Paladin Buch 2 von Devalis (Fortsetzung von Buch 1) ================================================================================ Kapitel 60: Zwangsurlaub ------------------------ Kapitel 60 Zwangsurlaub Sosuke und Theresa standen auf einer kleinen Beladeplattform des Schlachtschiffes, mit dem sie gereist waren, und sahen auf das Lager der scharagischen Truppen herab. Sosuke hing über das Geländer gebeugt, während Theresa neben ihm stand. Sosukes Blick zeigte, dass er genervt war. "Am Ende ist es deine Entscheidung" sagte Theresa. "Mag ja sein, dass es meine ist. Aber die Konsequenzen tragen dann Andere." "Das war doch schon immer so." "Ach scheiße... Gefällt mir gar nicht.“ "Eine Woche auf der Farm wird dir sicher gut tun." "Nicht in diesem Leben. Da läuft sich mein Verstand doch tot… vor Langeweile." "Dann könntest du doch zur Gala gehen..." "Ich nehme die Farm", schnitt Sosuke ihr das Wort ab. Die Paladine hatten eine Vielzahl an Einrichtungen. Eine davon war "Die Farm". Ein weitläufiges Gelände das zur Erholung der ranghohen Paladine umgebaut worden war. "War klar. Aber es wäre wirklich mal gut, wenn du dich dort blicken lassen würdest. Da du bei sonst allen nicht unbedingt notwendigen Veranstaltungen einen Vertreter schickst, machen einige sich schon darüber lustig. Außerdem braucht die Öffentlichkeit mal wieder ein Lebenszeichen von dir." "Ich war doch letztens erst im Parlament. Reicht es nicht, dass eine Sterbemitteilung noch nicht gekommen ist?" "Nicht wirklich" sagte Theresa langsam, wobei sie sich ein grinsen verkniff. "Ich will da nicht hin. Weil wenn ich da hin gehe, dann muss ich sie auch mitnehmen." "Schämst du dich für sie?", fragte Theresa spitz, worauf Sosuke seinen Kopf zu ihr drehte. Seinen Blick konnte sie jedoch nicht sehen. "Ich hab kein Bock auf dämliche Fragen." "Was meinst du?" "Sie ist ein Katzenmensch und ich... zumindest denken die ich bin ein normaler Mensch. Gibt genügend, die das unglaublich aufregt," erklärte Sosuke. "Aber bisher hat sich doch auch keiner Aufgeregt." "Ein Ork in der Verwaltung ist das eine. Ein Katzenmensch als Techniker, auch okay. Das stört kaum einen. Aber eine Liebe zwischen einem Mensch und einem Tiermensch? Neeee, geht ja mal gar nicht." Da sah Theresa erstaunt zu ihm. "Hast du mal die Zeitung gelesen?" "Aus gutem Grund vermeide ich das" konterte Theresa. "Der Ordensmeister will damit nur seine Politik der Gleichberechtigung vorantreiben... Oder, für jemand so Besonderen wie den Ordensmeister ist ein normaler Mensch nicht exotisch genug. Da musste es ein Tiermensch sein. Eine hat sogar spekuliert, ob ich mit ihr nicht nur meine homosexuellen Neigungen zu verbergen versuche." "Deine was?", fragte Theresa erstaunt, wobei sie kurz gluckste. "Ich wusste bisher auch nicht, dass ich sowas hab. Aber wenn die es schreiben." "Die Presse halt." "Versteh mich nicht falsch. Ich würde mich den Idioten stellen und ihnen ins Gesicht treten. Aber ich will das Ryo nicht antun." "Bist du dir sicher? Sie ist doch zumindest nicht auf den Mund gefallen." "Ich weiß nunmal, dass die Reporter teils recht dreist sind." "Wenn es schlecht läuft, versprech ich, dass du nie wieder zu so einer Veranstaltung musst. Ist das was?" "Verführerisch." "Such es dir aus. Farm oder Gala. Ich würde dir zur Gala raten. Sonst ruf ich die Alte an. Die schreibt dich dann krank. "Darf ich in Uniform da auftauchen?" "Nein." "Darf ich einen Panzer als Transportfahrzeug nehmen?" "Nein!" "Darf ich..." "NEIN! Du nimmst auch kein Gewehr mit." "Och menno", brummte Sosuke übertrieben enttäuscht "Geh da einfach hin. Die Presse bekommt ihre Fotos. Die Politiker fühlen sich beachtet. Und dazu bist du eine Woche vom Kampf weg. Da gewinnen Alle bei. Die Fühlen sich gut und du ruhst dich mal aus", sagte Theresa