Die gefallenen Helden von SukiChii (Avengers Teil 1) ================================================================================ Hawkeye und Spiderman --------------------- In den nächsten drei Wochen trainierte Peter unablässig, wobei ihm bereits nach dem dritten Tag Clint Gesellschaft leistete. Nach langem Unterhalten mit Natasha, hatte er ihr schließlich verzeihen können und ihr groß erklärt, nicht mal im Alptraum mit ihr Schluss machen zu können. Diese Aussage wurde des nachts noch besiegelt, sodass Wade am nächsten Tag forderte, das nächste Mal sollen sie es in Natashas Zimmer machen, welches sich im Gegensatz zu Clints, nicht gleich neben seinem befand. Das Training selbst brachte Peter bloß Muskelkater und Logan setzte ihm neue, noch höhere Maßstäbe, als Clint hinzustieß. Dass dieser ein voll trainierter Exsoldat war, der als Kampftrainer arbeitete, und bloß noch ein wenig Wiederholung bedarf, schien Logan egal zu sein. Er ließ beide gegen Boxsäcke schlagen, wobei Peter seinen nur um wenige Millimeter bewegte; ließ sie am Seil hochklettern, von welchem Peter nach zwei Metern hart in die Tiefe fiel; jagte sie durch Zirkeltraining, welches Peter die meiste Kraft und Ausdauer raubte und schließlich beendete er jeden Abend mit den Worten »Du musst noch viel lernen, Junge.« Das alles war so deprimierend und lief überhaupt nicht nach Peters Vorstellungen, dass er Angst hatte, Wade könne tatsächlich Recht haben. Nicht nur einmal erwischte sich der Jugendliche dabei, wie er im Badezimmer vor dem Spiegel stand und seine Zunge eingehend betrachtete. Liebend gerne hätte er jemanden gehabt, bei dem er sich beschweren könnte, doch alle schienen der Auffassung zu sein, dass Logan der perfekte Trainer für ihn wäre. »Es muss eben alles sehr schnell gehen«, erklärte Charles mitleidig, als sie vormittags gemeinsam an Cerebro saßen. »Wenn du erst mal trainiert bist, wirst du Logan dankbar sein.« »Sicher«, hüstelte Peter sarkastisch. Unter ständigem Ziehen seiner überbeanspruchten Muskeln zog er sich die Brille an und machte sich über die elektrischen Verkabelungen her, welche aus den silbernen Pfeilern der Gerätschaft heraushingen, doch kaum hatte er sich diesen zugewandt, stutzte Peter. Die Farben und Formen waren seltsam verschwommen und für einen Moment glaubte er, seine Brille doch nicht angezogen zu haben, doch er spürte sie klar auf seiner Nase sitzen. Verdutzt nahm Peter sie ab. Nun sah er alles vollkommen klar. Mehrmals hob er die Brille vor seine Augen und senkte sie wieder, doch so absurd es auch schien, Peter besaß keine Sehschwäche mehr. »Wie zum -« »Vielleicht ist das deine Mutation«, sagte Charles, der wie immer bereits wusste, was los war. Manchmal fragte Peter sich, ob er durchgehend die Gedanken anderer Menschen las, ohne es abstellen zu können. »Wie? Eine Mutation, die meine Sehschwäche heilt? Das wäre echt bescheuert!«, stellte Peter fest und war darüber beinahe schon sauer. Da wäre ja eine blaue Zunge cooler gewesen! »Nun ja.« Charles musste leise lachen. »Ich dachte eher an Selbstheilungskräfte oder so etwas. Fähigkeiten, mit welchem man Krankheiten, Missbildungen und Verletzungen auskurieren kann, sind nicht gerade selten.« »Müsste dann nicht auch mein Muskelkater weggehen?«, warf Peter ein. »Ich denke schon.« Nun runzelte der Mann nachdenklich die Stirn. Für einige Sekunden versank er in Gedanken, dann blickte er überrascht an Peter vorbei. Der Junge folgte seinem Blick und stutzte leicht als er Jean erkannte. Er hatte die Frau seit einigen Wochen nicht mehr gesehen und beinahe vergessen gehabt, dass sie hier ebenfalls noch lebte. Wie immer war ihre Erscheinung beeindruckend und Ehrfurcht bringend zugleich, die langen, roten Haare wallten um ihre blasse Haut und ihre kalten Augen hatten einen seltsamen Ausdruck angenommen. Als würde irgendetwas Großartiges bevor stehen. »Ein Mutant, der deiner würdig ist«, flüsterte sie und schaute dabei in die Ferne. Es wirkte als würde sie in eine völlig andere Welt blicken, ein angesetztes Lächeln umspielte nun ihre Lippen. »Ist alles okay bei dir?