Es war einmal... von _Natsumi_Ann_ (a next generation story.) ================================================================================ Prolog: Der Fluch. ------------------ Jedes Märchen ist anders, und dennoch haben sie alle eins gemeinsam. Das Happy End. Doch stell dir vor, die gute Fee könnte nicht mehr richtig zaubern, Aschenputtel hätte nicht in den gläsernen Schuh gepasst, Schneeweißen und Rosenrot hätten niemals die verwunschenen Königssöhne im Wald gefunden und bei sich aufgenommen, Das letzte Einhorn wäre wirklich das Letze seiner Art geblieben, und das sogar verflucht in menschlicher Gestalt, Rotkäppchen hätte niemals den Weg zu ihrer Großmutter gefunden, Rumpelstilzchen hätte das Erstgeborene bekommen und behalten, Der Froschkönig hätte niemals jemanden gefunden, der ihn küsst, Der Jäger hätte den bösen Wolf überleben lassen, Der Dschini hätte niemals einen Meister gefunden, der ihn frei gewünscht hätte, Belle wäre niemals zu dem Schloss zurückgekehrt, um sich in das Biest zu verlieben und ihn von dem Fluch zu befreien, Pinocchio wäre ohne seinen Vater aufgewachsen und hätte niemals gelernt ein anständiger Junge zu werden, Robin Hood hätte niemals den Sherwood Forest verlassen, um Nottingham zu befreien, Peter Pan wäre erwachsen geworden und könnte niemals mehr nach Nimmerland zurückkehren, Prinz Charming hätte Schneewittchen durch einen Kuss nicht vom Gift des Apfels vor dem Tod bewahren können, … Die böse Königin hätte gewonnen. Das Happy End wurde aus dem Märchenbuch gestrichen. Und dennoch… warum weinte die Königin dann jede Nacht? Die Welt in der jede Figur ein Recht darauf hatte ihr Glück zu finden war verschwunden. Ein Nebel aus dichten Wolken hatte sich um das Schloss gelegt. Die Königin weinte immer noch bitterlich. Sie war die Siegerin, die Herrscherin über alles, aber sie fühlte kein Glück. Ihr Herz war leer, noch leerer als je zuvor und das Land und all ihre Mitbewohner würden dies spüren. Gäbe es einen Zauber alles zu vernichten, so würde sie ihn heute anwenden und alles mit sich zu nehmen, was ein Herz besaß. Doch jede Magie hatte ihren Preis, auch jene die sie angewandt hatte, um ihr Volk zu verfluchen. Jeder einzelne von Ihnen wurde von einem Fluch heimgesucht, der Ihnen das Leben zur Hölle machte. Kein Happy End, für niemanden. Wenn nicht für sie, dann auch für niemanden… Es war gerecht. Dachte sie zumindest. In ihrer Mischung aus Hass und Trauer hatte sie jedoch eins vergessen lassen. Jeder Fluch konnte auch gebrochen werden., man musste nur wissen wie. Auch wenn es einige Märchenfiguren nicht mehr gab, und Schneeweißen und Rosenrot selbst zu Rabe und Bär wurden, Aschenputtel immer noch als Dienstmagd das Haus ihrer Stiefmutter säuberte, das letzte Einhorn wunde Füße von ihrer langen Reise bekam, Rumpelstilzchen kläglich versuchte den gestohlenen Sohn aufzuziehen, der Froschkönig sich niemals aus seinem Schloss wagte, um ein Mädchen zu finden, das ihn erlöste, das Biest nur zu der Schönheit zurück fand, während das ganze Land noch schlief, Pinocchio langsam wieder zu seinen alten Wurzeln zurückkehrte, weil er einfach nicht wusste, was Benehmen war, der Dschini jegliche Begierden unzähliger Leute stillte, um dann wieder mit samt Lampe in den Fluss geworfen zu werden, Robin Hood nicht Lady Marian heiratet und ein Denkmal in Nottingham bekam, Peter Pan keine Kinder mehr nach Nimmerland entführte und dabei fast verrückt wurde, Jäger und Wolf sich die Hand reichten, weil jeder glaubte Rotkäppchen wäre Schuld an Tod unschuldiger Bauern und Kinder… Ja trotz alledem, … es gab noch Hoffnung. Denn die Geschichte musste sich einfach neu entwickeln. So würde sich am Ende das Weinen der Königin in ein Lächeln verwandeln. Vielleicht. Wenn man ganz fest daran glaubte. tbc ... Kapitel 1: Die ersten Ereignisse... ----------------------------------- “Die Liebe ist das einzige Märchen, das mit keinem 'es war einmal' beginnt - aber schließt.