Drachenbrut von Gepo (Wenn Kinder schwierig werden) ================================================================================ Kapitel 4: Die Wut ------------------ Lalala ... es ist schlimm, diese Geschichte macht mir so viel Spaß, ich plane jetzt schon die Fortsetzung ô.o Dabei ist sie noch nicht einmal ansatzweise zuende. Aber gut, ich habe den Plot für die nächsten paar Jahre... real-time! Viel Spaß beim Lesen ^.^ _________________________________________________________________________________ Harry betrat die kleine Wohnung im Süden von Kensington, die sein – mal wieder – illustrer Sohn sein Eigen nannte. Die Wanduhr, die über dem Kamin hing, aus dem er gestiegen war, zeigte ihm allerdings, dass der Junge weniger weit weg war, als er vermutet hatte. Der Zeiger stand auf „im Bett“. Ein Blick auf seine Armbanduhr bestätigte, dass es drei Uhr nachmittags war. Stellte sich also nur die Frage, in welchem Bett sein Sohn wohl zu finden war. Mit einem Seufzen ging er hinüber zum Schlafzimmer der Wohnung und klopfte an die Tür. So ganz wusste er nicht, ob er hoffen sollte, dass James da war oder nicht. Wäre er nicht da, hieße das, er hätte mal endlich so etwas wie ein Date gehabt. Vielleicht. Hoffentlich. Nun, wenn er da war, hieß das auf jeden Fall, dass er die letzte Nacht zu viel gefeiert hatte. Oder seine Arbeitszeiten hatten sich mal wieder verschoben und er hatte – ebenfalls mal wieder – vergessen, seinen alten Herrn zu informieren. Oder er war krank. Und nichts davon war etwas Gutes im Leben von James Sirius Potter. Nachdem keine Antwort gekommen war, öffnete Harry die Tür und warf einen Blick in den dunklen Raum. Doch, das leise Schnarchen dürfte James sein. Er betätigte den Lichtschalter und warf noch einen Sicherheitsblick auf das Bett, ob er nicht versehentlich zwei weckte, bevor er heran kam. Mit einem Seufzen ließ er sich auf der Bettkante nieder und griff die Schulter seines Sohnes, um ihn wach zu kriegen. „Hrmgh“, war die inkohärente Antwort, mit dem ihm das gedankt wurde. „James, es ist drei Uhr nachmittags. Du solltest längst wach sein.“ „As... Aspirin ...“, forderte der Liegende mit qualgetränkter Stimme. „Du hast dich volllaufen lassen“, stellte Harry fest und hob die Bettdecke. Natürlich … seine Jeans hatte James noch an. In den mittlerweile sieben Jahren, seit der Junge ausgezogen war, hatte er ihn acht Mal so gefunden. Kein Mal davon hatte eine gute Vorgeschichte gehabt. „Ich hole dir dein Katerfrühstück.“ James zog dafür die Decke über seinen Kopf. Wenigstens war er ansonsten recht verlässlich. In seiner fertig gepackten Trainingstasche für das Sportstudio waren die Dextro Energy und ein Energydrink in der Seitentasche. Nicht gerade die gewöhnlichsten Hausmittel, aber sie halfen. Zumindest gepaart mit der Paracethamol, die im Badschrank lag. Und James drehte sich glatt von selbst um, um alles zu schlucken. Harry ließ ihn erstmal. Es brauchte zehn bis zwanzig Minuten, bis alles wirkte. In der Zeit konnte er auch Frühstück machen, für Gespräche wäre der Junge jetzt eh nicht gebrauchen. Ein paar Würstchen an Rührei würden ihn schon wieder aufmuntern. Und seinen Restalkoholpegel schneller senken, ganz nebenbei. Wenn der Kerl jetzt noch einen gefüllten Kühlschrank hätte … nun ja, dann halt nur Rührei. Mit einem Kopfschütteln stellte er sich an den Herd. Machte er das ehrlich schon seit sieben