Knight Alchemist von Alice-Gladius (Warum leben wir?) ================================================================================ Nix (Schnee)- längst vergessene Spuren -------------------------------------- Kapitel 24 Nix (Schnee)- längst vergessene Spuren Erinnerungen sind wie Raubtiere. Entweder kreisen sie dich ein, bis du ihnen nicht mehr entkommen kannst oder sie verschlingen dich bevor du es merken kannst. Ash schlief. Trotz des harten Bodens, den wackelnden Wagen, den kalten Wind und der mehr als unbequemen Sitzposition schlief sie wie eine zusammengerollte Katze im Milchkoma. Sie konnte überall schlafen, egal wann und egal wo (sogar im Stehen, auch wenn´s dafür Training von Stunden nötig war). Ohne auch nur einen Mucks oder irgendein Lebenszeichen von sich zu geben. Zu ihren Nutzen. Max ließ die Luft, als er seufzend ausatmete (so wie Soldaten es immer machten)''Damals in Krieg.'' begann er. ''Lebten wir, meine Familie, als Stoffhändler in der Hauptstadt von Astrum. Ragnarök.'' Ein tiefer Zug aus seiner Flasche. ''Ragnarök bedeutet so viel wie "Schicksal der Götter", nach dem Ort, wo die heimischen Götter verreckt sein sollen. Seid damals ist unser Schnee schwarz von der Asche der gefallenen Gottheit. Humbug!" Die Flasche landete auf den Beifahrersitz. ''Der Krieg hat den Schnee so werden lassen. Der Ruß, die Maschinen, die verbrannten Leichen und Dinge, von denen ich bis heute nichts weiß. Nicht wissen will.“ Der grüne Soldat von Maschine brummte unter ihnen, als wollte er seine Worte unterstreichen. Ed und Al lauschten halb angehaltenen Atem. „Astrum war ein monarchischer Statt. Als der erste Versuch der Demokratie scheiterte wurde ein neuer König erhoben, keinen Dold besser als der letzte. Als er einer Krankheit“ Ihn ergriff ein Husten. „Erlag griff die Revolutionäre sofort zu den Waffen und versuchte alles um die Macht zurück zu erlangen, fünfzig Jahre lang ohne die geringsten Zweifel. Das bleibt nicht folgenlos. Wenn man sich fünfzig Jahre lang die Köpfe einschlägt bleibt nichts zurück, sogar weniger als nichts. Die Felder verkommen, die Strukturen fallen auseinander und die Soldaten beginnen der Reihe nach um zu fallen. Schließlich hatte die keine andere Wahl als die zukünftige Generation auf das Feld. Ihre eigenen Kinder.'' Al keuchte erschrocken. ''S...sie haben ihre eigenen Kinder.'' ''Auf das Schlachtfeld geschickt, ja.'' Der grüne Soldat holperte. ''Ich war zehn, also mehr als alt genug um beizutreten, aber mein Vater hielt mich davon ab. Er wollte nichts mit den Revolutionären zu schaffen haben und das galt für uns alle. Doch der Krieg war überall.'' Seine dunklen Augen blieben von der Straße ab, auf die schlafende Gestalt. ''Aber sie hat gekämpft. Ich habe gesehen wie sie aus von Schlachtfeld kam und wie sie durch die Gassen gestreift ist, mit Waffen in der Hand.'' Stille wo eigentlich Fragen sein sollten. Die Stimmung war greifbar, dunkel, mit Schreck, Missfallen und Eckel gefüllt. Doch keiner durchbrach es. Sie alle schwiegen. Bis auf den Alten. ''Ich habe die Kinder gesehen. Verzweifelt, mit nichts als Gewähren und ihren Kleidern an Leib, aber sie hatten Hoffnung. Sie waren geleitet von den Glauben, dass sie eine Zukunft hätten. Ihr Glaube, ihr Zorn und ihre Familien trieben sie weiter an. Für irgend etwas musste dieses Leid doch gut sein, oder? Irgendetwas.'' ''Warum erzählst du uns das, Max?'' fragte Edward. Seine Stimme schien gegen die aufkommende Dunkelheit dieser Geschichte zu drücken, jedoch nur ein kleines Loch in einer rissigen Blase zu hinterlassen. Die Luft entwich wie in Zeitlupe. ''Was bezweckst du damit?'' ''Wer weiß?'' meinte der Mann nur. ''Damit ihr das Bist da versteht? Um mein Gewissen zu erleichtern? Oder nein, weil sie euch irgendwann die Antwort schuldig ist, die ich euch jetzt noch verschweige. Ihr seid ganz schön lebensmüde, wenn ihr euch von ihr mitschleifen läst.'' ''Du bist ja auch nicht besser.'' Max lachte. 