«, fragte Charles vorsichtig. »Bestens«, antwortete Jean und schaute nun die beiden am Boden sitzenden an, dann fixierte sie Peter, der sich augenblicklich unwohl fühlte. »Es ist noch nicht alles.« Und mit den Worten kehrte sie wieder um und verschwand in die Weiten der unteren Etage. Peter schaute Charles erwartungsvoll an, doch dieser konnte sich ihr Verhalten ebenso wenig erklären wie der Jugendliche selbst. »Ich dachte du kannst Gedanken lesen!«, empörte er sich. »Nicht ihre«, erwiderte Charles. »Sie beherrscht ebenfalls Telepathie, sie kann sich selbst heilen, sie kann Energien erzeugen, absorbieren, explosionsartig loslassen, übertragen und gänzlich vernichten, sie kann in die Zukunft und Vergangenheit blicken, und – sagen wir einfach – sie ist uns in allem überlegen und selbst, wenn ich wollte, könnte ich niemals ihre Gedanken lesen. Ich denke nur... vielleicht... sie hat so ausgeschaut, wie sie immer ausschaut, wenn sie einen klaren Blick in die Zukunft hat.« »Du denkst, sie hat eben in die Zukunft geschaut?«, fragte Peter beeindruckt. »Ja... ach, Peter, das ist eine Nummer zu Hoch für uns Beide, wir sollten lieber hiermit weiter machen.« Und er deutete mit einem Kopfnicken auf Cerebro. Die beiden arbeiteten noch eine knappe Stunde am Gerät, dann gingen sie zum Mittagessen, welches Natasha und Raven mit widerwilliger Hilfe von Clint angefertigt hatten. Aus irgendeinem Grund überkam Peter ein unmenschlicher Hunger als er den dampfenden Nudelauflauf dort stehen sah. Überrascht beobachteten die Erwachsenen wie der Jugendliche den halben Auflauf alleine aß, die Gabel weglegte, enttäuscht in die leere Glasschlüssel starrte und verkündete, dass er immer noch Hunger habe. »Du frisst uns die Haare vom Kopf!«, rief Wade säuerlich aus, der dank Peters Fressattacke nicht annähernd so viel hatte essen können, wie er es sonst immer tat. »Außerdem trainiert es sich mit vollem Magen nicht gut!« »Da hat er Recht«, pflichtete Logan bei. »Zieh dir Trainingssachen an, du auch Clint, wir fangen in zwanzig Minuten an.« Clint und Peter erhoben sich beinahe gleichzeitig und verließen den Wohnraum. Peter konnte noch hören, wie Charles zu den anderen leise murmelte: »Ich muss euch erzählen, was eben Jean passiert ist.«, doch wunderlicher weise war seine Neugierde nach dem, was die anderen dazu zu sagen hatten, nicht größer als seine seltsame Lust auf das Training. Wie immer mussten sich Clint und Peter einlaufen, diesmal lief der Jugendliche viel schneller und selbst nachdem Logan zwischendurch Liegestütze und Sprints forderte, hüpfte Peter hoch motiviert durch die Gegend. Er war wie ausgewechselt, doch als sie Situps machen mussten, änderte sich dieses Verhalten schnell. Es war seltsam, denn von einem Moment auf dem nächsten brach in Peter eine Welle von Hitze aus, sie stieg ihm sogleich in den Kopf und drückte schmerzhaft gegen die Schädeldecke. Mit einem dumpfen Schlag ließ er sich gänzlich auf den Boden fallen und blickte erschrocken an die Decke. Seine Fingerspitzen zitterten leicht und seine Stirn wurde so heiß, dass er dachte, er würde kochen. »Nicht aufhören, du bist endlich mal gut dabei«, sagte Logan, der einige Meter abseits an den Boxsäcken trainierte. Als Peter nicht reagierte, stoppte er und blickte mit leichter Besorgnis zu dem Jungen hin. Auch Clint hörte auf mit seinen Situps und wandte sich Peter zu, der nur Zentimeter von ihm entfernt lag. »Was ist denn los?