The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 62: Fall und Zufall (Sai, Sakura) ----------------------------------------- ~ „Hallo. Ist Sakura Haruno hier? Ich bin ein Freund von ihr“ Lee starrte in ein unheimlich lächelndes Pokerface. Der Junge vor ihm war blass, sehr blass. Er hatte kurze, schwarze Haare, eng anliegende, dunkle Kleidung und er hielt einen kleinen Strauß Schnittblumen in der Hand, was auf den ersten Blick angemessen schien. Das Irritierende an ihm war dieses stille Lächeln in seinem Gesicht, das- egal aus welchem Blickwinkel man es auch betrachtete- einfach nicht zu den Umständen passen wollte. „Uhm-... ja also-... arbeiten sie für die Polizei oder für die Presse?", Lee beäugte ihn skeptisch, ganz wohl war ihm mit der Sache nicht. "Wissen sie... Befragungen sollten wirklich noch warten bis sie stabiler ist...“ Das Lächeln des fremden Jungen wurde etwas breiter, er öffnete seine Augen nur einen schmalen Schlitz weit, so dass schwarze Pupillen zum Vorschein kamen. „Nein“, sagte er höflich und merkwürdig akzentuiert, „Von der Polizei bin ich nicht.“ „Hm. Ja gut, also...“, Lee zögerte immer noch, „Wenn sie, uh, ein Freund sind? Ich bin sicher, sie wird froh sein, wenn sie nicht allein ist...“ „Sehr freundlich, danke.“, und damit hatte sich der Besucher schon an seiner Schulter vorbei geschoben. ~ Mit teilnahmslosem Gesicht, endlich befreit von Schmutz und letzten Blutspuren aber dafür mit erschreckend bleicher Haut lag Sakura im Bett und starrte zur weißen Zimmerdecke. Frische Tränenspuren zogen sich von den Augenwinkeln über die Wangen. Dicke Verbände umhüllten Finger an beiden Händen, ihre Haare waren aufgefärchert auf dem Kissen, ein wenig gekämmt aber immer noch hoffnungslos strähnig. Sie schien in Gedanken weit weg zu sein. Irgendwo, verloren in den Ereignissen der letzten Nacht... vielleicht auch der letzten Tage, Wochen, Monate... Durch den Vorhang schob sich Sai ins Zimmer. Er bewegte sich lautlos, auf einmal war er da, stand dicht neben dem Bett und sah einfach auf sie herunter. Sie reagierte nicht gleich, aber sehr bald spürte sie die Präsenz neben sich. Zu dem langsam schneller werdenden Herzschlag, der in großen Ziffern auf dem Bildschirm neben ihr blinkte, wandte sie langsam die weiten Augen von dem Blick geradeaus zu ihrer Seite hinüber. Sie sagte kein Wort. Sie konnte auch keinen Muskel bewegen, stattdessen änderte sich ihr Blick von müder Verwirrung langsam in blanken Schrecken. Die Zahlen auf dem Bildschirm überschlugen sich, die Hände auf ihrer Bettdecke begannen zu zittern. Erst leise und kaum sichtbar, dann breitete sich der Horror aus, ihr ganzer Körper begann unwillkürlich zu zucken, ihr Atem wurde rasch und flach, sie brachte keinen Laut aus ihrer Kehle. Sai legte leicht und mahnend seinen Zeigefinger auf die Lippen. "Gute Besserung, Sakura-chan", raunte er, "Schön, dich wieder zu sehen. Ich hab dir Blumen mitgebracht, schau. Freust du dich?" Sie lag stocksteif da, keuchend, zitternd, den Blick entsetzt und ungläubig auf ihn gerichtet. "Deine Körpersprache lässt mich darauf schließen, dass du überrascht bist.", erklärte er bedauernd, "Dabei gibt es doch keinen Grund dafür, oder? Schließlich haben wir uns ja schon kennen gelernt..." "I-... ich hab dich erst einmal gesehen", brachte sie hervor, flüsternd, brüchig, "D-... du-... was-... warum-...?" Mit perfekt einstudiertem Lächeln legte er seinen Kopf schief. „Nur keine Aufregung!", beruhigte er, "Ich bin natürlich hier, damit du dich besser fühlst. Freunde machen das so. Sie bringen Blumen ins Krankenhaus, nicht wahr? Außerdem habe ich in einem Manga gelesen, dass sie sich Apfelstücke schneiden. Ich habe extra ein Messer mitgebracht... Magst du Apfelstücke, Sakura-chan?