Green Eyes von Kajia ================================================================================ Kapitel 25: Laufey ------------------ Thor´s POV: Jotunheim war ein gottverlassener Ort! Als sich der Dunst des Bifröst um uns verzog, gab es den Blick frei auf die Definition des Todes. Eis! Überall grenzenloses Eis. Ein Himmel, so schwarz, wie die finsterste Nacht. Berge aus scharfkantigem Fels, die sich in den Himmel erhoben und eine Stille, die alles Leben zu erdrücken schien. Ein Blick in die Gesichter meiner Freunde machte klar, was sie fühlten. Ich sah Angst, Zweifel und ein Stück Vorfreude in ihren Augen, doch als ich zu Loki sah, blickte ich in Augen, die so etwas wie erkennen in sich trugen. Stirn runzelnd drehte ich mich um und sagte: „Na, dann mal los!“ Ich wollte nicht darüber nachdenken, was Loki in dieser Einöde erkannte und als wir uns in Bewegung setzten, hatte ich es fast wieder vergessen. Der Weg über die unebene Landschaft war beschwerlich und eindeutig nicht für normalgroße Wesen erschaffen. Es schien eher, als hätte niemals jemand den Fuß in diese Welt gesetzt und ich fragte mich unwillkürlich wie die Eisriesen aussahen. Odin hatte uns zwar immer wieder von dem Krieg erzählt und auch, dass die Eisriesen ein grausames und blutrünstiges Volk waren, doch er hatte niemals ein Wort über ihre Erscheinung verloren. Plötzlich erinnerte ich mich auch an einen Tag, als Odin uns vor dem Kaminfeuer die Geschichte des ersten Jotun-Königs erzählte. „Erzähl uns eine Geschichte, Vater.“, verlangte ich, kaum das Loki und ich den Raum betreten hatten. Odin saß in einem Sessel vor dem Kamin und blickte in die tanzenden Flammen. Er trug eine einfache Hose und eine Tunika in dunklen Farben. Seine Augenklappe verdeckte das Loch, an dem einmal sein rechtes Auge gesessen hatte und er sah uns lächelnd an, als wir eintraten. Loki war damals gerade zwölf geworden und man sah ihm die Müdigkeit an, doch trotzdem wollte er nicht ohne eine letzte Geschichte zu Bett gehen. In der Hinsicht war er immer noch ein Kind und ich konnte es ihm nicht verdenken. „Ihr wollt also eine Geschichte hören?“, fragte Odin und Loki und ich nickten eifrig. Der Asenkönig richtete sich ein wenig in dem Sessel auf und schnell machte wir es uns zu seinen Füßen bequem. Es gab nichts besseres, als Abends eine von Vaters spannenden Geschichten aus alter Zeit zu hören und ich fragte mich, was er uns dieses Mal erzählen würde. „Thor, Loki!“, begann er und sah uns mit seinem verbliebenen Auge durchdringend an: „Was wisst ihr über Jotunheim?“ Die Frage verwunderte mich, denn über Jotunheim hatten wir schon alles gehört. Sei es von unseren Lehrern, oder von Odin selbst. Was also sollte die Frage? „Nichts!“, war Odin´s Antwort und langsam glaubte ich, Vater hätte den Verstand verloren, bis er fortfuhr: „Alles was euch bis jetzt erzählt wurde, geschah in den letzt hundert bis zweihundert Jahren. Eine kurze Zeit, für ein Volk wie das der Jotunen und auch wir sind kaum von dieser Zeitspanne betroffen. Auch wenn es dort draußen Völker gibt, die nicht mit so viel Leben gesegnet sind. Was ich euch erzählen möchte ist allerdings schon wesentlich länger her.” Er machte eine dramatische Pause und langsam ahnte ich, worauf das hinauslief. Eine Geschichte der aus der Zeit der Ältesten! Die Ältesten waren diejenigen, die schon vor mehr als eintausend Jahren gelebt hatten. Götter, Riesen, Elfen und Zwerge, die seit Anbeginn der Zeit existierten und als die weisesten ihrer jeweiligen Rasse zählten. Odin war einer dieser Ältesten und nun sollten wir etwas über seine Vergangenheit erfahren. Seine Jugend! „Alles begann vor langer, langer Zeit.“, sagte Odin und seine Stimme klang dunkel und einlullend: „Ich war damals noch ein Junge, kaum älter als du Thor, und alles kam mir damals wie ein großes Abenteuer vor. Der Palast war noch lange nicht fertig und mein Vater hatte alle Hände voll damit zu tun, Asgard aufzubauen, sodass ich die meiste Zeit meiner Kindheit allein verbrachte. Auch wenn ich Geschwister hatte, meine Bindung zu ihnen war nie so stark, wie die zwischen euch beiden.” Er seufzte und sein Blick glitt in weite Ferne: „Damals war alles noch friedlich. Götter, Elfen, Zwerge und Riesen lebten zusammen in einer Einheit, doch damals machte sich langsam das Unbehagen zwischen den Völkern breit. Die Elfen wollten nicht, dass die Zwerge mit ihren Tunneln und ihren Bergwerken die Natur zerstörten, die Götter hatten etwas gegen die Arroganz der Elfen und die Riesen standen den Göttern skeptisch gegenüber. Der König der