Drachenbrut von Gepo (Wenn Kinder schwierig werden) ================================================================================ Kapitel 10: Die Bedingung ------------------------- Nein, keine Sorge, bei dem bösen Cliffhänger stoppe ich nicht wieder für zwei Monate ^.- Ich weiß nicht, wann ich das nächste Kapitel fertig kriege, aber dieses hier ist geschrieben. Viel Spaß beim Lesen! ________________________________________________________________________________________________ Sie fanden sich wieder in einem wirklich schäbigen Zimmer. Harry hatte nur wenige Nächte vor seinem dritten Schuljahr hier verbracht, aber er konnte direkt sagen, dass seitdem auch nicht renoviert worden war. Der tropfende Kessel war eine wirklich herunter gekommene Spelunke und der einzige Segen des Zimmers war wohl, dass es nicht tropfte. Die Wände waren kahl, der Boden ungefegt und möbliert war das Zimmer nur mit einem Bett, einem Stuhl und einer Kommode. Über dem Stuhl lagen wohl gefaltet die Kleidungsstücke, die Skorpius vorher getragen hatte, während James Sachen über den kompletten Boden verteilt waren. Die betroffenen Personen der Erinnerung selbst lagen zusammen auf dem Bett. Entgegen allgemeiner Vermutung befanden sie sich allerdings nicht zusammen unter einer Decke. Skorpius war wie ein gut verpacktes Paket in die Decke eingeschlagen und lag an James Seite. Nur das locker über dessen Hüfte geworfene Bein gab ihm ein Minimum an Bedeckung, sodass seine Geschlechtsteile nicht direkt offen lagen. Albus wandte trotzdem errötend den Kopf ab. Harry zwang sich dazu, nur zu den Gesichtern der beiden zu sehen. Es war erstaunlich schwer, da er sich bei diesem Anblick doch eingestehen musste, dass er auf die Muskeln seines Sohnes ein gutes Stück neidisch war. James war ziemlich durchtrainiert, aber da man meist nicht mehr als seine Arme sah, tendierte man dazu, es etwas zu vergessen. „Alles okay?“ James strich Skorpius mit einer Hand über die Wange. „Du warst gut, falls das deine Frage ist“ Skorpius Blick ging durch die am Bett stehenden stillen Zuschauer hindurch, während sein Kopf auf James Schulter lag. „Ich will nur wissen, ob ich dir weh getan habe.“ Harry blinzelte überrascht. Er wusste gar nicht, dass James zu so einer Sanftheit in der Stimme noch fähig war. Er gab sich wirklich außerordentliche Mühe, das musste man ihm zugestehen. „Es geht schon. Ich bin nicht aus Zucker“ Skorpius Blick schien James noch mehr als vorher auszuweichen. Was aus Perspektive der Zuschauer klar erkennbar war, war der traurige Gesichtsausdruck. Wie Albus vermutet hatte, es schien, als hätte Skorpius etwas unendlich Wichtiges verloren. Harry schmerzte dieser Anblick allein. James allerdings sah wenig besser aus. Er hatte das Gesicht abgewandt und kaute zwischen den vereinzelten Sätzen auf seiner Unterlippe herum. Auch er wirkte nicht gerade glücklich mit der Situation. „Soll ich ...“ Gehen? Das sollte James jetzt bitte nicht sagen. „Soll ich dir etwas bringen? Etwas zu Trinken vielleicht?“ „Nein“ Skorpius Hand, deren Arm über James Brust lag, festigte sich um dessen Schulter. „Bitte bleib.“ Ah … er hatte wohl genau dasselbe heraus gehört, was Harry bei dieser Frage erwartet hatte. Er seufzte leise und wandte den Kopf ab. Kinder machten es sich wirklich schwer. „Ist es okay, wenn ich dich im Arm halte?“ James wandte dem anderen den Kopf zu und beobachtete ihn vorsichtig. Auf Skorpius Nicken legte er auch den zweiten Arm um ihn und zog ihn fest an sich. Er selbst drehte sich etwas zu ihm und legte den Kopf auf dessen blondes Haar. Ein zartes Lächeln schlich sich auf Skorpius Lippen. Er sah kurz hoch, auch wenn er extra den Kopf nicht bewegte, um James nicht zu verschrecken. Mit einem Mal schien sich sein ganzer Körper zu entspannen und er schloss die Lider. „Ich mag deinen Geruch“ James strich mit einer Hand sanft Skorpius Rücken auf und ab. „Ist das ein Parfüm?