Die gefallenen Helden von SukiChii (Avengers Teil 1) ================================================================================ Ein Sturm zieht auf ------------------- Die Entdeckung von Peters Fähigkeiten brachte Schwung ins Hauptquartier. Alle – ausgenommen von Jean - waren in der Trainingshalle versammelt, um zuzuschauen, wie der Jugendliche an der Decke auf allen Vieren entlang krabbelte, Boxsäcke mit Leichtigkeit beinahe aus ihren Angeln schlug und sich ans Seil hing, weil er es mehrere Meter über dem Boden »bequemer« fand. Der Schock seines Alptraumes saß Peter immer noch in den Knochen, doch er wollte es nicht zugeben. Wade hatte anscheinend nicht bemerkt, dass er sehr schlecht geträumt hatte oder aber er hielt es nicht für allzu wichtig. Stattdessen diskutierte er lauthals mit Logan darüber, ob Wade es erlaubt sein sollte Peter Kampfsport beizubringen oder nicht. »Du weißt, dass ich der Beste von uns bin!«, sagte Wade selbstgefällig unter seiner schwarzen Halbmaske. »Alles, was du kannst ist zuschlagen, aber Peter sollte richtige Kampftechniken lernen.« »Du kannst dem Jungen deine Kampfart nicht zumuten«, erwiderte Logan bedrohlich. »Du kämpfst auf vollem Risiko und dir ist es vollkommen egal, wie sehr du verletzt wirst oder, ob du einen tödlichen Schlag versetzt bekommst. Peter jedoch kann sterben!« Ehe Wade erneut den Mund aufmachen konnte, fuhr Natasha dazwischen, die sich in ihren schwarzen Kampfanzug geworfen hatte. Neben ihr stand Raven in lockeren Trainingssachen, die Arme vor ihrer Brust verschränkt. »Falls es euch nichts ausmacht, werden wir das mit dem Trainieren von hier an übernehmen«, sagte Natasha mit einem Ton, bei dem man merkte, dass den Männern gar keine andere Wahl blieb. »Schließlich sind Raven und ich hier die einzigen, die wirkliche Kampftechniken beherrschen.« »Das stimmt«, pflichtete Charles bei, der geistesabwesend Peter beobachtete, wie er das Seil hoch und wieder runter kletterte, ungeachtete darauf, was unter ihm geschah. »Na schön...« Logan blickte nun Clint an, dessen Kopf ständig in Richtung der Nebenräume zuckte. In einem von ihnen lag dieser wunderbare, große, schwarze Bogen, der perfekt in seine Griffe passte. Mit dem er Pfeile aller Art abschießen konnte, den er Stundenlang studiert und doch noch keine Ahnung von dem hatte, was er leisten konnte. Anscheinend bemerkte Logan das gierige Verlangen, welches sich in Clints Augen zeigte. »Ich schätze du gehst alleine trainieren«, stellte er an ihn gewandt fest. Clint nickte als Antwort bloß knapp. Als Logan sich daraufhin wieder Wade zu wandte, sah Clint dies wie eine Art Entlassung an und schritt quer durch den Raum in Richtung seines Bogens. Charles hatte die Arme verschränkt und beobachtete Raven und Natasha, die nun Peter vom Seil herunter riefen. »Ich kann ihm beibringen skrupellos zu sein«, versuchte Wade es erneut, doch nicht sonderlich gut, denn Logans Augen verengten sich sogleich zu zwei schmalen, schwarzen Schlitzen. »Die Hunter haben kein Erbarmen, aber er ist 17 und unerfahren. Ich kann ihm beibringen gnadenlos zu sein. Er wird das brauchen!« »Das kannst du ihm nicht beibringen«, erwiderte Logan rau. »Und nur, weil wir so viel Blut an den Händen kleben haben, muss es dem Jungen nicht auch so ergehen.« »Du wirst ja richtig sentimental«, grinste Wade. »Als Kurt damals mit seinen 18 Jahren zu uns gestoßen ist, warst du nicht so sensibel. Du warst einer derjenige, die am lautesten geschrien haben, dass er den Avengers beitreten soll. Obwohl du wusstest, dies würde auch bedeuten, dass der Kleine in den Krieg ziehen muss.« »Man lernt mit der Zeit«, zischte Logan und für einen Moment konnte man Reue über sein Gesicht blitzen sehen. »Wir überlassen das Ganze einfach Natasha und Raven, die wissen, was sie tun müssen.