'Ich bin ihr was schuldig, Bursche und du solltest wissen wie sehr eine Schuld belasten kann, oder hat die Kleine es dir nicht beigebracht?''' ''Erzähl einfach weiter, klar?'' ''Bring mich doch dazu, Bursche. Stell deine Frage oder lass es einfach, wir haben nur noch den einen Kilometer.'' ''Ich hätte auch eine Frage.'' ''Ich bin ganz Ohr, Alphonse Elric, aber überleg sie dir gut'' Die Rüstung zögerte etwas, ließ den Blick durch die eisige Gegend schweifen. Die Berge, der dunkler Wald und der ewig fallende Schnee schienen sich bis ins Endlose zu erschrecken. Über den Norden, das Land und die Gegenwart hinweg. Nur ganz weit, am Ende des asphaltierten Weges ließ sich eine kleines Dorf erahnen. Schließlich griff der jüngste Elric in seinen Helm und holte einen kleinen Zettel hervor. Das Papier war leicht zerknittert, während der zwei Jahre, doch das Leben war kein bisschen aus den Strichen gewichen. Der Junge mit den Rabenschwingen sah auf den Dunkelhäutigen herab, wie ein König auf eine Made. ''Das hat Ash gezeichnet. Kommt Euch sein Gesicht bekannt vor?'' Die Augenbrauchen zogen sich zusammen, verengten die Augen zu kleinen Schlitzen. Kurz schien der grüne Soldat von der Straße ab zu kommen, doch dann reichte er das Papier zurück. ''Hai'' meinte er schließlich. ''Ja, ich kenne den Jungen.'' ''Das heißt, Ihr wisst wer er ist?'' fragte Alphonse aufgeregt, beinahe schon hippelig. ''Das heißt ich habe auf deine Frage geantwortet und jetzt ist der andere dran.'' Enttäuschten ausatmen und eine Kopfnuss von Ed. ''Woher kennst du diesen irren Freak, Max? Und wehe du letzt ein Detail aus, sonst setzt es was!'' ''Er war ein Revolutionär.'' meinte Max seufzend. ''Nicht nur eine Junge, sondern ein geborener Rebell. Er konnte mit seiner Stimme Massen in Bewegung setzten, Angst in Hoffung verwandeln und kämpfen wie eine giftige Kobra. Wenn er etwas gesagt hat war alles um ihn herum still. Ich hab ihn oft in der Stadt gesehen, hat den Soldaten zur Schnecke gemacht. Oft, wenn sich die Jugendlichen in den verlassenen Theatern oder im alten Tunnelnetz der Stadt traf hat er Gesichten erzählt. Von Armstris, von Westen und von Schnee, so weiß....'' ''Wie die Bleiche von Toten.'' Grüne Schattenaugen unter roten Strähnen blitzen auf. Dunkel vor Zorn. Seit wann war sie wach? Lang genug um Max alleine mit ihren Blick in eine Eisstatue zu verwandeln. In ihren Blick lag vieles, was die beiden nicht einordnen konnten. Zorn (wie ein vor der Explosion stehender Geisir), Trauer (wie ein vor den Ertrinken stehendes Schiff), Schmerz (wie aus einer tropfenden Wunde) und maßlose Enttäuschung.''Eine neue Welt, in der es nach den ''Jetzt'' eine ''Zukunft'' gab. Seine Stimme war gefährlicher als jede physische Waffe es je sein könnte.'' zischte sie ließe bedrohlicher, die Augen dunkel vor Zorn. ''Nach der Tragödie verschwand er mit seiner Stimme in den Rauchwolken. Ich habe ihn nie wieder gesehen.'' Sie schmiss sich ihren Rucksack über und ließ den Inhalt auf die Ladefläche scheppern.Klare Flüssigkeit in klaren