“ „Patchouli“ Skorpius Hand ging vorsichtig auf Wanderschaft über die gut definierten Muskeln. „Gefällt es dir wirklich? Ich war nicht sicher, ob es nicht etwas zu viel des Guten ist.“ „Ich mag es“ James griff den Kleineren und drehte sich zurück zur Seite, sodass dieser komplett auf ihm lag. Eine diesmal angenehme Stille legte sich über die beiden. „Kann man das irgendwie … vorspulen?“, fragte plötzlich der normale James, der sie ja in die Erinnerung begleitet hatte. „Vorspulen?“ Harry wandte sich seinem Sohn zu. „Wir lagen ziemlich lange einfach 'rum und später haben wir uns geküsst. Das Gespräch geht erst danach weiter. Ich hab' nicht drüber nachgedacht, als ich die Erinnerung vorhin raus gezogen habe.“ Harry, der mittlerweile etwas mehr Übung mit dem Denkarium hatte, zog seinen Zauberstab und schwang diesen in einer komplizierten Bewegungsabfolge, die das Geschehen wirklich beschleunigte. Er hielt ihn recht geradlinig von seinem Körper weg und sagte zu James: „Sag, wann ich stoppen soll.“ Die zwei Personen auf dem Bett begannen wirklich nach einigen Momenten, sich zu küssen, bis James sich aufsetzte und Skorpius dabei auf seinen Schoß zog, um ihn weiter zu küssen. Irgendwo dort sagte James plötzlich Stop und Harry hielt sofort an. „...weh?“ Erinnerungs-James sah lächelnd auf Skorpius hinab, dessen Kopf auf seiner Schulter lag und zu ihm aufsah. „Nein, alles gut“ Einen Moment lang richtete der Blonde sich auf, legte die Arme um James Schultern und lehnte sich wieder an ihn. „Sag mal … denkst du … meinst du … nein, vergiss es.“ „Sprich mit mir“ James kitzelte ihn mit einem Finger an der Seite, was Skorpius mit einem Aufquieken zusammen fahren ließ, sodass er sich noch eher an James drückte. „Urgh … und erwürg' mich dabei nicht.“ „Entschuldige“ Mit Rot auf den Wangen ließ Skorpius wieder locker. „Ich wollte nur … ich meine … sinniretztzusam?“ „Was?“ James blinzelte. „Sind wir … ah. Zusammen?“ Skorpius drückte sein Gesicht gegen James Schulter, sodass sein Ausdruck nicht zu sehen war. „Ich wäre sehr gern mit dir zusammen“ Das Grinsen auf seinen Lippen wurde nur unterbrochen von dem Kuss, den er auf Skorpius Haar setzte. Von Perspektive der Zuschauer aus konnte man beobachten, wie die zusammengepressten Lippen von Skorpius sich zu einem Lächeln formten, wie seine Arme sich lösten, unter James Armen durchfuhren und er sich damit so nah zog, dass er seinen Kopf auf James Schulter legen musste, um genug Platz zu haben. Ihrer beider Lächeln war ansteckend. Harry sah kurz zu den beiden Jungen an seiner Seite, die beide – ebenso wie er – lächelten. Der größte Teil war sehr holprig und unsicher gewesen, aber hier zeigten beide doch endlich ihren Willen. Und der war zum Glück von beiden Seiten sehr gutmütig. „Oh“ Mit einem Mal drückte Skorpius sich von James weg, auf dem Gesicht ein zutiefst erschütterter Ausdruck. „Was?“ Alarmiert sah James sich um, entdeckte wohl keine Gefahr und drehte sich wieder zu Skorpius. „Was ist?“ „Großvater“ Wie unter Schmerzen schloss Skorpius zitternd die Lider und senkte den Kopf. „Will nicht, dass wir zusammen sind?“ James zog den anderen wieder näher, küsste seine Stirn, seine Augenbraue, seine Schläfe, alles, was er zu fassen bekam. Geradezu verzweifelt sah Skorpius wieder auf, drückte seine Lippen gegen James und schlang die Arme um ihn. Als sie den Kuss lösten, wiederholte er wie für ein Mantra: „Es tut mir Leid, es tut mir Leid, es tut mir Leid.“ „Sssch“ James legte einen Zeigefinger auf Skorpius Lippen. „Ich weiß, dass das mit deiner Familie nicht leicht ist. Können wir … ich weiß nicht … geheim zusammen sein? Sodass er es nicht erfährt?