eindringlich. "Ich will das aber nicht." "Mach das jetzt oder ich sperr dich eine Woche als Zwangsurlaub in eine Zelle." "Du bist gemein", grummelte Sosuke. "Einer muss es ja machen." Thomas trat aus dem Konferenzraum. Drinnen wurde noch wild gestritten. Doch das Schließen der Tür schnitt regelrecht die Stimmen ab. Darauf machte er noch einen Schritt nach vorne und stützte den Kopf an der Metallwand des Ganges ab. Sie Debattierten nun seit über 2 Tagen. Er wollte Einigkeit. Wenn schon seine Führungsoffiziere nicht dahinter standen, könnte dies glatt in einen Bürgerkrieg führen. Die Wachen neben der Tür sahen ihn fragend an. "Sir? Geht es ihnen gut?", fragte der Wachmann. "Alles Okay. Oder... Ne. Haben sie Kopfschmerzmittel? Ich könnte eine ganze Schachtel gebrauchen." "Eine ganze Schachtel?" "Für mich und meine Kameraden." "Die Krankenstation sollte was haben. Bringst du ihn hin?", fragte der Wachmann seinen Kollegen. Dieser nickte und winkte Thomas, ihm zu folgen. So machten die beiden sich auf den Weg zur Krankenstation. Auf den Gängen waren Matrosen des Schiffes mit täglichen Arbeiten beschäftigt. Ordentlich gepflegte Männer und Frauen in gewaschenen Uniformen. Keiner war verletzt. Und unterernährt sah auch keiner aus. Es war lange her, dass er sowas gesehen hatte. In diesen Moment wurde ihm erst wirklich bewusst, wie schlecht sie da standen. Er konnte seinen Leuten nicht mal Essen garantieren. Und nur mit Müh und Not Munition fürs Gewehr. Aber hier. Die Soldaten hier hatten alles. Munition, Saubere Kleidung. Sogar gutes Essen. Sie selbst hatten in den letzten Wochen nur dünne Suppe bekommen. Als er die Krankenstation betrat um sich ein Kopfschmerzmittel zu holen und um nach Togusa zu sehen, fiel ihm wieder etwas auf. Hier roch es nach Desinfektionsmittel. In ihrem Lazarett roch es immer irgendwie nach Blut und Fäulnis. "Na, immer noch am Streiten?", fragte Togusa. Sie lag in einem Krankenbett und sah ihn an. "Joa" antwortete Thomas und setzte sich zu Togusa ans Bett. "Lieg ich denn so falsch wenn ich für meine Leute auch sowas wie hier will? Eine Saubere Krankenstation, ausreichend Medikamente... Munition und Essen?", fragte Thomas und sah zu Togusa. Diese lächelte ihn an. "Das ist es überhaupt nicht." "Aber einige scheinen das zu denken." "Nun... Immerhin griffen wir für unsere Freiheit nach den Waffen." stellte Togusa fest. "Unabhängig sterben oder mit einer Allianz siegen." "Überleben wäre doch auch schön. Nur bei dem Mist den wir gebaut haben, kommen wir nur noch mit einem Sieg lebendig davon." "Ihr kommt ja eventuell noch davon. Aber meinen Arsch hängen die beim Kaiserpalast am höchsten Fahnenmast auf“, scherzte Thomas. Darauf kicherte Togusa und stupste ihn an. "Aber einige werfen mir vor, ich würde unsere Unabhängigkeit für Annehmlichkeiten opfern." "Annehmlichkeiten?" "Saubere Uniformen, gutes Essen und weiches Klopapier... sowas halt." "Das ist doch Unsinn." "Erklär das Jansen und seinen Anhängern. Er würde lieber mit brennenden Fahnen alleine untergehen, als das er Hilfe akzeptiert. Er war schon gegen den GloWaKa-Deal. Wenn es mir hilft diesen Krieg zu gewinnen, würde ich sogar mit Fye ins Bett steigen. Und beim besten Willen. Hast du es dir mal durchgelesen?", fragte Blackwell und zeigte auf einen Blätterstapel der auf ihren Nachtisch lag. "In Teilen", antwortete Togusa. Darauf nahm sich Thomas den Stapel. "Sowas hätten wir selber gebraucht... Es könnte uns weit schlimmer treffen... Zumal wir so den Krieg gewinnen könnten...," setzte Thomas an, doch da sah man, das sich hinter seinen Augen eine Idee zusammenbraute. "Das ist es!", rief Thomas und sprang auf. Der Wachmann der an der Tür gewartet hatte, sah ihn verwundert an. "Ich brauche ihre Hilfe Soldat", sagte Thomas wie elektrisiert. "Wofür?", fragte