Mit dir an meiner Seite von Midnight (...kann ich jedes Leid ertragen) ================================================================================ Kapitel 3: Der Tag an dem ich eine Kluft überwand -------------------------------------------------- Es lag also an Live... Es lag an dieser zu groß geratenen Zicke, dass ich plötzlich völlig den Verstand verlor und all diese netten Dinge tat. Alles dass, was mir sonst im Traum nicht einfiel! "Du bist also Live. Das ist ja echt ein hübscher Name und so ungewöhnlich.", schleimte Timo, während ich ihm gelangweilt und schlecht gelaunt zuhörte. "Oh, danke und danke für die Einladung.", meinte Live fast ein bisschen verlegen, der neben mir saß. Timo hatte uns zu einem Besuch bei Mecces eingeladen. Natürlich auf meine Kosten. Shit! Ich wusste, dass an seinem Vorhaben irgendein Fehler war. Verflixt und zugenäht. Dieser Kerl war ja sowas von hinterhältig. Erst setzte er mir diesen Floh ins Ohr und dann beutete er mich auch noch gnadenlos aus! Toller Freund! Timo hatte durch seine unzähligen Bekannte heraus gefunden, wo Live zur Schule ging und ehe ich mich versah standen wir vor seinem Schultor. Erst, als Live in Richtung des Schultores lief, begriff ich überhaupt, was Timo mir schon wieder einbrockte. Rückblick Timo packte mich von hinten an der Schulter und erschreckte mich damit fast zu Tode. "Timo! Du weißt, dass ich es hasse, wenn du dich so anschleichst!", schimpfte ich gleich. Doch dieser ignorierte das einfach und laberte mich gleich voll. "Hey, mein Freund, hast du nachher schon was vor?", grinste er breit. Ich zuckte mit den Schultern. Sein Grinsen war mir jetzt schon nicht geheuer. "Na wenn du eh noch nicht weißt, was du tun willst, dann wirst du mich eben begleiten.", beschloss er. Ich brummte ihn an. "Und das entscheidet wer? Was hast du überhaupt vor?", wieder grinste er breit. "Das ist eine Überraschung! Du wirst dich bestimmt freuen.", versicherte er mir. Ich hingegen war mir sicher, dass, das ganz großer Schwachsinn war, was er da gerade verzapfte. Wie so häufig, aber wenn er sich einmal was in den Kopf setzte, war er nicht mehr davon abzubringen. Zu meinem Pech. Gleich nach dem Unterricht fing er mich ein, um mich durch die halbe Stadt zu einem großen Gebäude zu schleifen, dass wie eine Schule aussah. "Du hast mich zu einer Schule geschliffen?", harkte ich ungläubig nach. Timo nickte. "Nicht irgendeine Schule.", grinste er und starrte verdächtig oft auf sein Handy. "Sag mal, was machen wir hier eigentlich? Ich will nach Hause!", brummte ich mit verschränkten Armen vor der Brust und betrachtete den Schulhof, der nicht viel anders aussah, wie die meisten anderen. Zu sehen war ein großer as-faltirte Platz, der von begrünten Flächen unterbrochen wurde. Hier und da waren ein paar Sitzgelegenheiten, ein Basketballfeld und mitten drin ein riesiges Gebäude mit einigen unterdachten Anbindungen zu anderen kleineren Gebäuden. Was zum Henker wollte er hier? "Jetzt sei mal nicht so ungeduldig Chris! Es müsste gleich so weit sein.", schilderte er mir. Ungeduldig schob ich mit den Füßen irgendwelche Steinchen hin und her, oder Rollte mein Board auf dem As falt. "Hör mal, ich habe keinen Bock hier dumm rum zu...", nörgelte ich und hielt inne, als ich plötzlich Live das Gebäude verlassen sah und ihn wie gebannt ansah. Er hatte sich also doch noch nicht umgebracht. Bevor ich mich wieder sammeln konnte, legte mir mein Möchte-gern-Freund eine Hand auf die Schulter. "Na? Habe ich dir zu viel versprochen?", wollte er wissen. Ich sah fassungslos zwischen ihm und Live hin und her. "Was ist? Willst du ihn nicht ansprechen? Jetzt habe ich mir so viel Mühe gegeben.", teilte er mir