Drachenbrut von Gepo (Wenn Kinder schwierig werden) ================================================================================ Prolog: Ein schrecklicher Montag -------------------------------- ...und ich weiß wirklich nicht mehr, was wir noch tun sollen. Bitte kümmere du dich um die Sache. Ich glaube, wenn ich dort auftauchen würde, würde ich in Tränen ausbrechen. Ich kann das einfach nicht mehr … ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt noch gut ist, wenn wir ihn zurück nach Hause holen. Ich halte die ewigen Streitereien nicht mehr aus. Bitte verzeih mir. In Liebe, Ginny Harry seufzte und legte den Brief wieder zur Seite. Warum musste so etwas unbedingt am Montag morgen kommen? Als hätte er nicht genug Stress damit, die Reporte des Wochenendes durchzuarbeiten. Da konnte er sich ja auf eine wunderbare Heimkehr heute freuen. Warum musste dieser kleine Idio- „Harry!“ Hermine stürmte ohne zu klopfen in sein Büro – nie ein gutes Zeichen. „Bitte sag mir nicht, dass du schlechte Nachrichten hast“ Harry rieb seine Nasenwurzel mit zwei Fingern. „Schlechter als schlecht“ Sie pfefferte den Tagespropheten auf seine Unterlagen – auf die Reporte, die mehrere Stunden fressen würden und auf denen Ginnys Brief lag. Und nun die Zeitung darüber. „Lies!“ „Hermine, ehrlich, das ist der falsche Moment“ Er beugte sich dennoch über das Papier, doch lehnte sich mit einem schmerzerfüllten Stöhnen wieder in seinen Arbeitssessel zurück, als ihn Lucius Malfoy von der Titelseite aus angrinste. „Was auch immer da steht, ich will es nicht wissen, oder?“ „Leider musst du“ Hermine verschränkte die Arme und blieb vor seinem Schreibtisch stehen statt sich zu setzen. Wenigstens ihr Gesicht zeigte einen Hauch von Mitleid. Was hatte er getan, dass dieser Tag so unglaublich schief laufen musste? Er war seiner Frau treu, er verbrachte Zeit mit seinen Kindern, er machte seinen Job ordentlich, er zahlte seine Steuern und war auch nicht korrupt. Also warum ging alles an diesem Montag morgen den Bach runter? Der Überfall auf Boykerds, der Selbstmord von Joanne Dayles, sein Sohn, seine Frau und jetzt auch noch Lucius Malfoy. „Gib mir die Kurzfassung“, verlangte Harry mit einer losen Handgeste in Hermines Richtung, die praktisch alles bedeuten konnte. Die Bewegung wie auch den Satz hatte er von seinem Vorgänger in diesem Büro übernommen. Genau so war er als junger Auror von seinem Chef um einen Bericht gebeten worden – genau so ging er jetzt selbst mit der Abteilung um. „Lucius Malfoy wurde mal wieder befördert“ In Hermines Stimme hatte sich eine gute Portion Gift gemischt. „Und wieder einmal nicht wegen seiner Verdienste oder seiner Eignung. Das weiß ich zufällig, da ich seine Gegenkandidatin kenne. Das war nämlich ich!“ Na wunderbar. Harry atmete tief durch. Kein Wunder, dass sie sauer war. Für welches Amt hatte sie diesmal kandidiert? Vielleicht sollte er bei der nächsten Familienfeier doch mal genauer zuhören statt stundenlang die neuesten Quidditchergebnisse mit Ron durchzusprechen. Aber meisten wurde doch eh nichts Spannendes erzählt … was konnte er dafür, dass man sich Hermines mindestens fünfzig ehrenamtliche Projekte nicht merken konnte? „Welches Amt meinst du genau?“ „Wie welches A-“ Sie unterbrach sich selbst und ihre Lider zogen sich zusammen – erwischt. „Harry James Potter, hast du mir in den letzten paar Monaten auch nur einmal zugehört? Oder die Zeitung gelesen? Da stand ich nämlich recht regelmäßig drin.