“ „Er wird dich nie akzeptieren“ Skorpius Stimme klang gebrochen, als wäre es kurz davor, in Tränen auszubrechen. Da er seine Augen geschlossen hatte, konnte man es zwar nicht sagen, aber Harry konnte sich gut vorstellen, dass das auch der Fall war. „Mich nicht oder gar keinen Mann?“ Skorpius schnaubte und schüttelte den Kopf. Vorsichtig ließ er den Kopf zurück auf James Schulter sinken und öffnete die Lider ein kleines Stück. In seinem Gesicht mischte sich der Ausdruck tiefer Trauer mit Resignation. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern: „Er wird niemanden akzeptieren, der nicht einen höheren Rang hat als er selbst.“ „Das wird schwer, wenn sie ihn demnächst zum Minister für Magie wählen“ James seufzte und legte sie Arme um Skorpius. „Ich werde mir etwas einfallen lassen, ja? Können wir bis dahin … geheim zusammen sein?“ Der Kopf an seiner Schulter nickte schwach. James hob mit einer Hand Skorpius Kinn und küsste ihn mit einer Insbrunst, die den anderen erst zurückschrecken ließ, bevor er den Kuss erwiderte. Noch bevor sie sich wieder voneinander lösten, zerfiel der Raum um sie herum und mit einem Mal fanden sich die drei Zuschauer in James Wohnzimmer wieder. „Das war's?“ Albus sah verwirrt zu James. „Der Rest ist privat“ Ein schier dreckiges Grinsen legte sich auf dessen Lippen. „Tja, happy end“ Harry lehnte sich zurück. „Vorerst. Du hast im Gespräch gut die Kurve gekriegt.“ „Habe ich?“ Das Lächeln wurde glücklich. „Ich war echt unsicher … er will mich wieder sehen, oder?“ „Was denn sonst?“ Albus schüttelte mit einem leichten Seufzen den Kopf. „Er will dich bestimmt wiedersehen. Habt ihr schon ein Treffen ausgemacht?“ James verneinte. „Dann solltest du das so schnell wie möglich tun. Skorpius ist sehr unsicher und braucht viel Rückversicherung. Und es wird nicht schaden, wenn du nächstes Mal etwas Romantisches machst, wenn er so darauf steht, wie Albus sagt.“ „So mit Blumen und so?“ James sah zwischen seinem Bruder und Vater hin und her. „Soll ich auch Parfüm tragen?“ „Nein, lass Parfüm mal seine Sache sein. Ihm wird es reichen, wenn du geduscht bist“ Albus massierte sich die Schläfen. „Ich fasse es immer noch nicht ...“ „Albus, das ist junge Liebe. Wie war denn dein Anfang mit Luise? Sicher auch nicht sehr selbstsicher, oder?“ Harry dachte an einen kurzen Moment an den Blödsinn, den er gemacht hatte, als er in Cho verknallt war. Dagegen hatte sich James vorbildlich benommen. „Skorpius und du, ihr werdet das schon schaffen. Ihr seid beide ineinander verliebt, das ist eine wichtige Grundlage.“ „Ja“ James lächelte von einem Ohr zum anderen. „Jetzt müssen wir uns nur etwas einfallen lassen, wie wir Malfoy senior dazu kriegen, seinen Enkel nicht aus dem Haus zu jagen, sobald er es erfährt“ Harry lehnte sich vor und seufzte. „Wenn ich mit ihm Probleme hatte, hat das meistens in einem Duell geendet … das hört sich aber diesmal nach keiner guten Lösung an.“ „Und er erfreut sich bester Gesundheit“ Albus Augenbrauen waren leicht zusammen gezogen und eine Hand an sein Kinn gelegt. „Wage es nicht, den Gedanken weiter zu führen“ Harry klang allerdings eher amüsiert als ermahnend. „Ihn zu vergiften ist schlimmer als ihn in einem Duell ums Leben kommen zu lassen.“ „Meint ihr nicht, dass es auch eine Möglichkeit gibt, dass er mich akzeptiert?“, fragte James. Beide warfen ihm einen langen Blick zu, bevor sie sich simultan wieder einander zuwandten. „Magie?“ Albus deutete auf die Bücher, die auf dem Couchtisch lagen. „Vielleicht finden wir ein kleines, persönlichkeitsveränderndes Ritual, das nicht gleich auffällt?“ „Dagegen wird er geschützt sein. Wir müssen ihm mit legalen Mitteln beikommen. Ich hasse den Vorschlag, aber vielleicht könnten wir die Presse nutzen“, hielt Harry dagegen. „Und wenn ich Minister für Magie werde?