freundlich klang, doch konnte ich nicht anders. Schließlich wusste auch J keine Lösung.   Von mir erwartete er aber nun ein Wunder. Nicht, dass ich es mir nicht selbst dringend wünschte. Ich wünschte mir von Herzen, dass Yuune den Schatten meines… unseres geliebten Anikis los werden würde. Und im selben Moment begann ich zu fürchten, dass wenn er ihn jemals los sein sollte, er sich von mir abwenden wird. Das dann kein Platz mehr für mich ist oder im schlimmsten aller Szenarien er mich hasst. Ja ich glaube wenn er alles wüsste, würde auch meine Liebe für ihn nicht mehr zählen. Diese Gefühle sind völlig widersprüchlich und trotzdem sagen sie mir doch alles. Ich liebe ihn sosehr das es schmerzt, habe die Befürchtung dass es nicht genug ist und gleichzeitig zu viel für ihn sein wird. Ich zog an meiner Zigarette, blies den Rauch langsam Richtung Decke. Kurz kreuzten sich unsere Blicke und Jun war der Erste der den seinen abwandte. „Ich habe das Gefühl mich ständig bei dir entschuldigen zu müssen Hiroshi. Ich möchte nichts von Dir hören.“ Ein entschuldigendes Lächeln huschte über Juns Züge. „Wir können sehen wie sehr du Yuune liebst.“ Der Bassist griff nach Inorans Hand. Ich musste lächeln. Den Beiden konnte man ihre Gefühle auch meilenweit ansehen. Sie konnten es noch so sehr verstecken, aber jemand der Jun und Inoran kannte sah es ihnen an. Inoran entzog J seine Hand, sah ihn böse an. „Du sollst das lassen.“ Zischte der Gitarrist und drückte dann seine Zigarette aus. „Stell dich nicht so an Ino.“ Der angesprochene würdigte J keines Blickes mehr. Stattdessen fühlte es sich so an als würden seine Augen ein Loch in mich brennen. „Hiroshi habt ihr damals etwas mitbekommen? Ich meine hat hide mit Euch geredet über Yuune?“ das Einzige was mich wunderte war eigentlich das sie mir diese Frage noch nie gestellt hatten. Es hatte mehrere Möglichkeiten gegeben diese Frage zu stellen, doch nie hatten sie es getan. Wussten wir damals von der Beziehung zwischen Yuune und hide? „Nein…nein wir wussten es nicht.“ Ich schüttelte den Kopf, löschte den Rest meiner Zigarette. Ich kann ihnen nicht die volle Wahrheit sagen. „Das heißt unser Taisho könnte etwas gewusst oder es zumindest geahnt haben. Yoshiki und hide waren die besten Freunde. Ihr wisst, dass der Taisho jedes Mal dann kommen musste wenn hide das letzte Bier nicht vertragen hatte und die Bar oder das Hotelfoyer auseinander nahm. Das ist nicht nur ein Gerücht was in Umlauf gekommen ist.“ Ich musste bei der Erinnerung lächeln, da Yoshiki immer alles liegen ließ wenn hide randalierte. Und hide sich am nächsten Tag  wie ein reumütiges Kätzchen die Strafpredigt des Taishos anhörte, bevor er sich an Yoshikis Hals warf und um Gnade bettelte. Dabei grinste er jedoch immer so frech, das Yoshiki nur aufgebracht die Hände in die Höhe warf und fluchend den Raum verließ. „Die Zwei haben sich so ziemlich alles erzählt. Also könnte Yoshiki wirklich etwas wissen. Als es darum ging hides Platz zu besetzen, da wir eine Leadgitarre benötigten, war er mit keinem der vorspielenden Gitarristen zufrieden. Immer fand er etwas auszusetzen. Toshi hatte irgendwann die Nase voll und meinte er solle es mal Yuune probieren lassen.“ Inoran reichte mir noch einmal seine Packung mit Zigaretten doch ich schüttelte den Kopf. „Yoshiki benahm sich seltsam, wollte Yuune erst nicht vorspielen lassen. Aber irgendwann hatte Toshi ihn soweit. Und als er dann spielte gab es für unseren Taisho nur noch Yuune als neue Leadgitarre für X.