schmollig mit. Bäh...ich hasste diese Schmollschnuten! Ich packte ihn am Kragen. "Sag mal bist du völlig bescheuert? Hast du ihn etwa ausspioniert oder was?", meckerte ich lautstark über seine zweifelhaften Methoden. Er wedelte unbeschwert mit den Händen in der Luft herum, "Quatsch, er hat nen ungewöhnlichen Namen, es war nicht schwer das raus zu finden.", gab er zu. Ich wusste, dass irgendwas bescheuertes dabei raus kam! Er musste ihn ja regelrecht gestalkt haben, wenn er sogar wusste, wann er aus der Schule kam. "Timo, wieso hast du das gemacht? Ich hab dir doch gesagt, dass ich das nicht will!", Timo drückte mich von sich. "Du hast nur "Vielleicht" gesagt. Mal ehrlich, deine Grübelei in letzter Zeit war ja nicht mehr zu ertragen.", meinte er und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das gibt dir aber noch lange nicht das recht, sowas zu machen!", nörgelte ich genervt. Er zuckte mit den Schultern. "Jetzt mecker nicht rum, sondern spreche ihn an, wo wir schon mal hier sind!", predigte er mir und zeigte in seine Richtung. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm direkt ins Gesicht. Seine Augen starrten schon wieder so trostlos in die Gegend und die Schüler um ihn herum schienen die ganze Zeit am tuscheln. Er presste die Lippen auf einander. Das Gerede wurde immer lauter. "Hey, du zu groß geratene Emo-Schwuchtel, gehst du dich wieder ritzen?", schrien sie. "Haha, der sagt nichts, wie immer.Der hat wohl die Sprache verloren.", lachten sie amüsiert. Was mich stutzig machte war, dass Live nicht darauf reagierte. Wieso wehrte er sich denn nicht? Als er bei mir war, hat er doch so rum gemeckert, war richtig wütend und laut. Doch jetzt? Sie triezten ihn immer weiter und das machte mich wütend. Es machte mich wütend, dass sie ihn so ärgerten und dass er sich nicht wehrte, obwohl er dazu in der Lage sein müsste. Wie konnte man nur feige sein?! Er war doch ein Kerl! Timo stemmte die Fäuste in die Hüfte. "Na was sind denn das für Penner? Na denen werde ich es zeigen!", beschloss er, doch ich hielt ihn auf und ging selber auf sie zu. Es gefiel mir nicht, was sie da mit ihm machten! "Hey ihr Vollspacken, lasst ihn sofort in Ruhe!", immerhin hatte ich ihm das Leben nicht nur so zum Spaß gerettet! ~Live du Idiot! Du bist doch ein Mann!~, dachte ich. Wütend drängte ich mich zwischen Live und diese Penner und schubste sie ungnädig zur Seite. "H...hey! Was soll das? Emo...", "Noch ein Wort! Und ich vergesse mich!", knurrte ich ungehalten, dass sie zurückwichen. Dann packte ich Live am Handgelenk und zog ihn hinter mir her. Live war noch völlig überrumpelt von meiner Anwesenheit und stolperte hinter mir her. "H...Hey.....", stotterte er. "Klappe halten!", schimpfte ich. Ich deutete Timo das wir gehen und er folgte uns. Nach einigen Schritten, zog Live sich mit aller Kraft los. "Hey, Chris! Chris du tust mir weh!", schrie er mich an. Ich war völlig außer mir und hatte gar nicht bemerkt, wie fest mein Griff, um sein Handgelenk bereits war. Erstaunt über mein Tun drehte ich mich zu ihm um. Seine smaragdgrünen Augen funkelten mich leicht erschüttert an. Nur einen Moment lang fehlten mir die Worte und ich musste aufpassen, dass ich nicht wieder diesen Gefühlen erlegen war. Dann ballte ich aber die Fäuste und wurde wieder wütend. "Bist du bescheuert?! Wieso lässt du das über dich ergehen?! Wieso wehrst du dich nicht?", schrie ich ihn an. Wortlos sah er mich an. "H...hey, jetzt beruhig dich doch mal!", versuchte Timo mich mit seiner Hand auf meiner Schulter zu besänftigen, doch ich stieß sie von mir. "Klappe Timo!", knurrte ich ihn warnend an, während Live uns zusah, "Live! ", richtete ich mein Wort wieder an ihn. Nun