Awakening von abgemeldet (Honor, Family, Love) ================================================================================ Kapitel 14: Black Sheep ----------------------- Sie wusste nicht, wie lange sie auf dem Boden gesessen hatte und ihn festgehalten hatte, weinend und entmutigt, dass Robin noch auftauchen würde. Doch als sie kurz ihre Augen schloss, da sie ihr immer wieder zufielen, konnte sie Hufschläge vernehmen. Ihr Blick richtete sich auf den Weg, der vor ihnen lag, und aus der Ferne konnte sie im spärlichen Licht der Himmelskörper, die Reiter erkennen, die auf sie zukamen. Die Köpfe von Guys Hengst und Alyssas kleiner Stute schreckten blitzschnell vom Grasen hoch und sie wieherten aufgeregt, als sie die anderen Tiere witterten. Tänzelnd bewegten sie sich um Alyssa und Guy herum, blieben allerdings in ihrer Nähe, anstatt durchzugehen. Als Robin sie erreicht hatte, sprang er sofort von seinem Reittier und kniete sich neben sie und betrachtete, den immer noch schlafenden, Ritter. „Wo wart ihr so lange?“, wollte sie vorwurfsvoll von den Outlaws wissen. Cate war die Erste, die ihre Worte wiederfand. „Die Männer des Sheriffs haben uns noch lange verfolgt. Wir mussten sie von dir und ihm weglocken!“, warf sie verteidigend und zornig zugleich ein. Konnte diese naive Schnepfe sich das nicht denken? Alyssa wandte sich von ihr ab und strich über Guys Stirn. „Er ist am glühen.“, erkläre sie dem Anführer der Gesetzlosen, der ihr half den großen Mann hochzuheben. „Wir bringen ihn irgendwohin, wo er vor der Kälte geschützt ist.“, schlug er vor und legte Guy über den schwarzen Hengst, der schnaubend etwas zur Seite sprang, als er das reglose Gewicht auf seinem Rücken spürte. Sie flüsterte ihm beruhigende Worte zu, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Sie wollte auf ihre Goldstute steigen, doch Robin griff nach ihrem Arm. „Reite mit mir. Du musst vollkommen durchgefroren sein.“, machte er ihr das Angebot, dass sie gerne annahm. Unter den verblüfften Blicken der anderen Männer, setzte Robin sie vor sich in den Sattel und umwickelte sie mit seinem Umhang. Fassungslos und vor Eifersucht beinahe überkochend wollte Cate sich beschweren, doch Tuck hielt sie zurück. Sie ließ die Zwei allerdings nicht aus den Augen. Sollte diese Tussi irgendetwas versuchen, würde sie ihr das zauberhafte Haar vom Skalp reißen. Alyssa hingegen störte sich nicht daran, dass sie so nah an Robins Körper geschmiegt wurde. Sie war müde und fror bitterlich. Die Wärme des kräftigen Mannes tat ihr gut und sie lehnte ihren Kopf zurück, um ihn auf seine Schulter abzulegen. Seufzend blickte sie den ganzen Ritt über auf Guy, der wie ein Sack über dem großen Pferd hing. Hoffentlich würde es nicht bereits zu spät sein. „Wird er durchkommen, Tuck?“, fragte sie schwach, während sie unentwegt über Guys Handrücken strich. Der Mönch versorgte soeben die Wunde des Ritters und wirkte mehr als konzentriert. „Der Schnitt ist nicht besonders tief, aber er hat viel Blut verloren und es hat sich ziemlich stark entzündet.“, klärte er sie auf, wofür sie ihm einen besorgten Blick schenkte. „Eigentlich bräuchte er einen richtigen Arzt...“, begann er, doch Robin unterbrach ihn harsch. „Wir können keinen Arzt holen. Damit würden wir riskieren, dass der Sheriff uns auf die Spur kommt, was keinem von uns gut bekommen wird.“, mahnte er alle auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden nach Nottingham zu reiten und einen Arzt aufzusuchen. Alyssa erhob sich und sah ihm flehendlich in die Augen. „Wir müssen irgendetwas tun, sonst wird er sterben, Robin!“, protestierte sie und wollte hinaus, um ihre Stute zu satteln. Er holte sie am Eingang der Höhle, in der sie sich befanden ein und hielt sie fest. Sie würde ganz sicher nicht auf eigene Faust losziehen. Nicht, solange er sie davon abhalten konnte! „Lass mich los! Ich werde einen Arzt holen! Lass mich los, Robin... Lass mich... Er... Er wird sterben...