Flaschen.''Klarer Schnapps. Ich hoffe, es tötet Euch die letzten Hirnzellen ab, die Ihr noch habt, Fullburst.'' Sie raffte sich den Rucksack über die Schultern und sprang einfach von der Ladefläche. Das Stiefelpaar landete im Schnee und rannten los. ''Ash! Ashburt komm zurück!'' Doch Ash war bereits losgestürmt und rannte auf den dichten Wald zu. Edward knirschte mit den Zähnen. ''Baka!'' und sprang hinterher. ''Nii-san, komm zurück!'' ''Mach dir keine Sorgen, Al!'' brüllte sein Bruder über die Schulter zurück. ''Ich holl diesen blöden Bluteckel schon ein!'' Und damit verschwand der rote Punkt durch die dichten Tannen. Der grüne Soldat stöhnte den Teenager hinterher. ''Der Kleine hat es nicht so mit den Nerven, was?'' Alphonse zog es vor nicht zu antworten. Ash kochte vor Wut. Kälte, Eis und Schnee schlugen ihr entgegen, doch sie ignorierte sie. Ihr Kopf duckte sich unter den Ästen hinweg, ihre Beine sprangen durch den Schnee, wären sie sich durch den Wald kämpfte. Sie sah nicht zurück, lief einfach nach vorne. Verrat, das Wort brannte in ihren Körper, aber konnte das stimmen? Verrat setzte voraus, dass vorher Vertrauen da war und das gehörte nicht zu ihrer Höflichkeit, oder doch? Aber als er hat mich nicht ausgeliefert, dachte sie. Und als er mir Waffen verkauft und mir Informationen gegeben hat, war da nicht etwas, was nicht anders konnte als ihn zu vertrauen? +Du bist so ein dummes Ding, Life+ Ein wütendes Knurren entwich ihrer Kehle, grollend und aggressiv, während sie Zweigen und Ranken auswich. +Er hat dich ausgenutzt, Life+ Warum hatte er ihnen das erzählt? Es ging die beiden nichts an, was damals in Astrum passiert war. Was in diesen Land, in diesen Straßen, in den Räumen passiert war, ging keinen von ihnen etwas an. Ihr Bruder ging niemanden etwas an. +Du bist so naiv, Life. Naiv wie ein kleines Kind+ Ihre Auge brannten, doch sie wischte wütend über ihre noch funktionierendes Augenlicht. Weinen kam überhaupt nicht infrage. Sie waren es nicht wehrt. Hinter ihr hörte sie das Knacken von Zweigen, das wütende Brüllen Edwards. Er war es nicht wehrt. +Nicht mehr einmal um den Boden unter unseren Füßen zu berühren+ ''Bleib endlich stehen, verdammte Schieße!'' +Warum bringst du ihn nicht einfach zum schweigen, Life?+ Mit einen wütenden Tritt stieß sie sich an einen Baumstamm ab. Die Tanne war klein und dick, aber mit genug Ritzen um mühelos an ihr hochklettern zu können und genug Nachbarn um sie verbergen zu können. Ash hockte sich auf einen dicken Ast und zog sie Beine an ihr Kinn. ''Hey, es tut mir leid, dass ich dich angebrüllt habe!'' Denkst du darum geht es, Edward? Dass du wieder nur jaulst? +Es sind nur fünf Meter, Life+ Unter ihr leuchtete es rot-golden auf.''Geht es um das Bild? Wir haben es auf den Boden gefunden, okay? Nicht geklaut!'' +Nur ein einziger Wurf, Life. Dann ist er immer still.+ ''Scheiße nochmal, Ash! Antworte einfach! +Nur ein Messerwurf+ ''Was mach ich nur?'' Alphonse stand mitten auf den Marktplatz. Saind Angel war, wie er feststellen musste, eine kleine Siedlung (obwohl das an Übertreibung grenzte), in den sich wenige Archäologen niedergelassen hatten, um die nördlichen Stadtruinen zu erforschen. Ein Marktplatz, eine Herberge und zehn Häuser hinter einen runden Holzzaun, das war alles. Max hatte sich gleich in die Herberge verzogen weshalb Alphonse jetzt quasi im Nichts stand. In einen verschneiten Nichts. ''Was soll ich nur machen?'' Das Holztor war noch offen, vermutlich wegen den Max