A Different Kind of Love von 2034Arabella (inklusive aller Fortsetzungen) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Phoenix’ PoV: Gleißende Blitze zuckten über den dunklen Himmel. Sie erhellten fast im Sekundentakt mein Zimmer, mal mehr, mal weniger. Mal schneller hintereinander, mal mit größeren Pausen. Es blitzte schon eine geschlagene Stunde lang ohne das auch nur ein leises Donnern zu vernehmen war. Ohne dass ein Regentropfen vom Himmel fiel. Ein wirklich unheimliches Wetter. Das würde wohl wieder zu Waldbränden führen. Ich stand an Fenster, betrachtete die Kraft der Natur, die sich frei entfaltete, in keinerlei Bahnen gelenkt war. Einfach nur wild. Einfach nur unvorhersehbar. Einfach nur verwirrend und aufwühlend für den Betrachter. In dem Falle mich. Und das, wo ich mich im Innern so aufgewühlt fühlte, vergleichbar mit einem sturmgepeitschten Meer. Meine Gedanken kreisten ununterbrochen. Wenn ich versuchte, auch nur eine Sekunde lang an nichts zu denken, landeten meine verräterischen Gedanken wieder bei ihm und dem dazugehörigen Schlamassel. Aber was sollte ich nur tun, um es wieder in gemäßigte Bahnen lenken zu können? Es war wie das Schauspiel da draußen. Unkontrollierte Blitze durchzucken mein Leben. Ungelenkte Impulse, Ereignisse, Situationen, Begegnungen. Ich hatte keinen Einfluss mehr darauf. Selbst mein treuloser Körper hatte sich verselbständigt. Er gehorchte nicht länger mir, sondern seinem neuen Herr und Meister. In meinem Falle war das Rob. Bastard. Einfach die Kontrolle über meinen Körper und meinen Kopf zu übernehmen. Mein Leben glich der widerspenstigen Wildheit der Natur da draußen. Blitze ohne Donner und Regen. Gefühle ohne Vernunft und bar jeder Logik. Und ohne Chance auf Erwiderung. Chester hatte Recht gehabt. Nur ich Idiot musste ja an so etwas wie ein Wunder glauben. Wenn man nun schon an den Teufel dachte, machte der sich auch sogleich bemerkbar. Mein BlackBerry vibrierte. Eine Sekunde lang, dann spielte es einen meiner Lieblingssongs. Den ich nicht mehr hören konnte. Der Nebeneffekt davon war, dass ich so schnell wie möglich den Anruf annahm, da ich mich nicht mehr diesem quälenden Song und den damit verbundenen Erinnerungen aussetzen wollte. „Farrel.“ -„Ich weiß, wer du bist. Warum hätte ich sonst deine Nummer gewählt?“- Natürlich war es Chester. Wer auch sonst rief mich mitten in der Nacht - es war bereits halb eins - an und meldete sich dann in dieser Art und Weise. Er hatte es ja heute Vormittag bereits angedroht, das er mit mir reden wollte - über Rob. Und nach Robs überstürzter Flucht und meinem seltsamen ablehnenden Verhalten ihm und den anderen gegenüber hatte ich bestimmt zusätzlich Misstrauen geerntet. Chester war Rob ja hinterher gestürmt. Vielleicht hatte er mit ihm darüber geredet. Über sein und mein abnormes Verhalten und unsere kollektive schlechte Laune. Vielleicht hatte Rob etwas gesagt. Über seinen Fehler. „Was ist los, Chester? Hast du mich nur angerufen, um mich zu nerven?“, fragte ich ihn etwas gereizt. -„Wie kommst du denn auf so etwas Abwegiges? Eigentlich hatte ich vorgehabt, dir etwas Interessantes zu erzählen und dich auch etwas zu fragen.“- Chester tat so, als wäre er empört. Er schauspielerte aber so schlecht, dass ich noch nicht einmal darüber schmunzeln konnte. „Und du willst sicher erst etwas wissen, bevor du deine unglaublichen Erkenntnisse mit mir teilst?