Awakening von abgemeldet (Honor, Family, Love) ================================================================================ Kapitel 5: Swords and other Toys -------------------------------- Sie war schon an seinem Zimmer angekommen, da ertönte lautes Geklirre und Fluchen. Besorgt riss sie die geschlossene Tür auf und wäre beinahe in die Scherben einer Vase getreten. Er musste sehr wütend sein. „Sir... Der Sheriff...“, wollte sie das Thema ansprechen, bekam allerdings eine kräftige Antwort, die seine Meinung deutlich vertrat. „Der Sheriff soll zur Hölle fahren! Dieser verdammte Mistkerl!“, schrie er und packte unerwartet, den recht schweren Eichentisch, an dem er sonst frühstückte, um ihn einmal quer durch den Raum zu schleudern. Alyssa suchte in einer Nische zwischen Schrank und Wand Schutz vor dem heranfliegenden Mobiliar. Sie öffnete erst wieder die Augen, nachdem der Tisch zum Erliegen gekommen war. Ihr Blick wanderte zu Guy, der mit frustrierten Schnauben die Faust gegen die Wand stieß. Dann wandte er sich zu ihr um und schluckte. Es sah beinahe so aus, als ob er bald weinen würde. Doch diese Blöße würde er sich vor einem Dienstmädchen nicht geben, da war sie sich sehr sicher. „Es tut mir leid, Alyssa. Ich wollte nicht... Es ist nur...“, versuchte er ihr seine momentane Gefühlslage verständlich zu machen, doch sie nickte nur abwinkend und ging auf ihn zu. „Ihr seid sauer... Das ist doch ganz normal. Nichts, wofür Ihr Euch rechtfertigen müsst.“, erwiderte sie und nahm seine linke Hand in ihre. Ein Splitter steckte in der Handfläche und die Verletzung blutete ziemlich stark. Behutsam zog die ihn raus, was den Ritter zusammenzucken ließ. Dann wickelte sie ein sauberes, in Salbe getränktes, Leinentuch um seine Hand und faltete seine Finger über die Stelle, damit diese Druck ausüben konnten. „Danke...“, hauchte er und sah ihr dabei von oben herab in die Augen. Sie hielt immer noch seine Hand fest und spiegelte seinen Blick wieder. Als ihnen jedoch bewusst wurde, in was für einer Situation sie sich befanden, wandten sie ihre Blicke ab und schämten sich bis ins Purpurrote. „Ich hab gehört, wie der Sheriff sagte, dass Ihr mich... Genau, wie sie...“, meinte sie dann stammelnd und wusste nicht, wie sie sich richtig ausdrücken sollte, ohne ihn erneut wütend zu machen. Er wusste sofort, worauf sie hinauswollte und schüttelte hastig mit dem Kopf. „Nein, du darfst ihm nicht glauben.“, verlangte er von ihr und sie stockte mit den Antworten. „Das tue ich nicht, Sir. Aber ich möchte Euch gerne glauben.“, brachte sie hervor und sah ihn mit forschendem Blick an. Sie wollte ihm glauben, dass sie nicht wie Marian enden würde, wenn sie bei ihm blieb. „Das kannst du.“, versicherte er ihr und sie wandte sich von ihm ab, um darüber nachzudenken. „Ihr müsst sie sehr geliebt haben... Ich würde alles dafür tun, um von einem Mann so sehr geliebt zu werden.“, bedachte sie und Traurigkeit machte sich in ihrer zerbrechlichwirkenden Stimme Luft. Ein Lächeln huschte über seine schmalen, ausdrucksstarken Lippen. „Irgendwann wird jemand kommen, der erkennt, dass du eine wundervolle junge Frau bist.“, schwor er ihr und griff sogleich wieder nach ihren Händen, die so klein waren, dass sie in seinen Fingern versanken. Auch sie musste nun lächeln. „Das hat ja anscheinend bereits einer... Ein Ritter in schimmernder Rüstung.“, munkelte sie und ging wieder auf Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. Diesmal länger, als auf dem Hof. Als sich ihre Lippen wieder von ihm trennten, ging sie und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr verdutzt nachzusehen. Doch kurz nachdem Alyssa ihn verlassen hatte, tauchte Isabella im Türrahmen auf. Ein hinterhältiges Schmunzeln lag in ihrem Gesicht. „Sie scheint dich ja wirklich zu verändern, Bruder. Du bist neuerdings so temperamentvoll...