Wagen, aber dahinter war nichts außer Schnee, der Straße und den unendlichen Wald. Keine Karte, kein Plan und keiner der ihn auch nur einen Fingerzeig geben konnte.''Ich hasse es planlos herumzustehen.'' Al trat frustriert in den Schnee. Er wollte gerade (ganz in Beispiel seines Bruders) einfach in den Wald laufen (und ihn die Standpauke seine Lebens eindonnern), als etwas von der Seite neben ihn stieß und mit einen erschrockenen Laut in den Schnee fiel. Pasch! ''G...gomen nasei.'' wollte Al schon stottern, doch dann sah er in wenn er hinein gestolpert war. In ein fünfjähriges, rothaariges Kind, dass sich die Beule unter der Ballonmütze rieb und eine Fluchte wie ein betrunkener Seemann. 'Ash?'' ''Wie meinen?'' Kind sah ihn an. Zwei Smaragde funkelten die Rüstung an. Die kleine Nase war rot vor Kälte, die abgetragenen Sachen geflickt und vermutlich nun pitschnass vor Schnee. ''Wäre eine Entschuldigung nicht angebrachter, mein Heer?'' Ach ja, der Zusammenstoß. ''G....gomein nasei.'' ''Ist auch egal.'' meinte sie (Al vermutete jedenfalls , dass es ein Mädchen sein musste) mit einer hochen, klaren Stimme, wie von einen jungen Vogel. Sie musste Alphonse. ''Wirklich, das ist nicht mein erster Zusammenstoß und auch sicher nicht mein letzter. Aber mit jemanden wie dir bin ich noch nie zusammengestoßen.'' ''Ich hätte besser aufpassen sollen.'' ''Hättest du.'' Sie späte neugierig zu seinen Helm hinauf. Die Smaragde funkelten in ihren blassen Gesicht. Zwei Laserstrahlen durchleuchten ihn. ''Bist du ein Ritter?'' ''Könnte man so sagen, aber wer bist du?'' ''Ich? Ist nicht von Belangen.'' Alphonse zögerte, verwirrt über ihren Wortlaut. Es klar altmodisch, zeitverkehrt und ja, irgendwie schreck. Und vertraut. ''Und du....lebst hier?'' ''Nicht ganz, ich besuche jemanden.'' ''Wenn denn?'' ''Meine Familie, aber du scheinst auch nicht von hier zu stammen, Ritter. Was suchest du hier?'' ''Stimmt, ich suche nämlich auch jemanden. Du weißt nicht zufällig wie man nach Saind Micheal kommt, oder?'' Das Mädchen lachte. Ein klarer, glucksender Laut, wie der letzte Tropfen, der in eine Kaffeetasse fällt. ''Gewiss, gewiss.'' lachte sie weiter. ''Geh einfach immer gern Osten, durch den dunklen Wald und auf die kleine Hügelkette zu. Aber pass auf, dass du nichts zerbrechen läst, ja? So eine schöne Ruine siecht man nicht alle Tage. ''A...arigto. Ich wert daran danken.'' ''Ich kann's nur hoffen.'' Alphonse half ihr auf die Beine. Sie wischte sich den Schneematsch aus der Hose, verbeugte sich zum Abschied und lief so schnell sie konnte über den Marktplatz zu den verschneiten Häusern. ''Komisches Mädchen.'' dachte er sich den ganzen Weg hin zum Stadttor, bevor er ebenfalls in den dicht bewachsenen Wald lief. Hinter der Hausfassade schnallste Envy mit der Zunge. ''Hinter lass ja schön große Abdrücke, Knirps.'' ''Ash! Jetzt komm schon!'' +Bring ihn endlich zum schweigen, Life! Los!+ Edwards Kopf war nun direkt vor der gegenüberstehenden Tanne. Das goldene Haar glänzte in Schattenspiel des Waldes als wäre es flüssig. Ash wog das Messer in ihrer Hand. Leicht, scharf und tödlich. +Tu es!+ Sie warf es. Die Spitze überschlug sich, acht Mal drehte sie sich um ihre eigene Asse und sie traf. Das harte Tannenholz. Ed sprang drei Meter in die Luft. ''Ash!'' ''Anwesend.'' begrüsste sie ihn von oben herab. +Warum zielst du nicht, Life?