“ Stille. Ganz langsam wandten Albus und Harry sich James zu. War das … ein Witz? Nein, oder? James war nicht gerade für seine humorvolle Ader bekannt. Und die Frage hatte so ehrlich geklungen. Aber das konnte er nicht ernst meinen, oder? „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ Albus schien in den letzten Stunden alle Hemmungen James gegenüber verloren zu haben. „Man entscheidet nicht einfach, Minister für Magie zu werden und das klappt dann einfach so.“ „Tante Hermine arbeitet seit vielen Jahren als Ministerin verschiedener Abteilungen und Percy vor ihr hat unter mehreren Ministern als Generalsekretär gearbeitet. Beide haben jahrelange Erfahrung und selbst für sie war und ist es schwer, gewählt zu werden. In den derzeitigen Befragungen liegt Malfoy noch vor Hermine“, erklärte auch Harry. „Aber die Wahl ist erst in vier Monaten, oder? Antreten könnte ich noch.“ „Du würdest dich lächerlich machen“ Albus schüttelte den Kopf. „Meinst du das wirklich ernst?“ Harry blinzelte langsam. Das hier war schon real, oder? „Tante Hermine meint, dass sie nicht weiß, wie sie das Ergebnis noch rumreißen soll. Sie sagt, wenn nicht du oder jemand ganz Neues plötzlich auf die Bühne tritt, wird Malfoy gewinnen. Das ist das Ergebnis, was keiner hier will, oder? Also warum soll ich es nicht versuchen? Was habe ich zu verlieren?“ „Du hast die letzten sieben Jahre unter Muggeln gelebt. Du verstehst von der magischen Welt und Magie an sich so viel wie ein Holzfäller von Goldschmiederei. Und nur, weil du mit Skorpius zusammen sein willst, entscheidest du von heute auf morgen, Minister für Magie zu werden? Was soll denn bitte dein Programm sein? Weißt du auch nur irgendetwas von der aktuellen Politik?“ Albus erhob nicht nur sich sondern auch seine Stimme. „Nein“, erwiderte James völlig ehrlich, „aber Hermine weiß das. Sie wird mir bestimmt helfen. Und du scheinst auch viel davon zu verstehen. Du könntest mir auch helfen. Wozu lebe ich denn in einer Familie voller Minister und Kriegshelden?“ „Die dich verstoßen hat, wenn ich dich erinnern darf“ Albus Stimme wechselte von lodernder Wutflamme zu brodelnder Verachtung. James zuckte zusammen. Schluckend wandte er den Blick, den er zu Boden gerichtet hatte, zu seinem Vater und fragte: „Dad?“ Oh je. Er hasste es, wenn seine Meinung gefragt war. Dafür hatte er doch normalerweise Ginny. Sie war die, die die Entscheidungen traf. Er fügte sich dem lieber. Die Menschen gaben immer viel zu viel auf sein Wort. Andere sollten lieber entscheiden, die von den Dingen mehr verstanden als er. „Wir … könnten Tante Hermine fragen, was sie von der Idee hält“, schlug er demnach vor. Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf James Lippen. „Ich fasse es nicht, dass du diesen Wahnsinn unterstützt“ Albus fokussierte seine Wut nun auf ihn. „Was tue ich?“ Harry zog selbst etwas den Kopf ein. Hilfe, Albus klang ja wie Hermine in ihren Tiradezeiten. Oder wie Luise. Endlich verstand er, was diese Frau und sein Sohn aneinander fanden. „Ich sage doch nur, dass wir jemanden fragen sollten ...“ „Willst du ihm diesen Mist nicht ausreden?“ Albus legte eine Hand an seine Schläfe – auch eine typische Hermine-Geste – und seufzte. „Ist dir klar, was das auslöst? Wenn er plötzlich antritt, werden sich alle über ihn lustig machen. Sie werden seine Vergangenheit auseinander nehmen, sie werden überall schreiben, womit er die letzten Jahre verbracht hat, sie werden über sein Unwissen herziehen. Sie werden jede seiner Reden zerfetzen und ihn als Witzfigur darstellen. Malfoys Anhänger wird er kaum auf seine Seite ziehen, also werden Hermines Stimmen zwischen ihr und ihm aufgeteilt. Es wird Malfoy nur stärker machen.