Love, that feels like an endless dream von Hana_no_Kon (~*The Next Generation*~) ================================================================================ Kapitel 1: Eine neue Zeit ------------------------- Hallöchen auch ~ Ich weiß, lang, laaaaaaang ist's her ... Aber jetzt habe ich gott sei dank wieder eine idee und etwas Motivation gefunden, FFs zu schreiben. Und ich dachte mir, ich kehre etwas zum Ursprung zurück, aber auch wieder nicht. Trololol ~ Um das zu erklären, meine allererste KH-FF 'Love, that feels like a dream' und dessen Nachfolger, sogesehen von mir, war dies eine kleine Erfolgsgeschichte. Also dachte ich mir, gibt's davon nun ein New-Cast-Sequel, also ein dritter Teil mit einem neuen Paar, die somit AkuRoku's Nachfolger sind. Zudem dachte ich, wenn schon neue Personen, warum dann nicht von einem anderen Spiel, was aber auch von Square Enix stammt wie KH? Ich fand, TWEWY (Subarashiki kono sekai) hat die perfekten Vorraussetzungen für und btw. bin ich grad verliebt in das Spiel. x3 Also demnach, viel Spaß ~ ----------------------------------------------------- Kapitel 1: Eine neue Zeit "Love that feels like a dream? Was soll das sein?" "Natürlich das Lied! Das Lied von der Liebesgeschichte meiner Eltern! Ich könnte immer wieder darüber schwärmen... Eine endlose Liebe, die weit über einen Traum hinausgeht ..." "Du hörst das Lied viel zu oft ... und du bist wirklich besessen von den Lovestories deiner Eltern ..." "Ganz ehrlich. Jeder wünscht sich doch, Teil einer derart tollen Liebesgeschichte zu sein. Du nicht?" "..." "Ich bin mir sicher, irgendwann kommt für dich auch dieser Augenblick!" "... träum weiter." ~~ Mit einem unerträglichen Klingeln macht der Wecker seine Arbeit und zerrt mich aus meinem viel zu kurzen Schlaf. Mit leichter Gewalt schlage ich auf den Knopf, damit der Wecker endlich Ruhe gibt. Ich hätte gerne weitergeschlafen ... Schweren Herzens stehe ich langsam auf und erst dann öffne ich meine Augen. Vom Bett aus schaue ich auf mein Fenster, raus in die helle Freiheit. Sieht nach einem nicht allzu kalten Tag aus. Gut ... Langsam torkele ich zum Schreibtisch, auf dem eine Frühstücksbox steht. Ich öffne die Box, nehme das Toastbrot, was ich gestern noch vorbereitet habe und fange an, es zu essen. Ein komischer Start in den Tag, oder? Für mich nicht. Ich mach das immer so. Ich habe schlichtweg keine Lust, die Leute zu treffen, die sich Adoptiveltern schimpfen. "Morgen, Sonnenschein!" Eine helle Mädchenstimme erklingt vom Fernen hinter mir. Ich gehe zum Fenster und blicke ins große Fenster vom Haus gegenüber. Meine Nachbarin, einige Jahre jünger als ich und mit kurzen roten Haaren, blonden Spitzen und blauen Augen, sieht mich strahlend an. "Morgen, Roxana." "Was stehen wir heute so früh auf? Gibt's etwa was Besonderes?", fragt sie mich, immernoch mit diesem Lächeln im Gesicht, als hätte sie grade von einer Buttercremetorte genascht. Ich antworte Schulter zuckend: "Was soll sein. Heute ist nur mein erster Schultag." Aufschauend und mit erhöhtem Pitch in ihrer Stimme wiederholt sie meinen Satz: "Du hast heute deinen ersten Schultag??" "Ja ..." "Supercool! Aber wie kommt's? Haben deine doofen Adoptiveltern endlich begriffen, dass es wichtig ist, dich in die Schule zuschicken?" Mit leicht angenervtem Ton wegen der "doofen Adoptiveltern" erkläre ich ihr: "Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Ich selber habe das Einschreiben für die Schule ausgefüllt und abgegeben. Ich habe ihnen das zum Unterschreiben gegeben und behauptet, es sei eine Rechnung von ihrer Firma. Haben mir das sogar abgekauft ..." Manchmal frage ich mich wirklich, wenn sich die Beiden nicht mal die Mühe machen, sich um mich zu kümmern, warum sie mich dann bei sich aufgenommen haben. Versteh die mal einer ... "Die sind doch echt bescheuert", meint Roxana genauso genervt von ihnen wie ich, ihr Gesichtsausdruck erhellt sich aber wieder, "aber wenigstens kannst du endlich mit uns abhängen. Das wird so lustig!" Ja ... sicher. Solange sie nicht wieder mit ihren Vorstellungen von einer perfekten Liebesgeschichte anfängt. "Ich sehe es schon vor mir. Genau wie bei Mama und Papa, findest du in der Schule die Liebe deines Lebens und ihr beide werdet glücklich bis zu eurem Lebensende ..." Kaum denke ich davon ... Roxana ist irgendwie verrückt. Sie hat immer diese Vorstellungen von einem perfekten Lauf in der Liebe, nur weil ihre Eltern eine derart fast schon unrealistische Bilderbuchliebesgeschichte hinter sich haben. Das Einzige, was mich etwas beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass ihre Eltern beide Männer sind. Das war's aber auch schon. Ganz ehrlich, nur weil die zwei es so schön haben, heißt das nicht, dass alle so ein Glück haben. Was soll's. Ich lass sie weiterträumen, irgendwann wird auch sie aufwachen und erwachsen. "Weißt du was? Wir gehen zusammen hin. Ich dusche mich ganz schnell und zieh mich an. Wartest du auf mich?", verkündet die Rothaarige ihre Idee. Monoton antworte ich: "Meinetwegen ..." "Okydoky! Dann bis gleich!" Sofort hüpft sie munter wie ein Hase aus dem Zimmer. Ich steige besser auch in die Dusche und mache mich fertig. Begleitet von der vor sich hin summenden Roxana gehe ich den Weg zum Schulgebäude entlang. Schon in dem Moment, wo sie zu trällern anfing, habe ich mir die Kopfhörer angezogen. Ich habe meine eigene Musik, ich brauche kein ungelungenes A Capella ... Als ich schon von Weitem das Gebäude sehen kann, ziehe ich die Kopfhörer wieder aus. Genau in dem Moment höre ich aus der Richtung ein Mädchen rufen. "Roxana!" Die Gerufene läuft zu ihr rüber und begrüßt sie strahlend: "Hallo, Rhyme!" Ich kann vom Fernen erkennen, dass das Mädchen, Rhyme, recht klein ist und kurze blonde Haare hat. Sie fangen an, sich zu unterhalten, während ich mich langsam zu ihnen begebe. "Wo ist denn Johnny? Noch nicht da?" "Er ist krank ..." "Was? Och mensch, dabei wollten wir heute doch zusammen lernen ..." "Kann man nichts machen. Dann lernen wir eben alleine. Sag mal, wen hast du da mitgebrachst?" Angekommen zeigt Roxana sofort auf mich und antwortet grinsend: "Er geht ab sofort auch auf diese Schule. Das ist mein Nachbar und guter Freund, Neku." Seit wann sind wir "gute Freunde"? "Achso! Du bist also Neku. Roxana hat uns schon viel von dir erzählt." Hoffentlich nicht die Sachen, die niemanden was angehen ... Freundlich lächelnd hält Rhyme mir ihre Hand entgegen und sagt: "Freunde von Roxana sind auch unsere Freunde. Also, lass uns Freunde sein." Ich schaue etwas verwundert zu Roxana und dann wieder zu Rhyme, die darauf wartet, dass ich ihr Angebot annehme. Leicht zur Seite schauend erwidere ich schließlich ihre Geste. "Wir sollten uns auf den Weg zu unseren Klassen machen", meint Roxana, nachdem wir aus dem Gebäude ein Klingeln vernehmen. "Wäre wohl besser", stimme ich der Rothaarigen zu, ziehe einen Zettel aus meiner Tasche heraus und will zum Gehen ansetzen. Aber beide Mädchen halten mich auf und Rhyme sieht sich meinen Zettel genau an. "Aha, du bist in der gleichen Klasse wie mein Bruder", sagt die Blonde, "wir zeigen dir den Weg, sonst verläufst du dich noch." Bevor ich auch nur irgendwas erwidern kann, schleifen mich beide schon ins Schulgebäude. Direkt nach der ersten Stunde muss ich mich ernsthaft fragen, was es für einen Sinn gemacht hat, mich vor der gesamten Klasse vorzustellen ... Es mag vielleicht Tradition sein, aber was bringt dies bitte, wenn man sich nicht mal die Mühe macht, meinen Namen zu merken. "Yo, du, Phones!" Was hab ich gesagt? Leicht genervt drehe ich mich zur Seite und erblicke vor mir einen großen, schon recht muskulösen Typen mit blonden Haaren und schwarzer Strickmütze mit Totenkopfverzierrung. "Ich hörte, du hast dich heute morgen mit Rhyme unterhalten und ihr die Hand geschüttelt, yo", sagt er etwas verärgert. Wo liegt das Problem? "Ja, habe ich. Und?" Der Blick wird auf einen Schlag noch finsterer, er ballt seine Fäuste und brüllt: "Du Widerling, yo! Du wolltest dich an