+ ''Du kannst übrigens das nächste Mal weniger rumbrüllen ein flohbesetzter Brüllaffe.'' meinte das Mädchen fast beiläufig. Sie war nicht gerade groß (für ihr Alter), aber jetzt, so von oben herab, mit den zusammengekniffenen Knopfaugen und den herzlos verschränkten Armen, machte das kleine Fräulein einen so finster mächtigen und herablassenden Eindruck, dass der Junge unter ihr sich ganz (oder noch) klein machte. Ein Raubvogel bereit zum Angriff. ''Wirklich, man hört dich bis zum anderen Talende.'' ''Komm runter.'' ''Warum?'' +Töte ihn endlich!+ ''Ihr höre dich mehr als gut, Fullmetal.'' +Life!+ ''Warum bist du so ausgezuckt?'' ''Warum?'' fauchte es von oben. ''Überlegen wir doch mal: wieso sollte ein vernünftiger Mensch den auszucken, wenn man einfach so beiläufig über seine Vergangenheit redet.'' ''Du bist nicht vernünftig." erwiderte der Junge. ''Aber was ist daran so schlimm? Wir wissen nichts über dich, garnichts.'' ''Mit diesen Argument könnte ich Al einfach über eure Mutter ausfragen.'' Edward Mund öffnete sich, bereit ihr zu widersprechen, doch er schwieg wie ein Fisch. ''Ich... + könnte ihn fragen wie sich ihre Haare um den blutigen Leib schwangen und wie sie euch angesehen hat, willst du das?+ ''Könnte es.'' meinte sie finster, die Augen geschlossen, die Kiffer ihre Emotionen zermalmend. In Momenten fühlte sie, wie die Erinnerungen an damals sich anpirschten. Sie kamen immer auf zwei Weisen. Entweder krochen sie aus den Unterbewusstsein, schlängelten sich über das Großhirn und nahmen das Denken ein oder sie trafen einen unerwartet und mit voller Schlagkraft. Das zweitere war passiert und Ash sank halb in sich zusammen. Sie taten weh, so verdammt...... ''Ash?'' Edwards Stimme rief sie wieder aus ihren Gedanken. ''Was?'' fauchte sie zurück. ''Sei doch nicht so sensibel.'' batt Edward, offenbar in der Hoffnung sie zu besänftigen. Es ging ziemlich nach hinten los. Ash schmiss ein weiteres Messer nah ihm. ''Hey!'' ''Ich geb dir gleich sensibel, Pipsqueak!'' ''Wer ist hier ein....!'' ''Du!" ''Na warte!'' Edward schlug die Hände aneinander. Ein Schneehagel traf Akaya mitten ins Gesicht. Mit ihren Gesichtszügen entglitt ihr auch das Gleichgewicht und sie fiel wie ein abgeschossener Vogel. Ash entging den harten Boden nur durch einen dicken Tannenzweig, den ihre rechte Hand packte packte. Die Schneebälle verfehlten sie knapp und sie nutze den Schwung um geradewegs auf Edward zuzufliegen. Der Absatz ihrer Stifel traf Edward mitten im Gesicht. Beide fielen in den Schnee. ''Auge um Auge!''zischte Akaya triumphierend wie eine Schlange, die eine fette Maus vor der Nase hatte. ''Wie ich mir, so ich dir!'' Edward Griff erneut in den Schnee, Akaya tat es ihn gleich, doch bevor sie ihre Gesichter einfrieren konnten (und zwar so richtig) traf die beiden etwas ganz anderes am Kopf. Eine metallige Hand. ''Alphonse!'' ''Jetzt ist Schluss mit der Streiterei." ''Er hat angefangen!'' rief Ash sofort aus. ''Du hast das Messer geworfen!'' ''Heulsuße.'' ''Du elender....!'' Beide traf ein Schlag auf den Kopf. ''Wir entschuldigen und jetzt bei einander, okay?'' meinte Alphonse vernünftig. ''Kein Interesse!" kam die zweistimmige Antwort. Al seuftze ''Ist das euer letztes Wort.'' ''Das aller letzte!''bestätigte Ed. ''Hai.'' bestätigte Ash. ''Können wir jetzt gehen?'' Alle erhoben sich missmutig. Edward trat in den Schnee, um die Fortsetzung der kleinen Schlacht zu ertränken. Ash schnappte sich ihre Messer und sie kämpften sich durch den Schnee. Das feuchte Weiß reichte ihnen bis zu den Knien. Es knirschte unter ihren Füßen und füllte die Stille aus, die sich in den