“ James und Harry warfen sich einen unsicheren Blick zu. „Das … kann natürlich alles sein. Aber vielleicht auch nicht. Hermine wird uns das sicher haargenau auseinander nehmen können. Vielleicht ist die Situation ja auch gar nicht so schlecht“, versuchte der Älteste vorsichtig. „Trotzdem … hast du dich nicht immer beschwert, wie sehr du Minister Leid bist, die absolut nichts können? Was genau soll James unserem Land denn bieten?“ „Na ja … vielleicht, dass ich keinen Plan habe?“ James kratzte sich am Hinterkopf. „Das hat den Vorteil, dass ich die Meinung anderer sehr viel besser annehmen kann.“ „Du meinst, dass du beeinflussbarer bist als ein Fähnchen im Wind?“ Albus Stimme triefte vor Sarkasmus. „Nein, das heißt, dass ich zu jedem Thema die Meinung vieler Experten einholen kann und mir dann erst eine Meinung bilde. Ich habe noch keine festgefahrenen Meinungen.“ Harry sah seinen Ältesten überrascht an. Er schien einiges an Gedanken in diese Idee gesteckt zu haben. Für ihn klang das gar nicht so schlecht. „Und woher willst du wissen, wer ein Experte ist oder nicht? Woher willst du wissen, ob du den Leuten, die du befragst, vertrauen kannst oder nicht? Du kennst sie doch alle gar nicht. Du weißt nichts über ihre Vergangenheit. Malfoy und Hermine arbeiten beide seit Jahrzehnten mit diesen Menschen zusammen, aber du weißt gar nichts.“ „Ich kann Hermine fragen?“ James legte den Kopf schief. „Was ist dein Problem, Albus?“ „Dass du das einfach von heute auf morgen entscheidest! Hast du auch nur einmal über die Konsequenzen nachgedacht? Was das für dein Leben bedeutet? Du stehst immer im Rampenlicht. Reporter verfolgen dich überall hin. Du hast keine freie Minute mehr. Weißt du, was das für deine Beziehung bedeutet? Sie werden Skorpius anprangern.“ „Das würden sie auch, wenn Malfoy Minister wird. Unser Vater ist nun mal der Kriegsheld. Dass mich jede freie Minute mindestens ein Reporter verfolgt, ist auch so ganz normal“ James zuckte mit den Schultern. „Ich muss vorher Skorpius fragen, klar, aber das wollte ich erst, wenn Tante Hermine dem Plan zustimmt.“ Harry sah seinen streitenden Söhnen einfach zu. Er hatte das Gefühl, das hier war irgendwie schon lange über seinen Kopf gewachsen. In diesem Sinne war er ganz wie sein Schwiegervater: Die beste Taktik war das Schweigen. „Trotzdem … ich meine … einfach so ...“ Albus Schultern sackten herab. „Du bist so ein Gryffindor.“ „Albus. Was ist dein Problem?“, fragte James noch einmal. „Ich wollte irgendwann Minister werden! Du machst mir meinen ganzen Plan kaputt“ Albus zog schmollend die Unterlippe vor. „Ich kann eh höchstens acht Jahre regieren. Kannst danach noch oft genug Minister werden. Oder wolltest du auch noch für diese Amtszeit kandidieren?“ „Nein, ich wollte vorher glatt noch etwas über die Politik lernen“ Wieder mischte sich etwas Gift in Albus Stimme. „Ich wollte meinen Job glatt gut machen und nicht so halbherzig wie du.“ „Magst du mein Generalsekretär werden? Das kriegst du doch das meiste mit, oder? Dann ist deine Wahl nach mir praktisch gesichert. Mit Percy hat das auch geklappt.“ „Tu nicht so, als würdest du diese Wahl gewinnen, nur weil du kandidierst! Ich finde die Idee immer noch bescheuert“ Albus verschränkte die Arme. „Ich denke, wir sollten Hermine zu diesem Gespräch holen“, warf Harry seit mehreren Minuten das erste Mal etwas ein. Beide wandten sich ihm zu und nickten schließlich mehr oder minder überzeugt. „Hallo?“ Harry sah durch den Kamin in Ron und Hermines Wohnzimmer. „Jemand zu hause?“ „Bist das du, Harry?“ Ron, ein mittlerweile recht gut beleibter Mann mit Schnurrbart, kam aus Richtung der Küche. „Ah, du bist es wirklich. Welch Überraschung. Bist du sonntags nicht immer bei James?