A Different Kind of Love von 2034Arabella (inklusive aller Fortsetzungen) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Phoenix PoV: Ich neigte ja normalerweise nicht zu selbst zerstörerischen Verhalten, doch heute Morgen hatte ich übel Lust dazu, meine Sorgen allesamt in schottischen Whiskey zu ersäufen. Oder in jedem anderen alkoholischen Getränk. Verdammt, was musste auch alles furchtbar schief laufen in letzter Zeit. Ich hatte das Gefühl, jeder Tag ließ das Chaos in und um mich noch katastrophaler werden. Jeder Tag schien sich der Wunsch, die Zeit zurück zu drehen, noch zu verstärken. Verdammt, verdammt, verdammt. Meine Hand war schon drauf und dran, die Flasche mit dem hochprozentigen, alkoholischen Getränk zu ergreifen, da fiel mir ein, dass das vielleicht keine so gute Idee war, schon früh am Morgen mit dem Trinken anzufangen. Genervt drehte ich mich herum, um unter die Dusche zu springen. Rob war zum Glück schon vor einer halben Stunde aufgebrochen, man konnte auch sagen, er war geflüchtet. Rob…argh, da war der Auslöser des ganzen Schlamassels. Was hatte ich mich auch dazu hinreißen lassen, ihn hier bei mir schlafen zu lassen. Bloß weil er seine gottverdammte Exfreundin nicht aus dem Kopf bekam. Sollte er doch zusehen, wo er unterkam. Diese ganze Liebeskummersache fraß ihn noch auf. Und mich verschluckte sie zusätzlich. Wie ein großes, schwarzes Loch. Fuck! Merkte man, dass ich sauer auf den Drummer war? Oh ja, das war ich auch. Und wie. Doch noch viel mehr Wut hatte ich auf mich. Ich hatte mich wie ein Idiot benommen. Wie ein nach Sex ausgehungerter Lüstling. Ich hatte mir von Rob einen runter holen lassen. Von Rob! Einem Mann! Meinem besten Freund! Verdammt noch eins, ich kam heute aus dem Fluchen nicht mehr heraus. Das Schlimmste an dieser Situation war, dass ich ihn noch dazu angestiftet hatte, weiter zu machen. Er hatte aufhören wollen und wäre nie von selbst soweit gegangen, doch ich hatte ihn noch extra dazu aufgefordert. Was er jetzt von mir denken musste, wollte ich mir lieber nicht vorstellen. Es konnte gut möglich sein, dass er bald herausbekommen würde, dass ich ihn heimlich begehrte. Oder schlimmer, er dachte, ich hätte ihn nur dazu benutzt, meine Bedürfnisse zu befriedigen. Aber eigentlich war es auch egal, was er von mir dachte. Wirklich interessant war nur, was ich von ihm dachte. Warum hatte er überhaupt damit angefangen? Ich hätte mich ja liebend gern der schönen Illusion hingegeben, er hätte es getan, weil er mich ebenfalls begehrte. Doch das war mehr als schwachsinnig zu glauben. Viel wahrscheinlicher war es anzunehmen, Rob habe einfach auch seine langen, auf Eis gelegenen Begierden befriedigen wollen. So seine Begierde nach körperlicher Nähe. Und leider war in diesem Moment niemand außer mir in der Nähe gewesen. Schöne Scheiße, er hatte mich wunderbar benutzt. Und ich hatte es noch genossen. So sehr genossen, dass ich mich jeglichem gesunden Menschenverstandes entledigte. Warum sonst hatte ich ihn mehrmals gefragt, was der Grund für sein Handeln war. Ich hatte eine bestimmte Antwort hören wollen. Die ich natürlich nicht zu Ohr bekommen hatte. Stattdessen war Rob wieder zu sich gekommen und hatte den ‚riesigen Fehler’ erkannt. Ja, für ihn es war ein Fehler gewesen. Doch diese Erkenntnis schmerzte am meisten. Denn sie bestätigte insgeheim meine Befürchtungen, dass Rob niemals etwas auf sexueller Ebene von mir wollen würde. Doch jetzt stand diese Situation zwischen uns und versaute mir den Tag. Vermutlich auch mein restliches Leben. Verdammt noch mal! Ich verbot mir, noch länger über ihn nachzudenken. Stattdessen sollte ich mir lieber einen Plan überlegen, wie ich Rob in Zukunft aus dem Weg gehen könnte. Was eigentlich unmöglich war. Wir spielten schließlich zusammen in einer Band und waren bis gestern noch die besten Freunde gewesen. Ha, bis gestern? Eher