Paladin Buch 2 von Devalis (Fortsetzung von Buch 1) ================================================================================ Kapitel 85: Kontakt ------------------- Kapitel 85 Kontakt 13.07.2117 16:12 Uhr Die Medien überschlugen sich mit den Erfolgsmeldungen. Bei Einigen konnte man den Eindruck bekommen, dass der Krieg schon gewonnen sei. Doch alle Beteiligten vor Ort wussten, wie es in Wirklichkeit war. Dies war zwar ein Sieg, aber der hat das Verhältnis nur etwas zu ihren Gunsten verschoben. Mehr nicht. Es stand immer noch sehr schlecht für die Beteiligten. Und Jeder wusste es. Nachdem bekannt wurde, dass der Atombombeneinsatz erfolgreich war, begann man wieder mit den Arbeiten. Akede musste vorbereitet werden. Die Kommandozentrale war wieder nur mit dem notwendigen Personal bevölkert. Man baute immer noch die Kommunikationswege zu den Posten in der Stadt auf. Dementsprechend war noch vieles unkoordiniert und immer wieder kamen Boten an, um Nachrichten persönlich zu übergeben und sich neue Befehle abzuholen. Sosuke saß an einem Schreibtisch am Rand und ging einige Listen durch. Da kam Salmar zu ihm und stellte ihm eine geöffnete Dose Ravioli mit einem Löffel drin hin. "Iss!", sagte er nur kurz. Sosuke sah skeptisch zur Dose und dann zu ihm. "Du hast seit fast einem Tag nichts gegessen. Iss freiwillig oder ich hole einen Trichter", mahnte Salmar ihn mit einen Grinsen. "Nicht den Trichter...", brummte darauf Sosuke und nahm sich die Dose. "Du musst auf dich selber achten. Wenn es los geht, kann ich nicht auch noch drauf achten, dass du was isst.“ "Ja ja...", erwiderte Sosuke und begann, die kalten Ravioli zu essen. Salmar selbst hätte das Zeug so kaum runter bekommen. Aber Sosuke schien es zu schmecken. Er setzte sich neben ihn und beobachtete das Treiben in der Kommandozentrale. Hier wurde der Einsatz der Arbeitskräfte koordiniert. Jedoch war es eine zweischneidige Sache, die Soldaten jeden Tag bis zur Erschöpfung arbeiten zu lassen. Dieses Problem war schon mehrmals zur Sprache gekommen. Doch bisher hatte noch keiner eine brauchbare Lösung gehabt. Das scheppern der Dose riss Salmar aus den Gedanken. Sosuke hatte sie in nicht mal 3 Minuten leer gegessen. "Wir werden nicht fertig", stellte Sosuke trocken fest. "Womit?" "Die Verteidigungsanlagen. Wir bekommen gut 30 bis 40 Prozent fertig. Das ist viel zu wenig." "Wir haben doch schon alle Leute im Dauereinsatz..." "Das ist das nächste Problem... Wenn der Feind hier ist, sind unsere Leute total erschöpft." "Und was ist mit Zivilen Arbeitern?", fragte Salmar. "Wir haben es versucht. Aber mit Geld hältst du keinen auf der um sein Leben rennt." "Dann sag ich dir nicht, dass Leutnant Calla dringend mehr Personal gefordert hat." "Leutnant Calla?", fragte Sosuke und sah ihn nachdenklich an. "Sie hat die Koordination der Flüchtlingsevakuierung übernommen. Sie meint es gibt immer wieder Streitigkeiten, die sehr leicht zu Aufständen werden können. NOCH ist nichts passiert, aber ich zitiere: "Wenn hier nichts gemacht wird, fliegt uns die Scheiße in spätestens zwei Tagen voll um die Ohren und es gibt ein Blutbad!" Sosuke stellte die Ellenbogen auf den Tisch und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er überlegte kurz. "Sind wir verzweifelt genug um...", setzte er an. Ohne zu wissen was Sosuke meinte stimmte Salmar zu "Wir sind sogar noch verzweifelter." Darauf sah Sosuke seinen Freund langsam an. "Wir brauchen Arbeitskräfte...", stellte Sosuke mit einer tiefen Erkenntnis des Unausweichlichen fest. Salmar sah, dass er innerlich gerade eine Linie überschritt. "Wir brauchen Arbeitskräfte. Über die Moral können sich andere Gedanken machen... Wenn das alles vorbei ist." "Zwangsarbeit?" "Nicht so ganz... Aber irgendwie schon... Jeder der sich zum Arbeitsdienst meldet, bekommt ein bevorzugtes Ticket für seine