sie ranschmeißen und sie verführen! Du wurdest dabei beobachtet! Jetzt wirst du dafür büßen!" Bevor er zum Schlag ansetzen kann, bekommt der Kerl selber einen Hieb auf den Kopf. Quengelnd wie ein kleines Kind dreht er sich zu dem Mädchen um, was ihm die Kopfschmerzen beigebracht hat. "Was soll das? Warum hast du das gemacht?" Mit einer Hand gegen die Hüfte stemmend und mit der anderen ein wie ein schwarzes Schwein aussehendes Plüschtier haltend, sagt sie: "Beat, du hast mich vollkommen missverstanden. Rhyme war diejenige, die ihm die Hand angeboten hat. Es ging nicht von ihm aus. Und jetzt entschuldige dich." Erst starrt er sie einige Minuten perplex an und erst nach wiederholen des letzten Satzes, dreht er sich wieder zu mir um und meint mit hängender Schulter: "Yo, Sorry, Phones ..." Ich zucke nur mit der Schulter. "Macht nichts." "Naja, ich hol mir was zu Beißen." Schon ist der Typ wieder aus meinem Blickfeld verschwunden. "Sei nicht sauer auf ihn", spricht mich nun das Mädchen mit dem Plüschtier an, "Beat ist immer so, wenn es um seine Schwester geht. Er will sie beschützen, das ist alles." Verstehe, das war also Rhymes Bruder, den hat sie ja erwähnt. Dann macht sie ein Gesicht, als wenn ihr gerade etwas Wichtiges eingefallen wäre. "Dein Name war doch Neku, oder? Neku Sakuraba." Wow, die Erste in meiner Klasse, die sich Mühe gemacht hat, meinen Namen zu merken. "Rhyme hat dich auf Anhieb gemocht. Also musst du nett sein. Ich heiße Shiki Misaki. Wollen wir Freunde sein? Bitte sag ja." Sie reicht mir ihre freie Hand und lächelt mich an, als wäre sie ein kleines, naives Mädchen, die einem anderen Kind gerade ein Schokoladenherz anbietet. Ich komme wohl nicht drum herum, heute ist wohl der "Lasst-uns-alle-Freunde-sein"-Tag. Stumm nehme ich ihr Angebot an. "Soll ich dir die später mal Schule zeigen? Ich glaube nicht, dass du Gelegenheit hattest, dir alles anzuschauen...", fragt mich Shiki nachdenklich. Ich zucke nur mit den Schultern und meine: "Warum nicht?" Nach den nächsten paar Stunden während der Pause zerrt mich Shiki von einem Fleck zum Nächsten und macht sich richtig Mühe, mir alles genau zu erklären. Ich muss zugeben ... sie ist nett. Sie hat ungefähr Ähnlichkeit mit Roxana, aber sie ist nicht so durchgedreht und redet nicht ununterbrochen von Lovestories. Shiki und ich gelangen zum nächsten Korridor, wo sich eine große Menschenmasse ansammelt. "Was ist da drüben denn los?", frage ich sie verwundert und das Mädchen denkt etwas nach. "Hm ... ich glaube, dass-" "Hey, Shiki!" Ein weiteres Mädchen erscheint auf der Bildfläche. Wie viele neue Freunde soll ich heute eigentlich noch treffen? "Hey, Eri. Was gibt's?", fragt Shiki und die andere Person reicht ihr eine Tasche, in warmen Grün gehalten, mit den Worten: "Die Tasche, die wir gemacht haben, ist im Moment das beliebteste Modeacessoire der Schule. Es wäre demnach eine Unverschämtheit, wenn du als Näherin sie nicht hättest." "Oh, danke, aber ganz ehrlich, du bist hier die Designerin. Dir gebührt mehr Ehre als mir." Eri schüttelt den Kopf. "Bescheiden wie immer." Dann fällt ihr Blick auf mich und mit einer verspielten Miene sagt sie zu der anderen: "Hey, Shiki, wer ist denn der süße Junge, den du dir da geangelt hast? Magst du uns nicht mal vorstellen?" Bitte?! Was hat sie gesagt? Denkt sie allen Ernstes, dass ich und Shiki ... Ich versuche meinen leichten Schock zu unterdrücken und cool zu bleiben, während Shiki sich nicht gerade glorreich anstellt, ihren Rotschimmer zu verbergen. "Es ist nicht so, wie du denkst!", plappert sie mit starker Gestik, "Neku ist nur ein neuer Freund in unserer Clique!" Clique? Seit wann bin ich in einer Clique? Auf einmal wird die Menschenmasse noch unruhiger als vorher und wir drei drehen uns zu ihnen. Erst jetzt merke ich, dass die Meute hauptsächlich aus Mädchen besteht. Ich, Shiki und Eri schaffen es, uns durch die Massen durchzuquetschen und jetzt habe ich endlich einen Blick auf den Grund für die Versammlung. Ein Junge mit kurzen, silbernen Haaren und ... moment, sind seine Augen wirklich violett? Während er seines Weges geht, schaut er immer nur kurz auf eine Seite, dann wieder vorwärts und immer so weiter. Ich höre die Mädchen durcheinander flüstern. "Oh, ist er nicht süß?" "So cool und so charmant." "Er hat mich angeschaut! Heute ist der schönste Tag meines Lebens." "Du Glückspilz ..." "Shiki, wer ist denn dieser eingebildete Snob?", frage ich das Mädchen und sie antwortet mir mit einer Gestik, leiser zu sein: "Sag das lieber nicht zu laut, sonst wirst du von den Mädchen hier zu Hackfleisch verarbeitet. Das ist Yoshiya Kiryu, im Bereich der Schüler ist er der beliebteste Typ der Schule." "Im Bereich der Schüler?" "Du musst es dir so vorstellen", erklärt Eri, "Es gibt den Bereich der Schüler un den der Lehrer. Bei den Schülern möchte jeder, wirklich jeder, mit ihm was unternehmen. Im Bereich der Lehrer ist es der Fall, dass jeder von dem Beliebtesten unterrichtet werden möchte." Mit jeder meint sie wohl jedes Mädchen ... Wie gut, dass ich kein Mädchen bin. Jetzt weiß ich auch wenigstens, von wem ich mich in Zukunft fernhalten muss. Jetzt geht er an uns vorbei und Yoshiya wirft seinen Blick auf uns, allerdings besonders konkret auf mich. Es gibt mir Gelegenheit, ihm nun wirklich tief in die Augen zu sehen und ich merke das violette Leuchten in ihnen. Plötzlich spüre ich dieses Stechen. Ein Stechen und Pochen in meinem Kopf. Und Bilder, es erscheinen mir unzählige Bilder in meinen Gedanken. Alle verschwommen und undeutlich. Was soll das? Was hat das zu bedeuten? Was geschieht mit mir? Mein Kopf tut weh ... so schrecklich weh ... Aufhören! ... es soll aufhören ... "Neku? Hey, Neku?" ... Langsam schwindet der Schmerz. Was war das gerade? Shiki sieht mich verwundert und besorgt an und fragt: "Was war denn los? Du hast dich plötzlich so gekrümmt ..." Ich weiß selber nicht, was das war, um ehrlich zu sein ... Ich denke mir auf die Schnelle was aus und antworte: "Waren wahrscheinlich nur leichte Kopfschmerzen. Kein Grund zur Sorge." Shiki und Eri sehen mich erst verwirrt an, geben sich dann doch mit der Antwort zufrieden und fangen an, sich über was anderes zu unterhalten. Die Mädchenmasse entfernt sich auch langsam wieder, jetzt wo dieser Yoshiya weg ist. Aber ich sehe ihm noch eine ganze Weile verwirrt hinterher. Was ist das gewesen? Woher kamen die Bilder? Wieso erschienen sie in meinem Kopf, als ich seine Augen sah? Wieso habe ich auf einmal das Gefühl, ihn schonmal gesehen zu haben? Diese violetten Augen ... Irgendwas verbarg sich hinter diesem Leuchten, nur was? ... Yoshiya Kiryu ... Was hast du mit mir gemacht? Kapitel 2: Familienbande ------------------------ Kapitel 2: Familienbande Leicht verwirrt starre ich in den leeren Raum, in dem ich sitze, besser bekannt als mein Zimmer, und denke über die Ereignisse nach. Diese Bilder, die plötzlich in meinem Kopf erschienen, als ich diesen Typen in die violett-leuchtenden Augen sah. Was hatte das zu bedeuten? Habe ich ihn schonmal irgendwo gesehen? Wenn ja, wo? Wenn ich mich doch nur erinnern könnte, an irgendein kleines Detail ... Wieso nur kann ich mich nicht erinnern? Ich könnte noch durchdrehen ... Ich vernehme aus dem Haus nebenan eine Tür zuschlagen. Ich schaue zum Fenster und sehe, dass Roxana ins Zimmer gekommen ist. Sie bemerkt mich natürlich sofort und begrüßt mich: "Hi, Neku, na? Wie war der erste Tag?" Außer, dass mir so ein dahergelaufener Snob mit seinem bloßen Blick Kopfschmerzen bereitet hat, war alles super, danke der Nachfrage. "Es war ganz nett ..." "Aber?" "Was aber? Nichts aber." "Doch, da ist was, das merke ich doch sofort", widerspricht mir meine Nachbarin, "mich kannst du nicht täuschen. Ich spüre sofort, wenn was mit dir nicht stimmt." Freches Biest ... Ich bin mir sicher, wenn ich jetzt auspacke, wird sie mir wieder mit irgendwelchen Vorstellungen zum Thema Liebe kommen und das kann ich gerade nun wirklich nicht brauchen. Aber sonst lässt sie mich auch nicht in Ruhe. Ich