Was wirklich zählt von Last_Tear (Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben) ================================================================================ Kapitel 1: Überraschung ----------------------- Ruki seufzte auf, drehte sich auf den Bauch, während er seinem Freund zusah wie er sich langsam anzog, rollte sich halbwegs zusammen und starrte Reitas Hinterteil an, das gerade so schön in Reichweite war. „Reirei..warum zur Hölle musst du mitten in der Nacht los?“ Angesprochener verdrehte die Augen, immerhin hatten sie das Thema bereits zur Genüge durchgesprochen. Gestern. Und vorgestern. Und die ganze Woche davor auch. Aber drei Uhr früh war nun mal eine verdammt unmenschliche Zeit um wegzufahren – oder seinen Freund allein zu lassen. „Du weißt doch, dass die Fische im Morgengrauen am Besten beißen. Außerdem bin ich am Montag doch wieder da.“ Allein der Satz bewirkte, dass der Jüngere jetzt wirklich schmollte, eine Grimasse zog. „Fische wollen auch ausschlafen.“, stellte er knapp fest, warf dem Anderen ein Kissen an den Kopf während er gleichzeitig versuchte so einsam, hilflos und schutzbedürftig wie möglich zu wirken. Zwei Tage ohne Sex? Aushaltbar. Zwei Tage ohne Reita hingegen? Unmöglich. Und das alles nur, weil Uruha meinte, er müsse mal wieder schwachsinnige Hobbies ausprobieren – und seinen besten Freund dabei mitschleifen. Und Ruki war sich verdammt sicher, dass das nur daran lag, dass der Andere momentan single war und so nicht in den Genuss eines warmen Bettes kam – oder Sex. Grauenvoll. Und eine Freundin für diesen zu finden war ebenfalls so gut wie unmöglich, weil seine Ansprüche einfach zu hoch waren. Manchmal konnte man mit dem Älteren wirklich verrückt werden stellte er nur mal wieder für sich fest, war am Überlegen ob er diesen nicht einfach gleich erschlagen sollte, wenn er auftauchte, dann wäre das Alles kein Problem mehr und er konnte das Wochenende im Bett verbringen. Doch, das klang eigentlich recht reizvoll, allerdings würde er sich dazu bewegen müssen und außerhalb des Bettes war es um diese Uhrzeit einfach viel zu kalt als dass man sich freiwillig dort aufhalten würde. Hatte Uruha also noch mal Glück gehabt. Trotzdem gab er ein Grummeln von sich, als Reita sich zu ihm nach unten beugte um ihn verlangend zu küssen, dem Drang dem Älteren in die Lippen zu beißen widerstehen musste. Denn so würde er ihm nur einen weiteren Grund geben, ihn die zwei Tage allein zu lassen. Eigentlich war es sowieso schwachsinnig, jeder, der Uruha kannte, wusste, dass er meist ein oder zwei Stunden zu spät auftauchte, je nach Lust und Laune weswegen Ruki es gleich doppelt nicht verstand, dass sein Freund pünktlich um halb drei aus dem Bett gesprungen war um sich fertig zu machen. Aber gerade als er am Überlegen war, ob er versuchen sollte, noch eine Runde Sex raus zu schlagen, klingelte es an der Tür und er ermordete den Anderen gerade in Gedanken. Das durfte doch alles einfach nicht wahr sein verdammt! Was zur Hölle hatte er bitte verbrochen, dass ihm ein schönes Wochenende mit Sex, Kuscheln und Videospielen verwehrt wurde? Ruki wusste es wirklich nicht, fragte sich innerlich, ob er aus Versehen irgendeinen Gott verärgert hatte, weil er bei ihrer letzten Shoppingtour sich wider jeder Vernunft gegen das schwarz-pinke Oberteil entschieden hatte aber daran konnte es doch nicht liegen. Oder doch? Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich plötzlich, dass es genau daran lag – was ihm zumindest eine Beschäftigung für den Rest des Tages geben würde. Nachdem er ausgeschlafen hatte natürlich. Falls er je wieder einschlafen können sollte, nachdem Reita verschwunden war. Denn ohne diesen blieb er meist die ganze Nacht wach, schrieb vor Langweile schon mal den ein oder Anderen Songtext. Was einerseits ja gut war, aber andererseits war das auch keine Lösung, irgendwann gingen ihm die Videospiele dann auch auf die Nerven, um die Uhrzeit lief im Fernsehen nur noch Schrott weshalb ihm dann nur noch Nachtspaziergänge mit Koron blieben. Und auch dieser war nicht unbedingt immer begeistert davon mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden. "Bleib hier.