“, bemerkte sie und stolzierte um ihn herum. Was sagte sie da? Das war doch überhaupt nicht wahr! „Tut sie nicht, Isabella.“, stritt er diese Tatsache ab, die eigentlich selbst für ihn hätte offensichtlich sein müssen. „Doch... Das tut sie. Du willst es nur nicht wahr haben, weil du noch an Marian hängst, Guy. Aber sie ist tot und daran wird sich nichts mehr ändern. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn Alyssa dich auf andere Gedanken bringt.“, spekulierte sie und blieb genau vor ihm stehen. Der große, in Leder gekleidete, Mann, sah auf sie hinab. Voller Wehmut. „Nicht, Schwester. Red nicht weiter... Ich werde nie eine andere Frau so lieben können wie sie...“, gab er zurück und ließ sie allein in seinem Zimmer stehen. Nie würde er Alyssa ansehen können, geschweige denn sie küssen können, ohne an Marian denken zu müssen. Das wäre nicht fair und würde ihn nur weiter quälen. Doch vermutlich hatte er sowieso nichts anderes verdient. Seine Schwester starrte ihm nach. Er konnte sich nicht verlieben? Er war doch bereits dabei sich unwissentlich in diese Frau zu verlieben. „Ach, und wenn ich Euch damit verletzen sollte?“, fragte Alyssa einen jungen Soldaten aus Gisbornes Armee und hielt sein Schwert in den Händen. Er war nicht viel älter als sie selbst und hatte das Schlachtfeld bis jetzt wahrscheinlich nur vom Weiten gesehen. Der Mann lachte. „Das wirst du nicht. Und wenn doch... Dann kannst du mich ja gerne wieder gesund pflegen...“, kokettierte er mit ihr und entlockte ihr ein amüsiertes Kichern. Ihr zierlicher Körper lehnte sich an seinen, von einem Kettenhemd bedeckten, Oberkörper und ihre Lippen waren seinen so nahe, dass es nur noch ein Zwinkern gewesen wäre und sie hätten sich geküsst. „Wenn Ihr mir dafür beibringt mit einem Schwert umzugehen und Pfeil und Bogen zu benutzen... Ließe sich darüber bestimmt verhandeln.“, neckte sie ihn und er stöhnte auf. Dieses Mädchen war wirklich atemberaubend. Wenn sie nicht Sir Guy of Gisborne gehören würde, hätte er sich bereits genommen, was er wollte. „Scher dich zum Teufel, Timett. Hast du nicht genug mit deinem Training zu tun?!“, erklang Gisbornes aufgebrachte Stimme und er kam die Treppen hinunter. Er hatte beobachtet, dass Alyssa sich mit diesen Knaben von einem Soldaten abgab. Der hatte doch noch nicht mal eine einzige Schlacht gewonnen. „Jawohl, Sir.“, salutierte der Mann und marschierte dann davon. Alyssa war etwas enttäuscht darüber und sah ihm sehnsüchtig nach. Es war doch sonst so langweilig in Nottingham, wenn sie sich nicht wenigstens etwas von den Soldaten bespaßen lassen konnte. Und wenn sie nur mit ihnen scherzte. Als Guy sie fast erreicht hatte, huschte sie auch schleunigst davon. Sie hatte ja immerhin noch genug andere Arbeiten zu erledigen. Der Ritter musste sofort wieder an Lady Marian denken. Sie war auch immer so gerne unter den Soldaten gewesen mit den Schwertern. Und sie hatte ausgezeichnet mit Pfeil und Bogen umgehen können. Ob Alyssa das wohl auch könnte? Er war sich sicher, dass sie mit anderen Waffen wirklich sehr gut umgehen konnte. Und sein Blick wanderte bei diesen Gedanken auf die Rundungen seines Dienstmädchens. Wie würde sie sich wohl anfühlen? Ob sie auch so leicht zu führen war, wie sein Schwert, oder sich eher ungestüm gebar, so wie sein schwarzer Hengst? Er schüttelte sich. Was dachte er denn nur? Wollte er nicht Marian treu sein? Sie brachte ihm am Abend sein Essen auf sein Zimmer. Es roch nach Hähnchen und Kartoffeln, Rosmarin und anderen Gewürzen. „Bleib bitte hier.