Silent Ship von Phoenix_Michie (-without any words-) ================================================================================ Kapitel 1: Gerüchte ------------------- 砂月: Als ich am nächsten Tag in einem meiner Stammcafés saß, begegnete ich wie so oft in der letzten Zeit Karyu. Vor wenigen Wochen war er in meine Gegend gezogen und wir waren uns öfter in diesem Café begegnet, hatten schnell einen gewissen Draht zueinander gefunden. Viel wusste ich noch nicht über ihn. Wir trafen uns immer nur zufällig hier, vielleicht 2 Mal die Woche, wenn es da überhaupt einen Rhythmus gab. Seine langen Finger legten sich auf meine Schultern und massierten mich leicht. Ab und an schlich er sich auf diese Art von hinten an, aber ich wusste dann ja gleich, dass er es war. "Guten Morgen", begrüßte ich ihn leicht lächelnd, woraufhin er von mir abließ und sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen ließ. "Hallo Sonnenschein", erwiderte er freundlich und sah auf, da die Bedienung schon angewuselt kam, bei der er sich einen Milchkaffee bestellte. "Was gibt's Neues bei dir?" Das letzte Mal hatten wir uns vor 5 Tagen gesehen. Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Nicht viel", erwiderte ich vage und trank von meinem Tee. "Probleme mit der Stimme?" Ich schüttelte mit dem Kopf. "Noch nicht. Dient der Vorbeugung, außerdem gehts endlich wieder ins Studio für das Album." "Ah, hast du das Gitarre Spielen doch aufgegeben?" Ich verzog leicht das Gesicht und schüttelte wieder den Kopf. "Nicht aufgegeben, so kann man das nicht sagen. Ich komme einfach nicht weiter. Ich kann mir das Ganze nur bis zu einem bestimmten Grad selbst beibringen. Früher hatte ich meinen besten Freund, Takumi, der mir geholfen hat. Er war der Lead-Gitarrist unserer Band", fügte ich zur Erklärung hinzu. "Aber mittlerweile wohnt er ja auch woanders und hat zu tun, ebenso wie ich. Es ist eben nicht mehr wie früher", sagte ich mit einem leicht bitteren Lächeln, woraufhin Karyu nachdenklich den Kopf schief legte. "Ich verstehe..." Er machte eine kurze Pause und nahm seinen Milchkaffee entgegen. "Wir kennen uns vielleicht nicht so gut, aber..na ja du weißt ja, dass ich auch Gitarre spiele, oder? Vielleicht kann ich dir beizeiten mal helfen", bot er leicht verlegen lächelnd an, weswegen ich große Augen machte. "Nun...danke für das Angebot", antwortete ich und erwiderte das Lächeln leicht. "Ich würde gerne einmal darauf zurück kommen." Er nickte freundlich. "Wird sicher toll~" Während wir an unseren Getränken nippten, erzählte er mir ein wenig von seiner Nachbarschaft, welche wohl eher aus älteren Menschen bestand, die ihn kritisch beäugten. Etwas, was er nicht verstand, denn natürlich verhielt er sich anständig. "Sag mal, was hast du neulich eigentlich getrieben?", fragte er mich unvermittelt und deutete mit der Hand auf sein eigenes Gesicht. Ich lehnte mich seufzend zurück und widerstand dem Drang, mit den Fingern über meine lädierte Unterlippe zu streichen. "Ich war gestern Abend noch spazieren und so ein Typ ist aus Versehen in mich reingerannt. Er hatte es ziemlich eilig und als er verschwunden war, kamen drei Kerle an und wollten mich über ihn ausquetschen. Sie haben ihn gesucht. Er hatte eindeutig Ärger am Hals." Wieder seufzte ich und zuckte mit den Schultern. "Ich hatte meine Samariter Phase und verriet ihnen nicht die Richtung, in die dieser Typ gelaufen war. Also..bekam ich dann den Ärger." Karyu sah mich aus großen Augen beeindruckt an und pfiff anerkennend. "Du scheinst dich im wahrsten Sinne des Wortes aber gut geschlagen zu haben", meinte er und lächelte schief. Ich zuckte unschlüssig mit den Schultern. "Sie sind eigentlich mit diesem Anderen beschäftigt gewesen, deswegen hab ich nicht so viel abbekommen", wiegelte ich ab und sah aus dem Fenster, da Wolken aufzogen. Wenn es etwas gab, was ich nicht leiden konnte, dann war das Regen. Er zerstörte