“ „Von dem aus flohe ich euch auch an. Ist Hermine da?“ „Hat der Junge schon wieder etwas angestellt? In letzter Zeit lobt Hermine ihn in höchsten Tönen. Da ist doch was im Busch, oder?“ Ron verengte die Lider. „Ich fürchte, du würdest die ganze Geschichte nicht glauben. Aber ich kann versprechen, sie ist sehr positiv. James hat sich sehr gebessert in letzter Zeit.“ „Hm“ Ron verzog den Schnurrbart. „Nun, wenn ihr beide das sagt … ist er so gebessert, dass man mit ihm wieder auf die Straße gehen kann?“ „Jederzeit. Er ist nett, höflich und freundlich“ Harry spürte in sich einen brodelnden Klumpen Wut, wenn er daran dachte, wie die Familie mit James umgegangen war. Andererseits konnte er sie auch verstehen. James hatte sich damals wirklich schlimm verhalten … und Percy war auch ausgestoßen worden. In dem Sinne waren die Weasleys anderen Reinblütern nicht unähnlich. Nicht, dass er das Ron je so sagen würde. „Hmpf … na, wenn ihr meint. Und für was braucht ihr Hermine?“ „Albus und James wollten sie etwas zur Wahlkampagne befragen. Ist sie da?“ „Sie hat sich gerade etwas hingelegt. Ich gehe sie eben fragen“ Ron erhob sich, doch blieb dann stehen. „Sagtest du gerade Albus und James? Du meinst schon deine beiden Söhne, oder?“ Harry nickte. „Die vertragen sich? Jetzt ehrlich?“ „Mehr oder weniger. Gerade sah ich der amüsanten Szene zu, wie Albus James zusammen schrie und James es stoisch hinnahm. Jetzt schmollt Albus. Es ist gewissermaßen … niedlich“ Harrys Lippen kräuselten sich. „Ich weiß nicht, ob es mich mehr verwirren soll, das Albus jemanden anschreit oder dass James es hinnimmt, angeschrien zu werden. Du bist sicher, dass das nicht anders herum war?“ „Sehr sicher“ Harry lächelte. „Ich war selbst überrascht.“ „Hm … er hat sich wohl wirklich geändert. Taucht er irgendwann mal wieder zu den Familienfeiern auf? Ich würde das gern mit eigenen Augen sehen“ Ein leichtes Lächeln spielte auch mit Rons Lippen. „Ich versuche, ihn zu überreden“ Das konnte ja heiter werden. Andererseits war die Familie nur ein Zwischenschritt, wenn er wirklich in die Öffentlichkeit und kandidieren wollte. Vom Eremiten zum Mittelpunkt der Welt … James machte wirklich alles mit mindestens zweihundert Prozent. „Hermine!“ Rons Schritte waren auf der Treppe zu hören. Harry lockerte seine Schultern. Das Knien vor einem Kamin war wirklich nichts mehr für sein fortgeschrittenes Alter. Wo nahm Hermine ihre endlose Energie her? Selbst Ginny schien langsam ruhiger zu werden und pochte nicht mehr auf eine große Karriere für ihn. Nur seine Schokolade regulierte sie wie auch schon vor fünfundzwanzig Jahren. „Oh, Harry. Ist etwas passiert? Geht es James gut?“ Sie tanzte in den Raum wie eine Elfe. Wie genau sie nach zwei Geburten mit ihren über vierzig Jahren wie eine Elfe wirken konnte, wusste Harry nicht, aber Hermine schaffte schließlich immer das Unmögliche. „Bestens. Er … sagen wir, er hat einen interessanten Vorschlag gemacht. Hättest du ein paar Minuten, rüber zu kommen und dir alles anzuhören? Es betrifft die Ministerwahl.“ „James interessiert sich jetzt auch für Politik? Spannend“ Sie drehte sich zurück Richtung Haus. „Ich bin dann eben bei Harry!“ Lächelnd wandte sie sich um. „Mach Platz, ich komm rüber.“ „Ich bin bei James. Kennst du die Adresse?“ Sie verneinte, sodass er ihr die Flohdaten gab und sich zurück zog. „Das hat verdammt lange gedauert“, maulte James. „Ich musste eben noch Ron überzeugen, dass du deine Tante nicht auffressen wirst“ Harry schüttelte lächelnd den Kopf. „Sie wird gleich hier sein.“ „Gleich ist gut“ Hermine, die während seiner Worte im Kamin aufgetaucht war. „Ich bin direkt hinter dir“ Sie trat aus dem Kamin und sah sich um. „Ich bin lang nicht mehr in einer Studentenbude gewesen. Es hat einen ganz eigenen Charme.