Jahren? Einmal die Woche nachsehen, ob sein Junge überhaupt noch lebte? Dass Ginny ihm mittlerweile einen Abschiedskuss gab und bei der Rückkehr fragte, wie es James ging, machte die Sache zwar marginal besser, aber die Ausgangssituation war noch immer – freundlich gesagt – beschissen. Warum konnte er nicht endlich eine Ausbildung machen? Eine Freundin haben? Oder wenigstens Freunde? Irgendetwas, solange es ein Stück Sicherheit und Stabilität in sein Leben brachte. Er richtete das Ei auf einem Teller an, nahm noch eine Gabel und trug das Ganze zurück ins Schlafzimmer. James saß mittlerweile auf und hatte mit geschlossenen Augen den Kopf zurückgelehnt. „Schon besser?“ „Geht“ Er hob ein Augenlid und streckte die Hand aus. „Danke.“ „Darf ich fragen, was diesen Anfall vorübergehender geistiger Umnachtung ausgelöst hat?“ Harry setzte sich auf die Bettkante. „Darf ich etwas essen, bevor ich ausgefragt werde?“, schnappte James zurück. Sein Vater hob nur die Hände und starrte mit einem Seufzen die Wand an. Eigentlich hatte der Junge seine Aggressionen ja unter Kontrolle. Eigentlich. Er warf ihm einen Blick zu. Wie er sein Ei erspießte, sah wenig nach Kontrolle aus. „Mein Club“, meinte James zwischen zwei Bissen, „wurde geschlossen“, er schaufelte das restliche Ei in sich rein, „zu viele Drogen und so.“ „Du hast also deinen Job verloren.“ „Hm“ James stellte den Teller auf seinen Nachtisch und nickte dabei. „Jo … Dad, kannst du mir Geld leihen?“ Harry seufzte nur. „Wirklich nur leihen!“ Der Jüngere packte seinen Arm. „Ich geb' es dir wieder, ehrlich. Weißt du, ich habe meinen Führerschein angefangen und den will ich zu Ende machen. Dann kann ich Taxifahrer werden.“ „Taxifahrer?“ Harry schüttelte den Kopf. „James, ich will dich in einem sicheren Job sehen. Es muss doch irgendetwas geben, was dir Spaß macht.“ „Ich mag Autofahren. In London wird man nicht mal schräg angeguckt, wenn man Autofahrer beschimpft. Ich kann den ganzen Tag fluchen und keinem macht es etwas“ Er grinste. „James, was macht dir eigentlich Spaß? Was machst du gern?“ Das Grinsen verblasste langsam. Der Junge schlug die Augen nieder und wandte schließlich den Kopf ab. „Irgendetwas?“ Harry legte seine Hand wieder auf die Schulter seines Sohnes. „Ich … ich gehe gern ins Fitnessstudio“, gab James schließlich zu. „Gut! Gut“ Harry nickte. „Wie wäre es mit einem Job im Fitnessstudio? Die brauchen doch sicher Leute an der Theke oder … oder zum Warten der Geräte oder … als Trainer. Ja, du könntest Fitnesstrainer werden.“ „Ne“ Der Junge schüttelte den Kopf. „Ne … das ist nichts für mich. Ich geh' da nur zum Trainieren hin. Und das ist schon … ne, wirklich nicht.“ „Aber warum denn nicht?“ „Das würdest du nicht verstehen.“ „Warum nicht? Versuch es doch mal“ Harry lächelte. „Weil du es halt nicht verstehst! Du bist nicht ich, okay?“, schrie James und schlug Harrys Arm weg. „Ist ja gut“ Er hob erneut in Abwehr beide Hände. „Was ist denn so kompliziert daran, du zu sein?“ „Frag nicht so doof“ James hatte den Kopf abgewandt. „Ich verstehe es aber solange nicht, wie du nicht wenigstens versuchst, es zu erklären“ Einen längeren Moment lang herrschte Schweigen zwischen ihnen. „James, du bist jetzt seit sieben Jahren hier. Sieben Jahre ohne eine Ausbildung, eine Freundin, irgendetwas … was soll denn aus deinem Leben mal werden?