“, murmelte er gegen Reitas Lippen, küsste diesen erneut sehr sehnsuchtsvoll und hegte für einen kurzen Augenblick die Hoffnung, dass er bei ihm bleiben würde, allerdings löste sich der Ältere beim zweiten Klingeln von ihm, strich ihm noch mal sanft über die Wange. „Mach keinen Unsinn während ich weg bin.“ Und damit verließ er das Zimmer, ohne Abschiedsgruß und auch, wenn Ruki wusste, dass der Ältere gefühlstechnisch nun mal einfach so war, hinterließ es gerade doch einen schmerzhaften Stich. Immerhin waren sie bereits seit drei Jahren zusammen, verdammt! Da konnte er doch wohl mal ein Ich liebe dich erwarten oder nicht? Aber scheinbar war selbst das zu viel verlangt und seufzend kuschelte er sich zurück ins Bett, schloss erneut die Augen. Koron hatte die ganze Zeit über nicht mal mit den Ohren gezuckt. Allerdings wurde Ruki dann genau fünf Stunden später von diesem geweckt, als der Kleine nämlich aufs Bett sprang, ihm winselnd die Nase ableckte und sein Bestes tat um ihn aufzuwecken. Verwirrt blinzelte er, schob den Hund erstmal von sich, welcher sich dadurch allerdings nicht beirren ließ, sondern seine Bemühungen nur noch mal verstärkte, bis er ihn schlussendlich auf den Boden setzte, leise aufseufzte. „Was ist denn?“, fragte er murrend nach, hob eine Augenbraue als Koron schwanzwedelnd und bellend aus dem Zimmer und die Treppe runter rannte und er diesem gähnend folgte, sich erstmal am Treppengeländer festhalten musste um nicht zu stolpern und dann in der Küche erstmal ungläubig den Kalender anstarrte. Das durfte nicht wahr sein. Ganz davon ab, dass das nicht Reitas Ernst sein konnte ihn ausgerechnet heute allein zu lassen, aber scheinbar hatten sie es Beide vergessen. Jahrestag. Vier Jahre seit heute. Und Ruki musste trocken schlucken, schloss für einen Moment die Augen. Verdammt. Er hatte schon die ganze letzte Woche gewusst, dass an diesem Freitag irgendwas Wichtiges anstand und jetzt das! Wie bescheuert konnte man denn sein? Seinen eigenen Jahrestag zu vergessen. Und jetzt war Reita auch noch unerreichbar, auf einem Angelausflug mit Uruha irgendwo ganz weit weg in der Pampa und der Jüngere verspürte den dringenden Wunsch zu schreien. Ließ es dann jedoch bleiben aus Rücksicht auf Koron und gab dem Kleinen sein Futter während er sich an den Küchentisch setzte, die Uhr mit Blicken ermordete. Hätte es nicht ein anderer Tag sein können? Aber gut. Jetzt hatte er wenigstens einen noch besseren Grund sich das Shirt zu holen – Frustshopping. Und wenn Akira dann wieder kam konnte er ihm problemlos vorwerfen, dass er wenigstens ein Geschenk für ihn gehabt hatte – das war doch mal ein perfekter Plan. Allerdings würde er erstmal frühstücken und sich dann in Ruhe fertig machen. Das war einer der Vorteile, das Haus für sich zu haben – niemand der sich darüber beschwerte, dass er zu lange im Bad brauchte. Ein leises Schnauben verließ Rukis Lippen während er die Kaffeemaschine einschaltete. Er brauchte nicht zu lange, verdammt. Er wollte eben nur gut aussehen für den Anderen auch wenn dieser das meist nicht mal zu würdigen wusste und leise seufzte er auf. Was würde er nur tun, wenn Akira irgendwann nicht mehr da wäre? Verschwunden, einfach so? Der Jüngere biss sich auf die Unterlippe, nein, das waren keine guten Gedanken. Reita würde zu ihm zurück kommen. Er war bisher immer zu ihm zurück gekommen. Davon ab, dass das nur ein Angelausflug war verdammt. War ja nicht so, als wäre er mal wieder mit seinem Motorrad unterwegs. Bei seiner Fahrweise hätte er eigentlich schon öfters einen Baum knutschen müssen aber bisher war immer alles gut gegangen und darüber war er verdammt froh. Denn irgendwie konnte er sich den Älteren von seiner Seite nicht mehr wegdenken. Gut, sie