Silent Ship von Phoenix_Michie (-without any words-) ================================================================================ Kapitel 4: Vergessene Nacht. ---------------------------- »Es ist alles in Ordnung. Ich wollte dich nicht weiter stören und unsere Situation war etwas..angeheizt, weswegen ich es für besser hielt, zu gehen. Wir sehen uns übermorgen beim Live. Üb bis dahin auch genug ;) Z. ☆« Erleichtert lehnte ich mich zurück. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich hatte mir wirklich Sorgen gemacht und mir den Kopf darüber zerbrochen, warum Zero wohl einfach gegangen war. So ganz zufrieden war ich mit der Antwort nicht, denn er hätte mir wenigstens Bescheid geben können, dass er gehen würde, und wenn er mir nur zugewinkt hätte. »Dann bin ich beruhigt. Wink mir das nächste Mal bitte wenigstens zu, sonst war’s das mit dem Singen, weil mich der Schock lähmt :‘) Bis übermorgen, und streichel deinen Bass ganz lieb von mir ;) Satsuki♪« Eine Stunde später lag ich im Bett, und las mir die Antwort von Zero durch. »..nur meinen Bass streicheln….?« Mit großen Augen starrte ich die Nachricht an, errötete dann langsam. War das zweideutig gemeint? Mein innerer Prinz tat pikiert. Plötzlich erhielt ich noch eine Nachricht. »Ich glaube..ich vermisse dich.« Ich riss die Augen auf. Was war mit ihm los? Schon wieder eine neue Nachricht. »Das mit heute Nacht tut mir übrigens leid. Ich hatte gehofft, dass das nicht passieren würde. Ich wollte nicht, dass du das miterlebst.« Ich seufzte und lächelte schwach. »Mach dir keine Gedanken. Seine Träume kann man nicht kontrollieren. Ich kann mir für dich einen Vorrat an pflanzlichen Schlafmitteln zulegen, damit du unbesorgt bei mir schlafen kannst ;) P.S. Gute Nacht. Ich hoffe, du kannst besser schlafen als gestern.« Zögernd legte ich mein Handy beiseite. Mir war bewusst, dass ich seinen vorigen beiden SMS auswich. Bei der ersten lag es daran, dass ich nicht schlagfertig genug war, bei der zweiten wusste ich nicht, was ich antworten sollte. Ich wusste nicht, ob ich ihn ebenso vermisste. Er war doch eigentlich nur mein Ersatzbassist..mit dem ich am Morgen wild geknutscht hatte… 2 Tage später. Mit einem hörbaren Klirren stellte ich mein leeres Bierglas zurück auf den Tisch, grinste dann vergnügt in die kleine Runde meiner Supporter und Staffs. Wir feierten unseren erfolgreichen Auftritt. Um uns herum schwirrten die verschiedensten Stimmen der anderen 4 Bands umher, die mit uns aufgetreten waren. Schon seit 3 Stunden lief die Party in einer Bar neben dem Club. Und wir alle waren sturzbetrunken. Meine kleine Runde mischte sich Stück für Stück unter die anderen Musiker. Zero blieb etwas schüchtern mir gegenüber sitzen, und ich wollte ihn nicht alleine lassen. Als wir beide die letzten waren, die noch in unserer Ecke saßen, rutschte ich zu ihm und legte beruhigend einen Arm um ihn. „Alles in Ordnung?“, fragte ich ihn, woraufhin er nickte und mich leicht anlächelte, bevor er sich an mich lehnte. Sanft strich ihm über die Schulter. „Willst du langsam gehen…?“ Ich hatte das Gefühl, dass er recht erschöpft war. Zögerlich nickte er und ich sah ihn lächelnd an. „Okay. Ich werde dich noch nach Hause bringen, ja?