meine Frisur komplett. Leicht zog ich meine Augenbrauen zusammen und kramte nach meinem Portemonnaie. "Ich fürchte, ich werde dich schon wieder verlassen müssen", informierte ich ihn, woraufhin er leise brummte und ebenfalls in seiner Tasche herum kramte. "Erinnerungsfoto?" Ich nickte und lächelte ihn an, bevor ich meine Hand in die Mitte des Tisches hielt, neben unsere Tassen. Karyus lange Finger gesellten sich hinzu und mit der freien Hand machte er das Foto. Mit einem Nicken verstaute er die Kamera, während ich aufstand und mich von ihm verabschiedete, bevor ich bezahlen ging und das Café verließ. Auch heute hatte ich wieder viel vor. In der folgenden Woche traf ich Karyu noch einmal. Er erzählte mir in unserem Stammcafé von einem Musik-Event, zu welchem er mich gerne schleppen würde. "Keiner von meinen Leuten mag mit mir dahin, aber jemand sollte da von uns schon auftauchen...alleine möchte ich da aber auch nicht hin...", sagte er und sah mich aus Rehaugen an. Ich erwiderte den Blick eher skeptisch. "Ich hab keine Einladung", sagte ich schließlich, "glaubst du nicht, dass das etwas komisch aussieht, wenn ich da einfach so auftauche?" Ein leichtes, fast triumphal anmutendes Lächeln legte sich auf Karyus Lippen. Wahrscheinlich war ihm schon bewusst, dass er mich so weit hatte. "Das ist kein Problem, Satsuki. Wir können mitbringen, wen wir wollen~", flötete er. "Nur auftreten darfst du nicht. Die haben auf dem Event schon genug Bands, tut mir leid. Außerdem bist du nicht so klein wie sie; das sind da ja richtige Anfänger." Leise seufzte er. "Ich bin gespannt, was das wird. Aber angeblich sollen wir da nur rumstehen, zugucken und -hören, ein bisschen bewerten und Tipps geben. Mehr nicht." "Mehr nicht", wiederholte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und zuckte leicht mit den Schultern. "Ich weiß nicht... Ich hab viel Arbeit", murmelte ich, aber davon ließ Karyu sich nicht beeindrucken. "Nun komm, wir haben alle viel zu tun. Es wird sicher mal eine Abwechslung sein. Und man lernt neue Leute kennen. Und wir beide können uns mal etwas länger unterhalten", versuchte er mir die Sache mit einem Lächeln schmackhaft zu machen. Seufzend schloss ich kurz die Augen und nickte ergeben. So ganz wusste ich nicht, warum ich das machte. Karyu jedenfalls freute sich wie ein Honigkuchenpferd. Am besagten Abend jedoch erhielt ich eine Nachricht von ihm, dass sich sein Bassist spontan dazu entschieden hatte, nun doch mitzukommen, was mich allerdings bitte nicht davon abhalten sollte, auch zu kommen. Karyu zuliebe blieb ich bei der Entscheidung, das Event zu besuchen. Und nur weil sein Bassist mit dabei war, hieß es ja nicht, dass ich mich nicht mit Karyu unterhalten konnte. Vermutlich würde ich ihn sogar dank des Bassisten noch besser kennen lernen. Meine Bahn hatte etwas Verspätung, es passierte äußerst selten, aber kam vor. An der Halle angekommen traf ich draußen auf nur wenig Leute, Karyu war einer von ihnen. Er winkte mir und deutete auf den Eingang. "Zero ist schon drinnen, ich bin nach deiner Nachricht noch mal raus gekommen.", erklärte er mir lächelnd und ging langsam los. "Es hat noch nicht angefangen." Ich nickte beruhigt und folgte ihm hinein. "Tut mir wirklich leid", sagte ich, doch er winkte schon gelassen ab. "Ich bin froh dass du gekommen bist, auch wenn ich hier nicht mehr alleine bin." Er sah mich etwas verlegen an. "Ich hatte mich schon darauf gefreut dich wieder zu sehen, diesmal mit etwas mehr Zeit." Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen, während ich sachte nickte. Ich erwiderte nichts darauf und nahm es lediglich hin. Es war nett von ihm, das zu sagen. Wir durchquerten die Lobby, in welcher noch einige Leute standen, ich kannte nur wenige flüchtig. Karyu öffnete eine Doppeltür und seufzte leise. "Aah~ ich weiß gar nicht, wo Zero abgeblieben ist..." Wir betraten den Saal, verschwanden in der Menge um Karyus Bassisten zu suchen. Wieder fiel mir auf, wie groß er eigentlich war. Und in diesem Moment war es praktisch, da ich ihn in der Menge so nicht verlieren konnte. Karyu hatte mir bisher noch nicht gesagt, was er von seiner Grösse hielt, jedoch konnte ich mir vorstellen, dass er nicht ganz zufrieden war. Ich hingegen war es mit meiner auch nicht, bloß fand ich mich eben zu klein statt zu groß. Aber vielleicht war er ja auch froh über seine Grösse. Unvermittelt wurde Karyu schneller, wahrscheinlich hatte er den Bassisten gefunden, ich hingegen hatte nun Probleme ihm zu folgen und versuchte mich höflich durch die Reihen zu quetschen um ihn einzuholen. Ich sah noch aus dem Augenwinkel, wie er plötzlich stehen blieb und sich umzudrehen schien, als auch schon jemand in mich hinein rannte. Ich erwiderte den geschockten Blick des Anderen überrascht und zog leicht die Augenbrauen zusammen, denn er kam mir verdammt bekannt vor. Der Dunkelhaarige senkte entschuldigend den Kopf, warf mir nochmal einen panischen Blick zu und lief weiter, verschwand in der Menge. Mit großen Augen gesellte sich Karyu nun zu mir, hatte sich durch die anderen Gäste gequetscht. "Hast du das gesehen?", fragte ich und sah zu ihm auf, während er nickte. "Glaub es oder nicht, das war der Typ von neulich, der Ärger am Hals hatte!", informierte ich ihn und schüttelte den Kopf. "Und wieder hat er kein Wort rausbekommen." Bockig verschränkte ich die Arme. "Immer nur entschuldigend nicken und gucken reicht nicht, vor allem wenn es öfter passiert, dass er in mich rein rennt." Karyu betrachtete mich kurz mit einem komischen Blick, dann stemmte er seufzend die Hände in die Hüfte. "Du hast dann wohl meinen Bassisten kennen gelernt", verkündete er trocken und verzog keine Miene, als ich ihn mehr als überrascht ansah. Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. "Keine Ahnung, wo er jetzt ist. Aber so wie er geschaut hat...will er erstmal nicht gefunden werden, sondern seine Ruhe haben", meinte er und lächelte mich an. "Na komm, da hinten können wir uns hinsetzen; es müsste bald los gehen." So wirklich konzentrieren konnte ich mich auf die Show jetzt nicht, denn nun war ich von der Information über den Bassisten zu überrascht und wollte Karyu eigentlich ein bisschen dazu befragen, was sich allerdings dank der Live-Auftritte schwierig gestalten würde. Aber es würde ja Pausen geben, in denen ich meine Fragen los werden konnte. Und vielleicht würde sich der Bassist selbst ja noch mal in meine Nähe trauen. Noch während der Begrüßung beugte ich mich zu Karyu rüber und sah ihn fragend an. "Also...der Dunkelhaarige mit der Wuschelmähne ist dein Bassist, ja?" Ich erhielt nur ein Nicken als Antwort. "Warum ist er denn jetzt weg gerannt? Glaubt er, dass ich beisse?", wollte ich etwas verständnislos wissen, woraufhin Karyu schief lächelte und den Kopf schüttelte. "Ich denke mal, dass er dich nur nicht noch mehr verärgern will. Die ganze Sache tut ihm leid", meinte er, doch ich sah ihn wenig überzeugt an. "Das willst du woher wissen?" "Ich sehe es ihm an", erwiderte er schlicht, weswegen ich leise seufzte. "Er könnte aber auch mal kurz mit mir darüber reden und mir direkt ins Gesicht sagen, dass es ihm leid tut, denn ICH sehe ihm leider nicht an, was er denkt", meinte ich und verschränkte die Arme, während Karyu leicht lächelte. "Entschuldige die Frage, aber...Bist du an Zero interessiert?" Ich schien ihn sehr verwirrt anzuschauen, denn er hob beschwichtigend die Hände und lächelte mich vorsichtig an. "Ich will dir nicht zu nahe treten mit dieser Frage. Es ist nur...du scheinst es ja unbedingt auf ein Gespräch anzulegen, deswegen hake ich nach.", versuchte er sich zu erklären und kratzte sich am Kopf. "Und um ehrlich zu sein...wärst du nicht der Erste, der....vielleicht irgendwas..von Zero will.." Karyu hüstelte verlegen und verstummte ganz, während ich leicht die Stirn