“, forderte er sie auf, als sie schon wieder gehen wollte und sie nahm ihm gegenüber Platz. Er liebte ihre Gesellschaft beim Essen. „Wie gefällt dir die Stute?“, erkundigte er sich, denn heute Morgen erst hatte er sie wieder über den Hof reiten sehen. Sie schenkte ihm ein wunderschönes Lächeln, dass ihn verzauberte. „Sie ist einfach nur wundervoll... Ich weiß nicht, wie ich Euch je dafür danken kann, Sir.“, schwärmte sie und entlockte ihm damit ein Lachen. Sie war niedlich. Wie ein kleines Kind. Dann wechselte er allerdings das Thema mit einem Mal. „Dieser Soldat? Lloyd Timett? Was wollte er von dir? Hat sich so angehört, als ob es nichts Anständiges gewesen wäre.“, bedachte er die Situation vom Morgen und sie zog wissend beide Augenbrauen hoch. War da etwa jemand eifersüchtig? Und das ausgerechnet so ein hochgeschlossener Mann? „Er hat mich nur etwas belustigt. Ich mag Soldaten... Wenn ich ein Junge wäre, wäre ich auch einer.“, klärte sie ihn auf und lehnte sich etwas zu ihm vor. „Ich würde auch gerne lernen, wie man mit einem Schwert umgeht. Wisst Ihr... Ein Schwert ist elegant und kraftvoll und man kann mit einem Stoß töten... Muss ein aufregendes Gefühl sein, wenn man sich in einer Schlacht befindet.“, raunte sie ihm zu und ihre Augen betrachteten sein hübsches, nachdenkliches Gesicht, während sie auf ihrer Unterlippe kaute und dabei so verführerisch aussah, dass er sie am liebsten gepackt hätte, um sie auf sein Bett zu werfen. Aber er riss sich wie immer zusammen. „Lloyd Timett wäre da bestimmt kein guter Lehrer, Alyssa. Er ist ja noch ganz grün hinter den Ohren. Außerdem sollten Frauen nicht kämpfen. Die Männer sind dafür da, um sie zu beschützen. Frauen haben andere Aufgaben, die sie zu erledigen haben.“, vertrat er seine ziemlich chauvinistische Meinung. Sie kam ihm noch näher und hing schon beinahe auf seinem Schoß. „Ach, nein, Sir? Was sollten Frauen denn Eurer Meinung nach tun? Heiraten und Kinder bekommen? Diese hüten? Ihren Gatten auf eine Weise verführen, die ihm den Verstand raubt?“, murmelte sie in sein Ohr und ihre Stimme war nicht mehr als ein Wispern. Ihre zarten Finger strichen über seinen Handrücken und er hätte am liebsten aufgestöhnt. Was tat sie denn da? Das durfte sie doch nicht! Sein Gesicht lehnte sich näher zu ihr vor und damit sah sie ihre einmalige Chance. Blitzschnell und flinker als ein Wiesel klaute sie sein großes Schwert aus der Scheide heraus, um es einmal zu schwingen und dann an seine Kehle zu halten. Musternd blickte sie ihn an und er schluckte verwundert. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Vielleicht habt ihr nur Angst, dass ich Euch irgendwann im Kampf schlage, Sir.“, witzelte sie und er lachte ebenfalls, bevor er so schnell nach ihrem Arm griff, dass sie noch nicht mal mehr aufschreien konnte. Er nahm ihr das Schwert ab und zog sie so nah zu sich, dass sie gegen seine Brust stieß. Aufgeregt schlug ihr Herz gegen ihre Brust und wollte anscheinend hindurch brechen. Sie zog seinen angenehmen, männlichen Geruch ein und ihre Knie wurden ihr weich. „Du musst das Schwert so halten.“, erklärte er ihr, dass sie nicht mit zwei Händen zugreifen sollte, sondern mit einer und fließende Bewegungen durchführen sollte. Dabei führte er ihre Hand in seiner und ihr Hintern rieb gegen sein Becken, was mit sofortiger Wirkung wieder eine Hitzewelle zwischen Beiden auslöste. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie er ihr in dieser Position mehr als nur ein Lachen abverlangen konnte. In seinen Ohren hallte schon das Geräusch von Haut auf Haut wieder und ihr Flehen, ihr Betteln nach mehr, dass ihn rasend machen würde. „Sir...