“, so war es zumindest in der Realität, und genau diese hatte nun auch die Märchenwelt eingeholt. ~*~ “Das Meer ist salzig wie eine Träne, die Träne ist salzig, wie das Meer. Das Meer und die Träne sind durch die Einsamkeit verwandt. Das Meer hat sie schon, die Träne sucht sie.“ Zum ersten Mal in ihrem Leben war das Meer ihr Feind. Händeringend versuchte sie sich über Wasser zu halten, japste kläglich nach Luft, da ihre Kiemen nun nicht mehr existierten. Der untere Teil ihres Körpers war taub, denn sie hatten ihn hatte ihn noch nie benutzt. Die kräftige Schwanzflosse, die einst unter ihren Becken zum Antrieb geschlagen hatte, hatte sich in zwei lange glatte Beine verwandelt. Doch ihren Nutzen kannte sie nicht. Auch ihre Lungen konnten sich nur schwer an die neue Atmosphäre gewöhnen. Aber war ihr Traum einmal ein Mensch zu sein schon ausgeträumt, bevor er überhaupt begonnen hatte? Jeder Handel hatte seinen Preis, das wusste sie. Jedoch war der Tod ein eher Unvorteilhafter für die Meerhexe gewesen, also konnte dies nicht ihr Ende sein. Dieses Ungeheuer der Tiefe musste irgendeinen Nutzen daraus ziehen, denn immerhin wusste die kleine Meerjungfrau, dass etwas Böses in diesem Zauber lag. Und das Böse vollzog niemals etwas Gutes aus Eigennutz. Doch niemals hatte sie sich so schwach gefühlt. Der menschliche Körper, den sie nun besaß, war dem mächtigen Strudel und der kräftigen Strömung nicht gewachsen. Immer wieder kam Wasser in ihre Lungen, was sie heftig husten ließ. Fühlte sich so sterben an? Das Wasser schnürte ihre Kehle erneut zu, sie würde nicht ans Ufer gelangen… Wieder wurde ihr Körper unter Wasser gerissen. Ihre Augen schmerzten, sie hatte vergessen, dass ein Mensch auch nicht dazu gebaut war unter Wasser zu sehen oder gar seinen sechsten Sinn zu nutzen. Verzweifelt rief sie um Hilfe, doch ihre Stimme erstickte im Sog des Ozeans. Ein schmerzendes Stechen durchzog ihren Kopf, Druck belastete ihre Ohren und je tiefer sie sank, umso mehr erlosch die Hoffnung jemals ihren Traum zu leben. Schwärze umhüllte sie. Sie verlor das Bewusstsein. “Ein Held ist nicht mutiger als ein gewöhnlich Sterblicher – aber er ist es fünf Minuten länger.“ Mit ihrem Bewusstsein kehrte auch das Gefühl in ihren Armen und Händen wieder. Es kribbelte. Heftig schnappte sie nach Luft. Sie spürte einen leichten Windzug, der ihre Wangen streifte. Er war kalt, jedoch fühlte sich der Rest ihres Körpers so wohltuend warm an. Was war hier passiert? Ihre Augenlieder waren noch zu schwach als das sie sie hätte öffnen können. Aber auf irgendeine Weise bewegte sie sich fort. Sie spürte Hände, die ihren Körper umschlossen hatten, man trug sie. Doch wer trug sie und wohin? Sie wusste es nicht, noch nicht. Noch einmal versuchte sie ihre Augen zu offenen, doch es gelang nicht. „Du bist noch zu schwach, also schlaf“, drang eine dunkle und etwas brummige Stimme an ihr Ohr. Sie war männlich, eindeutig. Normalerweise hätte sie Angst bekommen, doch das Vertrauen in die Menschen und ihre Müdigkeit schoben jeglichen abwegigen Gedanken beiseite. Er hatte Recht, sie musste