Kiffern und Tannen fest gefroren hatten. Ash betrachtet versonnen, wie sich das wenige Wild und kleinen Vögel durch das Waldfeld schlängelten. Hier existierten nur zwei Götter. Licht und Schatten, zwei unerschütterliche Kräfte. Ash liebte es zuzusehen, wie das Licht sich in den Eiszapfen brach, die die Bäume gegen ihr Frühlingsgewand eingetauscht hatten, sie liebte es, wenn der Schatten den Schnee wie ein schwarzes Loch verschluckte und sie genoss die trügerische Einsamkeit, die diese andere Welt mit sich brachte. Oh ja, Einsamkeit war ja so selten. ''Also.'' fing Edward nach einer Weile an. ''Was ist jetzt mit dem Bild?'' Ash wandte den Kopf zu ihm. ''Ich dachte das Thema hat sich erledigt.'' meinte sie gleichgültig.''Ich meine zu behaupten wir hätten es ein paar Meter weiter im Schnee ertränkt.'' ''Das tust du immer wenn es darum geht.'' ''Scheint so.'' ''Du hast den Jungen ziemlich oft gezeichnet.'' stellte Alphonse fest. ''Scheint so.'' erwiderte Ash abwesend. ''Und er siecht diesen Homunkulus, diesen Envy ausgesprochen ähnlich.'' ''Und weiter?'' ''Ist er es den wirklich?'' ''Mmmm'' sie machte eine Pause, seufze auf''Ja.'' ''Ich wusste es!'' Edward schwenkte triumphierend die Faust in die Höhe. Die Vögel über ihn kreischten wie unter einen Bombenanschlag. ''Ich hab´s die ganze Zeit über gewusst!'' ''Wir haben´s kapiert, Ed.'' ''Du kennst diesen Freak.'' ''Oh Wunder.'' ''Na, da das mal geklärt ist kannst du uns auch erzählen woher du ihn kennst.'' Ash legte seufzend den Kopf in den Nacken und überlegte ernsthaft einen erneuten Mordanschlag auf den Alchemisten zu verüben, entschied sich aber Al (und ihres Kopfes) zuliebe dagegen. ''Er hat mich gerettet.'' meinte sie schließlich. ''Aber das ist lange her.'' ''Wie genau?'' fragte Edward ungeduldig. ''Hat er jemanden gekillt, der dich umbringen wollte? Hat er irgend wen zusammengeschlagen oder hat er einfach mal so ein halbes Dutzend Leute umgebracht, weil du in der Falle gewesen bist?'' ''Er hat eine Tür eingetreten.'' ''Oh.'' ''Eine ziemlich mächtige, wohlgemerkt. Eigentlich nicht ohne Schlüssel öffnbar.'' ''Und damit hat er dir das Leben gerettet?'' ''So ziemlich, ja.'' Ash sah in Edward von heillosen Erstaunen und hoffnungsloser Missgunst verzerrte Minne.In Alphonse Blick lag der gleiche Ausdruck''Und wieder einmal stahlst du dir die Frage ob du mir trauen kannst. Weißt du noch was ich gesagt habe, als wir das erste Mal über unseren Handel gesprochen haben?'' ''Du...du meinst, dass wir uns gegenseitig benutzen.'' rezitierte Alphonse stotternd. ''Richtig und damit habe ich Recht. Ich bin keine selbstlose Person, Alphonse. Solange ich etwas benutzen kann, benutze ich es, wenn es mir nichts bringt lasse ich es fallen. Ich gehöre nicht....zu euch.'' ''Warum hilfst du uns dann immer noch? Was bezweckst du damit?'' fragte Alphonse. ''Weil ihr mich ebenso benutz wie ich euch und weil ich mir daran hindert zu dem zu werden was ich damals war. Ihr habt mich nie für das verurteilt was ich einmal war, sondern für das was ich jetzt bin. Und das gefällt mir gut.'' ''Was wahrst du denn damals?'' ''Wütend.'' meinte sie nur. Ihr Gesicht nahm immer weiter diesen seltsam abwesenden Ausdruck an, ganz als sähe sie in eine andere Realität, die um einiges greifbarer war als der Wald und die Geräusche um sie herum. ''Ich habe gesehen, zu was Menschen in der Lage sind, was sie alles zerstören, wenn sie blind sind, wenn sie sich nicht mehr kontrollieren können und als sie sich meiner Familie