seufze laut, bevor ich eine Frage stelle, die mich jetzt wirklich interessiert und die sie mir auch vielleicht beantworten kann: "Roxana ... was weißt du über Yoshiya Kiryu?" "Yoshiya? Etwa der beliebteste Junge der Schule?" Ich nicke zur Antwort und Roxana gerät ins Grübeln, während sie mir so gut es geht meine Frage beantwortet: "Nun ja, besonders viel weiß niemand über ihn. Nur dass er mal ein-zwei Klassen übersprungen hat und single ist. Die Mädchen stehen auf ihn, gerade weil man so wenig von ihm weiß. Verstehst du? Dieses Geheimnisvolle erregt Neugier." "Verstehe ..." Alles klar, also ein arroganter Tropf, dem die normale Gesellschaft nicht fein genug ist. Hätte ich mir ja denken können ... Ich schaue zu Roxana und natürlich hat sie nun dieses verdächtige Grinsen im Gesicht. Leicht genervt sage ich sofort: "Vergiss es. Komm mir nicht auf die Tour. Da war nichts." "Oh doch, da war was", meint sie, "sonst hättest du nicht gefragt und sonst wärst du jetzt nicht so durcheinander." So langsam merke ich, wie mein Gesicht warm wird. "Das war wegen was anderem und nicht wegen dem, was du denkst." "Ja, sicher, und warum wirst du jetzt rot?", kontert sie zurück. Wenn sie nicht diejenige wäre, die als Einzige von diesem Problem mit meinen Erinnerungen weiß, dann ... Mit einem herzhaften Gähner signalisiert Roxana ihre Müdigkeit und meint: "Naja, ich bin müde. Und morgen geht's wieder früh raus. Also dann, gute Nacht. Bis morgen." Ich winke nur zurück, dann mir einen letzten Abschiedslächeln zuwerfend, zieht sie die Gardinen vor ihrem Fenster zu. Ich weiß genau, was sie nun denkt. Die Geschichte ihrer Eltern hat sie mir schon so oft erzählt, dass ich es schon auswendig kann. Roxana hat mir immer gesagt, dass ich sie an ihre Mutter erinnere und ihr Vater war damals auch der beliebteste Typ der Schule. Ich und Yoshiya ... sicherlich nicht! ~~ Nach der letzten Stunde vor der großen Pause strecke ich mich. Das stundenlange sitzen geht auf die Gelenke. Dann seufze ich. Das viele Nachdenken über die Ereignisse von gestern hat mir einen nicht besonders guten Schlaf beschert. Ich bin wirklich müde und für nichts zu gebrauchen. Trotzdem, ich wüsste immernoch zugerne, was mit mir passiert ist und was dieser Kerl damit zu tun hat. "Neku?" Ich drehe mich zur Stimme und sehe Shiki, wieder mit ihrem Plüschtier im Arm. Ich kann die folgende Frage nun nicht mehr zurückhalten: "Was schleppst du eigentlich immer dieses Schweinchen mit dir rum?" Ich deute dabei demonstrativ auf das besagte Schwein. Ihre Hände ballen sich wie auf Kommando zu Fäusten und mit beleidigten Ton sagt sie: "Das ist kein Schwein! Das ist eine Katze! Mr. Mew ist eine Katze!" Mr. Mew? Eine Katze!? Verlegen zur Seite schauend antwortet sie dann: "Den habe ich selbst genäht. Du weißt, dass ich zusammen mit Eri Kleider mache. Ich habe damals mit Plüschtieren angefangen und Mr. Mew ist mein Glücksbringer." Ein Glücksbringer also ... Solange sie nicht süß wirken will, weil es wirkt mehr kindisch. "Jedenfalls", wechselt Shiki das Thema, "du hast jetzt nichts zutun. Magst du dann vielleicht mitkommen?" "Wohin?", frage ich verwundert und sie erwidert nur: "Wirst du schon sehen." "Hm ... in Ordnung." Ihr Gesicht erhellt sich wieder und sie zieht mich aus dem Klassenzimmer durch ein, zwei Korridore zur Mensa. An dem Tisch, wohin mich Shiki schlussendlich gebracht hat, sitzen Roxana, Rhyme, Beat und Eri. Roxana springt sofort auf und zieht mich in eine Umarmung. "Ich wusste, du würdest kommen!" "War es etwa deine Idee?", frage ich sie und Shiki neben mir sagt: "Nicht wirklich, es war die Idee von uns allen. Du bist jetzt schließlich einer von uns." "Genau, Phones. Wir sind alle Freunde, yo. Und tut mir nochmal Leid wegen gestern", wirft auch Beat seine Meinung rein. Das meinte Shiki wohl gestern mit Clique. Sie alle zusammen bilden eine. "Jetzt hast du aber lange genug gestanden. Setz dich", meint Eri und bietet mir den Platz neben ihr an. Ich nehme das Angebot stumm an. Es ist irgendwie ... so ungewohnt und neu ... irgendwie ist mir komisch ... "Wir stellen uns am Besten noch mal alle vor", macht Shiki den Vorschlag, dem auch alle mit Nicken zustimmen, "ich fange auch an. Ich bin Shiki und leite zusammen mit Eri den Modekurs an der Schule. Ich liebe das Nähen, es macht mich einfach glücklich, anderen Leuten mit meinen Werken eine Freude zu machen, deshalb will ich das auch später mal zur Berufung machen." Ein Mädchen mit einem Traum, ein Ziel. Bewundernswert ... Sofort springt Roxana auf und fährt mit ihrer Bio fort: "Ich bin dran! Ich bin Roxana und die Tochter vom glücklichsten Liebespaar auf der ganzen Welt! Ich bin im Athletik- und im Judokurs vertreten und wünsche allen das Glück der Liebe!" Also merke, niemals Roxana erzählen, dass man verknallt ist ... sie lässt einen sonst niemals in Ruhe ... "Yo, ich mach weiter", erhebt sich nun Beat, "ich bin Beat und steh euch immer zur Seite, was es auch sein mag." "Und sein Traum ist es, der beste Skater der Welt zu werden", sagt Rhyme dazwischen, woraufhin ihr Bruder einwirft: "Hey, Rhyme. Sowas kann ich auch selbst sagen." Roxana mischt in der kleinen Diskussion mit: "Übrigens musst du auch deinen richtigen Namen sagen, Daisukenojo Bito!" Schreiend schreckt er zurück und quängelt: "Bwaaah! Roxana, sag nicht diesen Namen, yo!" Alle um mich herum fangen zu lachen an. Ich bleibe stumm und mach mir im Inneren eine weitere Notiz: Beat reagiert äußerst empfindlich, wenn man seinen richtigen Namen sagt. "Jetzt bist du dran", wechselt Shiki zum vorherigen Thema und deutet auf Rhyme. Die kleine Blonde nickt nur und stellt sich vor: "Ich bin Rhyme. Meine Hauptaufgabe besteht eigentlich darin auf Beat aufzupassen." "Was heißt hier aufpassen?", mault Beat mit runterhängender Schulter. Seine Schwester kichert nur und lächelt ihn an. Rhyme meint es so, wie sie es gesagt hat. Im Gegensatz zu dir, Beat, macht sie noch einen vernünftigen Eindruck. Dann kommen wir zur letzten Vorstellung. "Jetzt bleibt nurnoch ich. Ich bin Eri. Wie Shiki bereits erwähnt hat, leite ich mit ihr den Modekurs. Ich bin für das Design zuständig und ohne Shikis Hilfe wäre ich nicht in der Lage, meine Ideen greifbar zu machen." Verlegen und mit einem feinrosa Schimmer im Gesicht schaut das besagte Mädchen zur Seite. Ja, die zwei verstehen sich super ... Toll, Roxana hat meinen Verstand nun komplett mit ihren Familiengeschichten vergiftet! Wie sonst soll ich mir erklären, dass ich bei den beiden Mädchen an die Schwester und die beste Freundin von Roxanas Mutter denken, die am Ende zum Paar wurden ... "Nun", erhebt Roxana ihre Stimme wieder, "da wir uns jetzt alle vorgestellt haben, freuen wir uns alle, unseren neuen Freund in unserer Gruppe willkommen zu heißen." "Yo, Phones, erzähl was über dich", sagt Beat mit gewisser Neugier. ... Über mich erzählen ... das ist schwer und ein nicht allzu glückliches Thema ... Rhyme scheint die Unruhe in mir zu bemerken, denn sie sagt: "Fang einfach mit deinem Namen an, deine Hobbies und was du nicht sagen willst, lass einfach weg." Sie kennt mich nicht mal und versucht mich trotzdem Mut zu machen ... Ich richte meinen Blick auf die gesamte Gruppe, die mich mit Neugier und Erwartung anstarren. Besser, ich sag jetzt irgendwas. "Ich bin Neku ... ich ... höre Musik, wenn ich nicht zutun hab ... und das ist sogut wie immer ..." "Heißt das, du gehst nie raus? Triffst dich mit jemanden oder treibst Sport?", fragt Eri verwundert. Einfach nur Schulter zuckend antworte ich: "Ich durfte nie, meine Adoptiveltern haben es mir verboten. Eigentlich dürfte ich nicht mal hier sein." "Mann, die Leute haben einen Knall und einpaar auf's Maul verdient", knurrt Beat als Kommentar und ganz ehrlich ... diese Vorstellung gefällt mir ... "Moment", wirft Shiki ins Gespräch, "du hast gerade indirekt gesagt, dass du adoptiert wurdest. Was ist mit deinen richtigen Eltern, wenn ich fragen darf?" War klar ... dass das sofort auffällt ... Dann muss ich wohl auspacken. Roxana