“ Heftiger Sarkasmus schwang in meiner Stimme mit. Der Sänger ignorierte den Unterton und gab sich betont fröhlich und unwissend. -„Ach, weißt du, ausnahmsweise hast du da Recht. Ja, ich will tatsächlich erst etwas wissen. Zum Bestätigen meiner Thesen, wenn du so willst.“- „Ich hab ein Vetorecht.“, knurrte ich sogleich. Ich konnte mir sehr, sehr gut vorstellen, über was mich der Anrufer ausquetschen wollte. Chester knurrte ebenfalls, als er mir ein Veto zustand. -„Aber nur eins.“-, setzte er nach. Ich gab meine Zustimmung. „Also, was willst du wissen? Machs bitte kurz, ich will noch schlafen.“ Ein Grummeln antwortete mir, dann erklang die reine Stimme erneut und setzte mir bereits mit der ersten Frage die Pistole auf die Brust. Sprichwörtlich. -„Hast du mir Rob geschlafen?“- „Was? Hast du was gekifft, Chaz?“. Meine Empörung klang fast echt. In Wahrheit schlotterten mir die Knie davor, ihm die Wahrheit sagen zu müssen. Chester gab sich betont geduldig, als er sich wiederholte. -„Nein, hab ich nicht. Ich bin im vollen Besitz meiner geistigen Kräfte. Aber ich werde kiffen, wenn du mit ‚Ja’ antwortest. Also, noch mal: Hast du mit Rob…“- „Nein, habe ich nicht.“, unterbrach ich ihn, froh darüber, ihn nicht direkt belügen zu müssen. -„Was war dann letzte Nacht?“- „Ich…woher weißt du das…das mit letzter Nacht? Was …was hat Rob gesagt?“, stotterte ich vor Angst. Chester lachte. Sein helles, glockenreines Lachen. Ich konnte es nicht mehr hören. -„Ach, Phoe…Rob hat mir nichts gesagt. Nur, das er letzte Nacht Mist gebaut hat und er es gerne rückgängig gemacht hätte. Und da dachte ich halt…“- „Hör auf zu Denken.“, stieß ich mit Erleichterung in der Stimme aus. Rob hatte also nichts zu dem neugierigen Sänger gesagt. Mein Glück. Damit konnte ich bestimmen, was Chester erfahren würde. Am besten nicht viel. Doch damit würde der sich nie zufrieden geben. -„Was war denn nun?“-, quengelte Chester. Ich konnte mir gut vorstellen, wie er dabei eine Schnute zog, bei der Mike schwach geworden wäre. Dumm nur, dass ich ihn nicht sehen konnte und auch wenn ich dieser visuellen Waffe ausgesetzt wäre, nie darauf reagierte. „Willst du es wirklich wissen?“, fragte ich erschöpft. Ich wollte zwar am liebsten alles vergessen, es verdrängen und nie wieder daran erinnert werden, aber ich hatte es satt, alleine an diesem unlösbaren Problem zu arbeiten. Vielleicht fiel Chester tatsächlich etwas ein. Immerhin hatte er manchmal wirklich Geistesblitze. Wie in dem Moment, als er spielend den wahren Grund für meine schlechte Laune erraten hatte. Chester brüllte mir fast ein ‚Ja’ ins Ohr, sodass ich erschrocken das BlackBerry von meinem Kopf riss. Leise seufzte ich, schaltete auf Lautsprecher um und sprach dann leise: „Ich hab den Mist gebaut. Aber Rob hat den größeren verzapft. Wir sind beide so am Arsch.“ Kurze Pause, in der Chester ungeduldig seufzte. Dann setzte ich meine Erklärung fort. Ich ließ nichts aus. Ich erzählte ihm alles. Angefangen von Brads und Mikes Besuch bei mir, der Entschuldigung bei Rob, seinem Problem mit Vanessa und das er die Nacht bei mir übernachten wollte. Ich erzählte davon, wie er mitten in der Nacht geschrieen hatte und ich davon wach geworden war. Dass ich dann zu ihm gegangen war und ihn getröstet hatte, neben ihm eingeschlafen war. Und was dann am Morgen geschehen war…auch das erfuhr Chester von mir. Ich redete mir alles von der Seele, fühlte mich aber nur minimal besser. Chester holte tief Luft, als ich geendet hatte und murmelte einen Fluch. -„Fuck. Das ist ja echt krass.