“, flüsterte sie, als sie bemerkte, dass seine freie Hand ihr Kleid hochschob, sodass er ihren nackten Oberschenkel berührte. Wie Seide. Sie presste sich noch etwas mehr an ihn und bewegte die Hüfte aufreißend und bemerkte, dass er sich kaum merklich in ihrem Rhythmus mitbewegte. Wollte er es nun endlich? Sie würde ihm zeigen, dass sie nach ihm lechzte mit jeder Faser ihres Körpers. Ihre Gesichter waren nun einander zugewandt und ihre Lippen waren bereits zu einem Kuss geöffnet. Sie wusste er wollte es und er wusste das ebenfalls. Und trotzdem zögerte er. Als er plötzlich von ihr abließ, erstickte er die Flamme, die sich zu einem lodernden Feuer hätte entwickeln können und er bat sie mit verschreckter Stimme, sein Zimmer zu verlassen. Enttäuscht ließ sie ihn allein und trollte sich zu einer anderen Aufgabe. Was war nur los mit ihm? Seufzend lehnte er sich mit der Stirn gegen die kalte Steinwand, um sein Gemüt etwas herunterzukühlen. Beinahe hätte er seinen Gelüsten nachgegeben und er wusste, was es für einen Mann seines Standes bedeutete, wenn man sich nicht diszipliniert verhielt. Man würde nie das erreichen, was man wollte. Und er wollte doch noch so viel. Alyssa hatte sich in die Bibliothek von Nottingham geschlichen, denn eigentlich war es dem Bediensteten nicht erlaubt dort hineinzugehen. In dem Bordell in Norwich hatte man ihr Lesen und Schreiben beigebracht und sie liebte es in die Welten der Bücher zu versinken. Dort drehte sich immer alles um Helden und wunderschöne Prinzessinnen, die sie retteten. Die Männer waren stattlich und galant und wussten, wie man eine Frau behandeln musste. Die Damen strahlten alles aus, was eine Frau haben sollte. Schönheit, Eleganz, Intelligenz und Sinnlichkeit. Manchmal träumte sie davon, sie wäre selbst eine dieser Ladies, die ihren Prinzen, ihren Retter, fanden und bis ans Ende ihrer Lebzeit glücklich miteinander waren. Doch so etwas gab es nicht im wirklichen Leben. Zumindest nicht für eine einfach Dienstmagd. Doch heute interessierte sie sich für die alten Adelsgeschlechter. Sie wollte mehr über Sir Guy of Gisborne herausfinden und vielleicht konnten ihr ein paar dicke Wälzer dabei helfen. Also huschte sie an den Bibliothekar vorbei, der sowieso um diese späte Stunde schon an seinem Schreibtisch eingeschlafen war. Sie durchwühlte sämtliche Regale und fand schließlich ein Buch, in dem alle adligen Familien Englands und Frankreichs aufgelistet waren. Sie blätterte herum, doch zu ihrer Enttäuschung stand dort nichts über den Ritter, was er ihr nicht schon selbst erzählt hatte. Sie wollte gerade das Buch zuklappen und wieder zurücklegen, da fiel ihr ein Wappen besonders auf. Es war hellblau und mit einer weißen Diagonalen durch die Mitte, seitlich davon je ein goldener Streifen. Und es waren insgesamt sechs goldene Löwen auf der blauen Fläche zu sehen. Man könnte meinen, dass es nicht besonderes war, aber sie stockte, als sie sich die Löwen genauer ansah. Auf ihrer Schulter war genau derselbe Löwe in ihre Haut eingebrannt, sodass er sich von der übrigen Haut etwas dunkler abhob. Woher sie das Zeichen hatte, hatte ihr nie jemand sagen können. Der Bauer, bei dem sie in Caen gelebt hatte, der sie großgezogen hatte, wie seine eigene Tochter, hatte ihr erzählt, dass sie es schon immer gehabt hatte. Doch nun war es in dem Buch abgebildet und es gehörte zu einer ziemlich bekannten Familie. Es gehörte zu Henry de Bohun, Earl of Hereford, Lord High Constable von England, und somit ein Vertrauter des Königs. Ihm gehörten die Güter Trowbridge in Wiltshire und Wheatenhurst in Glouchestershire. Konnte es etwa sein, dass sie in irgendeiner Verbindung mit ihm stand? Normalerweise wurden den Familienangehörigen des öfteren Brandzeichen verpasst, damit ein Erbschwindel ausgeschlossen werden konnte. Doch Henry of Hereford