sieht mich fragend an, ich weiß, was sie denkt. Ich seufze demonstrativ und nicke dem Mädchen zu. Sie versteht sofort, was ich sagen will, wendet ihre Aufmerksamkeit der Clique zu und erklärt schließlich: "Neku ... kann sich nicht an seine richtigen Eltern erinnern. Von der Geburt bis zur Adoption scheint er eine Art Amnesie zu haben." Betroffen sehen mich nun alle an und mir bleibt nur der Blick zur Seite. Warum ich es nicht selbst sage? Weil es nicht meine Art ist. Ich rede nicht gerne darüber, ich will einfach nicht, dass sich jemand Sorgen um mich macht. Reicht schon, dass ich es damals Roxana erzählt habe und sie aufgrund dessen fast in Tränen ausgebrochen ist. Das war das erste und einzige Mal, dass ich sie, wo sie sonst so munter und voller Energie ist, so niedergeschlagen erlebt habe ... "Das heißt, vom Standpunkt deines Gedächtnisses, weißt du gar nicht, was es heißt, eine Familie zu haben", stellt Shiki betrübt fest. Alle lassen den Kopf hängen. Ich wusste, dass das passiert ... Ich konnte auch keine normale Kindheit haben, ich musste ja unbedingt mein Gedächtnis verlieren ... Ich sage besser nicht, was die Adoptiveltern immer gemacht haben, um mich für Missachtung ihrer Regeln zu bestrafen ... "Ich habe eine Idee", erhebt Rhyme ihre Stimme und voller Erwartung sehen alle sie an. "Es heißt, Freunde sind die zweite Familie eines Menschen. Also sind wir jetzt Nekus Familie und zeigen ihm, wie sich das anfühlt. Einverstanden?" "Das ist ein guter Einfall!", kommentiert Eri den Vorschlag der kleinen Blonden. Beat lacht auf und meint voller Stolz: "Ja, das ist meine Schwester! Ein fantastischer Mensch mit fantastischen Ideen!" "Ich bin auch dafür", ruft Roxana vergnügt hüpfend. Shiki dreht sich zu mir und fragt: "Und was sagst du, Neku?" Alle starren wieder auf mich. ... Ich gebe zu, ich bin sprachlos. Sie kennen mich alle noch nicht solange und schon reden sie davon, mich in ihre "Familie" aufzunehmen. Eine Familie ... die ich nie hatte ... und jetzt bekommen könnte ... Ich schätze, die Entscheidung liegt nun bei mir. Es ist wirklich komisch. Alle sind so ... freundlich zu mir ... wirklich, ich hab so was noch nie erlebt. Na okay, vielleicht habe ich das erlebt, nur erinnere ich mich nicht ... ... Also gut, auf das es besser wird ... "Ihr habt gewonnen. Ich bin einverstanden." Auf diese Antwort springen alle sofort auf und jubeln so laut, dass die anderen Schüler in der Mensa erschrocken zu uns schielen. Geht's noch peinlicher? "Gruppenkuscheln!" Auf Roxanas Ruf hin ziehen mich alle in ihre Umarmung. Nein, Korrektur, sie erdrücken mich! Vor mir wird gekichert, hinter mir gelacht, neben mir gestrahlt. ... Ich spüre eine Wärme im Gesicht ... und auch im Laufe der Zeit im ganzen Körper. Ist das vielleicht die Wärme einer Familie? Oder doch eher Verlegenheit? Ich weiß es nicht. Alles, was ich weiß, ist ... dass es irgendwie gut tut. So muss es sich einfach anfühlen, eine Familie zu haben. ... ich lächle ... ~~ Shiki und Eri müssen sich um ihren Modekurs kümmern, Beat und Rhyme gehen einen anderen Weg nach Hause und Roxana hat noch Judo. Also setze ich alleine meinen Weg nach Hause fort. Daran könnte ich mich vielleicht gewöhnen, also Freunde zu haben ... Ich habe nicht wirklich Erfahrung darin, mit Menschen umzugehen. Sonst konnte ich nur mit Roxana reden, dann aber auch nur des Abends, ihre Eltern haben sie schließlich zur Schule geschickt. Ich musste mich selber hinschicken, um aus diesem Höllenloch endlich rauszukommen. Und jetzt habe ich auf einmal Freunde ... nein, eine Familie. Ich weiß nicht, wann irgendwann mal wirklich gelächelt habe. In den Gedanken völlig woanders lege ich meine Hand auf die neben mir stehende Wand, nur um sie aufkeuchend zurückzuziehen. Irgendwas hat mich gestochen. Ich blicke auf die Wand, woraus eine spitze Schraube rausschaut. Da hat jemand schlampige Arbeit geleistet ... Mist, ich blute. Die Blutung der Verletzung mit meinem Mund stillend, sehe ich mir die Wand nochmal genauer an. An der Schraube klebt noch das frische Blut, zwei Tropfen sind auf dem Boden gelandet. Blut auf dem Asphalt ... Asphalt ... Blut ... ! ... Plötzlich spüre ich schon wieder dieses Pochen und stechen im Kopf. Nicht schon wieder ... Ich sehe schon wieder ganz verschwommene Bilder in meinem Verstand. Diese Schmerzen wollen nicht vergehen. Was ist das? Was bedeutet das? Wieso passiert das? Was geschieht mit mir? Es soll aufhören ... Es schmerzt ... ich will das nicht ... aufhören ... ... Ich seufze laut, nachdem der Schmerz sich langsam verzieht. Ich bin verwirrt ... Zuerst gestern und jetzt eben ... Was geht hier vor? Ich höre Schritte hinter mir und drehe mich reflexartig um. Ich bin überrascht zu sehen, wer jetzt vor mir steht und mich mit seinen violetten Augen ansieht. Er! Wie zum ... Der Silberhaarige schaut mich eine Zeit lang nur an. Dann schreitet er etwas näher zu mir, sein Blick immernoch fest auf mich gerichtet. Dieses Gesicht, wieso habe ich das Gefühl, ihn schonmal gesehen zu haben? Und nochmal erlebe ich eine Überraschung. Sein vorher noch monotones Gesicht erhellt sich etwas und nun zierrt es ein leichtes Lächeln. Er sieht auf einmal wie ein völlig anderer Mensch aus. Nicht wie der arrogante Schwarm der Mädchen, sondern wie ... wie ... ein Engel? Erst jetzt wage ich es, seinen Namen auszusprechen: "Yoshiya Kiryu." Er kichert kurz und dann höre ich ihn zum ersten Mal sprechen: "Du weißt bereits meinen Namen, bravo. Aber kein Grund, förmlich zu sein. Nenn mich Joshua." Er ergreift seine Tasche und krammt eine Weile darin rum. Er zieht eine kleine Schachtel aus der Tasche und wirft sie mir entgegen. Da der Typ nicht sonderlich weit weg von mir steht, fange ich die Schachtel natürlich mit Leichtigkeit. Etwas verwirrt betrachte ich, was genau er mir da gegeben hat. ... Schmerztabletten ... "Die sind rezeptfrei. Ich dachte mir, du brauchst sie vielleicht. Schon der letzte Augenkontakt war nicht wirklich schmerzfrei, wie mir scheint", erklärt sich Joshua, während er beim Sprechen mit einer Strähne seiner silbernen, flauschig-wirkenden Haaren spielt. Jetzt bin ich noch verwirrter. Ich check gar nichts. Er hat diese Dinger für mich geholt? Er kennt mich nicht mal! Was bitte stimmt nicht mit ihm? Anscheinend bringt mein Blick, der förmlich danach schreit, wie unglaubwürdig die ganze Sache ist, ihn zum kichern. Er zuckt nur mit den Schultern und meint: "Natürlich musst du sie nicht nehmen, wenn du nicht willst. Ich überlasse das dir." Joshua geht an mir vorbei und ich werfe immer noch meinen perplexen Blick auf ihn. Dann bleibt er plötzlich stehen, nur um sich zu mir umzudrehen und mich zu fragen: "Nur rein aus Neugier, wie heißt du?" ... "... Neku." "Gut, Neku. Wir sehen uns." Und so verschwindet er. Ich starre ihm noch lange hinterher, selbst nachdem er nicht mehr in meinem Sichtfeld zu vernehmen ist. Ganz ehrlich, kann mir jemand mal erklären, was hier vor sich geht? Was stimmt nicht mit dem Silberling? Was stimmt mit mir nicht? Warum ist er so aufmerksam zu mir? Und warum spüre ich jetzt in diesen Moment diese peinlich berührte Röte im Gesicht?! Wirklich ... Joshua ... wer zum Teufel bist du? Kapitel 3: Ich hole mir, was mir gehört --------------------------------------- Kapitel 3: Ich hole mir, was mir gehört Ich verstehe es einfach nicht. Seit ich endlich draußen bin, geschehen nur seltsame Dinge. Na gut, auch gute Dinge, zum Beispiel, dass ich scheinbar nun Freunde gefunden habe. Aber sonst nur Merkwürdiges ... Diese Kopfschmerzen und verschwommenen Bilder, Joshuas Benehmen mir gegenüber ... ... es macht alles einfach keinen Sinn. Joshua, wieso kommt er mir so bekannt vor? Wo habe ich ihn schonmal gesehen? War es vor meiner Adoption? Ich kann mich einfach nicht erinnern ... "Erde an Neku!" Durch den Ruf aus meinen Gedankenwelt gerissen wende ich meinen Blick der Clique zu. "Sag mal, was ist denn los?", fragt Shiki leicht besorgt, "du bist so still und abweisend ..." Ich schüttele den Kopf und meine: "Ich denke