“ Inoran lehnte sich an Jun und hörte weiter gespannt zu. „Du meinst also Yoshiki wusste es mit Sicherheit?“ fragte Jun und ich nickte. „Er ja. Wir anderen nicht. Wenn ich so zurück denke kann ich Euch aber den genauen Zeitpunkt nennen an dem hide begann wirklich glücklich zu sein. Ich glaube es war Yuunes Verdienst. In der Zeit müssen sie zusammen gekommen sein.“ Inoran nickte. Ich schwieg einen langen Moment, starrte in die Dunkelheit des nur geringfügig beleuchteten Raumes. Mein Aniki hatte es nicht nur Yoshiki erzählt. Nein auch mir hatte er es erzählt und damit das Herz gebrochen. Welche Ironie, dachte ich und schloss einen Moment die Augen, damit Inoran meinen schmerzverzerrten Blick nicht sehen konnte und erinnerte mich an einen Augenblick von früher. Sah Yoshiki vor mir wie er das Gesicht verzogen hatte, als hide am fünften Tag in Folge wie ein Gummibärchen auf Speed durch den Proberaum sprang. Es hatte unserem Taisho auch nichts gebracht hide einen neuen Song vor die Nase zu legen und ihn spielen zu lassen. hide konnte einfach nicht stillsitzen. Er lachte und redete die ganze Zeit ohne Punkt und  Komma. Sprang Yoshiki auf den Rücken und wollte umher getragen werden. Schlussendlich steckte er jeden mit seiner Fröhlichkeit an. „Erinnerst du dich daran als wir euch das eine Mal besucht haben im Studio?“ fragte J in die Stille des Raumes. Ich konnte mich an viele Treffen im Studio erinnern. Luna Sea war mehr als einmal ein Teil unserer Aufnahmen. Manchmal nahmen wir auch nur zum Spaß irgendetwas auf, was es niemals auf eine Platte geschafft hatte. Aber Yoshiki besaß noch jede einzelne Aufnahme. Er würde sie niemals entsorgen. „Welches Mal? Ihr wart sooft da.“ Sagte ich und fokussierte meinen Blick einmal mehr auf Jun und Inoran. „ Ich meine da wo sie zusammen spielten? Shinya, Ryuichi und Inoran waren noch nicht da. Yoshiki hielt das zappelnde etwas neben sich einfach nicht mehr aus und verlangte das er seine Energie beim Spielen loswerden sollte. hide drehte sich auf dem Stuhl hin und her und verstellte die Regler.“ Jetzt musste ich lachen. Ja daran konnte ich mich erinnern. „Yuune ergriff hides Hand, gerade als Toshis Stimme klang wie eine quietschende Ente. Pata verschluckte sich an seinem Jack Daniels vor lauter lachen. Ja daran erinnere ich mich.“ Ich hielt mir den Bauch vor Lachen. Yoshiki konnte einem schon manchmal leid tun. Aber er hatte uns alle gewollt. Also musste er damit klar kommen. „Und dann fragte Yuune ihn, ob sie zusammen spielen könnten. hide war völlig verwirrt und blickte Yuune lange an. Damals habe ich mich gefragt was mit ihm los ist…“ beendete Jun meine Ausführung.   hide hatte Yuune wirklich sehr lange gemustert bevor er aufstand und Yuune seine Gitarren zur Verfügung stellte. Mit funkelnden Augen hatte er die Yellow Heart ergriffen und hide lachte daraufhin leise. Yoshiki fand hides Verhalten mehr als seltsam, da dieser von jetzt auf gleich ruhig war. Sie hatten sich nebeneinander auf die Couch gesetzt, die Oberkörper einander zu gewandt. „Sie spielten ohne sich abzusprechen. Es war… traumhaft. Pata hat mir mal erzählt, dass er noch nie im Leben so ein perfektes Spiel gesehen hat. Und auch ein wenig Neid empfand …damals.“ Flüsterte ich in die Dunkelheit des Raumes. Jun nickte, verstand es. Jemand der es nie erlebt hat, kann es sich vorstellen aber es ist kein Vergleich zur Realität. Yuune und hide harmonierten blind.  „Tut mir leid.