runzelte und versuchte zu verstehen was er mir da jetzt eigentlich sagen wollte. Mein Gesichtsausdruck schien das auch nach außen hin zu tragen. Karyu sank in sich zusammen und klatschte gleichzeitig, da unvermittelt Applaus aufbrandete. Der Grund entging mir, denn zu gespannt war ich auf Karyus weitere Erklärung. "Man, also versteh das jetzt nicht falsch, okay? Es gucken sich viele nach meinem kleinen Bassisten um..nicht nur Frauen, ja? Ich will nur wissen, ob du auch..an ihm interessiert bist." Ich glaubte zu verstehen und legte den Kopf schief. "Das einzige was mich an ihm interessiert, ist das Schmerzensgeld, das er mir zahlen darf, wenn er noch ein paar Mal in mich reinläuft", antwortete ich trocken und betrachtete den Gitarristen, der sich etwas zu entspannen schien. "Er ist manchmal etwas tollpatschig. Er macht das ja nicht mit Absicht.", nahm er seinen Bassisten in Schutz, woraufhin ich leicht lächelte. "Ich verstehe, ...denke ich", meinte ich und sah Karyu interessiert an. "Gestatte mir die Frage: wie sieht es denn bei dir aus? Wolltest du das von mir wissen, weil du selbst Gefallen an ihm gefunden hast?" Karyu errötete nur leicht und schüttelte den Kopf. "Nein nein, ich bin mit Zero nun ein paar Jährchen befreundet. Wir verstehen uns sehr gut, nicht mehr und nicht weniger.", antwortete er, woraufhin ich verständnisvoll nickte. "Okay, dann haben wir das ja geklärt." Verlegen senkte Karyu den Blick und seufzte. "Tut mir leid, irgendwie ist es nicht gerade das richtige Thema für so ein Treffen", meinte er und senkte die Stimme, da die Lichter nun ausgingen. Ich konnte nichts erwidern, da das Event nun anfing, und ich wollte nicht unhöflich sein und einfach weiter reden, während sich da vorne Bands abmühten, die wir wohlbemerkt ja bewerten sollten. In der ersten Pause verließen wir den Saal in Richtung Lobby, um uns ein ruhigeres Plätzchen sowie etwas zu trinken zu suchen. "Mach dir keine Gedanken wegen der Gesprächsthemen", meinte ich beruhigend und lächelte Karyu an, "ich seh das nicht so eng. Mich stört das nicht." Immer noch etwas verlegen zuckte er leicht mit den Schultern und warf mir einen kurzen Blick zu. "Es freut mich, dass du das so siehst. Andere Menschen finden meine direkten Fragen oft nicht so lustig", versuchte er sich zu erklären, was mir ein Schmunzeln entlockte. "Ich finde es ebenso nicht lustig", erwiderte ich, "aber dennoch stören weder deine Gesprächsthemen noch deine Fragen", versicherte ich ihm, woraufhin er beruhigt lächelte und das Thema auf sich beruhen ließ. "Was Zero angeht", fing ich noch mal an, "ich brauche da also nichts erwarten?" Ein leichtes Grinsen legte sich auf Karyus Lippen. "Du kannst höchstens damit rechnen, dass er dich noch mal umrennt", antwortete er, weswegen ich innerlich leicht die Augen verdrehte. Das hatte er mir ja schon gesagt. Mir fiel dann aber etwas ein und ich legte den Kopf schief, während wir an der kleinen Bar-Theke stehen blieben. "Zero muss einige Probleme haben, wenn er solche Typen an den Fersen zu kleben hat. ..oder?." Karyu kratzte sich am Kopf und sah unschlüssig zur Getränkekarte über der Theke. "Zero hat immer mal wieder Ärger, aber er kann nicht wirklich was dafür.", meinte er nur vage, weswegen ich fragend das Gesicht verzog. Da die Bedienung uns bereits ansprach, kam ich auch nicht dazu, weiter nachzufragen und ließ es erstmal sein. Nachdem wir in der dritten Pause mit den ersten Bewertungsbögen fertig waren, gesellte sich ein Freund von Karyu zu uns, den ich überhaupt nicht kannte. Da ich sowieso Durst hatte, verabschiedete ich mich kurz in Richtung Bar. Als ich meine Bestellung dort aufgab, fiel mir Karyus Bassist auf, der ein paar Schritte neben mir stand und gerade seinen Cocktail bekam. Einen Bloody Mary. Ich ließ mein Getränk stehen und ging auf Zero zu, der mich erst bemerkte, als ich schon vor ihm stand. Aus großen Augen schaute er mich an