dieser unsicher. "Ich muss meine Leute überzeugen, das ihr Chef das richtige vorgeschlagen hat. Und dazu brauch ich einiges. Unteranderen ihre Waffe. Die ist doch geladen." Darauf sah der Wachmann ihn mit großen Augen skeptisch an und umklammerte mit der Hand sein Gewehr. "Keine Bange, ich will keinen erschießen. Ich will damit nur was verdeutlichen." Sosuke schritt durch das Lager der sharagischen Truppen. Das letzte Mal das er so ihr Lager betreten hatte war lange her. Und damals war er auch ein anderer. Sein Weg führte ihn zu den Wartungsgerüsten in denen die KPA standen. Wenn sie schon mal hier waren konnten sie den Scharagern mit Wartungspersonal und Ersatzteilen aushelfen. Ryo wollte unbedingt helfen, auch wenn Sosuke nicht Verstand warum und war auch nicht begeistert gewesen, doch wenn Ryo sich was in den Kopf gesetzt hatte, konnte er es ihr sowieso nicht mehr ausreden. Als Sosuke durch das Lager schritt fiel im erschreckend auf, dass hier alle aussahen wie die Offiziere. Abgekämpft und verbraucht. Viele Verletzte. In seinen Inneren hoffte Sosuke, mit seinen Truppen nie so zu enden. Von hier war es nur ein kleiner Schritt bis zum zerbrechen der Moral. Als er so nachdachte erreichte er den Schatten eines KPA. "Das ist nur ein Bruch in der internen Skelettstruktur. Das ist kein Grund die Maschine wegzuwerfen", hörte er Ryo sagen. Er schaute hoch und sah zwei Techniker, die durch ein Loch in der Hüfte ins Innere des KPA sahen. Sosuke stieg darauf einfach auf das Gerüst. Ein einfaches Baugerüst das sie für diese Zwecke umgebaut hatten. Zumindest waren die Sharager Meister im Improvisieren. "Aber die gesamte Struktur ist gebrochen und in sich Verschoben", rechtfertigte der Mann sich. Da kam Ryo aus dem Loch hervor und sah die beiden Skeptisch an. Sie hatte Schmieröl im Gesicht. "Ja und? dann holt einen KPA, der hebt die Torsostruktur wieder hoch in Position und dann schweißt das zusammen. Und um sicher zu gehen schient ihr das Ganze." "Das wird dennoch die Beweglichkeit des Torsos deutlich einschränken." "Und? Dann kann er eben kein Ballett tanzen. Sagt dem Piloten Bescheid das der Torso versteift wurde und gut ist... Oder ihr schmeißt den weg und kauft euch ´ne neue Maschine. Aber ich denke das sprengt die Portokasse. Miau," konterte Ryo keck. Die Männer sahen sie ungläubig an. Da bemerkte Ryo erst das Sosuke hinter den beiden auf dem Gerüst stand. "SOSUKE!", rief Ryo und sprang mit einem Satz aus dem Loch und fiel Sosuke um die Arme. Er umarmte sie und ein inneres Strahlen zwang ihn zum Lächeln. "Na, glücklich?" "Es ist viel Arbeit. Aber wir kommen gut voran", sagte Ryo und nickte den beiden Männern zu. Sosuke sah in ihren Gesichtern das sie sich über Ryo's Vorschlag Gedanken machten. "Hast du mal kurz Zeit?", fragte Sosuke. Ryo nickte kurz und sah ihn an. Darauf setzte er sich einfach auf den Boden und lies die Beine vom Gerüst baumeln. Ryo setzte sich neben ihn. "Was los?" "Nüscht besonderes... Warst du schon mal in der Hauptstadt?" fragte Sosuke übertrieben beiläufig. "Oppidum Imperialis? Nö." "Willst mal hin? Einfach mal ein paar Tage Urlaub machen. Ausspannen...," fragte Sosuke und sah dann Ryo an. "Immerhin hatten wir noch keine zwei Tage mal Ruhe." "Miauuuu," stimmte Ryo nickend zu. "Also. hast du Lust auf die Hauptstadt?" "Wo ist der Haken?" "Haken?" "Du und freiwillig Urlaub? Ich glaub ja an vieles... Aber das?" "Verdammt," murmelte Sosuke. "Willst du in der Hauptstadt nun Krieg führen?" "Nein nein... nein... nein... pfffff... Nein. Zumindest nicht mit Waffen", stammelte Sosuke und schüttelte dabei den Kopf. Darauf sah Ryo ihn an und runzelte die Stirn. "Das soll da so eine Veranstaltung geben... Da wird eigentlich erwartet, dass ich mal vorbei schaue. Langweiliges Politikertreffen." "Meinst