Familie. Sprich der Vater meldet sich zum Dienst, worauf seine Familie bevorzugt ausgeflogen wird", erklärte Sosuke. "Das ist mies... Kann aber klappen", stellte Salmar fest. "Ich lass mich gerne verdammen und an das Kreuz nageln, wenn Kazar tot ist. Aber bis dahin werde ich tun, was ich tun muss“, stellte er trocken fest. 13.7.2117 16:40 Sosuke schlenderte über den Flugplatz zu den Hangars. Dort wurden Wartungshangars für die Luboket errichtet. Hier befand sich auch die Zentrale des Quartiermeisters Leutnant Fender. Da hier am Flughafen die Versorgungskisten ankamen, war dies der ideale Platz gewesen. Man hörte ihn schon vom weiten Brüllen. Er war ein kleiner bulliger Mann mit dem Gemüt eines Hochdrucktopfes. Seine linke Gesichtshälfte war mit einer Brandnarbe überzogen. Wo genau er sie sich zugezogen hatte, wusste Sosuke nicht. „SCHAUT EUCH DEN MIST AN!“, brüllte er, als Sosuke den Hangar betrat. Er stand mit einer Gruppe Soldaten an einem großen Tisch. Erst im Näherkommen sah Sosuke, dass Karten auf dem Tisch lagen. „Hier! Stützpunkt H21. Hier verzeichnet. Aber nicht auf der Hauptkarte! Wer hat da gepennt? Ist der Stützpunkt etabliert? Oder nicht?“ „Ähm… der Stützpunkt ist… „, stammelte einer der Soldaten und wühlte in seinen Unterlagen. „Wir brauchen einen genauen Plan über die Versorgungsstützpunkte und deren Versorgung. Nur so können wir effektiv arbeiten! Die Hauptkarte ist dabei alles“, fluchte Fender. Da bemerkte er Sosuke auf ihn zu kommen. „Ihr setzt euch jetzt hin, Funkt von jedem Stützpunkt die Inventarliste an und überprüft ob alles korrekt auf der Hauptkarte ist. AUSFÜHREN!“, befahl Fender und sah zu Sosuke. „An dem Gesicht sehe ich, dass Alles in bester Ordnung ist“, scherzte Sosuke und setzte sich an den Kartentisch. „Wie ist die Lage?“, fragte Sosuke kurz und sah über die Karten. „Wie die letzten Tage, sehr schlecht. Wir sind dem Zeitplan hinterher. Es fehlt einfach an Personal. Örtlichkeiten haben wir. Auch Versorgungsgüter bekommen wir genug. Mehr als wir einlagern können. Aber meine Leute Arbeiten seit Tagen ohne Pause…“ „Fachwissen oder Muskelkraft?“ „Wie bitte?“ „Was fehlt? Fachwissen oder Muskelkraft? „Muskelkraft. Ich hab schon Soldaten aus der Planung abziehen müssen um die Versorgungsgüter schnell genug einzulagern“, erklärte Fender und verwies auf den leeren Raum. „Und das könnte jeder Depp tun?“ „Kisten vom LKW Räumen und ins Regal stemmen ist bisher noch kein Studienfach. Also ja. Wieso fragen sie?“ „Weil ich eine Idee hab mehr Muskelkraft zu bekommen. Aber das wird wohl NUR Muskelkraft sein. „Muss man nur beaufsichtigen. Wie wollen sie das machen?“, fragte Fender und sah Sosuke ungläubig an. Doch Sosuke erhob sich nur und lächelte Matt. „Mit unlauteren Mitteln“, brummte er und wand sich zum gehen. Der Leutnant sah ihm nur fragend hinterher. Diese Paladine waren ihm suspekt. 14.7.2117 18:30 Sosuke blickte in die Kamera bei der eben das rote Licht angegangen war. Seine Miene war eisern. Er wusste, das, was er nun sagen würde, könnte zu Aufständen führen. Aber es musste sein. „Werte Bürger und Bürgerinnen. Ich wende mich heute am Vorabend der schwersten Schlacht aller Zeiten an sie. Ab sofort gilt in Akede ein neuer Freiwilligendienst. Sollte aus einer Kernfamilie jemand zwischen 10 bis 60 Jahren alt sein und sich Freiwillig zum Arbeitsdienst melden, so wird seine Kernfamilie bei der Evakuierung vorgezogen. Die Situation erfordert es, das wir wesentlich mehr Arbeitskraft aufwenden, um uns für den Kampf gegen die Finsternis zu stemmen. In diesen Tagen müssen wir alle zusammenstehen. Jeder muss seinen Teil dazu bei tragen, das es ein Morgen geben kann. Aber die Soldaten können das nicht alleine schaffen“, erklärte Sosuke in ruhigen Worten. Dabei sah man in seinen Augen wie ernst es ihm war. „Die Meldestellen werden ausgeschildert