The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 33: Freiwild (Hidan, Sakura) ------------------------------------ ~ Mit hässlichem Schleifen schlug eine blutrote Sense Funken auf dunklem Asphalt. Das Geräusch hallte stille Straßen hinunter. Keiner der Anwohner wagte einen Blick hinaus. Die Fenster und Vorhänge blieben dicht geschlossen. Keine Tür öffnete sich, wenn schmale Fäuste dagegen trommelten. Der Tritt schwerer Stiefel, das Rasseln der Kette an dem wuchtigen Mordinstrument hatte etwas Endgültiges. Wie das Ablaufen eines Countdowns. Wieviel Zeit noch blieb war nicht zu ahnen- vielleicht zehn Minuten, vielleicht nur noch sechzig Sekunden bis das Schicksal zuschlug. Die junge Frau- sie war fast noch ein Mädchen- beschleunigte keuchend ihren Schritt. Immer wieder sah sie sich über die Schulter hinweg um. Es war dunkel inzwischen, nicht alle Straßenlaternen funktionierten in diesem Viertel, und diejenigen die es taten spuckten fahle Pfützen Licht vor sich hin, die weder hilfreich noch tröstlich waren. Weiße Absatzschuhe klackerten in hastigem Tempo. Schon wieder knickte sie auf der unebenen Straße um, rappelte sich auf, klammerte die Finger um ihre Handtasche und lief weiter. Sie versuchte, von der Straße herunter zu kommen. Irgendein Hauseingang, irgendein Versteck in das sie sich hinein ducken konnte, in dem sie vielleicht sicher war-... wieder das spitze, kreischende Schleifen von Metall, das sie zum entsetzten Aufschrei brachte. Als sie sich dieses Mal umdrehte, trat er hinter ihr in die Mitte der Straße, zwischen die Lichtkegel. Er war riesig. Ein Schrank von einem Mann, die Sense maß gut zwei Meter. Er nahm sie von einer Hand in die andere und schwang sie nach hinten. Sakura schrie weinend auf. „Geh weg“, schluchzte sie, „Lass mich in Ruhe!“ Von Gullideckeln kroch weißer Dampf über den Boden, kräuselte sich um seine schwarzen Stiefel. „Oh Gott“, Sakura schlug noch gegen eine weitere Tür, drückte fieberhaft auf alle Klingelknöpfe, die sie mit ihren zitternden Fingern fand, „Hilfe-... hilf mir doch jemand...!“ Die Sense schlug Funken. Ein Schleifen über den Asphalt, ein Messerwetzen fürs Schlachtfest. „Oh Gott, bitte nicht!“, schluchzte sie. Ihr Stolpern nach vorn war halbblind vor Tränen, ihre Beine funktionierten kaum noch, so sehr zitterte sie. „Nein!“, in einem letzten Spurt warf sie sich blind nach vorn, zur nächsten Tür, „Tu mir nichts! Tu mir nichts!“ Eine Klinke gab nach. Sie fiel durch den Eingang ins Innere eines Hauses. Eine mechanische Glocke kündigte mit weichem Gong Kundschaft an. Auf allen vieren kroch sie hastig vorwärts bis sie eine senkrechte Holzplatte spürte, kauerte sich dort zu einem kleinen Bündel Angst zusammen, kniff die Augen zu und schluchzte, zitterte einfach nur. Es geschah nichts mehr. Niemand kam ihr nach. Die Glocke blieb stumm. Es zersplitterte kein Glas, keine Sense sirrte durch die Luft. Stattdessen war es angenehm warm. Nach ein paar Momenten bemerkte sie gedämpftes, rötliches Licht über schwarzen Regalen und verdunkelten Scheiben. Aus unsichtbaren Lautsprechern klang Smooth Jazz. Und als sie blinzelte, war über ihr das bemerkenswert bleiche Gesicht eines jungen Mannes mit ausdrucksloser Miene und kurzem, schwarzem Haar. Genau wie sie schien er nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte. In der einen Hand hielt er ein Buch über Benimmregeln und anstatt sie anzusprechen blätterte er eine Seite um, las etwas nach, wandte sich erst danach wieder ihr zu und räusperte sich. „Suchen sie etwas Bestimmtes?“, fragte er in besonders höflichem Ton. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)