DQ8: Il Santuario in Cielo von Phantom (Das Heiligtum im Himmel) ================================================================================ Kapitel 10: Nach Neos I ----------------------- Der Stuhl, auf den sie ihn gefesselt hatten, war mit wie in einer Phalanx stehenden ehernen Dornen besetzt, die sich nach seinem Fleisch verzehrten, sobald er irgendeinen Teil seines Leibes nachlässig sinken ließ. Selbst die Schienen, welche seine Hände und Füße an das splittrige Holz des unbarmherzigen Sessels zwangen, versahen die gleichen konischen Eisenstifte. Das blaue Habit, durchwirkt von Blut und Dreck, klebte an seiner Haut; die Stola war inzwischen ausgeblichen und zerrissen. „Gesteht endlich!“ Im unruhigen Fackellicht glänzte der Schweißfilm auf dem Ambossgesicht des Templers, als würde der demnächst den Platz mit ihm tauschen müssen. Zu seiner eigenen Verwunderung grinste Marcello. Er wusste nicht, ob es sich um eine Illusion infolge von Dehydratation handelte oder ob die beiden Templer tatsächlich grenzenlos dumm waren – in jedem Fall fühlte er sich königlich unterhalten. Ambossvisage hatte ihr Stahlbreitschwert ausgepackt und ließ es ihm entgegenzucken wie ein Weib, das Mäuse mit einem Kochlöffel zu verscheuchen sucht. Der andere stand ein gutes Stück abseits in einer Position, die es ihm erlaubte, auf Anhieb die Flucht zu ergreifen, sollte er sich wider alle Gesetze von seinem Stuhl befreien und auf ihn zukommen. „Ihr seid nie in Maella gewesen, habe ich Recht? Zumindest nicht, nachdem ich dort als Hauptmann eingesetzt wurde.“ „Schweigt!“, versuchte Amboss, einschüchternd zu wirken. „Und nehmt nicht den Namen einer heiligen Stätte in Euer schmutziges Maul, Papstmörder!“ „Ich bedaure, meine Herren, doch ich muss euch darauf hinweisen, dass auch Inquisitoren eine einzige Regel zu berücksichtigen haben, und zwar die, dem Befragten nicht den Mund zu verbieten. Denn wie kann er – wenn er schweigen soll – denn gestehen, und wie könntet ihr ihm – wenn er nicht gesteht – dann nach Lust und Laune die Eingeweide ausreißen?“ „Ihr gesteht doch ohnehin nicht!“ „Wenn euch das bereits klar geworden ist, verstehe ich nicht, weswegen wir dann alle weiter unsere Zeit hier hinten vergeuden. Sofern ihr augenblicklich keinen Zweck findet, um mich länger auf diesem Stuhl sitzen zu lassen, bitte ich darum, zurück in meine Zelle geleitet zu werden. Ich habe noch Unmengen an Rissen in den Mauern zu zählen und wünsche euch, dass ihr euch irgendwo ebenfalls solch reizvollen Beschäftigungen widmen könnt.“ „Niemand verlässt seinen Platz, ehe Ihr gestanden habt!“ „Ist das eher eine Folter für mich oder für euch?“ Seine Hände und Füße zitterten; trotzdem mutete er ihnen nach und nach mehr Gewicht zu, um seinen Körper von den Stacheln zu erheben. Der Untergrund dieses finsteren Raumes sowie die Enden der Armlehnen stellten die einzigen für ihn erreichbaren Orte dar, an denen keine vorhanden waren. Er wusste nicht, wie er hier herauskommen sollte. Gestehen war keine Option. Die Liste seiner angeblichen Verfehlungen war lang: Einkerkerung hoher Geistlicher, Geheimhaltung seiner niederen Herkunft, Simonie und illegitime Bekleidung der Ämter eines Abtes, des Meisters der päpstlichen Wache, eines Hohepriesters sowie des Obersten Hohepriesters; Schmieden von Intrigen, Ermordung von Zivilisten; Bestechung, Verführung und Sodomie; Verrat, Göttinnenlästerung, Ketzerei und die Erweckung des Fürsten der Finsternis unter Verwendung eines schwarzmagischen Zepters. Anstiftung der geflügelten Bestie zum Attentat, Ermordung des Obersten Hohepriesters sowie des Abtes von Maella, Francisco. Lächerlich. „Ihr lacht?!