If i die young von Chibi-Neko-Chan (Mit dir zusammen ans Ende der Welt) ================================================================================ Kapitel 4: You took my hand and said you'll love me forever ----------------------------------------------------------- „And you, you took my hand said, you'll love me forever Who would have thought forever could be severed by The sharp knife of a short life oh well, I've had just enough time..“ Ich habe gewartet, nachdem ich aufgewacht bin, ob Dion wieder zurückkommt. Aber er kam nicht wieder. Er blieb weg, als wäre er nie da gewesen. Die Schwestern wollten mir nichts erzählen, also kann ich nur noch hoffen. Ich weiß nicht, ob er die Operation überlebt hat, oder nicht. Ich weiß gar nichts. So langsam glaube ich daran, dass es nur ein langer Traum war und Dion nie existiert hat. Aber das kann ich mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen. Ich komme mir vor, wie irgendein Idiot. Ich sehe aus dem Fenster und verfolge den Tag. Morgens, wenn die Sonne aufgeht, dann scheint sie mir direkt ins Gesicht und ich kann nicht weiter schlafen. Und abends, wenn sie untergeht, dann ist es so dunkel, dass ich eh nichts anderes machen kann. Ich bin zu faul zum Lesen und das Buch habe ich schon drei Mal durch. Ich will raus und mich bewegen. Aber mein Körper ist von der Operation noch mehr geschwächt, als eh schon. Ich kämpfe mich aus meinem Bett und setze mich auf. Ich lasse die Beine von der Matratze baumeln und sehe meinen Füßen dabei zu, wie sie sich hin und her bewegen. „Guten Morgen Timo.“, begrüßt mich eine der netten Krankenschwestern und schüttelt mir mein Kissen aus. Sie macht das Fenster auf und lässt frische Luft herein. Leider ist es draußen nicht mehr ganz so angenehm warm und so fange ich an zu frösteln. „Du bist immer sehr früh wach.“, meint sie lächelnd. Ich nicke lediglich. Ist doch meine Sache, wann ich aufstehe. „Möchtest du ins Bad?“, fragt sie und ich nicke erneut. Sie holt einen Rollstuhl heran und setzt mich rein. Meine Beine sind zu schwach, um mich tragen zu können. Aber inzwischen kann ich schon recht geschickt mit dem Rollstuhl umgehen. Ich begebe mich also ins Bad und wasche mein Gesicht. Ich mache etwas Katzenwäsche und sehe mich im Spiegel an. Ich sehe ehrlich gesagt scheiße aus! Total blass, dünn und mit dunklen Augenrändern. Aber so wie ich aussehe, so fühle ich mich auch. „Kann ich etwas essen?“, frage ich die Schwester und sie nickt. „Soll ich dir etwas bringen? Oder möchtest du in unser kleines Café?“ Sie haben ein kleines niedliches Café, was sie extra nur für Patienten eingerichtet haben. Ich wähle also lieber das Café. Endlich mal wieder raus aus diesem Zimmer. Ich bin nicht mehr an die Schläuche angeschlossen und scheine mich gut zu regenerieren. Also lassen die Ärzte mir auch endlich mal Auslauf. Ich werde von der Schwester den Gang entlang geschoben, bis ich mich in dem Café wieder finde. Es ist ein paar Stockwerke weiter unten und wir fahren mit dem Fahrstuhl. Die Treppe kann ich ja wohl schlecht nehmen. Ich setze mich an einen der hinteren Tische, in der Hoffnung, dass sich keiner zu mir setzen will. Ich bestelle einen Kakao, ein Brötchen und ein Croissant. Ich könnte sie mir zwar auch selber holen, aber scheinbar haben sie Nachsicht mit mir, da ich im Rollstuhl sitze. Also hat das Ding wohl doch eine gute Eigenschaft. Ich lasse mir das Essen bringen und bedanke mich. Als erstes trinke ich den Kakao schon fast auf Ex aus. Man habe ich das vermisst. Immer nur Wasser wird langsam verdammt fad und das kenne ich noch zu sehr von zu Hause. Ach, wo wir gerade über zu Hause sprechen. Meine Mutter war nach meiner Operation einmal da, um sich nach mir zu erkundigen. Das hat mich schon ziemlich überrascht Ich hätte eher gedacht, das sie gar nicht kommen würde, aber so kann