Drachenbrut von Gepo (Wenn Kinder schwierig werden) ================================================================================ Kapitel 6: Eskalation --------------------- Dank der lieben Kommentare bin ich wieder frisch und froh ans Werk gegangen :) Die große Enthüllung! Viel Spaß beim Lesen ^.- ________________________________________________________________________________________________________ Harry wäre beinahe direkt wieder zurück in den Kamin gesprungen. Da war ein Scheppern, gefolgt von einem Aufschrei, bevor ein Sofakissen neben ihm gegen die Wand schlug. Mit leicht eingerosteten Aurorenreflexen – er sollte den Anteil seiner Büroarbeit wirklich senken – sprang er hinter die Couch und lugte hinter der Lehne hervor. „Hau ab! Hau ab!“ Den zweiten Ausruf hatte man mindestens ein Haus weiter noch hören können. Ein weiteres Kissen traf die Lehne, über die er eben noch gesehen hatte. Harry warf einen weiteren vorsichtigen Blick. Über das vorher wutverzerrte Gesicht liefen jetzt Tränen. Es war noch immer in Wut verzerrt, aber James schlug nur schwach auf ein Sofapolster ein, während sich Wut immer mehr in Verzweiflung wandelte. Mit einem einzelnen Schluchzen sank James am anderen Ende der Couch in sich zusammen. Harry atmete tief durch. Das hier verlangte Fingerspitzengefühl. Aber Tränen waren auf jeden Fall schon mal besser als Wut. Er war sich nicht sicher, ob er seinem durchtrainierten Sohn wirklich etwas entgegen setzen konnte. Er erhob sich langsam und trat hinter der Couch her zu James. Als er jedoch die Hand nach ihm ausstreckte, schlug dieser sie weg und knurrte: „Fass mich nicht an!“ Harry zuckte zurück. Gut … und jetzt? Er hatte Krisenintervention einmal gelernt, aber er hatte nie gedacht, dass er das mal bei seinem Sohn einsetzen würde. Er ging ruhig einige Schritte zurück, bis er wieder an seinem ursprünglichen Platz war. Er hob das Kissen dort auf, griff das zweite, das nur einen Schritt entfernt lag und setzte sich mit beiden auf das etwas geschundene Sofa. Zumindest sah er Schaden reparabel aus. Ein paar der Küchengeräte hingegen … „Hau ab ...“ „Gerade jetzt nicht, James“ Sein Blick fiel auf seinen Sohn, eher gesagt den schwarzen Schopf am Ende des Sofas. „Setz' dich doch zu mir.“ Der Kopf des Jungen drehte sich zu dem herunter gerissenen Polster. Zum Glück war es eins, was man abmachen konnte, um es zu waschen. James griff es und brachte es mit einigen fahrigen Handgriffen wieder an, bevor er sich auf das andere Ende der Couch fallen ließ. „Bitte rede darüber. Fang einfach irgendwo an. Seien es Drogen, Prostitution oder Selbstmordgedanken, wir werden damit schon irgendwie fertig werden.“ James sah mit müden, noch immer tränengefüllten, aber auch ängstlichen Augen auf. Ihr Blickkontakt hielt wenige Sekunden, bis James den Kopf schüttelte und wegsah. Harry rutschte langsam näher, griff James Hand und zog seinen Sohn an sich. Schon komisch. Der Junge war größer, schwerer, muskulöser und mit mittlerweile fünfundzwanzig Jahren sicherlich auch nicht mehr allzu jung, aber in Harrys Augen war er trotzdem noch ein kleiner Junge. Es schien ganz natürlich, ihn im Arm zu halten. Ganz natürlich, ihm wegen nichts wirklich böse zu sein, selbst wenn er wirklich dumme Sachen machte. „Ich liebe ihn“, hauchte eben jener, sodass Harry es kaum verstand. Lieben? Ihn? Okay, er hatte Schuldgefühle wegen dieser Liebe. Heftige Schuldgefühle. Welche, die ihn zwölf Jahre in diese Selbstisolation getrieben und alle – vor allem Albus – hatte von sich stoßen lassen. Wen liebte er? Albus? Harrys Lider weiteten sich. „Sprichst du von Albus?