war es an ihm die Fäuste zu ballen. "Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig! Halt einfach die Klappe und lass mich in Ruhe!", meckerte er wütend und verschränkte die Arme vor der Brust. Dieser Mensch war schon merkwürdig. Von anderen ließ er sich alles bieten, aber mir gegenüber hielt er an seinem Standpunkt fest. Was trieb ihn nur zu diesen Aktionen? Ich knurrte, "Sag mach hast du sie noch alle? Von denen lässt du dir alles gefallen und mich zickst du an? Was hat das denn bitte für einen Sinn?", wollte ich wissen. Live schaute beleidigt zur Seite, "Das geht dich gar nichts an! Ich kann doch nichts dafür, wenn du dich immer in alles einmischen musst!" Diese Zicke ging mir tierisch auf die Nerven! Timo grinste. "Jetzt beruhigt euch doch beide erstmal. Wie wäre es wenn wir erstmal was essen gehen. Chris bezahlt.", entschied er einfach mal so, ohne meine Einstimmung. War ja nicht zu fassen! "Bitte was?!" Rückblick Ende Timo winkte ab, "Ach, dass ist doch kein Problem, das macht Chris doch gerne.", sprach er für mich mit. Kam der Kerl vielleicht auch mal auf die Idee, dass ich auch meine eigene Meinung hatte? Das konnte ich wohl vergessen. Schlecht gelaunt schob ich mir meinen Burger in den Mund. Live hingegen, hatte von seinem Essen noch fast nichts angerührt. "Willst du nichts essen?", harkte Timo nach. Live schaute ein bisschen ertappt. "Äh...na ja, ich habe nicht so großen Hunger.", beichtete er, obwohl er sich eben noch bedankte. Na toll! Ich want mich zu ihm. "Hör mal! Ich habe für dieses Essen bezahlt, also esse gefälligst auch was!", befahl ich. Live presste die Lippen auf einander und schaute das Essen an. "Chris findest du das nicht ein bisschen unhöflich, deinen Gast einfach zum Essen zu zwingen?", ich zuckte mit den Schultern. "Wieso mein Gast? Du hast ihn nur auf meine Kosten eingeladen, ohne mich zu fragen!", brummte ich mega genervt und verschränkte die Arme vor der Brust. "Chris...du regst dich immer viel zu schnell auf...", bemerkte er. Was sollte das denn wieder heißen? Von wegen! Ich wurde ausgebeutet! Jawohl! Live stand auf. "Wo willst du denn jetzt hin?", harkte ich nach. Live sah von mir weg. "Nach Hause! Es ist schon spät. Tut mir leid, dass ich dir Umstände bereitet habe!", teilte er mir mit und ging schnurstracks Richtung Tür. Er war verflixt schnell. Timo stützte sein Gesicht auf seiner Handfläche ab. "Jetzt lauf ihm schon nach! Aber schnell! Und schrei ihn nicht wieder an!", forderte er mich auf und aus irgendeinem Grund tat ich was er sagte, ohne weiter darüber nach zu denken. Draußen sah ich mich nach ihm um, bis ich ihn entdeckte. Er war gerade dabei an einer Straßenecke ab zu biegen. Ich fing an zu laufen und ihm hinterher zu schreien. "Bleib sofort stehen!", brüllte ich. Doch als er mich bemerkte fing auch er an zu laufen. Wie gut das ich ne halbwegs gute Ausdauer hatte, denn er hatte ein Tempo drauf, dass nicht zu verachten war. Lag vermutlich daran, dass er fast so lange Beine hatte wie ich. Mir fiel auf, dass ich schon wieder Dinge tat die ich nicht verstand. Normalerweise lief ich ja niemandem hinterher! Auf die letzten Meter kam er an einer Straße an und wurde fast von einem Auto erwischt. Ich musste wieder an die Situation an der Brücke denken. Sein leerer Blick... Meine Augen weiteten sich. Ich streckte meine Hand nach ihm aus. "LIVE!", schrie ich hysterisch. Mit einem Mal...hatte ich Angst... Kurz bevor sich sein Blick zu mir wenden konnte, packte ich ihn irgendwo und schon lagen wir auf dem Bürgersteig. Ein lautes Hupen war zu hören. Das Auto war ausgewichen und an uns vorbei gesaust. Penner! Allerdings war mir das jetzt egal. Wichtig war jetzt nur, dass mit Live