“- „Was du nicht sagst.“, pflichtete ich ihm bei. Schweigen trat ein, jeder hing seinen Gedanken nach. Heilsames Schweigen. Schweigen, auf das nur eine Besserung folgen konnte. Eine Lösung von Chester, die mir alle Probleme vom Hals schaffte. Darauf hoffte ich. Doch ich wurde von Chester enttäuscht. Jemand anderes sollte heute meine verfahrene Situation lockern, sie auf andere Bahnen lenken. Dieser jemand klingelte gerade in dem Moment an meiner Tür, als Chester zu einer Antwort ansetzen wollte. Da ich auf Lautsprecher geschalten hatte, hörte er die Türklingel natürlich auch. -„War das gerade bei dir? Wer will den so spät noch was dort?“-, wollte er sofort wissen. Gar nicht neugierig. „Still, Chaz. Ich gucke grad nach.“, sprach ich in mein BlackBerry und näherte mich meiner Tür. Sah durch den Spion und kippte fast aus den Latschen. Da draußen stand - Rob. Unglaublich. Ein zweiter Blick, um ganz sicherzugehen, dass ich mich nicht verguckt hatte. Es konnte ja durchaus sein, das mir meine müden Augen einen Streich gespielt hatten und ich nun schon Wunschbilder in die Realität projizierte. Doch Rob blieb. Er war tatsächlich da. Ich wollte im Erdboden versinken. Doch bevor ich das tun konnte, musste ich den ebenfall an meinem nächtlichen Besucher interessierten Sänger loswerden. Wobei das vermutlich das leichteste in dieser Nacht sein würde. Ich wunderte mich nur, warum er hier war. Hatte Chester ihn bearbeitet? Einen furchtbaren Verdacht im Hinterkopf zog ich zischend Luft in meine Lungen. „Chaz, du Arschloch. Weißt du überhaupt was du getan hast?“, fauchte ich ihn an. Der Sänger schaltete relativ schnell, offenbar konnte er sich denken, wer da vor meiner Tür stand. -„Es ist Rob, hab ich Recht?“- Seine Stimme klang dünn, seine gute Laune schien er verloren zu haben. Ich bejahte dumpf, meine Kehle war zugeschnürt und brennender Schmerz breitete sich in mir aus. Ich bedauerte, das ich heute nicht hatte schlafen können und deshalb noch wach war. Doch vorzugeben, ich würde nicht hören kam nicht in Frage. So ein Feigling war ich dann doch nicht. Lieber schnauzte ich den Sänger an, was er da für Mist fabriziert hatte. Diesmal jedoch leiser, um meine Worte nicht durch die Tür dringen zu lassen. -„Ich hab ihm nur gesagt, dass er seinen Mist vielleicht selber aus der Welt räumen sollte. Vielleicht solltest du ihm erst einmal zuhören. Und erzähl mir morgen alles. Hörst du. Alles! Ich will alles wissen. Viel Glück.“- Damit legte er auf. Verdammter Bastard. Ich bekam richtige Lust, ihn mal gründlich den Kopf zu waschen. Doch das würde ich auch noch morgen erledigen können. Jetzt sollte ich mich dem Problem Rob draußen vor der Tür widmen. Ich atmete noch mal tief durch und öffnete meine Wohnungstür. Im Halbdunkel des Flurs stand der Drummer, sein Gesicht lag im Schatten, den die Flurbeleuchtung warf. Ich erkannte seinen Gesichtsausdruck nicht genau, konnte mir aber gut vorstellen, dass er bedrückt aussah. Das signalisierte mir seine ganze Körperhaltung. Gesenkter Kopf, herabgesunkene Schultern, keinerlei Körperspannung. Ich sah vermutlich ebenso aus, also straffte ich mich etwas und ließ Rob, der stumm wie ein Fisch war, ohne ein weiteres Wort ein. Ganz automatisch steuerte den Raum an, in dem ich gerade auch noch am Fenster gestanden hatte - mein Arbeitszimmer. Auch Rob blieb am