Das Phantom der Hochschule von Redfire (Das Erbe des Phantoms der Oper) ================================================================================ Kapitel 7: Date --------------- Kapitel 07: Date „Sie leidet auch, aber sie hat die Stärke es nicht zu zeigen.“ Es war Samstag und Takuto und Sarah waren um 13 Uhr vor einem Kino in der Innenstadt verabredet. Sie wollten sich den neusten Fluch der Karibik Film ansehen, der vor zwei Wochen erschienen war. Takuto erschien überaus adrette gekleidet – was eigentlich unüblich für ihn war, da er meist mit T-Shirt, Jeans und Turnschuhen anzutreffen war. Auch Sarah war hübsch gekleidet und ging auf Takuto zu. „Hallo. Wo ist denn Maora?“ fragte sie und Takuto sah sie fragend an. Sie hatte den Sinn dieses Treffens wirklich nicht verstanden. Für ihn war es ganz klar ein Date, doch natürlich wollte er ihr das so nicht sagen. „Äh, die konnte nicht. Sie sagte, wir sollen uns gut amüsieren. Ist das schlimm?“ „Nein, natürlich nicht. Es ist nur etwas komisch, dich ohne sie zu sehen. Ihr seit immer zusammen.“ Das war in der tat so, auch wenn Sarah die beiden erst eine Woche in Aktion erleben konnte. Sie fand die beiden unglaublich nett und lustig und sie war sehr gerne mit ihnen zusammen. Sie hatte auch kein Problem damit, mit ihm allein ins Kino zu gehen. Dass es ein Date war, war ihr jedoch nicht bewusst. Sie betraten also das Kino und kauften die Karten für die nächste Vorstellung. Takuto kaufte sich noch eine Cola und Popcorn, während Sarah dankend darauf verzichtete. Dann betraten sie den Kinosaal und setzten sich auf ihre Plätze. Da viele Leute den Film schon gesehen hatten, war es relativ leer. Doch das kam Takuto gerade recht. Kaum hatten sie sich hingesetzt, versuchte Takuto sie in ein Gespräch zu verwickeln. „Also. Sag mal… Hast du einen Freund?“ Zugegeben fing er ziemlich direkt und taktlos an und jede andere hätte spätestens an diesem Punkt gemerkt, was der gegenüber von ihr wollte, doch Sarah gehörte zur Sorte der Begriffsstutzigen. „Ja, er heißt Hiroki und wohnt in Hamburg.“ Sagte sie frank und frei heraus, nicht merkend, dass es Takuto einen heftigen Dämpfer verpasste. „Das… ist… … toll. Wirklich toll.“ Stotterte er. „Und du? Hast du eine Freundin?“ fragte sie höflicher Weise zurück. Takuto schüttelte den Kopf. „Komisch, ich dachte du und Maora… seit ineinander… ?“ fragte Sarah verdutzt. Noch hastiger als zuvor, schüttelte er den Kopf. „Nein, nein. Wir sind nur Freunde. Sandkastenfreunde und wir gehen durch dick und dünn. Aber mehr nicht. Wirklich.“ „Ach so.“ sagte Sarah lächelnd und der Film fing an. Ganz offensichtlich, war dieser Anlauf ein kompletter Reinfall. Takuto musste sich was Neues einfallen lassen. Den ganzen Film über, dachte er an nichts anderes und ging jedes Szenario in seinem Kopf durch. Was er ihr natürlich nicht erzählt hatte war, dass er den Film schon kannte und diesen nur ausgewählt hatte, weil er wusste, dass nicht so viele Leute in dem Saal sitzen würden. Nun schmollte er vor sich hin, trank seine Cola und aß das Popcorn. Sarah hingegen sah sich fasziniert den Film an. Sich streckend, standen beide am Nachmittag wieder vor dem Kino. Ihre Beine waren eingeschlafen, aber das war ja nicht unüblich nach einem Kinobesuch. Sarah sah auf ihr Handy und bemerkte, dass sie eine Nachricht bekommen hatte. Sie war von Tina, die ein paar Pakete hatte, die Sarah verteilen sollte. „Tut mir leid, Takuto. Die Pflicht ruft. War nett mit dir.“ Sagte sie dann und bedankte sich. „Ja also… Ich ähm. Wollte dir noch was sagen.“ Fing er wieder an zu stottern, doch Sarah war bereits auf der Flucht. „Tut mir leid. Die SMS ist zwei Stunden alt. Ich muss mich beeilen. Hebs dir für Montag auf oder schreibs per SMS, ja?“ Winkend lief sie dann los und ließ Takuto alleine vor dem Kino stehen. Traurig und enttäuscht sah er ihr nach. [Ich wollte sagen… Ich liebe dich.] „… Ich Idiot.