“ Ein Moment Stille. Ein Moment absoluter Reglosigkeit. Harry schluckte. Also wirklich Albus … kein Wunder, dass James sich geschämt hatte. Das war wirklich … das war heftig. Wie sollte er denn damit bitte umgehen? Der Junge richtete sich langsam auf. Die Stirn in Falten, die Lider geweitet, die Augenbrauen gehoben. Nach einer Millisekunde erkannte Harry den Ausdruck als Fassungslosigkeit. Er blinzelte. Doch nicht Albus? „Warum mein Bruder?“ James wandte entsetzt den Blick ab. „Ich würde nie … Dad! Das geht doch gar nicht.“ Harry seufzte erleichtert. Nicht Albus. Danke, es war nicht Albus. Wer oder was auch immer es war, schlimmer als das konnte es nicht sein. Selbst, wenn James auf ihren Hauself Giddy stand. Das Wesen war männlich und es war weder Albus noch Harry selbst, das war schonmal sehr gut. „Ich würde nie … also, das ist echt eklig“ James schüttelte den Kopf. „Das wäre ja … also so tief bin ich jetzt auch nicht … wie kommst du auf so etwas? Das ist … das ist echt krank. Ich war nur eifersüchtig auf ihn.“ „Auf Albus?“ Harry hob beide Augenbrauen. Luise war ganz klar weiblich. Und war auch noch nicht da, als James dreizehn war. Als er dreizehn war, war Albus elf und gerade eingeschult und … oh je. Oh nein … Oh ja! Warum nicht? War das nicht gerade gut? Er fragte mit fast vergnügter Stimme: „Wegen Skorpius?“ James nickte und sank in sich zusammen. Irgendwie hatte er einen guten Meter auf der Couch zwischen sie gebracht, ohne dass Harry etwas bemerkt hatte. Er saß vornüber gebeugt, hatte den Kopf zwischen seinen Händen und wirkte, als würde eine schier untragbare Last ihn niederdrücken. „Ist das das große Geheimnis?“ Ein weiteres Nicken. Harry blinzelte. Das war alles? Deswegen zwölf Jahre Quälerei? Was hatte der Junge denn erwartet? Dass er ihn bei lebendigem Leib fressen würde, nur weil er schwul war? Und weil er anscheinend schon mit dreizehn genau den richtigen für seine Zukunft gewählt hatte? Harry grinste. „Du bist so ein Dummkopf, James“ In seiner Stimme war das breite Lächeln zu hören, dass sein Gesicht zierte. „Na los, setz' dich ordentlich hin. Ich habe gute Nachrichten.“ Ihm wurde ein unsicherer Blick zugeworfen. Genau genommen konnte man den Ausdruck auch verstört nennen. Anscheinend hatte sein Sohn mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet. Also echt, dieser kleine Idiot. Er tat so, als wäre Homosexualität etwas inhärent Böses. Andererseits sah Harry sich seit eben diesen zwölf Jahren mit der wirklich ungewöhnlichen Freundschaft zwischen Albus und Skorpius konfrontiert. Wahrscheinlich wäre er wirklich weit weniger aufgeschlossen, hätte er die zwei nicht schon in Überdosen genießen dürfen. „Ich meine es ernst, James, das macht mir gar nichts. Es freut mich sogar“ Diesmal konnte er den Blick seines Sohnes halten. „Ich habe just heute erfahren, dass Skorpius nicht nur schwul sondern anscheinend auch seit Jahren in dich verknallt ist. Du scheinst echt eine Chance bei ihm zu haben. Zumindest, wenn du dich bald für deine Worte heute entschuldigst.