bis heute morgen. Aber verdammt, wem machte ich hier etwas vor? Es war unmöglich, Rob aus dem Weg zu gehen. Wir sollten das demnächst noch einmal ausgiebig besprechen und dann ad acta legen. So tun, als wäre es nie passiert. Und meine Gefühle…die sollte ich auch vergessen. Mitsamt den utopischen Vorstellungen, Rob könne etwas für mich empfinden. Wie ich das hinkriegen sollte, war mir immer noch ein Rätsel. Denn es war unmöglich. Zusammenfassend betrachtet, war das ein Haufen unlösbarer Probleme, die da vor mir standen. Doch von zu viel Nachdenken bekam ich nur Kopfschmerzen, weswegen ich das wirklich lassen sollte. Doch wie bekommt man den Kopf am besten frei? Mit Ablenkung, guter Ablenkung. Irgendwas, das meinen Kopf so beschäftigt, dass alles andere im Hintergrund verschwindet. Sollte ich das Computerspiel, das mir Joe letztens dagelassen hatte mal ausprobieren? Warum nicht, es sollte ja ganz gut sein, glaubte man dem DJ und der Fachpresse, die sich mit Lob geradezu überschlagen hatte. Die Idee gefiel mir und so schob ich die DVD ins Laufwerk um das Game zu installieren und anzuspielen. Es war tatsächlich sehr gut, ich vergaß bald alles um mich herum, die Zeit genauso wie meinen leeren Magen. Erst als mein Blackberry sich bemerkbar machte schreckte ich aus dem Game hoch und mein suchender Blick versuchte das Phone zu lokalisieren. Als ich es entdeckte - es lag auf dem Fußboden, wie um alles in der Welt war es dorthin gekommen? - Berührte mein Finger kurz die Pause-Taste, woraufhin das Bild einfror. Auf dem Bildschirm erkannte ich Chesters Namens und stöhnte innerlich auf. Was würde der wohl von mir wollen? Etwas Gutes sicherlich nicht. Vielleicht wusste er von Rob, was geschehen war? Unwahrscheinlich, dass Rob darüber geredet hätte, aber man konnte ja nie wissen. Äußerst misstrauisch meldete ich mich. -Mike meinte, wenn ihr zwei euch wieder eingekriegt habt, können wir heute gefahrlos ein Bandmeeting ansetzen. Heute Nachmittag im Studio, damit du Bescheid weißt.- „Was? Warum jetzt so plötzlich?“, stieß ich völlig überrumpelt aus. -Warum denn nicht?- kam es nur von dem Sänger. Also, dafür fielen mir mehrere Gründe ein, der größte bestand aus Rob. Doch wenn ich das zu Chester sagen würde, dann wüsste es sofort auch Mike, dass der Streit - oder was auch immer er dachte was das zwischen mir und Rob sein sollte - noch nicht beendet war. Und dann würde Mike mich erneut in die Mangel nehmen, worauf ich absolut keine Lust hatte. Also schön die Klappe halten und Zähne zusammenbeißen. Das überstehst du schon, Phoe. „Na schön, wann soll ich dort sein?“, knurrte ich missgelaunt in das Handy. Chester ließ sich von meinem düsteren Tonfall nicht beeinflussen, er teilte mir fröhlich die Uhrzeit mit und schob dann ein Quietschvergnügtes: ‚Wir sollten dann auch noch mal über Rob reden.’, nach, das meine Laune am absoluten Nullpunkt ankommen ließ. Doch bevor ich eine bissige Erwiderung loswerden konnte, hatte Chaz schon aufgelegt. Na toll, das sollte heute wirklich noch ein wunderbarer Tag werden. Wie konnte der Kerl nur so verspannt dasitzen? Das musste doch wehtun auf Dauer. Angefangen von den zusammengepressten Kiefer über die komplett steife Sitzhaltung, den durchgedrückten rücken bis zu den verkrampften Fäusten. Rob litt. Und das war alles nur unsere Schuld. Traurig wandte ich mich ab, ich konnte mir das nicht mehr ansehen. Mir ging es beim bloßen Zusehen mieser und mieser. Das würde ich auf Dauer nicht durchhalten. Ich musste etwas ändern und je schneller, desto besser. Mit Rob reden, darum kam ich nicht herum. Nochmals und diesmal nichts als die Wahrheit. Vermutlich war ich nicht mehr in der Lage zu lügen. Mein Herz schmerzte und jeder Gedanke an Rob fühlte sich an als ob man mir einen Dolch in der Brust herumdrehte. Ein ekliger Schmerz, unangenehm bis zum Geht-nicht-mehr. Und vermutlich fühlte sich