“ „Bist du mal drauf gekommen, dass ich mein Leben vielleicht mag? Es ist okay für mich. Es ist genau so, wie ich leben will. Mir reicht, was ich habe. Ich dachte, gerade du verstehst das, Dad.“ Gerade er … na wunderbar. Der Junge wusste manchmal wirklich zu gut mit Worten umzugehen. Was sollte er denn darauf jetzt noch sagen? Er einigte sich mit sich selbst auf: „Du siehst aber nicht glücklich aus, James.“ „Manche Menschen sind eben nicht dazu gemacht, glücklich zu sein“ Der Junge hatte sein Gesicht noch immer abgewandt. „Manche können's nicht und manche verdienen's nicht.“ Harry musste schlucken, bevor er darauf antworten konnte. Was sollte er bloß tun, damit James endlich aus dieser Starre erwachte, in der sein Leben sich befand? Er fragte: „Und zu welcher Gruppe zählst du dich?“ „Müssen wir über dieses Emo-Zeug reden?“ Sein Sohn wandte sich ihm wieder zu. „Wir sind schließlich keine Weiber. Leihst du mir jetzt Geld für den Führerschein?“ „Auch Männer reden manchmal über Gefühle“ Meistens darüber, dass sie die ihrer Frau nicht verstanden, ja, gut, aber im Allgemeinen schon. „Und ich mache mir Sorgen um dich.“ „Dad, du machst zu viele von diesen … diesen … wie heißen die? Supervisionstreffen. Du hörst dich schon an wie ein Seelenklempner. Mir geht es gut, echt jetzt“ James schnaubte und schüttelte den Kopf. „Echte Männer trinken ein Bier oder schlagen sich eine runter und gut is'ses.“ „Ich hoffe, du hast nicht auch noch angefangen, Steroide zu nehmen.“ „Was?“ James wich mit einem schiefen Grinsen zurück, doch zog den Arm zwischen sie und spannte seine beachtlichen Muskeln an. „Willst du mich beleidigen? Das ist alles echt.“ „Der letzte Satz hörte sich nur nach einer schlimmen Testosteronüberdosis an“ Harry packte den Arm und versuchte mal gegen die Muskulatur zu drücken, aber diese war steinhart. „Findest du mich weibisch? Schließlich trinke ich kein Bier, schlage mich nicht und gehe zu Supervisionstreffen.“ „Na ja“ James zuckte mit den Schultern. „Du bist halt verheiratet. Du musst dich benehmen.“ „Ohne Ginny wäre ich auch nicht anders“ Harry stieß seine Schuhe von den Füßen und zog die Beine aufs Bett in einen Schneidersitz. „Nun … okay, ich würde mehr Bier trinken, ich gebe es zu. Aber im Großen und Ganzen wäre ich so, wie ich bin.“ „Du bist halt so ein Durchschnittsmann“ James zuckte mit den Schultern. „Solchen Heulsusen wie Albus gestehe ich das Mannsein ab. Deswegen kann ich ihn ja auch nicht ausstehen. Er kann sich nicht verteidigen, er flennt wegen jeder Kleinigkeit los und hängt an Malfoy, als sei er seine Freundin. Was ich ja auch immer noch glaube ...“ „Stell dir vor, selbst dein Bruder ist mittlerweile erwachsen. Er hat Luise dann doch mal gefragt, ob sie ihn heiraten will. Du kriegst sicher auch bald eine Einladung“, berichtete Harry lächelnd. „Wollten die das nicht schon vor zwei Jahren?“ „Da wollte Luise das. Da dachte sie auch, Albus sei heimlich mit Scorpius zusammen.“ „Und warum glaubst sie es nicht mehr? Oder ist es ihr mittlerweile egal? Ich meine, es sagt doch wohl einiges, wenn wir alle das denken, oder?“ James Gesicht war in Ärger verzogen und seine Stimme laut geworden. „Ich habe es nie gedacht. Ich habe mir angesehen, was zwischen den beiden ist und es ist fraglos nur Freundschaft“ Harry lehnte sich vor und legte eine Hand auf James Schulter. „Und selbst wenn, ich kann auch mit einem schwulen Sohn leben. Selbst, wenn er flennt und wie verrückt an seinem Freund hängt.