“ Zwar schaute er mich nun aus großen Augen an, nickte dann aber schließlich und stand mit mir zusammen auf. Wir verabschiedeten uns brav von allen, wurden noch mal mit dem einen oder anderen Drink versorgt, und so verließen wir erst eine halbe Stunde später, und nun völlig dicht, die Bar. Ich war froh, dass Zero nicht so weit weg wohnte. Andernfalls wäre es schwierig geworden, nach Hause zu kommen. Blinzelnd schlug ich langsam die Augen auf. Das Sonnenlicht war hell, meine Augen schmerzten, und dieser Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus. Ein schaler Geschmack machte sich auf meiner Zunge bemerkbar, weswegen ich leicht das Gesicht verzog. Das war gestern ein Drink zu viel gewesen. Hoffentlich ging es Zero nicht genauso. Vielleicht würde ich ihn später einmal anrufen. Leise knurrend setzte ich mich auf. Ich fühlte mich in meine Jugendzeit zurück versetzt, wo ich jeden Morgen mit Schmerzen aufgestanden war, weil am Vortag wieder einmal Sportunterricht stattgefunden hatte. Ich runzelte die Stirn. Ich hatte keinen Sport mehr, also warum tat mir alles weh? Kopfschüttelnd schlug ich die Bettdecke beiseite – und schluckte hart. Langsam wanderte mein Blick zur anderen Seite des Bettes. Wie befürchtet, dort lag jemand. Scheiße. Ein dunkelbrauner Haarschopf schaute unter der Bettdecke hervor. Ich verwettete meinen momentan nackten Hintern darauf, dass es sich dabei um Zero handelte. Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht. Tolle Wolle. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, wie ich mit ihm im Bett gelandet war. Das letzte, was ich noch vor meinem inneren Auge sah, war, wie wir alle auf dem Weg zur Bar gewesen waren. Ab da Filmriss. In mir breitete sich immer mehr Panik aus. Ich atmete tief durch, versuchte mich zu beruhigen, während ich mich im Zimmer umsah. Es kam mir nicht bekannt vor. Offensichtlich waren wir bei Zero zu Hause. Was sollte ich jetzt machen? Einfach gehen hielt ich nicht für galant. Das war früher mein Stil gewesen, jetzt sah ich das Ganze etwas anders. Allerdings schlief Zero ja noch… Ich wollte ihn auch nicht unnötig wecken. Seufzend stand ich auf und kratzte mich am Kopf. Erstmal würde ich meine Klamotten zusammen sammeln und ins Bad gehen. Während ich den Boden im Schlafzimmer absuchte, kam mir der Gedanke, dass wir ja vielleicht doch gar nicht miteinander geschlafen hatten. Möglicherweise war ich als einziger nackt, und er trug seine Schlafsachen. Weil…ich vielleicht so viel am Abend getrunken hatte, dass ich mich in seiner Wohnung übergeben hatte, direkt auf meine Sachen. Die konnte ich dann natürlich nicht anbehalten. Ich fand meine Shorts und zog sie an. Lagen hier nicht noch weitere Klamotten rum? Andere Unterwäsche..wahrscheinlich von Zero. Ich stöhnte auf. Da lag ein Kondom. Benutzt. Verdammt. Kopfschüttelnd verließ ich das Schlafzimmer. Wenigstens hatte ich mir nicht lange unnötige Hoffnung gemacht. Im Wohnzimmer fand ich meine Socken und meine Jeans. Mein Hemd lag im Flur. Es blieben Klamotten auf dem Boden der Wohnung übrig, das waren dann wohl Zeros… Ich ging ins Bad und beschloss, zu duschen. Vielleicht fühlte ich mich danach besser, bekam einen klaren Kopf und vor allem – vielleicht verschwand dann endlich meine irrationale Angst. Was befürchtete ich denn!? Ich fragte mich, wie wir beide das hinbekommen hatten, gemeinsam im Bett zu landen. Ich war etwas geschockt. Ich liebte Zero nicht und One-Night-Stands lehnte ich eigentlich ab. Vor allem mit befreundeten Musikern. Ich würde mich später bei ihm entschuldigen. Ich hoffte, dass er das ähnlich wie ich sah. Das schlimmste wäre, wenn er sich nun einfach von mir abwenden würde, aber ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass das passieren würde. Frisch geduscht und angezogen verließ ich das Badezimmer 20 Minuten später und warf einen Blick ins Schlafzimmer. Zero schien sich nicht bewegt zu haben. Ich wuschelte mir durch die feuchten Haare und sah in Richtung Flur. Ich sollte wohl lieber einfach gehen. Auch