“ „Hermine, würde ich die Zeitung lesen, müsstest du mir nicht stets die neuesten Skandale berichten“ Er machte eine weitere vage Handbewegung in Richtung der Zeitung. „Und bitte entschuldige, ich bin heute morgen einfach etwas … sagen wir, ich hatte heute Morgen eine Menge schlechter Nachrichten auf dem Tisch und du reihst dich gerade ein. Welches Amt, bitte?“ „Minister für Muggelbeziehungen“ Sie seufzte tief. „Das Amt, wo du die Korrespondenz zum Abgeordnetenhaus der Muggel führst. Das zweitwichtigste Amt nach dem Minister für Magie überhaupt!“ Sie schmiss die Arme in die Luft und begann vor seinem Schreibtisch auf und ab zu gehen. „Ich fasse es einfach nicht, dass sie ihn gewählt haben. Nicht nur, dass er all seine Ämter nur durch Schmiergelder bekommen hat, er hat auch keinerlei Fähigkeiten für dieses Amt. Was weiß denn jemand wie er über Muggel? Ganz zu schweigen davon, dass wir beide wissen, was seine allgemeine Einstellung zu Muggeln ist. Das wird sich in den letzten zwanzig Jahren seit dem Krieg sicher nicht verändert haben.“ Er korrigierte sie nicht, dass es nur achtzehn Jahre waren. Das würde sie nur noch mehr aufregen. Stattdessen überlegte er, was genau das Wort Korrespondenz noch mal bedeutete. Warum erwartete sie eigentlich, dass man ihr zuhörte, wenn sie andauernd mit so komplizierten Wörtern um sich warf? „Regt dich das etwa nicht auf?“ „Doch! Natürlich!“, beteuerte er. Allerdings gab es schlimmere Posten, auf die man Lucius Malfoy hätte setzen können. Er erinnerte sich immer noch mit einem Schauer an die Zeit vor vier Jahren, wo man überlegt hatte, ihn statt Harry zum Abteilungsleiter der Auroren zu machen. Allein die Vorstellung, Malfoy als Chef zu haben … wenn Malfoy dieses neue Amt davon abhielt, Minister der Magie zu werden, umso besser. „Wie konnte das Wizengamot diese Entscheidung treffen? Er muss wieder einmal mindestens die Hälfte der Leute bestochen haben!“ „Haben sie dir einen anderen Posten gegeben?“, fragte Harry, um sie etwas vom Thema abzubringen. „Meine Zweitwahl“, gestand Hermine, „Ministerin für Beziehungen zu magischen Kreaturen.“ „Herzlichen Glückwunsch“ Harry zwang ein halb ehrliches, halb ängstliches Lächeln auf seine Lippen. Das hieß, dass jedes ihrer Freizeitprojekte bald zu offiziellen Gesetzen wurde. Was sicherlich gut für die entsprechenden Kreaturen war, andererseits war Harry kein großer Freund von Vampiren, Acephalen und Lamien. Den Tag, wo Froschmenschen im selben Restaurant wie er speisten, wollte er eigentlich nicht erleben. Andererseits hätte er gar nichts gegen eine Nymphe … ach ja, vielleicht sollte er doch über einen Jobwechsel nachdenken. „Harry!“ Hermines Gesicht war plötzlich unerwartet nahe. „Hörst du mir zu?“ „Entschuldige … ich dachte über die möglichen Folgen dieser Amtsbesetzungen nach.“ „Genau das erzählte ich ja gerade. Malfoys neues Amt gibt ihm ungeahnte Möglichkeiten, was Muggel angeht. Wenn er noch immer eine Agenda in diese Richtung verfolgt, wäre es ihm aus dieser Position fraglos möglich, einiges an Unruhe zu stiften.“ „Wir werden sehen, wie sich das entwickelt“ Ehrlich gesagt machte diese Kabinettsbesetzung ihm weniger Sorgen. Malfoy würde es bei seiner Vergangenheit nicht wagen, noch einmal etwas in diese Richtung zu unternehmen. Außerdem sollte er doch langsam mal in das Alter kommen, wo man Menschen einfach mal leben ließ. Hermine seufzte und ließ sich endgültig doch auf einem der Stühle nieder, bevor sie nach ein paar Momenten fragte: „Und? Was sind deine schlechten Nachrichten?