“ „Das sagst du auch nur, weil du keinen hast“ James hob beide Augenbrauen und senkte dazu den Kopf. „Das wäre der Skandal des Jahres: Eine Schande für den Retter Englands. Lesen Sie darüber auf Seite drei. Ihre Rita Kimmkorn.“ „Ach, James, mir ist das doch egal. Ich will nur, dass ihr drei glücklich sein könnt. Ihr drei seid mir wichtig und niemand sonst. Die Meinung der Welt interessiert mich nicht“ Harry zuckte mit den Schultern. „Ginny wäre wahrscheinlich sauer, weil sie ihren Vorstandsposten verlieren würde. Aber auch nicht lange. Euer Glück ist auch für sie das Wichtigste.“ „Albus Glück, nicht meins. Ihr ist Albus wichtig. Ich passe nicht in ihr perfektes Leben“ James stellte den Teller auf seinen Nachtisch. „Ohne mich wärt ihr besser dran gewesen.“ „Natürlich, des Rätsels Lösung“ Harry warf eine Hand in die Luft und stand auf. „Besser, es hätte dich gar nicht erst gegeben, was? Dann wäre Ginny glücklich und ich und Albus und die Familie und am besten die ganze Welt“ Er packte seinen Sohn an beiden Oberarmen und widerstand nur schwer den Drang, ihn durchzuschütteln. „James, du bist mein Sohn! Ich liebe dich. Ich komme jede Woche her, weil ich mir Sorgen um dich mache und weil ich gerne mit dir rede. Was ist los mit dir? Warum hasst du dich so sehr?“ „Ich hasse mich doch nicht, Da-“ „Ach ja? Und warum kriege ich dann so einen Kommentar? Warum versteckst du dich hier vor der Welt, James? Warum gibst du dein Bestes, in völliger Bedeutungslosigkeit zu verschwinden?“ „Lass die Scheiße!“ James stieß ihn weg und stand selbst vom Bett auf. „Ich renne nicht davon. Ich bin kein Feigling. Ich verstecke mich nicht, verdammt!“ „Warum dann, James? Warum weichst du jeder meiner Fragen aus? Warum sagst du mir wieder und wieder, dass es mich nichts angeht oder ich es nicht verstehe? Gib mir einen Hinweis! Sag mir, wie ich dir helfen kann!“ „Mir ist nicht zu helfen“, murmelte James, während er sich an seinem Vater vorbei drückte, ins Bad ging und abschloss. „Das klingt sehr kompliziert“ Ginny seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich verstehe es auch nicht. Vielleicht hat er ja Recht, vielleicht verstehen wir wirklich beide nicht, was ihn belastet.“ „Nun ja, er ist kein Alien, oder? Und ich halte mich nicht für so stur, dass ich mich nicht zumindest auf sein Problem einlassen könnte. Es gibt natürlich Menschen, die ich nicht verstehe, aber ich denke, wenn sie es mir erklären würden, würde ich es schon verstehen“ Er seufzte und stoppte sein fanatisches Auf- und Abgehen. „Wenn ich nachvollziehen kann, warum man zum Todesser wird, wie viel unverständlicher kann sein Problem denn sein?“ „Nun … vielleicht liegt das Problem eher in seinem Glauben, dass du es nicht verstehen würdest. Vielleicht ist er ja ein Unterstützer Voldemorts und glaubt, du würdest ihn dafür hassen, wenn du das weißt. Ich wüsste ehrlich auch nicht, ob ich dir das sagen könnte, wenn ich so denken würde. Ich würde auch erwarten, dass du das niemals akzeptieren könntest.“ „Ginny, ich habe meinem Sohn des Namen Severus gegeben. Sagt das nicht genug darüber, wie akzeptierend ich sein kann? Selbst, wenn er mir erzählt, dass er alle Muggel auslöschen … oder in seinem Fall vielleicht eher alle Vollblüter ausrotten will, er ist doch immer noch mein Sohn. Natürlich würde ich versuchen, es ihm auszureden, aber … wenn ich ihn bis heute noch nicht verstoßen habe für alles, was er bisher getan hat, wie könnte ich das jetzt tun? Wie könnte irgendwer glauben, ich würde das tun?