“ „Ich bin kein Student“, murmelte James leise. „Aber du lebst wie einer. Hast du einen guten Tee da?“ Sie setzte sich zu Albus auf die Couch. „Meinen Lieblingsneffen möchte ich schließlich meine volle Aufmerksamkeit schenken.“ „Setzt euch schonmal, ich mache Tee“, kündigte Harry an. Das nahm ihm wenigstens die Verpflichtung der Diskussion irgendetwas beitragen zu müssen. Sollten Albus und James sich an ihr ausstreiten. „Dürfen wir ihr den Grund für diese Diskussion sagen?“, wandte sich Albus an James. „Sie weiß es eh“ Dieser nickte nur. „Ach ja, das nennt man also heute Diskussion zur Wahlkampagne“ Hermine grinste. „Ihr seid jetzt zusammen?“ „Geheim“, mahnte James, „Malfoy senior darf es nicht wissen.“ „Hach, schade“ Hermine seufzte. „Ich hätte es ihm so gern unter die Nase gerieben.“ „Es geht allerdings wirklich um die Wahlkampagne“ James setzte sich auf. „Es geht um eine fixe, völlig abstruse Idee“, warf Albus dazwischen, „James will antreten.“ „Wie? Wo?“ Sie blinzelte überrascht. „Zur Ministerwahl?“ James nickte nur. „Okay … jetzt bin ich ein wenig verwirrt. Wie kommst du darauf?“ Hermine lehnte sich interessiert vor. Noch bevor James den ersten Ton sagen konnte, unterbrach Albus ihn: „Skorpius sagt, dass Malfoy senior die Beziehung nur akzeptieren wird, wenn James ein höheres Amt hat als er. Daher hat sich James jetzt in den Kopf gesetzt, diese Ministerwahl zu gewinnen.“ „Hm“ Hermine nickte. „Das ist ein ziemlich unlauteres Motiv. Das sollte außer uns besser keiner erfahren“ Sie legte eine Hand nachdenklich an ihr Kinn. „Du wirst Unmengen lernen müssen. Allen voran erstmal politische Redefähigkeit. Deine Reden können wir schreiben, aber die Antworten auf Fragen wirst du auswendig lernen oder aus dem Stehgreif geben müssen. Du brauchst einen Wahlkampforganisator und Wahlhelfer.“ „Du nimmst das wirklich ernst?“ Albus verzog das Gesicht in Entsetzen. „Willst du ihm das nicht ausreden?“ „Ich will mir erstmal klar werden, ob er das wirklich durchziehen kann. Das Amt selbst kann jeder ausführen, das ist nicht schwer. Die Arbeit ist praktisch nonexistent. Problematisch ist der damit verbundene Stress. Du wirst überall hin verfolgt und befragt werden, jedes Detail deines Lebens wird offen gelegt und wenn irgendeine Krise kommt, wirst du Schuld sein. Völlig egal, ob du etwas damit zu tun hattest. Dir darf die Meinung dieser Leute, die du immer nur enttäuschen wirst, trotzdem nicht egal sein. Du wirst sie immer und immer wieder um Sympathie anbetteln müssen. Und du musst jedes Wort bedenken. Du darfst nicht einfach emotional irgendetwas sagen, denn sie drehen dir alles fünfmal im Mund, bis sie die schlechtmöglichste Deutung gefunden haben“ Hermine atmete tief durch. „Und deine Beziehung werden sie aufdecken, sobald du dich in der Zeit auch nur einmal allein mit Skorpius triffst oder über ihn sprichst. Rita Kimmkorn war ein Käfer-Animagus und hat praktisch immer irgendwo im Busch gesessen, wenn man dachte, man sei allein. Heute schreibt sie ja zum Glück nur noch Bücher.“ James nickte langsam und fragte leise: „Also darf ich ihn bis zur Wahl nicht sehen?“ „Das trifft dich am meisten?“ Sie lächelte sanft. „Na ja … ich habe es Albus schon gesagt, dass mir Reporter hinterher rennen, man schlecht von mir redet und jedes Wort auf die Goldwaage legt, das bin ich gewöhnt. Dass ich darauf achten muss, was ich sage, das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Skorpius nicht zu sehen … das ist schwerer. Gerade jetzt.“ „Ab dem Punkt, wo du deine Kandidatur bekannt gibst. Vorher müsste sowieso erst die komplette Wahlkampagne geplant werden. Du brauchst ein klares Programm und du brauchst ein Team. Und wir sollten uns so abstimmen, dass deine Kampagne Malfoy attackiert, nicht mich.