“ Sie starrte ihn an, gab am ganzen Körper zitternd kleine, panische Geräusche von sich, in ihren Augen wallten neue Tränen auf. Mit einem Ruck wurde nur einen Sekundenbruchteil später der Vorhang zurück gezogen und Lee kam dahinter zum Vorschein, sein unerschütterlich positives Strahlen im Gesicht: „Frühstüüüück! Na, wollt ihr Beiden was trinken? Ähm, ich kann mir schon denken dass du keinen Hunger hast, Sakura, deshalb hab ich dir einen Smoothie mitgebracht-... Ich hab immer welche im Rucksack, aber ich brauch sie nicht immer, weil ich jetzt diese super speziellen selbstgemixten Fitness- Drinks habe, jedenfalls- dadurch musst du nichts essen, aber wenn du dich wenigstens zu ein paar kleinen Schlucken überwinden könntest, wird das deinem Körper gut tun. Da sind alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe drin die er braucht um neue Kraft aufzubauen...“ Sie starrte ihn an, die Augen gehetzt und voller hilfloser Tränen und brachte kein einziges Wort heraus. "Ähm... okay, ich stell das Tablett einfach hier ab, ja?" Der Mann mit der Topffrisur lächelte versichernd, bemerkte dann aber auch die seltsame Stimmung und stutzte. „Ist... äh... alles in Ordnung bei euch?“ „Aber natürlich“, erwiderte Sai, sein Lächeln undurchschaubar und fuchsartig, „Alles ist in bester Ordnung. Wir machen nur Smalltalk. Das ist eine Kommunikationsform zur Festigung sozialer Bindungen.“ „Oh... Äh... Na dann ist ja gut“, Lee schüttelte die Unsicherheit ab und nickte zufrieden, „Wenn irgendwas ist, einfach klingeln, okay?“ Den Vorhang schloss er hinter sich betont vorsichtig wieder. "W-... wer bist du wirklich?", brachte Sakura wispernd zwischen hektischen, kurzen Atemzügen hervor, als sie wieder allein waren, "Warum bist du hier? Wer hat dir gesagt was passiert ist? Woher weißt du, dass ich hier bin? W-... was-...?!" "Schh..." Nur ganz leicht beugte Sai sich vor um ihr ins Ohr zu flüstern: „Wenn ich dir alles verraten würde, müsste ich dich töten, Dummerchen. Und das wollen wir doch nicht.“ Er stellte seine Blumen kurzerhand in ein Wasserglas auf dem Nachttisch, zog sich einen Stuhl heran und nahm Platz, um seelenruhig seine Utensilien auszupacken. "Bitte, sei einfach ganz entspannt.", riet er ihr zuvorkommend, "Lass dich nicht von meiner Anwesenheit stören. Ich hege wirklich nicht den Wunsch, dir zu schaden. Im Gegenteil. Außerdem... ist das doch eine gute Gelegenheit für uns, um uns näher kennen zu lernen?" Er hatte Zeichenblock und Feder hervorgeholt, die Beine locker überschlagen und wischte nun leicht mit dem Handrücken über das weiße Blatt. "Für den Anfang sollten wir Themen wie gesundheitliche Probleme und außergewöhnliche Hobbies noch etwas zurück stellen-... am ratsamsten ist Konversation über Alltägliches-... vielleicht möchtest du einfach eine Kleinigkeit von dir erzählen? Aus deinem Leben... zum Beispiel...", Seine Augen öffneten sich, das Lächeln flackerte, erstarb um einer fokussierten Ernsthaftigkeit Platz zu machen. "Wie der Mann genau aussah, der dich gestern verfolgt hat. Er hatte eine Sense... mit drei roten Klingen vielleicht?" ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)