Drachenbrut von Gepo (Wenn Kinder schwierig werden) ================================================================================ Kapitel 5: Die Hochzeit ----------------------- Froher erster Advent ^v^ Hier ist euer Weihnachtskapitel. Ich vermute, zum nächsten Kapitel hören wir leider erst im neuen Jahr voneinander. Genießt es bitte ^.- Und ratet gern weiter, worum es gehen wird. So langsam dürfte es klar werden XD _________________________________________________________________________________ „Meinst du, er kommt?“, fragte Albus zum sicherlich zehnten Mal an diesem Morgen und warf einen Blick auf eine der Einladungskarten, die sie verschickt hatten, „meinst du, sie ist zu fröhlich? Oder zu … zu Slytherin? Vielleicht hätten wir doch die mit Goldrand nehmen sollen.“ „Albus“ Harry seufzte und massierte mit zwei Fingern seine Nasenwurzel. „Du heiratest in zwei Stunden. Denk an deine Verlobte und nicht an deinen Bruder.“ „Ja, aber-“ „Nicht ja, aber – tue es einfach“ Er packte seinen Sohn an beiden Schultern und drehte ihn zum Spiegel. „Binde dir deine Fliege, bürste deine Haare und übe das Lächeln für die endlosen Glückwünsche, von denen du nach dem fünften einen Notausgang herbei wünschst.“ „War deine Hochzeit nicht der glücklichste Tag deines Lebens?“ Albus Stirn legte sich in tiefe Falten. „Der glücklichste Tag meines Lebens ist bis heute der Tag, wo Hagrid mir sagte, dass ich ein Zauberer bin. Sonst hätte ich deine Mutter nie getroffen und euch nie im Arm gehalten.“ „Hm ... ich weiß nicht, ob ich einen glücklichsten Tag habe. Ich hoffe, das ist Luise gegenüber nicht unhöflich, aber ich glaube, der glücklichste Tag wird sein, wenn James mir vergibt und wir wieder echte Brüder werden“ Albus seufzte und band seine Fliege. „Glaubst du, er kommt?“ Harry warf einen hilfesuchenden Blick zur Tür und entschied sich, ab jetzt einfach zu schweigen. Was auch immer ihr Schicksal lenkte und manchmal auf die Idee kam, etwas Gutes zu tun, Harry dankte ihm. James lehnte in einem schwarzen Anzug gegen einen Baum einige Meter hinter der letzten Reihe der weißen Bänke, auf der die Gäste während der Zeremonie sitzen würden. Breit lächelnd ging er hinüber und zog den Jungen – nun ja, Mann – in seine Arme. James erwiderte das steif. „Junge, du kannst dir nicht vorstellen, wie stolz und glücklich ich bin, dass du hier bist. Albus fragt alle fünf Minuten, ob du schon da bist. Ihm ist das unheimlich wichtig.“ „Oh“ James verzog unsicher das Gesicht. „Echt?“ „Er redet mehr von dir als von seiner Verlobten. Er redet sogar mehr von dir als von Skorpius heute und das ist wirklich eine Errungenschaft“ Harry zwinkerte. „Du siehst übrigens sehr gut aus in diesem Anzug. Steht dir gut.“ „Roben ... haben sich nicht richtig angefühlt. Das hier ist irgendwie ... Jeans hätte halt nicht gepasst“ James zuckte mit den Schultern. „Ich versuche mich zu benehmen, versprochen. Aber je weniger Menschen mit mir reden, desto besser. Besonders Slytherins ... ich versuche es. Echt, Dad.“ „Du bist hier“ Er legte seinem Sohn die Hände auf die Schultern. „Das bedeutet sehr vielen Menschen hier eine Menge. Besonders deiner Familie.“ „Das fürchte ich auch“, murmelte James. „Du bist gekommen“ Ginny trat zu ihnen. „Danke, James, das bedeutet Albus viel.“ „Hörte ich schon“ Er steckte die Hände in die Taschen seiner Anzughose und senkte den Blick. „Hi, Mom.“ „Hallo, Schatz“ Sie lächelte unsicher, strich ihm mit einer Hand über den Oberarm und drehte sich zu Harry. „Ich denke, wir sollten die Gäste zu den Bänken bitten. Die beiden sich fertig und der Matromoniker ist eingetroffen. Wir können anfangen.