“ „Ja! Es will mir einfach nicht gelingen, mich zu disziplinieren. Euch würde es auch nicht, würdet ihr sehen, was ich sehe.“ Das Gesicht von Amboss lief scharlachrot an, und er wartete nur darauf, dass ihm jeden Augenblick mit einem schrillen Pfiff Dampf aus den Ohren entweichen würde. „Wir werden Euch zum Weinen bringen!“ So anstrengend und so wenig lustig hatte er sich die peinliche Befragung gewiss nicht vorgestellt, da er den gescheiterten Obersten Hohepriester noch auf Neos verhaftet hatte. Peinlich war die Befragung jetzt lediglich für ihn selbst, und ihm entging weder der wachsende Hass in Amboss’ Augen noch die Kontraproduktivität seiner dafür verantwortlichen Sticheleien. Jedem Templer – und mochte er noch so einfältig sein – ging nichts über seinen Stolz. Eine erbärmliche Pein führte Marcello seine aussichtslose Lage wieder vor Augen, als der Templer ihn hemmungslos in die Stacheln des Stuhles presste. Marias Blut aromatisierte nicht länger seinen Rückenwind. Er hatte die Stadt der Steinmetzen Arcadia hinter sich gelassen und wanderte weiter in südliche Gefilde. Die Monster auf dem argonischen Kontinent waren reich an der Zahl und aggressiv, machten ihm fast so sehr zu schaffen wie sein stetig Schmerzsignale sendendes Bein. Die Nahrungsauftreibung gestaltete sich inzwischen problematisch. Er hatte dazu übergehen müssen, die seltenen Reisenden zu bestehlen, welche seinen Weg nichtsahnend kreuzten, allerdings war er penibel darauf bedacht, ihren Proviant akkurat so zu teilen, dass er ihnen niemals mehr als die Hälfte entwendete. Es war nicht die Zeit, um bescheiden und ehrlich zu sein, denn wenn er bescheiden und ehrlich gewesen wäre, dann jetzt nicht mehr am Leben, wiewohl die Diebstähle selbst nicht ungefährlich waren: Als er in das Lager eines offensichtlich wohlhabenden Herrn vorgedrungen war, der einen eigenartigen Kessel mit sich geführt hatte, hätte er diesen beinahe seines Todes bezichtigen können. Er hatte bloß herausfinden wollen, was die Bediensteten gerade zubereiteten, mit dem Silberflorett auf den Grund gestochert, um die Konsistenz der Zutaten zu erfassen, da hatte der Pott seine Waffe förmlich verschlungen! Er bebte und gab schmatzende Geräusche von sich, und einen Lidschlag später spuckte er das Schwert mit einem "Pling!" wieder aus, welches eine lavendelähnliche Farbe angenommen hatte. Vom Alchemiekessel hatte er schon einmal irgendwo gelesen, doch dass Suppe und Fleisch sein Florett umzuwandeln vermochten, war ausgeschlossen. Infolgedessen hatte er die Speise gemieden und sich schleunig versteckt, denn der lautstarke Tanz des Kessels war nicht unbemerkt geblieben: Aus seinem Zelt stampfte mit sich flammend reibenden Handflächen der Herr. „Wie lange dauert’s denn noch?“ Er stemmte eine Leiter gegen den goldenen Behälter, denn er war von außerordentlich mickriger Statur, und kraxelte sie hinauf, um einen Blick auf die brodelnde Mahlzeit zu erhaschen. „Nanu? Das ist ja nur noch Brühe! Kööööcheeee!“ Aus zwei kleineren Zelten steppten zwei lange Figuren in Schürzen heran. „Ja, Boss?“ „Wo bitte sind denn die Fledermausflügel hin? Und was ist mit dem Teufelsschwanz? Habt ihr etwa den Teufelsschwanz vergessen?“ Da meinte Marcello, sie durchschaut zu haben. „Aber nein, Boss!“, riefen die Domestiken synchron. „Wir haben ihn bestimmt nicht vergessen; wie kommst du darauf?“ „Nuuuuuun – lasst es mich so ausdrücken: Er ist nicht hier drin!“ „Das kann nicht sein!