“ Flüsterte er sich zu und fasste sich an den Kopf. Wieso konnte er diese so simpel scheinenden Worte nicht sagen, als sie neben ihm saß? Als sie vor ihm stand? Er war schon immer der direkte Typ, der immer unter Strom stand und im Leben nichts ausließ. Doch das erste Mal blieb ihm die Sprache weg und er fühlte sich antriebslos. Das ging ihm schon die ganze Woche so. Dass sie einen festen Freund hatte, machte ihn verrückt, wenn er an diese Tatsache dachte. Doch fürs erste blieb ihm nichts anderes übrig, als es aufzuschieben. Er ging zu Maora, um ihr alles zu erzählen. Sie hatte ihm so die Daumen gedrückt, denn ihr wäre es sehr recht gewesen, wenn die beiden ein Paar geworden wären. Auch sie war überrascht, dass Sarah einen Freund hatte. Allerdings hätten ihnen die Zeichen, zum Beispiel der Herzanhänger, den Sarah immer um den Hals trägt, einen deutlichen Hinweis darauf geben müssen. Seltsamer Weise kamen beide nie auf die Idee sie vorher mal danach zu fragen. Erik saß an seinem Schreibtisch und schrieb, wie so oft, einen weiteren neuen Song. Damit verbrachte er oft seine Zeit. Der Direktor betrat sein Zimmer und brachte ihm eine warme Suppe. Er war von der Verhaltensweise, die sein verschwiegener Schützling diese Woche zu Tage legte, sehr verwundert. Für gewöhnlich war es ihm egal, wer die Leute waren, die in der Hochschule ein und aus gingen. Er bespitzelte sie oft, das war nichts neues, aber noch nie hatte er sich besonders auf eine Person fokussiert. Jedenfalls nicht, dass es dem Direktor aufgefallen wäre. „Du schreibst schon wieder? Hier. Iss erstmal was.“ Sagte der Direktor und stellte die Schüssel vor ihm auf den Tisch. Erik legte den Stift bei Seite. „Es will nicht klappten.“ Sagte er nun und der Direktor sah ihn fragend an. „Wie meinst du das?“ „… Ich krieg seit Tagen keinen neuen Song zustande, der mir gefällt.“ „Jeder hat mal eine Blockade. Das ist bei Künstlern nicht anders.“ Versuchte der Direktor ihn zu ermutigen. Doch Erik schwieg daraufhin. Der Direktor ahnte schon, was mit ihm los war. Er war unzufrieden. Zum ersten Mal, in all den Jahren schien es so, als sei Erik mit seiner Situation nicht mehr zufrieden. Der Direktor sprach ihn darauf an. „Du möchtest jetzt mehr. Diese Wände reichen jetzt nicht mehr aus. Nicht wahr?“ Erik schwieg weiterhin. „Es ist dir nie leicht gefallen, die Studenten zu sehen, wie sie sich frei bewegten. …“ Er wurde von Erik unterbrochen, der ihm nun die Wahrheit erzählte. „Ich habe sie hier her gebracht.“ Dem Direktor blieb kurz die Luft weg. „… Was?!“ „Sie hat die Geheimtür in der Aula gefunden.“ „Und dann bringst du sie gleich hier her und dich damit in Gefahr?!“ fuhr der Direktor ihn nun an und Erik sah ihn erschrocken ins Gesicht. „Wenn sie herausfindet, wer du bist und vor allem, was du getan hast, dann wird man dich festnehmen und einsperren.“ „Und wo besteht der Unterschied zu meiner jetzigen Situation?!“ schrie Erik zurück und stand rückartig auf. Der Direktor sah ihn an. Er wollte ihn doch nur beschützen. Das wusste Erik auch und seine Haltung lockerte sich. Dann entfernte er sich vom Schreibtisch und ging ein wenig im Zimmer herum, gefolgt von den Blicken des Direktors. „Ich wollte immer nur dein Bestes.“ Sagte dieser dann. „Das weiß ich und dafür bin ich dir auch sehr dankbar. Ich weiß im Moment nur nicht, was ich wirklich will. Du hast schon recht. Das hier allein genügt mir nicht mehr. Ich will mehr. … Ich sah das Licht und ließ mich gefangen nehmen.“ Nun war es still. Keiner von beiden rührte sich oder wagte etwas zu sagen. Die Situation war im Wandel und der Direktor wusste nicht mehr genau, wie er Erik helfen konnte oder was für ihn wirklich das Beste war. Seit sieben Jahren lebte er hier, allein. Abgeschottet von der Welt. Er wollte ihn vor der Grausamkeit der Menschen beschützen, hatte dabei aber vergessen, dass er ihn auch vor den positiven Gefühlen ausgrenzen würde. Der Direktor musste Sarah auf Erik ansprechen. Er musste sich ein eigenes Bild von der Situation machen. Sarah kam in der Bar ihrer Freundin Tina an, wo sie überraschender Weise auch Chris antraf. Sofort ging sie auf ihn zu. „Hallo Chris. Schön dich zu sehen.“ Sagte sie freundlich. „Hallo Sarah. Wie geht es dir?“ fragte er zurück. „Gut, danke. Und selbst?“ „… Viel zu tun. Aber sonst…“ antwortete der blonde Mann etwas verhalten. „Können wir uns mal… unter vier Augen unterhalten?“ fragte Sarah ihn nun und Chris sah sie verwundert an. Damit hatte er nicht gerechnet. Doch er willigte ein und beide gingen in einen Raum im oberen Stockwerk, wo sie ungestört reden konnten. Er war wie ein großer Bruder für sie und sie wie eine kleine Schwester für ihn. Die beiden waren sich wirklich sehr ähnlich, obwohl sie nicht blutsverwandt waren. Doch das stört niemanden in ihrem Freundeskreis. Sie wurden als Bruder und Schwester bezeichnet und damit war’s das. „Worüber möchtest du mit mir sprechen?