Interstella 5555 - The 5tory of the 5ecret 5tar 5ystem von Bloonaa ================================================================================ Part 9 - Something About Us --------------------------- Unerbittlich ergoss sich der Regen auf die Straßen der Stadt. Es war tiefe Nacht im Industrieviertel. Nur hier und dort erhellt durch eine Straßenlaterne. Orcay lenkte das Taxi unter einer mit Graffiti beschmierten Brücke hindurch und vorbei an allerlei Kriminellen und Obdachlosen. Verwundert blickte Sena sich um. Es war ein seltsames Gefühl wieder die Kontrolle über ihren Körper zu haben. Und doch war sie unglaublich froh und dankbar darüber. Dennoch war alles noch ein wenig verwirrend für sie. „Wo fahren wir eigentlich jetzt hin? Und wo ist Ardon?“ Beat, der neben ihr saß, legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter und nickte ihr aufmunternd zu. „Alles wird gut. Wir fahren in unser Versteck, da finden sie uns nicht.“ Orcay nahm die dunkle Sonnenbrille ab, die er zur Tarnung getragen hatte. Und wandte sich zu Sena um: „Ardon wartet dort auf uns.“, sagte er mit seiner Samtstimme und fuhr in einen umzäunten Bereich in dem große Container gelagert wurden. Nebenan befanden sich auch Warenhallen in mehr oder weniger gutem Zustand. Vor einem davon hielten sie an und stiegen aus. Orcay zog die Tür auf hinter der sie ihren Fluchttransporter geparkt hatten. Er wäre zu auffällig gewesen um Sena damit zu holen. Darum hatten er und Beat sich für das Taxi entschieden. Das war weit weniger verdächtig. Als Sena das Lager betrat fiel ihr Blick sofort auf einen blauen Lichtschein, der hinter einem Stapel Holzkisten hervor schien. „Er wird sich so freuen dich zu sehn!“, rief Beat und marschierte bereits um den Stapel herum. Orcay blieb neben Sena stehen. Diese blickte gerade in Richtung des Transporters und ihr fiel das Loch in der Heckscheibe auf. Orcay bemerkte das: „Du erinnerst dich an den Mann der auf unsere Bühne stürmte und uns befreit hat?“ Sena dachte einen Augenblick konzentriert nach. Da war eine vage Erinnerung. Sie war sich nicht sicher gewesen ob es wirklich passiert war oder ob sie das nur geträumt hatte. Alles was unter dem Einfluss von Duncans Brillen passiert war, war verschwommen und schwer zu sortieren. „Ja, ich glaub schon. Seine Haut, sie war blau.“ Orcay nickte. „Ja, sein Name ist Shep und er ist bei unserer Flucht verwundet worden. Ich wollte nur, dass du es weist. Er wartet auf dich.“ Sena blickte ihn bekümmert an. „Gehen wir.“ Als sie um den Kistenstapel herumgingen, erhob sich Ardon, der sich über den verletzten Shep gebeugt hatte. „Sena! Da bist du ja. Ihr habt es geschafft!“ Seine Freude war ihm anzusehen. Nun waren sie wieder komplett. „Gut dass ihr jetzt da seid. Ich weiß nicht wie lange er noch durchhält.“ Beat nahm betroffen seinen Hut ab und hielt ihn sich vor die Brust. „Oh nein!“ „Sena…“, Sheps Stimme brach ab. Er war sehr schwach. Die drei Männer hatten ihn auf eine alte Matratze gebettet und ihm so gut es ging einen Verband um die durchschossene rechte Schulter gelegt. Doch es sickerte bereits erneut goldenes Blut heraus und beschmutzt die Stoffbahnen. Sein Gesicht, glänzend vom Schweiß, wurde von einer schmalen blauen Pyramide angeleuchtet, welche neben ihm ein paar Zentimeter über dem Boden schwebte. Seine Augen hatte er halb geschlossen, aber seine Lippen versuchten ein Lächeln, als er Sena erblickte hatte. Erschrocken hielt sich Sena beide Hände vors Gesicht. Sie konnte und wollte nicht glauben, dass dieser Mann der für sie und die anderen sein Leben riskiert hatte, jetzt dieser Verletzung erliegen sollte. Sie sah bittend zu Ardon auf. „Wir müssen ihm doch helfen können.“ „Ich fürchte nein.“, erwiderte Ardon ihr traurig. „Scheiße!“ Beat biss in seine Hutkrempe um seine Tränen zu unterdrücken. Aber es entwich ihm trotzdem ein Schluchzen, während Orcay vor Wut mit der Faust auf den Boden einschlug. Entschlossen schüttelte Shep den Kopf. „Oh nein Freunde…“, er machte eine kurze Pause bevor er weitersprach. „Ich habe meinen Lebenstraum erfüllt. Nein sogar zwei… Ich darf ehrenhaft sterben, mit dem Wissen jemanden gerettet zu haben.“, er lächelte selig. „Und ich durfte euch kennenlernen. Ich bedauere nur, dass ich euch so schnell wieder verlassen muss. Vor allem dich Sena.