A Different Kind of Love von 2034Arabella (inklusive aller Fortsetzungen) ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Phoenix’ PoV Kein guter Start für eine Beziehung war meistens ein schlechtes Zeichen. Natürlich hätte das nichts bedeuten müssen. Im Gegenteil, es gab mehr als ausreichend Ausnahmen dieser Regel. Beziehungen, die trotz schlechten Starts wunderbar funktionierten. Beziehungen, die Bestand hatten. Beziehungen, die wohl auch die nächsten Jahre noch halten würden. Aber ich hatte meine Zweifel, ob Rob und ich auch darunter fielen. Ich zweifelte wirklich daran. Es war eher denkbar, das dieser Start, überschattet von Leid, von Ängsten, von Schmerz, von Missverständnissen und Verzweiflung, das erste Anzeichen für das Einsetzen einer entsetzlichen Tragödie darstellte. Auch jetzt hegte ich noch diese Gedanken. Versuchte sie auszublenden. Doch es gelang nie vollständig. Es war vergleichbar damit, einer leicht verwelkten Rose beim Absterben zuzusehen. Nichts dazu in der Lage, den Prozess aufzuhalten, der grauenvoll enden musste, und dabei zuzusehen wird schön und betrüblich zugleich sein. Bittersüß schmerzend. Wir beide wussten es. Wir wussten, wie es enden wird. Wussten, das es vielleicht ein Fehler war. Wussten, das es trotzdem so schön war, das wir unmöglich darauf verzichten konnten und können. Ein Blick von Rob war wie ein Blick in ein tausend Jahre altes Buch. Ungeheures Wissen lag darin, ungeheure Trauer. Und ungeheure Zerrissenheit. In seinen Augen stand das, was längst dem Leser bekannt war. Wissen, das keinen Aufbewahrungsort benötigte, denn jeder kannte es bereits. Und so stumpfte der Blick immer mehr ab. Das Buch verstaubte, geriet ihn Vergessenheit, verrottete und verging nicht zuletzt. Eine uns mahnende Zukunftsvision. Er hielt weiter an seinem, unsere Beziehung zum Tode verdammenden Glauben fest. Er ließ sich weiter zerreißen von seinen Gefühlen und seinem Verständnis für das Richtige. Für Moral. Ich begann es zu hassen, wie er sich selbst fertig machte. Wie er mich verzweifelt küsste, mich festhielt, so als habe er Angst, jemand würde mich ihm entreißen. Doch ich liebte ihn. Und ich hatte versprochen, dafür zu kämpfen. Auch wenn dies bedeutete, vorerst darüber Stillschweigen zu bewahren. So wollte es Rob. Und vielleicht war es tatsächlich besser so. Chester konnte ich es natürlich nicht vorenthalten. Er wusste aber bereits vorher darüber Bescheid. Und als ich bei einem weiteren Bandmeeting meinen Austritt revidiert hatte, waren ihm auch die fehlenden Bestandteile klar geworden. Mich danach zu befragen, erschien nur noch zur Bestätigung seiner Hypothesen. Er freute sich über uns. Wirklich. Aufrichtige Freude war es, die auf seinen Gesicht erschien. Rob, der ebenfalls anwesend war, atmete spürbar auf. Vielleicht zeigte ihm diese Geste vonseiten Chester, das es durchaus Menschen gab, die uns akzeptieren konnten. Die uns nicht verurteilen würden. Vielleicht würde er auch Mike, Brad und Joe einweihen. Vielleicht. Doch Rob wollte das Geheimnis auf alle fälle so lange wie möglich geheim halten. Er fürchtete sich geradezu davor, sollte es eines Tages doch keins mehr sein. Seine Angst trieb ihn dazu, in der Gegenwart von anderen Menschen mich fast schon zu ignorieren. Ein paar rätselhafte Blicke, ein kleines Lächeln. Mehr nicht. Nur wenn wir uns abgeschottet in seiner oder meiner