Green Eyes von Kajia ================================================================================ Kapitel 24: Jotunheim --------------------- Loki´s POV: Es hatte alles funktioniert. Die Eisriesen waren wie geplant eingefallen und hatten die Krönung unterbrochen. Leise und unauffällig folgte ich Odin und meinem Bruder in die Tiefen des Palastes, hinab in die Waffenkammer. Sobald wir die Kammer betraten, erblickte ich die Leichen der beiden Wachen und ein Stich der Schuld erfüllt mein Herz. Ich hatte gehofft, dies ohne Opfer zu beenden, aber scheinbar waren die Eisriesen zu voreilig gewesen. Ohne mich zu erkennen zu geben, beobachtete ich, wie Odin und Thor sich vor die blaue Urne stellten, welche den Kopf des langen Ganges bildete. Die riesige Stahlrüstung, der Destroyer, hatte sich bereits in seinen Käfig zurück gezogen und Odin betrachtete betrübt das Werk, welches seine mächtigste Waffe angerichtet hatte. Thor´s laute Stimme hallte durch den Gang und ich konnte nur den Kopf schütteln, aufgrund seiner eigenen Dummheit. Angreifen wollte er die Eisriesen, ihnen eine Lektion erteilen. Odin antwortete genauso ruhig, wie ich es von ihm erwartete doch Thor ließ nicht locker. Seine mächtige Stimme hallte durch den Gang, als er sagte: „Als König von Asgard-“ „Aber du bist nicht König!“, donnerte Odin und ich konnte mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Noch nicht.“, fuhr er fort. Der Rest des Satzes ging in den Hintergrundgeräuschen der herbeieilenden Krieger unter und schnell machte ich mich unsichtbar. Ich hatte keine Muße daran bemerkt zu werden und als Thor wutschnaubend die Waffenkammer verließ, folgte ich ihm auf dem Fuße. Ich musste ihn beruhigen. Es war zwar meine Schuld, doch ich wollte nicht, dass er wütend wurde. Die Eisriesen sollten einfach nur ein Grund sein, die Krönung abzublasen. So sehr ich Thor auch liebte, er war noch nicht bereit König zu werden. Er musste noch viel lernen! Thor´s Schritte führten den zornigen Donnergott in den festlich geschmückten Bankettsaal. Auf dem Tisch türmten sich bereits erlesene Speisen, doch der Blonde hatte keiner Blick für den Pomp, welcher aufgefahren worden war. Als würde der schwere, goldene Tisch keinerlei Gewicht haben, hob Thor ihn hoch und kippte ihn um. Alle Speisen fielen auf den Boden und die Tabletts krachten noch eine ganze Weile, bis sie letzten Endes still lagen. Schnaufend ließ sich Thor auf den Stufen zur Terrasse sinken und ich materialisierte mich wieder, um mich neben ihn zu setzen. „Nicht der beste Zeitpunkt um meine Gesellschaft zu suchen, Bruder.“, sagte Thor und ich lächelte leicht. Ich drehte mich so, dass ich ihn direkt ansehen konnte und sagte: „Wenn es dich interessiert, ich bin ganz deiner Meinung. Die Eisriesen haben einmal den Weg in unsere Hallen gefunden, wer sagt, dass sie das nicht wieder schaffen.“ Thor nickte eifrig und erwiderte: „Ganz genau!“ Bevor ich fortfahren konnte, wurden wir von Thor´s Freunden unterbrochen. Einen Moment herrschte Chaos ob des zerstörten Banketts, doch kurz darauf hatte ich wieder Thor´s Aufmerksamkeit, als ich sagte: „Aber du kannst nichts tun, ohne dich gegen Vater zu stellen.“ Eigentlich wollte ich ihm damit den Wind aus den Segeln nehmen, doch plötzlich strahlten Thor´s Augen in diesem Licht, welches immer Ärger bedeutete. „Nein, nein, nein! Thor das ist Wahnsinn!“, sagte ich, als mein Bruder sich erhob und auf seine Freunde zumarschierte. „Wahnsinn?“, fragte Volstagg, der sich gerade einen lächerlich großen Berg an Speisen zusammen stellte: „Welche Art von Wahnsinn?“ „Wir gehen nach Jotunheim!“, sagte Thor schlicht und ich legte mein Gesicht in die Hände. Wie konnte man so blöd sein. Obwohl es ja eigentlich meine Schuld war. Was musste ich ihm auch unbedingt Recht geben. Sif´s Einwände wurden fast völlig ignoriert, denn Thor begann seine Freunde mit, für mich, einfachen Phrasen zum Zustimmen zu bringen. Schon kurze Zeit später waren die Fünf zum Kampf bereit und sahen mich herausfordernd an. Thor kam wieder ein wenig auf mich zu. Ich war gespannt, welche Erinnerung er für mich aus dem Hut ziehen würde, doch seine nächsten Worte hatte ich nicht erwartet: „Wirst du an meiner Seite stehen?