nur ..." ... darüber, welche Verbindung zwischen mir und Joshua besteht ... "darüber, was ich das Wochenende mache." Ich weiß, ich sollte ehrlich mit ihnen sein ... aber mir ist das viel zu privat. Außerdem, das ist etwas, was ich für mich alleine klären muss. "Bist du sicher, dass sonst nichts ist?", gibt Shiki nicht nach. Hm ... "Ganz sicher." Sie macht es mir auch nicht leicht ... "Na gut ... aber vergiss nicht, dass du jederzeit mit uns reden kannst, falls was ist, okay?" Dann letztendlich wendet sich Shiki von mir ab und stattdessen Eri. So was nennt man wohl Fürsorge ... und das mal von jemand anderem als Roxana. Hat Joshuas Verhalten auch was mit Fürsorge zu tun, oder steckt da was anderes dahinter ... oder sogar mehr ... Und warum krieg ich ihn nicht mehr aus dem Kopf!? Was soll das denn nun wieder? ... Im Inneren seufze ich schwer ... ... ich versteh gar nichts mehr ... ~~ Stumm wandere ich den Weg entlang von der Schule nach Hause. Es sind 2 Tage seit dem dieser Anfall von Kopfschmerzen zum letzten Mal erschien. Ich hoffe inständig, dass dies auch erstmal so bleibt. Sonst würde ich mich gezwungen sehen, Joshuas Hilfe in Form der Schmerztabletten anzunehmen und das will ich nun wirklich nicht ... Und wieso fühle ich mich die ganze Zeit schon beobachtet? Ein Stalker? Ich drehe mich um, um zu sehen, wer mich da verfolgt. ... Keiner da ... ... ich werde wohl langsam paranoid, zum verrückt werden. Ich will wieder zum Gehen ansetzen, richte mein Gesicht gerade aus und erblicke plötzlich violette Augen. "Hallo, Neku." Mit Schreckatem und zurückweichend stelle ich fest, wer der Stalker ist. "Kannst du mich nicht normal begrüßen, wenn schon? Oder willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?", werfe ich ihm leicht wütend entgegen. Aber Joshua ignoriert meinen Zorn und kichert stattdessen wie ein naives Schulmädchen. "Normal? Das ist zu langweilig, findest du nicht?" "Halt's Maul ...", zische ich leise und werfe ihm die kalte Schulter entgegen. "Jetzt wirst du aber beleidigend", spielt er einen auf verletzte Gefühle, "und ich habe mir gedacht, wir könnten Freunde werden. Ich mag dich." "Ich dich aber nicht", meine ich zu ihm. Joshua lässt mich aber immer noch nicht in Ruhe. Versuchend, Blickkontakt zu mir aufzubauen, fragt er mich: "Und gibt es einen Grund für deine Abneigung mir gegenüber?" Er will Blickkontakt? Den kriegt er! Mitten ins Gesicht werfe ich dem Silberhaarigen entgegen: "Ganz einfach. Weil du ein versnobtes, arrogantes Arschloch bist!" Ich warte auf irgendeine Reaktion seitens Joshua. ... nichts. Er sieht mich nur monoton an, verzieht keine Miene, bewegt keinen Muskel ... einfach nichts. Also entweder, er hat Tomaten auf den Ohren oder er ist so geschockt, dass er zur Statue mutiert ist. ... Mir egal. Ich will wieder zum Gehen ansetzen, doch etwas hält mich wieder zurück. Joshua hat, immernoch im gefühlslosen Zustand, mein Handgelenk ergriffen und hält mich nun fest. Ich sehe mich nun gezwungen, ihm nochmal in die Augen zu schauen. Ich bemerke plötzlich ein Funkeln in ihnen. Er lächelt wieder und sein Blick hat etwas Herausforderndes. Dann sagt er etwas, was mich in dieser Art und Weise fast Erschaudern lässt. "Und wie wäre es, wenn ich dir beweise, dass ich kein 'versnobtes, arrogantes Arschloch' bin?" Mir stockt der Atem, irgendwie habe ich in diesen Moment verlernt, wie man spricht. Und sowieso weiß ich nicht, was ich darauf antworten könnte. Aber wieso? Warum fühle ich so? Was hat er bloß mit mir gemacht!? "Das werte ich als 'ja'. Komm mit!", sagt Joshua. Dann zieht er mich, immernoch vollkommen verwirrt und mit den Gefühlen im Chaos steckend, hinterher. Ich finde mich mit Joshua vor einem Café wieder. Ich glaube, er nannte es "WildKat" oder so. Mich immernoch am Handgelenk festhaltend, zieht mich der Besagte in das Café und ruft nach jemanden: "Mr. H? Ich bin es." Ich schaue mich etwas um ... Hm, nicht sonderlich voll hier, im Gegenteil ... ... als hätte der Besitzer Konkurs angemeldet. Die einzige Person in dem Café, ein schwarzhaariger Mann mit Sonnenbrille und Dreitagebart, schaut auf und schreitet zu uns. "Hey, Josh. Hast dich ja lange nicht mehr blicken lassen." "Definiere 'lange'. Es waren nur drei Tage." "Ich weiß, bist aber nun mal mein bester Kunde. Darf ich fragen, wen du da mitgebracht hast?" Der Mann deutet auf mich, Joshua schaut mich kurz an, dreht sich wieder zu seinem Gesprächspartner um und meint: "Das ist mein neuer bester Freund." "Lügner!", kommentiere ich bissig. Seit wann sind wir überhaupt Freunde!? Der Silberhaarige kichert nur als Gegenbemerkung und der Mann lacht auf. Dann spricht er mich direkt an: "Alles klar, verstehe. Dann herzlich Willkommen im WildKat. Gestatten, Sanae Hanekoma." Der Höflichkeitshalber antworte ich: "Neku Sakuraba ..." "Nun denn, was darf es heute sein?", wendet er sich wieder Joshua zu, der nur antwortet: "Das Gleiche wie immer. Aber diesmal zweimal." Lachend kehrt Mr. Hanekoma zu seiner vorherigen Position zurück und Joshua zieht mich zu einem Tisch. Immernoch völlig verwirrt von der gesamten Situation frage ich: "Und inwiefern genau soll das Ganze jetzt meine Meinung dir gegenüber ändern?" "Das? Noch nichts", erwidert er, "ich dachte mir, dass wir die Situation bei einem Gespräch unter vier Augen klären könnten. Ich finde zudem, das gleicht irgendwie ... einem Rendez-vous." Und wieder entflieht mir ein Schreckatem heute an diesen Tag. Mit rotem Gesicht presse ich zwischen meine Zähne: "Rendez-vous!? Hallo? Wir reden hier von Freundschaft und nicht von Beziehungen!" Natürlich hat er nichts Besseres zutun, als wie ein Mädchen zu kichern. Ich hinterfrag schon gar nicht mehr, was mit dem nicht stimmt. Was für ein Spinner! "Du siehst niedlich aus, wenn du rot wirst." Flirtet der mit mir oder verarscht der mich grad!? Jetzt habe ich keine Lust mehr ... Ich lass jetzt Joshua quasseln, was er will, ich antworte nicht mehr. Nach einer Minute erscheint Mr. Hanekoma mit einem Tablet, auf dem zwei Tassen stehen. "Zweimal dasselbe wie immer", sagt er, während er die Tassen auf unseren Tisch stellt. Ich muss sagen, dieser Mann ist mir um Weiten sympatischer als Joshua es je sein könnte. Wenn der nicht hier wäre, würde ich viel lieber einige Takte mit Mr. Hanekoma wechseln. Er und Joshua wechseln kurz Blickkontakt, dann nickt der Mann und verschwindet wieder. Was hat das wieder zu bedeuten? Sind das Telepathen oder was? Etwas ungläubig betrachte ich die Tasse vor mir. Hm ... "Das ist nur einfacher Milchkaffee", entgegnet der Silberhaarige, "und keine Sorge, da ist sicherlich kein Gift drin." Wütend seufzend ignoriere ich seine Bemerkung, nehme mir die Tasse und trinke aus ihr. Mir fällt auf, seit Mr. Hanekoma den Kaffee gebracht hat, hat Joshua kein einziges Mal seine Tasse berührt. Er sitzt nur da, Gesicht mit einer Hand stützend ... und schaut mich nur an. Was soll das? Wieso schaut er mich an? Das macht mich noch ganz verrückt. ... Eigentlich wollte ich für den Rest des Tages kein Wort mehr mit ihm wechseln, weil ich keinen Nerv mehr auf seine dummen Bemerkungen habe, aber er lässt mir keine andere Wahl als zu sagen: "Hör auf mich anzustarren und trink gefälligst, was du gekauft hast." "Ich habe nur festgestellt, dass dein Anblick mir als Nachmittagskaffee ausreicht", antwortet er und wieder mal verfärbt sich mein Gesicht leicht rot. Bissig meine ich: "Was soll das nun wieder heißen? Was bist du? Schwul?" "Nicht ganz. Ich korrigiere, ich bin bi." "Hm ..." Warum nochmal hat Joshua mich hierhin gelotzt? Wollte er nicht die Wogen glätten? Er gibt sich nicht wirklich Mühe, sondern macht im Gegenzug alles nurnoch schlimmer ... Moment, da fällt mir was ein ... "Sag, Joshua ... warum willst du überhaupt mit mir befreundet sein? Ich meine, du, der Beliebteste der Schüler an der Schule, und ich, irgend so ein No-Name?" Zum ersten Mal sehe ich, wie Joshua sein Gesicht zu einer ärgerlichen Miene verzieht. Er seufzt und meint: "ich habe nie darum gebeten, der Beliebteste