und wich schon einen Schritt zurück. "Warte kurz! Ich beiss doch nicht!", sagte ich leicht beleidigt und hob die Hände. "Ich wollte nur kurz mit dir reden. Ich bin ein Freund von Karyu", erklärte ich, doch Zero hob bereits die freie Hand und deutete mir ein 'Nein' an, warf mir dabei einen entschuldigenden und verlegenen Blick zu. "Ich will nur wissen, ob du in Zukunft noch öfter in mich rein rennen wirst", sagte ich mit leicht gehobenen Augenbrauen, woraufhin er mich ertappt ansah und rot wurde, bevor er mit dem Kopf schüttelte und in der Menge verschwand. Verwirrt blieb ich zurück und starrte ihm hinterher. Was war das denn gewesen? Hinter mir hörte ich jemanden lachen und schon klopfte mir ein Schwarzhaariger auf die Schulter. "Mach dir nichts draus, ich habs auch schon versucht, aber der redet einfach nicht. Die Gerüchte stimmen also." Ich runzelte die Stirn und sah ihn verständnislos an. "Gerüchte?" Der Typ nickte und grinste schief. "Man erzählt sich einiges über den Bassisten von D'espairsRay. Noch nie von gehört?" Stumm schüttelte ich als Antwort nur den Kopf. "Der soll wahrlich schweigen wie ein Grab. Keiner hat ihn je reden hören", fuhr er fort. Skeptisch erwiderte ich den Blick des anderen. Das glaubte ich ihm nun nicht. Er zuckte nur mit den Schultern und deutete auf den Saal. "Ich werde lieber zurück; die Pause ist sicher gleich vorbei. Solltest du das Herzchen noch mal sehen, dann wink lieber nur, alles andere ist verschwendeter Atem." Kurz sah ich ihm stirnrunzelnd hinterher, bevor ich zurück zur Theke ging und meinen Drink abholte. Wegen der Gerüchte sollte ich mal Karyu befragen, der wusste ja mit Sicherheit was dahinter steckte. Wenn nicht er, wer dann? "Sag mal, geht's deinem Bassisten gut?", wollte ich von dem blonden Gitarristen wissen, während ich Zero hinterher sah, der bis eben noch neben Karyu gestanden hatte, jedoch in die nächsten Reihen verschwunden war, als er mich gesehen hatte. Vor Schreck hätte der Bassist beinahe seinen Cocktail fallen lassen. Verlegen lächelnd kratzte Karyu sich am Kopf und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht..was hast du denn mit ihm gemacht? Normalerweise ist er nicht so...vor allem nicht so lange." Leicht schmollend verschränkte ich die Arme. "Ich hab gar nichts gemacht. Ich hab ihn eben an der Bar gesehen und hab ihn gefragt, ob er mich noch mal umrennt demnächst... Da ist er weg gelaufen", erklärte ich etwas verstimmt. "Hmm...vielleicht hast du böse dabei geschaut?" Ich hob die Augenbrauen. Wir wussten doch beide, dass, wenn es etwas gab was ich nicht konnte, es böse gucken war. Schief lächelnd hob Karyu die Hände und zuckte mit den Schultern, und bevor ich weiter über Zeros Verhalten philosophieren konnte, gingen die Lichter aus und die Show weiter. Bisher war sie gut, die Musik der kleinen Bands war vielversprechend und hatte Potenzial, die Musiker waren sympathisch. Und auch wenn es den ein oder anderen gab, der nicht immer so ganz wusste, was er da tat, so war der Auftritt dennoch irgendwie gelungen. Perfektion erwartete hier sowieso noch keiner. Gegen 23 Uhr war alles vorbei und wir gingen hinaus auf den Vorplatz. Von Karyus Bassisten war nichts zu sehen. Da ich am nächsten Tag wieder früh raus musste und erst letztens eine Erkältung gehabt hatte, verabschiedete ich mich bereits von dem Gitarristen anstatt mit ihm zu warten. "Danke dass du gekommen bist", lächelte er mich an. "Es hat mich gefreut, dass es mit dieser Verabredung geklappt hat." Ich nickte freundlich. "Es hat Spaß gemacht. Wir sehen uns dann sicher die nächsten Tage mal im Café, denke ich", schmunzelte ich, woraufhin er wissend nickte. "Aber natürlich~ komm gut nach Hause." "Ihr dann auch. Und grüss deinen Bassisten von mir", meinte ich lieb, aber auch leicht amüsiert, bevor ich ihm winkte und zur nächsten U-Bahn-Station ging. --- tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)