Fenster stehen, sah hinaus auf den dunkelvioletten Himmel, über den lautlose Blitze zuckten. Er atmete leise aus, ich vernahm ein kurzes Seufzen. Rob machte keine Anstalten, sich herum zu drehen, sodass mir verwehrt blieb, in sein Gesicht zu sehen. Nicht, dass ich viel erkannt hätte, denn das Licht war überall in meiner Wohnung ausgestellt. Ich mochte diese Dunkelheit, weil man so gut das Geschehen draußen beobachten konnte. Schließlich setzte ich zum Reden an, wurde aber von dem Drummer jäh unterbrochen. „Hör mal, Chester hatte gerade angerufen…“ „Dave, widere ich dich an?“ „Was?“ Ich war erschrocken über seinen ernsten Tonfall und über die Worte, die ich im ersten Moment nicht verstehen konnte. In welchen Bezug setzte er diese Worte? Waren sie etwa auf unsere Aktion heute Morgen bezogen? „Nein. Das könnte ich nie.“, murmelte ich, in ebenso ernsten Tonfall wie Rob. Und es entsprach der Wahrheit. Nichts war gelogen. Ich hoffte nur, auch Rob könnte diese Frage mit derselben Äußerung beantworten. Darauf hoffte ich wirklich. Aber ich traute mich nicht, sie zu stellen. Doch Rob fuhr fort und beantwortete sie, ohne das ich etwas sagen musste. „Ich auch nicht.“ Seine Stimme verklang im Raum. Langsam trat ich einen Schritt auf ihn zu und legte meine Hand auf seine herabgesunkene Schulter. Da er nicht zusammenzuckte, musste er damit gerechnet haben. Das bestärkte mich, ihm eine Frage zu stellen. „Bereust du es immer noch, was heute früh passiert ist?“ Meine Stimme zitterte, ich hauchte die letzten Worte nur noch heraus durch meine zugeschnürte Kehle. Dann hielt ich unbewusst die Luft an. Ein Blitz zuckte über den Himmel, beleuchtete mein Gesicht und Robs Silhouette. Die Luft schien sich immer mehr aufzuladen, ich konnte die Elektrizität beinahe auf meinen Lippen schmecken. Was natürlich großer Schwachsinn war. Aber ich empfand in jenem Moment so. Rob räusperte sich, ließ dann den Kopf hängen und flüsterte, voller Angst spielte er an seinem scheinbar hellgrauen Shirt herum. „Ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Einerseits ja. Auf alle Fälle. Ich würde es nie wieder tun. Es war falsch. Aus den falschen Gründen. Falsche Motive. Du warst der Falsche dafür. Ich habe unsere Freundschaft belastet. Und das war falsch.“ Ziemlich viel falsch in seiner Erwiderung. Beinahe schon so viel, das seine Glaubwürdigkeit darunter litt. Mit immer noch angehaltenem Atem lauschte ich seiner tiefen, bedrückt klingenden Stimme. „Aber andererseits…ach, ich weiß wirklich nicht mehr, was ich machen soll. Was ich fühlen soll. Es ist alles so verrückt. Alles so kaputt. Die Welt ist ein Chaos. Und jetzt ist sie in noch mehr Scherben zerbrochen.“ Er stockte. Auch er wusste also nicht, was er FÜHLEN sollte. Was konnte das bedeuten? Gab es da etwas, das meinen Hoffungen Aufwind bringen konnte? Weil ich nicht wusste, was ich nun erwidern konnte, äußerte ich eine Idee, die mir einfach so durch den Kopf gespuckt war. „Du solltest auch mal ein paar Lyrics schreiben, das klang gerade wirklich gut.“ Rob lachte kurz auf, schüttelte dann jedoch den Kopf und fragte unsicher zurück: „Meinst du?“ Ich bejahte und trat näher an ihn heran, legte meinen anderen Arm um ihn und blickte über seine Schulter nach draußen, wo immer noch vereinzelte Blitze den Himmel der Dunkelheit entrissen. Ich spürte kurzzeitig Anspannung in Rob, doch dann entspannten sich seine Muskeln wieder. „Was sollen wir denn nur tun?