Paladin Buch 2 von Devalis (Fortsetzung von Buch 1) ================================================================================ Kapitel 83: Der letzte Flug --------------------------- Kapitel 83 Der letzte Flug 12.7.2117 Sosuke betrat mit Blackwell die Kommandozentrale. Schon der erste Blick in die Gesichter liess nichts Gutes vermuten. "Was ist los?", fragte Sosuke, doch keiner antwortete. Alle sahen betreten von ihm weg. "MELDUNG!", forderte Sosuke darauf deutlich. "Unsere gesamte Abwehrplanung droht zusammenzubrechen. Wir bekamen gerade das von unseren Beobachtungsflugzeugen rein", sagte General Friedrichsen und wies auf Fotos hin, die auf dem Tisch lagen. Es waren Aufnamen von der Legion Kazar's. "Die Legion... und? Haben die neue Monster?", fragte Sosuke unbedarft. Doch der General zeigte mit seinen Finger auf etwas. Panzerverbände, Bodentruppen und Artillerie. "Wo kommen die hier?", fragte Sosuke finster. "NA Truppen. Sie sind heute erst zu der Legion gestoßen", sagte Theresa. Sosuke zog sich einen Stuhl ran um sich zu setzen. Sein Verstand war klar und frei von Philosophischen Fragen. "Wie groß sind diese Verbände?", fragte Sosuke. "Na ja... Wir haben keine genauen Zahlen, aber wir gehen von mehreren Bataillonen aus. Und das ist nur das, was wir halbwegs bestätigen können", erklärte Hauptmann Lun. "Das ist wirklich... wo sind die so schnell so weit im Süden her gekommen?", fragte Sosuke skeptisch. Derweil betrachtete Blackwell die Bilder nachdenklich. "Das wissen wir nicht. Aber es gibt auch große Bereiche die wir nicht überwachen können. Die könnten da ganze Armeen verlegen und wir sehen es nicht", rechtfertigte sich Friedrichsen. "Wenn die unsere Verteidigung mit Artillerie zerschlagen, können wir uns keinen Tag halten. "Dann werfen wir doch ein oder zwei von meinen Bomben drauf", schlug Blackwell vor. "Nette Idee... aber das würde scheitern", konterte Theresa. "Wieso?" "Zum einen haben wir meines Wissens keine Rakete mit der wir diesen Sprengkopf abschießen können. Dazu sind dort Massen an Raketenabwehrfahrzeugen. Also selbst wenn wir eine Rakete hätten, käme diese nie durch." "Dann vergraben wir die Bomben auf deren Weg. Sowie sie drüber sind sprengen wir das ganze", verbesserte Blackwell sein Plan. "Die Späher würden die Strahlung messen. Wir würden es auch. Und wenn sie ausweichen dann haben wir die Bomben verschwendet", wiedersprach Friedrichsen. "Und was sollen wir nun tun? Weglaufen?", fragte Blackwell. Da betrat Nebber und einige scharagische Offiziere den Raum. "Es hieß wir haben ein Problem?" fragte Nebber. "Wie immer... Der Feind hat sich mit SK Truppen verbündet", brummte Blackwell. Nebber ging zum Tisch und betrachtete die Bilder. "Oh... das ist aber doof. Was machen wir nun?" "Wissen wir noch nicht. Aber uns muss schnell etwas einfallen... Sonst spalten sich die Feinde noch auf", erklärte Sosuke. "Und wenn wir die Atombomben nutzen?", schlug Nebber unbedarft vor. "Da ist das Problem... Wir haben keine Trägerrakete dafür. Und selbst wenn, sie käm nicht durch", erklärte Friedrichsen. "Aber wir haben Bomber", konterte Nebber, worauf sich die Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Diese betrachtete derweil die Luftaufnahmen. "Wie meinen sie das?" "Wie ich es sag. Man kann die Sprengköpfe in einen Bomber laden. Scharagische Bomben haben für diese Zwecke eine Manuelle Auslösung." "Mit einen Bomber?", fragte Sosuke erstaunt. "Na es muss schon mehr sein. Einer alleine käm nicht durch. Aber mit Bombern können wir die Bomben hin bringen", schlug Nebber vor. "Haben sie die Bilder nicht gesehen. der Luftraum ist voller fliegender Monster. Sie kommen da nie durch," stellte Oberst Galsow fest. "Wir können ein Ablenkungsmanöver starten. Wir greifen von einer Seite an. Damit ziehen wir die Flieger weg. Und dann stoßen wir von der anderen Seite auf den Feind zu. Ist kein super Plan, aber wenn wer ´nen besseren hat - raus damit. "Das ist Wahnsinn. Das ist Verschwendung von Wehrkraft. Das können Sie doch nicht ernst meinen?", fluchte Oberst Galsow. "Wer sind sie eigentlich?", unterbrach Sosuke den Mann. Er hatte ihn jetzt erst bemerkt, aber noch nie vorher gesehen. Darauf Streckte sich der Mann und Salutierte. "Sir, Oberst Galsow. Militärischer