zu sein. Das ist nichts mehr als ein unbedeutender Titel, den eine Gruppe unwissender Leute einem geben." Hm ... ich muss gestehen, diese Ansicht seinerseits gefällt mir. Und jetzt wo ich ihn so gesehen habe, weiß ich, dass er nicht arrogant ist ... Er ist OBER-arrogant! "Was deine Frage angeht", erklärt der Silberhaarige weiter und hat wieder sein Pretty-Boy-Lächeln aufgesetzt, "einfach alles an dir, sowohl Aussehen als auch Charakter, fasziniert mich. Es weckt in mir den dringenden Drang, dich besser kennenlernen zu wollen." Und wieder mal bin ich völlig sprachlos und wieder mal verfärbt sich mein Gesicht rot. Herr Gott im Himmel, bitte lass ihn nicht das heftige Beben meines Herzens hören. Peinlich berührt wende ich mich wieder meinem Kaffee zu. Mir ist jetzt egal, wenn er mich wieder anstarrt, mir ist auch egal, wenn das irgendjemand filmt, um was zum Lachen zu haben. Ich bete nur, dass ich mich endlich wieder einkriege und dass meine Gefühle aufhören, Achterbahn zu fahren. Plötzlich läuft mir eiskalt der Rücken runter, als mir eine erschreckende Tatsache einfällt. In das gesamte Café frage ich laut: "Weiß jemand, wie spät es ist?" Mr. Hanekoma schaut auf, blickt auf seine Armbanduhr und antwortet: "Es ist jetzt genau 5 vor 6." "Scheiße!" Ich springe auf. Wenn ich jetzt zu spät bin, dann ... "Stimmt was nicht?", wundert sich Joshua und ich entgegne leicht panisch: "Ich muss schnell nach Hause! Wie viel kostet der Kaffee?" "Denk nicht darüber nach, die Rechnung geht auf mich. Aber was stimmt denn nicht?" Die Frage ignoriere ich und renne so schnell wie möglich los. Raus aus dem Café, raus auf die Straße und auf den Weg zurück nach Hause. Warum renne ich eigentlich, es ist eh schon zu spät ... ... meine Adoptiveltern sind sicher schon wieder von der Arbeit zurück. Ich kann mich auf was gefasst machen ... Ich laufe und laufe, bis mir die Lunge schmerzt und ich statt atmen nurnoch keuche. Dann bleibe ich stehen und huste alles aus. Verdammt, wie das wehtut. Wie weit ist es denn noch? Der Mistkerl hat mich wohl durch die gesamte Stadt zum Arsch der Welt gezogen. "Neku!" Wenn man vom Teufel spricht. Auf den kann ich jetzt wirklich verzichten. Ich will zum Weiterlaufen ansetzen, doch Joshua hat mich schon eingeholt. Wie hat er das bloß gemacht? Habe ich solange Pause gemacht? Er hält mich wieder am Handgelenk fest, aber diesmal schüttele ich seine Hand weg. "Neku, was ist los? Sag mir, was los ist", bringt der Silberhaarige unter leichtem Keuchen hervor. "Ich ... das kann ich nicht sagen", versuche ich der Frage zu entgehen, aber er bleibt hartnäckig. "Aha, und warum nicht?" "Nun ..." Mit einer Kombination aus Panik und Wut schreie ich ihn an: "Was geht dich das überhaupt an!? Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich sagte bereits, dass ich dich nicht leiden kann, oder bis du schwer von Begriff? Was willst du dann noch von mir!?" Meine Fäuste zittern, so wollen unbedingt in sein Gesicht. Wehe, er sagt jetzt was Falsches ... ... Joshua bleibt eine Weile nur vor mir stehen, sein Gesicht zeigt keinerlei Emotionen und seine violetten Augen sind fest auf mich gerichtet. Dann schließt er sie kurz und meint mit einem leichten Hauch von Enttäuschung: "Und ich dachte, es könnte etwas anders laufen ..." Was dann passiert, geschieht so schnell, dass ich vorerst nicht realisiere, was genau vor sich geht. Mit festem Blick auf mich, ergreift Joshua wieder mein Handgelenk, nähert sich mir blitzschnell und ... legt seine Lippen auf meine. Mein erschreckter Seufzer wird vom Kuss verschluckt, alles was bleibt ist eine deutliche Röte auf meinem Gesicht und meine geweiteten blauen Augen. Ich glaube es nicht ... Joshua ... er ... ... ich trau mich nicht mal, meinen Gedanken zu Ende zu fassen. Das ist so sureal ... aber ... Mir ist so komisch ... warm ... und ... Was zum-! Seine Lippen bewegen sich, intensivieren den Kuss. Mir stockt der Atem. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Wie festgefroren lasse ich mich einfach so von Joshua küssen, von dem ich das nun am allerwenigsten erwartet habe. ... Er scheint zu merken, dass mir langsam die Luft ausgeht und beendet den Kuss. Ich bin so verwirrt, wieso hat er ... Joshuas Griff lockert sich wieder. Er versteckt seine Hände in seine Hosentaschen und geht einfach an mir vorbei. Ich bleibe immernoch wie eine Skulptur stehen. Ich spüre immernoch seine Anwesenheit hinter mir. Der Silberhaarige sagt mit einem Klang in der Stimme, als würde er wieder lächeln: "Als ich dich das erste Mal sah, hast du mir mein Herz gestohlen. Das war nicht besonders freundlich von dir. Jetzt revangiere ich mich dafür. Ich hole mir, was mir gehört." Erst jetzt erwachen die Lebensgeister wieder in mir und ich drehe mich um. Joshua ist bereits weitergegangen, hält aber an, um sich noch einmal zu mir umzudrehen. Wie vermutet lächelt und sagt: "Wir sehen uns, Neku." Dann geht er, lässt mich hier stehen, völlig verwirrt und leicht verzweifelt. Ich hole mir, was mir gehört. Während ich ihm hinterher schaue und seine Worte immer und immer wieder im Innere höre, verlassen mich meine Kräfte und ich sinke auf die Knie zu Boden. Meine Gefühle fahren keine Achterbahn mehr, sie brennen springend und kreischend im Höllenfeuer. ... Scheiße ... Ich muss mich zusammenreißen, nicht loszuschreien. Was soll ich tun? Was kann ich tun? Warum ausgerechnet ich? Was passiert nur mit mir? Wieso!? Kapitel 4: Zwischen Freundschaft und Liebe ------------------------------------------ Kapitel 4: Zwischen Freundschaft und Liebe Keuchend und hustend versuche ich mich von den heftigen Schlägen und Hieben meines Gegenübers zu erholen und mich wieder aufzurichten. Mein Kopf schmerzt wie bekloppt. Musste der meinen Kopf auch gegen die nächste Wand rammen? Was frage ich noch so blöd? "Möge dir das eine Lehre sein, du Wurm", höre ich meinen Adoptivvater fauchen, während ich leicht humpelnd meinem Zimmer zusteuere. Der einzige sichere Bereich in diesem gottverdammten Haus. Ich schließe die Tür hinter mir und seufze schwer. Es ist lange her, dass ich zuletzt von dem so übel zugerichtet wurde. Wie gut, dass ich für alle Fälle eine Salbe im Schrank habe, um mich um die blauen Flecken zu kümmern. Und genau das mache ich jetzt auch besser. Ich nehme mir die Salbe und versorge damit jede Wunde, die ich finden kann. Auch die unter meinen Klamotten, versteht sich. Noch ein Seufzer entflieht meiner Kehle nach Beendigung meiner Tat. Meine Gedanken wandern wieder zu dem Grund, dass ich zu spät gekommen bin und deswegen Schläge kassieren durfte. ... Joshua ... Schon spüre ich wieder diese seltsamen Gefühle, genau dieselben, als er mich geküsst hat. Meine Finger tasten meine Lippen ab. Erst jetzt stelle ich fest ... das war mein erster Kuss ... und den habe ich mit Joshua geteilt. Vollkommen verwirrt und niedergeschlagen stütze ich meine Stirn gegen meine Hand. ... Shit ... Was soll ich bloß tun? ... Ich höre aus dem Haus nebenan eine Tür sich öffnen und schließen. Das muss Roxana sein. Und ich habe Recht, denn ich höre sofort ihre Stimme. "Hallo, Neku. Du warst plötzlich weg. Ist was passiert?" Nein, das ist definitiv ein Problem, was ich allein lösen muss. Und sie würde sofort wieder mit ihren Phantasien anfangen und das kann ich nicht brauchen. Ich seufze leise und meine monoton: "Nichts war los. Was soll sein?" "Jetzt lügst du!", entgegnet Roxana eingeschnappt. Dass das Mädchen auch alles merkt. Mit etwas mehr Fürsorge in der Stimme sagt sie dann: "Neku, wir sind doch Freunde. Und ich weiß als Einzige über dein Problem mit deinen Adoptiveltern Bescheid. Du kannst mir vertrauen." Wenn ich mir nur selbst vertrauen könnte ... nagut ... sie lässt mich sonst nicht in Ruhe ... Schweren Herzens erzähle ich ihr, wie mich Joshua abgefangen, ins WildKat gelotzt und mich schlussendlich einfach geküsst hat ... das Letztige fiel mir am Allerschwersten zu sagen ... und mein Rotschimmer, der sich am Ende gebildet hat, kann ich auch nicht verbergen. Die ganze Zeit