«, fragte er. »Weiß nicht«, brachte Peter hervor. »Irgendwie geht’s mir grad echt schlecht. Mir ist übertrieben heiß.« Clint rutschte ein Stück näher und legte die Hand auf die Stirn des Jugendlichen, fast im selben Augenblick weiteten sich seine Augen und ihm entfuhr es entgeistert: »Du kochst ja auch!« »Wie? Fieber?« Logan schien vollkommen von der Rolle. »Vorhin war er doch noch topfit, wie kann er plötzlich Fieber haben?!« »Vielleicht... ähm... mutiert er oder so?«, spekulierte Clint. »Mit Sicherheit, aber solche heftigen Symptome habe ich noch nie erlebt.« Für einen Augenblick musterte Logan den am Boden liegenden Peter mit zusammengezogenen Augenbrauen, dann sagte er in seiner gewohnt brummigen Stimme: »Leg dich schlafen, ich trainiere mit Clint alleine weiter.« Sofort erhob sich Peter, wobei er für einen Moment vor Schwindel schwankte, dann verließ er eiligst die Trainingshalle. Clint machte sich wieder an die Aufwärmübungen, doch nur wenige Sekunden später stieß ihn Logan unsanft mit dem Fuß in die Seite, als Aufforderung, dass er aufstehen soll. »Du warst Soldat bei dir Armee?«, fragte er, kaum da Clint auf beiden Füßen stand. »Dritte Division«, antwortete er mit einem stolzen Nicken. »War für kurze Zeit in Deutschland stationiert und hatte Einsätze in unterschiedlichen Gebieten in Irak und Libyen.« »Hast du nie versucht aufzusteigen?« Während er fragte, schritt Logan quer durch die Halle zu einer Tür, die zu einer Art Lagerraum führte – Clint folgte ihm. »Nein, ich habe meinen Wehrdienst abgeleistet und hatte schon die Entscheidung getroffen meinen Beruf als Soldat endgültig anzutreten, als ich Natasha kennen lernte, da habe ich mich dann für etwas Friedlicheres entschieden«, erklärte er, als die beiden den Lagerraum betraten. Logan knipste das Licht an, welches den fensterlosen Raum nun erhellte und den Blick freigab auf ein Waffenarsenal, welches Clint trotz seiner Dienste in der Army noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Für einige Sekunden blieb er wie versteinert stehen und ließ seinen Blick mit leicht geöffnetem Mund schweifen. Von Maschinengewehren über Schusspistolen, welche Logan soeben aus einem weißen Schrank herausnahm, bis hin zu Granaten, die wie Obst in einer großen Schale lagen, gab es einfach alles. In einer silbern umrandeten Vitrine blitzte sogar ein schwarzer, großer Bogen. »Du hattest die Entscheidung zwischen Liebe und Krieg und hast dich für Liebe entschieden«, stellte Logan fest, während er die Pistolen lud. »Charles würde jetzt vermutlich sagen, dass das weise von dir gewesen war, aber ich sage dir, dass du dich das nächste Mal für den Krieg entscheiden solltest.« »Warum?« Clint klappte den Mund wieder zu und wirkte nun leicht verärgert. »War es etwa falsch gewesen mit Natasha zusammen zu kommen?« »Das habe ich nicht gesagt«, widersprach Logan. »Aber in Zukunft könnte dich das dein Leben kosten. Das wirst du noch verstehen.« Er reichte ihm zwei Schusswaffen, die Clint mit verzogenem Gesicht entgegen nahm. Es verärgerte ihn, dass Logan ihn scheinbar behandelte wie ein kleines Kind, das bloß prahlte und keine Ahnung vom Krieg hatte, doch er zog es vor zu schweigen. Stattdessen folgte er ihm zurück in die Trainingshalle und von dort aus zu einem separaten Raum, der länglich war. Am anderen Ende waren vier Zielscheiben aufgestellt in welchen sich bereits Einschusslöcher befanden. Dazwischen erhob sich eine niedrige Betonmauer, zweifelsohne zum Auflegen der Arme, wenn man zum ersten Mal das Schießen lernte, doch da Clint bereits geübt war, versuchte er es nach dem Anlegen von Ohrenschützern gleich ohne Stütze. Seine Hände zitterten kein bisschen, er hielt seine Arme stramm und gespannt und verfehlte die Mitte nur um Millimeter. »Nicht schlecht«, stellte Logan anerkennend fest, der sich ebenfalls Ohrenschützer angelegt hatte und sie nun gleichsam mit Clint wieder abnahm, damit sie sich gegenseitig verstehen konnte. »Geh mal vor die Mauer und ein wenig näher ran, vielleicht triffst du dann die Mitte.