“, schrie sie zuerst hysterisch und rebellisch, mit Tränen in ihren schönen blassen Augen, doch dann brach sie innerlich zusammen und schluchzte laut auf. „Ich will nicht, dass er... Ich...“, zischte sie deprimiert und wusste nicht, was sie machen sollte. Ihre Hände fuchtelten ratlos in der Luft herum und fuhren dann zittrig durch ihre dichten Locken. Robin konnte einfach nicht anders, als sie in seine Arme zu schließen und sie an sich zu drücken, wieder einmal zum Missfallen Cates. Die Blondine hatte wirklich Mühe sich zurückzuhalten. „Ich verstehe, wie du dich fühlst, Alyssa. Aber du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass Guy es auch so schafft... Er ist stark, dass wissen wir beide. Vertrau mir, er hat sich die ganzen Jahre mit mir rumgeärgert und sich trotzdem nicht unterkriegen lassen.“, versuchte er sie aufzuheitern, doch sie weinte nur noch mehr. Er spürte wie ihr Körper vor Erschöpfung und Aufregung gleichzeitig bebte. „Ich will ihn nicht verlieren...“, wisperte sie ihm zu und er streichelte behutsam ihren Kopf. Das würde sie nicht. So schnell würde er Gisborne nicht sterben lassen. Nicht, solange er nicht mit ihm wegen Marian abgerechnet hatte. „A... Alyssa...“, vernahmen sie plötzlich die heisere und labile Stimme von Guy, der sich auf den vielen Fellen, die sie zu einem Bett zusammengelegt hatten, bewegte. Sie ließ sofort von Robin ab und eilte zu ihm, um neben ihm auf die Knie zu fallen und nach seiner Hand zu greifen. Ihre andere Hand strich verschwitzte Haarsträhnen aus seinem schönen, allerdings reichlich bleichem, Gesicht. „Ich bin hier... Ich bin bei dir, Liebster.“, flüsterte sie ihm liebevoll zu und er verkrampfte sich. Sein Rücken bog sich durch und seine Beine strampelten unkontrolliert. Er atmete schwer und stöhnte schmerzerfüllt. „Alyssa... Nein...“, murmelte er und seine Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen. Was war mit ihm? Waren das die Fieberträume? Beruhigend liebkosten ihre Finger seine Wange, sein Kinn und seinen Hals. Dann beugte sie sich vor und ihre Lippen legten sich auf seine brennende Stirn, schließlich auf seine Wange und zum Schluss auf seine trockenen, aufgerissenen Lippen. Sofort entspannte sich sein Griff um ihre kleine Hand er schien wieder ruhig schlafen zu können. „Wir könnten jetzt auch ein bisschen Schlaf gebrauchen. Du auch, Alyssa.“, meinte Alan und war auch schon auf dem Weg sein eigenes Lager aufzuschlagen. Much schloss sich ihm an. „Ich würde aber viel lieber vorher noch etwas essen! Kaninchen, zum Beispiel!“, maulte er hungrig wie immer, was die Anderen nur amüsiert schmunzeln ließ. „Wenn irgendetwas ist, dann scheue nicht uns wach zu machen.“, bot Robin ihr noch an und sie nickte ihm dankend zu, bevor er sich zu Cate gesellte, die allerdings lieber alleine schlafen wollte. Sollte er doch bei Alyssa bleiben! Die legte ihren Kopf auf Guys Brust und ließ sich von seiner flachen Atmung in den Schlaf wiegen. Er träumte davon, dass er gegen einen unsichtbaren Gegner kämpfte. Er musste sie beschützen, mit allen Mitteln. Doch mit einem Mal nahm man sie ihm weg. Sie war einfach verschwunden und er rannte los, um sie zu suchen, fand sie jedoch nicht. Panisch schreckte er aus diesem Traum auf. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, die ihn umgab, und er erkannte, dass er nicht in seinen Gemächern war, sondern in irgendeiner Höhle. Die Erinnerungen an die Flucht aus Nottingham kamen wieder hoch. Er war verletzt worden. Sein Blick wanderte hektisch herum. Wo war sie? Alyssa lag immer noch neben ihm. Sie hatte sich zu ihm unter die vielen Felle gekuschelt und drückte sich an ihn. Ihr kleiner Körper war angenehm warm und er genoss ihre Nähe fröstelnd. „Sie war die ganze Zeit bei Euch. Ihr habt ziemliches Glück, wisst Ihr das?