sich ausruhen, denn obgleich was nun mit ihr passiert, zurzeit konnte sie sich gegen nichts und niemanden wehren. Auch wenn sie nicht wirklich schlief den Weg über, so döste sie immer mal für einige Minuten weg. Nach einiger Zeit schafften es ihre Lieder sich ein Stück weit zu öffnen, alles schien verschwommen. Sonnenstrahlen kitzelten ihre Nasenspitze. Je öfter sie ihre Augen öffnete desto mehr konnte sie erkennen, dennoch war sie noch völlig benommen. Ein kurzer Blick nach oben zu der Gestalt, die in einen schwarzen Umhang gehüllt war. Sie versuchte zu ihr zu sprechen, doch es kamen noch klägliche, leise Laute aus ihrem Mund. Doch dann sah er sie an, zwei seltsam farbige Augen, beide von anderer Farbe, so wie sie zunächst wahrnehmen konnte und unzählige Narben und Falten, die sein Gesicht gekennzeichnet hatten. Doch sie erschrak nicht, was den Mann scheinbar kurz verwirrte. Doch schnell hatte er sich wieder gefasst und blickte nach vorne, auf den Weg, von dem sie nicht wusste, wohin er führte. Während die junge Frau ihren Kopf tiefer in seine Brust vergrub, seufzte ihr ‚Retter‘ vor sich hin. Eigentlich hatte er diesen Vorfall nicht geplant, und es führte ihn nicht zu seinem erhofften Ziel, aber vielleicht konnte er noch seine Vorteile daraus ziehen. Vor allem hatte er so viel Macht mittlerweile, dass er sie und all das hier zur Not zwingend zu seinen Gunsten umstimmen könnte. Aber vermutlich wusste sie nicht einmal wer er war. Die Meermenschen waren ja schon immer eigensinnige Wesen gewesen, die sich unbedingt aus den menschlichen Angelegenheiten raushalten wollten. Sie lebten in ihrer eigenen kleinen Unterwasserwelt, abgeschieden vom Rest der Welt. Doch dafür wusste er besser Bescheid über sie als sie vielleicht vermutete. Ihr Name war Alice, und sie war die Tochter von Triton, dem Herrscher der sieben Weltmeere. Er war mächtig, wenn nicht einer der Mächtigsten in diesem Land, doch für seine Tochter würde er sich sicher auf einen Handel einlassen. Er hatte ihn bereits einmal getroffen, damals in seinem alten Leben, als er noch der arme Bauerjunge namens Ted Lupin war, Sohn einer einfachen Magd und eines arbeitslosen kranken Schmiedes. Doch das würde er nie wieder sein. Die Geschichte hatte sich neu geschrieben, auch wenn jede Narbe und Falte in seinem Gesicht ihn an die Schattenseiten der Macht erinnerten, so nahm er all dies in Kauf, um sein altes Leben irgendwann völlig vergessen zu können. Jene, die ihn oder seine Familie gepeinigt hatten, würden bezahlen, jeder einzelne von ihnen. ~*~ “Nicht in der Ferne verliere dich. Den Augenblick ergreife. Der ist dein.“ Der alte Wirt sah sichtlich genau, so wie jede Nacht, in die Runde seiner Gäste. Seine Kneipe inklusive Gaststätte war einer der wenigstens die auch nachts geöffnet hatte, was mehr Profit einbrachte. Doch das Volk, was sich nachts hier versammelte war nicht immer das Beste. Doch er akzeptierte jeden von ihnen, ob Flüchtling oder Geächteten, solange keiner von ihnen aus den Reihen tanzte. Denn ihre Geschäfte oder Konflikte konnten sie woanders austragen, dies war nur die Zuflucht für all jene die etwas Ruhe vor der Welt da draußen suchten. Auch wenn ihm keine Unauffälligkeiten in den letzten Tagen aufgefallen waren, so war ihm dennoch etwas anders aufgefallen. Die junge Frau am Tresen, deren Blick er noch nicht genau definieren konnte, doch von Tag zu Tag schien er etwas mehr aus ihr zu lesen zu können. Ihr Haar war in einem auffälligen hellen Blond, ebenso wie ihre himmelblauen