Awakening von abgemeldet (Honor, Family, Love) ================================================================================ Kapitel 2: In Shining Armor --------------------------- Das Aufstehen am nächsten Morgen war schwerer für sie, als sonst. Sie verfluchte sich innerlich dafür, dass sie nicht den Freitod gewählt hatte, als sie es noch gekonnt hatte. Aber für eine Christin gehörte sich so etwas nicht und wurde mit der Hölle bestraft. Zu allen Überfluss war Lord Gilbert des Nachts noch einmal zu ihr gekommen und hatte sie so heftig verdroschen, dass sie nicht mal mehr richtig liegen hatte können. Die Fesseln an ihren Hand- und Fußgelenken fühlten sich schwerer an als am Vorabend, als sie von den Wachen herausgeführt wurde. Der Marktplatz war voll von lärmenden Leuten. Ganz Nottingham musste anwesend sein, um sich das Spektakel anzusehen. Auch die Adligen, die sie gestern noch bedient hatte, waren da. Die Männer, die nach ihr gelechzt hatten und jede Gelegenheit genutzt hatten ihr nachzustellen. Jetzt standen sie auf ihrem Podest und blickten auf sie herab. „Fesseln? Für eine Frau?“, wollte Isabella wissen, als sie sah, wie Alyssa ihnen präsentiert wurde. Das war doch absolut nicht notwendig. „Ihr wisst nicht, wie gerissen Frauen in Not sein können, my Lady.“, entgegnete der Sheriff mit einem Grinsen und rieb sich innerlich schon die Hände. Er liebte Hinrichtungen einfach. Das verzweifelte Gesicht, dass die Verurteilten machten. Der Geruch der Angst, der in der Luft lag. Guy, der neben dem Sheriff platziert war, betrachtete die schöne, junge Frau, die von den groben Händen des Kerkerwärters geführt wurde. Sie hatte heute mehr Blutergüsse als gestern. Gilbert hatte sie wohl nicht sehr zaghaft behandelt, als er gestern noch mal zu ihr gegangen war. Und ihre Schreie hatte niemand gehört. Ihr Gesicht war auf einer Seite vollkommen verfärbt, ihre Lippen aufgeplatzt und sie hinkte etwas. Er wandte den Blick ab von dem Bild, dass sich ihm bot. Was war nur aus der ehrenhaften Ritterlichkeit geworden? Seit wann war es einem Mann erlaubt eine Frau so zuzurichten? Doch trotz ihrer Aussichtslosen Lage schien sie sich nicht zu ängstigen. Als einer der Schaulustigen in ihr Gesicht spuckte, riss sie sich von ihren Bewachern los und sprang auf den Mann, um ihn mit der Kette ihrer Handschellen zu erdrosseln, was ihr gelungen wäre, wenn niemand der Soldaten eingegriffen hätte. „Eins muss man der Kleinen ja lassen. Sie hat einen Sinn für Unterhaltung.“, scherzte der Sheriff und lachte amüsiert. Auch Lord Gilbert und seine widerliche Frau befanden das Ganze offensichtlich als lustig. Endlich hatte man es geschafft sie auf den Galgen zu stellen. „Ich verlange Absolution durch einen Priester!“, forderte sie an die hohen Lords, die sich erst skeptisch berieten. Warum sollte man einer Hure und Verführerin das Paradies anbieten? Wegen genau dem gleichen Frauentyp war man doch im alten Testament aus Eden herausgeschmissen worden. Aber schließlich gaben sie ihrer Forderung statt und ein Priester wurde herausgeholt. „So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen. Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus, die Verdienste der allerseligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen und alles, was du Gutes getan und Böses erlitten hast, sei dir zum Nachlass der Sünden, zur Mehrung der Gnade und zum Lohne des ewigen Lebens, Amen.“, sprach dieser sie von all ihren sündigen Taten frei und segnete sie mit dem Kreuz, dass er mit Weihwasser auf ihre Stirn schrieb. „Nun lasst sie endlich hängen!