“, hörte er auf einmal Robins Stimme neben sich und wandte den Kopf in die Richtung. Der Outlaw saß vollkommen übermüdet dreinblickend an eine Wand gelehnt, Cate in seinen Armen, die ihren Kopf auf seinen Beinen abgelegt hatte. Guy zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, so ist es...“, bestätigte er ihm und hob vorsichtig eine Hand, um durch ihre schwarzen, weichen Locken zu fahren. Dann zuckte er mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen und schluckte das Brennen hinunter, dass sich durch seine Seite zog. „Ich weiß, dass Ihr mich nicht sonderlich leiden könnt, Locksley... Aber könnt Ihr mir vielleicht eines versprechen? Um ihretwillen.“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und deutete mit einem Nicken auf die schlafende Frau an seiner Seite. Der Gesetzlose horchte auf. Gisborne wollte ihn tatsächlich um einen Gefallen bitten? „Gut... Ich... Eh... Wie...“, plapperte er konfus vor sich hin, bis er von dem älteren Mann unterbrochen wurde. „Versprecht mir, dass Ihr sie nach Hereford bringt... Zu ihrer Familie, sollte ich es nicht schaffen...“, verlangte er, was den anderen nur fassungslos den Kopf schütteln ließ. „Sagt so etwas nicht. Ihr werdet nicht sterben. Sie würde wahnsinnig werden, würde sie Euch verlieren.“, erklärte Robin ihm und seine grünblauen Augen leuchteten voll Wut darauf, dass Gisborne sich anscheinend schon so gut wie aufgegeben hatte. „So wie Marian, wenn ich Euch umgebracht hätte, Locksley?“, zischte er und wandte sein Gesicht von seinem Gegenüber ab, um seine Stirn an ihr Haar zu drücken und weiterzuschlafen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er hätte Gisborne am liebsten angeschrieen, unterließ es allerdings, um nicht alle anderen wach zu machen. Er sollte Marian bloß nicht noch einmal erwähnen! Dazu hatte er nicht das Recht. Drei Tage vergingen und Guys Zustand verschlechterte sich zusehends. Es gab immer weniger wache Phasen und er sprach kaum mehr. Alyssa war die Sorge sichtlich ins Gesicht geschrieben. Sie schlief kaum noch und wollte auch nichts mehr essen, geschweige denn von seiner Seite weichen. Am vierten Tag nahm Tuck sie zur Seite, um ein ernstes Wort mit ihr zu reden. „Du musst essen... Oder willst du auch noch einer meiner Patienten werden?“, fragte er sie mit Ironie in der Stimme und sie schluckte schuldbewusst. Aber jedes Mal, wenn sie versuchte etwas zu essen, glaubte sie es würde jeden Moment wieder hochkommen. „Es geht ihm nicht gut... Dabei müsste das Fieber schon längst nachgelassen haben.“, lenkte sie vom Thema ab, was den dunkelhäutigen Mann die Augen verdrehen ließ. Seufzend gab er es auf, sie überreden zu wollen. „Die Wunde hat sich schlimmer entzündet, als ich gedacht habe.“, verriet er ihr und ihre Stirn legte sich in Falten. Warum hatte er dann immer noch nichts dagegen getan? „Würde es besser werden, wenn man die Wunde neu öffnet und ausspült? Mit Salbei vielleicht? Ich hab gehört, das soll entzündungshemmend wirken.“, brachte sie einen Vorschlag ein und er starrte sie mit Verblüffung an. Woher wusste sie denn so etwas? Aber die Idee war gut. „Das könnte man versuchen. Dann müssen wir den neuen Schnitt allerdings mit einer heißen Klinge zubrennen.“, wandte er ein und sie sah noch einmal auf Guy. „Ich werde es ihm sagen.“, presste sie dann etwas widerwillig hervor und tapste zu dem fiebernden Mann, der sich mal wieder in seinen Alpträumen wandte. Liebevoll legte sie eine Hand auf Guys Stirn und strich dann zu seiner Wange hinunter. Er glühte so stark, dass sie dachte, sie würde sich an ihm verbrennen. „Guy... Liebling... Kannst du mich hören?“, wisperte sie sanft und er stöhnte leise auf, als er ihre Stimme erkannte. „Alyssa!“, zwang er sich etwas zu sagen und sie strich ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Schon gut, Liebster... Ich bin bei dir.