Rob genauso unwohl hier in meiner Gegenwart, ich sah es ihm an. Was hatten wir beide nur verpfuscht. Alles. Unsere gesamte unbefangene Freundschaft war zerstört. Mike musste sich wundern, weshalb der Drummer und der Bassist beide mit den Gedanken mehr als abwesend waren. Zum Glück sprach er uns nicht darauf an, aber Chesters warnende Blicke durchbohrten mich des Öfteren. Ich schluckte schuldbewusst. Das würde ein längeres Gespräch werden. Auch Brad runzelte die Stirn und versuchte aus Rob herauszubekommen, warum er so schweigsam war. Joe’s Versuch, die Stimmung mit ein paar schmutzigen Witzen aufzuheitern schlug fehl und am Ende brach Mike das Meeting ab. Endlich. Schneller als ich gucken konnte war Rob hinausgeflüchtet. Die verwunderten Blicke Brads, Joes, Mikes und mir folgten ihm. Das tat weh mit anzusehen. Chester schaltete schneller als wir anderen, mit einem letzten finsteren Blick, mit dem er mich bedachte, stürmte er dem Drummer hinterher. Mike wollte ihm etwas hinter herrufen, doch ich erregte seine Aufmerksamkeit, als ich aufstand und ebenfalls gehen wollte. „Dave, was ist hier los?“ Ich unterdrückte einen ertappten Gesichtsausdruck und drehte mich bemüht gleichgültig zu ihm um. „Was soll den los sein?“, fragte ich unschuldig. Schwerer Fehler, Mike ging nicht darauf ein. „Das zieht nicht. Was ist los?“, wollte Mike mit verstärkter Wut in seiner Stimme wissen. „Mike, bitte, nicht jetzt. Ich weiß selber nicht so genau, was los ist.“, versuchte ich den aufgebrachten Emcee zu beruhigen. Brad und Joe warfen sich Blicke zu, die zwischen Unwohlsein und Verwirrung variierten. „Ich glaube, ich geh jetzt besser.“, murmelte der Gitarist und wollte sich an mir herausdrücken, doch Mike hielt ihn auf. „Warte Brad, wir wollten doch noch die Riffs durchspielen und überarbeiten.“ Brad sah den Emcee mit Unverständnis im Gesicht an, dann wanderte sein Blick zu mir. Das war die Chance zum Entkommen. Nichts wie weg jetzt. „Dann macht das doch, ich geh jetzt Chester hinterher.“, meinte ich schnell und flüchtete dann aus dem Raum. Gefolgt von Joe, den die Neugierde ergriffen hatte. Es war aber auch eine zu seltsame Situation gewesen gerade. Kein Wunder, das Joe genauso interessiert war wie Mike. Verdammt noch mal, wann würde ich endlich Ruhe haben vor diesem Haufen Idioten, die sich beste Freunde nannten? Wer solche Freunde hatte brauchte wirklich keine Feinde. Aber ich mochte sie ja wirklich, auch wenn sie zum Teil echt nervten. So wie jetzt zum Beispiel. Obwohl ich großes Glück hatte, Chester entkommen zu sein. Der würde mich garantiert später richtig ausquetschen. Doch jetzt hatte ich erstmal Joe am Hals. Und den loszuwerden ohne ihn zu verletzen sollte auch nicht ganz leicht werden. Am besten versuchte ich es…mit der Wahrheit? Klang viel versprechend, vor allem, da ich so wenigstens um ein schlechtes Gewissen herumkam. „Joe…bitte sei mir nicht böse, aber ich brauch jetzt mal Zeit für mich alleine. Mir geht’s beschissen.“, meinte ich zu ihm und blieb kurz stehen, was ihn ebenfalls zum anhalten zwang. „Was ist nur los, Phoe? In letzter Zeit benimmst du dich wirklich seltsam.“, stellte er fest und blickte mich ernst an. Ich war schon wieder am rumfluchen. Wenn schon Joe sich Sorgen um mich machte… Dann benahm ich mich wirklich vie zu auffällig. Aber was sollte ich nur machen? Ich war kein guter Schauspieler, wenn ich schlecht drauf war dann sah man das auch. Und ich war schlecht drauf. „Bitte Joe. Lass es sein. Ich sag’s dir irgendwann mal. Aber jetzt nicht.“ Mit einer hastigen Bewegung wandte ich mich von ihm ab und steuerte in Höchstgeschwindigkeit meinen BMW an. Weg, nur weg, damit ich unbemerkt zusammenbrechen konnte. Erst als sich die Tür hinter mir schloss und ich den Kopf auf das Lenkrad gelegt hatte, brachen die heißen Tränen aus mir heraus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)