“ fragte er sie. „… Hast du schon einen Weg gefunden, dich von der Schuld und dem Schmerz zu befreien?“ Chris hielt inne und antwortete nicht. Er ging auf das Fenster auf der anderen Seite des Zimmers zu. „Ich bin noch immer auf der Suche. Es fühlt sich an wie ein Stein, der mich in die Tiefe zieht. Dieser Schmerz sitzt noch zu tief. Ich bewundere Tina. Sie ist so stark. Sie hat den Schmerz überwunden und kann nach vorne blicken.“ „Du irrst dich.“ Unterbrach sie ihn. „Tina geht es nicht anders wie uns. Sie leidet auch, aber sie hat die Stärke es nicht zu zeigen.“ „Wieso tut sie das?“ „Was meinst du wohl? Wenn wir alle in dieser Traurigkeit versinken… Was würde dann aus uns werden? Ich arbeite hart daran, damit fertig zu werden. Die Musik hilft mir dabei. Aber es ist schwer. Tina ist so stark, weil sie weiß, dass wir nicht damit fertig werden. Aber es schmerzt sie ebenso, uns beide in dieser Verfassung zu sehen. Ich bin mir sicher, dass sie uns so auch nicht sehen wollen würde.“ Chris sah auf und wandte sich seiner Schwester zu. Beide sahen sich stumm an und es war ganz still in dem Raum. Man konnte das Klirren der Gläser hören, die Tina in die Spüle stellte. Dann sagte Chris etwas, was Sarah selbst viel Mut und Zuversicht gab und auch Hoffnung, dass es von nun an, etwas besser zu ertragen sei. „Sie dachte mehr als jeder andere von uns an morgen. Sie sprach immer von der Zukunft. Lass uns mit erhobenem Kopf in die Zukunft gehen. So hätte sie es gewollt.“ Sagte Chris nun mit zuversichtlicher Stimme und Sarah nickte lächelnd. Sie wusste, dass es für beide noch einige Zeit brauchen würde, bis der Schmerz gänzlich vergangen sein würde, aber das war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. „Iris hat uns ein wichtiges Geschenk hinterlassen. Chris… Lass es uns in Ehren halten, ja?“ Das Geschenk einer wichtigen Freundin, das hinterlassen wurde. Die Hoffnung auf ein Morgen ohne Schrecken. Die Wunden würden irgendwann heilen, aber die Narben würden für immer bleiben. Das war allen, die mit der Person Iris zu tun hatten, klar. Nach einiger Zeit, kamen Sarah und Chris wieder nach unten und setzten sich an die Theke zu Tina. Sarah fackelte nun nicht lange und fragte gleich nach den Paketen, die sie austragen sollte. „Vergiss es. Chris hat sie schon ausgetragen. Wieso hast du nicht geantwortet?“ fragte Tina sie nun. „Ach so, alles klar. Ich war mit einem Freund im Kino. Takuto. Er geht in meine Klasse an der HMT.“ Erklärte Sarah nun und Tina ging ein Licht auf. „Du hattest schon von ihm erzählt. Sag doch gleich, dass du ein Date hattest.“ Sarah hielt kurz den Atem an und sah ihre Freundin missverständlich an. „Wieso Date? Das war ein einfaches Treffen.“ „Ach Sarah. Wenn ein Mann eine Frau fragt, ob sie sich treffen wollen, ist das ein Date.“ Sarah schüttelte den Kopf. „Was? Was? Was? Nein halt. Maora sollte eigentlich auch mitkommen, aber sie konnte nicht…“ Doch auf einmal fiel Sarah auf, dass Takuto gefragt hatte, ob sie sich mit ihm trifft und nicht mit ihm und Maora. Sie ließ den Kopf hängen und gab schließlich nach. „Na gut. Vielleicht war es doch ein Date. Wie auch immer. Ich werd dann mal nach Hause gehen und meine neu erworbenen Kenntnisse an der Gitarre ausprobieren. Unter der Woche komme ich zu nix. Also bis dann. Machts gut.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Sarah von ihren Freunden und ging nach Hause. Dort angekommen, schnappte sie sich sofort ihre Gitarre und gab sich der Schönheit der Musik hin. Sie probierte viele neue und auch durchaus äußerst komplizierte Sachen aus, die sie sich zuvor nicht getraut hatte. Natürlich klappte es nicht auf Anhieb. Aber sie blieb hartnäckig und wurde immer besser. Nach einiger Zeit fiel ihr auf, dass sie aber noch immer keine Noten lesen und umsetzen konnte. Dem wollte sie entgegen wirken und kramte ihre alten Schulunterlagen heraus. Noten lesen konnte sie sich selbst beibringen, aber für das Umsetzen dieser auf der Gitarre, musste sie noch einen Mentor finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)