“ Diese Frage allein ließ mein Herz fast überquellen vor Liebe und ich ignorierte gekonnt Sif´s wissendes Grinsen. „Immer!“, antwortete ich stattdessen und stand auf. Innerhalb weniger Minuten waren wir zum Kampf gerüstet und liefen in den Hof, in dem unsere Pferde warteten. Immer noch hielt ich es für eine ganz schlechte Idee, nach Jotunheim zu gehen, doch wenn Thor sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann hielt er daran fest. Koste es, was es wolle. Die Wachen im Hof sahen reichlich verblüfft aus, ihren zukünftigen König, mit seinem alten Team einen Ausflug unternehmen zu sehen, kaum eine Stunde nach dessen geplatzter Krönung. Ich konnte ihre Verwirrung nur zu gut verstehen, denn normalerweise hätte Thor einen Wutanfall vom Feinsten bekommen und sich dann beleidigt für einige Tage in seinem Zimmer eingeschlossen. Auf seine Weise war er immer noch ein bockiges Kind, dass sofort sauer wurden, wenn es nicht bekommt, was es will. Doch die wartenden Wachen brachten mich auf eine Idee und schnell lief ich zu einer. Thor war zu sehr damit beschäftigt seinen Freunden den Plan zu erklären, wie wir an Heimdall vorbei kommen sollten, doch da ich der Initiator dieses Planes war, musste ich nicht zuhören. „Eure Majestät.“, sagte der Wächter erschrocken, als ich vor ihm stehen blieb und ich bedeutete ihm die Stimme zu senken. „Prinz Thor will eine Dummheit begehen.“, sagte ich: „Geht zu meinem Vater und sagt ihm, Thor will seinen Plan in die Tat umsetzen. Und beeilt euch. Jede Sekunde zählt!“ Damit ging ich zurück zur Gruppe und schwang mich lächelnd in den Sattel. Vater würde wissen, was damit gemeint war und dann würde Thor mächtig Ärger bekommen. Aber immer noch besser, als von den Jotunen in Stücke gerissen zu werden. In vollem Galopp verließen wir den Hof des Palastes und die Stadt. Die Menschen sprangen uns hektisch aus dem Weg und als wir das Stadttor passierten, erwartete ich schon fast, von den Wachen aufgehalten zu werden. Doch sie taten nichts dergleichen und langsam begann ich an der Zuverlässigkeit des Wächters zu zweifeln. Wahrscheinlich traute er sich nicht, Odin gegenüber zu treten und je näher wir der Kuppel des Bifröst kamen, desto mehr Bestrafungen hatte ich mir für das Zögern des Wächter überlegt. Wir hielten mit den Pferden unweit des Einganges, vor dem Heimdall wache stand und als wir uns ihm zu Fuß näherten bedeutete ich den anderen, mir das Reden zu überlassen. „Ehrenwerter Heimdall…“, begann ich, doch der schwarze Wächter unterbrach mich sogleich: „Ihr seid nicht warm genug gekleidet.“ Seine tiefe Stimme dröhnte in meinem Kopf und ich musste den Sinn seiner Worte er noch verstehen, als Thor schon vortrat und meinte: „Heimdall, dürfen wir passieren?“ Ich wollte schon den Kopf schütteln, doch Heimdall sagte: „Ich will wissen, wie sie mich überlisten konnten.“ Überrascht starrte ich den Wächter an und irgendwie war ich erstaunt, dass er die anderen Gänge zu den Welten nicht kannte. Scheinbar war seine Gabe ziemlich eingeschränkt. „Heißt das du öffnest uns den Bifröst?“, fragte Thor hoffnungsvoll, um sogleich enttäuscht dreinzublicken, da Heimdall den Kopf schüttelte. „Ich kann euch die Brücke nicht öffnen, ohne den Befehl von Odin Allvater.“, sagte er und entfernte sich dann einige Schritte von uns. „Ein schwieriger Typ!“, meinte Volstagg, doch Sif schüttelte ungläubig den Kopf und rief: „Seht!“ Und da war es. Das Schwert Heimdall´s, das einzige, was er niemals hergeben würde und es steckte in dem Schacht des Bifröst. Er hatte die Brücke geöffnet, ohne direkt anwesend zu sein. Thor´s Grinsen wurde schnell wieder breiten und mit hastigen Schritten nahmen wir unsere Plätze ein. Ich wusste, dass ich nun keine andere Wahl mehr hatte, doch gleichzeitig wusste ich, dass ich Thor nicht allein lassen durfte. Und so traten wir die Reise an, ins Reich der Eisriesen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)