stritten öfters, was meist dann auch recht heftig werden konnte, aber schlussendlich landeten sie immer wieder zusammen im Bett – Versöhnungssex war eben doch was Gutes. Auch wenn das nicht zu vergleichen war mit den wenigen Malen wo Akira ihn grob gegen die Wand gedrückt und ihn erstmal halb besinnungslos geküsst hatte, bevor er ihn dann gegen genau dieselbe gevögelt, ihn für jeden Protest gebissen und wortlos die blutigen Kratzer auf seinem Rücken eingesteckt hatte, bis sie beide keine Energie mehr zum Streiten gehabt hatten. Allein diesen Blick seines Freundes würde er nie vergessen, regelrecht schwarze Augen und der Ausdruck darin als wolle er ihn auffressen. Auch wenn die Gänsehaut die sich gebildet hatte, ihn nicht davon abgehalten hatte, dem Anderen weiter Gegenstände an den Kopf zu werfen – vorzugsweiße die Teller, die Ruki von seiner Mutter bekommen hatte, wo er selbst noch nicht mal wusste, was sie damit hatte bezwecken wollen und die ihn nur aufregten. Allerdings war es nie eine gute Idee, Akira so weit zu reizen. Der Größere war sonst die Geduld in Person, eine Eigenschaft, die ihm schon öfter geholfen hatte, immerhin würde sich sonst kaum jemand acht Stunden Shopping mit ihm antun. Allein bei der Erinnerung musste Ruki grinsen, vielleicht sollte er den Spieß doch mal umdrehen. Auch wenn drei Wochen ohne Sex schrecklich werden würden, aber vielleicht würde Reita seine Lektion so am ehesten lernen. Es war immer eine schlechte Idee ihn allein zu lassen, vor allem ohne irgendeine Beschäftigung. Und vor allem nicht, wenn er sich aufregte. Den Kalender hätte er ja gerne in tausend Fetzen zerrissen aber dann hätte sich nur Koron wieder über neues Spielzeug gefreut und das wollte er auch nicht. Trotz allem nahmen Frühstück und fertig machen schon fast 3 Stunden ein, die Kaffeemaschine hatte er dann doch wieder ausgeschalten, wozu gab es denn sonst Starbucks? Nach einem letzten Blick in den Spiegel und mit seinem Hund im Gepäck verließ Ruki schlussendlich das Haus. Zuerst würde er mit Koron Gassi gehen, dann shoppen und für den Abend würde er schon eine Beschäftigung finden. Akira nerven fiel ja leider raus, da er gemeint hatte, dass sie in eine Gegend fahren würden, wo er kein Netz hatte. Absolut perfekt einfach. Lautlos musste er jetzt doch lachen, Ironie war schon was Schönes. Dass eine alte Frau ihn dabei mehr als skeptisch beobachtete, störte ihn nicht wirklich, auch wenn sie die Straßenseite wechselte, nachdem er ihr zugelächelt hatte. Manche Menschen musste man einfach nicht verstehen. Den restlichen Tag verbrachte Ruki dann damit, sich einfach nicht weiter mit irgendwelchen Menschen zu beschäftigen – außer sich selbst. Ein kleines bisschen Egoismus tat manchmal dann eben doch ganz gut. Vor allem wenn der Geliebte keine Zeit für einen hatte. Leicht grummelte er immer noch, gut, jedes normale Wochenende ohne seinen Freund wäre auch schon bescheuert genug gewesen, aber dass Reita sich zum Angeln ausgerechnet ihren Jahrestag ausgesucht hatte, nagte doch mehr an ihm als er zugeben wollte. Vor allem als er auf dem Heimweg an einem Juwelier vorbei kam und sein Herz sich schmerzhaft zusammenzog als er einen Blick auf die im Schaufenster ausgestellten Ringe warf. Verdammt. Er wusste selbst nicht wieso oder wann das angefangen hatte, aber irgendwann waren sie dazu übergegangen, sich zusammen Ringe auszusuchen – für Geburtstag, Weihnachten und so weiter. Und ausgerechnet ihre Jahrestagesringe waren weg. Ruki fluchte leise, so war das wirklich nicht geplant gewesen. Und jetzt? Irgendwie fühlte er sich gerade doch hilflos, zog Koron nur weiter Richtung Heimweg. Warum machte er sich eigentlich noch Gedanken darum? Scheinbar war er dem Älteren ja doch egal, wenn dieser ihn schon heute allein ließ also brauchte er ihm nicht auch noch irgendwas schenken. Je näher er sich dem Haus näherte desto tiefer sank seine Laune, was auch Koron zu bemerken schien, denn der kleine Hund sprang regelrecht um ihn herum, versuchte deutlich ihn aufzumuntern was dem Jüngeren schließlich ein leichtes Lächeln entlockte, bevor er diesen einfach in die Arme nahm das Gesicht in dessen weichem Fell vergrub. „Wenigstens bist du immer für mich da.