nährten..würde ich ebenfalls blind. Bei den meisten hält so ein blinder Zorn nur eine kleine Weile an. Sie verliert die Hitze, die Intensität, den Antrieb, doch ich bin der Grund, weshalb man den Satz ''Eiskalter Mord" erfinden musste. Der Zorn blieb und er ist immer noch da.'' Sie setzte ein seltsamer Lächeln auf. Traurig. ''So bin ich nun mal.'' ''Aber auf wenn.'' meinte Alphonse leise. ''Aber auf wenn bist du wütend, Ash?'' ''Spielt das eine Rolle?'' meinte sie achselzuckend. ''Auf denjenigen, der das alles zu verantworten hat, wenn kümmert es? Sobald ich meine Erinnerungen zurück habe werde ich wissen, an wenn ich meinen Zorn richten kann und so lange träume ich noch wie ich diesen Bastard mein Schwert ins Herz jage.'' ''Dadurch wirst du auch nicht glücklich werden.'' meinte Edward, bitteren Eckel in der Stimme. ''Rache schenkt nur für eine Sekunde Befriedigung.'' ''Du verstehst es nicht, Chibi-san.'' meinte Ash nur gleichgültig. ''Wenn der Zorn dein Herz einmal umschlossen hat würdest du alles tun um nur für eine Sekunde.'' Ihr Fuß zerschmetterte einen Ast. Er zerbrach als hätte sie einen Knochen zerquetscht ''Frei zu sein.'' ''Es ist dumm.'' ''Wohl wahr.'' ''Du bist dumm.'' beharrte Ed. ''Darüber lässt sich streiten'' widersprach Ash. ''Und jetzt schloss mit diesen Past-Time-Geplärr mir ist schon schlecht.'' Keiner widersprach ihr. Sie müssten noch eine ganze Stunde durch den Wald gehen. Die Bäume verdeckten, den Himmel, die Anhöhen und Tiefen schienen kein Ende zu nehmen und die Temperatur stieg um keinen einzigen Grad. Ihr Atem war eine Wolkendecke in der Luft. ''Warum muss dieses verdammte Dorf mitten im Nirgendwo liegen?'' fluchte Ed mit rinnender Nase. ''Ruine.'' verbesserte Ash. ''Wie auch immer.'' brummte Ed. Ash verdrehte die Augen. ''Als es gebaut wurde zählte dieser Teil zu der äußersten Landesgrenze von Armestris und war dichte besiedelt. Es war ein Vorzeigemodell von Nord City, bevor die Bewohner wegzogen und Saind Micheal unter Schnee verschwand.'' ''Und warum gibt es dann keinen Touristen-fad oder ähnliches?'' '''Gerüchten zufolge soll dort....einige ungewöhnliche Sachen passiert sein.'' ''Wie ungewöhnlich?'' ''Die meisten, die da verschwinden tauchen als Leichen wider auf.'' ''Das klingt mal wieder ausgesprochen klasse.'' grummelte Ed wütend. ''Das wir uns wieder in die Pampa begeben um irgend einen Hockusbockus nachzustellen.'' ''Jede Geschichte hat bekanntlich einen wahren Kern.'' meinte Ash nur achselzuckend. ''Vielleicht haben wir ja Glück und treffen irgend welche anderen Leute, die wir später vermöbel können. Das macht wenigstens Spaß.'' ''Denkst du eigentlich immer nur an das eine?'' fragte Al. ''An Leute zusammenschlagen?'' ''Fast immer.'' gab Ash schuldbewusst zu. ''Aber nicht die ganze Zeit.'' ''Woran denkst du sonst?'' ''An vieles und kompliziertes.'' Langsam stiegen sie Tal abwärts. Der Schnee sank langsam auf Unterschenkel-länge herab und ihre Schritte wurden leiser. Trotzdem floh das Wild aus kilometerweiter Entfernung. Ash hatte eigentlich angenommen, dass die beiden Erfahrung in leisen Fortbewegung hatten (alleine wegen ihres Trainings), doch es war als würde Edward extra stark aufstrampeln und Al absichtlich auf jeden trockenen Ast treten. Jetzt hätte sie gerne Envy neben sich gehabt, mit seinen ruhigen, schnellen Gang, mit den er über Blätterlaub gehen konnte ohne auch nur ein Geräusch zu machen. Wenn er sie jetzt sehen könnte würde er jetzt lachend auf den Boden liegen. Doch ihr