Twisted von Alyeskah (Zwischen Liebe und Hass) ================================================================================ Kapitel 4: Vier --------------- Etwas hatte sich verändert. Sasuke war klar gewesen, dass sich einiges ändern würde, aber nun gab es etwas zwischen Itachi und ihm, das er nicht beschreiben konnte. Er fühlte sich auch am nächsten Morgen noch so eigentümlich zu seinem Bruder hingezogen und war ihm ganz dankbar für sein Schweigen – er musste sich nämlich immer noch darauf konzentrieren, nicht über ihn herzufallen. Aber im Gegensatz zum vorigen Tag war es viel einfach. Als wäre er um eine unglaublich schwere Last erleichtert worden, von der er gar nicht gewusst hatte, wie sehr sie ihm zu schaffen machte. Auch das Schweigen war anders, fiel ihm auf. Es war nicht bedrückend, oder peinlich. Es war einfach… ruhig. Ein stilles Übereinkommen, kein Totschweigen, nach dem Motto „wenn man nicht darüber redet, ist es nicht passiert“. Sasuke wusste nicht, was er davon halten sollte. Fast zwölf Stunden hatte Sasuke geschlafen und so waren sie erst sehr spät losgegangen. Er hatte keine Ahnung, woher Itachi den Weg so gut kannte und er wusste auch nicht, ob der Plan, zu Orochimaru zu gehen, nicht zu viele Haken hatte, aber er sagte nichts. Ihm vielen dutzende Einwände ein, aber er schluckte sie hinunter und folgte seinem Bruder. Die ganze Zeit, bis sie bei Nachteinbruch vor einer riesigen Buche Halt machten. Erst, als Sasuke seine Sharingan aktivierte, erkannte er das Loch zwischen den Wurzeln. Es stellte so etwas wie den Eingang zu einer Rutsche dar und war zusätzlich zu der günstigen, natürlichen Lage mit mehreren Bannsiegeln gesichert, die Itachi allerdings einfach entfernte. „Warte!“ Endlich kamen die Worte, sie stürzten aus Sasukes Mund und er konnte sie nicht mehr zurückhalten. „Was hast du vor? Was machen wir hier?“ Itachi schwieg und sah ihn aus traurigen Augen an. Der Blick kam so plötzlich, dass er Sasuke völlig aus der Bahn warf. „Itachi?“, fragte er leise. Langsam kam er näher und strich ihm behutsam die Haare aus der Stirn. Diese hauchzarte Berührung reichte aus, um Sasuke Schauer über den Rücken rasen zu lassen und er trat automatisch einen Schritt zurück. „Verstehst du? Du wirst es nicht los. Kabuto ist zu gut, er versteht sein Handwerk. Du würdest nicht von mir loskommen und ich… ich bin nicht stark genug. Nicht dafür. Es würde dich zerreißen und alles wäre meine Schuld.“ Itachi sah seinem Bruder eindringlich in die Augen. „Aber…“ Sasuke brach ab und überlegte. „Wie willst du Kabuto dazu bringen, das rückgängig zu machen? Oder Orochimaru? Sie werden wohl kaum auf dich hören, Itachi.“ „Ich habe nicht vor, mit ihnen zu reden.“ „Wie sonst soll dann –“ Sasuke konnte den Satz nicht beenden, Itachi unterbrach ihn, indem er den Sicherheitsabstand, den Sasuke zwischen sie gebracht hatte, überschritt und seine Lippen verlangend auf die seines Bruders presste. Wie in der Nacht zuvor, wurde Sasuke von einer Welle aus Widersprüchen überrollt, die ihm die Kehle zuschnürten und die Luft zum Atmen nahmen. Dennoch lehnte er sich an Itachi und öffnete bereitwillig seinen Mund, um Itachis Zunge einzulassen. Seine Haut prickelte und wieder genoss er es einfach. Sasuke keuchte, als der Kuss intensiver wurde, aber bevor mehr passierte, zog sich Itachi ein Stück zurück und vergrub den Kopf in Sasukes Haaren. „Es tut mir so leid“, flüsterte er. Dann wich er zurück, packte den Jüngeren grob am Arm und schleuderte ihn in die Höhle. Bevor Sasuke realisieren konnte, was mit ihm geschah, ritzten Wurzeln seine Haut auf, er atmete aufwirbelnde Erde ein, verschluckte sich und kam nach einer gefühlten Ewigkeit hart auf dem Boden auf. Er robbte zur Seite, wo er erst mal krampfhaft hustend liegen blieb. „Itachi?“, rief er röchelnd. „Hier“, kam leise die Antwort. „Sei ruhig.