man sich scheinbar irren. Na ja, Irren ist menschlich, richtig? Ich habe sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen, aber das kennt sie ja auch schon. Sie war nach einer guten Stunde wieder gegangen. Uns sind die Themen ausgegangen, über die wir hätten reden können. Mein Onkel ist auch ein wenig bei mir gewesen, ehe er wieder fahren musste. Er muss schließlich noch seinen Flieger bekommen. Also sitze ich jetzt alleine hier in dem Café und vernasche mein Frühstück. Die Schwester ist glücklicherweise auch gegangen, als sie scheinbar gemerkt hat, dass ich alleine sein möchte. Ich sehe ab und an die Leute im Café an und beobachte sie. Sie ähneln sich alle ziemlich. Vielleicht hängt das aber auch damit zusammen, dass alle krank sind? Dann hält man vielleicht etwas besser zusammen. Einige sehen aus wie eine große Familie. Nur ich sitze alleine hier in meiner Ecke und blase Trübsal. Seufzend strecke ich mich und rolle eine wenig vor und zurück. Mir ist schon wieder todsterbens langweilig. „Darf ich mich setzen?“, höre ich da eine Stimme und murre auf. „Alle anderen Tische sind doch auch leer. Setz dich doch da hin.“, meine ich, ohne aufzusehen. „Aber ich möchte bei dir sitzen, Timo.“ Jetzt sehe ich doch auf. Woher kennt die Person meinen Namen? Meine Augen weiten sich und ich starre Dion in die Augen. Ich bekomme meinen Mund nicht mehr zu, weiß aber auch nicht, was ich sagen soll. Ich kann meinen Blick nicht abwenden und hebe eine Hand. Ich kneife mir in die Wange und verziehe schmerzverzerrt das Gesicht. „Au..“, murmel ich und Dion sieht mich besorgt an. „Was machst du denn?!“, fragt er und streicht mir über die Wange. Er ist wirklich da. Es war also kein Traum? „Ich wollte nur wissen, ob du real bist und ich nicht gerade träume.“; meine ich dann. Er sieht mich erst verdutzt an, lächelt dann aber. „Du bist ja süß.“ Ich weiß, das hast du mir schon öfter gesagt. Und ich verstehe es noch immer nicht. Der Kerl muss verdammt starke Geschmacksverirrungen haben, wenn er es immer wieder wieder holt. „Tut mir leid, dass ich jetzt erst komme.“, murmelt er und zieht einen Stuhl heran, um sich direkt neben mich zu setzen. „Wie geht es dir?“, fragt er nach. Ich schlucke und presse meine Lippen aufeinander. „Du...du Idiot!“, schimpfe ich und schlage leicht mit meiner Hand gegen seine Brust. Mir kommen die Tränen hoch und ich wische mir schnell mit der Hand über die Augen. „Du bist ein riesengroßer Idiot! Du Arsch! Ich hasse dich dafür!“, sage ich und schluchze auf. Dion scheint nicht recht zu wissen, was er jetzt machen soll, aber er nimmt mich trotzdem in den Arm. „Hey, was ist denn los, mi corazón?“, fragt er und ich schniefe wieder. „Du meintest, du würdest da sein! Du hast es versprochen! Du hast gesagt, dass du auf mich aufpasst und wartest, bis ich aufwache!“, meine ich und sehe ihn vorwurfsvoll und mit verheulten Augen an. Er streicht mir über die Wange und küsst mir die Tränen weg. „Tut mir leid, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte. Aber besser später als nie, oder?“, fragt er lächelnd. Ich schüttele wieder den Kopf. „I-ich dachte du wärst...weil keiner mir etwas..und..“ Ich muss schlucken und beiße mir auf die Lippe. „Du dachtest, ich wäre tot?“, fragt er mich ungläubig. Ich weiche seinem Blick aus. Wir sind gerade die Attraktion schlecht hin, denn alle starren und gespannt an. Ich drücke ihn leicht weg, aber er lässt es nicht zu, dass ich die Umarmung löse. „Du bist so ein Idiot!“, schimpfe ich wieder und meine Tränen hören auf zu fließen. Wobei ich nicht einmal mehr weiß, ob es Freudentränen waren oder Tränen der Trauer. Eigentlich freue ich mich nämlich riesig, dass er wieder da ist und dass es ihm gut geht. „Ich verstehe gar nichts mehr! Es sollte mir doch egal sein, dass du weg warst. Was solls?! Ich bin auch ohne dich gut zurecht gekommen!