“ „Gut“ Harry nickte und schlug seinem Sohn gegen die Schulter. „Wir sehen uns später, ja? Bis zum Kuchen hältst du durch.“ „'Kay, Dad“ James nickte. Die Hochzeit war wunderschön. Girlanden, magisches Feuerwerk, Unmengen von gutem Essen. Wie jede Weasleyhochzeit war sie traditionell im Garten des Fauchsbaus abgehalten worden und wie jede eben dieser gab es mehrere hundert Gäste, da jeder Verwandter mit Partnern, Kindern und Freunden auftauchte. Da es sich beim Bräutigam um den Neffen des Ministers für Magie handelte – und den Sohn des Auserwählten – war die Hochzeit das soziale Event des Jahres. Das ganze Wizengamot, alle Minister mit Familie und noch einige wichtige Menschen waren zugegen. Das zwang Harry dazu, Blaise Zabinis Mutter kennen zu lernen – samt Ehemann Nummer fünfzehn – und gab ihm die Ehre, McGonagalls Enkelin Farabella vorgestellt zu werden. Er lernte, dass Fleurs Schwester mittlerweile drei Kinder hatte, dass Tante Walpurga – wessen Tante auch immer – an einer Lumbago litt und es eine unglaubliche Unverschämtheit wäre, dass Christine Rockwood im selben Kleid wie Julienne Greengrass gekommen war. Mit dem Lächeln eines guten Gastgebers schüttelte er sogar allen Malfoys die Hand. Außer Skorpius, dem schlug er auf die Schulter und zog ihn mit sich zu seinem Sohn. „Ähm, Sir ... was ... ich meine, meine Familie“ Der frisch gebackene Auror sah unsicher über seine Schulter. „Die brauchen dich gerade nicht so dringend wie mein Sohn. Eine gute Portion Unverschämtheit an seiner Seite wird hoffentlich seine Laune retten.“ „Ähm ... okay“, murmelte der Jüngere. Sie erreichten Albus, der gerade Pristin Lauderdale die Hand schüttelte – ja, Harry sagte der Name gar nichts – und ihn zu seiner Meinung zu den Zentaurengesetzen befragte, die übermorgen im Wizengamot beschlossen werden sollten. „Seit wann interessiert mein Sohn sich für Politik?“ „Seit der vierten Klasse“, flüsterte Skorpius zurück. „Oh ... okay“ Interessant und gut zu wissen. „Wir treffen uns manchmal mit Tante Hermine und fragen sie ein bisschen aus. Meistens in der Mittagspause, wenn sie zufällig im Ministerium ist.“ Sollte er fragen, ob die älteren Malfoyherren wussten, wie vertraut Skorpius von Tante Hermine sprach? Er fragte stattdessen: „Albus besucht dich immer noch in der Mittagspause?“ „Wir haben ja sonst nie Zeit. Luise will nicht, dass wir öfter als ein mal die Woche miteinander ausgehen“ Skorpius zog eine Schnute. „Albus steht voll unter ihrem Pantoffel.“ „Ich glaube eher, du brauchst endlich mal eine Freundin“, murmelte Harry noch, bevor er Skorpius zwischen seinen Sohn und die nächste Gratulanten zog, „na, sammelt ihr fleißig Geschenke?“ Albus seufzte erleichtert und stützte sich mit einer Hand auf Skorpius, während Luise die Augen verdrehte. Skorpius drückte sich lächelnd in seine Seite, als müsste er ihn stützen. Albus grinste nur und legte einen Arm um ihn. „Und, hat dein Großvater dich schon geköpft, weil du mein Trauzeuge bist?“ „Vater hat ihn darauf vorbereitet“ Der Blonde sah über seine Schulter. „Ich glaube, er sollte uns nicht so sehen, nicht dass er falsche Ideen bekommt.“ „Als könnte jemand bei eurem Anblick falsche Ideen bekommen“ Luise verdrehte die Augen. „Ach, Luise, das geht doch schon ewig so“ Harry strich ihr über den Oberarm. „Du weißt doch, wie die beiden sind. Unzertrennbar.“ „Habe ich das eigentlich richtig gesehen? Mein Bruder ist wirklich gekommen?