“ James Ausdruck war kaum zu deuten. Was erst Fassungslosigkeit war, wurde zu Trauer. Die Lider zusammen gedrückt, die Stirn in Falten, die Mundwinkel nach unten gezogen. Der nächste Ausdruck jedoch irritierte Harry. Zwischen James Lidern bildete sich ein kleiner Spalt, durch die ihm Pupillen entgegen blitzten. Die Lippen mit nach unten gezogenen Mundwinkeln pressten sich zusammen. „Ich hatte dich für intelligenter gehalten.“ Harry schreckte ob des Tons zurück. Er kannte James bitter. Er kannte ihn wütend. Er kannte ihn vorwurfsvoll. Aber nie alles gleichzeitig. Und nie mit einer so ruhigen Stimme. „Ich liebe Skorpius, Skorpius liebt mich, wir heiraten und sind glücklich bis an unser Lebensende. Ist das der Plan? Dann mach die Augen auf, Dad. Das hier ist die Erde. Das hier ist Realität“ James erhob sich, die Hände zu Fäusten geballt. Harry hatte ihn ausgenommen seiner wütenden Tiraden seit recht vielen Jahren nicht mehr so viele Sätze am Stück sprechen hören. Er blieb mit etwas dümmlichem Gesichtsausdruck sitzen. „Ich bin nicht gerade intelligent, das weiß ich. Den Teil hat Albus abbekommen. Aber ich bin trotzdem nicht blind“ Mit einem Schnauben begann James auf und ab zu gehen. „Ich bin dein Sohn. Weißt du, was das heißt, Dad? Ich bin der Sohn des Retters, des Auserwählten. Du bist der Star der Nation. Du bist ein Vorbild. Jeder liebt dich. Jeder verehrt dich. Und dann sehen sie mich.“ So viel Verbitterung. So viel Hass. Harrys Stirn lag in Falten und er schüttelte langsam den Kopf. Woher hatte James all dieses Zeug? „Ich bin ein Niemand. Ich kann gar nichts. Ich war in keinem einzigen Fach gut. Professor Gumbroth hat mir vor der versammelten Klasse gesagt, dass ich dumm wie Weißbrot bin. Ich bin eine einzige Enttäuschung“ James schluckte, aber setzte sofort wieder an. „Sie alle wollten irgendetwas Tolles sehen. Irgendetwas Erstaunliches. Und ich bin nicht einmal Durchschnitt. Aus aller Augen zu verschwinden war Anständigste, was ich tun konnte.“ Harry fuhr mit einer Hand über seine Augen. Das alles hatte er nie bemerkt? Nie mitbekommen? Warum hatte McGonagall nichts gesagt? James hatte genau dasselbe wie er durchgemacht! Vom ersten Tag an für den Heilsbringer der Nation gehalten zu werden und keinerlei Ansprüchen gerecht werden zu können. Und anscheinend hatte er keinen Ron, keine Hermine gehabt. Niemanden, der an seiner Seite stand. „Albus war anders. Albus war ein Star. Albus war innerhalb von Tagen Klassenbester in fast allen Fächern. Jeder wollte sein Freund sein. Aber er wollte nur Skorpius. Und haben sie ihm das übel genommen? Haben sie gesagt, er betrügt den freiheitlichen Geist? Haben sie mit scharfen Augen geguckt, ob er vielleicht etwas gegen Muggel hat? Ob er ja auch politisch korrekt ist? Haben sie jedes seiner Worte auf die Goldwaage gelegt? Nein! Er war ja brilliant! Sie sagten, er schlägt eine Brücke zu den alten Traditionen. Er vereint die im Krieg gespaltenen Geister. Er läutet eine neue Ära der Versöhnung ein. Ein Held, ganz wie sein Vater.