“, meine ich wieder und drücke ihn nun endlich von mir weg. Er sieht mich an und schüttelt lächelnd den Kopf. „Du bist vielleicht doof.“, meint er und haut mit leicht auf meinen Kopf, Dann lacht er. Was ist daran jetzt so witzig? Außerdem tat das gerade verdammt weh! Ich sehe ihn murrend an und verschränke meine Arme vor der Brust. „Warum lachst du jetzt?!“, frage ich ihn also. Er lächelt mich nur wieder mit seinem engelsgleichen Gesicht an. „Weil du total süß bist, mi corazón.“ Ich schnaube nur auf und beginne wieder zu essen. Irgendwie muss ich mich schließlich von dem Kerl ablenken. „Hey, jetzt dreh mir nicht den Rücken zu. Ich freue mich, dich wiederzusehen.“, murmelt er und umarmt mich einfach erneut von der Seite. „Ich hasse dich!“, meine ich. Er lacht. „Ich weiß, du sagst es mir ja oft genug.“, meint er dann. Ich schiebe ihn wieder von mir. „Lass mich in Ruhe! Ich will jetzt essen und dann wieder aufs Zimmer!“ Ob er jetzt wieder mit auf mein Zimmer kommt? Oder ist er jetzt woanders untergebracht? Scheint ja wohl so. Warum darf er eigentlich schon wieder alleine rumlaufen, wenn er erst eine Operation hinter sich hat? Ok, es ist schon ein paar Tage her, aber dennoch finde ich es merkwürdig. Es ist gemein, dass er so stark ist und ich so schwächlich. Wieso kann es nicht anders herum sein? Ich will hier raus. Ich will keinen Krebs mehr haben, ich will gesund sein! „Wie geht es dir eigentlich?“, erkundigt Dion sich da plötzlich bei mir. Ich zucke mit den Schultern. „Na wenigstens das machst du noch.“, meint er lachend. „Du bist bestimmt Weltmeister im Schulternzucken.“ Ich gehe darauf nicht weiter ein. Soll er mal reden. Ich höre sowieso viel lieber zu. „Also? Wie geht’s dir? Hast du die Operation gut überstanden? Was haben die Ärzte gesagt? Ist der Tumor jetzt weg?“ Ich zucke erneut mit den Schultern. „Weiß nichts genaues.“, meine ich dann. Er stutzt. „Aber du musst doch wissen, ob du noch einen Tumor hast, oder nicht?!“, meint er dann leicht aufgebracht. „Ich glaube ja. Wenn er weg wäre, dann würde es mir sicher besser gehen und sie hätten es mir gesagt.“, gebe ich dann zu. Will Dion mir mein Frühstück vermiesen? „Warte, ich frage mal nach.“, sagt er zu mir, aber ich will ihn aufhalten. Und schon ist er weg. Er geht zu einer Krankenschwester, die uns die ganze Zeit über kritisch mustert. Also darf er doch nicht ganz alleine unterwegs sein. Er unterhält sich mit ihr deutet einmal kurz auf mich und verschränkt dann seine Arme vor der Brust. Er scheint sich leicht aufzuregen, aber ich weiß es nicht wirklich. Ich kann sie nicht hören, dafür unterhalten sie sich zu leise. Nach guten fünf Minuten kommt Dion wieder zu mir zurück. „Sie weiß nichts genaues. Die Ärzte machen ein Geheimnis daraus, aber sie kann sagen, dass der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte. Also könnte es passieren, dass er sich wieder ausbreitet und deinen ganzen Körper erneut angreifen könnte.“, erklärt er. Ich nicke. „Also bin ich nicht geheilt.“, stelle ich ungerührt fest. „Sage ich doch. Und die Ärzte sind nur zu feige, es mir zu sagen!“ Ich knurre auf und verziehe meine Gesicht. „Nein, sie wollen dich nur schützen.“, meint Dion und streicht mir zaghaft durch die Haare. „Ich gehe zurück aufs Zimmer.“, meine ich und rolle von ihm weg. Er steht auf. „Ich begleite dich.“, meint er, aber ich schüttele den Kopf. „Nicht nötig, danke.“, meine ich dann und rolle davon. Er folgt mir, das kann ich nicht nur hören, sondern auch spüren. Sein Blick ist direkt auf mich gerichtet. „Geh wieder zurück!“, sage ich und rolle Richtung Fahrstuhl. „Nein! Warte doch mal Timo!“, sagt Dion, aber ich schüttele den Kopf. „Ich will alleine sein! Geh weg! Du brauchst auch nicht mehr wiederzukommen!