“ Albus grinste. „Ich habe ihn gezwungen, bis zum Kuchen zu bleiben. Zur Zeit hält er sich wacker“ Harry sah sich um, ob er seinen Ältesten entdeckte. „Ah, Hermine hat ihn erwischt. Damit hat er etwas Schutz.“ „Der hat sich echt gemacht seit Hogwarts“ Skorpius stellte sich auf Zehenspitzen, um über Harrys Schulter zu sehen. „Er sieht fantastisch aus.“ Harry drehte sich zu diesem und hob eine Augenbraue. „Ich meine ... er ist noch größer und muskulöser. Also ... er sieht sehr männlich aus.“ „Dein Typ?“, fragte der Älteste mal ins Blaue hinein. Ein Hauch von Rot legte sich auf Skorpius Wangen. Was er murmelte, war nicht wirklich verständlich, aber er wandte den Blick ab. „Albus! Du hast mir geschworen, dass ihr nichts miteinander habt“, zischte Luise. „Lu“ Der Bräutigam warf seiner frisch Geehelichten einen mahnenden Blick zu. „Wir haben das Thema oft genug gehabt. Wir haben nichts miteinander. Warum musst du das immer wieder aufbringen?“ „Bitte streitet doch nicht“ Skorpius legte eine Hand auf Albus Brust. Harry schüttelte nur den Kopf. Vielleicht sollte er Albus doch empfehlen, mit Skorpius zusammen zu kommen. Wie er da stand, der junge Mann praktisch an seiner Seite klebend und dem gegenüber die wütende Braut ... Skorpius würde wahrscheinlich auch nicht den schlechtesten Schwiegersohn abgeben. Er warf einen Blick über seine Schulter zu James, doch schnaubte über den aufkommenden Gedanken. Nein. Niemals. Skorpius war ein Slytherin. „Skorpius, geh einfach. Mach mir zumindest nicht meine Hochzeit kaputt, ja?“ Luise keifte mit gesenkter Stimme, doch in ihren Augen standen Tränen. „Es reicht schon, dass ich dich den Rest meines Lebens ertragen muss.“ Albus und Skorpius warfen sich einen Blick zu und schienen ohne Worte zu kommunizieren. Nach einem Moment nickte der Blonde und trat einen Schritt zurück. Albus drückte seine Hand, bevor auch diese sich lösten. Skorpius atmete tief durch, drehte sich zur Seite und stapfte los in eine Richtung, die Harry nach einem kurzen Moment als James ausmachte. „Er will ihn nicht wirklich ansprechen, oder?“ „Doch“, bestätigte Albus. „Ich ... betätige mich mal als Sicherheitsdienst“, entschied Harry und folgte dem Blonden. Kinder waren kleine Monster, gekommen um sein Leben zu erschweren. Besonders die, die sich komische Dinge in den Kopf setzten. Er sah gerade noch, wie Skorpius zu James und Hermine trat und etwas sagte, bevor er in Hörreichweite kam. „Was willst du, Schlange?“, zischte sein Ältester. „Nur hallo sagen. Hast du dich in den letzten sieben Jahren nicht wenigstens etwas verändert?“ Skorpius verzog das Gesicht. „Selbst wenn, warum sollte ich gerade dir gegenüber nett sein?“ „Wie wäre es mit zivilisiert?“ Skorpius stemmte die Hände in seine Hüften. „Mir haben meine Eltern mal Benehmen beigebracht.“ „Benehmen kann ich mir für die Leute aufsparen, die es wert sind. Zieh Leine, Malfoy“ James drehte sich demonstrativ zur Seite. Tja ... für James Verhältnisse war das zivilisiert gewesen. Harry seufzte erleichtert, als Skorpius beleidigt abmarschierte. Eine Gefahr weniger. Was auch immer die Intention gewesen war, wahrscheinlich hatte es nicht geklappt. Aber zumindest hatte es auch kein Blutbad gegeben. „Hm ... geht es dir denn ... besser?“, fragte Hermine vorsichtig ihren Neffen. „Er lebt und ist unverletzt, oder?“, knurrte James sie an, doch wandte den Blick ab und löste die verschränkten Arme wieder, „sorry, Tante Hermine ... das ist ... der Kerl ist der Inbegriff allen, was ich nicht ausstehen kann. Verdammte Sissy.“ „Flirtet er öfter mit dir?