Nachrichtendienst und Kommandooffizier der 1. Kaiserlichen Armada. Admiral Esteban hat mich als Verbindungsoffizier hier her geschickt!" "Nen Politoffizier... Ich hoffe die SK hat mehr geschickt als nur ein Politoffizier." "Sicher. Ein ganzes Panzerbataillon ist mit gekommen. Die SK hält sich an ihre Abmachungen. Und besonders der Admiral ist absolut zuverlässig!", fauchte der Oberst. Dass er jedoch die ideologische Standhaftigkeit des Admirals in Frage stellte, musste dieser Paladin ja nicht wissen. "Freut mich zu hören und willkommen im Schützengraben. Aber halten sie sich bitte etwas zurück, wenn neue Pläne auf den Tisch kommen. Die Verteidigung wurde uns übertragen", antwortete Sosuke. "Da haben sie leider Recht. Unter SK Führung würde das deutlich anders ablaufen", fauchte der Mann erneut. Sosuke lehnte sich darauf etwas zurück und sah zu dem Mann hoch. "Wir haben die Aufgabe, diese Stadt zu halten. Dabei geht es nicht um Ideologien, Politik oder Rechnungen. Was raus kommt zählt. Aber ich kann verstehen, wenn ein Politoffizier das nicht so leicht begreifen kann", antwortete Sosuke sanft und entspannt. Zumindest klang es für alle die ihn nicht kannten sanft und entspannt. Jeder der ihn kannte wusste, das Sosuke ihm innerlich eine gescheuert hatte. "Und was ist ihre Meinung zu diesemhirnrissigen Plan?" wollte nun Oberst Glasow von Sosuke wissen. "Ich kann den Plan nicht gutheißen. Damit es klappt müsste die Bombe IM Bomber gezündet werden. Sonst kann sie abgefangen und zerstört werden. Das wäre ein direkter Selbstmordbefehl. Das kann und will ich nicht gutheißen", sagte Sosuke. "Sir... Bei allem Respekt. Aber schauen sie sich die Bilder an. Wenn der Feind hier ist, bekommen wir sowieso keinen Flieger mehr in die Luft. Ich kann nur für meine Fliegerstaffeln sprechen, aber lieber sterben wir im Luftkampf, als das wir hier unten von diesen Dingern gefressen werden." "Dennoch..." "Dennoch? Karten auf den Tisch. So werden wir hier alle verrecken. Alle in dieser Stadt. Also macht das keinen großen Unterschied ob wir hier sterben oder da draußen im Luftkampf. Aber wenn wir das tun, dann habt ihr die Chance, länger als einen Tag durchzuhalten", fauchte Nebber. Und sein Blick zeigte, dass er es ernst meinte. Sosuke stützte sich darauf mit beiden Ellenbogen auf und legte das Gesicht in die Hände. Er dachte kurz nach. "Sie werden keine 5 km an den Feind ran kommen. Das ist doch Wahnsinn", zeterte Oberst Galsow. "Hat einer einen besseren Plan? Ich meine - der Plan ist scheiße... aber hat jemand einen Besseren?", fragte Sosuke und stand wieder auf. Darauf breitete sich Stille im Raum aus. "Nebber hat Recht. Auch wenn es mir nicht gefällt. Hauptmann Nebber: Sammeln sie so viele Bomber und Flieger wie sie in 7 Stunden ran bekommen. Geben sie diesen Flugzeugen Vorrang beim Landen. In 9 Stunden... Genauer 1900 startet die erste Gruppe. Erarbeiten sie bis dahin einen Angriffsplan bis 1600 und legen sie ihn mir vor. Wenn er halbwegs brauchbar ist, erhalten sie das OK von mir. Fragen?" "Nein, Sir", sagte Nebber und Salutierte. Ohne weiter zur reagieren verließ Sosuke den Raum. Er wusste, dass hier keiner lebend raus kam. Aber irgendwie hatte auch sein Plan den kleinen Funken Hoffnung, es doch zu überleben. Doch dieser Befehl... da gab es nicht mal Hoffnung bei. Thomas betrat mit Togusa das Flugfeld von Akede. Die letzten Tage war es voller Transportmaschinen. Doch jetzt war es voller Jagdflugzeuge und Bomber. Überall waren Piloten dabei letzte Hand an ihre Maschinen zu legen. Sie kamen an einem Zelt vorbei, wo die Piloten einen letzten Brief an ihre Hinterbliebenen schreiben konnten. Diese Briefe sollten mit der ersten Frachtmaschine, die nach ihnen startet aus der Stadt gebracht werden. Einige weinten beim Schreiben der Briefe. Thomas hatte mit weniger Zustimmung bei den Piloten gerechnet. Immerhin war dies ein Flug ohne Wiederkehr. Aber es schien jedembewusst zu sein, was auf demSpiel stand. Hier ging es nicht mehr um das Überleben des Einzelnen. Hier ging es um das große Ganze. Um Alles oder Nichts. Und diesen Kampf wollten die Piloten in ihren Maschinen bestreiten. Denn hier und jetzt konnten nur sie allein die Entscheidung bringen. Die Beiden gingen zu der Stelle, wo die