wenn es nicht mehr mein Stil war. Leise seufzend trat ich dennoch ans Bett und kniete mich darauf, um mich über ihn beugen zu können und sein Profil zu betrachten. Er schlief mit leicht geöffneten Lippen und wackelte leicht mit der Nase. Ein schiefes Lächeln huschte über mein Gesicht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun… Ich stand wieder auf. Langsam ging ich zur Tür, drehte mich dort noch mal kurz um. Ich würde ihm einfach einen kurzen Zettel schreiben! Rasch suchte ich meine Tasche, die ich ihm Flur fand, und kramte meinen Notizblock sowie einen Kugelschreiber hervor. Zurück im Wohnzimmer legte ich das Papier auf den Couchtisch und begann die kurze Nachricht an Zero aufzuschreiben. »Guten Morgen. Ich bin vorhin in trauter Zweisamkeit neben dir aufgewacht. Ich wollte dich nicht wecken, du hast noch tief geschlafen. « Gerade als ich überlegte, wie ich das beenden sollte, hörte ich tapsige Schritte und sah auf. Im Türrahmen stand Zero, offensichtlich verschlafen, und rieb sich mit der Hand über die Augen, schaute dann zu mir. Ich richtete mich auf und lächelte ihn an. Mir fiel auf, dass er Unterwäsche trug. Ob er die sich eben erst angezogen hatte? Aber eigentlich spielte es auch keine Rolle mehr. Das Kondom neben dem Bett hatte alles gesagt... Es hatte neben Zeros Seite gelegen, wurde mir jetzt erst bewusst. Ich blinzelte. Ob er mich dann genommen hatte, anstatt andersrum? Ich hatte allerdings keine Schmerzen im Unterleib, auch wenn mir der Rest des Körpers weh tat, aber DA schmerzte nichts. Es war unmöglich dass Zero mich genommen hatte. Wenn es mal seltenerweise vorkam, dass ich mich vögeln ließ, dann spürte ich das für gewöhnlich hinterher auch. Ich zuckte innerlich mit den Schultern. Es war nicht weiter wichtig. "Guten Morgen", sagte ich und betrachtete ihn vorsichtig. Wirkte er sauer? Ich hielt den Zettel hoch. "Ich schreibe dir gerade eine Nachricht", erklärte ich schief lächelnd. "Ich wollte gehen und dich aber nicht wecken, du schienst tief geschlafen zu haben." Er blinzelte mich kurz an und kam dann langsam auf mich zu, weswegen ich ihn etwas beklommen ansah. Doch als er vor mir stand, lächelte er mich verlegen an und nahm mir den Zettel aus der Hand, überflog die paar Worte, die ich geschafft hatte zu schreiben. Er nickte, während er das Papier zurück auf den Tisch legte. Unschlüssig kratzte ich mich am Kopf. "Also...ich will ehrlich zu dir sein", fing ich an, doch er winkte mich hinter sich her und ging in die Küche, in die ich ihm folgte. Er hob eine Packung Kaffeepulver an und schaute fragend zu mir, woraufhin ich nickte. Aber ich ließ mich nicht beirren. "Um die Wahrheit die zu sagen, hab ich einen Filmriss." Ich musterte sein unbewegtes Gesicht, während er das Kaffeepulver in die Maschine gab. "Aber mir scheint...als hätten wir miteinander geschlafen.." Er drehte sich nun vollends zu mir um und nickte bekräftigend. "Okay...", murmelte ich und blinzelte ihn an. "Und..kannst du dich dran erinnern?" Er nickte nur. "An alles?" //Ja.// Ich seufzte. "Na ja, Karyu hat mir erzählt, dass du nicht sonderlich viel trinkst." Wieder nur ein Nicken, dann schaltete er die Kaffeemaschine ein. Ich setzte mich an den Küchentisch und sah zu ihm auf. "Es tut mir leid. Dass ich mich nicht daran erinnern kann und...dass es überhaupt passiert ist." Aus wachsamen Augen sah er mich nun an. Einen Moment lang blieb er stehen, dann setzte er sich mir gegenüber an den Tisch. Langsam, aber nachdrücklich schüttelte er den Kopf. Verwirrt hob ich die Augenbrauen. Was genau sollte mir das jetzt sagen? //Nein.// „Was, nein? Mir soll..das nicht leid tun?