Augen, die durch die Ferne starrten. Zumindest hatte er zunächst gedacht, dass sie in ihre gedankliche Ferne starrte. Doch sie starrte etwas anders an. Ihn, seinen jüngsten Kellner, der meist seinen ganzen Tag hier verbrachte, wenn er nicht ein paar Stunden schlief. Er war ein hübscher Jüngling, keine Frage und dennoch war er auf eine Art und Weise seltsam und er wusste genau woran das lag. Die junge Dame an konnte einem beachtlich leidtun, wenn sie nur wüsste, was er wüsste. Aberforth Dumbledore, so wie man ihn hier nannte, holte ein kleines Schnapsglas hervor und goss etwas alten Whiskey hinein, dann schob er ihn der Blondine entgegen. „Trinken Sie, das hilft gegen Liebeskummer.“ Sichtlich überrascht sah die junge Frau ihn an. „Liebeskummer?“ erwiderte sie knapp, griff aber nach dem Glas. Der alte Mann lächelte matt. „Mittlerweile habe ich eine ziemlich gute Menschenkenntnis, aber Sie machen es mir wirklich schwer. Doch so kann eigentlich nur ein Mädchen aussehen, das verliebt ist oder das dabei ist sich zu verlieben.“ Sie antworte nicht, nahm einen kräftigen Schluck aus dem Glas und verzog dabei das Gesicht. „Sie trinken wohl nicht besonders häufig.“ „Zumindest nicht so etwas Starkes“, antworte die Blondine sacht und seufzte, dann wanderte ihr Blick wieder zu dem jungen Mann, der konzentriert jeden Tisch bediente und Getränke austeilte. „Lysander Scamander“, gab der Ältere einfach von sich. „Mh?“ „So ist sein Name.“ Die Blonde schien sich nicht wirklich für seinen Namen zu interessieren, doch dann erkannte er etwas anders in ihrem Gesichtszug. Sorge. „Aber damals nannte man ihn noch anders. Sie haben sicher von ihm gehört. Keiner glaubt hier an diese Gerüchte, keiner, außer mir. Aber vielleicht bin ich auch nur ein armer, alter, verrückter Mann“, er lachte leicht. Sie sah ihn milde an, aber er spürte wie die junge Frau all die Informationen in sich hinein saugte und dabei versuchte keine Regung zu zeigen. „Vielleicht glauben Sie ja auch daran und vermissen Ihre Kindheit. Das würde erklären, warum Sie ihn Nacht für Nacht beobachten. Aber er kann Ihnen nicht mehr geben, was Sie wollen.“ Nun legte die Frau den Kopf leicht schief und schüttelte danach ihren Kopf: „ Ich weiß nicht, wovon sie reden.“ „Sie wollen nicht für immer jung bleiben? Vielleicht sind Sie auch schon zu alt, aber ich wette Sie haben sich als Kind auch immer gewünscht von Peter Pan ins Nimmerland entführt zu werden.“ Sie reagierte wieder nicht sonderlich… hatte sie wirklich keine Ahnung von alle dem? „Wie ist ihr Name, Ma’am?“, versuchte er es erneut. „Ich habe schon lange meinen eigentlichen Namen verloren. Aber sie können mich Holly nennen“, dann überlegte sie kurz, „Nein, lieber Molly.“ „Freut mich, Molly. Doch wenn ich ihnen einen Rat geben kann, versuchen Sie nicht schon aus der Ferne dahin zu schmelzen oder was auch immer sie für diesen jungen Mann empfinden, er wird es nicht verstehen. Sie wissen doch Peter Pan ist innerlich ein ewiges Kind.“ Wieder schwieg sie für ein paar Minuten, bis sie erneut einen Schluck aus dem Glas nahm. „Wissen Sie ob er eine größere Narbe auf dem Rücken hat?“ Nun war es Aberforth, der überrascht dreinsah: „Ja hat er, aber woher wissen Sie davon?“ „Nur so ein Gefühl.“ „Er hat nicht viel darüber erzählt, allgemein jammert er nicht rum, wobei sich das wirklich mal jemand ansehen sollte. Die Krallen eines Bären sollte man halt nicht unterschätzen.“ Just zuckte die junge Frau zusammen und biss ich auf die Unterlippe. Und wieder konnte er etwas in ihren Augen erkennen. Reue. ~*~ “Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen.“ Die Fenster und Türen des Hauses waren eigentlich schon längst fest verschlossen. Ein heftiger Sturm war aufgezogen, er stieß mit energischem Widerstand gegen die alten Holzbretter. Die Räume schienen noch stabil zu sein, doch von Mal zu Mal knarrte es mehr und leichte Steinbrocken fielen von der Decke. Fast gespenstisch. Einst gehörte dieses Haus einem reichen Landesherrn, doch dieser verstarb vor unzähligen Jahren. Vererbt hatte er es dem Rest seiner Familie, indem Falle seiner zweiten Frau, deren Töchtern und seinem leiblichen Kind. Doch letzteres wurde verschwiegen. Denn einem kleinen Mädchen konnte man viel erzählen, wenn es um seinen Vater trauerte. So endete sie als das, was ihre Stiefmutter noch für sie übrig hatte. Mit einem Besen und Staubfeger als Dienstmädchen ihres Hauses. Lange hatte man ihr Glauben machen können, dass das hier normal war, aber sie wurde älter, und langsam begriff sie, was es hieß unglücklich zu sein. Ihren bürgerlichen Namen hatte sie bereits über die Jahre hin vergessen müssen. Auf einem ihrer Bilder, die sie als Kind für ihren Vater gemalt hatte, stand einst der Name Cinderella, doch sie hörte nur noch auf den Namen, denen ihre zwei Stiefschwestern ihr geben hatten. Dominique, Domi, Dome, Mädchen für alles. Mädchen ohne Titel. Ohne Ehre. Und auch heute war wieder einer dieser Tage, an denen sie es tief in ihrer Seele spürte. Weil sie vergessen hatte das Zimmer ihrer Schwestern aufzuräumen, hatte man sie ausgesperrt für diese Nacht. Der einzige Ort, der ihr noch etwas Wärme schenkte, war der Stall, in dem die Pferde und Hühner hausten. Doch die Tiere waren das einzige, was sie noch hatte. Sie waren besser zu ihr als jegliche Leute, die sich Familie nannten. Dominique hatte sich tief in einen Haufen Heu vergraben. Ihr war kalt und ihre Gedanken waren leer. Sie vermisste ihren Vater. Auch wenn sie kaum noch eine Erinnerung an ihn hatte, so wusste sie noch wie es sich einst angefühlte hatte, als sie jemand in den Arm genommen hatte. Ihr Herz hatte so lange nach diesem Gefühl gesucht, es doch nie gefunden. Der Donner draußen ließ sie immer wieder zusammenzucken. Vom Stall aus war er noch viel lauter wahrzunehmen wie aus dem Haus aus. Dabei brauchte sie den Schlaf, denn ihre Arbeitszeit begann noch bevor der erste Hahn im Hof krähen würde. Ein Knarren. Ihr Herzschlag setze kurz aus. In der Nacht hörte man meist merkwürdige Geräusche, doch eigentlich hatte sie geglaubt alle zu kennen. Dieses hier war neu. Aufmerksam horchte sie und versuchte zu erkennen, woher es kam. Es wurde deutlicher, hektischer und unregelmäßiger… Die Blonde erhob sich leicht und versuchte durch die Dunkelheit etwas zu erkennen, doch außer Schwärze wurde ihr nichts sichtbar. Und dann vernahm sie wieder etwas, ein Knurren, nein, ein Winseln. Oder etwas dazwischen vielleicht. Hunde gab es hier auf dem Landsitz nicht. Sie erhob sich noch ein Stück weiter, kam langsam zum Stehen und ging ein paar Schritte vorwärts. Es war definitiv ein Tier und es krachte gerade gegen die Stallwände, heulte kurz auf, jedoch klang es eher gequält als furchteinflößend. Die Blondine wagte sich noch weiter vor und tastete sich mit ihrer Hand am Gitter entlang. Und dann sah sie es plötzlich. Blutrote Augen. Rasch versteifte sich ihr ganzer Körper. Auch wenn sie nur die Umrisse der Kreatur sehen konnte, so war das Glühen in seinen Augen und die weißen scharfen Zähne, die selbst