“, verteidigten die zwei ihren Verstand, den sie sich wohl teilten. „Wir haben ihn ganz bestimmt dort hineingetan, das kannst du uns glauben!“ „Aber wo ist er denn? Macht er einen Spaziergang oder was?“ Als die beiden daraufhin tatsächlich nach einem herumspazierenden Teufelsschwanz suchten und diesen auch noch beim Namen riefen, war für Marcello die Angelegenheit klar: Es handelte sich um Menschengestalt angenommene Monster! Als einer der Köche ihn entdeckte, vermochte er ihm das Heilige Silberflorett gewissenlos in den Rumpf zu rammen, und just hatte er eine Zauberpuppe am Spieß. Jetzt enttarnte sich auch der Herr als Pseudo Macho. „Du warscht esch alscho, der meine leck’ren Fledermauschflügelschen und den köschtlischen Teufelschschwansch verschpeischt hat! Na warte – dann werd’ isch eben DISCH freschen!“ Es wirkte einen Energieschub auf sich. Marcello wollte es bremsen, doch die zweite Zauberpuppe warf sich auf ihn und rang ihre gelenkigen Glieder fest um seine Arme! Schon preschte das Pseudo Macho auf ihn zu, seinen Säbel ziehend. Er sammelte sich, sprengte die Umklammerung und schleuderte ihm seinen Untertanen entgegen, der das würdelose Los seines Bruders teilte, an einer Klinge zu enden gleich einem hölzernen Marshmallow. Dadurch jedoch ließ sich der gelbe Klops nicht stoppen – ihre Klingen trafen mit grellen Klängen aufeinander, sie tauschten unerbittliche Hiebe und Schläge aus. Der Körperkraft des Monsters war ein Mensch nicht gewachsen; auf der anderen Seite war Marcello deutlich wendiger als das Wesen, was es ihm schließlich ermöglichte, unter einem Angriff hinwegzutauchen und ihm die tödliche Schärfe in den Bauch zu stoßen. Das reichlich vorhandene Fett fing sie allerdings ab wie ein Königsschleim, sodass sie lediglich die Haut zu verwunden imstande war, ehe sich ihr Führer zurückziehen musste, um einem Faustschlag zu entgehen. Dann ergab sich etwas Merkwürdiges: Das Pseudo Macho schlug weiter um sich, ungeachtet ihrer Distanz zueinander, in die Luft! Es drehte sich, wusste nichts mit sich anzufangen, zog sich mit seiner Tatze selbst eins über und gestaltete es ihm spielend leicht, es auszuschalten. Nachdem sich seine Partikel verstreut hatten, hob Marcello das violette Florett vor sein Antlitz und inspizierte es interessiert. Ein Chaosflorett also! Sobald die Monster nicht mehr waren, hatte sich auch ihre Habe zurückverwandelt: Aus den Zelten waren Gerüste dicht beblätterter Äste geworden, und wo der wertvolle Alchemiekessel gestanden hatte, war bloß ein schlichter Stein geblieben. Der Zwischenfall hatte seinen Hunger nicht gestillt, welcher sich allmählich der Grenze von "unangenehm" zu "alarmierend" näherte: Als er den Verband um seinen rechten Arm erneuern wollte, kippte die Umgebung, sein Kopf pulsierte, ihm wurde heiß. Schwankend fand er einen Stein, auf den er sich stützen konnte, während die Schmerzwelle ihn überwältigte. Unter seinen flachen Händen begann das stabile Material zu rauchen. Er schien die Kontrolle über seine Magie einzubüßen. Zugegeben: Seine Hand würde er nicht dafür ins Feuer strecken, dass diese Beschwerden auf Nahrungsmangel zurückzuführen waren. Es widerfuhr ihm nicht zum ersten Mal, seit er sich aufgemacht hatte. Die Symptome waren nicht dergestalt intensiv gewesen, aber er hatte sie wahrgenommen und war kurz stehen geblieben. Durchatmend nahm er zur Kenntnis, dass die Schmerzen nachließen. Wenigstens blieben ihm die Monster fern, als er seine Reise fortsetzte. Hinter einer Hängebrücke, welche über einen im Mondschein silbern schimmernden See führte, erschien ein tanzendes Licht in der tiefblauen