“ Er fuhr sich durchs Haar. „Angst ist nicht rational, Schatz. Wie du selber sagst, du bist die einzige Bezugsperson, die er hat. Er will dich nicht verlieren. Er will dir nichts sagen, was euch entzweien könnte“ Ginny lehnte sich auf die Armstütze und wandte den Blick zu Boden. „Schau, wir haben beide Fehler. Wir wissen das. Und wir können darüber reden. Aber das können wir nur, weil wir wissen, da ist jemand für uns da, selbst wenn unser Wir plötzlich auseinander brechen würde. James hat das nicht“ Sie schloss die Augen. „Ich weiß, ich war ihm lange keine gute Mutter mehr. Und ich bereue das auch. Ich habe lange darüber nachgedacht, was falsch gelaufen ist. Was ich gemacht habe, was du gemacht hast, was unsere Familie getan hat. Und wie du mir damals ganz richtig vorgeworfen hast, ich habe mich gegen ihn gestellt. Ich habe nicht mit ihm gekämpft sondern gegen ihn. Und das war falsch, denn er hatte keinen Halt. Du warst da, aber du warst gegen Ende hin auch der einzige, der noch für ihn da war. Es war kein Wunder, dass er aus unserer Sicht immer schlimmer und unerträglicher wurde, schließlich haben wir ihn alle abgelehnt. Ich vermute, er denkt, dass die Welt heute immer noch so ist. Dass jeder außer dir ihn früher oder später ablehnt“ Sie hob ihren Blick und ihre braunen Augen waren mit Tränen gefüllt. „Kannst du ihm wirklich böse sein, dass er dir das, wofür er sich schämt, nicht sagen will? Er hat doch nur dich.“ Einen Moment lang konnte Harry gar nichts sagen. Er wankte langsam auf seine Frau zu, ging vor dem Sofa auf die Knie und legte die Arme um sie mit den Worten: „Oh Ginny...“ „Es tut mir Leid, dass ich damals so grässlich zu dir war“ Ein Träne rann ihre Wange hinab und tropfte auf sein Hemd. „Meinst du … meinst du, ich könnte mich bei James entschuldigen? Auch wenn es vielleicht nichts hilft, ich würde gern. Aber nur, wenn es ihm nicht schadet.“ „Ginny, das wäre wunderbar. Ich weiß nicht, ob es hilft, aber es schadet ganz bestimmt nicht“, kam es wie ein Schwall aus Harrys Mund, „Dass du das wirklich meinst und von Herzen kommt … mir bedeutet das viel und James bestimmt noch viel mehr. Wenn du es ihm erklärst, versteht er es bestimmt“ - er atmete tief durch - „Er wird … nun ja, vielleicht wird er auch wütend. Er hat das noch immer nicht so ganz unter Kontrolle. Aber das würde auch nur zeigen, wie viel ihm deine Worte bedeuten. Würdest du das wirklich tun?“ Sie nickte energisch und drückte ihr Gesicht stärker gegen seine Schulter, als wolle sie sich dort verstecken. Er zog ihren schönen Körper gegen sich und atmete erleichtert durch. All die Frustration und die Hilflosigkeit und die Angst um James schien für einen Moment einfach nicht mehr da zu sein. Es dauerte mehrere Minuten, bis er sie wieder los ließ. „Und dann?“ Albus und Lily hingen praktisch an den Lippen ihrer Mutter. So gespannt und mitgerissen hatten die beiden zuletzt ausgesehen, als Ginny ihnen Peter Pan vorgelesen hatte, als sie noch sehr klein waren. „Hat er mich gebeten zu gehen“, schloss sie ihre Geschichte. „Was?“, zischte Albus entsetzt. „Aber er hat doch geweint!“, warf Lily gleichzeitig ein. „Ja, das hat er“ Sie seufzte. „Aber es schien ihm sehr peinlich zu sein. Er hat sie sich direkt vom Gesicht gewischt und ist sogar in die Küche gegangen, damit ich es nicht sehe.