“, fragte Harry nach, als er zu ihnen trat. „Flirten?“ James Lider weiteten sich und sein Mund verzog sich auf bizarre Weise. „Er ... urgh ... Dad, darüber will ich nicht nachdenken! Urgh!“ Tja, schade. Selbst ein Malfoy wäre eine bessere Partie als niemand an James Seite. Das war ein äußerst kurzer Wunschtraum gewesen. Schade, dass das Frettchen kein Mädchen bekommen hatte. Hätte ihm wahrscheinlich auch mehr gelegen als ein schwuler Sohn. Ein Lächeln zog an Harrys Mundwinkeln. Ob er Draco Malfoy mal darauf ansprechen sollte? Hermine schüttelte noch immer den Kopf, aber sie lächelte. Aus einer Eingebung heraus wandte Harry sich zu ihr und fragte: „Weißt du eigentlich, ob Männer in der magischen Welt schwanger werden können?“ „Wie kommst du auf solche Ideen?“ Sie blinzelte und schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich meine nur ... Skorpius ist stockschwul, den werden sie nie und nimmer an eine Frau verheiratet kriegen. Wie wird das denn dann mit dem Erbe des Titels geregelt?“ „Ganz wie bei den Muggel stirbt der Name dann aus. So einfach ist das“ Sie schnaubte. „Ehrlich, schwangere Männer. Du hast Ideen, Harry.“ „Tja“ Er sah zu den Malfoys, die mit den Greengrass zusammen standen. „Meinst du, er kriegt Astoria nochmal schwanger?“ „Nicht, wenn er sich nicht bald mal Mühe gibt“ Sie lächelte mit Schelm in den Augen. „Was denkst du, James?“ „Ich denke, ich will nicht darüber nachdenken“, murmelte dieser mit nur noch einem Hauch von Wut. „Weise Entscheidung. Was machen die Kinder, Hermine?“ „Alles wie immer. Hugo spielt am Samstag wieder“ Sie verdrehte die Augen. „Ron ist im Quidditchfieber. Die beiden sehen sich den halben Tag lang alte Aufnahmen an. Diese Welt werde ich nie verstehen.“ „Wir werden deine Faszination für Bücher auch nie verstehen, Hermine. Wann sind eigentlich wieder Wahlen? Trittst du an?“ „Erst in sechs Monaten, Harry“ Sie schüttelte den Kopf, wahrscheinlich über sein mangelndes Interesse an Politik. „Zur Zeit ist Malfoy der einzige wahrscheinliche Kandidat. Wenn du nicht antrittst, werde ich auf jeden Fall. Ich will das Amt zwar nicht wirklich, aber ich will auf jeden Fall, dass Malfoy es nicht bekommt.“ „Senior?“, fragte James nach. „Ganz genau. Er ist als Minister für Wirtschaft einfach unglaublich gut und das hat ihm sehr viele Sympathien eingebracht. Er ist ganz fraglos gerade der Spitzenkandidat. Und Percy hat jetzt zwei Amtszeiten hinter sich, er kann nicht nochmal kandidieren.“ „Irgendwelche Chancen auf jemand Frisches?“, fragte Harry ohne viel Hoffnung in der Stimme nach. „Niemand würde einen Frischling wählen, wenn er nicht gerade Held der Nation ist“ Sie warf ihm einen strafenden Seitenblick zu. „Dich würde jeder sofort wählen. Aber sonst ...“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht antreten. Auch nicht, um Malfoy zu stoppen. Wird der eigentlich nicht mal irgendwann zu alt für das Amt?“ „Zwei Amtszeiten hätte er noch“ Sie seufzte tief. „Zwei Amtszeiten, Harry. Das sind nur acht Jahre. Danach kannst du in Frührente gehen.“ „Rente mit zweiundfünfzig, bist du verrückt? Was soll ich dann denn bitte machen? Bienen züchten? Ehrlich, ich mach meinen Job, bis ich siebzig bin und dann wandere ich mit Ginny in die Karibik ab. Und bis ich tot bin, trinke ich Rum auf Kuba.“ „Hast du keine Ambitionen?“ Hermine seufzte. „Warum fragt ihr Frauen immer, ob ich Ambitionen habe? Ich bin Leiter der Auroren. Von den Job träumen andere Menschen. Ich fühle mich wichtig genug, vielen Dank.