« »Na schön, dann gehe ich eben zu Clint.« Und trotzig folgte Wade dem Mann in die Nebenräume. Logan schüttelte genervt den Kopf und verließ die Trainingshalle. Indessen war Peter endlich herunter gekommen und stand erwartungsvoll vor Natasha und Raven. Die Rothaarige übernahm nun das Wort. »Wir fangen einfach an. Wenn ich dir einen Schlag versetzen möchte -« Natasha tat so als würde sie Peter einen Schlag ins Gesicht versetzen, um ihm zur erklären, wie er sich dagegen verteidigen konnte. Doch kaum war ihre Faust nach vorne geschnellt, hatte der Junge wie aus Reflex einen Satz zur Seite gemacht und gleichzeitig mit einer Hand den Angriff zur Seite abgewehrt. Genau auf die Weise, wie Natasha es ihm gerade erklären wollte. Überrascht blickten alle Peter an, der nicht minder verdutzt wirkte. Er ließ ihren Arm wieder los und räusperte sich laut. »Ehm... tut mir leid... irgendwie, ich weiß nicht... ist so über mich gekommen...« Natasha und Raven tauschten Blicke. »Nun gut, dann versuche ich es noch ein paar mal.« Mehrmals hintereinander schlug Natasha nun auf den Jungen ein. Er wehrte jeden Angriff an, wich aus und schließlich packte er Natasha an Schulter und Oberarm und wollte sie zu Boden werfen. Die Frau reagierte schneller. Mit einem Mal hing sie mit den Beinen um seinen Hals, drehte sich blitzschnell daran und riss Peter zu Boden, während sie elegant neben ihm landete. Diese Attacke war ihre Spezialität. Nur deswegen wurde sie in Shield von den anderen Agenten Black Widow genannt. Obwohl Peter keuchend auf dem Boden lag, waren Raven und Natasha von ihm beeindruckt. »Scheint als wenn du nicht nur Wände hochklettern könntest«, stellte Raven fest. »Ich denke gegen Leute, die nicht so trainiert sind wie wir, hast du realistische Chancen.« Und entsprechend seiner Fähigkeiten wurde das Training hochgeschraubt, sodass Peter sich sogar manchmal überbeansprucht fühlte. Indessen versuchte Clint einen nervigen Wade bestmöglich auszuhalten. Pfeil aus dem Köcher ziehen, in die Sehne legen, den Bogen spannen und auf das Ziel abschießen. Konzentrieren. Den plappernden, sich aufregenden Wade ignorieren. »Ich bin nun mal der Beste von uns was das Kämpfen angeht«, beklagte er sich, lag dabei rücklings einige Meter hinter Clint auf einer schwarzen Bank und blickte zur Decke. »Na schön, ich gehe wirklich auf Risiko, aber hast du gesehen, wie Peter drauf ist? Wenn er die Fähigkeiten ordentlich trainiert, könnte er einer der besten von uns werden.« Dann schaute er zu Clint und fügte hinzu: »Ich habe nie geglaubt, dass der noch mal zu was gut sein würde.« »Der Bogen?«, fragte Clint, jedoch hauptsächlich um höflich zu sein. Er schoss einen weiteren Pfeil ab, der die letzte der fünf aufgestellten Zielscheiben im dritten Innenring traf und schritt dann quer durch den Raum, um sich die Pfeile zurückzuholen. »Ja, genau der«, sagte Wade. »Ist ein bisschen altertümlich, finde ich. Macht schon was her mit dem Teil, besonders mit den unterschiedlichen Pfeilarten, aber ich fand ihn immer zu altmodisch.« »Ich finde ihn super«, sagte Clint und machte sich erneut daran seine Pfeile zu verschießen. Das Training zog sich über Monate hinweg, zwischendurch hatten Charles und Raven Geburtstag, doch beide Male wurde ihnen nur gratuliert und dann ging jeder Tag so wie die vielen Tage zuvor. Peter fand dies furchtbar, was er Charles zwei Wochen vor Weihnachten zu Herzen legte. »So ist das hier nun mal«, zuckte Charles mit den Schultern, während die beiden mit Cerebro beschäftigt waren. Zusammen waren sie weit voran geschritten und es fehlte nicht mehr viel bis die Maschine endlich funktionierte. »Uns bleibt nicht viel für Festlichkeiten.« »Und wie sieht bei euch Weihnachten aus?