“, sage ich und muss schlucken. Das kommt mir schwerer über die Lippen, als alles andere bisher. Sogar das nicht ernst gemeinte 'ich hasse dich' ist einfacher zu sagen. „Timo! Was zur Hölle ist mit dir los?!“, fragt Dion ein wenig aufgebracht. Scheinbar hat er auch keine Lust mehr. Aber wie oft soll ich es noch sagen?! Ich bin kein guter Redner. Da kann er mich gerne so oft fragen, wie er will, ich werde nicht mit ihm reden. Er soll einfach nur weg und nie wieder kommen. Es soll so sein, als wäre er nie da gewesen. Er hat mein Leben total auf den Kopf gestellt. Oder das, was man leben nennen kann. Ich bin durcheinander und verwirrt und es gibt Sachen, die ich einfach nicht will. Also soll er aufhören! Er soll einfach wieder weg! „Timo! Verdammt nochmal! Rede mit mir und lass mich hier nicht stehen!“ Ich drücke auf den Knopf und bete, dass die Tür sich gleich öffnet, aber das tut sie nicht. Ich lausche und höre ein paar Geräusche aus dem Fahrstuhl. Scheinbar fährt er gerade herunter. Bestimmt auch noch aus dem letzten Stock, soviel Pech wie ich immer habe. Ich warte ungeduldig und meine Finger trommeln auf den Rädern des Rollstuhls herum. Inzwischen hat Dion mich leider Gottes wieder eingeholt. „Man Timo, was ist los mit dir?“, fragt er mich, aber ich reagiere nicht. Ich starre stur die verschlossene Tür an. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragt er nach. Ja, hast du! Alles! Du bist da, das ist falsch! Aber das sage ich ihm nicht. Das wäre zu hart. Das klingt ja schon in meinen Ohren ziemlich schlimm und das will was heißen. Also schweige ich lieber. Dann soll er halt selber mal überlegen, was er vielleicht falsch gemacht hat, auch wenn ich nicht denke, dass er darauf kommen wird. „Timo, wenn du nicht mit mir redest, dann kann ich mich auch nicht bessern! Oder liegt der Fehler vielleicht bei dir selbst? Bin ich gar nicht schuld und deshalb redest du nicht mit mir?“ Hält der Kerl auch irgendwann nochmal seine Klappe? Eher nicht, wie mir scheint. Ich knurre leicht auf und gebe ihm damit zu verstehen, dass er einfach nur leise sein soll. Aber er ignoriert es. Tja, hat er doch selber Pech gehabt! Der Fahrstuhl läutet kurz auf und die Türen öffnen sich. Ein paar Leute strömen mir entgegen und ich muss erst mal ein Stück zurück und an den Rand fahren, um sie durch zu lassen. Daran habe ich gerade gar nicht gedacht. Es dauert nicht lange, da befinde ich mich auch schon im Fahrstuhl und drücke auf den Knopf. Dion kommt leider auch noch rein, bevor die Türen sich schließen und stellt sich nun vor mich. Glücklicherweise sind wir nicht alleine im Fahrstuhl und so muss er sich beherrschen. Er tippt ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden und hat die Arme verschränkt. Die Leute achten gar nicht auf uns, aber würde er jetzt mit der Pöbelei anfangen, dann wäre das Drama groß. Bei dem nächsten Stock steigen auch noch nicht alle aus, also habe ich noch etwas Zeit. Allerdings merke ich auch, wie Dion mal zu mal ungeduldiger wird. Als wir im zweiten Stock ankommen, verlässt auch der Rest den Fahrstuhl Ich will ebenso rausfahren, aber Dion hält mich zurück. Die Türen schließen sich wieder. „Lass mich raus.“, sage ich und sehe ihn an. Er knurrt nur auf. „Nein! Erst antwortest du mir!“, sagt er dann. Ich zucke mit den Schultern und rolle wieder zurück. Ich will gerade die Tür öffnen lassen, als er einfach auf den Stoppknopf drückt. Der Fahrstuhl bleibt stehen und die Türen zu. Egal wie oft ich nun auf den Knopf drücke, nichts geschieht. „Lass mich raus!“, wiederhole ich mit ernster Stimme, aber Dion scheint das alles gar nicht zu interessieren. „Timo! Sieh mich an! Ich weiß was dein Problem ist! Aber ich will es aus deinem Mund hören, also sag es mir!