“, beschwichtigte sie ihn. Seine müden, erschöpften Augen öffneten sich langsam. „Hör mir zu... Tuck wird gleich deine Verletzung noch einmal öffnen, damit er sie säubern kann. Damit es dir bald wieder besser geht. Es wird sicher wehtun, aber ich bleibe die ganze Zeit bei dir. Versprochen...“, erklärte sie ihm und er griff schwach nach ihrer Hand und nickte nur, anstatt ihr zu Antworten. Robin und der Rest der Truppe blickten die Beiden ungläubig an, als Tuck sich neben Guy kniete und Alyssa dessen Hemd aufknöpfte. Der Mönch reichte ihr ein Bündel nasser Tücher, die stark nach dem heilenden Salbei rochen. „Ich schneide jetzt... Du musst gleich so fest auf die Wunde drücken, wie du kannst, damit es auch wieder aufhört zu bluten.“, teilte er ihr eine wichtige Aufgabe zu. Nickend presste sie ihre Lippen aufeinander und nahm mit ihrer anderen Hand die des Ritters, der von einem Frösteln erfasst wurde und zitterte. Aber er reagierte auf ihre Berührung. „Hey, was macht ihr denn da? Was soll das werden?“, wollten die anderen Outlaws wissen, doch es war bereits zu spät. „Okay... Drei... Zwei... Eins!“, zählte Tuck rückwärts und öffnete die Wunde. Der Schmerz der Guy erfasste, ließ ihn unkontrolliert zucken und seine Augen riss er weit auf. Er keuchte gequält auf, da er versuchte den Schmerz zu unterdrücken. Seine Finger schlossen sich so fest, um die der jungen Frau, dass sie dachte, dass er sie ihr brechen würde. Sich auf die Lippen beißend ertrug sie seinen Anfall. „Es ist schon gut, Guy. Gleich ist es vorbei.“, sprach sie ihm zu und probierte seinen heftigen Händedruck entgegenzuwirken, was ihr nicht wirklich gelang. „Ah!“, schrie der Mann auf und sie schloss die Augen, um ihre Tränen wegzudrücken. Es war, als ob sie seine Pein spüren konnte. Als ob sie in sie überging. Tuck tupfte währenddessen die offene Stelle ab und zog die verkrustete, kaputte Haut ab, was Guy nur noch lauter aufbrüllen ließ. „Herrgott! Wie lange dauert das denn noch?!“, richtete Alyssa sich genervt an den Mönch, der ihre Frage allerdings getrost ignorierte. Alle anderen hatten sich mittlerweile ebenfalls um die Drei versammelt und blickten mit Entsetzen auf die Szene, die sich ihnen bot. „So, drück jetzt zu, Alyssa!“, befahl der Dunkelhäutige ihr dann und sie tat, was er verlangte. Das vom Salbei getränkte Tuch verursachte anscheinend ein Brennen in der Wunde, denn Guy bäumte sich krampfhaft auf und schrie ein letztes Mal, bevor er in Ohnmacht fiel. Die Qualen mussten anscheinend höllisch gewesen sein, sodass er sie nicht mehr ausgehalten hatte. Nachdem die Blutung gestillt worden war, verband Tuck die Stelle so gut es ging und sie ließen sie allein mit ihm. „Wie geht es dir, mein Liebster?“, erkundigte sie sich, als er wieder bei Bewusstsein war. Er schenkte ihr ein verzerrtes Lächeln. „Das kann ich nicht genau sagen... Aber du bist bei mir. Das lindert es ein wenig.“, antwortete er und sie musste unwillkürlich schmunzeln. „Ich muss dich ja schließlich wieder gesund pflegen... Du bist doch mein Mann.“, klärte sie ihn mit weinerlicher Stimme auf und legte eine Hand auf seine Brust, die er mit seiner umschloss. Langsam, etwas zögerlich lehnte sie sich dann zu ihm vor, um zärtlich ihre samtigen Lippen auf seine zu legen. Er schloss genießerisch die Augen und spürte, wie es in seinem Inneren warm wurde. Immer wärmer. „Mh... Ich freu mich schon jetzt darauf, wenn ich wieder ganz der Alte bin... In mir schreit es bereits nach dir, Liebste.“, knurrte er im Flüsterton und schob ihre Hand unter die Felle, damit sie selbst ertasten konnte, wie ungeduldig er sich nach ihr sehnte. Kichernd umfasste sie ihn. „Dann beeil dich...“, gab sie zurück und er verdrehte lustvoll die Augen, um sich erneut von ihr küssen zu lassen. Robin und die Anderen waren in der Zwischenzeit nach draußen gegangen und hielten eine Ratsitzung. „Wie lange wird es dauern, bis Gisborne wieder auf den Beinen ist?