“ James Stimme brach fast. Harry konnte es ihm nicht übel nehmen. Was hatte man seinem Jungen alles erzählt? Was hatten die Lehrer erzählt? Wie konnte er von all dem nichts mitbekommen haben? Hatte er James nicht immer nach der Schule gefragt? Nach den Freunden? Hatte er? Die Zeit schien so verschwommen. „Sie waren immer zusammen. Sie haben immer gelacht. Ich hatte nicht einen einzigen Freund, aber sie waren unzertrennlich. Sie wurden älter, sie wurden schöner. Alle Mädchen sagten mir, wie sehr mein Bruder und ich uns ähnlich sehen. Nur sei ich stärker, reifer. Charmant“ Er schnaubte. „Und dann schwärmten sie, dass Albus eine so dunkle Schönheit ist. So höflich, so ängstlich. So ein Kontrast zu Prinz Skorpius, dem blonden Engel. So eine verdammte Schlange. So ein kaltes Ekelpaket, aber er musste ja einen weichen Kern haben, sonst wäre Albus nicht mit ihm befreundet“ James zitterte am ganzen Körper und schien immer schneller zu schreiten. „Und sie warfen sich scharenweise an ihn ran. Er ignorierte sie alle. Er war sich zu gut für alles. Diese dummen Hühner“ Er blieb plötzlich stehen und atmete tief durch. „Ich hasste sie. Ich hasste ihn. Ich hasste alles. Ich hasste mich selbst. Er war überall. In meinen Träumen, vor meinen Augen, selbst in Visionen bei Tag. Und sie haben mich beobachtet“ Sein Blick wandte sich seinem Vater zu. „Jedes Wort zu einem Mädchen wurde weiter erzählt. Jeder noch so kurze Blick. Und als ich mit keiner zusammen kam, auch jeder Junge. Früher konnte ich zumindest noch mit Leuten reden. Habe manchmal bei Leuten gesessen. Jetzt wurde über jeden geredet, der drei Stühle von mir entfernt saß. Wer interessierte mich? Wer faszinierte mich? Neben wem saß ich, wen fragte ich etwas, zu wem sagte ich etwas?“ Das war ja noch viel schlimmer als bei ihm gewesen. Harrys Lider waren weit. Die Presse hatte ihm das Leben zur Hölle gemacht, aber zumindest seine Mitschüler waren normalerweise nicht völlig bescheuert gewesen. Bei James schien das noch viel schlimmer gewesen zu sein. „Ich war dumm und aggressiv, mit mir wollte keiner etwas zu tun haben. Ich versuchte still zu sein. Ich versuchte zu verschwinden. Und das bin ich auch“ In James Augen standen Tränen. „Und jetzt soll ich wieder auftauchen? Mit einem Mann zusammen kommen? Wieder unter den Menschen leben, für die ich ein Außenseiter und eine Enttäuschung, aber wenigstens nichts bin, was sie anekelt?“ „James ...“ Harry fehlten die Worte. Er atmete tief durch, schluckte, aber trotzdem wollte nichts kommen. „Weißt du, was die Zeitungen schreiben werden? Was die Leute sagen werden? Hier habe ich wenigstens Ruhe. Hier beobachtet mich nicht jeder und wartet darauf, dass ich Fehler mache. Hier kann ich einfach der niemand sein, der ich bin. Hier ziehe ich weder dich noch jemand anderes in den Dreck. Nicht Mama mit ihrem Vorstandsposten, nicht Tante Hermine mit ihrer politischen Kampagne und auch nicht den Menschen, den ich über alles liebe. Ich weiß, dass Skorpius schwul ist. Ich bin nicht blind. Aber weißt du, warum er noch nie einen Freund hatte? Und warum ich weiß, dass er nie einen hatte, obwohl ich seit sieben Jahren keine Zaubererzeitung mehr gelesen habe?“ Harry fuhr mit einer Hand in sein Haar, ließ sie dort einfach liegen und lehnte sich mit dem Ellbogen gegen die Sofalehne. Das alles hatte James in sich getragen? Seit zwölf Jahren? Hatte ihm nie etwas erzählt? Wie hatte er all das übersehen können? Er dachte immer, er sei ein guter Vater. Alle hatten ihm erzählt, wie toll er mit seinen Kindern umging. Aber anscheinend konnte er gar nichts. Wie hatte er seinen Sohn nicht davor schützen können? „Mach mir nicht auch noch Hoffnung, Dad. Es ist schlimm genug. Zu wissen, was sein könnte … es ist leichter, wenn es nie sein könnte“ James wandte den Blick ab. „Diese Existenz … ist genug. Ich bin hier zufrieden. Es ist besser als alles andere, was ich haben könnte. So bin ich wenigstens keine zu große Schande.