“, befahl der Sheriff ungeduldig und die Schlinge wurde um ihren Hals gelegt. Ein Leinensack wurde über ihren Kopf gezogen, um ihr Gesicht zu verdecken, bevor ihre Augen durch den Druck des, sich zuziehenden, Seils herausquellen würden. „Und wanderte ich auch im finsteren Tal, so fürchte ich kein Leid...“, murmelte sie vor sich hin und erwartete jeden Moment den alles beendenden Ruck. Die Menge tobte und sie konnte den Sheriff immer noch rufen hören. Doch da erhob sich mit einem Mal eine andere Stimme, als man gerade die Falltüre des Galgens entriegeln wollte. „Wartet!“, stoppte er die ganze Aktion und alle Umstehenden verstummten, selbst der Sheriff. „Gisborne, was soll das werden? Ihr verderbt die wundervolle Hinrichtung.“, beschwerte er sich dann allerdings. Was fiel ihm denn ein?! Wütend knirschte er mit den Zähnen und auch die anderen Nobelmänner und ihre Frauen empfanden dies als Unverschämtheit. „Ich werde sie Euch abkaufen, Lord Gilbert. Egal, welchen Preis Ihr verlangt, ich zahle ihn.“, unterbreitete er dem dicken, flachsblonden Mann ein Angebot, über das er sofort anfing nachzudenken. Das war wirklich nicht zu verachten. „Ich denke, sechshundert Crowns müsste den Ärger, den dieses Weib mir eingebracht hat, wieder gut machen.“, bedachte er und hielt dem Ritter seine schmierige, fette Hand hin. Gisborne schlug mit Entschlossenheit ein und Isabella und auch der Sheriff von Nottingham glaubten kaum, was da gerade passierte. „Woher wollt Ihr so viel Geld nehmen, Gisborne?“, harkte der Sheriff voller Skepsis nach und sein Handlanger blitzte ihn aus seinen eisblauen Augen an. „Das, my Lord, lasst meine Sorge sein.“, entgegnete er höflich. Auch Lady Doreena war nicht einverstanden mit diesem Ergebnis und machte ihrer Empörung lautstark Luft, was ihren Gatten allerdings nicht mehr umstimmte. „Ich werde Euch morgen die Bezahlung überreichen, my Lord.“, gab Guy ihm sein Ehrenwort und stieg dann von dem Podest, um den Galgen hinaufzuklettern. Alyssa, die trotz Leinensack über dem Kopf alles mitbekommen hatte, war den Tränen nahe. Beinahe wäre sie einen qualvollen Tod gestorben, doch in letzter Runde kam er und rettete sie. Er war so was, wie der Ritter in der schimmernden Rüstung, den sie wirklich gebraucht hatte. Nachdem er ihr die Schlinge vom Hals genommen hatte, befreite er sie auch von ihrer Kopfbedeckung und den Fesseln. Sie rieb sich die Handgelenke, die gerötet waren. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und überraschenderweise packte er sie und trug sie hinunter. Sie hielt sich an seinen kräftigen Schultern fest und schloss die Augen, während er sie durch die wütende Menge trug. „Komm, Schwester. Ich möchte, dass du dich um sie kümmerst.“, bat er Isabella, die auch sofort hinter ihm hereilte und ihm einen dankbaren Blick zuwarf. Der Erste seit Jahren. Eine ältere Zofe half ihr beim Waschen. Das heiße Badewasser tat gut auf ihrer geschundenen Haut. Und das Brennen in den offenen Wunden und Schürfungen machte ihr umso mehr klar, dass sie noch einmal mit einem blauen Augen davon gekommen war. Isabella, die ebenfalls im Raum war, betrachtete die etwas jüngere Frau. Sie war wirklich hübsch und bald würden die Verletzungen nur noch eine Erinnerung sein. Was sie sich nur nicht erklären konnte war, warum ihr Bruder ihr geholfen hatte. Er war doch sonst nicht der strahlende Retter und kuschte lieber, wenn der Sheriff es von ihm verlangte. Was war also so besonders an dieser Dienstmagd? „Es ist mir immer noch ein Rätsel, was meinem Bruder geritten hat, dass er so viel für dich bezahlt hat, Alyssa.“, sprach sie ihre Gedanken aus und die Frau sah sie verdutzt an. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Was auch immer es war, ich bin ihm in jeden Fall sehr dankbar, my Lady.