hatte nur Söhne und die waren alle auf den Kreuzzügen im heiligen Land ums Leben gekommen. Von einer Tochter war nie die Rede gewesen. Aber aus irgendeinem ihr unerklärlichen Grund war ihr etwas flau im Magen, als sie das Buch wegpackte und die Bibliothek wieder leise verließ. Sie huschte auf Zehenspitzen über die Gänge von Nottingham Castle, denn eigentlich dürfte sie gar nicht mehr unterwegs sein. Alle schliefen bereits, bis auf die Soldaten, die die Stadt vor Angriffen bewahren sollten und sich wahrscheinlich ärgerten, dass sie auf dem Wachposten ausharren mussten, während alle anderen in ihren Betten lagen. Alyssa war gerade an Guys Zimmer vorbeigeschlichen, da hörte sie Geräusche, die zu ihr hinausdrangen. Es war ein Stöhnen und sie dachte mit errötetem Kopf, dass er vielleicht eine Frau bei sich haben könnte, doch das Klang nicht nach Lust, sondern nach Schmerz. Sie entschloss sich also die Türe einen Spalt weit zu öffnen und hineinzuluken. Das Mondlicht fiel genau auf sein Bett und er wandte sich, anscheinend in einem Alptraum. Sein barer Oberkörper und sein Gesicht glänzten von den Schweißperlen, die sich gebildet hatten. Schneller, als er ihren Namen hätte sagen können, war sie neben ihm und strich sanft über seinen Arm, was ihn zusammenzucken ließ. „Sir Guy? Es ist alles gut. Ihr seid in Nottingham. Wacht auf.“, bat sie ihn und er packte sie auf einmal und riss sie auf sich. Sie lag auf seinem Brustkorb und war kreidebleich geworden. „Marian...“, wimmerte er. Wie vom Schlag getroffen, erstarrte sie. Er rief nach dieser Marian? Sie war für ihn da und er wollte sie? Das konnte und wollte sie nicht wirklich glauben. Am liebsten wäre sie weggerannt, brachte es allerdings nicht übers Herz, also blieb sie so lange bei ihm, bis er sich beruhigt hatte und wieder friedlich schlummerte. Aber ihre Ernüchterung über diese, man könnte sagen, Pleite, hing ihr noch eine ganze Weile auf dem Gemüt. „Na, Kleine! Willst du mal einen richtigen Mann beim Training zusehen?“, rief ihr am nächsten Morgen einer der Soldaten zu und sie warf ihm ein Lächeln zu. „Ich bezweifle, dass es hier einen richtigen Mann gibt.“, scherzte sie und ein Raunen ging durch die Gruppe der Männer, das in Gelächter endete. Sie verschränkte die Arme und tippte skeptisch mit einem Fuß auf den Boden. „Du könntest ja mal mit mir in die Besenkammer steigen, Alyssa. Dann kann ich dir zeigen, was für ein Mann ich bin.“, prahlte Lloyd Timett, der auch wieder mit von der Partie war. Er war sofort wieder bei ihr und drückte sie mit verführerischem Blick an sich. Sie schmunzelte und tätschelte seine Wange. „Ich wette, meine Großmutter könnte Euch im Kampf besiegen.“, provozierte sie und er lachte amüsiert. Sollte das ein Witz sein? „Oh, du solltest deine Zunge hüten, sonst muss ich dir Manieren beibringen, süßes Kind. Du wirst mich um Gnade anbetteln müssen!“, warnte er sie und gab ihr einen kräftigen Klaps auf den Hintern, sodass sie aufquietschte. Dann zog er sie wieder an sich. „Ihr solltet Eure Zunge besser hüten. Wenn Sir Guy davon erfährt.“, mahnte sie ihn mit einem breiten Grinsen. Er erwiderte. „Sir Guy of Gisborne steht auf kleine Jungen, Alyssa. Er wird wohl nichts dagegen haben, wenn ich mich mit seiner Dienerin abgebe.“, warf er ein. Wenn er nur wüsste, was sie wusste. Doch als er Sir Guy erblickte, der gerade zum morgendlichen Training erschien und seine Soldaten heute eigentlich mal etwas schonen wollte, ließ er sofort von dem Dienstmädchen ab. Guys Blick zeigte ihnen, dass er seine Meinung gerade geändert hatte. „Timett! Ihr solltet lieber ein paar Liegestützen machen, anstatt Euch mit meiner Dienstmagd zu vergnügen! Wie wäre es mit hundert für den Anfang?