“ „Kuba klingt gut, Dad“ James grinste. „Da komm ich dich besuchen.“ „Siehst du? James versteht mich. Man kann auch zufrieden sein, ohne Minister für Magie gewesen zu sein. Wäre dem so, wäre ja praktisch jeder unzufrieden. Und Fudge wäre zufrieden im Alter, das ist noch viel verstörender.“ Hermine lachte und meinte: „Na gut, na gut ... die Vorstellung von Lucius Malfoy als Minister für Magie ist nur einfach so schrecklich, dass ich nach jedem Strohhalm greife.“ „Ihr arbeitet doch nun seit fast acht Jahren zusammen. Habt ihr nicht irgendwie ... könnte ihr euch nicht vertragen? Du bist doch so ein harmonieliebender Mensch, Hermine.“ „Die Antipathie geht nicht von mir aus, Harry. Ich bin hier die Muggelgeborene“ Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Er ist so sturköpfig ... wie kann er immer noch an diesen Vorurteilen hängen?“ „Geh hin und frag“ Harry grinste. „Sehr witzig“ Sie verdrehte die Augen. „Sag mal, wann gibt es endlich Kuchen? Wir stehen uns hier die Füße in den Bauch.“ „Ich frage mal Ginny, sie hat den Überblick“ Harry sah sich nach seiner Frau um und ging sie schließlich suchen. Hinter sich hörte er James über einen Kommentar von Hermine lachen. Ginny meinte, er solle Albus Bescheid sagen, dass er alle zum Kuchen bat. Das war leichter gesagt als getan, weil es bedeutete, dass er ihn erstmal finden musste. Er war ganz froh, eine größere Traube von Menschen zu sehen. Wahrscheinlich paarten sich immer noch alle um das Hochzeitspaar, also war sein Sohn bestimmt dort. Tja, falsch gedacht. Nur Luise war dort. „Luise, wo ist dein Mann?“ „Was fragst du mich, Harry?“ Sie verdrehte die Augen. „Such nach blonden Haaren, dann findest du ihn bestimmt“ Ihre Stimme klang so giftig, dass er auch ohne den Hinweis auf blonde Haare erraten hätte, bei wem sein Sohn zu finden war. Er hob eine Hand, lächelte und drehte sich ab. Ihr Hinweis war gar nicht so falsch, das platinblonde Haar stach überall heraus. Er musste nur den Blick schweifen lassen und sofort fiel ihm Lucius Malfoy ins Auge. Er sprach mit ein paar Leuten des Wizengamots. Unweit entfernt stand Draco Malfoy mit einem Herrn, den Harry nicht erkannte, zusammen. Nur der dritte Schopf war natürlich unauffindbar. Mit einem Seufzen nahm er die fünfzig Meter bis zum etwas erträglicheren Malfoy. „Hey, Malfoy.“ Dieser verdrehte nur Auge, murmelte etwas zu seinem Gesprächspartner, der lachte, und kam Harry entgegen mit den Worten: „Was beschert mir die fragwürdige Ehre deiner Aufmerksamkeit?“ „Papis goldene Zunge scheint doch noch abgefärbt zu haben. Früher hast du nicht so geschwollen geredet“ Harry sah sich noch einmal um. „Ich suche deinen Sohn.“ „Was hast du eigentlich plötzlich mit meinem Sohn zu tun? Legst deinen Arm um ihn, als wärt ihr alte Freunde“ Eine platinblonde Augenbraue hob sich. „Sollte ich da etwas wissen?“ „Wenn du glaubst, ich würde mich an deinem Sohn vergreifen, hast du wirklich den Bezug zur Realität verloren“ Harry schnaubte. „Auch wenn er das anscheinend schon getan hat. Weißt du, an wen er sich vorhin ran gemacht hat?“ Ach ja, das war die kleine Verspätung doch wert. Albus konnte er auch gleich noch suchen. Malfoy aufzuziehen machte einfach zu viel mehr Spaß. Wie sich seine Lider weiteten … er sah aus wie ein Kaninchen, dem man die Flinte direkt zwischen die Augen gesetzt hatte. Malfoy griff rabiat nach seinem Arm und zog ihn etwas von der Gesellschaft weg. Harry ließ sich das nur ein paar Schritte gefallen, bis er ihn abschüttelte. Was auch immer Malfoy eigentlich tat, es hatte ganz klar nichts mit körperlicher Arbeit zu tun. „Hör zu, du Nichtsnutz mit dem Hirn eines Flobberwurms“ Malfoys Gesicht kam ihm erschreckend nahe, aber Harry weigerte sich, zurückzuweichen. „Wenn dir dein Sohn auch nur einen Funken bedeutet, dann sollte ihm sein bester Freund auch etwas bedeuten. Und dann wirst du dieses Geheimnis bewahren, ist das klar?