“, erwiderte sie und berührte dabei ihre verschandelte Unterlippe. Die Fesseln, die sie all die Jahre getragen hatte, waren damit gesprengt worden. Von draußen drangen auf einmal zornige Männerstimmen in den Raum. Die Frauen erkannten den Sheriff und Gisborne, die sich wohl in einem sehr heftigen Streit befanden. „Ihr habt alles zu Nichte gemacht, Gisborne. Ihr könnt Robin Hood nicht beseitigen und ein paar verwöhnte, adlige Strohköpfe könnt Ihr auch nicht zufrieden stellen. Ihr seid zu Nichts zu gebrauchen.“, tönte der ältere Mann und schnaubte verachtend. Dann donnerte die dunkle Stimme von Guy los. „Wenn Ihr es wünscht, werde ich mich morgen zurück nach Locksley gegeben.“, konterte er, was dem Sheriff scheinbar nicht gefiel. „Das sieht Euch ähnlich. Wenn es schwierig wird, versteckt sich der große Sir Guy of Gisborne in Locksley Manor, dass ihm noch nicht mal wirklich gehört.“, höhnte der Sheriff, wurde allerdings von Guy ignoriert, der einfach so in den Raum eintrat, in dem Alyssa gebadet wurde. „Isabella, wir reiten morgen früh zurück.“, klärte er seine Schwester auf. Die Frauen erhoben sich bei seinem Eintritt. Selbst Alyssa, die vollkommen nackt war, stand auf wackeligen Beinen vor ihm. Einen Moment lang glitt sein Blick über ihren Körper. Das Wasser perlte auf ihrer weißen Haut, die in dem schwachen Kerzenlicht noch feenhafter wirkte, als bei Tageslicht. Als er allerdings bemerkte, was er gerade tat, errötete er ungemein und wandte sein Gesicht zur Seite. Die alte Dienstmagd umwickelte Alyssa sofort mit einem großen Laken und sah sie kopfschüttelnd an. „Kind!“, empörte sie sich über ihr Verhalten und ihr schoss ebenfalls Schamröte in die Wangen. „Sir... Ich wollte mich bedanken. Ihr habt mir das Leben gerettet. Wie kann ich...?“, sprach sie, obwohl man sie nicht dazu aufgefordert hatte. Er musterte sie kurz und versuchte seine Scham wieder unter Kontrolle zu bringen. „Du wirst mitkommen und in Locksley als meine persönliches Dienstmädchen arbeiten. Deine Arbeit wird hart sein und ich will kein Gejammer hören. Wenn ich dir sage, du sollst springen, dann wirst du das gefälligst auch tun, verstanden?“, forderte er von ihr und sie nickte einverstanden. Besser die Zofe eines Ritters, als die einer fetten Frau und ihres noch fetteren Mannes. „Wie Ihr wünscht, Sir.“, meinte sie und verneigte sich, so gut es ging vor ihm. Mit einem abschätzenden Blick verließ er den Raum. Isabella folgte ihm. „Guy, was hast du nun mit ihr vor? Sag nicht, du willst sie...“, befürchtete sie, dass ihr großer Bruder das Mädchen für seine Bedürfnisse ausnutzen könnte. Er blieb stehen und wandte sich ihr zu. „Ich habe ein halbes Vermögen für sie bezahlt, Schwester. Ich werde sie dafür arbeiten lassen, dass ich ihr ein neues Leben geschenkt habe.“, versicherte er ihr bloß und ließ sie dann auf den düsteren Gang stehen. Sie ritten schon früh los, das Toben des Sheriffs in ihren Rücken. Von der kleinen, rotbraunen Stute von Guys Schwester aus konnte sie den Ritter nur von hinten sehen. Ihr war gesagt worden, sie müsse hinter Isabella auf dem Pferd reiten, was ihr nicht sonderlich viel ausmachte. Besser als neben herlaufen zu müssen. Vor allem, weil sie sich ständig im Galopp befanden, um schneller voranzukommen. Sir Guy of Gisborne selbst saß auf einen stattlichen schwarzen Hengst mit Hufe, so groß wie Teller, und einem Temperament wie das atlantische Meer bei einem Sturm. Pferd und Reiter schienen miteinander verschmolzen und glichen sich gegenseitig aus. Er, der ruhige und vorrausschauende Krieger, und sein Pferd, ein Pfeil, dessen Bogen bis zum zerreißen