hat die Rothaarige gespannt zugehört und hat nun eine nachdenkliche Miene aufgesetzt. "Hm, das erklärt so einiges. Darum bist du so deprimiert, verstehe ..." "Was ich auch nicht begreife", gestehe ich, "sind seine Worte, als er ging. Was meinte Joshua damit, als er sagte 'Ich hole mir, was mir gehört'?" Roxana braucht nicht lange zum Überlegen und sagt: "Nun, da du, laut Joshua, sein Herz gestohlen hast, würde ich sagen, dass er jetzt dich jetzt als Gegenzug haben will. Ich schätze, das ist seine Form zu sagen 'Ich liebe dich'." Mein Blick senkt sich. Joshua ... liebt mich? Ausgerechnet mich? Einen vollkommen Wildfremden? Oder kennen wir uns eigentlich doch von irgendwoher? "Das macht doch keinen Sinn. Wir kennen uns gerade mal zwei Tage", entgegne ich ungläubig. Das Mädchen erwidert schulterzuckend: "Na und? Liebe macht nie Sinn. Es kommt, wie es kommt." So spricht die Expertin ... Aber trotzdem, ich verstehe es einfach nicht. Und selbst, wenn er mich liebt ... liebe ich ihn auch? Ich weiß es eigentlich gar nicht. Er macht mich völlig verrückt. Ich könnte einfach nurnoch schreien. "Neku, ich freue mich so für dich", höre ich Roxana schon wieder schwärmen. Nein, bitte nicht ... "Du und Joshua. Es wird wie bei Mama und Papa sein." Sei still, sei still, sei STILL! "Und genau wie bei meinen Eltern werdet ihr glücklich-" "Sei still!" Ich habe das viel zu lange in mirr getragen, jetzt kann ich nicht anders, als alles rauszuschreien, was mich an der jetzt erschrockenen Roxana stört: "Verdammt nochmall, wir leben nicht in einer Traumwelt!Nicht alles kann so ablaufen wie bei deinen Eltern! Ich stecke wirklich in Schwierigkeiten und einige Lovestories machen das sicherlich nicht besser! Werd endlich wach und sieh der Realität ins Auge, du Nervensäge!" Ich kann mich nicht erinnern, mal so ausgerastet zu sein und Roxana sieht mich nur mit geweiteten Augen an. Nach einigen Sekunden senkt sich ihr Blick und sie dreht sich zur Seite. Mit halb trauriger, halb bockiger Stimme sagt sie: "Ich versuche wenigstens dir zu helfen. Aber du willst dir wohl nicht helfen lassen. Wenn ich dir so sehr auf die Nerven gehe, dann störe ich dich nicht weiter. Mach doch deinen Kramm alleine!" Wie ein schmollendes Kind zieht sie dann den Vorhang vor ihrem Fenster zu. Knurrend und aufgeregt lasse ich mich auf mein Bett fallen. Ich setze meine Kopfhörer auf, schalte meinen MP3-Player ein und drehe die Musik auf volle Lautstärke. Wie mich die Welt gerade kreuzweise kann. Und das alles wegen dir, Joshua ... ~~ Leicht benommen zwinkere ich mehrmals, bevor ich es überhaupt wage, meine Augen zu öffnen. Leicht durcheinander und mit lauter Musik in meinen Ohren, die aus meinen Kopfhörern kommen, stelle ich fest, dass es bereits Morgen ist. Ich bin wohl eingeschlafen, mit einer fetten Dröhnung Musik ... das muss man erstmal schaffen. Vielleicht war ich auch einfach nur so fertig vom ganzen Tag ... und genau in diesem Moment kommen die ganzen Ereignisse von gestern wieder hoch. Der Kuss, die Schläge, der Streit mit Roxana ... und im Mittelpunkt des Ganzen steht niemand anderes als Joshua ... ... Mistkerl ... Wieso machst du mich so fertig? Mit deinem Getue und deiner Aussprache ... und deinem Aussehen ... deinem Charisma ... deinem Lächeln ... deinen Augen ... Ich seufze so schwer, dass ich meinen könnte, dass das Bett unter mir gebebt hat. Ich frage schon gar nicht mehr, was mit mir nicht stimmt und warum ich so merkwürdige Sachen denke. Die ganze Situation macht schon keinen Sinn. Mein Kopf ist einfach nurnoch hinüber und keinerlei Möglichkeit, um abzuschalten. Ja, mein Leben ist klasse ... Vom Haus nebenan höre ich Geräusche. Ich schaue rüber und sehe Roxanas Silhouette hinter der Gardine. Jetzt so im Nachhinein tut mir der Streit von gestern irgendwie Leid. Sie hat nur versucht zu helfen und ich bedanke mich, indem ich sie anschreie. Ich seufze nochmal und gehe zum Fenster. Genau in dem Moment zieht die Rothaarige die Gardine auf. Zur Seite schauend sage ich: "Morgen ... Roxana ..." "Morgen ... Neku ..." Ihre Stimme klingt recht niedergeschlagen. Scheint, als würde der Streit sie noch sehr mitnehmen. Verständlich ... Eine unangenehme Stille macht sich zwischen uns breit. Ich sollte besser etwas sagen. "Roxana ... tut mir Leid wegen gestern. Ich hätte dich nicht so anschreien dürfen ..." Ich traue mich immernoch nicht, sie anzusehen. Dann schaue ich aber doch auf, als sie sagt: "Ach komm ... mir tut es Leid. Ich weiß selber, dass ich manchmal die anderen mit den Geschichten nerve. Ich wünsche mir aber nichts sehnlicher, als dass jeder so ein Glück wie meine Eltern haben. Tut mir wirklich Leid ..." Dann lächelt sie aber wieder und von der kleinen Distanz zwischen den beiden Fenstern reicht sie mir ihre Hand. "Frieden?" Roxana ... sie ist unverbesserlich, dieses kleine Kind ... aber deswegen muss man sie mögen, glaube ich ... Ich nehme ihre Hand lächelnd an. "Frieden." Dann lösen wir unseren Griff wieder und das Mädchen überlegt eine Weile, bevor sie mich fragt: "Also ... hast du vielleicht heute was vor?" "Du kennst mich doch, ich hab nie was vor ...", antworte ich mit hängendem Kopf. Mit strahlendem Lächeln meint sie dann: "Dann habe ich eine Idee. Du brauchst mal eine Auszeit von dem ganzen Gefühlschaos. Also wie wäre es, wenn ich Shiki und die anderen anrufe und wir alle treffen uns in der Stadt, um etwas Schönes zu unternehmen. Eine super Idee, oder?" ... hat sie sich das wirklich gerade erst ausgedacht, oder könnte es sein ... hat sie sich trotz unseres Streits noch Gedanken um mich gemacht? ... Warum muss sie so eine gute Freundin sein ... "Das klingt gut, ja", antworte ich und Roxanas Grinsen wird um einige Zentimeter breiter. "Super! Ich rufe dann direkt an und wir zwei treffen uns gleich in einer Stunde vor meinem Haus." "Einverstanden, bis gleich." Sie zieht ihre Vorhänge wieder zu und ich strecke mich erstmal. Ja, eine Auszeit von meinen Gedanken ist genau das, was ich brauche. ~~ Fröhlich hin und her wippend und summend zeiht mich Roxana durch die Stadt, vorbei an die Menschenmasse, zum abgemachten Treffpunkt. Ich kann von Weitem schon die gesamte Clique vernehmen. Shiki, Beat, Rhyme, Eri und ... Die letzte Person ist mir völlig unbekannt. Ein mittelgroßer Typ, schwarze, nach hinten gekämmte Haare, wobei einige Strähnen noch in sein Gesicht fallen, und mit einer recht modern aussehenden Sonnenbrille. Hm ... vielleicht habe ich ihn nicht in der Schule gesehen, weil er krank war. Er sieht etwas blass aus. Und hustet noch etwas. Die anderen bemerken mich und die Rothaarige, rufen und winken. Nun etwas schneller zieht mich Roxana zur Gruppe. Dort angekommen, werde ich erstmal von dem Unbekannten genauer unter die Lupe genommen. "Hallo?", lenk ich seine Aufmerksamkeit auf mich, damit der Typ aufschaut. "Oh, sorry, sorry. Wollt dich nicht anstarren. Bist nur genau, wie Roxana immer gesagt hat." "Aha ..." "Äh, ja, ich bin Johnny, nett dich kennenzulernen." Johnny, der Name sagt mir was. Jetzt weiß ich es. Er ist der Sohn von einem weiteren befreundeten Paar von Roxanas Eltern. Eine Schwarzhaarige mit der Krankheit Situs Inversus und ein Amerikaner. Soweit ich verstanden habe, ist es Tradition der Familie des Amis, dass der Erstgeborene Sohn den Namen Johnny trägt. Da war jemand etwas zu vernarrt in diesen Namen. "Jedenfalls", lenkt Shiki die Aufmerksamkeit auf sich, "wo sollen wir als Erstes hingehen?" "Wie wär's mit was zu Essen?", schlägt Beat vor, doch Eri meint: "Du weißt schon, dass wir vor Kurzem gefrühstückt haben, oder?" "Dann suchen wir einen Laden, der etwas weiter weg ist, machen dabei einen Schaufensterbummel, dann vergeht die Zeit wie im Flug", entgegnet Rhyme lächelnd. Roxana ist so begeistert, dass sie aufspringt wie ein Flummi. "Ich bin dabei!" "Spricht nichts dagegen", antworte ich, was alle um mich nur noch mehr freut. Warum nochmal habe ich was gesagt? "Also dann! Volle Kraft voraus!" Auf Roxanas Ruf hin marschieren wir alle in großer Gruppe