“, knurrt er und sieht mich feindselig an. Ich schüttelte wieder den Kopf und lächel leicht. Er weiß es nicht! Er weiß gar nichts! Und er soll es auch nicht wissen! Er soll mich in Ruhe lassen, mehr nicht! Einfach nur weg! Weit weg! Am besten bis ans Ende der Welt und noch viel weiter! Auf einen anderen Planeten, ist doch egal. Nur weg. Ob er oder ich, tut dabei auch nichts zur Sache. Ich würde auch freiwillig gehen, aber er lässt mich ja nicht. Aber ich versuche es dennoch, indem ich wie wild auf dem Knopf herumdrücke. „Da wird sich nichts tun Timo!“, sagt Dion nur und sieht mich weiterhin abwartend an. Will er jetzt bis zum gestrigen Tag warten? Oder bis wir beide hier drinnen verhungern? Was soll das zur Hölle?! Ich will nicht reden und fertig! Warum akzeptiert er es nicht einfach? Was ist daran so schwer? Kann er mir das mal verraten? Aber er scheint ja genau wie ich auch nichts mehr sagen zu wollen. „Man Timo!“, schimpft er wieder und schlägt mit seiner Faust auf die eine Seite des Fahrstuhls. Ich zucke zusammen. Das müssen die Leute da draußen doch sicher gehört haben. Ich taste blind nach dem Alarmknopf, aber ich finde ihn nicht. Der Fahrstuhl soll endlich wieder in Gang gesetzt werden! „Gib es doch einfach zu!“, meint Dion und kommt auf mich zu. Ich rolle leicht zurück, allerdings ist gleich hinter mir die Wand. Na super. Und jetzt? Er kommt mir gerade so bedrohlich vor, so habe ich ihn vorher noch nicht gesehen. Er ist doch sonst immer so ruhig und lieb. Was ist passiert, was ihn so aufgebracht hat? Ich muss schlucken und presse meine Lippen aufeinander. „Gib es zu, na los!“, schimpft er weiter. „Sag es endlich! Gib zu, dass du mich magst!“, meint er und meine Augen weiten sich. Also geht es ihm darum? Ob ich ihn mag? Na ja, ich mag ihn vielleicht, aber ich will nicht. Ich schüttelte wieder meinen Kopf. Nein! Nein ich mag ihn nicht! Nein! Er soll aufhören, so etwas zu behaupten! „Gib es zu verdammt! Ich will es jetzt hören! Warum bist du so feige?!“, fragt er und stützt sich an meinem Rollstuhl ab. Sein Gesicht ist so nahe an meinem. „Na los! Sag es!“, meint er wieder und ich öffne meinen Mund. Dann schließe ich ihn wieder. Ich sehe ihm in die Augen, die gerade alles andere als ruhig erscheinen. Eine Flamme lodert in ihnen auf, er ist sauer. Wieso ist er nur so sauer? „Geh!“, sage ich wieder, noch immer leicht verwirrt und geschockt. „Du magst mich doch, oder?“, fragt er wieder. Er hebt seine Hand und sieht mich mit verengten Augen an. „Du bist so ein Feigling!“ Er will mich schlagen. Ich sehe es. Er ist wütend und will mich schlagen. Ich mache meine Augen zu und hoffe, dass das alles nicht stimmt. Dass ich gleich aus einem Alptraum erwache. „Ja, ich mag dich!“, sage ich dann plötzlich und mache meine Augen wieder auf. Er schlägt mich trotzdem. Nicht so stark, aber etwas. Dann sieht er mich perplex an. Ich ihn genauso. Ich hätte nicht geglaubt, dass er wirklich zuschlägt. „Du...ach du Scheiße.“, sagt er dann. „Gott! Das tut mir so leid. Entschuldige, ich wollte nicht...magst du mich wirklich?“, fragt er nach und scheint ziemlich fassungslos zu sein. Ich nicke leicht. „I-ich mag dich..sehr.“, murmel ich dann mit erstickter stimme. Seine Hand streift über meine Wange und er lehnt seinen Kopf an meine Schulter. „Tut mir leid. Verzeih mir.“, wiederholt er und sieht mich wieder an. Dann drücken sich seine Lippen einfach auf meine. Ich bin viel zu überrumpelt, als das ich mich wehren könnte. Ich sehe ihn an, ehe meine Augen sich langsam schließen und ich den Kuss erwidere. Scheiß Rollstuhl! Wenn der nicht da wäre, dann könnte er mich richtig umarmen. Ich mag es, wenn er mich umarmt. „Du bist so ein Idiot.“, flüstert er und drückt mich an sich, wobei er sich doch ganz schön runter beugen muss. Er drückt auf den Signalknopf und es dauert nicht lange, bis der Fahrstuhl wieder läuft. Die Türen öffnen sich und wir verlassen den Fahrstuhl, um gemeinsam in unser Zimmer zurückzukehren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)