“ Harry schloss die Lider. Sein Sohn litt. Natürlich hatte er das gewusst, aber … warum hatte er nicht früher darauf gepocht, es zu wissen? Mehr zu wissen? Warum hatte er das alles zwölf Jahre einfach laufen lassen? Nicht weiter! Er würde nicht weiter daneben stehen und das alles einfach geschehen lassen. Er stand auf, schritt zu seinem Sohn und zog diesen in seine Arme. Trost spenden konnte er. Leute beruhigen konnte er. Lösungen finden … tja, das war Ginnys Metier. Und Hermines. Manchmal Rons. Er war der, der sie ausführte. Also was sollte er James jetzt sagen? „Du bist keine Schande“ Das war ja mal die Hauptsache. „Ich bin stolz auf dich und ich liebe dich. Auch, wenn du dein Leben lang Türsteher bleibst. Und auch, wenn du ein schwuler Türsteher wirst. Mir ist das vollkommen egal, wenn die Zeitungen Blödsinn schreiben. Wenn du auch nur ein Zehntel der Artikel gelesen hättest, die sie über mich geschrieben haben, würden dir Artikel über dich gar keine Sorgen machen.“ James brummte nur. Das war eine Antwort, wie man sie von ihm kannte. Irgendwie war die Familiarität Harry gerade nur nicht recht. Besser, er würde weiter reden. So wusste man nie, was der Junge dachte. „Ehrlich! Mit vierzehn hatte ich eine skandalöse Affäre mit Hermine. Mit fünfzehn warfen sie mir ein Jahr lang vor, ich wäre so aufmerksamkeitsgestört, dass ich Voldemorts Wiederauferstehung erfunden hätte.“ James lehnte sich in der Umarmung zurück und sah seinen Vater mit ungläubigem Gesichtsausdruck an. Harry grinste nur und fuhr fort: „Weißt du, wie viele Affären ich bereits hatte? Und drei meiner Aurorinnen haben ihren Job nur, weil sie sich hoch geschlafen haben. Und Geld veruntreut habe ich auch schon.“ „Ja, aber das ist nie wahr … meins wäre wahr. Wäre echt. Ihr seid alle perfekt. Nur ich bin … scheiße.“ „Das bist du nicht“ Harry packte mit beiden Händen den Kopf seines Sohnes. „Das will ich nie wieder hören, James. Hilfe … ich weiß gar nicht, wie ich all diesen Mist wieder aus deinem Kopf bekommen soll“ Er lehnte seine Stirn gegen die seines Sohnes und schloss die Lider. „Du bist völlig okay so, wie du bist. Von mir aus kannst du jeden möglichen Skandal verursachen. Mir macht das gar nichts. Ginny wird das auch nichts machen, da bin ich sicher. Percy scheidet jetzt eh aus seinem Amt. Nur Hermine sollten wir fragen, wenn du dir so viel Sorgen machst. Andererseits ist ihr Gegner Lucius Malfoy. Wenn du mit Skorpius zusammen kommst, ist das für beide ein Schlag. Hermine wird das direkt für ihre Kampagne nutzen, Malfoy senior untergehen. Wer weiß, vielleicht tust du ihr sogar einen Gefallen. Frag sie vorher, wenn sie dir Sorgen macht.“ „Meinst du das ernst?“, flüsterte James. „Natürlich meine ich das ernst. Selbst, wenn ich meinen Job verlieren würde, was ich eh nie tun werde. Du bist mein Sohn, dein Glück ist mir das Wichtigste. Da ist mir doch egal, was andere sagen. Meinetwegen kannst du neues Staatssymbol für die Homo-Ehe werden. Du kannst auch ganz still hier bleiben und niemand muss es je wissen. Egal, was du tun willst, ich stehe hinter dir.