du eventuell die große pompöse Feier zum ein-Jährigen Bestehen der Imperialen Liga?" "Möglicherweise...," sagte Sosuke ertappt. Dabei sah Ryo ihn grinsend an. "Würdest du da mitkommen wollen?" "Nun ja... So oft werde ich nun auch nicht auf große Feste eingeladen... Ich denke... Ja, ich komm mit", sagte Ryo und umarmte Sosuke. Nun gab es kein Zurück mehr. "Wir haben es bisher geschafft, und wir schaffen es auch weiterhin. Wir brauchen das alles nicht - wir sind Scharager!", stellte Stabshauptmann Jansen fest und warf den Vertrag vom Tisch. Einige Offiziere neben ihm nickten dabei zustimmend. Andere schüttelten den Kopf. "Das wäre unser Verderben!", fauchte Corporal Sanders. "Er ist unser verderben," wiedersprach Hauptmann Corell. In diesen Moment schwang die Tür auf und Blackwell betrat den Raum. In der Hand hatte er eine Kiste auf der eine frische, sauber gefaltete Militäruniform der Liga lag. "Schon Anprobe gehabt?", fragte Jansen Spitz. Doch Blackwell ließ sich nichts anmerken. Er stellte die Kiste auf den Tisch und sah sich kurz um. Zwei Drittel der Offiziere standen hinter ihm. Nun galt es die anderen wieder zurück zu gewinnen. "Mir wurde vorgeworfen es ginge mir bei all dem nur um Annehmlichkeiten. Saubere Uniformen," fing Blackwell an und hob die Uniform hoch, "Klopapier," mit diesen Wort hob er dann eine weiße Rolle Klopapier aus der Kiste. So stand er dann vor seinen Leuten, in der einen Hand die Uniform, in der anderen das Klopapier. "Das ist STUSS!", fluchte er und warf beides durch den Raum. "Es geht mir nicht um sowas. Es geht mir um unsere Truppen! Warum ich den Vertrag will? DARUM!", rief er und griff sich ein Gewehr und das dazugehörige Magazin. Beides knallte er mit Schwung auf den Tisch. "Waffen und Munition!", fauchte er und griff wieder in die Kiste. "MEDIKAMENTE! Essen!" Mit diesen Worten holte er eine Packung Antibiotika und eine Konservendose aus der Kiste. "Wenn es mir um ANNEHMLICHKEITEN ging, wäre ich in meinen Stützpunkt sitzen geblieben. Es geht hier um weit mehr als sowas. Weit grundsätzlicher. Jansen: Sie haben Vertrauen in ihre Panzertruppen?", fragte Blackwell direkt. "Absolut. Wir werden mit allen fertig." "Was seid ihr ohne Munition? Ohne Treibstoff? Stahlbarrikaden und ein Haufen Irrer. Das sind wir alle. Ohne unsere Waffen und Munition sind wir nur ein Haufen irrer Selbstmörder, die gegen eine Armee kämpfen wollen. Es geht mir nicht um ein warmes Bett. Ich will brennende SK Panzer! Ich will zerfetzte SK KPA's sehn. Doch dazu brauchen wir Waffen. Waffen und Munition. Ich will diesen Krieg bis zum bitteren Ende führen. Bis sie unter unseren Füßen um Gnade winseln. Doch dafür brauchen wir deren Hilfe. Ihr Sagt, wir geben unsere Freiheit auf. Aber jeder der sich das durchgelesen hat, kann wohl bestätigen. Wir geben unsere Unabhängigkeit auf. Aber nicht unsere Individualität. Und schon gar nicht unsere Freiheit," sagte Blackwell eindringlich und sah zu Jansen und seinen Anhängern. "Nun müsst ihr entscheiden. Gehen wir alleine in die Sklaverei der SK, oder gewinnen wir diesen Krieg zusammen mit der Liga?", fragte Blackwell und sah Jansen direkt in die Augen. "Sieg wäre geiler", stimmte Jansen kleinlaut zu. darauf Nickte Blackwell kurz. "Wir fallen auf scharagischen Boden zurück. Sammeln unsere Kräfte. Und in einem Monat... eineinhalb, starten wir unseren neuen Angriff. Mit einer vollwertigen Armee. Bedenkt... Wir sind mit einen Hand voll Freiwilliger losgezogen. Und kamen bis hier her", erklärte Blackwell und stieß dabei mit dem Finger zur Bekräftigung auf den Tisch. "Mit einer richtig ausgestatten Armee, können wir dem Kaiser vor seinen Palast pissen!", brüllte Blackwell. Darauf ging ein finsteres Lachen durch den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)