“ „Fünf Tote über das Wochenende, eine davon Selbstmord, vier Raubmord“ Er reichte ihr die Zeitung und nahm Ginnys Brief in eine Hand. „Außerdem hat James es mal wieder geschafft, in einer Gefängniszelle zu landen.“ „Oh nein“ Hermines Schultern sackten herab. „Was hat er diesmal angestellt?“ „Betrunken randaliert. Wenigstens war der Test auf Drogen wieder negativ. Nur Ginny ...“ Er atmete tief durch, bevor er weiter sprechen konnte. „Sie ist verzweifelt. Sie weiß nicht mehr, was wir noch tun sollen. Und ich weiß so langsam auch nicht mehr, ob das alles so richtig ist … ich weiß nicht, was ich noch mit ihm tun soll. Er hört auf gar nichts. Und so langsam kann man sein Verhalten nicht mehr mit Pubertät entschuldigen, er wird in einem halben Jahr siebzehn.“ „Habt ihr einen Psychologen zur Rate gezogen?“, fragte sie besorgt. „Hermine, der Junge wehrt sich gegen alles. Was soll denn da ein Seelenklempner? Wenn er wenigstens sagen würde, was sein Problem ist, dann könnte man ja damit arbeiten, aber … ach, ich weiß auch nicht weiter. Ginny meint, vielleicht sollten wir ihn nicht wieder nach Hause nehmen. Aber um ihn rauszuschmeißen ist er wahrlich noch zu jung … das kann ich auch nicht gutheißen. Ich denke, wir werden uns ernsthaft nach Hilfe umsehen, wenn die Kinder in zwei Wochen wieder in Hogwarts sind.“ „Schafft ihr denn die zwei Wochen? Ginny hat bei deiner Geburtstagsfeier erzählt, dass James sich auch seinen Geschwistern gegenüber schrecklich verhält. Vor allem Albus.“ „Ja“ Harry lehnte sich zurück und sah die Decke an. „Albus leidet wirklich unter ihm. Der Junge ist ja sowieso sehr sensibel und James schlägt in jede Schwachstelle, die er finden kann. Dass er ein Slytherin ist, dass er sich kaum auf einem Besen halten kann, dass er immer noch heult wie ein Mädchen … alles, was in James Augen schlecht ist, nimmt er aufs Korn. Und ich habe das Gefühl, dass ich nicht mal einen Bruchteil davon mitkriege, was er alles anstellt.“ „Vielleicht wäre es wirklich besser, James erstmal von euch zu trennen“, schlug Hermine zaghaft vor, „Ihr müsst ihn ja nicht gleich rauswerfen. Aber Charlie hatte doch angeboten, ihn eine Runde mit nach Rumänien zu nehmen. Vielleicht macht ein wenig harte Arbeit den Jungen ja … vielleicht hilft ihm der Abstand auch.“ Harry seufzte. Wenn das bloß so einfach wäre. Wenn es irgendeine Lösung gäbe … aber vielleicht war der Vorschlag gar nicht so schlecht. Und Ginny würde ein bisschen Ruhe nach den letzten Wochen sicherlich gut tun. Es war schließlich bereits das dritte Mal in diesen Sommerferien, dass James in einer Gefängniszelle saß. Irgendetwas mussten sie tun. „Vielleicht hast du Recht. Charlie hat doch ein Handy in Rumänien, oder? Hast du seine Nummer?“ „Du, er ist noch hier. Er wollte heute oder morgen erst wieder zurück. Wenn du zum Fuchsbau floost, dürftest du ihn noch erwischen“ Auf ihre Lippen legte sich ein zaghaftes Lächeln. „Wenn ich dich nicht hätte“ Er stand auf, kam um seinen Tisch herum und zog seine Schwägerin in eine Umarmung. „Ich sage schnell Ron Bescheid, dass er für mich hier die Stellung hält. Kommst du mit?“ „Eigentlich muss ich zur Besprechung, da ist ei-“ „Hast du ihm überhaupt schon von deinem neuen Amt erzählt?“, unterbrach er sie. „Du hast recht, er weiß es ja noch gar nicht! Lass uns schnell rüber gehen.“ Na bitte. Lief doch alles. Und das mit James würde sich auch noch lösen. Irgendwie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)