los. Wir bleiben hin und wieder mal vor einigen Läden stehen, meistens wegen der Mädchen und ihren Klamotten- oder Schmuckwahn. Wenigstens konnten ich und Beat uns erfolgreich davor drücken, für die Mädchen in ihren ausgesuchten Outfits zu posen und einen auf Model zu machen. Bei Johnny allerdings sieht es anders aus. Der arme Kerl, er musste sich ja auch mit Roxana im Armdrücken messen und verlieren. Der Wetteinsatz war, natürlich, wer den Catwalk machen soll. Und ja, Johnny muss auch Frauenkleider tragen. Wie er mir Leid tut ... Ich, Beat und Rhyme haben uns in eine andere Abteilung des Kaufhauses begeben. Erst fallen nur flüchtige Blicke auf die Produkte, bis Rhyme stehen bleibt. "Yo, Rhyme, was'n los?", fragt Beat seine kleine Schwester und sie zeigt nur auf das, was ihre Neugier geweckt hat. Eine kleine, schön verzierrte Spieluhr, die weiße Figur, die eine Ballerina darstellt, dreht sich, während die Melodie in unseren Ohren klingt und einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlässt. "Sie ist wirklich sehr schön. Und die Musik auch. Ich meine, ich habe es irgendwo schonmal gehört", meint Rhyme, während sie ununterbrochen weiter die Spieluhr anstarrt. Beat streichelt ihr über den Kopf und stimmt ihr einfach zu. Hm, ich meine, das Lied habe ich auch schonmal gehört. Was war es nochmal? Hm ... "Bei dem Lied handelt es sich um die Overtüre aus Tschaikowskys Balletstück 'Schwanensee'." Erschrocken drehen wir alle drei uns um, zu demjenigen, von dem die Antwort stammt. Nein ... warum ... Es hätte jeder sein können ... warum ausgerechnet er?! "Hallo, Neku." Beat schreckt leicht zurück und meint: "Yo, yo, yo! Du bist doch dieser Mädchenschwarm!!" "Joshua tut es auch", erwidert der Silberhaarige schlicht. Statt ihn zurückzugrüßen, schaue ich nur zur Seite, mit einer deutlichen Röte im Gesicht, denn ich muss mich, zu meinem Unglück, wieder an den Kuss erinnern. Warum? Warum taucht er auf? Verfolgt er mich? Ich hole mir, was mir gehört. Ich würde sagen, dass ist seine Form zu sagen 'Ich liebe dich'. Diese beiden Sätze bohren sich tief in mein Herz. Bitte, lass ein Wunder geschehen ... Ich will hier weg ... "Du kennst dich gut mit Musik aus", meint Rhyme mit großen, kindlichen Augen. "Sagen wir mal so", erwidert Joshua, während er eine Haarsträhne aus dem Gesicht schiebt, "ich habe gewisse Erfahrung." "Und warum bist du hier?", wage ich es doch, etwas zu sagen, traue mich aber trotzdem nicht, ihn anzuschauen. "Ich habe eigentlich nur meine Zeit totgeschlagen und dann habe ich dich gesehen und dachte mir, ich sehe mal, wie es meinem besten Freund geht." Beat schreckt wieder schreiend zurück und mit bohrendem Blick fragt er mich: "Yo, Phones! Du bist echt sein bester Freund?!" "Äh, was? Ich meine ... äh ... hm, ja ... nein ... hm ..." Na toll, ich kann keinen vernünftigen Satz mehr aus mir rausbringen ... ... ich bin in der Hölle ... Ein lautes Knurren macht die Runde und wir alle schauen auf Beat, der leicht rot angelaufen ist. "Ich glaube, da hat jemand Hunger", kichert Joshua und der Blonde schreckt schon wieder zurück. Dann lässt er seine Arme hängen, seufzt und meint: " ... sorry ..." "Es ist eh Zeit für das Mittagessen. Wir sollten auch in der Nähe vom Ramen Don sein", erwidert Rhyme lächelnd. "Hmm ... es ist lange, seit ich das letzte Mal Ramen gegessen habe. Und Ramen Don machen die besten Ramen der Stadt." Habe ich jetzt richtig gehört? Hat Joshua gerade über Essen geschwärmt? Ausgerechnet er?! "Wenn du willst", meint die kleine Blonde, "kannst du mitkommen." Huh? Was? Er soll mitkommen? Ich sehe, wie sich die violetten Augen des Silberhaarigen weiten, als wir Rhymes Angebot hören. Hat ihn das etwa überrascht? Was stimmt jetzt mit ihm nicht? Aber ... um ehrlich zu sein ... irgendwie macht diese Reaktion ihn etwas menschlicher. Und irgendwie steht es ihm besser, als seine arrogante Art und Weise ... Hm ... Dann erklärt Rhyme ihre Aussage: "Wenn du ein Freund von Neku bist, dann bist du auch ein Freund von uns allen. Außerdem finde ich, dass du nett bist." Joshua und nett? ... träum weiter ... Hm? Ich sehe Joshua etwas genauer an und jetzt ist zu den geweiteten Augen auch eine sehr, sehr, sehr leichte und kaum bemerkbare Röte im Gesicht hinzugekommen ... ... Was. Geht. Hier. Ab? "Warum nicht?", ist seine knappe Antwort. Im Inneren höre ich mich selbst verzweifelt winseln ... mein Glück ... So ist es gekommen, dass wir alle zusammen mit Joshua den Ramen Don einen Besuch abstatten. Natürlich waren Shiki, Eri und Johnny überrascht von unserem Neuzugang, aber nachdem Rhyme die Situation erklärt hat, haben sie nichts weiter gesagt. Die kleine Blonde scheint wohl die beste Menschenkenntniss von allen zu besitzen, so schnell, wie die Anderen zugestimmt haben. Nun warten wir auf unsere Bestellungen. Ohne, das jemand was mitkriegt, flüstert mir Roxana zu: "Glaubst du, du kriegst das hin? Oder sollen wir lieber nach Hause gehen?" Ich schaue sie mit geweiteten Augen an. Ihr Wissen über mich und meiner Welt überrascht mich immer wieder. "Hmm ...", murmele ich nachdenklich, "... nein, wird schon. Sie sollen sich keine Sorgen machen." "Hm, wenn du meinst." Die Rothaarige seufzt nur. In dem Moment kommt der Besitzer des Ladens, ich meine, sein Name war Ken Don, und stellt uns die bestellten Schalen mit Ramen auf den Tisch. "Guten Appetit!" "Vielen Dank!" Wir alle bedanken uns bei ihm und fangen an zu essen. ... Ich muss ehrlich sein ... so weit ich mich erinnern kann, habe ich noch nie Ramen gegessen ... Ist es wirklich so gut, wie alle sagen? Ich probiere etwas von den Nudeln ... ... ... "Und?", sieht mich Roxana gespannt und grinsend an. ... Ich find ehrlich gesagt keine Worte, außer ... "... das ist gut." Ihre Reaktion darauf ist nur ein süßes Lächeln. Und wieder schafft sie es, mir ein Lächeln zu entlocken. "Roxana ... danke." "Keine Ursache." Ja, sie kennt mich so gut, dass ich ihr nichtmal erklären muss, wofür ich mich bedanke. Ich schaue zur anderen Seite, vorbei an Shiki, Beat und Eri und sehe Joshua, wie er von allen mit Fragen bombardiert wird. Woher er kommt, ob er Geschwister hat, Alter, Hobbies ... Aber ... die Antworten schweifen an mir vorbei. Stattdessen blicke ich konzentriert auf jede kleine Bewegung und überhaupt seine ganze Gestalt. Ich seufze ... ~~ Noch rechtzeitig, damit ich nicht wieder etwas auf den Deckel kriege, entfernen Roxana und ich uns von der Gruppe. Sie fanden es zwar schade, aber dran ändern kann keiner was. Die Hälfte des Weges haben wir so weit geschafft. Diesmal würde ich rechtzeitig nach Hause kommen, bevor meine Adoptiveltern wieder was merken. "Neku?" Überrascht drehen ich und Roxana uns um. Joshua ist uns den ganzen Weg lang gefolgt. Was jetzt? Was will er jetzt von mir? Ich muss wieder an den Kuss denken. Mit rotem Gesicht versuche ich, die Erinnerung beiseite zu werfen. Will er mich jetzt vor Roxana bloßstellen? Was hat er vor? Er kommt näher. Die Rothaarige steht nur daneben und wirft mir einen besorgten Blick zu. Eine halbe Minute lang starren ich und Joshua uns nur an. Dann setzt er wieder sein typisches Lächeln auf und meint: "Du hast nette Freunde. Wirklich." Verwirrt schweige ich. Er kommt mir näher ... zu nah. Will er etwa schon wieder ... ... Doch er hält inne. Er nimmt meine Hand und legt mir etwas hinein. Mit einem leichten Kichern entfernt sich der Silberhaarige wieder. Ich und Roxana sehen nach, was er mir da gegeben hat. Es ist ein Zettel und auf dem stehen Zahlen. "Meine Handynummer. Solltest du das Bedürfnis haben, mich zu sprechen, ruf mich an", erklärt er sich. Ohne ein weiteres Wort geht Joshua wieder seines Weges. Wir beide starren ihm nur hinterher. Schweigend. Dann erhebt Roxana ihre Stimme mit den Worten: "Du, Neku ... ich denke, ich bin mir jetzt zu hunderprozent sicher, dass er dich liebt." Deprimiert sehe ich zuerst meine Nachbarin an und dann wieder die Nummer. Das wollte ich in diesem Moment nun wirklich nicht hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)