“ „Das heißt, ich kann ihn nochmal sehen, bevor ich das bekannt gebe?“ „Du solltest ihn auf jeden Fall sehen. Hast du diese Idee überhaupt mit ihm abgesprochen? Wenn ihr eure Beziehung nach der Wahl bekannt gebt, macht ihn das zur Misses Minister für Magie. Ich glaube nicht, dass Skorpius etwas dagegen hat, aber dieses Amt ist eine große Belastung für jede Beziehung. Erst recht eine so frische wie eure.“ James nickte langsam. „Nun gut … triff dich mit ihm und bespreche das. Ich mache dir eine Liste voll Fragen fertig, damit du schonmal ein ungefähres Programm ausarbeiten kannst und dann schauen wir uns das am … hast du Mittwoch Zeit?“ James kam aus dem Nicken gar nicht mehr heraus. „Dann schauen wir uns das Mittwoch an.“ „Tante Hermine“ Albus Stimme war mehr ein flehentliches Sehnen als alles andere. „Warum hilfst du einem Rivalen?“ „Weil er sonst keine Chance hat“ Hermine ließ sich im Sessel zurück sinken und nahm den Becher Tee entgegen, den Harry ihr reichte. „Ich will einfach nur nicht, dass Malfoy die Wahl gewinnt. Wenn ich gewinne, ist das ein schöner Schlag, aber ehrlich gesagt wollte ich nie Ministerin für Magie werden. James ist ein genau so guter Schlag und ich freue mich, wenn er den Job macht. Wenn er sich gut anstellt, kann ich meine Kandidatur zurück ziehen und er kann Minister werden. Ich bleibe lieber bei der Arbeit, wo ich wirklich etwas bewegen kann und nicht nur Repräsentationsfigur spiele.“ „Du willst das Amt gar nicht?“, fragte Harry überrascht. „Deshalb wollte ich ja, dass du kandidierst! Ehrlich, Harry, du wärst perfekt. Dir folgen die Leute wie Lämmer und wenn du lächelst, beschwert sich auch keiner, dass du die Frage nicht beantwortet hast. Du hast genug Ruf und Charisma, um das Amt problemlos zu füllen. Wir brauchen einfach nur irgendwen, der sich das antut und dabei nicht seine eigene Agenda durchdrückt. James ist ehrlich gesagt keine schlechte Idee. Oder hattest du große Pläne für die Zauberwelt?“ „Nicht wirklich“ James legte den Kopf schief. „Ich dachte, politische Entscheidungen überlässt man am besten denen, die davon etwas verstehen. Mit Expertenkomitees und so.“ „Siehst du? Ein Chef, der uns nicht in die Arbeit pfuscht. Charmant lächeln kann er, gut aussehen tut er auch und ansonsten muss er nur aufpassen, dass keine Dummheiten aus seinem Mund purzeln. James würde den Job sicher gut machen“ Hermine nickte überzeugt. „Das Wichtigste ist, dass er mit uns aufgewachsen ist und daher viele unserer Normen und Ideale teilt. Skorpius ist dazu ein guter Ausgleich, denn er kennt die Sicht der Reinblüter. Malfoy senior wird auf jeden Fall durch Skorpius regieren wollen, das heißt, James muss etwas mit dessen Vorschlägen aufpassen, aber da ich mich bestimmt nicht zurückhalten werde, haben wir da genug Paroli. Nur werden James und Skorpius damit leben müssen, dass der Kampf Malfoy gegen Weasley dann über ihren Kopf ausgeübt werden wird.“ Harry seufzte leise. Eigentlich wollte er doch nur, dass seine Kinder glücklich waren. Er wandte sich zu James: „Willst du dir das wirklich antun?“ „Ich will Skorpius“ Er zog die Beine an und legte die Arme darum. „Wenn es für ihn in Ordnung ist, mache ich das gern alles mit, damit seine Familie ihn auch weiterhin mag.“ „Ach ja, was ist eine gute Romanze ohne einen ordentlichen Kampf?“ Ein Lächeln spielte mit Hermines Lippen. „Wenigstens hat er nicht die Aufgabe, Voldemort zu besiegen, bevor er die Dame seines Herzens kriegt. Nicht wahr, Harry?“ „Ach, lass mich. Ich musste ihn sowieso besiegen. Ginny war da … nur ein weiterer Anreiz.“ „Dad, du bist rot“, informierte James ihn grinsend. „Verfolgt irgendwer hier noch Ideale?“, murmelte Albus und schüttelte den Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)