“, wollte der Anführer wissen und Tuck dachte einen Moment lang nach. „Ich schätze, er wird noch mindestens zwei Wochen brauchen, bis er wieder in Form ist. Warum?“, konterte er die Frage und John mischte sich in die Unterhaltung ein. Der große, bärige Mann kratzte sich am Hinterkopf. „Nun... Ich habe mich ein bisschen umgesehen und bin dabei auf die Leute des Sheriffs gestoßen. Sie hätten mich beinahe entdeckt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie unser kleines Versteck finden.“, spekulierte er. „Wir müssen also umziehen.“, schlussfolgerte Cate, doch Tuck war von dieser Idee nicht wirklich begeistert. „Wir können ihn so nicht transportieren. Die Wunde würde sonst nicht vernünftig verheilen und nur wieder aufreißen.“, erläuterte er. Obwohl sie genäht worden war, würde die Naht der Belastung des Transports nicht standhalten. „Außerdem würde das Wetter sich schlecht auf das Fieber auswirken.“, fügte er noch hinzu und deutete gen Himmel, von dem wieder Schneeflocken fielen. „Dann müssen wir die Truppen von hier fernhalten mit Fallen und Finten.“, merkte Alan an, der auf Tucks Seite war. Robin seufzte entnervt und ließ den Kopf hängen. „Schön... Dann mal los. Much, du bleibst bei Alyssa und kümmerst dich darum, dass sie etwas Nahrung zu sich nimmt.“, forderte er seinen besten Freund auf und Much sah ihn entrüstet an. „Ich kann doch nicht von deiner Seite weichen, Robin!“, meinte er empört, doch der Blick des rechtmäßigen Lords of Locksley ließ keine Widersprüche gelten, also musste er sich seinem Schicksal beugen. „Hier, ich hab dir eine Suppe gemacht. Du musst ja schließlich auch bei Kräften bleiben.“, kam es von dem blonden Outlaw und er reichte Alyssa eine Schüssel. Die Suppe roch gut und dampfte, so frisch war sie. „Vielen Dank, Much. Das ist wirklich lieb von dir, aber ich habe überhaupt keinen....“, wollte sie ablehnen, was er allerdings nicht gelten ließ. „Nein, keine Widerrede! Robin hat gesagt, du sollst was essen, also wirst du das auch tun und wenn ich die ganze Zeit hier bei dir sitzen muss!“, drohte er ihr und sie musste amüsiert lachen. „Du bist ein netter Kerl, Much. Robin muss froh sein, dass er einen treuen Freund wie dich hat.“, sprach sie ihm ihr Lob aus und er errötete geschmeichelt. „Nun ja... Er könnte es vielleicht öfter sagen... Aber ich denke, er weiß, was er an mir hat.“, murmelte er und wurde immer roter, sodass sie noch lauter auflachte und er mit einfiel. Doch sie wurden von Guys wirren Gemurmel unterbrochen. Er schlief und hatte vermutlich wieder einen schlimmen Fiebertraum. Fürsorglich nahm sie das, bereits, von der Hitze seiner Haut, getrocknete, Tuch von seiner Stirn und befeuchtete es von Neuen, um es ihm wieder aufzulegen. „Scht... Ruhig, Liebling. Das ist nur ein Traum.“, säuselte sie und er beruhigte sich wieder. Lächelnd streichelte sie sein Gesicht. Much blickte bedrückt von Guy auf sie. „Und er kann froh sein, dass er dich hat... Dieser Mistkerl hat so vielen Menschen leid angetan... Besonders Robin... Er hat es eigentlich gar nicht verdient von dir geliebt zu werden, Alyssa.“, brach es aus ihm heraus und er bereute nicht, dass er ihr seine Meinung offenbart hatte. Sie hob den Blick, um seinen zu erwidern. „Es ist mir egal, was er getan hat... Ich weiß nur, dass er zu mir immer gut war und dass ich ihn liebe. Das ist, was für mich zählt, Much. Ich weiß, dass es schwer vorstellbar ist...“, erwiderte sie nur und wandte dann die Augen von dem Outlaw ab. Much atmete tief durch und beobachtete sie weiterhin. Kein Wunder, dass Robin ihr hatte helfen wollen. Sie sah das Gute in einem Menschen, wenn alle anderen ihn schon aufgegeben hatten. Ein bisschen so wie Marian. Und, wo er sie so betrachtete, war sie wirklich schön anzusehen. Wie ein Engel wachte sie über Gisborne. „Langsam, Guy. Ich will nicht, dass du umknickst. Ich glaube, dann könnte ich dich nicht mehr halten.