gefiel der Umstand ihres heimlichen, aber vorgekommenen Zusammentreffens nicht. Was mochte der Grund. ''Hey, ich glaube wir sind bald....Au!'' ''Vorsicht Ed, da ist ein Stein.'' ''Jetzt nicht mehr.'' Der Blonde sank auf die Knie, die Hände auf seinen zertrümmerten Fuß und laut vor sich hin fluchend. Ash beugte sich zu den Übeltäter der Schmerzen herunter. Der Stein war grob behauen, in einen seltsamen Sandsteinbraun und schaute gerade noch so aus den Schnee heraus. Ash wischte das Weiß beseide. Die vielen Jahrzehnte und die Laune der Natur hatte die ehemalige Fläche zu einen löchrigen Klumpen werden lassen, doch konnte man noch ganz leicht die Andeutung eines Schriftzuges und eines Zeichens erkennen. Ersteres war unendschlüsselbar, Zweiteres nicht. Ein kleines Kreuzt. ''Ich glaube wir sind da, Jungs.'' murmelte Ash. ''Oder jedenfalls auf ihren Friedhof.'' Ash richtete sich auf und ging vorsichtig einige Schritte weiter. Der Gott der Dunkelheit wich den Gott des Lichts, doch ein Teil der Dunkelheit schien immer noch im Licht zu stecken. Immer wieder mussten sie aufpassen nicht über die Steine zu stolpern, die Bäume wurden nur langsam weniger und ihre Umgebung nahm ebenso langsam einen abschetztbahren Umriss ab. Ruine schien für die wenigen Ziegel, den runden Platz, mit den zerfallenden Springbrunnen mit der verschneiten Statue und die unter Schnee begrabenen Glanz der Vergangenheit ein wahrlich passender Begriff. Es war eine seltsam verkehrte Welt. Das Eis, die Einsamkeit der Stadt und diese seltsame Stille. Ihr kam das alles seltsam bekannt vor. Als würde ihr ein Hauch vergangener Heimat stecken, aber selbst wenn, sie war nicht mehr da.Natur und Jahreszeiten hatten den Ort in sich aufgenommen und nur die wenigen Knochen zurückgelassen, wie eine Eule die Knochen eine Maus hochwürgt. ''Unglaublich.'' murmelte Al. ''Die Natur hat hier fast alles verschlungen.'' ''Mutter-Schnee- und Natur lassen grüßen.'' pflichtete Ed ihr bei. ''Kommt dir irgend etwas vertraut vor, Ash?'' ''Irgendwie.'' murmelte diese. ''Irgendwie'' Ihre Augen suchten umher, suchend, abwartend und hoffend. Als sie nichts fand schloss sie kurz die Augen. Sie hörte wie Edward eine sarkastische Bemerkung über ihre Antwort abließ aber sie hörte nur mit halben Ohr hin. Vielmehr versuchte sie diesen Ort einzuordnen, etwas zu finden, was ihr vertraut war. Irgendwo war ihre Erinnerungen, das spürte sie in bis ins Knochenmark. ''Vielleicht sollten wir zum Friedhof zurück.'' meinte Alphonse. ''Glaubst ihr, dass wir bei dem Grab etwas finden?'' ''Unwahrscheinlich.'' murmelte Ash. ''Wüsste nicht wo wir sonst anfangen sollten.'' kommentierte Ed. ''Oder hast du in plötzlich Angst vor Gräbern?'' Ash öffnete auf Grund dieser Stichelei die Augen und warf Ed einen leicht genervten Blick zu, den sie bei seinen Sticheleien immer aufsetzte. ''Danke für deine unangebrachte Fürsorge Ed, aber ich verspüre keinerlei Verlangen diesen Bastard zu besuchen.'' ''Sehr nett.'' Edward war inzwischen auf den Sockel des Springbrunnens geklettert und sah sich um. '' Vielleicht finden wir in einen der Gebäude etwas. Irgendwo muss er ja gelebt haben.'' ''Dann würde ich dir das Herrenhaus entfehlen, Kleiner.'' Ash und Al erstarrten. Die Stimme war leise gewesen, fast wie ein Windhauch, doch es war niemand in der Nähe gewesen der sie hätte benutzen können. Beide wirbelten herum und sahen die weißen Finger der Statue, die Edwards Arm hoch-rissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)