“ Hoffentlich kam das an. Hoffentlich erreichte er seinen Sohn. Dieser sah ihn einfach nur ausdruckslos an. Sekunden verstrichen. James Blick senkte sich und er murmelte mir trauriger Stimme: „Sie werden mich trotzdem jagen.“ „Wenn du dich jagen lässt“ Harry strich ihm über die Schultern. „Es ist immer nur die Frage, ob es dir etwas ausmacht oder nicht. Es muss nicht. Mich hat es lange geärgert, aber irgendwann habe ich es aufgegeben. Es ist den Ärger nicht wert. Lebe einfach ein Leben, was du vor dir selbst verantworten kannst. Und lass es bitte ein glückliches sein.“ James nickte langsam. „Wollen wir hier aufräumen?“, fragte Harry, um die Stimmung etwas zu lockern. James nickte weiter und sah sich um. Als sein Blick auf die Küche fiel, lächelte er humorlos und meinte: „Da liegen meine Ersparnisse von zwei Jahren.“ „Wofür ist man denn Zauberer? Das kriegen wir bestimmt repariert.“ „Du vielleicht“, murmelte James und wandte den Blick ab, „Ich … ich nicht. Ich kann das alles nicht.“ „Habe ich dir jemals erzählt, wie das alles zwischen Severus Snape und mir begann?“ James war also doch kein Squib. Ein paar einfache Lektionen, eine Menge Zuspruch und schon klappte alles. Anscheinend war die ganze Schulzeit für ihn wie Zaubertränkelehre in der ersten Klasse für Harry gewesen. Wenn er daran dachte, wie viel Potential da verschwendet wurde … na, egal. James konnte es auch jetzt noch lernen. Zumindest gab er zu, dass er wahrscheinlich doch nicht dumm wie Weißbrot war. Erst recht, seit Harry von Crabbe und Goyle erzählt hatte. Sie redeten, sie lachten, sie zauberten bis in die Nacht hinein. Harry sprach kurz über Floh mit Ginny, dass sie Albus ausrichten solle, dass alles in Ordnung sei und er und James sich bald melden würden. Die Nacht verbrachte er auf der Couch bei seinem Sohn. Der ganze nächste Tag verlief ähnlich. Harry kochte, James ließ sein Taxi einfach mal einen Tag ruhen und sie beide zauberten und zauberten. Erst einmal alles Praktische wie Haushaltszauber, Reparaturzauber und kleine Heilungszauber. Schließlich Verteidigungszauber – sollte James wirklich wieder in der Öffentlichkeit auftreten, da konnte man ja nie wissen. James probierte aus, schrieb Formeln und Bewegungen mit und ließ sich von seinem Vater mit Flüchen bewerfen, um seine Schilde zu testen. Ehrlich gesagt war es eine einzige Freude. Harry hat James seit Ewigkeiten nicht mehr so heiter und neugierig gesehen. All die Verbitterung, all die Wut schien verschwunden. Zumindest, bis Harry auf ein ganz bestimmtes Thema kam, als sie abends auf der Couch saßen: „Sag mal, was machst du denn jetzt wegen Skorpius?“ James Lächeln verschwand und er wandte den Kopf ab. „Willst du … du kannst ja klein anfangen. Schreib ihm doch einen Brief.“ „Nein“ James seufzte. „Er hat etwas Besseres als mich verdient.“ „Er scheint aber dich zu wollen“ Harry rückte etwas näher. „Woher willst du das wissen?“, knurrte James und rückte weg. „Sein Vater hat es mir erzählt. Er meinte, Skorpius sei schon seit der Schulzeit in dich verknallt. Und er wolle es auch mit keinem anderen probieren. Er scheint ziemlich stur zu sein.“ „Er hat seinem Vater erzählt, dass er schwul ist?“ James sah überrascht auf. „Hast du doch auch, oder?“ „Ja, aber … das ist ja wohl ein Unterschied. Du enterbst mich nicht gleich dafür. Aber seine Familie … die sind doch total konservativ. Sein Vater hat das einfach so geschluckt?