“ Unter den größten Anstrengungen hob er die Hand seines Verletzten Armes und streckte ihre seine geöffnete Handfläche entgegen. Es fiel ihm sichtlich schwer und seine Hand zitterte. Sena blickte noch einmal besorgt zu Ardon. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie kannte diesen Mann nicht, aber dennoch hatte er sie gerettet und sie fühlte sich ihm Nahe. Und auf keinen Fall konnte sie ihm seinen letzten Wunsch abschlagen. Ardon nickte ihr nur stumm zu. Zögerlich kam sie auf Shep zu und fiel neben seiner Lagerstatt auf die Knie. Langsam streckte sie ihre Hand aus und legte sie in seine. Augenblicklich hörte sie auf zu zittern. Und der Ausdruck tiefer Zufriedenheut erschien auf Sheps Gesicht und er lächelte immer breiter. Auch Sena lächelte, den Shep strahlte eine unendliche Freundlichkeit und Herzlichkeit aus, die ansteckte. Ihre Hand, welche in seiner lag wurde angenehm warm und prickelte. Sie erschrak erst als ihre verschlungenen Hände hellblau zu leuchten begannen. Ein Lichtkreis breitete sich von dem Leuchten aus und umschloss die beiden. Im Schein des Lichtes nahm ihre Hand nun wieder ihre natürliche Blaue Hautfarbe an. Auch ihre Haare waren nun wieder Blond. Trotzallem war sie zu fasziniert um Sheps Hand gehen zu lassen. Sie wusste nicht was es war. Ob ein Traum oder eine Illusion, aber sie schien zu schweben. Ja sie schwebte. Jedoch nicht allein. Nach wie vor hielt sie Sheps Hand und dieser glitt weiter neben ihr dahin. Sie flogen über eine Wiese, eine violette Wiese. Sie kannte sie, denn es war ein Typisches Bild auf ihrem Heimatplaneten gewesen. Eine entfernte Erinnerung, die vorher sehr unwirklich gewirkt hatte. Aber je länger der Traum dauerte umso vertrauter wurde es. Sie wirbelte mit Shep über die Wiese und das Abendkleid welches sie immer noch trug war weiß geworden und bauschte sich in großen Falten. Plötzlich gingen sie in den Sturzflug und Shep hielt sie fest im Arm. Sie hatte keine Angst. Sie drückte sich eng an ihn und er sah sie liebevoll an. Der Flug endete abrupt und sie landeten lachend in einer Riesigen weißen Pusteblume. Der weiße Flaum löste sich und trug die beiden sanft mit sich. Sie schwebten nun zusammen mit weiteren weißen Bällen über einen großen See. Er schillerte in allen Regenbogenfarben. Sie tanzten auf ihrer Pusteblume, welche über den See glitt. Sena erfüllte ein Gefühl der Glückseligkeit und sie schenkte Shep ihr schönstes Lächeln, während er sie vor sich drehte. Er blickte ihr tief in die Augen und nahm ihr zärtlich die violette Brille ab, die sie von Duncan verpasst bekommen hatte, damit er die wahre Farbe ihrer Augen sehen konnte. Plötzlich wurde er von ihr fortgezogen. Verzweifelt versuchte sie ihn festzuhalten, aber es war zu spät. Sie fiel immer tiefer und er entfernte sich immer schneller von ihr, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Dann wurde es schwarz. Unvermittelt war sie zurückgekehrt und blinzelte verwundert. Sie sah Shep an, der ihre Brille in den Händen hielt. Dann blickte sie auf ihre eigenen Hände und entdeckte die Blaue Pyramide, die Shep als Lichtquelle gedient hatte. Plötzlich verwandelte sich die Pyramide und wurde zu einer großen runden Scheibe, etwas größer als ihre beiden Handflächen. Auch sie leuchtete, aber das Licht was sie ausstrahlte war goldgelb. Aus der Scheibe heraus wuchsen vier kleine Figuren. Erst entdeckte sie ein winziges Schlagzeug hinter dem ein Mann mit strubbligen Braunen Haaren saß. Danach tauchte ein schwarzer Haarschopf hinter einem kleinen Keyboard auf. Die dritte Figur zeigte einen Gitarristen. Und die letzte Figur zeigte eine Blondine mit langen Haaren, ebenfalls eine Gitarre in der Hand. Die kleinen Personen bewegten sich entsprechend und spielten leise ein Lied. Eingehend betrachteten die vier die ungewöhnliche Spieluhr. Das Lied regte etwas in ihnen und mit einem mal erkannten sie wer dort dargestellt wurde. Es waren sie selbst. Sie selbst, als sie noch auf ihrem Heimatplaneten waren. Ein seliger Ausdruck erschien auf ihren Gesichtern und liebevoll betrachteten sie ihre eigenen Miniaturen. Nur einer schenkte der Spieluhr keine Aufmerksamkeit mehr. Shep war tot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)