alles okay war. Der drückte sich ganz verstört an mich. Wir hatten beide ein paar kleine Schürfwunden. Dieser Kerl machte einem aber auch nichts als Ärger! "Hey, jetzt klammer nicht so, so kann ich nicht aufstehen!", machte ich ihn aufmerksam. So eine ähnliche Situation hatten wir doch schon mal. Wieso mussten wir immer auf etwas Hartem laden? Konnte es zur Abwechslung nicht mal eine Wiese sein? Ärgerte ich mich innerlich. Live richtete sich langsam auf, so dass auch ich wieder in eine aufrechte Position kam. Es viel mir schwer an mich zu halten, da ich schon wieder im Begriff war ihn anzuschreien. Das wäre meine übliche Reaktion gewesen. Ihn anschreien und ihm Vorwürfe machen. Da half nur tief durchatmen und es gelang mir sogar. Zumindest in diesem Moment. "Alles okay?", wollte ich wissen. Dabei klang ich wohl immer noch etwas stumpf. Man konnte sich eben nicht von heute auf morgen ändern! Live reagierte nicht. Verärgert biss ich die Zähne zusammen. Wieso nur machte mich das so wütend? "Hey! Ich habe dich was gefragt!", wurde ich energischer und somit auch lauter. Live zuckte kurz zusammen. Erst nach einer Weile sah er mich wieder an. Zutiefst verletzt und wütend. Schon wieder. Darin war ich wohl Weltmeister. Glückwunsch Chris. "Na was glaubst du denn? Wie soll ich mich schon fühlen?", meckerte er. Seine Lippen bebten und ich hörte wie er schluchzte. Er kehrte mir den Rücken zu. Er versuchte seine Tränen zu verstecken. "Du bist...einfach unausstehlich! Ich verstehe dich einfach nicht...!", bebte seine Stimme laut. Überrascht blieb mein Blick an ihm kleben. Jetzt verwirrte er mich aber. Was zum Teufel war denn jetzt los? Der war ja schlimmer, als jedes Weib. "Welches Problem hast du denn jetzt schon wieder? Hast du etwa deine Tage, oder was?", reagierte ich wiederholt ungeschickt. "Genau das meine ich!", meinte er, während er sich umdrehte und mich gekränkt ansah. "Wieso rettest du mich jedes Mal, wenn du mich am Ende doch wieder runter machst!? Was soll das?", preschte er wütend hervor. "Du bist nicht besser, als diese Typen vorhin!", warf er mir vor. Diese Aussage schockte mich ein bisschen, und es passte mir überhaupt nicht. Nur warum? Sowas kümmerte mich doch sonst nicht. Es war mir immer egal, was andere von mir dachten,...jedoch nicht dieses Mal? Was war nur mit mir los? Wollte ich das überhaupt herausfinden? "Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen? Willst du mich wieder anschreien und runter machen, so wie die Anderen?!", meckerte er und stand schon wieder vor mir. Im ersten Moment, war ich so erschrocken, dass ich nichts antworten konnte. Er hatte mich wirklich verhext! Das war ja die reinste Katastrophe! Das konnte und durfte doch gar nicht sein! Niemals! Ich konnte ihm doch nicht sagen, dass ich...Ich murrte leise vor mich hin, biss die Zähne zusammen. "Verdammt Live!", machte ich mich laut bemerkbar, so dass er wieder einen Schritt zurückwich. "Wie soll ich denn reagieren, wenn du ständig so waghalsige Sachen machst!? Sowas kann man doch nicht ignorieren! Ich versteh dich mindestens genauso wenig...Vor deinen Mitschülern ergibst du dich kampflos ihren Schikanen und vor mir markierst du den Starken! Das widerspricht sich doch total!" Ja, das war so, als würde man die Gesetze der Schwerkraft einfach außer Kraft setzten und verkehrte Welt spielen. Live war wirklich merkwürdig. Obwohl er mir gegenüber so zickig und kämpferisch war, setzte er sein Leben einfach leichtfertig aufs Spiel und ließ sich von anderen alles gefallen. Ich fragte mich, wo der Sinn dahinter war. "Also, wieso setzt du dich solchen Gefahren aus? Und...Warum duldest du das?", hinterfragte ich sein leichtfertiges Handeln. Da, schon