« Obwohl Clint wusste, dass dies nicht zutreffen würde, tat er wie ihm geheißen und schoss vor der Mauer erneut auf die Zielscheiben und wie er es bereits vorausgeahnt hatte, verfehlte er nun die Mitte um Zentimeter. Kaum war er fertig, nahm er die Schützer wieder ab und blickte Logan auffordernd an, als würde er darauf warten, dass er ihn verspottete, doch der Mann hatte die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen und musterte Clint mit hohem Interesse. »Du schießt besser auf Distanz?«, fragte er. »Ja, ich kann besser in die Distanz schauen, bin aber nicht weitsichtig. Ist sozusagen eine angeborene Gabe«, erklärte Clint ohne dabei überheblich zu klingen. Für einige weitere Momente verfiel Logan in Schweigen, dann blickte er Clint durchdringend an und fragte: »Hast du dich schon mal am Bogenschießen versucht?« Peter hatte eine unruhige, fiebrige Nacht. In schwarz gehüllte Männer rannten durch leblose Gänge, deine Tante schrie verzweifelt um Hilfe, Gwen wurde die Kehle durchgeschnitten, dann erhob sich plötzlich sein Onkel aus dem Boden vor ihm mit toten Augen und sagte mit dröhnender Stimme: »Du hast dir geschworen sie zu schützen! Sie sollte nicht so früh zu mir kommen! Du hast versagt!« Peter wollte schreien, doch er brachte kein Laut über seine Lippen, er hörte die Stimme von Raven, die in seinem Hinterkopf erklang, beruhigend und einfühlsam. »Es war nicht deine Schuld«, flüsterte sie. »Das sind die Hunter, dagegen kommst du nicht an, du bist zu schwach.« Ihre letzten Worte wurden nun in einem Chor von tausenden Stimmen wiederholt, doch nicht als Entschuldigungen für den Tod seiner Tante, sondern als Demütigung und Verhöhnung. Immer und immer wieder- »Peter!« Erschrocken riss der Junge die Augen auf und wollte sich schlagartig aufsetzen, doch stattdessen drückte er sich mit so viel Kraft vom Bett ab, dass er sich im nächsten Moment, alle Vieren ausgestreckt, an der Decke wiederfand. Verwirrt blickte er auf seine Fingerspitzen, die an der Decke zu kleben schienen, ebenso wie seine Fußballen. Verschwitzt und mit aufgerissenem Mund blickte er herunter zu Wade, der gleich neben seinem Bett stand, und nicht minder erschrocken aussah. Obwohl er die untere Hälfte seines Gesichts mit einer schwarzen Maske verdeckt hatte, konnte Peter doch klar in seinen Augen erkennen, was gerade in ihm vorging. Dann hellte sich die Miene des Mannes auf, Peter konnte sich das Grinsen unter der Maske lebhaft vorstellen, als er sagte: »Das war der Hammer!« Im nächsten Moment fiel Peter mit einem lauten Schlag zurück ins Bett und blickte weiterhin entsetzt an die Decke. Der Schock von diesem Aufwachen und das Grauen von seinem Alptraum, welches ihm noch in den Knochen steckte, lähmte ihn für einige Minuten. Wade hingegen schien hellauf begeistert. »Weißt du wie das grade aussah?«, plapperte er, während er aufgeregt durch sein Zimmer lief. »Total krass, Mann! Das musst du dringend später noch mal machen. Du kannst an Decken stehen, vielleicht kannst du sogar lang laufen. So ne Mutation hab ich noch nie gesehen! Und ich dachte ehrlich ich hätte schon ALLES gesehen! Du sahst aus wie eine... wie eine Spinne!« Hosted by Animexx e.V. 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