Jägerstaffel von Nebber stand. Hier standen Feinde Seite an Seite. Propellermaschine neben Düsenjet. Sie sahen auf ihrem Weg Piloten, die auf dem Boden saßen und Zigarren rauchten. Hier zählte kein Rang, keine Landesfarbe. Sie waren alle Piloten vor ihrem letzten Start. Die Medien würden die Wirkung dieser Situation sicher für sich nutzen, um hier alles noch mehr zu glorifizieren. Endlich erreichten Togusa und Thomas die Maschine von Nebber. "Ernst?", fragte Thomas. "Ah, was gibt es Kleiner?" "Du bist dir ganz sicher mit deinen Plan?" fragte Thomas. Sie kannten sich schon sehr lange. Thomas hatte ihn aus einem Gefangenenlager befreit. Und später hat Ernst ihn dann vor seinen Vorgesetzen beschützt. Sie hatten eine tiefe Männerfreundschaft, wobei Ernst immer eine Art Großvaterfigur für ihn eingenommen hatte. "Ich bin mir sicher", sagte er und setzte sich auf seine Tragfläche. "Versteh bitte, es hat Spaß gemacht solange die Party gedauert hat. Wir hatten große Pläne und auch wenn wir viel geblutet hatten, so gab es auch viel Spaß... Doch nun ist das zu Ende. Die Party ist aus. Ich hab keine Verwandten mehr. So kann ich erhobenen Hauptes in das gehen... was nun kommt. Ich halt euch einen Platz frei", lachte Ernst die Beiden an. "Es gibt noch Hoffnung. Was die Zukunft bringt ist nicht entschieden", wiedersprach Togusa. "Ihr mögt diesem Kazar einen guten Kampf geben. Aber letztendlich ist er ein Gott... Dieser Planet ist schon verloren. Aber wenn ich Leviathan begegne, dann will ich kämpfend gestorben sein. "Siehst du das wirklich so?" fragte Thomas seinen alten Weggefährten. Darauf schwang sich dieser von der Tragfläche. "Sehe ich so", sagte er und umarmte Thomas. "Aber ihr zwei... Kämpft bis zum bitteren Ende. Wenn alles vor die Hunde geht... dann glorreich. Und wenn ihr es doch schaffen solltet, will ich ein Denkmal." "Du Spinner...", brummte Thomas. "Das sagtest du öfters über mich", erwiderte Ernst und sah auf seine Uhr. Es war Zeit. "So mein bester - es wird Zeit, ‚Lebe wohl‘ zu sagen. Mein Tank ist voll und ich hab so viel Munition dabei wie irgend möglich. Und Kazar soll mich holen wenn ich nicht mindestens die Hälfte davon in Gegner schießen kann", sagte Ernst und stieg hoch zu seinem Cockpit. "Hey!" Rief Thomas Ernst hinterher. Dieser drehte sich darauf nochmal um und fragte: "Was denn?" Da warf Thomas ihm eine Pistole zu. Er sah sie kurz zögerlich an. "Ich hab nicht vor zu kneifen, wenn es ernst wird!", rief Ernst und wollte sie schon zurück werfen. "Dafür ist die nicht. Die ist für den Fall, dass dir wer auf dem Flügel sitzt!" rief Thomas über das lauter werden der Flugzeugmotoren. Ernst grinste und steckte sich die Pistole in die Tasche. "Leb wohl mein Freund. Lass die Flügel glühen", verabschiedete sich Thomas. "Leb wohl", verabschiedete sich Togusa kurz. Sie versuchte ihre Probleme mit dieser Situation zu verbergen. Doch Thomas merkte, wie ihr eine Träne über die Wange rollte und hielt ihre Hand. Als Ernst in seinem Cockpit saß und den Propellermotor gestartet hatte, öffnete er das Fenster seines Cockpits und rief zu Thomas: "Das damals im Dschungel... Es war nicht deine Schuld! Du konntest es nicht schaffen!" Doch dann wurde das donnern der Motoren zu laut, als das man etwas verstehen konnte. Thomas hob nur die rechte Hand und zeigte mit dem Daumen nach oben. Sosuke war sonst kein Freund von Paraden und Allem. Das Salutieren hasste er sogar. Doch in diesem Fall hielt er es für zwingend nötig, diesen letzten Respekt zu bezeugen. Er stand am Anfang der Startbahn mit seinem Stab und sie Salutierten vor den startenden Flugzeugen. Diese Piloten gaben alles, damit sie eine Chance hatten, länger das Unvermeidliche hinaus zu zögern. Sosuke beeindruckte dies. Immerhin waren sie normale Menschen. Mit Träumen, Hoffnungen und Plänen. Keine genetisch geschaffenen und indoktrinierten Supersoldaten. So stand dann der gesamte Kommandostab am Flugfeld und salutierten. Als Ernst Nebber zur Startbahn rollte, nickte ihm Sosuke zu. Dieser erwiderte den Salut. So standen sie dann fast eine Stunde um allen Maschinen den Salut zu geben. Als die letzte Maschine abhob, hielt nur noch Sosuke, trotz schmerzen, seinen Arm zum Salut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)