«, fragte Peter, der in einem Gewirr aus Kabeln saß und versuchte sie richtig miteinander zu verschließen. »Weihnachten? Traditionell betrinkt sich Logan, Raven versucht so etwas wie ein Weihnachtsessen auf die Beine zu stellen, an dem im Endeffekt nur ich teilnehme, weil sie sich über Logan aufregt und sich in ihrem Zimmer einsperrt und Jean verbringt die Weihnachtstage wie alle anderen Tage auch, hier unten in den Laboren«, erklärte Charles und auf Peters überraschten und entsetzten Blick hin, fügte er hinzu: »So war es zumindest letztes Jahr.« »Dieses Jahr wird anders«, bestimmte Peter. »Ich weiß nicht...« »Wir sind mehr Leute und, wenn wir uns anstrengen, kann es anders werden«, sagte Peter und befreite sich aus dem Kabelsalat. »Ich geh sofort zu Raven und sag's ihr. Zusammen können wir ein schönes Fest auf die Beine stellen, bestimmt!« Und mit neuem Eifer verschwand Peter über den Flur. Charles blieb zurück, mit einem stummen Lächeln auf den Lippen, und arbeitete weiter an der Maschine. Einige Minuten lang konzentrierte er sich nur darauf, dann spürte er plötzlich eine Berührung auf seinem Kopf. Es gab nur eine Person, die sich an ihn heran schleichen konnte, ohne, dass er deren Gedanken zuvor spürte. Ein Gefühl als würde sein Körper zersplittern durchfuhr ihn, dann wurde Charles auch schon von Jean aus dem Hauptquartier teleportiert. Schwer atmend brach Charles zusammen, rieb sich mit den Händen über den Brustkorb, der sich zuvor noch angefühlt hatte wie Brei. Mit Jean zu teleportieren war die reinste Tortur. Als würden einem sämtliche Eingeweide entnommen und dann wieder eingefügt. Alles drehte sich vor Charles' Augen, weshalb er sie schloss. Es brauchte eine Weile bis sich sein Kreislauf beruhigte und er die Augen wieder öffnen konnte und, was er sah, ließ ihn erstarren. Er saß auf einer bronzenen Ebene, die Wand vor ihm bestand aus Glasfenstern, sodass er auf eine Art Wüstenlandschaft hinaus blicken konnte. Bestehend aus Steinen und Sand, rötlich und braun, und seltsam fremd. Jean stand ein paar Meter neben ihm, ihren Bruder beobachtend. »Sind wir auf dem Mars?«, fragte Charles schließlich und schaute zu seiner Schwester. Sie nickte. Ein erstickendes »Warum?« war alles, was der Telepath noch rausbekam. Überwältigt vom Anblick stand er auf und schritt an den Fenstern entlang. Er klopfte gegen das massive Glas und blickte sich näher um. Auch die andere Wand bestand aus Glasfenstern. Er befand sich auf einem langen Flur zu dessen beiden Seiten sich bronzene Türen befanden. Diese öffneten sich anscheinend mechanisch, denn sie hatten keine Türklinke. Charles schritt hin und her, während Jean langsam anfing zu sprechen als würde sie jedes Wort behutsam auswählen. »Ich habe die letzte Zeit damit verbracht dies hier zu schaffen«, sagte sie. »Seit Peter in unseren Reihen aufgenommen wurde.« »Warum?«, fragte Charles erneut. »Etwas kommt auf uns zu. Was ich sehe ist gespickt mit Licht und Dunkelheit, ein ewiges Spiel zwischen Gut und Böse. Etwas wird passieren. Ein Sturm zieht auf und ich weiß nicht, wie er ausgehen wird. Ich befürchte, du wirst in Gefahr geraten.« »Ich? Kannst du das so genau sagen?« Nun blieb Charles vor Jean stehen, welche Mühe hatte die richtigen Worte zu finden. »Einige der Dinge, die ich sehe, sind klar. Wie ich damals wusste, dass wir den Bogen und die Pfeile behalten sollen, weil jemand kommen wird, der sie benutzen kann, so weiß ich um die Schicksale einiger unserer Freunde Bescheid. Nicht detailliert. Sie erscheinen mir in positiv und negativ, wie Gefühle, bedrückend, traurig, erfreulich. Peters ist positiv, Wades ist negativ. Bei den anderen bin ich mir unsicher. Dein Schicksal erscheint mir seltsam, mal ist es so, mal ist es so. Doch ich möchte, dass ich weiß, dass es dir gut geht. Wenn es also geschieht, wenn der Sturm aufgezogen ist, dann möchte ich dich hierher bringen, damit ich dich in Sicherheit weiß.