sein. Ich befürworte jeden, der sich Freiwillig meldet. Jeder starke Arm wird gebraucht. Wenn wir scheitern, wird es kein Morgen danach geben. Darum sind wir zu diesem Schritt gezwungen. Aber ich weise auch noch mal auf das aktuelle Kriegsrecht hin. Sollte es zu Aufständen oder Störungen der Ordnung kommen, wird hart durchgegriffen. Mögen die Drachen uns beschützen“, schloss Sosuke seine kurze Mitteilung. Es hatte schon mehrmals an den Flüchtlingssammelpunkten Tumulte gegeben. Aber schwer bewaffnete Soldaten und die Androhung, bei Aufständen die Evakuierungen ganz abzubrechen, sorgten dafür, dass es nicht eskaliert war. Das könnte sich jedoch schnell ändern. Die rote Lampe an der Kamera wurde schwarz und Sosuke atmete kurz aus. Die anderen im Raum wichen seinen Blicken aus. Als sich jedoch der Blick von Sosuke und General Friedrichsen traf, brach es aus Sosuke heraus. „Ja glaubt denn hier wer wirklich, dass wir genug Arbeiter bekommen würden, wenn wir einfach gefragt hätten?“ „Wir haben es nicht mal versucht“, widersprach Corporal Sanders. „Dann hätten sie sich schon gemeldet. Aber es tat keiner. Wir brauchen die Arbeitskraft“, brummte Sosuke und ging aus dem Raum. Draußen Stand Ryo und wartete mit einer Wasserflasche auf ihn. „Mal schauen was nun passiert“, sagte sie und lächelte ihn an. 14.7.2117 23:17 Uhr Sosuke sah mit einem kleinen Grinsen zum Monitor. "Wie ist das Wetter bei ihnen?", fragte er gehässig. "Eisig. Minus 40°C und Schneesturm", antwortete Esteban. "Bei uns ist es warm und Sonnig. Aber Scherz bei Seite. Wie ist der Status?" "Die Techniker wollen noch mal den Reaktorstromkreis überprüfen." "Noch mal? Ich dachte, der sei schon geprüft worden?" fragte Sosuke. Die Paladine hatten seit gut einem halben Jahr an der Wiederherstellung der Apokalyps gearbeitet. Dabei war der Großteil der Arbeit jedoch bisher nur das Gangbarmachen der Basis tief im arktischen Eis gewesen. Fast 100 Jahre war dort keiner mehr gewesen. Die gesamte Basis war vereist gewesen. Sie hatten fast 2 Wochen gebraucht, um sich zu dem Dock mit dem Schiff durchzuschlagen. Da immer alles unter dem Deckmantel der Geheimhaltung lief, war die gesamte Operation bisher nur recht klein gewesen. Doch nun konnte man diesen Posten offen und massiv versorgen. Dennoch war sehr viel zu erledigen. "Na ja... Sie haben wohl Angst, dass wir ein ziemlich großes Loch in die Polkappe sprengen wenn das schief geht", antwortete Esteban. "Nullfeldenergie hat das Potenzial. Also nehmt euch die Zeit. Bring nichts, wenn ihr euch mit dem Schiff in die Luft jagt". antworte Sosuke. "Und wie steht es bei euch?" "Könnte besser sein. Aber das ist aktuell doch normal. Was mir sorgen macht... Außer einen Verbindungsoffizier ist noch keiner von euch da. Deine Leute kommen, oder?" "Sie kommen. Die SK Armee ist Pünktlich. Eventuell kommt sie mit viel Pomp, aber sie kommt." "Hoffen wir mal auf das Beste. Zumindest scheinen wir das Arbeiterproblem in teilen behoben zu haben. „Was haben sie gemacht?“ „Wer sich zur Arbeit meldet, dessen Familie wird bevorzugt evakuiert. Ist faktisch eine Erpressung. Aber es wirkt.“ „Ich kann sie verstehen. Leider hab ich diese Möglichkeit hier nicht. Aber morgen oder übermorgen sollten wir eine große Arbeitertruppe aus den Arjunawerften bekommen. Damit sollte es dann besser laufen. Start ist der 22. Bisher können wir den Termin einhalten“, erklärte Esteban, als bei Sosuke die Sirenen los gingen. „Was bitte?“, fragte er überrascht und griff zum Funkgerät. „Sosuke hier. Was ist los bei euch?“ „KONTAKTE! WIR HABEN UNZÄHLIGE RADARKONTAKTE!“, brüllte der Funker über den Lärm in der Kommandozentrale hinweg. Sosuke sah bleich zu Esteban. „Die sollten doch erst in vier Tagen hier sein… Wir sind am Arsch!“, fluchte Sosuke und unterbrach die Verbindung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)