wieder, diese Trostlosigkeit. Live senkte den Blick und war auf einmal gar nicht mehr so stur wie bis eben. Seine Finger zupften nervös an seinem T-Shirt und er presste seine Lippen fest auf einander. Ich wollte es wissen... was war das nur, was ihn dazu trieb? "Na...weil mein Leben eh für den Arsch ist! Es hat keinen Sinn! Es läuft einfach alles schief, was nur schief gehen kann! Ich hasse mein Leben!", erklärte er, während er seine aufkommenden Tränen bekämpfte und dabei immer lauter und wütender wurde. Wir hatten Glück, dass gerade keine Passanten des Weges kamen, sonst hätten sie uns wohl für verrückt gehalten. Allerdings...war, dass was ich hier machte nicht so oder so verrückt? Anders konnte ich mir mein eigenes Verhalten jedenfalls nicht erklären. Ich war ein bisschen wie Live. Ich widersprach mir selbst! "Es ist einfach...völlig sinnlos! Ich will einfach nicht mehr!", schluchzte er und blieb stur vor mir stehen, ohne mir eine konkrete Antwort zu geben. Nein! Diesmal ließ ich mich nicht so abspeisen! "Verdammt Live!", ich packte ihn an den Schultern, wohl etwas zu fest. Denn er zuckte augenblicklich zusammen. "Aua!", entkam es seinen Lippen, die er sich sofort mit seiner Hand zu hielt. Schmerzen? "Live...bist du vorhin doch etwas unglücklich gefallen?", schnell schüttelte er den Kopf. "Nein! Alles in Ordnung!", "Lüg mich nicht an! Deine Schulter tut dir doch weh!", "Ich sagte doch...dass alles in Ordnung ist! ", wieder sprach er und machte kehrt. Schnell packte ich ihn am Handgelenk. "Jetzt hau nicht wieder ab!", befahl ich. Was Anderes blieb mir jetzt gar nicht übrig. Da konnte ich gegen eine Wand aus Beton reden. Also beschloss ich ihn wieder mit zu mir zu nehmen. Meine Mom lief wahrscheinlich eh schon wieder Amok vor lauter Sorge um mich. "Was?", "Lass uns zu mir nach Hause gehen! Da erklärst du mir dann, was es mit alledem auf sich hat.", schlug ich vor und duldete auch keine Wiederrede! "Aber...ich muss wirklich nach Hause!", sagte er. "Keine Wiederrede!" Nachdem er noch eine Weile mit mir diskutierte, folgte er mir doch zu mir nach Hause, wo uns meine Mutter, wie schon gedacht auch schon erwartete. Sie war wie üblich völlig fertig mit den Nerven und hielt mir wieder eine ihre Predigten, bis ich sie dann abwimmelte und Live mit mir ins Zimmer zerrte. Als ich endlich die Tür hinter mir schließen konnte, atmete ich erstmal tief durch. Danach want ich mich Live zu, der sich auf mein Bett gesetzt hatte und auf den Boden starrte. Ich ging zu ihm rüber und ließ mich neben ihm nieder. Auf dem Weg hierher hatte ich mir meine Gedanken gemacht, was es mit seinen Schmerzen auf sich haben könnte und hatte schon eine Vermutung. "Zieh dein T-Shirt aus Live.","W-Was?", fragte er empört. "Du sollst dein T-Shirt ausziehen!", wiederholte ich mich. "Wenn du nichts zu verbergen hast, sollte das doch kein Problem sein oder?", Live presste die Lippen auf einander und wurde rot, so als schämte er sich. "Keine Sorge. Ich will nur sehen, ob alles in Ordnung ist." Klar kam es einem schon komisch vor, wenn man den Anderen gerade mal zwei mal gesehen hatte und der einen aufforderte sich auszuziehen. Okay, sowas machte ich manchmal schon nach wenigen Stunden, wenn ich feiern war. Nur Live war ja keine Party-Bekanntschaft. Er ließ noch eine Weile auf sich warten, bis er dann tat, was ich verlangte. Wenn auch zögernd. Er zog sein T-Shirt und dann noch ein Ärmelloses Shirt aus, dass er sich in die Hose gestopft hatte. Vermutlich für den Fall, dass, sein T-Shirt hochrutschte. Reine Vorsichtsmaßnahme, wie sich herausstellte. Vor mir zeigte sich ein Bild, das mich erschaudern ließ. Live schaute weg, sagte kein Wort. Mit meinen