in finsterster Nacht noch funkelten, so angsteinflößend, dass sie kaum wagte zu atmen. Als das Wesen sie entdeckte fletschte es die Zähne, wollte auf sie zu rennen, sie attackieren, doch dessen Beine versagten und es sackte in sich zusammen. Blut floss über die trockene Erde, bis zu ihren Füßen. „Du bist verletzt“, wisperte das Dienstmädchen und in diesen Moment siegte ihr Mitgefühl über ihre Angst. Sie lief ein paar Schritte auf die Kreatur zu, wieder wollte diese nach ihr beißen und schnappen, doch die Wunden an seinem Körper waren zu tief. Der Schmerz lähmte es. Je näher sie dem Wesen kam, umso mehr konnte sie erkennen, um was es sich hier tatsächlich handelte. Vor ihrem menschlichen Augen konnte sie das Abbild eines schwarzen Wolfes erkennen. Dominique kniete sich vor ihm nieder, sein Knurren dröhnte in ihrem Kopf. „Ich will dir nichts zu tun“, wiederholte sie einige Male, dabei riss sie ein Stück von ihrem Kleid ab. In Zeitlupe wanderte ihr Arm zu der offenen Wunde an seiner Vorderpfote. Dann tupfte sie etwas Dreck von der Wunde, der Wolf zuckte, sie ebenfalls, doch nach einigen Sekunden konnte sie sehen wie seine roten Augen sich in eine gelbliche Farbe verwandelten. „Du verstehst, dass ich dir helfen will. Schlaues Tier“ , dann strich sie erneut langsam über die Wunde des Tieres. „Ich brauche etwas Wundsalme für deine Verletzungen. Ich muss ins Haus zurück. Du musst hier auf mich warten. Verstehst du mich?“, sie kam sich verrückt vor mit einem Wolf zu sprechen, doch aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl er würde sie verstehen. So eilte sie ins Haus zurück, durch den Lärm des Sturms hatte niemand das Heulen des Wolfes vernommen. Als sie den Stall wieder erreicht hatte, wagte sie es noch ein klein wenig näher an das Tier heran zu treten. Sie einen kleinen Verband aus dem Bad mitgenommen, welchen sie mit der Salbe eingeschmiert hatte. „Bitte halt still und töte mich nicht, aber das wird jetzt ein klein wenig wehtun. Es tut mir leid“, dann umwickelte sie seine Pfote mit dem Verband und zog diesen fest. Der Wolf jaulte und riss sein Maul auf, doch Dominique blieb standhaft bis der Verband richtig saß und die Wunde so zugeschnürt war, das der Blutfluss stoppte. Es vergingen einige Stunden, in denen sie einfach bei ihm saß und sein Jaulen ertrug, irgendwann vertraute sie ihrem Instinkt sogar so sehr, dass sie ihm leicht übers Fell strich, ein paar wenige Male. Seine Pupillen färbten sich erneut, diesmal in eine Farbe, die sie in der Dunkelheit nicht wirklich erkennen konnte, aber fast glaubte sie darin etwas menschliches entdeckt zu haben. Das Wesen schloss seine Augen, ebenso Dominique, bis es leicht am Himmel dämmerte und sie nur noch mit bekam wie das Tier sich erhob und über ihr stand. Erst jetzt wurde ihr bewusst wie groß und breit diese Kreatur eigentlich war. Ein normaler Wolf war garantiert kleiner und zierlicher, doch sie begriff nicht wirklich was dies bedeutete. Zumindest jetzt noch nicht. Stattdessen spürte sie nur einen heißen Atem an ihrer Stirn und etwas feuchtes und klebriges an ihrer Wange. Speichel lief über seine langen Zähne bis auf sie hinab. Sie kniff ihre Augen zusammen, doch die große Kreatur verletze sie nicht, kein bisschen. Noch halb im Schlaf benommen versuchte sie matt zu lächeln, dann spürte sie plötzlich keinen Atem mehr. Ein kalter Wind fegte durch den Stall und verursachte eine Gänsehaut, die sich über ihren ganzen Körper ausbreitete... Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)