“ Harry schwieg einfach nur. Er würde diesem Frettchen ganz sicher nicht zustimmen, auch wenn er recht hatte. „Er weiß nichts davon, ja? Mein Vater, meine ich. Also halt die Klappe, wenn dir Albus etwas bedeutet.“ „Reg dich nicht gleich so auf, wir waren weit genug entfernt. Das hier war auffälliger als unser vorheriges Gespräch“ Malfoy schnaubte darauf nur und verdrehte die Augen. „Auch wenn deine Reaktion jetzt weniger auffallen wird.“ „Was für eine Reaktion?“ „Auf die Nachricht, auf wen dein Sohn ein Auge geworfen hat“ Harry verschränkte die Arme und hob einen Mundwinkel. „Potter, ich weiß, auf wen mein Sohn steht. Im Gegensatz zu deiner Bande redet mein Sohn mit mir“ Draco warf einen Blick zur Seite und senkte die Stimme. „Hat er sich wirklich an ihn ran gemacht?“ „Wie lang genau ist Skorpius schon in James verknallt?“, fragte Harry stattdessen. „Sie haben sich seit der Schule nicht mehr gesehen, was denkst du?“ Malfoy seufzte tief. „Hör zu … ich kann mir vorstellen, wie sehr dich das ekelt und verärgert, aber sei so gut und zerstör ihm nicht sein Leben, ja?“ Ach Mist … wann war der denn erwachsen geworden? Idiot. Harry seufzte und meinte: „Es ärgert mich nicht, ich mag den Jungen. Es tut mir Leid für ihn, denn James wird nie etwas anderes tun, als ihn zu beleidigen und wegzujagen. Er sollte sich wirklich jemand anderen suchen.“ „Was glaubst du, wie oft ich ihm das schon gesagt habe?“ Malfoy schüttelte den Kopf. „War James sehr hart zu ihm?“ „Keine Ahnung. Er hat Albus von seiner Braut weg geschleift und beide wurden seitdem nicht mehr gesehen. Ich suche sie gerade. Ich dachte, du hilfst vielleicht.“ Wenn er bloß eine Kamera hätte. Malfoys geschockter Gesichtsausdruck vorhin war ja schon einiges wert gewesen, aber dieser Blick absoluten Unglaubens war irgendwie noch besser. Selbst ein spontaner Heiratsantrag hätte ihn nicht noch schockierter aussehen lassen können. „Du hast eine sehr komische Art, um Hilfe zu bitten.“ „Ich bitte nicht um Hilfe. Ich dachte, du willst von selbst helfen“, stellte Harry klar, „schließlich ist er dein Sohn. Dein am Boden zerstörter Sohn, wenn ich das alles richtig kombiniere und ich brauche meinen, damit diese verdammte Hochzeit fortgesetzt werden kann.“ Malfoy schien zu überlegen, ob er dazu noch etwas sagen wollte, aber entschied sich anscheinend dagegen. Mit einem Schnauben wandte er sich ab und stampfte in eine Richtung los mit der Frage: „Wo hast du schon gesucht?“ Sie fanden die beiden beim Gartenhaus, in dem die Weasleys die Besen lagerten. Zum Glück heulte Skorpius nicht – den Anblick hätte Harry nämlich wirklich nicht ertragen – aber er lehnte gegen Albus mit dem Kopf auf seiner Schulter. Beide schwiegen einfach. Malfoy schien nicht einen Hauch von Unsicherheit zu haben, zu den beiden rüber zu gehen und seinen Sohn in seine eigenen Arme zu ziehen. Albus klopfte ihm auf die Schulter, flüsterte Skorpius noch etwas ins Ohr und kam zu Harry hinüber. Das strahlende Lächeln auf seinem Gesicht war etwas unerwartet, aber wurde durch die Worte geklärt: „Du hast echt Skorpius Vater für ihn geholt? Trotz eurer Feindschaft? Das ist so klasse von dir, Dad.“ „Äh …“ So hatte er das gar nicht betrachtet. Hatte er? „Es … schien richtig.