“, mahnte Alyssa den großen Mann, der sich, auf ihre Schultern gestützt, vorwärts bewegte. Zaghaft trat er auf und wirkte hochkonzentriert, doch er schien langsam wieder zu Kräften zu kommen. Das Fieber war endlich verschwunden und die Verletzung so gut wie abgeheilt. Robins Leute hatten die Soldaten des Sheriffs anderthalb Wochen von ihnen ferngehalten. „Ich kann auch alleine gehen. Du brauchst mich nicht so zu bemuttern.“, beschwerte er sich und brachte sie zum Lachen. Wenn er sich so sturköpfig gebar, dann wirkte er wie ein kleines Kind, was sie wirklich amüsant fand. Aber, da er es nicht anders wollte, ließ sie ihn los und er taumelte zuerst, mit schmerzverzogenem Gesicht, nach vorne, um sich dann wieder zu fangen. „Siehst du. Ich schaff das!“, beschwichtigte er sie und wollte ihr so die Sorgen nehmen. Ziemlich eingerostet watschelte er zu den Pferden rüber und streichelte seinem großen Hengst über die edel nach Außen gewölbte Stirn. Das schwarze Tier wieherte leise und stupste ihn gegen die Schulter. Es erkannte wohl seinen Herrn. Für einige Augenblicke betrachtete sie ihn. Er war wirklich schön. Das winterliche Sonnenlicht drang durch die kahlen Baumkronen und ließ seine blasse Haut milchig wirken. Sein Haar glänzte und sie war gewollt hineinzufassen und ihn an sich zu ziehen, was sie auch tat. Ihre Lippen neckten seine Mundwinkel und seinen Hals und schließlich legten sich ihre Hände um seinen kräftigen Nacken, um sich an ihn zu drücken. „Wir sollten uns ein ruhiges Plätzchen suchen, wo niemand uns hören kann... Ich denke, ich könnte es schaffen...“, grummelte er erregt, doch sie musste ihn zu ihrem eigenen Bedauern zügeln. „Das muss wohl noch warten, mein Lieber. Wir wollen doch nicht, dass die Verletzung erneut aufgeht, oder?“, schalte sie ihn und er stieß einen genervten Seufzer aus. Warum musste sie nur so gewissenhaft sein? Wusste sie nicht, wie sehr er sich nach ihr verzerrte und wie sehr ihre Nähe ihn anmachte? „Und wenn wir vorsichtig sind? Du könntest ja auch erst mal mit deinem Mund...“, versuchte er es erneut, doch sie blieb hart wie Stein. „Alyssa? Hast du Lust mit uns jagen zu gehen?“, kam es von Alan, der aus der Höhle herauskam. John, Cate und Much folgten ihm. Sie blickte erst auf Guy, dann wieder auf die Outlaws. „Geh ruhig... Ich komm allein klar.“, nahm er ihr das schlechte Gewissen und sie küsste ihn noch einmal flüchtig, um sich dann den anderen anzuschließen. Guy wandte sich wieder seinem Hengst zu und dachte darüber nach, wie es nun weitergehen sollte. Sie konnten nicht in diesem Wald bleiben und nach Nottingham oder Locksley konnten sie auch nicht zurückkehren. Wohin sollten sie also gehen? Ihm fiel wieder sein Gespräch mit ihr ein. Sie hatte ihm erzählt, dass sie vermutete die Tochter von Henry of Hereford zu sein. Sollten sie dorthin reiten und herausfinden, ob es wirklich so war? Er wusste es nicht, aber irgendetwas mussten sie sich einfallen lassen. „Was ist mit Euch, Gisborne? Denkt Ihr darüber nach, wann ihr Euch, undankbar, wie ihr seid, wieder aus dem Staub macht?“, ertönte mit einem Mal Robin Hoods Stimme hinter ihm und riss ihm aus den Gedanken. So schnell er konnte, drehte er sich in dessen Richtung und blickte ihn finster an. „Soll ich vor Euch auf die Knie gehen und Euch die Füße küssen, Hood? Ich habe Euch nicht, um Hilfe gebeten. Das war Alyssa.“, stellte er klar und Robin grinste belustigt. „Ach ja, unsere süße, liebe Alyssa. Sie ist genauso wie Marian in dieser Hinsicht. Sie glaubt immer noch, dass es etwas Gutes in Euch gibt. Vielleicht sollte ich sie mal darüber aufklären, wer Ihr wirklich seid... Ein Mörder und Heuchler.“, warf er ihm entgegen und machte einige Schritte auf ihn zu. „Ihr werdet sie in Ruhe lassen! Klärt Eure Probleme direkt mit mir!