“ Diesmal ging er sanfter mit ihm um und führte ihn durch die Dunkelheit. Sasuke blieb an keiner Wurzel hängen und traf auf kein Hindernis, während sie durch die Gänge hasteten und er sich kaum traute zu atmen, weil es in der gespenstischen Stille so laut wirkte. „Da sind sie!“, hauchte er, als er Orochimaru und Kabuto entdeckte. Die beiden lehnten an schmutzigen Säulen und sprachen miteinander. Schnell duckten sich die Brüder hinter einen Schmutzhaufen, aber bevor Sasuke lauschen konnte, zog Itachi seine Aufmerksamkeit auf sich, indem er eine seltsame Kugel hervorholte. „Noch bemerken sie uns nicht, weil ich unser Chakra verborgen habe. Aber ich weiß nicht genau, welche Sicherheitsvorkehrungen hier herrschen und so dumm, dass sie sich hier ungeschützt unterhalten, sind sie nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie wissen, dass wir hier sind, wir müssen uns beeilen.“ Er fummelte an der Kugel herum, die leise zu zischen begann. „Eine Bombe“, erklärte er auf Sasukes fragenden Blick hin. „Sie wird die beiden in Fetzen zerreißen.“ Er seufzte fast unhörbar und legte seine Hand auf Sasukes Arm. „Es geht nicht anders. Mach dir keine Sorgen, ich hab an alles gedacht.“ Itachi warf die Bombe genau zwischen Orochimaru und Kabuto, umklammerte seinen Bruder und sprang mit ihm zurück. „Verzeih mir“, murmelte er, bevor die Wucht der Explosion dafür sorgte, dass Sasuke das Bewusstsein verlor. Als Sasuke wieder aufwachte, herrschte Chaos um ihn herum. Jemand bemerkte, dass er wieder bei Sinnen war, legte ihm eine Decke um die Schultern und untersuchte ihn auf professionelle Weise. „Keine Verletzungen“, rief er irgendjemand anders zu. „Zumindest keine offensichtlichen. Sie sollten ihn trotzdem untersuchen.“ Jemand antwortete und er nickte. „Wir kümmern uns um dich“, sagte er leise zu Sasuke und drückte ihm einen Becher in die Hand. „Hier, trink das. Das hilft.“ Sasuke war immer noch ganz schwummrig, aber seine Hände schienen nicht mehr mit seinem Verstand verbunden zu sein, denn sie nahmen das Getränk und schütteten die heiße Flüssigkeit begierig seinen Rachen hinunter. Er stieß ein leises „Ah“ aus und spürte, wie sein Kreislauf wieder in Schwung kam. Langsam nahm er seine Umgebung war, erinnerte sich an die letzten Stunden und war plötzlich hellwach. Er starrte den Fremden an, dann die anderen, die um sie herumrannten und der Becher fiel scheppernd zu Boden. Es waren Ninja aus Konoha. Der Uchiha sprang auf, versuchte, die Situation zu überblicken und einen Weg aus dieser Misere zu finden, als auf einmal Kakashi vor ihm stand. „Langsam, Sasuke“, sagte er ernst und drückte ihn zurück auf den Boden. „Ich habe viele Fragen und so, wie ich dich kenne, hast du genauso viele Antworten für mich.“ Er zögerte kurz und tauschte einen Blick mit jemandem, den Sasuke nicht sehen konnte. „Aber das klären wir vielleicht lieber woanders.“ „Wie kommt ihr hierher?“, wollte Sasuke wissen und gab sich Mühe, unbeteiligt zu wirken. Als würde er jeden Tag bewusstlos in einer verborgenen Höhle herumliegen, in der Bomben durch die Gegend geworfen wurden… „Wir haben einen anonymen Hinweis bekommen, dass wir hier zwei gesuchte Personen in, ähm, Einzelteilen finden. Und noch jemand anders, der uns interessieren wird.“ Kakashi musterte seinen ehemaligen Schüler eingehend. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass du das bist.“ Sasuke verzog das Gesicht und stieß ein leises „Tss“ aus. So war das also. Anonymer Hinweis, aha. Das war also der Weg, den Itachi für ihn vorgesehen hatte… Er fragte sich, was er damit bezweckte und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Es war ein Abschied gewesen. Ein Abschied für immer. Er würde seinen Bruder nicht mehr wieder sehen. Und es machte ihm überhaupt nichts aus. ENDE xXx Dankeschön für's Lesen und alle lieben Kommentare! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)