Dunkelheit, das eine Rauchröhre in den Himmel blies. Dort, wo das Ufer niedrig war, hockte ein einsamer, dicker Kerl, der kein bisschen gefährlich aussah, vor einem Zelt an einem Lagerfeuer und briet frappierend viele Fische. Der Schluss lag nahe, dass es sich wieder um einen monströsen Meister der Maskierung handelte, doch – monströs oder menschlich – der penetrante Geruch ließ seinen Magen konzertieren! Dem Wanst dieses Mannes würde es mitnichten schaden, einen Fisch abzudrücken! Nicht mehr ganz so geduldig wartete Marcello, bis der Dicke sich endlich aufstemmte und an das Ufer marschierte, um sich zu strecken, schnurrend wie ein Kater. Er pirschte an das Feuer. Der Typ verstand es, Mahlzeiten zuzubereiten: Allein beim Anblick der über der züngelnden Flamme brutzelnden Lebensretter knurrte sein Magen erneut, wie er es gar nicht von ihm kannte, und zwar so heftig, dass er damit rechnete, der Dicke hätte es mitgekriegt, bis er sich vorsichtshalber nach ihm umschaute und die große, düster dreinblickende Säbelzahnkatze direkt hinter sich entdeckte. Sie knurrte abermals grave und ging dann crescendo in ein Fauchen über – con fuoco! „Was verärgert dich, Schleife?“ Aus dem Zelt tapste ein sich die Augen reibender Mann. Marcello erkannte ihn: Es war Meister Felix, der einzige Mensch, der über das Wissen und Charisma verfügte, Säbelzahnkatzen zu zähmen. „Huch! Wen haben wir denn da?“ "Schleife" schlenderte an ihm vorbei zu seinem Herrn und ließ sich durch die rote Mähne kraulen. „Habt Euch wohl verirrt? Kommt, setzt Euch ans Feuer.“ Sein dicker Diener kehrte zurück. Die Anwesenheit des Fremden scheinbar gar nicht zur Notiz nehmend, schmunzelte er seinen Vorgesetzten an. „Tom! Ist das Essen fertig? Wir haben einen kleinen Gast hier, der bestimmt hungrig ist. Bitte tu ihm doch einen Fisch auf.“ Tom tat, wie ihm befohlen – abseits jedes Misstrauens, jeder Irritation. „Meister Felix. Ich habe versucht, Euch Eurer Mahlzeit zu berauben, und als Konsequenz wollt Ihr mich nun allen Ernstes an ihr teilhaben lassen?“ „Ich habe noch nie ein streunendes Kätzchen meines Hofes verwiesen, wie schmutzig es auch war.“ Marcello war erschrocken, dass sich nichts in ihm sträubte, den Fisch anzunehmen. Sie teilten sich den Platz um das Feuer mit sieben Haus- und sechs Säbelzahnkatzen. Nach wenigen Bissen spürte er die permanente Anspannung deutlich in seinem Kiefer, doch jedes der Tiere begrenzte den Appetit auf seinen eigenen Napf, ohne dem Nachbarn Fisch oder Kopf zu entreißen. Tom räusperte sich. „Meister Felix! Ihr habt mir immer noch nicht verrrrraten, warum wir in den Norden reisen!“ „Ja. Wird wohl Zeit, dass ich es dir sage. Weißt du? Ich befürchte, dass dich die Wahrheit traurig stimmen wird, aber es wäre falsch von mir, sie weiter vor dir geheimzuhalten, was? Vorausgesetzt, du willst sie wirklich wissen.“ Er versicherte es ihm. „Nun gut. Der Argon-Orden – du erinnerst dich sicher an seine schillernd gekleideten Ritter – hat unser schönes Château beschlagnahmt.“ „Ähe-he-hem! Etwa die, die alle Frrrragen falsch beantwortet haben?“ „Genau die.“ Meister Felix’ Gesicht legte sich in fast schwarzschattige Falten. „Es tut mir Leid, Tom, aber wir werden eine ganze Weile nicht nach Hause zurückkehren können.“ Die Nachricht traf den jungen Mann tief – seine offene Gestik und Mimik machten es unnötig, ihn näher kennen zu müssen, um ihm dies ablesen zu können. Er senkte seinen Milchbecher. „Es tut mir wirklich Leid, Tom. Ich habe sie wohl unterschätzt, wie? Das sind gefährliche Katzen, die vorne lecken, hinten kratzen. Hätte ich bloß auf dich gehört.