“, schnaubte Guy und machte sich bereit, bevor der Anführer der Gesetzlosen sich auf ihn stürzte. Sie rollten über den verschneiten Waldboden und waren schnell dabei sich gegenseitig zu schlagen. Schlussendlich gewann allerdings Robin die Oberhand, da er Guy in die pochende Seite boxte, sodass dieser sich aufschreiend von ihm runterrollen ließ. Schnell hatte der Outlaw den anderen Mann gepackt und seine Hände verbunden, um ihn an einen Baum zu ketten. „Was soll das werden, Locksley?“, fragte er ihn verwundert, doch Robin hüllte sich zunächst in tiefes Schweigen. Das würde dieser fiese Scheißkerl schon früh genug herausfinden. „So ehrt Ihr sie also, Gisborne.“, begann er auf einmal und Falten legten sich zwischen die Augen des Ritters. „Was?“, harkte er nach und bekam dafür die Faust des Gesetzlosen zu spüren. Er schlug so fest zu, dass sein Kopf herumgeschleudert wurde. „Marian! Ich dachte, Ihr würdet sie so sehr lieben!“, tönte er drauf los und packte ihn am Kragen. „Warum habt Ihr sie umgebracht?!“, wollte er eine Antwort haben und Guy sah ihn wehleidig an. „Es war ein Unfall.“, beantwortete er die Frage, doch das war nicht das, was Robin hören wollte. Wieder schlug er zu und noch einmal. „Ach ja? Ein Unfall? War es auch ein Unfall, dass Ihr Euch auf Alyssa eingelassen habt? Seid Ihr geschubst worden und so zwischen ihre Beine gerutscht?“, verhöhnte er ihn und erhob sich, um sein Schwert zu ziehen und dessen Klinge in die Flammen des Feuers zu halten, dass sie draußen entfacht hatten. „So wie bei Euch und dieser Blonden? Wir sind beide keine weißen Schafe mehr, Hood.“, konterte Guy und grinste verschmitzt. Robin sollte sich nicht so künstlich aufblasen, immerhin war er selbst kein Unschuldslamm. Er wartete bis die Schneide rot aufglühte und wandte sich dann wieder an Guy. „Halt die Klappe!“, knurrte er aufgebracht und hielt ihm das glühende Metall genau vors Gesicht. „Seit wann duzen wir uns denn, Robin?“, wunderte sich der Ritter, zuckte allerdings zusammen, als die Hitze immer näher kam. „Ich werde dich dafür büßen lassen, dass du sie mir weggenommen hast.“, zischte der Jüngere und wollte ihm gerade den Stahl auf die Wange drücken, da ging jemand dazwischen. Es war Alyssa, die mit der bloßen Hand nach dem heißen Schwert griff und es wegschleuderte. „Verdammt! Kann man euch nicht einmal alleine lassen!“, fauchte sie und stieß Robin von sich, der versuchte an ihr vorbei an Guy zu kommen. „Er hat sie umgebracht!“, stieß er hervor und sie verstand sofort worum es ging. „Marian? Ja, das weiß ich.“, machte sie ihm klar und seine grünblauen Augen funkelten sie mehr als fassungslos an. Wenn sie davon wusste, wie konnte sie ihn dann noch lieben? Wie konnte sie ein solches Monster ertragen? „Ich verstehe dich nicht, Alyssa! Wie kannst du ihn nur an dich ranlassen! Weißt du, wie er wirklich ist? Ich meine, weißt du wirklich alles über ihn?“, redete er weiter auf sie ein, doch sie wollte ihm nicht zuhören. Sie wollte überhaupt nicht alle seine Schandtaten kennen. „Einmal hat er eine Dienstmagd geschwängert und ihr Kind einfach im Wald ausgesetzt... Er hat zusammen mit dem Sheriff und Prince John den König verraten. Er war sogar im heiligen Land, um ihn zu töten, zweimal! Aber das Schlimmste von allem ist, dass er sie mir einfach genommen hat. Sie war mein Ein und Alles... Und jetzt behauptet er schamlos, dass er dich liebt.“, rasselte er alles herunter, bis beim letzten Satz seine Stimme versagte. Er weinte und alle um ihn herum schienen verdutzt, dass er seine Gefühle so offen zeigte. „Sie hat nur mit Guy gespielt, Robin. Sie hat ihm immer wieder Hoffnungen gemacht, obwohl sie nur dich liebte. Ich finde, das nicht fair. Euch Beiden gegenüber nicht. Sie hat keinen von euch gut getan.“, gestand sie ihm ihre Sichtweise und sein Blick traf sie wie ein Stich. So viel Wut und Verzweiflung lag in ihm, dass sie die Luft anhielt. „Rede nicht so von ihr!“, brüllte er sie auf einmal an und packte sie, um sie auf den Boden zu schleudern. Ein Keuchen entwich ihr, vom Aufprall ausgelöst. Guy zappelte in seinen Fesseln. „Hood! Fass sie nicht an, oder ich bring dich um!