“ „Ich war auch überrascht. Aber Draco scheint total vernarrt in seinen Sohn zu sein“ Urgh, dieser Name … warum konnte er nicht einfach Malfoy sagen? Warum gab es bloß mittlerweile so viele davon? „Er hat ihn getröstet, nachdem du ihn hast abblitzen lassen.“ James senkte schuldbewusst den Blick. „Wie wäre es, wenn du dich bei Albus entschuldigst? Und dann fragen wir ihn, was er denkt, was du als nächstes machen solltest. Er kennt Skorpius doch am besten.“ „Bei ihm ...“ James sah auf, die Lider geweitet. „Ich kann doch nicht einfach sagen: Hey, Bruder, sorry für die letzten zwölf Jahre, kannst du mir mal helfen? Dad! Weißt du, was ich ihm die letzten zwölf Jahre an den Kopf geschmissen habe?“ „Schwamm drüber. Albus ist nicht nachtragend. So lange du versprichst, nicht wieder böse zu werden, verzeiht er dir das.“ „Das kann er mir doch nicht einfach verzeihen!“ James sprang auf und fing wieder an zu tigern. „Ich habe ihn andauernd wieder zum Heulen gebracht. Ich habe ihm Sachen gesagt … das … das disqualifiziert mich als Bruder. Er sollte mich hassen. Ich habe ihm so weh getan, das glaubst du gar nicht. Das meiste hast du gar nicht mitbekommen. Besonders in der Schule … das darf er mir nicht verzeihen. Das geht nicht.“ „Das hat er aber schon“, erwiderte Harry ruhig, „deswegen hat er dich zur Hochzeit eingeladen. Er wollte dich wieder sehen. Er hoffte, dass du dich für ihn freust. Ihm vielleicht einmal ein liebes Wort sagst.“ „Und?“ James drehte sich zu ihm. „Da siehst du es doch! Gar nichts habe ich gesagt! Habe nur seinen besten Freund zum Heulen gebracht und bin abgehauen. Ich bin der schlimmste Bruder auf Erden.“ „Lily hat dich lieb.“ „Lily ist was anderes“ James schnaubte. „Der habe ich nie weh getan.“ „Und sie liebt dich nicht minder als Albus. Die beiden wollen ihren Bruder zurück. Du bist kein Versager. Du musst hier nicht in Isolation leben. Und du musst auch nicht ohne Skorpius leben. Wir empfangen dich alle mit offenen Armen. Lily, Ginny und Albus auch. Du bist unser Sohn und Bruder. Ein einfaches Sorry reicht, wirklich. Du siehst alles über dich so negativ, als wäre das niemals entschuldbar. Aber das ist alles gar nicht so schlimm, wirklich. Wenn du ihnen sagst, warum du so warst, ist alles in Ordnung. Und wenn du nicht willst, kann auch ich das für dich tun.“ „Nein … wenn ich das schon mache, dann selbst“ James atmete tief durch und seufzte. „Ich … ich geh duschen, ja? Ich denk' drüber nach.“ „Gut“ Harry lächelte. „Soll ich dich mit deinen Gedanken allein lassen? Oder stellst du dann Blödsinn an?“ „Nein, nein“ James winkte ab. „Ich denke über das alles nach. Kommst du nächsten Sonntag wieder?“ „Stimmt, jetzt habe ich dir gar kein Essen für die Woche gemacht!“ „Ich überleb' auch mal ohne“ James grinste. „Die machen sich zuhause sicher alle Sorgen um dich. Ich krieg' auch mal 'ne Woche mit Pizza rum.“ „Die machen sich vor allem Sorgen um dich, James. Albus hat mich dir hinterher geschickt. Die werden mich wahrscheinlich überfallen, sobald ich aus dem Kamin trete.“ „Willst du zur Abwechslung mal eine Fluchtunterkunft?“ Das Grinsen wurde noch breiter. „Ich weiß mich schon zu wehren. Aber ich sage erstmal nichts, damit du es dir in Ruhe überlegen kannst, ja?“ James nickte nur und erwiderte mit einem strahlenden Lächeln: „Danke, Dad.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)