Riesen war allerdings ein kluger Mann und er sah den Streit, der Jahrhunderte später ausbrechen sollte, schon damals kommen. Er wusste, dass es seinem Volk trotz seiner Kampfkraft schlecht ergehen würde und deshalb entschied er sich für einen drastischen Schritt. Er schnitt die Welt der Riesen von den anderen Welten ab!” Erschrocken holte Loki Luft und ich sah verwirrt hin und her. Scheinbar hatte ich irgendetwas nicht mitbekommen und fragen blickte ich zu Odin. Dieser lächelte mich beruhigend an und erzählte weiter, sodass auch ich die Tat des Riesenkönigs begriff: „Durch das Trennen der Welt der Riesen von den andren Welten, erschuf er eine Grenze, die niemand übertreten konnte. Denn wer sollte den durch die Äste Yggdrasils reisen? Er opferte bei diesem Unterfangen sein eigenes Leben, um das Leben seiner Untertanen zu bewahren. Doch die Riesen erkannten den Plan ihres Königs nicht. Sie gaben uns die Schuld an dem Tod ihres Königs und jeder neue König der Riesen schwor Rache an den anderen Völkern. Das war die Zeit, in der die Götter, die Elfen und die Zwerge sich zusammentaten, um einen Weg zu finden, durch die Äste des Weltenbaumes zu reisen. Wir wollten die Riesen besänftigen und als wir endlich einen Weg gefunden hatten, nannten wir diesen „Bifröst„, nach dem König der Riesen.“ Nun war es an mir die Augen aufzureißen. Die Regenbogenbrücke war einem Riesen geweiht. Damals dachte ich, dass die Riesen schöne Wesen seien, denn ihr erster König trug den Namen des Regenbogens, doch nun, wo ich ihre Welt sah, fragte ich mich, ob diese Theorie wahr war. Wir erreichten die zerstörte Stadt der Jotunen kurze Zeit später und die Zerstörung war jetzt noch sichtbar. Überall lagen Gesteinsbrocken und die Häuser, die einmal gestanden haben müssen, waren eingestürzt und nichts weiter als leere Ruinen. Eine Bewegung in meinem Augenwinkel ließ mich herumfahren und plötzlich stand ich einem wahren Berg gegenüber. Ein gigantisches Wesen mit blauer Haut und blutroten Augen blickte auf mich herab und ich war bei weitem nicht klein. Über seine Haut zogen sich schwarze Linien und das einzige, was seine Blöße bedeckte, war ein lächerlich kleiner Lendenschurz. In der Hand hielt er eine riesige Streitaxt. „Es war dumm von dir hierher zu kommen, Thor Odinson!“, sagte plötzlich eine Stimme und ich drehte mich leicht nach rechts. Der Riese vor mir hatte nicht gesprochen und als ich meinen Blick auf die Dunkelheit fokussierte, sah ich einen Riesen, der den ersten noch einmal um eine Manneslänge überragte. „Laufey!“, sagte ich, denn das es sich bei dem Eisriesen um den König Jotunheims handelte, stand für mich zweifelsfrei fest. Laufey drehte seinen mächtigen Kopf zu mir und sah mich aus glühenden Augen an. „Was willst du, Asensohn? Du hast hier nichts verloren.“, sagte er und seine Stimme klang wie Eis. Welch Ironie! „Ich will wissen, wie ihr es geschafft habt, in Asgard einzufallen.“, sagte ich und umklammerte Mjölnir fester, den ich seit einer ganzen Weile in der Hand hielt. Laufey machte keine Anstalten zu antworten und starrte stattdessen an mir vorbei. Ich wusste, dass Loki hinter mir stand, denn ich konnte seine Magie spüren. Doch in Laufey´s Augen stand eine seltsame Form der Faszination. „Antworte!“, schrie ich und Laufey richtete seinen Blick wieder auf mich. Grinsend betrachtete er mich aus seinen stechend roten Augen und sagte: „Es gibt Verräter im Hause Odins.“ Dieser Satz ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen und ich konnte einen Moment nichts darauf erwidern. „Du solltest jetzt gehen, Prinz Asgards, bevor ich meinen Wachen gestatte, ihre Wut an dir und deinen kleinen Freunden auszulassen.“ Diesmal wollte ich ihn wirklich beleidigen, doch Loki kam mir zuvor. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und blickte Laufey fest in die Augen. „Wir nehmen dein großzügiges Angebot dankend an.“, sagte er und ich riss die Augen auf. „Komm!“, zischte er mir zu und ich sah, dass es Loki mehr als ernst war. Seine grünen Augen glühten vor unterdrückten Emotionen und widerwillig drehte ich mich um. Doch dann erklang eine Stimme, eine Stimme tiefer als Laufey, doch bei weitem nicht so mächtig und sie sagte: „Flieh, kleine Prinzessin!“ Es war das einzige was ich brauchte. Das einzige, was mich aus Loki´s Bann riss und ich wirbelte herum, Mjölnir so fest in meiner Hand, das meine Knöchel weiß hervortraten. „Dumm! Sehr dumm.“, waren Loki´s letzte Worte, bevor ich mich mit einem donnernden Kriegsschrei in den Kampf warf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)