“ Ich habe aufgehört zu zählen, weiß nicht die wie vielte Entschuldigung es heute schon war die ich hörte. Und ich verstand nicht warum sich Inoue jetzt entschuldigte. „Ich wollte keine alten Wunden öffnen. Es muss so schon schlimm genug für dich sein Hiroshi-kun.“ Ein sanftes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Dann schüttelte ich leicht den Kopf. „Es ist keine Wunde da, die du aufreißen könntest. hide war mein Bruder. Damals habe ich Yuune nicht geliebt...“  ich merkte nicht wie sehr sich meine Hände in dem Stoff meiner Jeans verkrallt hatten. Erst als ein sanftes Prickeln, tausend Nadelstichen gleich, einsetzte sah ich hinab und spürte meine innerliche Anspannung.   Meine Gestik strafte meiner Worte Lügen. Ich lächelte bitter. „hide war mein geliebter Aniki. Ich hätte ihn und Yuune nicht unglücklich sehen können.“ Es stimmte nur zum Teil was ich hier sagte. Und nach hides Tod empfand ich rein gar nichts mehr. Ich hatte Yuune nicht helfen können damals, wir kannten uns zu wenig und Yoshiki beanspruchte all unsere Aufmerksamkeit. Insgeheim hatte ich aber nach einem Schuldigen gesucht und freute mich auf gemeine Art und Weise, dass es Yuune so schlecht ging. Erst auf hides Beerdigung sah ich, wie sehr ich mich verrannt hatte und schämte mich. Die Umarmung von Matsumoto-san, ihre kleinen Hände die unauffällig Sugizos Tränen wegwischten und wie sie sanft auf ihn einredete. Nur am Rande bekam ich all das mit und doch sehe ich es noch genau vor mir. Yoshiki hatte versucht hinter dunklen Gläsern seine Tränen zu verstecken, Yuunes schmerzerfüllte Augen konnten wir alle deutlich sehen. Die beiden mir gegenüber sitzenden Luna Sea Member schwiegen. Ich bewegte meine Finger bis der Schmerz verschwand und stand dann auf. „Wenn ich nicht bald zurück bin wird Yuune nur unruhig im Schlaf.“ Ich lächelte sanft und nickte den beiden zu. „Wir sehen uns morgen. Versucht nicht mehr so lange wach zu bleiben. Ryuichi weckt euch sonst wieder.“ Jun seufzte hörbar auf. Ryu war ein Frühaufsteher. Und früh bedeutete bei ihm wirklich sehr früh. „Ja, keine Angst. Wir gehen dann auch ins Zimmer.“ Inoran klang nicht wirklich danach bald schlafen zu wollen. Bevor ich das Raucherzimmer verließ verneigte ich mich leicht vor den Beiden, trat dann hinaus in den hell erleuchteten Gang und hörte wie Inoue leise zu J sprach. „Ich glaube Hiroshi ist innerlich genauso zerbrochen wie Yuune.“ Jun antwortete zu leise als das ich es hätte verstehen können. „Ich fürchte mich vor dem Moment wo sie sich nicht mehr halten können. Dieser Tag wird kommen Jun. Es macht mir Angst was dann passieren wird.“ Eine einzelne Träne bahnte sich seinen Weg hinab als ich zurück zu Yuunes Zimmer schlich. Yuune wirkte ruhelos im Schlaf. Leise setzte ich mich an den Rand des Bettes und strich ihm einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht. Warum schmerzt die Liebe nur so sehr? „Es ist nicht die Liebe die schmerzt…“ flüsterte ich.  Nachdem ich meine Kleider ausgezogen hatte legte ich mich neben Yuune, betrachtete sein schlafendes Gesicht. Vorsichtig strich ich über seine Wange und entlockte ihm ein kleines Lächeln. „…es ist die Einsamkeit die weh tut. Die Einsamkeit nach dem Verlust eines geliebten Menschen.“ Yuune rückte näher und kuschelte sich eng an mich. Er seufzte erleichtert im Schlaf und schien nun auch endlich die Ruhe zu finden die er so dringend brauchte. Ich hauchte einen Kuss auf seine Stirn und zog den Gitarristen noch ein kleines Stück näher an mich.  „Liebe kann heilen Yuune.“ Waren meine letzten Worte, bevor auch mich der Schlaf einholte. 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