“ „Ist nicht so schlimm.“ Überraschung erhellte das Gesicht des Katzenvaters. „Es ist in Ordnung, Meister Felix“, schnurrte Tom, der sein Schmunzeln wiederfand. „Mein Zuhause ist dort, wo Ihr und wo die Katzen sind. Das Château kann doch stehen bleiben, wo es ist. Wenn es sein muss, kehren wir eben nie mehrrrr zurück. Lassen wir den alten Berg und unsere Abgeschiedenheit hinter uns. Ich komme mit Euch, wohin Ihr auch geht.“ „Oh, Tom… Wann… wann bist du bloß so reif geworden?“ Dieser Domestik war wahrlich treu, das empfand selbst Marcello. Man kann sich als reich beschenkt erachten, mit so jemandem an der Seite. Im weiteren Verlauf des späten Abendessens befragte er Meister Felix über jenen Orden, den er erwähnt hatte. „Vorsicht, mein Freund: Neugier tötet die Katze!“ Dennoch erklärte er sich bereit, ihm zu berichten, wie binnen der vergangenen zwei Monate nach der gescheiterten Initiation des Obersten Hohepriesters Marcello ein Orden förmlich aus dem Erdreich gesprossen war. „Viele Menschen scheinen diese Ritter zu bewundern, aber ich bewahre mir meine Skepsis! Geradewegs ausgetrickst haben sie mich, was das Château angeht! Aber vielleicht ärgere ich mich nur über meinen eigenen Leichtsinn und sehe Hunde, wo keine sind. Schließlich unterstützt König Clavius den Orden, und König Clavius ist ein gescheiter und wohlwollender Herrscher.“ Hoch angesehene Männer an der Spitze der Welt, und das innerhalb von zwei Monaten? Marcellos Brust verengte sich. War das Neid? „Dann haben sie sich vermutlich in Argonia niedergelassen, ist es so?“ „ÄHEM! Ihr wollt dorrrthin?“, fragte Tom. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass es falsch ist, Euch nicht davon abzuhalten. Andererseits seht Ihr aus wie jemand, der genau weiß, was er tut, und auch entschlossen genug ist, seine Vorhaben umzusetzen, selbst wenn der Preis dafür enorm ist, was?“ Der eng besetzte Spieß über dem Feuer wurde leer, und mit dem vollen Magen kam so etwas wie… Anteilnahme. „Ich kann Euch für die Nacht eine Unterkunft bieten“, lud Meister Felix ihn ein, auf das Zelt weisend. Er verneigte sich. „Danke, nein. Ich habe eine weite Strecke vor mir und bin umso seliger, je rascher ich sie hinter mir lassen kann. Überdies… habe ich Eure Gastfreundschaft bereits überbeansprucht.“ „Wie Ihr meint. Aber um etwas Warmes zum Überziehen werdet Ihr nicht herumkommen. Tom? Sieh doch mal nach, was wir dahaben.“ Der Angesprochene verschwand im Lager, wühlte wahrscheinlich eine Weile und steckte erst sein Haupt wieder hinaus, dann ein schimmerndes Kleid. Und Meister Felix schien es ihm ernsthaft offerieren zu wollen: „Interessiert?“ „Ä-ähm… Bitte nicht. Es ist nicht so kühl, als dass ich das unbedingt nötig haben würde.“ Tom zeigte einen ziemlich freizügigen Tänzerpanzer. „Interessiert?“ „Eure… Eure Güte in allen Ehren, doch das kann… das kann ich unmöglich annehmen!“ Schließlich fand Tom eine dunkle Robe, die erstaunlich akzeptabel war. Marcello legte sie sich um die Schultern. Dann war es Zeit, sich zu verabschieden. „Ich bitte um Verzeihung, dass ich mich im Augenblick nicht erkenntlich zeigen kann, Meister Felix.“ „Das macht nichts. Hätte ich eine Gegenleistung erwartet, so hätte ich Euch das rechtzeitig mitgeteilt. Unternehmt nur nichts, was Ihr später bereut, verstanden? Ihr tut den Personen, die Euch gern haben, keinen Gefallen, wenn Ihr den Eigenbrötler gebt.“ Er fragte sich, ob er diese Worte genauso an ihn gerichtet hätte, wenn ihm bewusst gewesen wäre, wen er vor sich hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)