“, murmelte er leise, seufzte lautlos auf, während er mit einer Hand nach dem Schlüssel suchte, nebenbei traurig lächelte. Eine einzige Tüte wäre ja wohl mal Rekord des Jahres. Und eigentlich besorgniserregend, für gewöhnlich fand er immer was. Nur dass ihm heute so gar nicht danach gewesen war. Langsam ließ der Kleinere den Hund wieder runter, schloss die Tür und lehnte sich kurz dagegen während er die Decke anstarrte, gar nicht mitbekam, dass Koron schwanzwedelnd und freudig bellend ins Wohnzimmer rannte und kurz darauf verstummte. Allerdings war hier wirklich etwas, dass ihn irritierte und langsam ließ er den Blick schweifen. Die Fenster waren geschlossen, nach wie vor, von ihren Blumenvasen, die irgendwelche Geschenke von Reitas Mutter gewesen waren, war auch keine zu Staub zerfallen, glücklicherweise. Aber irgendwas stimmte hier doch nicht. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Reitas Schuhe! Die sollten doch eigentlich nicht hier sein wenn der Ältere auch weg war. Oder nicht? Im nächsten Moment fiel ihm auf, dass hier noch etwas nicht stimmte. „Koron?“ Von dem Kleinen kam keine Antwort und das verwunderte ihn doch – für gewöhnlich kam dieser immer wenn er ihn rief, Ruki betrat zuerst die Küche um zu sehen, ob dieser sich vielleicht über sein Futter hergemacht hatte, hob verwundert eine Augenbraue als dem nicht so war und ging ins Wohnzimmer. Nur um im nächsten Moment zu erstarren als er die Kerzen bemerkte, doch etwas erschauderte. „Akira?“, fragte er leise nach, entspannte sich merklich, als sich die Gestalt seines Freundes aus dem Sessel löste und er Koron entdeckte, der auf dem Teppich hin und her rollte, deutlich begeistert von seinem neuen Spielzeug, auch wenn er immer noch nicht so ganz verstand was zur Hölle hier eigentlich vorging. „Solltest du nicht mit Kouyou angeln sein?“, stellte Ruki schlussendlich fest, als er seine Sprache halbwegs wieder gefunden hatte – irgendwas war hier doch anders. Und das lag nicht allein an den vielen Kerzen die mehrere Herzen bildeten wie ihm gerade bewusst wurde, es war einfach die Tatsache, dass der Mann der jetzt vor ihm stand ihn noch vor wenigen Stunden quasi links liegen lassen hatte. Und ihn angrinste als wäre es das normalste der Welt, während er einfach nur noch verwirrt war, gerade doch eine Schnute zog. „Denkst du wirklich ich würde unseren Jahrestag vergessen?“ Nun, eigentlich hatte er das wirklich gedacht, zog es gerade aber eher vor, zu schweigen, beobachtete den Anderen regelrecht misstrauisch, bevor er ihn nur noch anstarren konnte, als Reita seine Hand nahm, einen sanften Kuss darauf hauchte und ihm einen Ring ansteckte, den er nach wenigen Sekunden als ihren Jahrestagsring erkannte, dem Anderen regelrecht um den Hals fiel. „Verdammter Mistkerl!“ Allerdings kam er nicht weiter, da er im nächsten Moment mit einem Kuss zum Schweigen gebracht wurde und es fühlte sich einfach zu gut an, so dass Ruki gerade doch nachgab, sämtliche Gedanken die mit Sexverbot zu tun hatten, über Bord warf. Eine halbe Stunde später lagen beide auf dem Sofa, mittlerweile fast komplett in sanftem Dämmerlicht gefangen und der Jüngere bereits im Halbschlaf, ergriff Reita doch noch mal das Wort. „Außerdem wozu soll ich denn zum Angeln fahren wenn ich mir schon das Beste geangelt hab, was ich finden konnte?“ Leicht perplex blinzelte Ruki bei diesen Worten, brauchte einige Sekunden bevor er mit einem leichten Rotschimmer dem Größeren einen spielerischen Schlag gegen die Brust verpasste, mit einem leise gemurmelten „Idiot.“ Das Gesicht in dessen Halsbeuge vergrub. Manchmal war der Kerl wirklich unmöglich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)