Wohnung befanden, ließ er alle Vorsicht fahren. Nur dann gab er sich mir völlig hin. Nur dann flüsterte er leise die Worte, die ich lieber als alles andere dieser Welt hörte. Anfangs hielt er sich noch zurück. Er dachte zu viel nach, saß oft da, mit zerfurchter Stirn und starrte ins Leere. Selbst wenn ich mich neben ihn setzte, bei ihm war, unterbrach er diese Tätigkeit nicht. Sondern fragte mich hin und wieder seltsame Fragen. Schwer zu beantworten. Dennoch versuchte ich immer, sie ernst zu nehmen und eine Antwort zu finden. Die Rob jedoch sehr selten zufrieden stellte. Aber was konnte ich sonst tun? Nichts, außer für ihn da sein und versuchen, seine Zweifel aus dem Weg zu räumen. Wenn er es immer noch verleugnen wollte, dann musste ich das wohl oder über akzeptieren. Es wurde besser, als wir auf Tour gingen. Rob wurde fast wieder so wie früher. Vermutlich aktivierten die Erinnerungen sein vergrabenes Ich. Mir gefiel es besser. In dem ganzen Stress hatte er nämlich weniger Zeit, nachzudenken. Und zum Stressabbau eignete sich eine Sache ganz besonders. Dennoch schafften wir es, uns natürlich zu verhalten. Niemand schöpfte Verdacht. Nun, fast niemand. Den einen oder anderen verwirrten Blick ernteten wir schon manchmal, wenn wir über etwas sprachen, von dem die anderen keine Ahnung hatten oder auf Geschehnisse anspielten, die nur zwischen uns stattgefunden hatten. Aber etwas bewog sie, uns nicht zur Rede zu stellen. Und ich war dankbar dafür. Heute stand ein Konzert in Milton Keynes an. Das Management hatte sich etwas Besonderes für dieses Konzert ausgedacht: Ein Filmteam sollte nebenbei filmen und dann sollte das Konzert als zweite Live-DVD veröffentlicht werden. Hier, auf dieser unglaublichen Freiluftbühne hatten 2005 schon Green Day ihre Live-DVD ‚Bullet In A Bible’ aufgenommen. Es war eine Bühne, auf der Rock-Größen wie Queen oder Guns N' Roses gespielt hatten. Und jetzt wir. Man spürte, dass das heutige Konzert besonders gut laufen musste. Es lag eine größere Anspannung in der Luft. Besonders Mike war fuchsig und nervös ohne Ende. Rob war blasser als sonst und hatte vielleicht drei Worte mit den anderen gewechselt. Sogar Chester blödelte mehr mit Joe herum als sonst. Einzig Brad schien unbeeindruckt. Aber er konnte seine Anspannung immer sehr viel besser verbergen. War ich nervös? Vielleicht. Ein wenig. Nicht mehr als sonst auch. Ich war realistisch: Der größte Teil der Aufmerksamkeit würde sich sowieso auf Mike und Chester konzentrieren. Vielleicht noch ein wenig auf Brad. Weniger auf mich, Rob und Joe. Das veranlasste mich auch, während unseres letzten Songs meinen Standort zu wechseln und auf den hinteren, höher gelegenen Teil der Bühne zu laufen. Mike und Chester bemühten sich gerade, die Menge zum mitsingen zu animieren, während Rob vermutlich nur froh war, sein Drum-Solo gut hinter sich gebracht zu haben. Er rechnete nicht damit, dass ich plötzlich hinter ihm stand und ihm auf die Schulter tippte. Doch dann lächelte er mich an. Ein warmes, zufriedenes Lächeln. Ein lächeln, das mir mein Herz wärmte. Ich wollte ihn küssen. Jetzt, hier, gleich auf der Bühne. Noch während wir Bleed it out spielten. Was die tausend Fans wohl dazu sagen würden? Über die Hälfte würde es vermutlich nicht mal mitbekommen. Also konnte ich es doch wagen? - The End - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)