“, brüllte er lautstark, sodass der Soldat vor ihm in die Knie ging und beinahe schon um Gnade winselte. „Sir, mein Herr, es tut mir leid. Ich werde...“, wollte er sich verteidigen, wobei er wie ein Hund winselte. „Sofort, Timett!“, schrie er sich beinahe die Kehle aus dem Hals und der Mann fing an Liegestütze zu machen. „Und der Rest beginnt mit dem Schwerttraining.“, befahl er dann. Als er sich zu Alyssa umwandte, konnte er sich bei ihrem belustigten Gesichtsausdruck ein Lachen nicht verkneifen. „Willst du auch trainieren?“, wollte er dann von ihr wissen und sie sah ihn verwundert an. Hatte er sie das gerade wirklich gefragt? „Eh... Ja, Sir. Sehr gerne...“, stammelte sie und er reichte ihr seine Hand, die sie fest umfasste. Er führte sie an eine Stelle, an der sie genug Platz hatten und reichte ihr ein recht dünnes, feines Schwert. Sie nahm es und es fühlte sich federleicht in ihrer Hand an. Der Griff war golden und mit Edelsteinen verziert. „Sir?“, richtete sie sich verdutzt an ihn und er lächelte charmant. „Noch eine kleine Aufmerksamkeit.“, klärte er sie auf und sie errötete. Kleine Aufmerksamkeit? Er nahm andauernd Unsummen an Kosten für sie auf sich und verlangte nicht gerade viel von ihr. „Und jetzt sag nicht wieder, dass du das nicht annehmen kannst... Ich bestehe darauf.“, wehrte er jeglichen Widerspruch von ihr ab, bevor sie ihn aufbringen konnte. Also schenkte sie ihm einfach nur ein Lächeln und machte ihn damit glücklicher, als sie es sich vorstellen konnte. Sie begangen mit dem Training und er musste feststellen, dass sie besser war und schneller lernte, als er gedacht hatte. Nach einiger Zeit gesellten sich selbst Gisbornes Männer dazu und beobachten sie beim Training. „Die Kleine ist echt nicht schlecht.“, konnte man Timett hören. „Aber, ob das auch so mit Pfeil und Bogen ist.“, erwiderte Guy, der schon etwas außer Puste geriet, während er ihre Hiebe abhalten musste. Sie war ja so was von hartnäckig. „Wollen wir es ausprobieren, Sir Guy of Gisborne?“, meinte sie lockend und stemmte neugierig die Hände in die Hüfte. Er deutete mit einer Kopfbewegung an, dass jemand ihm einen Pfeil und einen Bogen zuwerfen sollte. In einer geschmeidigen Drehung schoss er den Pfeil ab und traf die rotweiße Zielscheibe genau in der Mitte. Ein begeistertes Grölen ging durch die Soldaten und er sah sie provokativ an, eine Augenbraue hochgezogen. Dann warf er Alyssa den Bogen und einen neuen Pfeil zu und stellte sich hinter sie. „Du musst den Bogen grade halten. Klemm das Pfeilende zwischen Zeige- und Mittelfinger und spanne die Sehne... Sanft... Als ob du dir durchs Haar kämst. Nun visiere dein Ziel an und atme durch. Dann...“, wies er sie an und sie feuerte einen Schuss ab, der seinen Pfeil in Zwei spaltete. Alle waren beeindruckt. Selbst ihm fehlten die Worte. Unglaublich! „Das war doch nur Anfängerglück, Sir!“, wandte einer der Männer ein und warf ihr einen zweiten Pfeil zu. Doch zu ihrer Überraschung traf sie auch diesen genau in die Mitte der Scheibe und einen Dritten ebenfalls. Nach dem Training begleitete sie Sir Guy auf sein Gemach. „Ich habe noch nie gesehen, dass eine Frau besser schießt als ich.“, gab er zu und sie lachte belustigt. „Es gibt immer eine Ausnahme, Sir.“, neckte sie ihn und er errötete. Dann trennten sich ihre Wege. Sie ging in Richtung Küche, während er ihr nachsah. Es war wirklich mehr, als verwunderlich. Normalerweise lag es nur Nachkommen aus Adelsgeschlechtern im Blut so mit Waffen umzugehen. Aber sie war doch nur eine Dienstmagd und davor war sie sogar beinahe zu einer richtigen Hure geworden. Wie konnte das also sein? Kopfschüttelnd verschloss er seine Türe hinter sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)