Fingern strich ich vorsichtig über seinen Rücken, der wie seine Schulter an einigen Stellen grün und blau war und von alten Narben übersät. Der riesige Fleck, der sich von seiner Schulter, bis zu seinem Schulterblatt erschloss, schien noch recht neu zu sein. "Wie ist das passiert? Und hey...erzähl mir jetzt nicht, dass du gegen ne Tür gelaufen bist oder so.", das erzählten die Leute doch immer im Fernsehn, wenn sie geschlagen wurden. So wie sein Rücken aussah, war das bestimmt nicht der Schrank und so wie sein Bauch aussah,... Er schwieg. "Sag was Live!", es war mir unbegreiflich! Kurz biss er sich auf die Lippen. "Ist das nicht offensichtlich?", ich nickte, "Wie lang geht das schon?", er schaute starr an eine Wand. "Ich war sieben oder acht...da ist mein Vater arbeitslos geworden. Er kam damit nicht klar und begann zu trinken. Wenn er betrunken war hat er meine Mutter immer geschlagen. Ein paar mal bis sie krankenhausreif war. Wenn sie nicht da war hat er seine Wut an mir ausgelassen.", erzählte er und schien dabei so wahnsinnig verloren. "Eines Tages...da hielt Mama das nicht mehr aus und hat sich umgebracht. Sie hat sich erhängt und ich habe es gesehen, als ich von der Schule nach Hause kam...sie hat sich nicht mehr bewegt... da war ich zehn und gerade auf die weiterführende Schule gewechselt.", seine Stimme zitterte. "Irgendjemand aus der Nachbarschaft hat es dann herum erzählt. Die Schulzeit war die reinste Hölle für mich. Erst redeten sie nur über mich, oder mieden mich. Irgendwann artete es dann in Mobbing aus...Als ich 14 war...lernte ich meinen besten Freund kennen...der Einzige dem ich vertraut habe. Bis ich mich in ihn verliebt habe und ihm meine Liebe gestand...", er wischte sich wieder ein paar Tränen aus seinem Gesicht. "Er hat...", er brach ab musste sich erstmal sammeln. Schon wieder purzelten seine Tränen sein Gesicht herunter. Oje, nicht weinen verdammt! Damit konnte ich doch nicht umgehen! Einfühlsam sein, einfühlsam sein! Gott! Gab es denn Menschen, die wussten wie schwer sowas was? Was hatte ihm dieser Kerl angetan? Tief in mir spürte ich, dass ich immer wütender wurde. Ich holte tief Luft, "Was hat er gemacht?!", mit einem Mal sah Live mich schmerzverzerrt an, "Er hat mich...vergewaltigt und dann in der ganzen Schule rum erzählt dass ich für Geld alles machen würde! Dieser...dieser Mistkerl!", mit jedem Wort schien er wütender und verzweifelter zu werden. Jetzt wusste ich auch, was mit ihm los war. "Chris! Was habe ich falsch gemacht?", murmelte er leise. Nun war es an mir die Lippen auf einander zu pressen und einmal schwer zu schlucken. Mein Stolz war mir auf einmal völlig egal. Ohne groß nach zu denken legte ich meinen Arm um ihn, um ihn zu mir zu ziehen. "Du hast gar nichts falsch gemacht...rein gar nichts...", flüsterte ich. Das war wohl das Einzige, was ich in diesem Moment tun konnte und wohl auch das erste Richtige, seid ich so abgestumpft war. Diese Geste nahm er zum Anlass sich an mir fest zu halten und bitterlich zu weinen. Das war der Tag an dem ich eine riesige Kluft überwand,...ja... Es lag wirklich an Live... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~+ Huhuhuuu, endlich ist es da! Das 3 Kapitel! O___O Das hat echt lange gedauert! Aber ich war total blockiert! =,= Ich hoffe, dass mir dieses Kapitel gelungen ist. Wenn alles klappt gibt es jetzt noch 2 Kapitel und einen Epilog //^___^ Hoffe es geht bald weiter, aber jetzt gibt es wieder eine kleine Pause und ich schreibe an einer anderen FF weiter. Diesmal wird es Neuigkeiten von "Unfreiwilliger Familienurlaub" geben :3 hach ich freue mich schon riesig! Bis demnächst Middy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)