“, drohte er ihn, doch Alyssa konnte sich auch genauso gut selbst verteidigen. Sie hatte bereits ihren Dolch gezogen und hielt ihn unter Robins Kinn, der Outlaw hatte die Augen entsetzt aufgerissen. „Robin!“, platzte es sorgenvoll aus Much heraus und er wollte ihm zur Hilfe eilen, doch Alyssa hielt ihn davon ab. „Einen Schritt näher und ich bringe ihn um!“, stellte sie klar und er blieb schluckend stehen. Was würde jetzt nur passieren? „Sie war meine Frau... Ich liebe sie immer noch.“, stammelte der Anführer der Gesetzlosen und versuchte verzweifelt die Tränen zurückzuhalten. Die junge Frau konnte ihn gut verstehen. Liebe war eben nicht einfach. „Findest du es fair, so darüber zu reden, während Cate zuhört? Ist sie dir gar nichts wert, Robin?“, appellierte sie dann allerdings an seine Gefühle für die Blondine, die ebenfalls den Tränen nah war. „Ihr solltet Frieden miteinander schließen. Du und Guy... Ich glaube, sie würde es so wollen.“, fügte sie dann hinzu und der junge Lord ließ sie los, um vor ihr auf die Knie zu gehen und bitterlich zu weinen. Vorsichtig ging sie auf ihn zu und legte tröstend eine Hand auf seine Schulter, um sich dann ihm gegenüber zu knien und ihn die Geborgenheit zu geben, die er seit Marians Tod vermisst hatte, dabei blickte sie die ganze Zeit über Guy in die Augen, die ebenso traurig dreinblickten, wie alle anderen. Als er sich einigermaßen gefangen hatte, übergab sie ihn in Cates Obhut und ging zu Guy, der bereits von Much und Alan entfesselt wurde. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, erkundigte er sich und begutachtete ihre Hand, die zum Glück nicht stark verbrannt wurde, da sie Handschuhe getragen hatte. „Ja... Jetzt ist alles gut...“, beruhigte sie ihn und schmiegte sich an ihn. „Was hat es mit dem Verrat Prince Johns und des Sheriffs auf sich?“, stellte sie eine Frage in die Runde, die sich gemeinsam in die Höhle zurückgezogen hatte. Robin und Guy hatten beschlossen sich nicht mehr zu bekriegen und sich lieber zusammen gegen den Sheriff und seine Machenschaften zu stellen. „Der Sheriff will eine Operation ausführen. Er nennt sie Schachmatt.“, erklärte Guy ihr und hielt behutsam ihre verletzte Hand, die von Tuck bereits verarztet worden war. Alyssa hob interessiert die Augen. „Und was hat er damit vor?“, harkte sie nach. „Er will den König abfangen, wenn er nach England zurückkommt und ihn töten, damit John der neue König werden kann. Viele andere Adlige haben sich ihm bereits angeschlossen.“, kam es von Robin und sie machte große Augen. Dieser schmierige Wurm sollte König von England werden? Das durften sie unter keinen Umständen zulassen. Der würde doch das gesamte Königreich ins Verderben stürzen. „Wir wissen nur noch nicht, wie wir ihn aufhalten können.“, nölte Much, dem das alles deprimierte. Alyssa dachte angestrengt nach und kam dann zu einem Entschluss. „Wisst ihr... Ich kenne da jemanden, den wir um Hilfe bitten können.“, munkelte sie und Guy wusste bereits, worauf sie hinauswollte. „Du meinst, doch nicht etwa...“, wollte er sie unterbrechen, was sie nicht zuließ. „Wer, Alyssa?“, stocherte Robin ungeduldig und alle Augen waren auf sie gerichtet. Sie schmunzelte überlegen. „Lord Henry of Hereford.“, entgegnete sie und die Outlaws sahen sie mit noch größeren Augen an. „Der Lord High Constable? Was macht dich so sicher, dass er dir das glauben wird?“, fragte er mit reichlich Skepsis in der Stimme. Sie schenkte ihnen ein verschlagenes Lächeln. „Weil ich mir hundertprozentig sicher bin, dass er mein Vater ist.“, warf sie ein und berichtete ihnen, wie sie zu dieser Vermutung kam. Sie beschlossen ihr zu vertrauen und planten morgen nach Locksley zu reiten, um Guys Geld zu holen, damit sie den weiten Weg nach Hereford in Angriff nehmen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)