“ Albus warf die Arme um ihn und drückte einmal fest zu, bevor er sich wieder löste und meinte: „Du bist echt super, Dad. Danke.“ „Ja … kein Problem“ Er klopfte dem Jungen auf die Schulter. „Luise ist ziemlich sauer, dass du gegangen bist. Und Ginny möchte, dass du die Gäste zum Kuchen bittest.“ Albus seufzte nur tief und fragte mit gequälter Stimme: „Warum muss alles zu meiner Hochzeit zusammen kommen?“ „Mehr Anwesende, mehr Probleme“ Harry legte einen Arm um dessen Schulter. „Kommen die zwei klar?“ „Sicher“ Sie setzten sich in Bewegung. „Gängiges Vorurteil ist ja, dass Schwule immer an ihrer Mutter hängen. Aber Skorpius hängt an seinem Vater.“ „Ich glaube, das sagt mehr über Draco als über Skorpius“ Harry grinste. „Dad!“ Sie lachten trotzdem beide. Der Kuchen schmeckte echt herrlich. Die Kuchen. Die Torten. Irgendwer musste den Hauselfen ein viel zu hohes Budget gegeben haben, aber es war die Sache wert. Ein Glück, dass traditionell der Brautvater die Hochzeit bezahlte. Nicht, dass er das Geld nicht gehabt hätte, aber … na ja. Und ein paar Kuchen hatte Molly sogar noch selbst gebacken. Er hatte alle probiert, bis Ginny ihn angefahren hatte, dass „Probieren“ keine Ausrede war, um von jedem Kuchen ein Stück zu essen. Er war trotzdem befriedigend gesättigt, sodass nicht einmal Malfoys Visage ihn noch groß erschrecken ließ, als dieser plötzlich mit einem Stück Mandarinen-Philadelphia-Torte neben ihm auftauchte und ohne ein weiteres Wort fragte: „Ist dein Sohn endlich weg?“ Irgendwie war er zu satt, um sich über Malfoy aufzuregen. Er ließ den Blick über die versammelte Menge fahren und meinte: „Ich sehe ihn nicht. Du?“ „Potter“ Malfoys Lider verengten sich. „Was bin ich, sein Aufpasser? Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat er sich davon geschlichen, ja“ Er würdigte den anderen keines weiteren Blickes, da Albus mit Luise im Schlepptau auf ihn zukam. „Hey, Dad, hast du James gesehen?“ Okay, jetzt würdigte er Malfoy doch eines Blickes. Auch wenn er das abschätzige Grinsen nun wirklich nicht gebraucht hätte. Blödes Frettchen. An seiner Selbstgefälligkeit hatten auch die letzten zwanzig Jahre nichts geändert. „Warum sucht ihr ihn?“, fragte Harry stattdessen, obwohl er nicht ganz wusste, ob Malfoy in diese Frage eingeschlossen war. Wahrscheinlich war er es, da Luise ganz bestimmt nicht nach James suchte. Er vermutete irgendwie schon, dass die Frage mit Skorpius zusammen hing. „Ich dachte … er hat mich nicht einmal begrüßt“ Albus ließ den Kopf etwas hängen. „Skorpius hat mehr mit ihm geredet als ich.“ „Er hat versprochen, sich zu benehmen und das hat er“ Harry legte eine Hand auf Albus Haare wie damals, als er noch kleiner war. „Besonders nach dem Wortwechsel mit Skorpius war er sicher … angespannt. Du weißt, wie er ist.“ „Ja, aber … trotzdem“ Albus hob den Kopf mit tränenschwangeren Augen. „Es ist meine Hochzeit, Dad. Wenigstens ein paar Worte? Wir haben seit fast acht Jahren nicht mehr gesprochen … ich wollte doch nur ...“ Harry schluckte. Luise legte eine Hand auf Albus Schulter. Malfoy seufzte tief. „Ich … ich gehe ihn suchen, ja? Aber ich kann nichts versprechen. Vielleicht … schreibt er dir ja einen Brief. Ich versuche, mit ihm zu reden, ja?“ Oh Merlin, diese Hoffnung in Albus Augen. Hoffentlich würde James sich durchringen können. Er wollte Albus wirklich nicht enttäuschen. Er reichte Malfoy sein Glas und ging nach einem Handdruck auf Albus Schulter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)