« Charles ließ die Worte sacken, dann sagte er: »Und Wade? Wenn du bei ihm so genau weiß, dass etwas Schlimmes passiert, wieso versteckst du ihn dann nicht auch hier oben? Warte, lass mich raten: Man soll sich nicht ins Schicksal einmischen. Das predigst du doch ständig. Deswegen hilfst du doch nie.« »Ich helfe nur, wenn ich niemandem damit schade«, erwiderte Jean mit ruhiger Stimme, während Charles aufgebracht wirkte. »Schadet es etwa jemandem, wenn Wade hier her kommt?!« »Das Haus ist ausgestattet mit funktionierendem Wasser und Strom, du hast ein großes Bett und einen Whirpool im Badezimmer«, sagte Jean als hätte sie ihren Bruder nicht gehört. »Dir wird es hier sehr gut gehen.« »Ich will mich hier nicht verstecken!«, erwiderte Charles. »Du hättest mich vorher fragen können, ob du das alles hier bauen willst – Wie hast du das überhaupt hinbekommen?« »Man sollte nie die Macht der Vorstellung unterschätzen«, antwortete Jean. Daraus konnte sich Charles nicht wirklich einen Reim machen. Für einen Moment runzelte er nachdenklich die Stirn, doch mit einem Kopfschütteln kam er zu der Besinnung, dass kein normaler Menschen Jean jemals verstehen könnte. »Ist egal«, sagte er. »Ich will mich auf jeden Fall nicht auf dem Mars verstecken, egal, was auf uns zukommen wird. Schlimmer als momentan, kann es nicht werden. Bitte teleportiere mich zurück.« Natürlich könnte Jean Charles einfach hier oben behalten. Der Mann hätte keine Chance sich dagegen zu wehren, doch sie würde ihn niemals gegen seinen Willen irgendwo festhalten. Sie berührte ihn an der Stirn und schon wurde er zurück teleportiert, während Jean in ihrem selbst gebauten Haus stehen blieb. Den Blick mit einer Spur von Traurigkeit auf die überwältigende Landschaft geheftet. Clint fiel rückwärts mit dem Stuhl um, Peter schrie erschrocken auf und Raven schlug beide Hände vor die Augen, als die Küche plötzlich in blendendes, blaues Licht gehüllt wurde. Eine Druckwelle brach aus dem dunklen Lichtstrahl hervor, der in der Luft zu schweben schien und warf nun auch Peter und Raven zu Boden. Türen von Küchenschränken schwangen auf, Teller zersprangen auf dem Boden und Obst flog durch die Gegend, bis nach wenigen Sekunden das Licht verglimmte und Charles wieder schwer atmend auf dem Boden zusammen brach. Fluchend rappelte sich Clint auf und Raven, die einen Apfel über bekommen hatte, sprang wütend auf die Beine. »Das gibt’s doch nicht!«, rief sie. »Jean, verdammte scheiße! Sie soll endlich mal lernen so wie Kurt zu teleportieren! Sie demoliert ständig alles!« Sie ging zu Charles herüber, griff ihm unter die Beine und half ihm auf einen der Stühle, die umgefallen waren und Clint nun wieder aufstellte. Peter hatte es an die Küchenzeile geschleudert. Nicht einmal mit seinen Fähigkeiten war er auf die Druckwelle vorbereitet und er spürte ein schmerzhaftes Stechen in seinem Rückgrat. »Was zur Hölle war das?«, fragte er, während er sich den Rücken rieb. »Jean hat Charles teleportiert«, antwortete Raven knapp. Ehe jemand fragen konnte, warum und von woher, ertönte Wades Stimme aus dem Wohnraum: »Das hat sich nach viel Lärm angehört. Ich hoffe ihr prügelt euch doch nicht.« Er erschien am Türrahmen und erblickte das Chaos. »Okay. War das Jean oder täusche ich mich gerade?«, fragte er indem Moment indem Natasha und Logan an seine Seite traten. Sie hatten den Lärm ebenfalls gehört. »Jean hat mir gesagt, dass was auf uns zu kommt«, erklärte Charles. »Sie hat gesagt... und das klingt jetzt sehr dramatisch, aber... sie hat gemeint, ein Sturm würde aufziehen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)