gespannt war. Sie musste zugeben, dass die tratschenden Küchenmädchen in Nottingham Castle Recht gehabt hatten mit ihrem Gerede. Er war ein Mann, dem so gut wie jede Frau verfallen konnte. Dunkles, etwas lockiges Haar, strahlende blaue Augen und das gewisse Etwas, dass einen Kämpfer ausmachte. Markante Züge und eine gebieterische Art, die schon für sich sprach. Schnell schlug sie sich das aus dem Kopf. Sie konnte den Männern nicht mehr trauen. Die wollten doch alle nur das eine. Bei ihrer Ankunft in Locksley wurde sie misstrauisch von den Leuten in dem, eigentlich ziemlich großen, Dorf beäugt. Sie schienen nicht oft neue Gesichter zusehen. Und auch in dem Manor wurde sie enttäuscht. Es war bei Weitem nicht so prachtvoll wie Nottingham Castle oder Lord Gilberts Burg in Norwich, sondern glich eher einem zu groß geratenen Bauernhaus. Es gab auch nur zwei Mägde, beide wesentlich älter als Alyssa, einen Rittmeister und seinen Stallburschen, die sich um ein Dutzend Pferde kümmerten, einen Ausbilder für die Jagdhunde, die sich in ihrem Zwinger kaum rührten, und zwei Köche. Sie hatte sich das alles etwas anderes vorgestellt. Aber gut, solange sie hier in Sicherheit war, war sie durchaus zufrieden zu stellen. Eine Woche verging und Alyssa musste wirklich hart arbeiten, während sich Guy ihr gegenüber ziemlich abweisend gab. Er redete nur das Nötigste mit ihr und vermied es, ihr in die Augen zu sehen. Sie konnte sich nicht mal erklären, warum das so war. Nie hatte sie ihm etwas getan oder etwas Falsches gesagt. Aber er gab ihr alles was sie brauchte. Einen Platz zum schlafen, sogar ein eigenes kleines Zimmer, essen und vernünftige Kleidung, die nicht von Motten zerfressen war. Auch Isabella war sehr zuvorkommend. Diesen Morgen ging sie in Guys Zimmer, um sein Bett zu machen. Sie war gerade zur Tür hineingekommen, da hätte sie beinahe die frischen Laken fallen lassen. Sie hatte sich so vor ihm erschreckt, dass ihr die Luft für einige Augenblicke wegblieb. Was machte er denn noch hier? Eigentlich hatte er schon früh nach Nottingham reiten wollen. Doch nun saß er einfach an seinem Tisch und beachtete sie überhaupt nicht. Vorsichtig schritt sie durch den Raum. Er sah sehr grüblerisch aus, wie für gewöhnlich immer. Seine Stirn war in Falten gelegt und seine Hände vor dem Kinn verschränkt. „Geht es Euch nicht gut, Sir? Ihr seht so bedrückt aus.“, traute sie sich zu fragen und erwartete eigentlich einen Tadel dafür, dass sie ihn so unverfroren ansprach. Aber nichts von allem passierte, stattdessen schien sie ihn wachgerüttelt zu haben. „Es ist nichts... Ich denke nur gerade über etwas nach.“, erklärte er ihr und sah ihr zu, wie sie seine Bettdecke und das Kissen wechselte und ordentlich zusammenlegte. „Scheinen traurige Gedanken zu sein.“, stellte sie fest und konzentrierte sich aber eigentlich mehr auf ihre Arbeit. Seine Augen verfolgten sie. Sie hatte wirklich Nerven. Eine Dienstmagd spielte seinen Seelenheiler. „Was fällt dir ein?!“, platzte es auf einmal zornig aus ihm heraus und er erhob sich. Sie zuckte zusammen und erwartete einen Schlag, aber er wurde wieder sanfter. „Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Angst machen.“, entschuldigte er sich und setzte sich wieder, was sie sofort entspannte. Nachdem sie ihre Arbeit beendet hatte, trat sie vor ihn. „Wenn Ihr wollt, Sir, wäre es mir eine Ehre Eure Stimmung zu heben.“, bot sie ihm an und kam noch etwas näher. Seine Vorstellungen kreisten natürlich nur darum, dass sie damit meinte, sie würde ihm ihren Körper geben. Was sollte eine Frau ihm sonst anbieten können, um ihn glücklich zu machen? Jedoch setzte sie sich dreist ihm gegenüber und lehnte sich etwas vor. Sie lächelte, als sie sein verwirrtes Gesicht bemerkte. „Was wird das? Ich dachte, du...