“, fragte ich irritiert nach, woraufhin er nickte. Irgendwie verstand ich das dennoch nicht. Zero seufzte lautlos und nahm den Notizblock sowie einen Stift, der am Rande des Tisches lag. Mir war aufgefallen, dass im Wohnzimmer auf einer Kommode sowie im Schlafzimmer auch Blöcke und Stifte gelegen hatten. Wahrscheinlich besser für die Kommunikation… »Es muss dir nicht leid tun, warum auch? Wir hatten gestern zu viel getrunken, da passiert sowas« Schweigend las ich mir das gleich 2 Mal durch. Langsam hob ich den Blick und sah ihn an. „Ich verstehe, wie du das siehst, aber…“, begann ich leise, weswegen er die Augenbrauen in die Höhe zog und mich fragend ansah. „Wir sind Kollegen, du warst mein Ersatzbassist. Und um ehrlich zu sein, könnte ich mir vorstellen, dich irgendwann noch mal einzusetzen, solltest du Zeit haben. Du bist wunderbar beim Publikum angekommen, du hattest offensichtlich auch Spaß und du passt zu uns. Gestern, das war einfach eine Party auf der Bühne. Irgendwann könnten wir das doch wiederholen.“ Überrascht sah er mich an. „Und deswegen ist es nicht gut, dass wir gemeinsam im Bett gelandet sind. Das ist nicht gerade förderlich für eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit…“ Zero sah mich nur stirnrunzelnd an. Anscheinend gefiel ihm das, was ich sagte, nicht. Ich seufzte. „Könntest du dir denn vorstellen, noch mal für mich zu spielen, sofern es irgendwann mal möglich ist?“, wollte ich schließlich wissen, woraufhin er den Blick senkte und nachzudenken schien. Als er wieder zu mir sah, hob er leicht eine Schulter. Das hieß wohl, momentan wusste er es nicht. Erneut verließ ein Seufzen meine Lippen. „Am besten, wir vergessen die Sache, in Ordnung?“ Zeros säuerliches Schmunzeln ließ mich kurz stutzen. „Ja, ich weiß, ich kann mich sowieso nicht dran erinnern.“ Langsam stand ich auf. „Vielleicht sollte ich besser gehen.“ Aber Zero schüttelte den Kopf und griff über den Tisch nach meiner Hand um mich zurück auf den Stuhl zu ziehen. Irritiert sah ich ihn an, während er aufstand und zur Kaffeemaschine ging. Ich stützte mich mit den Ellenbogen auf den Tisch und legte mein Kinn auf meinen Handflächen ab. Nachdem Zero sich wieder zu mir gesetzt hatte mit den Kaffeetassen, griff er nach dem Stift und schrieb wieder etwas auf den Block. »Es wird sich schon nichts ändern. Mach dir keinen Kopf.« Ich nickte langsam und war etwas beruhigt. Leicht lächelte ich ihn an, was er erwiderte. Die Anspannung ließ gleich etwas nach. Ich schlürfte schweigend meinen Kaffee und dachte über die Frage nach, die mir seit einigen Tagen auf der Seele lag. „Mal abgesehen davon, dass du dir nicht sicher bist, ob du wieder für mich spielen würdest, denkst du, wir könnten uns ab und an so treffen?“ Unverbindlich sah ich ihn an, während er mich anblinzelte. Schließlich legte sich ein leichtes Schmunzeln auf seine Lippen und er schrieb erneut etwas auf den Block. »Wollen wir Freunde sein?« Ich lächelte. „Genau, das ist meine Frage. Ich würde gerne mit dir befreundet sein.“ »Wenn wir das nicht sowieso schon längst sind.« Ich nickte und erwiderte sein Lächeln. Dann war das also auch geklärt, und mir fiel ein Stein vom Herzen. Zero war mir sympathisch und ich wollte ihn nicht einfach aus meinem Leben verschwinden lassen, nur weil unsere Zusammenarbeit beendet war. Schweigend tranken wir unseren Kaffee, aber es war keine Stille mehr, die ich als bedrückend empfand. --- tbc~ Fühle mich gerade zu einem Spoiler veranlasst XD Karyu kriegt endlich wieder seinen Auftritt *-* (wertvolle Info, nicht wahr :'D) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)