“ Hilflosigkeit schwang in der stimme des Drummers mit, seine Verzweiflung ging mir unter die Haut. Gerade wollte ich ihn mit beruhigenden Worten Trost spenden, da sprach er traurig weiter. „Ich bin so unglaublich zwiegespalten. Es gibt gar nichts, was mir noch Halt geben kann. Für nichts scheint es eine akzeptable Lösung geben. Ich weiß einfach nichts mehr. Ich würde so gerne…aber ich sollte nicht. Es wird mir untersagt. Es läuft meiner Überzeugung entgegen. Ich sollte wirklich darauf hören. Mich wieder auf den richtigen Weg begeben. Und ich werde es auch so machen…“ Er verstummte. Ich hatte seiner verworrenen Ausführung gelauscht, doch zuweilen konnte ich ihn nicht verstehen. Einen anderen Teil wiederum wollte ich verstehen. Doch ich konnte mir nicht sicher sein, ob ich ihn richtig interpretierte. „Was würdest du denn gerne tun?“, fragte ich leise nach. „Ich…“ Rob stotterte, pausierte. Ich drückte ihn an mich, wollte ihm Kraft geben. „Ich…halte mich nicht für verrückt oder so. Ich weiß, das kling irre.“ „Red schon. Ich halte dich nicht für verrückt oder irre. Ich verspreche es dir.“, bestärkte ich ihn. Rob löste sich ais meinen Griff, drehte sich zu mir um und überbrückte den entstandenen Abstand wieder. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt, als er mich innerhalb von Sekunden in den Himmel beförderte. Und auch gleich wieder zurück. Harte Landung. „Ich würde es wiederholen wollen. Nur anders. Diesmal richtig. Von Anfang an. Mit allem, was dazugehört. Mit dir. Ah, jetzt habe ich dich doch erschreckt.“ Nein, nicht erschreckt. In mir tobte alles vor Glück und Freude, ein Teil wollte Rob auf der Stelle küssen und dann aufs Bett zerren um…nun ja. In meinen kühnsten Träumen hätte ich nicht erwartet, dass so etwas von ihm kam. Es war unglaublich. Und deshalb war es natürlich nicht ohne Beschränkung zu genießen. Ich hatte den Einwand nicht vergessen, als ich mich nicht rühren konnte. Einzig ein „Tu es doch einfach Rob. Tu, was du willst. Ich will es auch.“ Konnte ich flüstern. Robs Haare berührten meine Wangen, als er seinen Kopf schüttelte. „Oh Gott, Phoe. Das kann ich nicht.“ Schnell trat er einen Schritt zurück und stand mit dem Rücken am Fenster. „Ich…das muss aufhören. Das ist falsch. Denk doch nur nach. Wie käme denn das? Wir würden unsere Freundschaft zerstören, die Band auseinander bringen. Was die anderen denken würden. Und was wir für einen schlechten Ruf in der Presse bekommen würden. Nein, das geht einfach nicht. Zumal ich das nicht darf.“ Es donnerte, zur gleichen Zeit begannen Regentropfen vom Himmel zu fallen, erst langsam, dann stärker und schneller. Das Gewitter war endlich über uns angekommen. „Ach toll, Rob. Lieber sich nach allen anderen richten als mal ein bisschen Arsch in der Hose zu haben und zu seinen Neigungen stehen.“, fuhr ich ihn an. Ich war zornig. Verständlich. Da dachte ich, heute würden sich sämtliche meiner Wünsche erfüllen und dann das. Es hätte mich gar nicht so geärgert, wenn ich nicht mein Ziel beinahe erreicht hätte. Es war so nahe gewesen. Verlockend nahe. Und dann noch diese zwei Wörter: ‚Mit dir.’ Das war es, was zum allumfassenden Glück noch gefehlt hatte, denn es bestätigte alle meine Hoffnungen und Sehnsüchte. Himmlisch. Und nun war ich wieder auf den harten Erdboden aufgeschlagen. Rob hatte mich erst mit seinen Schwingen in den Himmel getragen und mich dann brutal hinab gestoßen. Mein Innerstes tat entsetzlich weh. So zornig war ich, dass ich ihm Unrecht tat. Ich verletzte ihn absichtlich. So war ich halt. Ein Arschloch. Rob zuckte bei dem Wort ‚Neigungen’ zusammen. Er verzog gequält sein Gesicht. Ja, das musste wehtun. Sich selbst eingestehen zu können, das man auf Männer stand. Das man sich nach etwas Neuem sehnte. Etwas Ungewohntem. Doch je eher er sich damit abfand, desto besser. Für ihn ebenso wie für mich. Blöd nur, das Rob überhaupt keine Anstalten dazu machte, das akzeptieren zu wollen. Nein, er schien es eher so zu sein, als wolle er es sogleich wieder in sich verschließen und nie wieder herauskommen zu lassen. Und ich würde es akzeptieren müssen. Er wusste ja um meine Einstellung, schließlich hatte ich ihm gesagt, dass ich ihn ebenso wollte. Und wenn er so entschieden hatte, konnte ich im Moment gar nichts tun. Vielleicht sollte ich später den Kampf annehmen und versuchen, ihn umzustimmen, doch so wie Rob in diesem Augenblick aussah, wäre es besser, ihn erst einmal in ruhe zu lassen und nachdenken lassen. Vielleicht änderte er seine Meinung noch. Dass er überhaupt hier erschienen war, zeigte doch deutlich, dass er sich dazu durchgerungen hatte, ehrlich zu mir zu sein. „Denkst du, es ist leicht für mich, diese Entscheidung zu tragen? Doch es ist so besser, versteh doch, David.“ Er klang resigniert, also raffte ich mich zusammen und meinte leise: „Ich verstehe dich, Rob. Leider hast du die Entscheidung getroffen, dem Neuen keine Chance zu geben. Und ich werde sie akzeptieren müssen. Auch wenn ich sie nicht gutheiße. Und ich werde versuchen, sie zu ändern. Aber solltest du dich eines Tages anders entscheiden, dann werde ich da sein. Ich werde kämpfen.“, versprach ich dem Drummer, der mich mit zweifelnden Gesichtsausdruck ansah. Vermutlich wusste er nicht, was er davon halten sollte. Ich wusste es auch nicht. Diese Worte waren einfach so aus meinem Mund gekommen. Es war die Wahrheit aber ich hatte nicht vorgehabt, sie Rob so detailliert wiederzugeben. „Ich wünschte, du würdest das lassen. Du machst dich doch nur kaputt.“, murmelte Rob. Da hatte er Recht. Aber ich würde nicht kampflos aufgeben. Jetzt nicht mehr, da ich wusste, das mein Kampf versprach, nicht erfolglos zu sein. „Ich bin schon längst kaputt.“, flüsterte ich zum Abschied, als Rob sich mit der Begründung, dass es schon sehr spät sei und er mich nicht unnötig vom Schlaf abhalten wolle, verabschiedete. „Das musste ich mit dir bereden. Ich hoffe, wir können in Zukunft wieder ganz normal miteinander umgehen.“, meinte er zum Abschluss, er stand bereits vor meiner Tür und wollte sogleich los. „Können wir nicht. Ich bin ein miserabler Schauspieler und du auch.“, zerstörte ich seine Illusionen. „Phoenix…“, setzte er an. „Ist schon gut, ich bemüh mich. Und darauf kommt es an.“ Ich ließ ihn nicht ausreden. Rob hörte meine Worte und nickte zustimmend. Dann drehte er sich langsam um und verschwand aus meinem Blickfeld. Ich schloss die Tür und sank daran herab. Der Fußboden schwankte gefährlich, ich hatte Angst zu stürzen. Erst ein paar Augenblicke später bemerkte ich, das ich stark zitterte und deswegen es mir vorgekommen war als würde die Erde beben. Was für eine seltsame Nacht. Hoffentlich hatte ich nicht alles geträumt. Doch das konnte nicht sein, Träume waren nie so real und so schmerzend. In mir brannte ein Feuer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)