“ „Und du bist gegangen?“ Lilys Stirn lag in tiefen Falten. „Hat jemand nach ihm gesehen? Er tut sich doch nichts, oder?“ „Keine Angst, Schatz, ich war später bei ihm“ Harry legte eine Hand auf ihre. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen. Ihm geht es gut. Er war nur überwältigt.“ „Meint ihr, jetzt könnte es besser werden mit ihm?“, fragte Albus leise, „ich meine … es täte mir wirklich weh, wenn er nicht zu meiner Hochzeit käme. Ich weiß, ich bin praktisch sein Hassobjekt, aber … ich bin doch auch sein Bruder. Ich würde mich gern irgendwann wieder mit ihm verstehen.“ „Ich will ihn auch sehen!“ Lily zog eine Schnute. „Nicht nur immer Briefe schreiben. Er hat mich nicht einmal in Paris besucht.“ „Lily, dafür hat er kein Geld. Und unseres nimmt er nicht. Ich habe ihm nur einmal etwas geliehen und das hatte ich anderthalb Monate später schon wieder“ Harry seufzte leise. „Er liebt euch beide, aber er will halt keine Bindungen mehr. Ich verstehe das auch nicht ganz. Nur, dass er andere nicht mehr in sein Leben lassen will.“ „Aber wir sind seine Geschwister! Geschwister kann man doch nicht ausschließen“ Lily zog auch noch einen weinerlichen Ton dazu. Manchmal vergaß man, dass sie bereits zwanzig war und schon seit drei Jahren eine Ausbildung machte. Ihre Kindlichkeit hatte sie nie ganz verloren. „Vielleicht ändert sich ja jetzt etwas“ Harry tätschelte ihre Hand. „Aber vielleicht auch nicht. Macht euch bitte nicht zu viele Hoffnungen. Er will euch sicher nicht enttäuschen, aber … nun ja.“ „Genau … er ist jetzt seit zwölf Jahren so … wäre schon fast komisch, wenn er sich doch noch ändert“, flüsterte Albus mit trauriger Stimme. „Hach“ Ginny seufzte tief. „Ihr habt beide den Optimismus von eurem Vater geerbt. Jeder andere hat ihn aufgegeben, aber ihr drei haltet daran fest, dass er sich noch mal ändern wird“ Sie lehnte sich vor und stützte ihren Kopf auf ihre Hand. „Ich bewundere das … auch, wenn ich sehe, wie sehr euch das verletzt.“ „Ach Mama“ Lily grinste. „Das ist wie mit Onkel Percy. Wie viele Jahre war der durchgeknallt?“ „Zu viele“ Harry stand auf und ging zum Fenster hinüber, um die Vorhänge zuzuziehen, da es doch langsam spät wurde. „Vier, fünf Jahre. Zum Endkampf hat er sich besonnen.“ „Na, hoffentlich braucht es keinen Krieg, damit James die Kurve kriegt“ Albus wandte sich zu seinem Vater, der sich gerade wieder setzte. „Apropos, Scorpius hat erzählt, ihr wärd da gerade an was ganz Großem. Aber er weiß nicht, wie viel er sagen darf. Erzähl mal!“ „Ist dir eigentlich schonmal aufgefallen, dass es kein Gespräch mit dir gibt, in dem nicht irgendwann Scorpius Namen fällt?“, piesackte Lily ihren Bruder und bohrte ihm einen Finger in die Seite. „Er hat halt keine Frau, der er seine tägliche Wortmenge opfern muss“ Albus bohrte zurück. „Also kriege ich seine zwanzigtausend Silben ab.“ „Ihr zwei seid Klatschweiber.“ „Sind wir nicht!“ „Wohl.“ „Nein!“ „Kinder ...“ Harry schüttelte den Kopf. „Seid ihr dafür nicht langsam zu alt? Albus, du heiratest in vier Wochen.“ „Na und? Sie ist meine Schwester. Kleine Schwestern bleiben immer klein“, verteidigte sich dieser. „Gar nicht wahr, du Zwerg! Ich bin fast so groß wie du!“ „Bist du nicht.“ „Wohl.“ „Nein!“ Harry und Ginny warfen sich nur einen langen Blick zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)