“, stammelte er und sie lachte amüsiert. „Das ich Euch verführe, Sir Guy of Gisborne? Wie es für eine Hure üblich ist? Ich bin noch Jungfrau, Sir, aber, wenn es das ist, was Ihr wollt...“, harkte sie interessiert nach und ihre Hand legte sich auf sein Knie. Sie spürte Leder unter ihren Fingern und fuhr langsam etwas höher, doch er wies sie sachte ab. „Nein.“, entgegnete er und sie räusperte sich. „Wenn ich eins in meiner Zeit im Bordell von den Huren lernen konnte, dann ist es, dass Männer glücklich sind, wenn sie reden können. Erzählt mir etwas, Sir.“, forderte sie ihn auf und er starrte sie ungläubig an. Wie sollte ihn das aufheitern? Er zögerte, dass sah sie genau, und sie erhob sich, um ihn wieder allein zu lassen. Da rief er sie zurück. „Warte... Hattest du schon mal einen Traum, der immer wiederkehrte? Einen schrecklichen Alptraum?“, wollte er von ihr wissen und sie überlegte. Eine komische Frage. „Mein vorheriges Leben war einer.“, bedachte sie witzelnd. „Nein, ich meine es ernst.“, bekräftigte er und sie dachte erneut nach, zerbrach sich allerdings nur unnötig den Kopf. „Keinen Alptraum... Eher so etwas, wie eine schöne Erinnerung. Ein Fluss, der sich durch einen Hain schlängelt. Musik, die im Hintergrund spielt, und lachende Menschen, die etwas feiern... Aber einen solchen Ort habe ich noch nie besucht. Bevor ich nach England kam, lebte ich meine ganze Kindheit in Caen.“, berichtete sie ihm und er schien etwas enttäuscht. So als ob er gehofft hatte, sie könnte ihm bei irgendetwas weiterhelfen. „Warum fragt Ihr mich das, Sir?“, erkundigte sie sich und legte den Kopf schräg, wodurch ihre Locken hin und her wackelten. „Ich war nur neugierig.“, winkte er ab und sie erhob sich, um nun den Raum zu verlassen. Gerade war sie an der Türe angekommen, da rief er sie ein zweites Mal zurück. „Ich habe Träume, Alyssa, in denen Dämonen zu mir kommen und sich in meinem Gehirn festkrallen. Sie verursachen mir unendlichen Schmerz.“, offenbarte er ihr und schluckte. Das war so, seit seine geliebte Marian nicht mehr bei ihm war. Es war wie ein Fluch. Die blauen, großen Augen seines Dienstmädchens sahen ihn an und schimmerten voll Besorgnis. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und wirkte geknickt. „Warum sind Dämonen in Euren Kopf?“, stellte sie ihm eine Frage, die er ihr nach einem kurzen Schweigen beantwortete. „Das ist meine Strafe dafür, dass ich ein böser Mensch bin.“, machte er ihr klar und stützte sich mit einer Hand an der Wand fest, während die andere an seine Stirn wanderte, so als ob er Kopfschmerzen hätte. Da merkte er mit einem Mal, dass sie genau neben ihm stand. Behutsam nahm sie seine freie Hand in ihre zierlichen Hände und lächelte ihn zuversichtlich an. „Nicht der Mensch ist böse, sondern seine Taten, Sir. Ihr habt mich vor dem sicheren Tod bewahrt... Das beweist doch, dass etwas Gutes in Euch stecken muss. Ein schlechter Mensch hätte mich meinem Schicksal überlassen.“, gab sie ihm zu bedenken und küsste dann sanft seinen Handrücken. „Du kannst jetzt gehen, Alyssa.“, murmelte er und sie verließ ihn. Doch, was er dabehielt war die Nachdenklichkeit. Was sie gesagt hatte, konnte unmöglich auf ihn zutreffen. Er war ein Mörder. Er beutete die Dorfbewohner für den Sheriff aus und verbrannte notfalls auch ihre Häuser oder entführte ihre Kinder. Was daran war gut? Und obwohl er nun weniger schlau war, als vorher, fühlte er sich erleichterter. Reden machte einen Mann wohl doch glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)